Weihnachtskummer von Phase (EnricoxOliver [7 Kapitel]) ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Oliver stand in der Küche und hing seinen ganz eigenen Gedanken nach. Da er sehr gerne und viel kochte und es in seiner Heimat ein Weihnachtsbrauch war, an Heiligabend ein mehrstündiges Festessen abzuhalten, war er gerne dazu bereit, diese Arbeit zu übernehmen. In den vergangenen Tagen hatte er außerdem schon vieles vorbereitet, sodass sich seine Aufgaben am heutigen Abend in Grenzen hielten und er aktuell hauptsächlich damit beschäftigt war, ein paar Filets und Gemüsestückchen anzubraten. Nebenbei dachte er über seine gescheiterte Beziehung mit Enrico nach. In den letzten Wochen hatte er alles erfolgreich verdrängt, doch als Enrico plötzlich wieder vor ihm gestanden hatte, mit diesem blöden Mädchen in seinen Arm und ihn etwas verlegen angegrinst hatte, war alles wieder hochgekommen. Zusätzlich zu seinem Kummer und der Wut war außerdem dieser unbeschreibliche Schmerz getreten, dass Enrico so schnell einen Ersatz für ihn gefunden und an sich auch keine Sekunde gezögert hatte, sich sofort eine neue Freundin zu suchen. Er presste seine Lippen aufeinander und versuchte an etwas anderes zu denken. Dass sie überhaupt zusammen gekommen waren, war ihm nach wie vor ein Rätsel. Oliver stand nicht generell auf Männer – aber er war Enrico verfallen und er hatte seine Nähe immer sehr genossen. Er liebte ihn immer noch, aber die Trennung war für ihn die einzige Alternative gewesen. Und das machte das Ganze umso schmerzhafter. Ihre Beziehung hatte 16 Monate gedauert und Oliver hätte gelogen, wenn er behauptet hätte, dass Enrico ihn nicht glücklich gemacht hätte. Aber dann kamen die Zweifel. Während Oliver sich nichts sehnlicher gewünscht hatte, als dass sie die Beziehung endlich öffentlich machten, ließ sich Enrico immer häufiger von Paparazzi mit irgendwelchen Mädchen erwischen, sei es beim Spazierengehen im Park, beim Eis essen oder am Strand. Und mit jedem Foto fragte sich Oliver, ob nicht eigentlich er derjenige an Enricos Seite sein sollte. Er sollte derjenige sein, mit dem Enrico ausging und er sollte derjenige sein, den er auf den Fotos im Arm hielt. Nach 16 Monaten in einer Beziehung war es ja auch nicht unbedingt so, als wäre nichts zwischen ihnen gelaufen und Oliver hatte immer das Gefühl, dass das zwischen ihnen wirklich Zukunft hatte. Bis zu dem Punkt, als er Enrico mit seinem Wunsch konfrontiert hatte, ihre Beziehung doch endlich offiziell zu machen. Er war es Leid, alles immer geheim zu halten und er war es Leid, Enrico dabei zu zusehen, wie er immer wieder verschiedene Mädchen vorschob und sie in der Presse als seine womöglich neue Freundinnen präsentierte. Es war für ihn in Ordnung, wenn er flirtete – dagegen hatte er nichts. Es lag einfach in Enricos Art, wie es auch in seiner lag, dass er sich für Kunst und Kultur begeistern konnte. Aber dass Enrico grundsätzlich irgendwelche Mädchen vorschob, um bloß nicht den Verdacht zu erwecken, dass er eine feste Beziehung hatte, verletzte ihn und er fragte sich weit mehr als ein Mal, warum er Enrico zwar fürs Bett, aber nicht für die Öffentlichkeit genügte. Der Streit zwischen ihnen war heftig gewesen und sie hatten sich einige Dinge gegen den Kopf geworfen, die vermutlich gar nicht so gemeint waren – aber das machte die Sache nicht vergessen. Und Oliver war auch nicht bereit dazu, zu verzeihen. Er hatte sich wirklich Hoffnungen gemacht, was ihre Beziehung anging. Enrico hingegen hatte schon wieder eine neue Beziehung, es hatte sich gar nichts geändert. Was hatte Oliver nur dazu gebracht zu glauben, dass er es sich vielleicht noch einmal überlegen würde? Dass er über seine Worte nachdenken würde? Ja, er gab zu, dass er sich nach ihrer Auseinandersetzung nichts sehnlicher gewünscht hätte, als dass Enrico sich öffentlich entschuldigte und zugab, dass da Liebe zwischen ihnen stand. Aber er hatte es nicht getan. Stattdessen machte er mit seinem Leben weiter wie bisher und Oliver erschien es fast so, dass ihm die 16 Monate, die hinter ihnen lagen, rein gar nichts bedeuteten. Und das schmerzte. Jetzt saß er hier fest wegen dieser dämlichen Weihnachtsfeier und war dazu gezwungen Enrico und seine neue Freundin zu erdulden und dabei zu tun, als wäre es ihm egal. Ob Enrico wieder nur Spielchen spielte? Oder war es ihm mit diesem Mädchen ernst? Er wollte gar nicht darüber nachdenken. Ein Räuspern aus Richtung Tür ließ ihn erschrocken zusammen zucken. Dort stand Enrico und Oliver hasste sich dafür, dass sein Herz so furchtbar zu rasen anfing, als er ihn sah. Nach wie vor konnte er nichts dagegen machen, dass er ihn eben doch noch liebte – auch wenn es sehr schwer war, sich das einzugestehen. Aber mindestens genauso sehr erfüllte ihn der Anblick des Italieners mit Trauer und Schmerz. Er bemühte sich ruhig zu bleiben: „Was gibt es?“ Es war seltsam nach ihrer Trennung nun gezwungenermaßen wieder mit Enrico zu sprechen und möglichst so zu tun, als wäre nie etwas zwischen ihnen gewesen. Seinem Gegenüber schien es ähnlich zu gehen und er zögerte einen Augenblick. „Ich habe eben-...“, er brach ab, wandte den Blick zur Seite und ertrug es allem Anschein nach nicht, ihm in die Augen zu sehen, „Angelina ist Vegetarierin. Ich wusste das nicht, sonst hätte ich eher Bescheid gegeben. Wir kennen uns noch nicht so lange.“ Allem Anschein nach erwartete Enrico irgendeine Reaktion von ihm, doch Oliver zuckte nur mit den Schultern und meinte lediglich: „In Ordnung.“ Dabei war nichts in Ordnung. So etwas so kurzfristig zu erfahren, war in Olivers Augen eine Zumutung, denn das hieß, dass er sich noch um mindestens zwei zusätzliche, vegetarische Gerichte bemühen musste – aus den Zutaten die er vor Ort hatte und die hoffentlich dafür auch noch reichen würden. Natürlich hätte es ihm auch reichlich egal sein können, ob diese Angelina etwas zu essen bekam oder nicht. Immerhin war er erst sehr kurzfristig über ihre Essgewohnheiten informiert worden. Auf der anderen Seite würde er sich damit zum Buhmann machen und jeder der Anwesenden würde es als Reaktion auf seine Trennung von Enrico sehen. Und das konnte er schlecht zulassen. Enrico öffnete den Mund und schien noch irgendetwas sagen zu wollen, hielt dann jedoch inne und verließ den Raum. Kurze Zeit sah Oliver ihm hinterher, ehe er sich auf den Boden setzte und in sich zusammen sackte. Ob Enrico ihm das zum Spaß antat? So oder so verwarf er seinen Gedanken, dem Mädchen irgendetwas Schreckliches zu kochen sofort wieder und er entschied sich dazu, dieser Angelina das beste Gericht ihres Lebens vorzusetzen – damit sie sah, dass sie Enrico niemals das bieten können würde, was er tat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)