Lovestoned von Sunset- (SasuNaru/NaruSasu - NaruSaku) ================================================================================ Kapitel 1: Lost in Wonderland. ------------------------------ » Es gibt Zeiten, die einem so dunkel erscheinen, dass man droht blind zu werden. Doch manchmal, da trifft man einen Sonnenstrahl in der tiefen Finsternis dieses irrwitzigen Lebens … und manchmal, da verliert man ihn dort auch wieder. « „Würstchen und Kartoffelsalat.“ Ich warf meiner Verlobten einen schelmischen Blick zu und ließ mich auf das beige Sofa fallen, die Arme hinter meinem Kopf verschränkt und ein zufriedenes Lächeln im Gesicht.  „Du hast was?!“ Die 23-jährige Frau schreckte augenblicklich von ihrem Liebesroman hoch und schaute mich entgeistert an. Ihre pinken Haare flatterten dabei wild durch die sommerliche Brise, die durch ein geöffnetes Fenster in das kleine Haus drang.  „Naruto, sag mir bitte nicht, dass du ernsthaft Würstchen und Kartoffelsalat für unsere Hochzeit bestellt hast!“ Ihre Faust ballte sich knackend und ihr Blick traf mich so bedrohlich, dass ich schon beinahe wieder vergessen hatte, dass ich damit eigentlich nur einen kleinen Witz machen wollte.  „Hey, Schatz, beruhig dich, das war doch nur ein Scherz“, wedelte ich mit nervöser Gestik vor ihrer Nase umher und zwang mir ein schiefes Grinsen ins Gesicht. „Natürlich habe ich die Fischplatten bestellt, was denkst du von mir?“ Ich versuchte etwas beleidigt auszusehen, um sie damit ein wenig zu beschwichtigen, doch ich erzeugte bei ihr nur ein Heben der Augenbraue und das zögerliche Senken ihrer geballten Faust.  „Das war überhaupt nicht witzig! Du kannst deiner Verlobten so kurz vor der Hochzeit doch nicht so einen Scherz unterjubeln! Mein Herz ist fast stehengeblieben!“ Als würde sie damit ihre Worte unterstreichen wollen, fasste sie sich dabei an ihre linke Brust und atmete hörbar ein und aus, während sie sich wieder geschafft in die Couch fallen ließ.  „Ach, Sakura-chan, du kennst mich doch. Ich könnte dir nie entgegenstehen.“  Es war ein jämmerlicher Versuch mich mit diesen ironischen Worten bei ihr einzuschleimen. Allerdings bedachte sie mich lediglich mit einem verzogenen Schmollmund und zusammengezogenen Augenbrauen, was an sich aber schon Wirkung gezeigt hatte, denn normalerweise hätte sie mir sicherlich eine gescheuert.  Gescheuert … ja, sie schlug mich fast schon regelmäßig, aber das war bisher nie wirklich ernst gemeint und nichts weiter als ihre persönliche Art und Weise der Erziehung. Sie war nun einmal ein sehr impulsiver Mensch. Doch in letzter Zeit schien sie aufgrund unserer gemeinsamen bevorstehenden Hochzeit so sehr gestresst zu sein, dass sie sogar keine Kraft mehr dazu fand, ihre „primitive Methode der Männererziehung“ durchzuführen. Aber ich beschwerte mich lieber nicht, sonst fand sie ihren roten Faden doch noch wieder.  „Natürlich nicht, du Schleimer.“ Sakura warf mir ein ergebenes Schmunzeln zu, was in ihrem Fall eine Art der Entschuldigung dafür sein sollte, dass sie  - wie so oft in letzter Zeit – wieder einmal überreagiert hatte.  Ich hingegen grinste sie wissend an und rutschte näher an sie heran, um ihr gleich darauf einen Arm um die Hüften zu schlingen und sie zu mir zu ziehen.  „Schon okay. Ich weiß ja, dass die Hochzeitsplanung und so dich etwas stresst.“ Ich strich ihr sachte durch die pinken, etwas zerzausten Haare und gab ihr einen kurzen Kuss auf die selbigen. „Aber ich kann dir dabei wirklich helfen, du musst das nicht alles allein machen.“  „Nein, ich habe dir doch gesagt, dass das für mich und meine Eltern eine Art Tradition ist – die Frau ist für die Hochzeitsplanung verantwortlich.“ Sie war so stur, dass es mich eigentlich beeindrucken sollte, wenn es mich nicht so nerven würde. Ich konnte den Hang zu ihrer Tradition zwar nach einiger Zeit akzeptieren, aber ich war einfach nicht der Mensch dafür, der anderen seine Arbeit aufhalste und einfach dabei zusah. Auch, wenn sie mich mehrmals darum gebeten hatte.  „Außerdem mache ich das auch nicht allein. Meine Mum hilft mir  und Ino und Hinata sind mir auch große Hilfen, also mach dir bitte keinen Kopf darum.“  Ich seufzte tief, während ich meinen Kopf ein Stück in den Nacken legte, um meine Missgunst zu verdeutlichen. Allerdings ignorierte Sakura das gekonnt. Sie war ein echter Sturkopf.  „Na gut, aber falls du doch etwas Hilfe benötigst, dann...“ „...dann frage ich Ino oder Hinata“, unterbrach und beendete sie meinen Satz und bedachte mich mit einem Blick, der deutlich machen sollte, dass diese Diskussion für sie beendet war. „Sorge du lieber dafür, dass du die Ringe rechtzeitig abholst und nicht wieder verlierst, denn dann – und das ist ein Versprechen – werde ich dich wirklich umbringen.“  „Wirst du mir das jetzt auf ewig vorhalten? Ich hatte die Ringe nicht verloren, die wurden mir gestohlen!“ Ich richtete mich ein Stück auf und fuchtelte, mich selbst verteidigend, mit den Armen in der Luft herum.  „Gestohlen, natürlich. Jemand ist in dein Apartment eingebrochen, zu deinem abgeschlossenen Nachttisch gestiefelt und hat die Hochzeitsringe mitgehen lassen, hat alles andere Kostbare aber einfach da gelassen. Ja, Naruto, das macht wirklich Sinn.“ Ich biss mir säuerlich und auch etwas beleidigt auf die Unterlippe, da sie irgendwie schon recht hatte. Ich meine, welcher zukünftige Bräutigam verlor ein paar Tage vor der Hochzeit denn bitte die Ringe?  Ich war ein ziemlich unzuverlässiger und schusseliger Mensch, das wusste ich schon seit meiner Geburt - selbst da bin ich zwei Wochen zu spät gekommen -, aber als ich die Ringe plötzlich nicht mehr wiedergefunden hatte, war es der erste Moment, in dem ich meine Trotteligkeit wahrlich bereut hatte. Sakura war wirklich vor einem halben Nervenzusammenbruch gewesen.  „Ich bin mir aber sicher, dass die in dem Nachtschrank waren, echt jetzt!“, ergänzte ich trotzig, erkannte aber schnell, dass weiterdiskutieren nichts mehr brachte und schloss meinen Mund daher wieder.  „Wenigstens warst du ehrlich zu mir und standest zu deiner Schusseligkeit.“ Sakura beugte sich mit einem Seufzen zu mir hinüber. „Das hätte nämlich nicht jeder getan.“ Sie hielt kurz vor meinen Lippen inne, nur um sie wenig später mit meinen zu versiegeln.   Es dauerte nicht lange und ich erwiderte diesen selten schönen Kuss und genoss ihn so gut ich konnte, denn in letzter Zeit kam es immer seltener vor, dass wir beide Zeit für Zweisamkeiten fanden.  Entweder war Sakura durch die Planung gestresst, ich durch meine Arbeit völlig lustlos, oder wir stritten uns mal wieder wegen den kleinsten Kleinigkeiten. Dass dabei auch für intimere Angelegenheiten keine Zeit mehr blieb war abzusehen.  Ich schob diese Strapazen auf die bevorstehende Hochzeit. Schließlich war es doch völlig normal, dass kurz vor der großen Entscheidung etwas Flaute herrschte und die Gefühle ins Wanken gerieten, oder?  War es nicht normal, dass man an ihnen anfing zu zweifeln und sie hinterfragte?  Das tat doch jeder. Oder? „Ich liebe dich, Naruto.“  …doch trotzdem konnte ich solche Kleinigkeiten einfach nicht mehr erwidern. ~*~*~ Es regnete in Strömen, als ich einige Tage darauf am späten Abend vor der Wohnungstür meines besten Freundes und seiner festen Freundin ankam.  Ich schüttelte mich, um das ekelige Nässegefühl abzuschütteln und wuschelte mir kurz durch die vom Regen feuchten Haare.  Es war nicht geplant, dass ich heute vor Kibas Tür stand, weil ich wusste, dass er heute einen anstrengenden und langen Arbeitstag hinter sich hatte. Doch ich hatte mich, wie viel zu oft in den letzten Wochen, mit Sakura gestritten. Im Grunde fing es mit einer legitimen Diskussion an, in der es darum ging, wer für die Wäsche zuständig war. Und irgendwann – und ich wusste nicht einmal wie wir auf dieses völlig andere Thema gekommen waren – endete es in einem lautstarken Streit, in dem sie wieder einmal meine Liebe anzweifelte.  In den vergangenen Wochen geschah das immer häufiger, obwohl der Auslöser fast immer etwas Banales war und wir uns wenig später wieder versöhnten. Doch es war anstrengend, unglaublich anstrengend und nervenaufreibend. Wobei es mich schon fast selbst nervte, dass ich jetzt wieder einmal vor der Tür meines besten Freundes stand und ihm mit meinen lächerlichen Problemen die Zeit stahl.  Hier wohnen: Hinata Hyuuga und Kiba Inuzuka, stand auf dem kleinen Schild über der Türklingel, welche ich mit deutlichem Zögern betätigte und einen Schritt von der Tür wegtrat.  „Oh, hallo, Naruto-kun.“ Hinata hatte die Tür geöffnet und lächelte mich freundlich an, was dazu führte, dass ich mich fast augenblicklich wieder etwas besser fühlte. Vermutlich war das auch einer der Gründe, weshalb ich so oft zu ihnen kam. Bei ihnen hatte ich immer das Gefühl, dass ich willkommen war und ich fühlte mich wohl und … zuhause.  „Hey, Hinata-chan. Ich hoffe, ich störe nicht?“ Es war bestimmt schon ein vertrauter und gewohnter Anblick mich vor ihrer Haustür anzutreffen. „Ach was, natürlich nicht. Komm nur rein.“ Hinata trat ein Stück zur Seite, damit ich eintreten konnte. Zögerlich tat ich eben jenes, da ich noch immer das schuldige Gefühl hatte sie zu stören, obwohl ich genau wusste, dass ich hier immer willkommen sein würde.   Hinata bedachte mich mit einem ihrer besorgten Blicke, als sie meine recht fertig und ausgeschöpft aussehende Figur betrachtete.  Sie war einer der Menschen, die einem auf den ersten Blick durchschauen konnten und sofort wussten, wenn etwas nicht stimmte. Eine Eigenschaft, die ich an ihr schätzte und zugleich auch verfluchte.  „Alles in Ordnung, Naruto-kun?“ Natürlich wusste sie ganz genau, dass es das nicht war. Vermutlich fragte sie aus reiner Höflichkeit, weil man mir wohl ansah, dass ich nicht sofort darüber reden wollte.  „Kann ich mir ein Handtuch ausleihen, um meine Haare ein bisschen trocken zu bekommen?“, fragte ich sie stattdessen und umging die berechtigte Frage, was sie mir glücklicherweise nicht übel nahm.  „Na klar, du weißt ja wo sie liegen.“ Sie schenkte mir ein warmherziges Lächeln, ehe sie mich in Richtung Badezimmer entließ, doch noch ehe ich dort drin verschwinden konnte, rief sie mir noch etwas zu. „Kiba ist übrigens auf dem Balkon.“  Ich erwiderte ihr Lächeln ertappt und nickte. „Danke.“   Nach einigen Minuten, in denen ich versucht hatte mein störrisches Haar zu bändigen und in eine zumindest grenzwertig akzeptable Position zu bringen, damit mich Kiba und Hinata bei meiner Erscheinung nicht gleich wieder rauswerfen würden, steuerte ich direkt den Balkon des Hauses an. Dort war Kiba nämlich jedes Mal, wenn er eine seiner heißgeliebten Zigaretten rauchen wollte.  „Hey, Alter, was machst du denn hier?“, begrüßte mich der Braunhaarige überschwänglich wie immer und umarmte mich kurz, was ich ihm gleichtat.  „Ehm, ich schätze, ich brauchte wieder etwas Abstand vom Hausdrachen“, druckste ich verlegen, da der Blick, den mir Kiba zuwarf, voraussagte, dass er genau das erwartet hatte.  Ich fühlte mich schon irgendwie ertappt und lächerlich, da es stets dieselben Probleme waren, wegen denen ich bei ihm aufkreuzte und ehrlich gesagt fühlte ich mich deswegen etwas schuldig.  „Ihr habt euch wieder gestritten, oder?“, seufzte der Braunhaarige, nahm einen letzten Zug von seiner fast abgebrannten Zigarette und warf sie anschließend rücksichtslos über das Geländer des Balkons.  „Sozusagen, ja.“ Ich legte geschafft meinen Kopf in den Nacken und starrte für einen kurzen Augenblick das durchsichtige Dach an, das den Balkon vor dem Regen schützte, welcher in Bindfäden vom Himmel fiel und wässrige Bahnen zog. „Sie hat sich schon wieder über nichts und wieder nichts aufgeregt, so wie immer. Ich weiß langsam nicht mehr was ich noch tun soll.“  „Das ist jetzt bereits das dritte Mal innerhalb einer Woche, dass du bei mir aufkreuzt. Versteh mich nicht falsch, Mann. Du weißt ja wie hoch mein brüderliches Herz schlägt, wenn es dich sieht, aber so geht das nicht weiter. Du solltest mit Sakura endlich mal ins Reine kommen, um diese ständigen Streitereien abzulegen.“ Er ging zu dem Geländer hinüber, um sich darauf abzustützen. „Das sagst du so einfach. Es kann ja nicht jeder so verflucht harmonisch sein wie du und Hinata. Wir haben sicherlich schon tausende von diesen klärenden Gesprächen geführt und keines hat länger als ein paar Tage angehalten.“ Ich begab mich neben meinen Kumpel und lehnte mich ein Stück über das weiße Geländer, während ich einen unsichtbaren Punkt im Nichts fixierte.  „Vielleicht liegt es ja wirklich an der bevorstehenden Hochzeit und dem ganzen Drum und Dran, dass ihr euch in den letzten Wochen und Monaten so angezickt habt. Vielleicht wird es nach der Hochzeit wieder besser.“ Kiba schaute mich von der Seite heraus an und schlug mir mit einem leichten, freundschaftlichen Schlag auf die Schulter. Ich wusste, dass er mir nur helfen wollte und dass er mit mir dieses Thema nun schon zum x-ten Mal durchkaute, bewunderte ich an ihm wirklich. Aber ich wusste auch, dass seine Worte nicht so viel Wahrheit sprachen wie er mir mit seinem aufgesetzt entschlossenen Blick versuchte einzureden.  Ich wusste genau, dass er unsere Hochzeit von Anfang an für keine gute Idee gehalten hatte, aber er war nun einmal mein bester Freund und gab mir deshalb damals trotzdem seinen Segen.  Bisher hatte er sein Misstrauen diesbezüglich auch gut unter Kontrolle gehabt und warf mir nicht einmal mehr halb so viele kritische Sprüche über Sakura an den Kopf wie noch vor einem halben Jahr, als ich ihr den Antrag gemacht habe.  Aber mittlerweile… mittlerweile fing ich langsam an, seine Worte zu glauben.  Ich fing an daran zu glauben, dass es vielleicht wirklich nicht gut genug durchdacht war. „Und wenn es nicht an dem Hochzeitsstress liegt? Wenn es nach der Hochzeit nicht besser wird?“ Ungewollt erhob ich meine Stimme ein Stück. Sie bekam etwas Panisches. „Was ist, wenn ich nach der Hochzeit bemerke, dass du Recht hattest und wir einfach nicht für einen so endgültigen Schritt bereit waren? Dann kann ich daran nichts mehr ändern, Kiba, und ich weiß echt nicht, was ich dann machen könnte!“  „Okay, jetzt hör mir mal ganz genau zu.“ Kiba schnaubte tief und wand sich nun vollends zu mir um, während er mir eindringlich in die Augen stierte. „Wenn du wirklich so unsicher bist, wieso willst du sie dann überhaupt schon heiraten? Mach diesen großen Schritt nicht nur ihr zu Liebe, sondern vor allem auch dir zu Liebe.“  Es vergingen einige schweigsame Sekunden, die mir mehr wie Stunden vorkamen, in denen ich mich meinen rumorenden Gedanken widmete.  Kiba hatte kein Unrecht, es lag etwas Wahres in seinen Worten. Ich fühlte mich vielleicht wirklich nicht bereit dazu, ein ganzes Leben lang an einen einzigen Menschen gebunden zu sein. Aber andererseits wusste ich genau, wie viel Sakura diese Hochzeit bedeutete. Wie sehr sie sich schon Monate lang darauf freute und wie sehr sie mich liebte. Wie könnte ich ihr dann ihren Traum einfach so verwehren, nur weil ich eventuell ein paar unsichere Gedanken hatte? Das wäre doch sehr egoistisch von mir, oder? Oder?  „Es ist ja nicht so, als würde ich mich überhaupt nicht auf die Hochzeit freuen, oder sie würde mir nichts mehr bedeuten, sonst hätte ich sie wohl kaum gefragt, ob sie meine Frau werden will. Aber ich fühle mich einfach egoistisch dabei ihren Traum platzen zu lassen, wegen meinen wagen Unsicherheiten, die vermutlich nicht einmal ernst genommen werden können.“ Ich wusste nicht, ob ich meine Worte wirklich so meinte, aber sie kamen mir trotzdem über die Lippen. Stumm und starr, als hätte ich sie von einem Stück Papier abgelesen.  „Naja, wie auch immer, ich regel das schon irgendwie. Lass uns lieber das Thema wechseln, sonst enden wir wieder in einer Diskussion.“ Ich fasste mir ungewohnt unbeholfen an den Nacken und grinste meinen Kumpel dabei aufgesetzt an, der lediglich wissend die Augen verdrehte. Er verstand den Wink mit dem Zaunpfahl, dass ich nicht weiter über dieses altbekannte Thema reden wollte.  „Themawechsel? In Ordnung, denn ich habe sogar eine super wichtige Frage an dich, die mein zukünftiges Leben bestimmen wird“, begann Kiba theatralisch und wedelte gestikulierend mit den Armen in der Luft umher.  „Du weißt ja, dass Hinata und ich in die Innenstadt ziehen wollen, wegen meiner Arbeit und so“, fing er langsam an. Ich erinnerte mich noch genau daran, immerhin hatte er es mir mitten in der Nacht noch mitteilen müssen. Er würde dann nämlich fast bei mir um die Ecke wohnen.  „Das Apartment hat aber nur ein weiteres freies Zimmer und das will Hinata als Kleiderschrank benutzen.“ Er kam mir näher und verzog übertrieben panisch das Gesicht. „Aber ich wollte das ja eigentlich für meine Sammlung von Hundefiguren benutzen, nur… naja, du weißt schon. Sie war halt ziemlich… ehm, überzeugend? Weibliche Reize und so, aber was soll ich denn jetzt machen!?“  Ich fing leise an zu lachen, als Kiba mir schmollend entgegen blickte. „Du bist echt ein Idiot, weißt du das? Ich dachte jetzt, dass etwas Wichtiges kommt und du machst dir nur Gedanken über einen bescheuerten Kleiderschrank.“ Ich schüttelte meinen Kopf. „Wenn du mich fragst, gibst es da nur eine Möglichkeit: Ergib dich und lass ihr ihren Willen, das musste ich bei Sakura auch schon viel zu früh so hinnehmen.“  „Wow, das war ein wirklich männlicher Ratschlag, ich bin begeistert.“ Kiba zog enttäuscht die Mundwinkel nach unten und gab mir einen verfehlten Schlag gegen den Hinterkopf. „Seit du mit Sakura zusammen bist, hat deine männliche Würde echt stark abgenommen, Mann. Du solltest dich schämen.“  „Das tue ich ja schon, in Grund und Boden“, witzelte ich sarkastisch zurück. „Aber manchmal gibt eben der Klügere nach und du musst es so sehen; dann wärst du zum ersten Mal der Klügere von euch beiden.“ Es war mir durchaus bewusst, dass ich soeben eine wunde Stelle bei ihm getroffen hatte, aber ich ärgerte ihn nun einmal viel zu gerne.  „Ey, du Penner. Das ist nicht lustig. Weißt du, wie deprimierend es ist, dass sie jedes Mal auf’s Neue zeigt, wie viel schlauer sie ist? Ich fühl mich dann immer total minderbemittelt“, maulte der Braunhaarige verstimmt und pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Natürlich weiß ich wie das ist“, erwiderte ich ihm verständnislos, da er wohl am besten wissen musste, was für eine Klugscheißerin Sakura sein konnte. Aber vielleicht lag das auch in der Natur einer Frau, wer weiß. „Sag mal, Alter. Wie sieht es eigentlich mit dem Zusammenziehen bei euch so aus, wo wollt ihr jetzt wohnen?“ Kiba zog sich eine neue Zigarette aus seiner Schachtel, die er in seiner Hosentasche verstaut hatte und zündete sie an.  „Du bist wirklich schlecht im Themawechseln“, brummte ich minder gut gelaunt und beobachtete Kibas Zigarette mit sehnsüchtigem Blick.  Er wusste, dass dieses Thema ebenso umstritten war. Das lag allerdings daran, dass ich ein Apartment mitten in der Innenstadt hatte, welches ich vom ganzen Herzen liebte, und Sakura ein kleines, geerbtes Haus in einem naheliegenden Dorf am Land besaß. Also kurzum trafen sich da zwei Extreme, die seit dem Anfang unserer  Beziehung versuchten einen goldenen Mittelweg zu finden. Nur war das leider etwas schwerer, weil wir beide so unglaublich stur waren und unseren Willen durchsetzen wollten.  „Mann, langsam wird es aber eng. Verheiratete Paare leben nun einmal zusammen und es wird Zeit, dass ihr dasselbe tut. Ihr könnt nicht einfach immer zwischendurch wechseln, so wie ihr es sonst getan habt.“ Er nahm einen kurzen Zug von seiner Zigarette und blies den überschüssigen Qualm in die Abendluft hinaus. Es hatte aufgehört zu regnen.  „Danke für deine Hilfe, Alter, das weiß ich auch. Aber sie will, dass ich bei ihr ins Haus einziehe und mein Apartment in der Innenstadt verkaufe.“ Bei diesen Gedanken und den daraus entstehenden Gefühlen, musste ich entnervt keuchen.  „Ich bin ein Stadtmensch, Kiba. Ich bevorzuge nun einmal ein kleines Apartment mit quietschenden Reifen, hupenden Autos und fluchenden Passanten vor der Tür.“ Um meinen Worten mehr Ausdruck zu verleihen, wedelte ich wild gestikulierend mit meinen Händen in der Luft umher. „Ich weiß, dass du dir ein Leben zwischen Kühen und Mistgabeln nicht vorstellen kannst, aber manchmal muss man in einer Beziehung Kompromisse eingehen“, meinte Kiba daraufhin und stupste mich von der Seite an.  Natürlich wusste er wohl am besten, dass ich ein vollblütiger Stadtmensch war, immerhin lebte ich schon seit meiner Geburt in einer. Etwas anderes könnte ich mir gar nicht mehr vorstellen.  „Ja, das ist mir klar. Aber warum muss immer nur ich die Kompromisse eingehen und Sachen aufgeben?“ Ich drehte mich energisch zu Kiba um. Ich spürte deutlich wie ich wütender wurde, obwohl mein Freund nichts dafür konnte. „Ich habe wegen Sakura aufgehört zu rauchen, weil sie den Zigarettenqualm nicht ab kann. Ich gehe wegen ihr nicht mehr auf Partys oder Feiern, weil sie Angst hat, dass ich mich amüsieren oder ihr fremdgehen könnte. Ich bin fast nicht mehr in meiner eigenen Wohnung, weil sie den Stadtlärm hasst. Ich… fuck, ich habe einfach kein Bock mehr alles für sie aufzugeben, wenn sie im Gegenzug rein gar nichts opfert!“  Ich entließ ein tiefes, schweres Seufzen und lehnte mich ein Stück über die Brüstung, um abermals einen unsichtbaren Punkt anzustarren. Ich hatte momentan das Gefühl – egal in welche Richtung ich ein Gespräch begann -, dass es jedes Mal in den endlosen Diskussionen zwischen meiner Verlobten und mir endete. Es war wie ein verflixter Teufelskreis, der mir den Nerv raubte.  Neben mir bewegte sich auf einmal etwas, was mich wieder in die Realität zurückholte. Kiba legte mir eine Hand auf die Schulter und drückte sie leicht.  „Ich höre mich egoistisch an, oder?“, fragte ich ihn gerade heraus, als ich mich wieder gefangen hatte. Ich blickte ihn trübe an.  „Nein, ich versteh das irgendwie. Ab und zu muss man auch einmal egoistisch sein.“  ~*~*~ Verdammt, sah ich heute wieder scheiße aus. Mit verzogenem Gesicht und einem unzufrieden Grummeln betrachtete ich mich kritisch im Spiegel. Allerdings erzeugte mein glasiges Ebenbild vielmehr Depressionen bei mir, anstatt dass es gute Laune erzeugte. Normalerweise hatte ich auch gar kein Problem damit, wenn mein Haar wieder einmal rebellierte und sich der Schwerkraft widersetzte, indem es in allen Himmelsrichtungen ab stand. Oder wenn ich diese mörderischen Augenringe hatte, bei denen man den Anschein bekam, ich hätte die ganze Nacht Non-stop durchgemacht. Aber heute war das anders, denn heute…  …heute war mein Junggesellenabschied.  Ja, ich hatte Sakura wahrhaftig dazu überreden können, dass ich einen machen durfte. Beziehungsweise war es Hinata gewesen, die sie davon erst richtig überzeugen konnte, wofür ich ihr wirklich unglaublich dankbar war, denn eine unbeschwerte Nacht mit meinen Kumpels konnte ich tatsächlich gut gebrauchen. Das letzte Mal, als ich mit ihnen weg war – und damit meinte ich weg im Sinne von; ohne meine kontrollneigende Verlobte oder anderen Weibern -, das war gefühlte Jahre her. Das auch nur, weil Sakura kein wirklicher Partymensch war, wozu die Tatsache kam, dass ich in einem Club mit Freunden zusammen ja Spaß haben und sie betrügen könnte. Für mich klang das nicht nur ziemlich weit hergeholt, sondern vor allem verletzend. Sie tat so, als würde ich sie sofort mit dem oder der Nächstbesten betrügen! Das machte mich wütend.  Zwar beharrte Hinata darauf, dass Sakura allein der Verlustangst wegen so handelte und fühlte, aber ich war mir da nicht sicher. Sie meinte, dass es vermutlich die Nervosität und bevorstehende Umstellung sei und dass ich für ihre Angst Verständnis aufbringen sollte, da ihre größte Angst wäre, dass ich mein zusätzliches Interesse an Männern auf einmal höher stellen und sie verlassen würde.  Diese Sorgen von Sakura konnte ich durchaus nachvollziehen, immerhin war ich bisexuell und hatte bislang deutlich mehr männliche als weibliche Partner gehabt. Außerdem hatte ich eine Beziehung mit einem Mann beendet, um mit ihr zusammen zu sein. Vielleicht war das einer der Gründe, weshalb sie so an mir festhielt.  Dennoch war das keine Rechtfertigung, mir Unwahrheiten zu unterstellen und mich so arg zu kontrollieren. Ich war ein Mensch, der seine Freiheit brauchte und sich schnell eingeengt fühlte, wenn man sie mir nahm. Deshalb war der Junggesellenabschied das beste was mir hätte passieren können, denn dort würde ich endlich mal wieder meinen Kopf freibekommen und all diese kindischen Sorgen und Zweifel ablegen können.  „Oh mein Gott, Naruto!!!“ Ich zuckte merklich zusammen und malträtierte dabei beinahe mein Auge mit meinem Spitzenkamm, als ich eine laute und panische Stimme quer durch mein kleines Apartment schallen hörte.  Wie vom Blitz getroffen ließ ich alles stehen und liegen, um ziemlich ungeschickt stolpernd in mein Schlafzimmer zu rasen.  Mit pochendem Herzen und rasendem Atem kam ich in meinem Schlafzimmer an, wo ich Sakuras panischen Schrei gehört hatte.  „Was?! Was ist denn passiert, Sakura?!“ Ich erwischte mich dabei, wie ich meine Augen ebenfalls hektisch aufriss und sie durch und durch besorgt anstarrte.  Sakura stand direkt vor meinem geschlossenen Kleiderschrank, an dem ein ungefähr anderthalb Meter langer, riesiger Spiegel hing. Sie hatte ihre Hände verzweifelt in ihre Haare gerauft und schien sie geradezu herausreißen zu wollen, während sie ihre Unterlippe versuchte zu durchbohren.  Ich musterte sie zuerst abschätzend, dann misstrauisch, gefolgt von einer gewissen Skepsis und endend mit einem wissenden und doch reichlich entnervten Stöhnen, als ich die Ursache ihres panischen Schreis entdeckte. Direkt auf ihrer Nase…  „Mitläufer! Naruto, ich habe einen verdammt riesigen Pickel im Gesicht!“ Sie drehte sich lautstark gestikulierend zu mir um und verzog bitterlich das Gesicht. Ich hingegen konnte es mir nicht nehmen lassen, demonstrativ mit den Augen zu rollen und meine Schultern mit einem tiefen Seufzen sinken zu lassen. „Mann, Sakura, ich habe mir gerade echt Sorgen gemacht und gedacht, es wäre etwas Schlimmes passiert! Du kannst hier nicht einfach so grundlos herum schreien!“ Ich hatte nämlich einen verdammt pingeligen Vermieter, der scheinbar etwas gegen Menschen hatte,  die atmen konnten.  Ich fuhr mir geschafft durch die Haare, die ich jetzt wohl ohnehin nicht mehr in Reih und Glied bringen konnte, was jedoch nicht das erste Mal gewesen wäre.  „Nicht schlimm? Grundlos?“ Sie stemmte ihre Hände in ihre Hüften und zog eine Augenbraue in die Höhe, während sie mich kritisch beobachtete. „Ich werde auf unserer Hochzeit, die wohlbemerkt morgen ist, einen riesigen Pickel auf der Nase haben!“ Sie gab ein jammerndes Geräusch von sich, das mich amüsiert zum Schnauben brachte. „Was soll daran bitte nicht schlimm sein?“  Ihr Gesichtsausdruck und das erneute Knacken ihrer linken Faust waren zwar durchaus beeindruckend und angsteinflößend, aber trotzdem konnte ich mir ein fatales Lachen nicht verkneifen. Diese Situation erinnerte mich an ein Gespräch zwischen uns, in dem sie mich flehentlich darum gebeten hatte sie immer als hübsch zu bezeichnen, auch wenn sie scheiße aussehen würde. Das wäre ihrer Meinung nach gut für ihre Nervosität und genau aus diesem Grund sprach ich meine folgenden Worte auch mit einem breiten, etwas gehässigen, Grinsen aus. „Sakura-chan, das ist doch nicht so schlimm. Mir ist völlig egal wie du aussiehst.“ Es war vermutlich genau dieser Satz, den ein Mann niemals in den Mund nehmen sollte.  „Dir ist egal wie ich aussehe? Heißt das, dass ich morgen im Pyjama und Punk Bikers zum Altar kommen kann?“ Sie zog ihre Augenbrauen zusammen. „Wenn es dich glücklich macht, ist mir das ehrlich gesagt auch recht. Du wirst bestimmt trotzdem wunderschön aussehen.“ Ich vergrößerte mein breites Grinsen, als sie ihre Mundwinkel nach unten zog und scheinbar begriff, wieso ich das gesagt hatte.  „Dass du mich immer als hübsch bezeichnen sollst, gilt erst ab morgen. Also sag mir bitte ehrlich wie ich aussehe!“ Sie setzte sich etwas eingeschnappt neben mich und zupfte an dem Saumen meines weißen Hemdes herum.  Ich kannte diese Masche. Wenn ich jetzt zugab, dass dieser Pickel wirklich ziemlich… hm, auffallend aussah, dann würde sie mich definitiv kastrieren. Das war vermutlich irgendeine verdrehte Frauenlogik oder so. Deshalb beschloss ich kurzerhand standhaft zu bleiben und weiterhin darauf zu beharren, worum sie mich vor einigen Tagen gebeten hatte.  „Nein, ich werde weiterhin deine Bitte einhalten und dir immer sagen, dass du wundervoll aussiehst, damit du meinen Spiegel nicht noch komplett traktierst.“ Ich warf ihr ein scheinheiliges Lächeln zu, während sie ihre Hände trotzig von meinem Hemdkragen entfernte.  „Sag, dass der Pickel doof aussieht, Naruto!“  „Nein, ich halte mich an mein Wort! Also: Dein Pickel sieht wirklich hübsch aus, Sakura-chan.“ Nun war der Moment, in dem ich meinem Lachen vollen Lauf ließ, als sie ihre Augen bei meinen Worten plötzlich weitete, empört Luft ausstieß und mir dann ebenfalls lachend in die Seite schlug. „Narutooo, du bist so bescheuert!“  ~*~*~ “Downtown“  Dies stand in großen, geschwungenen und beleuchteten Buchstaben an der Wand und betitelte den Namen eines berühmten Clubs. Eines ganz bestimmten Clubs …  „Seid ihr bescheuert, Leute?! Ihr könnt mich doch nicht in diesen Club schleppen!“ Ich riss meine Augen weiter auf, während ich meinem Unbehagen freien Lauf ließ und wild mit meinen Händen herum gestikulierte.  Suigetsu und Kiba, meine beiden besten Freunde seit Lebzeiten, hatten mich doch tatsächlich zum Downtown geschleppt!  Es war nicht so, dass ich den Club nicht mochte oder etwas gegen ihn hatte, denn das war keinesfalls so. Im Gegenteil, früher war ich hier praktisch Stammgast. Doch Sakura mochte ihn nicht und wollte nicht, dass ich ihn betrat und das hatte einen einfachen Grund: Es war ein Club für beide Geschlechter, also vor allem für bi-und homosexuelle Menschen gedacht und da ich bisexuell war und Sakura diesbezüglich sehr misstrauisch und herrisch sein konnte, versuchte sie seit jeher einen Keil zwischen mir und solchen Clubs zu treiben. Aus einer völlig unbegründeten Angst heraus, wie ich es empfand. „Jetzt stell dich nicht so an, Romeo. Benimm dich nicht wie ein läufiger Hund und genieße deinen letzten richtigen Abend in Freiheit in deinem Lieblingsclub, verstanden? Dein Herrchen wird nie etwas davon erfahren, also chill mal“, merkte Suigetsu gelassen an und legte mir einen Arm um meine Schultern, um mich zu beschwichtigen.  „Läufiger Hund? Ich bin überhaupt kein läufiger Hund und mein Herrchen ist sie auch nicht!“ Ich schnaubte wütend über diese Ausdrücke und Vorwürfe meines Freundes, da sie mein Ego ziemlich ankratzten.  „Ach nein? Da hörst du dich aber ganz anders an. Bist es nicht du, der vor hat auf’s Land zu ziehen, um dein Weibchen milde zu stimmen, huh?“ Suigetsus Grinsen wurde breiter, hatte aber etwas Angrifflustiges in sich. „Oder aber die Tatsache, dass  du nicht mehr geraucht hast, seitdem sie dir den tadelnden Finger entgegen gestreckt hat“, fuhr der Silberhaarige todesmutig fort und brachte mich damit zum Kochen.  Es war nichts Neues, dass Suigetsu und ich wegen diesem Thema aneinander gerieten, aber anders als bei Kiba war er stur und ziemlich direkt, wenn es zu Diskussionen kam und das… das störte mich. Nicht, weil ich empfindlich war, sondern weil ich jedes Mal über seine Worte nachdenken musste und dann zu zweifeln begann und verdammt, dass wollte ich nicht!  Im Nachhinein bemerkte ich jedoch, dass Suigetsu – dieser hinterhältige Penner – genau diese Reaktion von mir erreichen wollte, weil er genau wusste, dass ich dann keinen Rückzieher mehr machen konnte. Und naja… er hatte es mal wieder geschafft.  Ich gab nach.  „Bist du dir sicher? Wir können auch woanders hingehen“, flüsterte mir Kiba zu, nachdem wir drei uns in der Schlange vor dem Club angestellt hatten und darauf warteten, dass wir hinein gelassen wurden.  Ich schluckte kaum merklich und atmete tief durch, ehe ich meinen Blick leicht zur Seite wandte und meinen besten Kumpel ansah. „Nein, Suigetsu hat Recht, wenn ich mich schon jetzt von ihr kontrollieren und einschränken lasse, wie soll das dann erst als festes Ehepaar werden?“ Ich lachte bei meinen Worten leicht, um meiner Aussage eine gewisse Ironie zu verleihen und sie aufzulockern, aber aus irgendeinem Grund funktionierte das nicht so recht. Ich fühlte mich unwohl, weil meine Worte schon irgendwie stimmten. „Na gut, wenn du meinst. Aber dann wirst du heute mindestens das Doppelte von dem trinken, was ich inhaliere, klar? Damit du dich endlich wieder einmal so richtig entspannen kannst.“ Kibas breites Grinsen wirkte motivierend und so euphorisch, dass ich es erwiderte und lachend nickte.  „Abgemacht, Alter.“  Nach einer relativ annehmbaren Wartezeit von dreißig Minuten hatten wir es dann endlich in den Club geschafft und uns sogar einen Viererplatz in einer Sofaecke am Rande der Tanzfläche ergattern können – mit viel Schweiß, Schmerz und Ellenbogeneinsatz.  „Gott, endlich sitzen! Das ist traumhaft, Leute!“, gab Suigetsu zufrieden von sich, nachdem er sich demonstrativ auf den Doppelplatz breit gemacht hatte, was wohl hieß, dass Kiba und ich auf der gegenüberliegenden Seite Platz nehmen würden. „Weißt du, da Naruto heute irgendwie der Ehrengast ist, sollte er eigentlich den Doppelsitz bekommen, weil wir sozial sind und so, Sui.“ Kiba stierte unseren gemeinsamen Freund abschätzen und tadelnd an, beziehungsweise versuchte er so zu wirken, wobei aber wir alle wussten, dass er es im Grunde ironisch meinte.  „Jup, das weiß ich. Das Problem ist nur, dass ich asozial bin und die Hoffnung hege, dass sich ein süßes Weibchen, von mir aus auch ein Kerl, neben mich setzt und dann über…“  „…ist okay, du willst wen aufreißen, mehr will ich gar nicht wissen, Mann, echt nicht.“ Kiba, der heute Abend das schwarze Schaf unter uns sein würde, verzog mürrisch das Gesicht. Im Gegensatz zu Suigetsu und mir war Kiba rein heterosexuell und konnte dem anderen Geschlecht noch nie mehr als Freundschaft abgewinnen.  „Oh, sorry, Mann, hab glatt vergessen, dass du Homophob bist“, scherzte der Silberhaarige schalkhaft herum und drehte sich um, als eine ziemlich spärlich bekleidete Kellnerin uns unsere bestellten Getränke brachte.  „Dankeschön, Kleines. Du kannst uns gleich noch einmal dasselbe bringen, oder bring uns besser gleich ‘ne ganze Flasche“, bedankte sich Selbiger bei der Kellnerin und warf ihr ein etwas unpassendes Augenwackeln hinterher, ehe sie wieder verschwand.  „Kannst du mal lassen alles anzuflirten, was zwei Beine hat?“ Kiba schüttelte neben mir den Kopf und nahm sein Getränk von der Mitte des Tisches. Ich nahm meines ebenfalls.  „Warum denn? Ich bin single und lebe mein Leben. Ich kann nichts dafür, dass ihr beide in Gefangenschaft lebt und einen auf Keuschheit macht.“ Es war abzusehen, dass diese Diskussion im Nichts enden würde, wenn ich nicht eingriff.  „Leute, könnt ihr euer Gespräch nicht auf wann anders verlegen? Ich dachte, wir wollen heute einen drauf machen und es ist echt abturnend, wenn ihr euch zofft. Das hätte ich auch mit Sakura zu Hause machen können.“ Ich gönnte mir einen großen Schluck von meinem Getränk und schmeckte sofort eine Mischung aus Cola, Wodka und einem anderem Mix heraus.  „Okay, okay, wir sind brav und als Entschädigung geht heute alles auf uns! Heute wird so richtig abgefeiert!“ Mein Grinsen wurde bei diesen Worten breiter und mit einem kribbelnden Gefühl in Magen, welches eine Art von Adrenalin ausstieß, stießen wir drei mit unseren Gläsern an.  „Yeah, Naruto, heute heißt es für dich abschalten und genießen!“  Oh ja, und genau das hatte ich auch vor … abschalten und genießen… …das dachte ich zumindest. ~*~*~  „Ah, fuck, ich glaube, ich sollte langsam etwas zurückschrauben.“ Mit einem ächzenden Laut lehnte ich mich ein Stück in den Doppelsessel zurück und rieb mir einmal über das Gesicht. Ich konnte bereits das deutliche Gefühl von Wärme und Trägheit in meinen Beinen spüren, welches immer dann einsetzte, wenn man zu viel dieses lieblichen Alkohols intus hatte. Für mich war das seit geraumer Zeit eigentlich immer eine Warnung dafür gewesen, dass, wenn ich nicht aufhörte, große Dummheiten begehen würde. So war ich nämlich gerne mal, wenn ich angetrunken oder betrunken war. „Was, jetzt schon? Spinnst du, jetzt fängt der Spaß doch erst richtig an!“ Ich warf Suigetsu einen alarmierenden Blick zu, doch er ignorierte ihn einfach und goss mir stattdessen den letzten Rest unserer bereits dritten Flasche ein. „Keine Sorge, ich weiß ganz genau wie du betrunken bist, aber hey, wenn du heute keinen drauf machst und dich ein bisschen gehen lässt, dann wirst du das in ein paar Jahren ganz sicher bereuen.“  Ich betrachtete mein nun wieder einmal volles Glas misstrauisch und zögerlich. „Sui hat recht, Alter, du hast versprochen heute abzuschalten und zu genießen“, grinste Kiba nun ebenfalls und schnappte mir kurzerhand mein Glas vor der Nase weg, um es an meiner Stelle auszutrinken.  „Gott, okay, ihr habt ja recht“, stöhnte ich resigniert. Vermutlich war es auch der Alkohol, der mein Unbehagen fallen ließ. „Wann bin ich nur so zur Spaßbremse geworden, Leute? Das ist echt schlimm mit mir“, redete ich mehr zu mir selbst und rieb mir über den Nacken. Ich musste mich unbedingt entspannen, verdammt.  „Das frage ich mich auch. Sakura hat dich zum Partykiller gemacht, Mann, wo ist die Rampensau von vor drei Jahren hin?“ Ich spürte, wie mir Suigetsu einen freundschaftlichen Schlag gegen die Schulter gab und Kiba nickend beipflichtete.  „Okay, ich bin betrunken genug, um hemmungslos zu tanzen. Wir gehen jetzt auf die Tanzfläche und rocken die Bude!“ Gut, an Kibas Euphorie für das Tanzen bemerkte ich, dass er sicherlich etwas mehr als nur angetrunken war, was mich zum Schmunzeln brachte. Ich hätte ja zu gerne ein Foto von ihm auf der Tanzfläche gemacht, aber wir drei hatten für heute Abend ein Handyverbot vereinbart. Zwar hatte ich es dennoch mit, aber ich hatte nicht vor es heraus zu holen und zu benutzen. „Yeah, ich bin sowas von dabei! Auf, auf! Da finde ich bestimmt Frischfleisch zum...“ „…Schon gut, Hugh Hefner, komm jetzt“,  unterbrach ich Suigetsu mit einem Lachen und zog ihn am Handgelenk in Richtung der Tanzfläche, in die Kiba bereits verschwunden war.  ~*~*~ Nach den ersten paar Liedern, die der DJ abspielte, steigerte sich meine Laune um eine beachtliche Menge und dazu verschwand auch endlich meine Anspannung. Ich konnte endlich anfangen mich zu entspannen und es zu genießen. Ich tanzte ausgelassen mit Kiba und Suigetsu herum, wobei tanzen das falsche Wort war, denn bei keinem von uns sah das wirklich nach tanzen aus.  Es dauerte leider nicht sehr lange, bis ein neuer DJ an die Reihe kam und einen Musikgeschmack schmückte, der überhaupt nicht meiner Richtung entsprach und somit verging mir plötzlich die Lust am Tanzen.  „Ey, ich passe, für so einen affiges Geplärre bin ich noch nicht betrunken genug“, rief ich Kiba und Suigetsu zu, um die lauten Bässe zu übertönen. Auch wenn die beiden nicht sehr angetan davon waren, ließen sie mich mit der Bedingung ziehen, dass ich mich wenigstens an der Bar auslassen würde. Und da ich das ohnehin vorhatte, machte ich mich ohne Umschweife auf den Weg dorthin.  Ich ließ mich mit einem Seufzen auf einem der Barhocker nieder. Ich wusste nicht wieso, aber meine Laune schien sich schon wieder zu senken und das war gar nicht gut.  „Eine Wodka-Cola bitte.“ Ich beugte mich ein Stück über den Tresen, um dem Barkeeper meine Bestellung zuzurufen und lehnte mich kurz darauf wieder zurück.  Verdammt, was ist nur mit dir los, Uzumaki? Du wolltest heute die Sau raus lassen, also hänge jetzt ja nicht durch! Meine inneren Mutzuredungen brachten natürlich nichts, auch wenn ich mein bestes versuchte. Gott, wann war ich nur zu so einem Langweiler geworden? Am liebsten würde ich einfach wieder verschwinden.  Vielleicht lag es auch an den abgefuckten Gedanken an Sakura und meinen bescheuerten Zweifeln, die meine Laune so derbe runterzogen. Ich konnte einfach nicht aufhören mir einen Kopf darum zu machen, obwohl ich es mir doch hoch und heilig für heute geschworen hatte. Wider jeglichen Verstand, holte ich mein Handy aus der Hosentasche und schaltete es an, nur um kurz darauf Sakuras Nummer anzuwählen.  Es war zwar mein Versprechen gewesen, es heute nicht mehr anzurühren und vor allem nicht dafür zu benutzten, um Sakura anzurufen, aber ich konnte nicht anders. Es war nicht, weil ich meine Verlobte vermisste, sondern eher weil… weil…  Ach, verdammt, ich wusste es nicht. Was sollte ich ihr auch sagen? ‘Hey Schatz, nimm es nicht persönlich, aber ich glaube das mit der Hochzeit ist eine beschissene Idee‘. Oh wow, nein, das sollte ich lieber lassen. Kurzbündig unterbrach ich die Anrufverbindung zu Sakura und starrte wieder auf mein Handy. Während ich meine Wodka-Cola versuchte auf Ex auszutrinken, kämpfte ich die ganze Zeit damit, Sakuras Nummer wieder anzuwählen, nur um sie kurz darauf wieder zu abzuwürgen.  Ich bin so ein Feigling.  Jetzt wäre ein Zeichen ganz cool. Eines, das auch in diesen vielen Hollywood Verfilmungen auftauchte, wenn der Protagonist in einer misslichen Lage steckte und nicht wusste, was er nun tun sollte. Genau so eines bräuchte ich jetzt echt dringend, verdammt. Ich sollte lieber... „...Das sieht nicht sehr gesund aus.“ Ich erschrak heftig, als ich plötzlich eine Stimme dicht neben meinem Ohr vernahm und verschluckte mich beinahe an meinem Getränk. Mein Husten klang heiser und ich hatte das Gefühl, zu sterben. Vor allem als ich eine Hand an meinem Rücken spürte.  „Alter...“, röchelte ich nun weniger heiser, nachdem ich mich wieder beruhigt hatte.  Tiefdunkle Augen. Pechschwarze Haare. Markante, männliche Gesichtszüge.  Geschwungene, zu einem Schmunzeln verzogene Lippen.  Eine blasse, reine Haut, die ihm einen Gewissen Hauch von Eitelkeit verlieh.  Ich schluckte unbeholfen, als ich in die dunklen Augen eines fremden Typen blickte. Seine Hand ruhte noch immer auf meinem Rücken und er war etwas näher zu mir gebeugt.   Gott, was zum Teufel… „Das sieht nicht sehr gesund aus“, wiederholte sich der Schwarzhaarige, womit er mich gleichzeitig aus meiner Starre erlöste. Es war mir auf einmal total unangenehm, dass ich ihn so eindringlich und ungeniert angestarrt hatte, aber … verdammt, ich konnte meinen Blick einfach nicht abwenden. „W-was ist nicht gesund?“, entgegnete ich ziemlich ungeschickt und hätte mich im nächsten Moment auch schon dafür erschießen können.  Wow, das war so eloquent, Uzumaki.  „Dein Gesichtsausdruck. Es ist eine Schande, so ein hübsches Gesicht wie deines mit so einer trüben Miene zu verunstalten.“ Sein charmantes Lächeln, welches gleichzeitig unglaublich arrogant und selbstgefällig auf mich wirkte, ließ mein Herz für den Bruchteil einer Sekunde schneller pochen.  „Ein abgelaufener Anmachspruch… Flirtest du gerade mit mir?“ Ich schmunzelte auf seine eindeutigen Blicke hin und neigte meinen Kopf leicht zur Seite.  Ich hätte dem Kerl mein Verlobungsring vor die Nase halten und mich danach wieder zu Kiba und Suigetsu flüchten sollen… „Das kommt ganz darauf an, funktioniert es denn?“ Er kam mir abermals näher und setzte sich danach neben mich auf einem Barhocker. Er wirkte so verdammt selbstsicher und in seinen Augen sah ich ein Funkeln, das ich nicht deuten konnte. Aber ich konnte nur zu gut erahnen, was es mir sagen wollte. „Ich weiß nicht, vielleicht.“  …aber ich tat es nicht. Kapitel 2: Lust at first sight. ------------------------------- Sein Blick schien mich regelrecht zu durchdringen und gehörte zu dieser penetranten Sorte von Blicken, die mich aufregten, umso länger sie anhielten. Ich wusste nicht, ob es das schlichte unwohle Gefühl war, welches immer auftauchte, wenn man sich belästigt fühlte, das mich unruhiger werden ließ. Aber ich nahm es einfach mal an.  Leider musste ich feststellen, dass meine innere Unruhe immer größer wurde, weil der Kerl neben mir einfach nichts mehr sagte oder tat und irgendwie… nervte mich das. Eigentlich sollte es mich erleichtern, weil er scheinbar eingesehen hatte, bei mir auf Granit zu stoßen, aber…   …Gott, es konnte doch nicht sein, dass ich mir wegen so einer Vollidioten so einen Kopf machte und seltsame Sachen sagte, so wie das mit dem „vielleicht“.  Wieso hatte ich das überhaupt gesagt? Die Antwort war doch deutlich an meinem Ringfinger zu sehen - an meinen Verlobungsring! Also weshalb gab ich dann so einen Mist von mir? Vermutlich hatte sich mein Gehirn kurzzeitig von dem Alkohol zu sehr beeindrucken lassen und war deswegen außer Betrieb gewesen, als ich meine Klappe aufgemacht hatte. Ja, das musste es gewesen sein.  Ich schielte wenig geschickt nach rechts, um dem Fremden aus dem Augenwinkel zu betrachten und sah, dass er tatsächlich einfach ruhig und viel zu gelassen einen Tequila trank, ohne auch nur den Anflug einer Reaktion auf das Vorherige zu machen.  Was bildete der sich eigentlichen ein? Der flirtete mich erst dreist und vollkommen schlecht an und dann ignorierte der mich einfach, als wäre nie etwas geschehen und ich nie hier gewesen!  „Was soll der Scheiß?“ Ich bemerkte erst an meiner leicht grimmig klingenden Stimme, dass ich meine Gedanken laut ausgesprochen hatte.  „Was soll was?“, entgegnete der Dunkelhaarige mit einem überheblichen Schmunzeln, ließ seinen Blick aber weiterhin auf seinem Getränk haften.  „Du weißt genau was ich meine.“ Meine Stimme gewann an Härte und ich knirschte verbissen mit den Zähnen. Ich hatte es noch nie leiden können, ignoriert zu werden. Das war praktisch eine angeborene Eigenschaft von mir und diese Situation machte es wirklich nicht besser, auch wenn ich einfach hätte weggehen und die Sache auf sich beruhen lassen sollen.  „Tatsächlich, weiß ich das?“, erwiderte er provokativ, bewegte seinen Kopf ein Stück in meine Richtung und stützte sein Kinn auf seiner rechten Hand ab. „Stört es dich etwa, ignoriert zu werden?“  Auch wenn es eine rhetorische Frage war, beantwortete ich sie ohne lange Zögerungen. „Wen würde das nicht stören? Vor allem, wenn man vorher so plump und miserabel angemacht wurde.“  Warum ging ich nicht einfach weg?  „Und mich stört es, wenn jemand verklemmt ist“, antwortete er monoton und mit einem intensiven Blick, der mir unter die Haut ging. Gerade als ich mich fragen wollte, was der Typ damit bezwecken wollte, spürte ich plötzlich eine Hand. Sie strich mir langsam und gezielt über meinen Oberschenkel, war allerdings so schnell wieder weg, wie sie dort hingekommen war. Es war Sasukes gewesen, doch seine Miene zeigte keine Rührung, kein Zucken oder eine Emotion, die ich verwerten könnte.  „Und was hat das eine mit dem anderen zu tun?“ Ich war ehrlich verwirrt. Dieses Gespräch war nicht nur seltsam, sondern obendrein noch verwirrend und… einfach komisch. Diese Berührung von eben tat meinem Zustand auch nicht sonderlich gut. Was wollte der Typ denn bezwecken?  Ich rutschte auf meinem Stuhl zurück und bildete mir ein, dass ich dem Schwarzhaarigen somit etwas auf Abstand bringen konnte. Was natürlich vollkommener Unsinn war.  „Wenn ich aufhöre, dich zu ignorieren, hörst du auf verklemmt zu sein und lässt dir einen Drink von mir ausgeben“, erklärte er mit fester Stimme, als wäre es völlig normal, einen verlobten Mann kurz vor der Hochzeit auf einen Drink einzuladen und ihn anzutatschen, nachdem man ihn versucht hat anzubaggern. Auch, wenn er die Sache mit der Hochzeit vermutlich nicht wusste. „Und warum sollte ich das bitte tun, anstatt einfach abzuhauen?“ Meine Aufmerksamkeit galt ihm und ich zog dabei abwartend meine Augenbraue nach oben.  „Wenn du abhauen wolltest, dann wärst du schon längst gegangen und hättest dich nicht stattdessen von mir ignorieren lassen. Und du hättest dieses seltsame Gespräch nicht mit mir geführt.“ Es war ein Funkeln, welches seine dunklen Augen kurz zu erhellen schien und ich musste zugeben, dass ich ein wenig sprachlos war. Oder ertappt. Ja, ich fühlte mich ertappt, weil… weil er im Prinzip Recht hatte. Ich verzog das Gesicht, als sein arrogantes Schmunzeln intensiver wurde.  „Wer bist du eigentlich?“, fragte ich ihn stattdessen missbilligend.  „Sasuke“, antwortete er und lehnte sich ein Stück nach hinten. Seine Hand legte er auf dem Tresen ab.  „Naruto“, stellte ich mich selbst vor, auch wenn Sasuke gar nicht danach gefragt hatte. Mein Mund schien sich ohnehin dazu entschieden zu haben, ohne meinen Verstand weiter zu machen. Irgendwie war der Kerl seltsam… anders. Ich wusste nicht, ob ich das gut oder schlecht finden sollte, aber egal was es war, das er an sich hatte, es zwang mich dazu bei ihm zu bleiben. Egal ob das eine gute oder schlechte Entscheidung war. Ich wäre schließlich nicht Naruto Uzumaki, wenn ich vor jeder Entscheidung meines Lebens darüber nachdenken würde.  „Gut, Naruto“, Sasuke orderte den Kellner mit einer lässigen Handbewegung zu sich und bestellte tatsächlich ein weiteres Getränk für mich und eines für sich, „Ich hoffe, du magst Gin.“  Gin. Ein Getränk, das fast 50-prozentigen Alkoholgehalt inne hat. „Willst du mich etwa abfüllen?“, fragte ich teils schalkhaft, teils aber irgendwie auch misstrauisch.  „Ich weiß nicht, vielleicht.“ Der Blick, der auf seine Worte folgte, erzeugte ein trockenes Gefühl in meiner Kehle. Ganz davon abgesehen, dass Sasuke gerade meine eigenen Worte wiederholt hatte, die ich, kurz nachdem er zu mir gestoßen war, gesagt hatte. Und diese Tatsache ließ seine Aussage noch geheimnisvoller wirken.  Das kotzte mich an.  „Findest du das eigentlich lustig?“ Aus dem Augenwinkel nahm ich den Barkeeper wahr, der unsere beiden Gin Tonics vor uns abstellte, aber ich reagierte nicht darauf. Stattdessen stierte ich den Dunkelhaarigen an.  „Was?“ Seine unberührte und monotone Art, die diesen unverkennbar provokativen und arroganten Tonfall in sich hatte … sie brachte mich innerlich zum Loder. Gott, verdammt!  „Auf eine Frage immer mit einer Gegenfrage oder in Rätseln zu antworten.“ Ich legte eine Hand um das Glas meines Getränkes und strich mit meinem Daumen über die leichte Nässe, die sich durch die Kälte des Inhalts auf der Glasoberfläche gebildet hatte.  „Es gibt nichts, das ich lustig finde. Allerhöchstens deine Art.“ Abermals war da dieses überhebliche Schmunzeln, während er einen Schluck von dem Gin trank. „Achja, was passt dir an meiner Art denn nicht? Wir kennen uns ja noch nicht sonderlich lange … oder gut.“  „Hm, das verrate ich dir vielleicht später.“  Später … Ein ungewolltes Schmunzeln bildete sich auf meinem Gesicht, während ich leise schnaubte. Ich nahm nun ebenfalls einen großen Schluck von dem Gin Tonic. „Du scheinst ein echt ausgeprägtes Selbstbewusstsein zu haben, wenn du dir so sicher bist, dass es ein ‚später‘ geben wird“, konterte ich mit einem interessierten Heben der Augenbrauen. Es gefiel mir zunehmend, in seiner Gesellschaft zu sein.  „Das habe ich“, stimmte er zu meiner Überraschung zu. „Aber ich habe auch jeden Grund dazu.“ Und da war sie wieder, diese Arroganz. „Schließlich sitzt du noch immer hier bei mir und lässt dir einen Drink von mir ausgeben, oder nicht?“  „Hm, Punkt für dich“, gab ich zu und nahm noch einen Schluck von meinem Getränk. Ich konnte das altbekannte heiße Brennen der Flüssigkeit spüren, welches meine Kehle hinunter floss und mir einen seichten, wohltuenden Schauer über die Rücken jagte und mich lockerer stimmte. Es ließ mich die Hand beinahe vergessen, die sich abermals auf meinem Oberschenkel befand und beiläufig auf und ab strich.  Ich hätte nicht gedacht, dass ich mit Sasuke in ein Gespräch kommen würde, das mich obendrein noch unterhalten und amüsieren würde, aber das war tatsächlich der Fall, auch wenn wir nur über Belangloses sprachen. Doch es tat gut.  „Mhm, der Gin Tonic schmeckt viel besser, als ich ihn in Erinnerung hatte“, entkam es meinen zufriedenen Lippen, während ich mich meinem Getränk widmete. Sasuke neben mir nickte.  „Du bist nicht sehr oft hier, oder?“, fragte er mich aus dem Augenwinkel. „Ich bin häufiger hier und du wärst mir sicherlich aufgefallen.“ „Hm, naja, früher war ich sehr oft hier. Ich war praktisch ein Stammkunde, heh“, kratzte ich mir etwas verlegen am Hinterkopf.  „Aber?“, hackte der Dunkelhaarige nach und erkannte das unausgesprochene Widerwort von mir direkt.  „Uhm … keine Ahnung, irgendwie hab ich diesen Club in den letzten Jahren aus den Augen verloren, hatte andere Sachen zu erledigen.“ Dass das eine glatte Lüge war, wusste ich. Der Grund dafür lag schlichtweg bei Sakura, ihrer Paranoia und ihren Verboten, die aus ihrer Verlustangst resultierten. Einem Wildfremden die Wahrheit zu erzählen, wäre doch etwas zu persönlich gewesen, oder? Aber leider wusste ich auch, wie schlecht ich lügen konnte…  „Aha“, entgegnete Sasuke schlicht und spielte mit seinem halbvollen Glas Gin herum. „Und was war nun der eigentliche Grund?“ Seine Augen richteten sich aufmerksam auf mich und ich musste gestehen, dass ich überrascht war. Wer war dieser Kerl denn, ein Psychologe, oder was?  „Das geht dich gar nichts an“, erwiderte ich etwas zu harsch und wandte meinen Kopf dem Tresen zu, um ihn mit meinem Blick zu erdolchen. Ich war ein mieser Lügner, vor allem wenn die Lüge bereits enttarnt war und man sich rausreden musste. Verdammt.  „Dann nehme ich deiner negativen Haltung mal an, dass es was mit einer oder mehreren Personen zu tun hat“, stellte er monoton und unbeeindruckt fest. „Haben deine Eltern dir Stress gemacht? Deine Freunde fanden den Club uncool und du hast dich mitreißen lassen? Hattest du einen schlechten One-Night-Stand und Angst, ihn wieder zu treffen?“ Seine Stimme klang provokativ und abwertend, was mich sauer machte und wenn ich sauer wurde, dann wurde ich zwangsläufig unbedachter. Ein großer, dummer Fehler von mir.  „So ein Quatsch, ich lass mich nicht von anderen beeinflussen! Meine Freundin mag es einfach nicht, wenn ich in diesem Club bin, weil sie…“ Ich unterbrach mich abrupt, noch während ich sprach.  Fuck, hörte sich das gerade wirklich so widersprüchlich an, wie es mir vor kam?   „Ah, verstehe, eine besitzergreifende Freundin“, summte Sasuke amüsiert vor sich hin und schnaubte. „Das hätte ich mir denken können. Du siehst wie jemand aus, der mit sich alles machen lässt, wenn man ihm genug Druck macht.“  „Hey, was soll das denn heißen? Ich lass nicht alles mit mir machen und mich auch nicht beeinflussen! Ich kann meine eignen Entscheidungen treffen, sonst wäre ich heute ja wohl kaum hier.“ Ich rümpfte missbilligend meine Nase. Das Thema gefiel mir nicht. Ganz und gar nicht. Außerdem hatte ich das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen, obwohl ich Sasuke so gut wie nicht kannte.  „War das wirklich deine Entscheidung?“ Sasuke nahm einen kurzen Schluck von seinem Gin und strich sich beiläufig durch die Haare, die ihm ins Gesicht gefallen waren. Sein Gesichtsausdruck wirkte für den Bruchteil eines Augenblickes nachdenklich und irgendwie weit entfernt. Doch der Ausdruck verschwand so schnell wieder, dass ich wenige Sekunden später bereits daran zweifelte, ihn mir nicht doch eingebildet zu haben.  Nein …, schoss mir meine Antwort durch den Kopf. Das war nicht meine Entscheidung, sondern die meiner Freunde. Ich schwieg für einige Zeit, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Sasuke hatte Recht und mit meinem Schweigen machte ich ihm das auch deutlich, also was sollte ich dazu noch groß sagen? Ich hatte keine Lust, mich um dieses Thema zu ringen. Immerhin war genau das einer der Gründe, weshalb ich heute durch und durch entspannen wollte.  Ich seufzte und rutschte auf meinem Stuhl hin und her, während ich innerlich mit mir selbst rang. Dieses Schweigen fühlte sich falsch an, sogar noch unangenehmer als jenes am Anfang unserer Begegnung, denn… denn dieses Schweigen… es fühlte sich einfach negativ an. Ich wusste nicht, wie ich es beschreiben sollte.  Vielleicht war diese Verwirrung einer der Gründe, weshalb ich kurz darauf aufstand, mit den festen Gedanken, dass es besser wäre jetzt abzuhauen, nachhause zu gehen und den letzten Abend in Freiheit als gescheitert abzustempeln.  Aber mich hielt etwas auf … um genau zu sein war es ein Jemand, der mich aufhielt, und zwar an meinem Arm. Sasuke.  „Willst du einfach so ohne ein Wort abhauen und mir nicht einmal die Chance geben, dich umzustimmen?“ Seine dunklen Augen fixierten mich und seine Hand lag überraschend locker um meiner. Ein warmer Schauer schlich sich meinen Rücken hinunter.  „Wieso sollte ich hier bleiben?“, sprach ich meine berechtigte Frage aus, die ich mir ehrlich gesagt schon seit Anbeginn dieses Treffens stellte. Es war nicht so, dass ich seine Gesellschaft nicht genoss, denn das tat ich seltsamerweise. Doch irgendwie verunsicherte mich seine Gegenwart. „Weil ich die mit Abstand beste Gesellschaft bin, die du hier haben kannst“, antwortete er selbstbewusst und direkt. Der schien das wirklich ernst zu meinen.  „Das ist sehr überheblich und arrogant.“ Ich musste leicht grinsen, als er ein amüsiertes Funkeln in den Augen hatte. Ich fand ihn faszinierend.  „Habe ich denn nicht allen Grund dazu?“  „Egal was ich sage, du wirst vermutlich sowieso an deinem Ego appellieren, oder?“  „Ja, vermutlich.“ Sasuke ließ meinen Arm los und lehnte sich zufrieden zurück. „Also, setzt du dich wieder?“  Ich seufzte, konnte mir ein ehrliches und aufrichtiges Lächeln aber nicht verkneifen. „Ja, ich setzte mich wieder.“  „Ist das eigentlich deine Standard-Anmache?“, fragte ich ihn nach einer Weile, in der ich das Gefühl hatte, mir würde der Alkohol langsam aber sicher zu gut gefallen. „Ich meine, zu irgendjemanden hingehen und ihn einen abgewrackten Spruch vor den Latz zu knallen, um damit in ein Gespräch zu kommen?“ Das war keine schlechte Vorgehensweise, um jemanden in ein Gespräch zu verwickeln, aber sie passte irgendwie nicht zu einem Typen wie Sasuke.  „Ich habe dich nicht in ein Gespräch verwickeln können, weil ich einen schlechten Flirtspruch gemacht habe, damit habe ich nur deine Aufmerksamkeit bekommen. Dein Interesse habe ich geweckt, als ich dich ignoriert habe und das Gespräch ist entstanden, nachdem du gemerkt hast, dass es dir nicht passt, plötzlich von mir links liegen gelassen zu werden“, erklärte er unbekümmert und fuhr währenddessen mit seinem Finger über den Rand seines Glases. „Und das ist nicht meine Standard-Anmache, das ist einfach Können und Geschick.“  … wow. Ich fühlte mich nicht nur ertappt und durchschaut, sondern auch noch unglaublich… dumm, weil ich scheinbar glatt in seinen ‚Plan‘ hinein gelaufen bin, ohne zu merken, dass er den Ausgang unserer Konversation offenbar bereits von Anfang an genauso voraus gesehen hatte. Das war echt… „…schlau. Wow, das ist echt krass. Studierst du Psychologie oder so?“ Ja, ich war irgendwie fasziniert davon, das konnte ich nicht abstreiten. Auch wenn ich vermutlich ein sehr leichtes und vor allem naives Opfer gewesen sein musste.  „Nein, ich bin ein verdeckter Ermittler im Auftrag der Regierung.“ Wenn ich nicht wüsste, dass das absoluter Quatsch war, hätte ich Sasuke anhand seiner ernsten und festen Stimme glatt geglaubt.  „Huh, heißt das, dass du echt Psychologie studierst?“ Ich blinzelte. Ich war noch nie so gut im Raten gewesen. „Nein, tue ich nicht. Ich studiere Romanistik“, war seine offenbar ehrliche Antwort.  „Echt jetzt?“, hackte ich ungläubig nach, während ich zeitgleich mit Sasuke einen Schluck vom Gin nahm. „Du siehst eher aus wie ein Psycho-Doc und nicht wie ein Poet.“ Ich runzelte die Stirn und stellte mir unweigerlich vor, wie er einen Totenkopf in der Hand hielt und einen auf Shakespeare machte… wenn das überhaupt Shakespeare war. „Wenn du dich mir jetzt in Strumpfhosen vorstellst, werde ich dir den Rest deines Drinks überkippen“, unterbrach mich der andere plötzlich und riss mich damit aus meinen abstrakten Gedanken, die offenbar der zu hohe Alkoholgehalt zu verantworten hatte.  „Öhm, heh … warum sollte ich mir so etwas Bescheuertes vorstellen?“, lachte ich verlegen und kratzte mir am Hinterkopf. Es war gruselig, dass Sasukes scheinbar meine Gedanken lesen konnte.  „Du hast es dir vorstellt, oder?“ Sasukes seufzte.  „Uhm, vielleicht?“, gab ich vorsichtig zu. „Du wirkst aber wirklich nicht wie jemand, der sich intensiv mit Büchern und Poesie beschäftigt. Viel eher wie jemand, der…“ Ich suchte fieberhaft nach Worten, die meine unklaren Gedanken darstellen konnten, fand aber keine. „…der fremde, attraktive Kerle an der Bar eines Mischclubs anbaggert?“, beendete Sasuke den Satz für mich und blickte aus dem Augenwinkel zu mir.  „Heh, ja. Aber hey, du hast mich attraktiv genannt“, grinste ich etwas dümmlich, wobei ich kurz darauf feststellte, dass mein Gin Tonic gerade leer geworden war. Wow, das ging schnell. Zu schnell für meinen Geschmack, denn ich hatte gar nicht wirklich realisiert, wie zügig ich das hochprozentige Getränk verschlungen hatte. Ein ungutes Zeichen. „Das bist du auch“, bestätigte er und beobachtete für einen kurzen Moment mein leeres Glas. Es dauerte nicht lange und er bestellte ohne große Umschweife zwei neue Getränke. Ich leistete jedoch keine Widerworte. Mein Gespür war im Moment ohnehin angeschlagen, weil ich die Wellen des Betrunkenseins bereits wieder deutlich spürte. Deshalb schob ich die Tatsache, dass ich Sasukes Hand bereits zum dritten Mal auf meinem Oberschenkel stumm tolerierte, konsequent auf den Alkohol. Es fühlte sich nicht schlecht an, das Auf und Ab seiner Hand über meiner Jeans streichen zu spüren. Ich bildete mir sogar ein, die Wärme seiner Hand würde auf mich übergehen, da mir schon wieder heißer wurde.  Mein Atem entließ zittrig meinen Mund, als ich spürte, wie seine Hand unbeachtet weiter nach oben fuhr. Zu weit nach oben, für meinen Geschmack. Als ich endlich meine Hand bewegte, um ihn in seinen Berührungen zu stoppen und von meinem Schritt fernzuhalten, hatte ich ein seltsames Gefühl in meiner Magengegend. Doch Sasuke beschwerte sich nicht, stattdessen legte er seine eigene Hand wieder in seinem Schoß ab und nahm einen Schluck von seinem Getränk. Irgendwie enttäuschte mich seine Reaktion, auch wenn das nach totalem Mist klang. Vielleicht sollte ich meine Zurechnungsfähigkeit noch einmal überdenken und… …verlobt. Du bist verlobt!, schoss eine geistige Stimme plötzlich durch meinen Kopf, die mich dazu verleitete, auf meinen Verlobungsring zu starren. Am Rande nahm ich das zweite Glas Gin wahr, welches uns nun endlich gebracht wurde. Ich wandte meinen Blick aber nicht von dem Ring an meinem Finger ab.  Sollte ich mich schlecht fühlen?  Sollte ich mich schuldig fühlen, weil ich hier mit einem Fremden saß und mir Drinks ausgeben ließ, obwohl ich morgen heiraten würde?  War es … flirten oder nur einfaches, unbeschwertes Zusammensein mit einer Person, die man vielleicht nie wieder sehen würde?  Meine Gedanken schweiften unweigerlich zu Sakura, egal wie sehr ich mich dagegen sträubte. Es fühlte sich einerseits nicht moralisch richtig an, hier mit Sasuke zu sein und mit ihm zu... flirten, ja es war flirten, da konnte ich mir nichts anderes schönreden. Andererseits fühlte es sich aber seelisch nicht schlecht an, bei ihm zu sein. Außerdem hatte ich mit Sakura zusammen schon lange nicht mehr so unbekümmert reden und... ja, leben können, wie in den bisherigen anderthalb Stunden mit Sasuke.  Das… das tat unglaublich gut. Es war etwas, das ich vermisst hatte.   „Soll ich weiterhin so tun, als hätte ich deinen Verlobungsring nicht bereits am Anfang entdeckt, oder erklärt sich das nun von selbst?“ Sasukes Stimme riss mich abermals aus meinen Gedanken. Sie hatte einen Klang, der zwischen Amüsement, Härte und Provokation schwang. Eine Mischung, die ich nicht zuordnen konnte.  Ich riss meine Augen automatisch ein Stück auf und starrte Sasuke fast schon entgeistert an. „Du wusstest die ganze Zeit, dass ich verlobt bin?“  „Korrekt.“  „Und du bist trotzdem nicht gegangen und hast mir stattdessen weiter Drinks ausgegeben?“  „Korrekt.“  „Warum?“ Jedem anderen hätte dieser Umstand abgeschreckt, das hatte doch etwas mit gesundem Menschenverstand zu tun, oder etwa nicht?  „Sollte ich das nicht eigentlich dich fragen?“, widersprach Sasuke. „Immerhin trägst du den Ring am Finger und so wie ich dich vorhin mit zwei anderen Typen, die höchstwahrscheinlich deine Freunde waren, in der Lounge trinken gesehen habe, bist du gerade auf deinem misslungenen Junggesellenabschied.“   Ich schluckte kehlig, weil er abermals die Wahrheit sagte und das so unbarmherzig und direkt, dass ich ein ekelhaftes, stechendes Gefühl in mir hochsteigen spürte.  „Und trotzdem sitzt du noch hier bei mir, lässt dich umgarnen und zeigst keine Andeutungen, alsbald abzuhauen“, beendete er sich und trank daraufhin einen Schluck Gin.  Ich strich mir mit einer Hand über das Gesicht, welches durch den Alkohol etwas an Wärme zugenommen hatte und sicherlich bereits eine feine Röte auf meinen Wangen hinterlassen hatte. Mit einem Schlucken versuchte ich, das erneute Trockengefühl in meiner Kehle zu vertreiben und starrte auf mein zweites Glas Gin Tonic.  Sasuke hatte vollkommen Recht, wieso spielte ich mich als Moralapostel auf, wenn ich derjenige wahr, der am meisten zu verschulden hatte? Ich war derjenige, der sich schämen sollte, immerhin hatte mich Sasuke zu nichts gezwungen und trotzdem…  …ach verdammt, ich wollte gar nicht darüber nachdenken, wie moralisch verwerflich mein Benehmen war oder nicht. Das resultierte nur wieder in Gedanken, die mich so dermaßen runterziehen würden, dass ich wieder drauf und dran sein würde Sakura anzurufen und das wiederrum würde mich an das Ende meiner grenzwertig guten Laune treiben. Also warum sollte ich mich dann mit diesen Gedanken beschäftigen, wenn die Perspektive, die sich mir so offen bot, so viel besser und verlockender war?  Und diese Perspektive war Sasuke.  „Stimmt und solange ich noch hier sitze, gibt es auch keinen Grund darüber zu sprechen“, würgte ich das ungewollte Thema ab, wobei ich diese Worte mehr für mich selbst sprach, als dass sie Sasuke galten. Vielleicht wollte ich mich damit nur etwas beruhigen.  „Schön. Mich interessiert der Ring an deinem Finger wenig, also tu mir einen Gefallen und vergiss ihn für diese Nacht doch einmal, okay?“ Mein Blick traf auf Sasuke, der mich mit einem Blick bedachte, der fordernd und… überzeugend verlockend auf mich wirkte.  Es war eine bittere Sünde, an das zu denken, das mir gerade durch den Kopf schoss, aber…  Verdammt, waren seine Worte nicht genau das, was ich Suigetsu und Kiba zuvor noch hoch und heilig versprechen musste? Ich sollte abschalten und genießen und… und das würde ich auch tun.  Der Alkohol und die überzeugende Gegenwart von Sasuke zahlten ihren Tribut bei. Ich befand mich in einem elektrisierenden Zustand, der durch meinen steigenden Pegel intensiviert wurde. Meine Hemmungen, die mich sonst vor den Meisten Dummheiten abhielten, waren schon vor Stunden über alle Berge verschwunden. Und mein Verstand … den suchte ich schon seit Jahren.  Es war eine Sünde und ich hätte den Alkohol wegstellen sollen. Ich hätte ihn wegstellen, gehen und danach nie wieder kommen sollen. Aber ich konnte nicht – nein, ich wollte nicht. Was es war, das mich zwang hier zu bleiben, wusste ich nicht, aber es zog stark an mir und es hatte seine Quelle bei Sasuke. Irgendetwas an ihm…  „…Okay“, verließ meine Antwort meine Lippen. Ich fühlte ein brennendes Gefühl in meiner Brustgegend, welches ich mit einem viel zu großen Schluck meines Gins wegspülte. „Okay, vergessen wird den Ring.“ Mein Herz pochte schnell und ich wusste nicht, ob es durch die Schuld kam, die durch meine Worte verursacht wurden, oder durch die Aufregung auf das, was vielleicht noch kommen oder nicht kommen würde.  Abschalten und genießen …  ~*~*~ „Nein.“   „Ach komm schon, Sasuke“, bettelte ich in die Richtung des anderen und zog möglichst überzeugend meine Unterlippe nach vorne. „Ich hab dir den Gefallen getan und bin hiergeblieben und jetzt tust du mir einen Gefallen und gehst mit mir tanzen.“  „Nein, ich werde nicht tanzen. Außerdem, kannst du überhaupt noch gerade stehen?“ Sasuke funkelte mich von der Seite an und warf dem Barkeeper ein unpersönliches Nicken zu, nachdem er unsere Getränke bezahlt hatte.   „Uhm …“, druckste ich vor mich hin und stand ruckartig von dem Barhocker auf, um mich gerade hinzustellen. Es war zwar nicht zu übersehen, dass ich kurz etwas ins Wanken geriet, aber ich blieb trotzdem auf beiden Beinen stehen. Das war für mich Beruhigung genug, auch wenn ich dank des Alkohols kaum mehr einen klaren Gedanken fassen konnte.  „Hah, siehst du? Ich bin korrekt“, grinste ich ihn an und winkte ihn zu mir. Naja, zumindest versuchte ich das, doch er entschied mich einfach weiterhin kritisch anzustarren.  „Du meinst gerade und nicht korrekt“, verbesserte er mich stattdessen und schnaubte bei meinem empörten Gesichtsausdruck amüsiert. Der Bastard hatte genauso viel getrunken wie ich und benahm sich, bis auf die ebenfalls rötlichen Wangen und die ausgelassenere Stimmung, total nüchtern. Was war er, Profisäufer?!  „Eh, jaaa, das ist doch fast dasselbe“, winkte ich ab und griff kurzbündig nach seinem Handgelenk, um ihn daran von seinem hohen Ross zu ziehen. „Und jetzt komm endlich! Mein Alkoholpegel ist endlich hoch genug, um die Musik zum Tanzen zu ertragen“, nörgelte ich betont aufdringlich und zog Sasuke noch ein Stück weiter vom Tresen weg, weil er Anstalten machte sich einfach wieder hinzusetzen.  „Warum willst du tanzen? Das ist affig“, entgegnete Sasuke schlicht und strich sich durch die Haare.   „Warum willst du nicht tanzen? Das ist auch affig“, stellte ich ihm entgegen. „Du warst eben die ganze Zeit so locker, also versau jetzt nicht alles. Ich dachte, ich bin der Verklemmte.“ Ich war irgendwie enttäuscht, dass Sasuke ausgerechnet jetzt so ein Spielverderber wurde, wo ich doch endlich keine Hemmungen mehr hatte und mich grenzenlos amüsieren wollte.  Sasuke schaute mich an und schien für ein paar Sekunden zu überlegen, danach leckte er sich über seine Lippen und befreite sich von meinem Griff, um stattdessen meine Hand in seine zu legen. „Na schön, dann tanzen wir.“  Auch wenn ich mich fragte, was ihn dazu bewegt hatte plötzlich doch zuzustimmen, beschloss ich nicht nachzufragen.  Mein Blick glitt kurz über die gesamte Tanzfläche, aber ich konnte niemanden ausmachen, den ich kannte. Wo waren Kiba und Suigetsu bloß hin? Waren sie gegangen? Meine Gedanken hingen nur kurz bei diesen Fragen, ehe sie von der Wärmequelle, die meine Hand umfasste, gänzlich vertrieben wurden.  Ich ließ mich von Sasuke in eine Ecke der Tanzfläche dirigieren, die nicht ganz so überfüllt war wie der Rest. Dabei versuchte ich meinen Puls, der beschlossen hatte doppelt so hoch wie normal zu sein, zu ignorieren. Das Pochen meines Herzen spürte ich sogar in meinem Hals. Es war keine Nervosität, die das verursachte, es war Aufregung … Vorfreude ... Entschlossenheit.  Die Bässe und der Beat dröhnten bis zu meinen Ohren und sorgten dafür, in mir eine Art Euphorie auszulösen. Die blassen Hände, die sich wie selbstverständlich auf meine Hüften legten, vergrößerten dieses Gefühl noch einmal.  Ich bemerkte, wie sich Sasuke anfing zum Takt des Beats zu bewegen und seine Hüfte dabei belebte. Langsam strichen seine Hände über meine Seiten und animierten mich dazu, ebenfalls tätig zu werden und meinen Bewegungen der Musik anzupassen.  Das Gefühl seiner Hände auf meiner Hüften und meinen Seiten genießend, schloss ich für einen Moment meine Augen und ließ es einfach auf mich wirken. Ich spürte am Rande, wie mich Sasuke näher an sich heran zog. So nahe, dass ich sein Aftershave deutlich riechen konnte, aber nicht nahe genug, dass sich unsere Körper berührten.  Meinem Mund entkam ein unkontrolliertes, wohliges Seufzen, von dem ich mir nicht sicher war, ob es von dem anderen gehört wurde.  Sasuke beugte sich im nächsten Moment das kleine Stück, das unsere Gesichter voneinander trennte, zu mir hinunter und hielt mit seinen Lippen dicht an meinem linken Ohr inne. Sein heißer Atem streifte meine Haut und hinterließ einen kleinen Schauer, der durch meine Knochen jagte.  „Naruto …“ Seine Lippen waren so nahe, dass sie meine Ohrmuschel streiften, während er mir meinen Namen auf eine unverschämt erotische Art und Weise entgegen hauchte. Ich schluckte kehlig, um das Trockenheitsgefühl in meiner Kehle zu vertreiben.  Ich öffnete meine Augen wieder, als die blassen Hände auf einmal mit dem sachten Streicheln aufhörten und stattdessen weiter nach unten wanderten, wo sie ungeniert auf meinem Hintern liegen blieben. Die Lippen an meinem Ohr fuhren die Konturen vorsichtig nach. Mit scheinbar gekonnten und routinierten Bewegungen begann Sasuke, seine beiden Hände zu bewegen und meinen Hintern auf eine verruchte, aber gleichzeitig auch unschuldig wirkende Art zu massieren. Ich spürte, wie mir langsam wärmer wurde. „Wie fühlt es sich an?“ Sasukes geflüsterte Worte sickerten nur träge zu mir hindurch und ich atmete tief ein und aus, weil ich das Gefühl hatte, die Luft wurde zunehmend stickiger und dünner.   Ich wusste, dass er eine Antwort erwartete, seine Geste und der Druck, den er gerade mit seinen Händen ausübte, machten es mir deutlich. Aber ich wusste nicht, ob ich ihm eine verbale Antwort geben konnte.  Egal in welchem Zustand ich mich gerade befand und wie viel Alkohol mein Verhalten entschuldigen konnte, ich wusste dennoch, dass ich eine Grenze überschritt. Eine Grenze, der ich versuchte auszuweichen und sie zu verdrängen, weil ich mich einfach viel zu gut fühlte.  Konnte ich also so etwas offen aussprechen? Wäre das damit eine verbale Zustimmung von mir? Ein Geständnis, dass ich bewusst etwas Falsches tat?  Ich senkte meinen Kopf und presste mich noch näher an den warmen Körper Sasukes heran. Mein Gesicht vergrub ich an seiner Brust, um ihn nicht anschauen zu müssen. Mein Atem verließ unkoordiniert meinen leicht geöffneten Mund und meine Finger krallten sich fester in die Hüfte Sasukes.  Ich wollte ihm eine Antwort geben, weil… weil es sich verdammt noch einmal gut anfühlte. Es fühlte sich sogar mehr als nur gut an. Seine Nähe, seine Berührungen, seine Wärme. Alles. Und genau das war der Grund, warum ich ihm keine verbale Antwort geben konnte. Ich konnte es nicht aussprechen …  … aber ich würde es ihm zeigen.  Mit rasendem Herzen nahm ich meinen trügerischen Mut zusammen und verbannte mit meinem nächsten Schritt all die verzweifelten Schreie in meinem Kopf, die mich von einer solch großen Dummheit abhalten wollten...  Ich presste meine trockenen Lippen auf den Hals von Sasuke und fing an, mich im Takt des Beats an seinem Schritt zu reiben. Das war die einzige Antwort, die ich ihm geben konnte.  Eine Hitzewelle jagte durch meinen Körper, die sich immer weiter in meinem Inneren ausbreitete, als Sasuke meinen Bewegungen gemächlich entgegen kam. Ganz langsam erwiderte er den Druck auf unsere Mitten und verfestigte den Griff auf meinen Hintern. Seine Lippen legten sich gezielt auf meine Ohrmuschel und nahmen sie zwischen Ober- und Unterlippe, nur um kurz darauf quälend langsam mit der Zunge drüber zu lecken.  Mein heiseres Keuchen, das daraufhin folgte, entstand wie automatisch und ich realisierte es erst, als ich an meinem Ohr  spüren konnte, wie sich Sasukes Lippen zu einem zufriedenen Schmunzeln verzogen.  Ich spürte wie die Hitze in mein Gesicht stieg und auch wenn ich es nicht sehen konnte, wusste ich, dass meine Wangen mindestens tomatenrot sein mussten und das lag bei Gott nicht an dem Alkohol.  Die Art und Weise, in der Sasuke meinen Bewegungen entgegen kam, ließ meinen minimalen Rückhalt endgültig platzen. Ich nahm meine Hände von seiner Hüfte und streichelte mit luftigen Berührungen nach oben, um meine Arme um seinen Nacken zu schlingen und somit noch mehr Nähe zu erzeugen.  Die dazugewonnene Nähe nutzte ich dieses Mal aus und schluckte kurz, ehe ich die Reibung unserer Körper intensivierte und begann, mich mit mehr Kraft an ihn zu pressen, was ihm einen gefallenden Laut entlockte. Das Kribbeln, welches anfangs noch nur in meinem Bauch präsent war, wanderte rücksichtslos in meinen Lendenbereich.  Mit jeder lasziven Bewegung. Jeder verruchten Reibung. Jedem Mal, bei dem seine feuchte Zunge und seine vorwitzigen Zähne mein Ohr trafen und seine fähigen Hände sich in meinen Hintern krallten, stieg das Kribbeln an und wurde von Mal zu Mal mehr zu einem dumpfen Pochen, welches signalisierte, dass dieses Spiel bald ein Ende haben würde.  Ein Laut, der sich gefährlich nach einem abgebrochenen Stöhnen anhörte, entfleuchte meinem Mund und riss mich aus dieser Euphorie unserer Gefühle.  Ich wollte nicht damit aufhören. Ich wollte dieses Gefühl nicht abwürgen. Und ich wollte nicht, dass dieses Spiel hiermit endete.  Sasuke ging einen halben Schritt nach hinten, um etwas Abstand zum Atmen zwischen uns und unseren Körpern zu bringen. Ich nahm seinen beschleunigten Atem wahr, der sich ähnlich gehetzt wie mein eigener anhörte. Die Spitzen meiner Haare klebten mir vereinzelnd an meiner Schläfe.  Ich ließ meinen Kopf wieder gegen seiner Brust lehnen und versuchte mich und meine Hormone zur Beruhigung zu zwingen. Mitten drin einfach abzubrechen, tat meinem Libido gar nicht gut.  Aus dem Augenwinkel nahm ich Sasukes rechte Hand war, die sich von meinem Körper aus langsam erhob, aber ich rührte mich nicht und blickte stattdessen weiter auf den Boden. Ich hatte ihn die gesamte Zeit lang nicht angeschaut. Nicht einmal einen winzigen Moment lang.  Seine Hand legte sich mit festen und bestimmten Griff um mein Kinn, damit er meinen Kopf anheben konnte. Mich gegen so eine Harschheit zu wehren machte ohnehin keinen Sinn, also erduldete ich es stumm.  Ich schluckte wieder verkrampft, als sich seine dunklen Augen in meine bohrten. Seine Wangen waren ebenso gerötet wie meine. Seine Haare sahen nicht mehr so perfekt gestylt aus wie noch vor drei Stunden und in dem Ausdruck seiner Augen konnte ich ein Gefühl aufflackern sehen, dass einem Teil von mir sehr nahe kam … es war…  …Hunger.  Es war purer Hunger in seinen Augen und genau das, was ich ebenfalls in meinen Knochen spüren konnte. In jeder Faser meines Körpers.  „Wir sollten gehen.“  Drei Worte. Es waren nur drei jämmerliche Worte, die ein solch elektrisierendes Stechen durch meinen Körper jagte, dass ich fürchtete zusammenzuzucken. Aber ich tat es nicht, stattdessen begleitete ein unangenehmes Ziehen die Gewissheit, einen weiteren Fehler zu begehen, wenn ich jetzt nicht abhaute und alles stehen und liegen ließ. Doch wie konnte ich? Wie konnte ich dieses geile Gefühl aufgeben? Wie konnte ich jetzt, wo ich mich so frei wie noch nie zuvor in meinem Leben fühlte, einfach kneifen? Ich würde mich für den Rest meines Lebens fragen, was passiert wäre wenn… Gott, ich konnte nicht. Ich konnte nicht das Richtige tun. Ich konnte einfach nicht …  „Ja“, antwortete ich mit einem Wispern und schaute ihm in die Augen.  Seine Hand, die in den letzten Sekunden nur noch locker um meinen Kiefer lag, entfernte sich. Seine Mimik wirkte zuerst abwarteten, als würde er einen Funken Unsicherheit in meinen Augen suchen wollen.  „Gut.“ Er gab mir keine Zeit, um etwas zu erwidern oder mich gar noch einmal umzusehen, denn er ergriff schweigend mein Handgelenk und führte mich aus dem Club „Downtown“ heraus.  Vermutlich hätte ich Kiba und Suigetsu irgendwie Bescheid geben sollen, dass sie sich keine Sorgen machen brauchten und mich nicht suchten sollten, aber dieser Gedanke war momentan so fernab von meinen Möglichkeiten. Nur mehr Sasukes und sein penetrant anzügliches Aftershave gerieten in die verstauben Zellen meines Verstandes und waren alles, was heute Nacht noch zu mir durchdringen würde.  Draußen angekommen begrüßte mich eine angenehme Frische, die an einer Nacht mitten im Frühling nichts Außergewöhnliches war. Sie beruhigte mich.  Sasuke drehte sich zu mir um und blieb stehen, was ich ihm kurz darauf gleich tat. Ich bemerkte erst jetzt, dass ich gar nicht wusste zu wem wir eigentlich gehen wollten.  „Wo…“ Ich atmete einen tiefen Zug der kühlen Luft ein, als wäre es das Nikotin einer Zigarette. „Wo gehen wir hin?“, fragte ich ihn.  „Wenn wir zu mir fahren, müssten wir drei Mal mit der Bahn umsteigen.“ Also wohnte Sasuke ganz in der Nähe. Ich hätte mir das im Prinzip auch denken können, denn sonst wäre er im Downtown wohl kaum so häufig, wenn er ganz woanders wohnen würde.  Er blickte mich abwartend an. Zu mir wäre es nur die Hälfte… aber war das richtig? Einen fremden Kerl in mein eigenes Apartment schleppen, in dem ich erst vor einigen Stunden mit Sakura gemeinsam war?  Im Grunde aber war es absurd, mir in meiner Situation noch Gedanken um so etwas zu machen. Es gab kein Zurück mehr und es war mir egal. Alles war mir im Moment egal. Also nickte ich in seine Richtung. „Mein Apartment ist auch in der Richtung, aber nur einmal umsteigen weg“, gab ich zu und beantwortete damit die Frage, zu wem wir gehen würde.  Sasuke und ich … in meinem Apartment.  Allein … ~*~*~  „Gnnhh…“  Mein Atem ging schnell und das Pochen meines Herzens wurde mit jeder Berührung, die Sasuke und ich austauschten, stärker und stärker. Ich konnte die Erregung und diese Euphorie, die mich zuvor im Club vereinnahmt hatte, wieder aufleben spüren. Seine Zunge leckte leichtfertig meinen Hals entlang, nur um kurz darauf über die empfindliche Stelle knapp unter meinem linken Ohr zu kratzen und mir ein weiteres dumpfes Geräusch zu entlocken. Ich biss mir auf die Unterlippe, um meine Stimme zu dämmen. Ich hatte das Gefühl, mein gesamtes Blut würde viel zu schnell in mir zirkulieren und mein Körper fühlte sich bereits jetzt so erhitzt an, dass ich mir kaum vorstellen konnte, mich erst am Anfang unseres Treibens zu befinden. Es machte mich verrückt vor Lust. Es hatte nicht sehr lange gedauert, bis Sasuke und ich in meinem kleinen, geräumigen Apartment angekommen waren. Mindestens genauso schnell fand ich mich gegen die Wand meines Flures gedrückt wieder und wurde von seinem Mund eingenommen, ohne große Vorwarnung. Aber es war besser so. Ein unpersönlicher, unbeholfener Smalltalk vorweg hätte mir vermutlich all die Kraft genommen mir einzureden, dass das, was ich hier tat, irgendwo und irgendwie moralisch akzeptabel war.  Deswegen ließ ich all meine merkwürdigen Empfindungen und erdrückenden Gefühle, die tief in meinem Inneren rumorten, an Sasuke aus. Ich versuchte mit unseren Mündern jedes Wort und jeden zu intensiven Laut zu ersticken, auch wenn es kaum funktionierte. Diese Laute ließen mich schwach werden. Sie ließen es mich zu sehr genießen, dabei… verdammt.  Ich zwang mich abermals dazu, meine penetranten Gedanken abzuschalten und versuchte mich stattdessen auf die blasse Hand zu konzentrieren, die ihren Weg zu meinem Schritt gefunden hatte und dort mit dem Handballen leichte Kreisbewegungen ausführte.  Meine Hände lösten sich endlich aus ihrer Starre. Ich strich mit meinen Finger seinen Rücken entlang und zeichnete seine Wirbelsäule nach, was Sasuke mit einem zufriedenen Laut quittierte. Ich nahm es als eine Art Zeichen, meine rechte Hand weiter hinunter gleiten zu lassen und sie etwas zögerlich auf seinem Lendenbereich zu platzieren. Ein wenig zu vorsichtig übte ich Druck aus.  „Nicht so schüchtern“, flüsterte Sasuke nahe von meinem Ohr und kam meiner Hand, die an seinem Schritt lag, symbolisch entgegen.  Ich zog meine Augenbrauen zusammen und kniff dabei automatisch meine Augen leicht zu. Jetzt hatte er einen Nerv getroffen. „Ich bin nicht schüchtern“, stritt ich zu Gute meines männlichen Egos ab und verstärkte nun den Druck auf seinem Schritt.  „Das wirkt aber nicht danach, dabei hattest du bis eben noch eine ziemlich große Klappe“, hauchte er, während er seinen Kopf neben meinem eigenen an der Wand abstützte, um meiner Hand gemächlich entgegen zu kommen. Ein leises Seufzen war von ihm zu hören.  „Willst du mich provozieren?“ Ich stierte ihn von der Seite aus an, musste aber gleichzeitig schmunzeln.  „Funktioniert es denn?“, konterte er geschickt und gab danach ein undefinierbares Geräusch von sich, das sich stark nach einem Grummeln anhörte, als ich aus Trotz meine Hand von seiner Mitte entfernte und mich ein Stück nach hinten lehnte.  „Sieht es danach aus?“ Ich hoffte wirklich, dass ich ihn in diesem Moment mindestens genauso verrückt machte wie er mich.  „Immerhin sind wir gerade hier... in dieser Position“, erwiderte er und lehnte sich ebenfalls zurück, um mir in die Augen sehen zu können. Sein Gesichtsausdruck sah seltsam tiefgehend aus. Ich verstand ihn nicht.  „Als ich dich das erste Mal in der Lounge gesehen habe, wusste ich, dass wir hier landen würden. Also ja, ich denke, dass es funktioniert hat“, beendete er seinen Satz und trug einen Ausdruck in seinem Gesicht, für den ich ihm liebendgerne eine reingehauen hätte, befänden wir uns nicht in solch einer Situation.  Ich stutzte, als mir die Bedeutung seiner Worte verspätet auffiel und starrte ihn für einige Sekunden an. Er hatte von Anfang an vor, mich… abzuschleppen? Ich wusste nicht, ob ich das schmeichelnd oder krank finden sollte. Vor allem, weil… weil es tatsächlich geklappt hatte.  „Warum?“ Meine Frage brannte wie Feuer auf meiner Zunge und schoss hinaus, ohne dass ich sie aufhalten konnte.  „Weil ich dich will, ganz einfach.“ Und mit diesen Worten zog er mich wieder an ihn heran, legte seine rechte Hand auf meiner Hüfte ab und benutzte die andere dazu, meinen Kopf für einen Kuss anzuheben, den ich nur erwidern konnte.  Seine Zähne fingen sachte an, an meiner Unterlippe zu knabbern und erzeugten bei mir ein heiseres Keuchen, welches Sasuke dafür nutzte, um mit seiner Zunge hinterlistig in meine Mundhöhle einzudringen. Es entstand ein hitziges Gefühl, als unsere Zungen aufeinander trafen, sich gegenseitig versuchten zu dominieren und dabei von Sekunde zu Sekunde rücksichtsloser und hemmungsloser wurden. Ich bemerkte dabei nur träge, wie mich Sasuke aus dem Flur raus dirigierte und in mein Wohnzimmer lotste, welches direkt an den Flur grenzte. Ich wurde erst aus dieser Art Trance gerissen, als ich gegen meine kleine Kommode stieß.  Wir lösten lediglich unsere Lippe voneinander und schauten uns in die Augen. Das war alles, um die Lust und das Verlangen im Anderen erkennen zu können, die so deutlich sichtbar waren. Die Aufregung in meinem Inneren verschwand und machte für die Vorfreude auf das Kommende Platz.  Ich zögerte jedoch kurz, als ich meinen Blick zwischen meiner übergroßen Couch und der Tür zu meinem Schlafzimmer gleiten ließ. Sollten wir wirklich in mein Schlafzimmer gehen? Der Ort, an dem ich bereits so viele Stunden mit Sakura verbracht hatte? Konnte ich das? Konnte ich sie wirklich so demütigen?  „Couch“, brachte ich wispernd hervor und bedeutete Sasuke nach rechts, wo besagtes Objekt stand. Es bot reichlich Platz, dass sich zwei Personen problemlos nebeneinander drauf legen konnten, ohne Angst haben müssen, bei einer falschen Berührung hinunterzufallen, denn ich konnte es Sakura nicht antun, mit jemand anderem eine Nacht in meiner… in unserem Bett zu verbringen. Ganz egal wie meine verdrehten Gefühle und Gedanken gerade aussahen, das brachte ich nicht über das Herz.  Sasuke schien sich nicht im Geringsten daran zu stören und nickte stattdessen verstehend.  Ich biss mir unbeholfen auf die Unterlippe, weil ich bei Gott nicht wusste, was ich tun sollte. Meine Beine fühlten sich an wie Zement. Ah, verdammt, wieso benahm ich mich auf einmal wie eine beschissene Jungfrau?  Sasukes amüsiertes Schnauben riss mich aus meinem kindischen Hin und Her. „Du bist also nicht schüchtern, ja?“, fragte er nochmals rhetorisch nach und drückte mich kurz darauf nach hinten, bis ich das Sofa in meinen Kniekehlen spürte und einknickte. Ich landete rücklings auf der Couch.  Ich wollte schon wieder zur Widerrede ansetzten und Sasuke klar machen, dass ich so etwas von nicht schüchtern war, aber ich ließ es bleiben. Ich wollte nicht mehr reden, sondern nur noch… nur noch fühlen.  Meine Augen hefteten sich auf Sasuke und beobachteten ihn dabei, wie er sich lässig nach vorne beugte und sich zwischen meinen Beinen platzierte. Er überbrückte die kleine Distanz zwischen unseren Lippen und verwickelte mich in einen hungrigen Kuss, den ich mit meiner Zunge und steigender Gier erwiderte.  Sasukes Hände fuhren meinen Oberkörper entlang und hielten bei meiner Brust angelangt kurz inne, um über sie zu streichen und meine Brustwarzen durch den Stoff meines Hemdes hindurch zu necken, soweit es ihm gelang.  Ich seufzte angetan und ließ meine Hände ebenfalls seinen Körper entlang gleiten und alles erkunden, an das ich in meiner Position heran kam. Mit überraschender Entschlossenheit begann ich unter den Saum von Sasukes Shirt zu schlüpfen und vertiefte unseren Kuss, als ich seine nackte Haut unter meinen Fingern fühlen konnte.  Mit wenig Verwunderung spürte ich die leichten Muskeln, die ich bereits anfangs durch sein betontes Oberteil gesehen hatte, und zeichnete sie mit meinen Fingerspitzen nach. Meine linke Hand wanderte wieder in seinen Nacken.  Wir lösten unseren Kuss aus Luftmangel und ich holte ungewohnt oft Luft, da ich das erstickende Gefühl hatte nicht genügend in meine Lunge befördern zu können. Die elektrisierende Hitze, die sich zwischen uns beiden ausbreitete, tat auch nicht sonderlich gut zu diesem Umstand bei.  „Mhmm…“ Sasuke gab einen genießerischen Laut von sich, als meine Hand über seine Brustwarze strich und sie zwischen zwei meiner Finger rieb, und begab sich mit seiner Zunge wieder zu meinen Hals, um ihn zu necken und zu liebkosen.  Mit schnellen und scheinbar geübten Handbewegungen öffnete Sasuke die Knöpfe meines weißen Hemdes und strich es mir von den Schultern. Wenige Sekunden später tat ich es ihm gleich und zog ihm das Shirt über seinen Kopf. Unsere Oberteile fanden rücksichtslos den Weg auf den Boden.  „A-ahh...“, keuchte ich, als sich Sasukes Lippen um meine eigene Brustwarze stülpten und sie mit seiner Zunge umkreiste, nur um danach neckisch in sie hinein zu beißen. Mit der zweiten Hand rieb er über die andere.  Reflexartig zuckte mein Körper leicht, als mich durch sein Tun eine weitere Welle der Erregung durchzog. Aus dem Effekt heraus spreizte ich meine Beine etwas weiter und presste ihn enger an mich, um mehr von seiner Nähe und diesen Gefühlen spüren zu können.  Sasuke erwiderte den Druck ziemlich schnell, presste unsere Mitten aneinander und fing an sich obszön zu bewegen, um Reibung zu erzeugen.  Überwältigt von diesem Gefühl und dem Verlangen, welches dadurch entstand, krallte ich meine Finger in die Haut Sasukes und biss mir abermals auf die Unterlippe, um weitere Laute von mir zu unterdrücken. Sasukes schien das allerdings nicht sonderlich zu gefallen, weswegen er auf einmal die Reibung vertiefte und sein Tempo erhörte. Ganz zu Leiden meines Vorhabens, denn das fühlte sich leider unglaublich gut an. Aber trotzdem hielt etwas in mir davon ab, hemmungslos Laute von mir zu geben …  „Naruto“, knurrte Sasuke plötzlich und hielt abrupt in all seinen Bewegungen inne. Er beugte sich zu mir hoch und schaute mir eindringlich, und irgendwie auch etwas einschüchternd, in die Augen. „Hör endlich auf über richtig und falsch nachzudenken.“  Ich atmete gehetzt und rieb mir über die Stirn, die bereits von dem einen oder anderen Schweißtropfen benetzt war. Ich schwieg für gefühlte Stunden, doch in Wirklichkeit waren es sicherlich nur Sekunden.  „Du kannst nichts mehr ungeschehen machen und solange du es genießt, kann es da wirklich so falsch sein?“ Sein Blick verriet mir genau das, wonach ich in den letzten vielen Stunden so verzweifelt gesucht habe und was mich fast um den Verstand gebracht hatte … es war … Bestätigung. Es war schlicht und ergreifend eine Bestätigung dafür, dass es okay war. Und verdammt, hatte er nicht recht? Es fühlte sich schließlich verflixt noch einmal gut an und ich war ein Mensch, der von sich immer behauptet hatte nur das zu tun, was einem auch Spaß machte. Nicht mehr und nicht weniger. War es also nicht genau das?   Dieses ganze Hin und Her von mir, das mir selbst bereits gewaltig auf die Nerven ging und mich davon abhielt, einfach hemmungslos und unwiderruflich zu genießen, konnte mich jetzt einfach kreuzweise.  Keine Hemmungen mehr. Keine Gedanken mehr. Keine Rückhalte mehr. Kein Zurück mehr.  Nur noch er und ich. Meine Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln, entschlossen und nun nur noch darauf konzentriert, das brennende Verlangen zwischen uns zu genießen und zu stillen.   Ein für alle Mal.  Ich verschmolz unsere Münder ineinander und küsste ihn mit deutlichem Verlangen nach mehr. Ich wusste jetzt, was ich wollte und das war er.  Ich schaltete alles um mich herum restlos ab und ließ nichts mehr zu mir hindurch, bis auf diesen sündhaft erregenden Gefühlswellen, die mich vor Begierde erzittern ließen. Jedes Mal erneut, wenn sein Schritt sich so verheißungsvoll an meinem eigenen rieb und seine Küsse leidenschaftlicher wurden. Mein zügelloses Keuchen verließ heiser meine Lippen, als ich seine Finger und seine unwiderstehlichen Lippen gekonnt meinen gesamten Körper necken und verwöhnen spürte und er sich meinen Körper hinab küsste. Mit zielsicheren Bewegungen küsste er sich meinen Hals bis zu meinem Ohr entlang und wiederholte es immer wieder.  „Gnngh, fuck…“ Es brachte mich beinahe um den Verstand. All diese Empfinden auf einmal, die mich drohten zu überschwemmen. Schon lange habe ich nicht mehr so gefühlt … so rücksichtslos erregend.  Der Nebel um meinen Verstand wurde immer dichter und ich bildete mir ein, meine Sicht würde zunehmend verschwimmen. Meine Empfindungen wurden von Sekunde zu Sekunde intensiver.  Das Pochen meines Gliedes wurde immer stärker und ich wusste, dass es Sasuke auch so ging. Ich drückte meine Hand auf seinen Brustkorb, um ihm zu signalisieren, dass ich bald kommen würde, wenn wir jetzt nicht endlich weitergingen. Ich wollte endlich mehr.  Mein Gürtel wurde flink geöffnet, gefolgt von meiner Hose, welche samt Boxershorts heruntergezogen wurde und daraufhin ebenfalls den Weg zu Boden fand. Sasuke verharrte in seinen Bewegungen und betrachtete ungeniert meine steinharte Erregung, die unter seinem Blick leicht zuckte.  Mit einem zufriedenen Schmunzeln leckte sich Sasuke über die Lippen und entledigte sich seiner eigenen Unterbekleidung, während er auf meinem Oberschenkel flüchte Küsse verteilte.  Jetzt waren wir beide komplett nackt und dieses Mal wurde ich nicht wieder so nervös wie ein Teenager vor seinem ersten Mal. Nein, dieses Mal wurde ich schlich und ergreifend verdammt heiß.   „Das Zeug ist in der Kommode“, informierte ich Sasuke und deutete mit meinem Kinn in Richtung der Kommode neben ihn, gegen die ich erst vorhin gestoßen war. Er zögerte keine zwei Sekunden und öffnete die oberste Schublade, um ein Kondom und eine kleine Tube Gleitgel heraus zu holen.  Er beugte sich wieder über mich und drückte mir einen kurzen Kuss auf den Unterkiefer, während er das kalte Gel auf seinen Finger verteilte und sie danach aneinander rieb, damit das Gel nicht mehr allzu kalt war und wärmer wurde.  Seine Zunge leckte über meinen Hals und die Unterseite meines Kiefers, während ich einen seiner Finger kommentarlos an meiner Öffnung spüren konnte. Langsamer als ich es von ihm erwartet hatte, ließ er ihn in mich eindringen und wartete auf meine Zustimmung.  Es war bei weitem nicht mein erstes Mal mit einem Kerl, schließlich hatte ich mehr männliche als weibliche Beziehungspartner gehabt, aber es war schon einige Zeit her, seitdem ich das letzte Mal mit einem Sex hatte. Daher musste ich mich an dieses bekannte Gefühl erst wieder gewöhnen.  Ich nickte nach einigen Sekunden, als ich mich an das Gefühl seines Fingers gewöhnt hatte. Schmerzen hatte ich noch keine. Auch nicht, als er einen zweiten Finger in mich einführte. Schmerzen hatte ich erst, als er die beiden Finger kurz bewegte und ich dadurch ein unangenehmes Stechen durch mein Unterleib ziehen spürte.  „Nnngh…“ Ich krallte meine Finger wieder in seine Haut und versuchte ruhig zu atmen, um mich etwas zu entspannen. Ich war Sasuke dankbar, dass er Geduld aufbringen konnte, um auf mich zu warten, das war schließlich keine Selbstverständlichkeit.  Seine feuchte Zunge wanderte hoch zu meinem Mund und küsste mich überraschend, doch ich erwiderte den Kuss trotzdem. Oder vielleicht gerade deswegen. Seine Lippen und seine Zunge schafften es nur nach wenigen Momenten mich so weit zu bringen, dass ich mich langsam gegen seine Fingern drückte und ihm damit zeigte, dass er weitermachen konnte. „Aaah… mhmm, jaa…“, stöhnte ich, als er mit seinen nun drei Fingern anfing wieder scherenartige Bewegungen zu vollziehen und mich zu weiten. Er stieß mit seinen Fingern in mich und imitierte somit die Stoßbewegungen, die auf unseren baldigen Akt anspielen sollten.  Meine Lust wurde mit jedem Stoß größer und ich wusste, dass es Sasuke genauso ging. Ich warf meinen Kopf stöhnend in den Nacken, als er besonders tief in mich stieß. Es fühlte sich so verdammt gut an. Es dauerte nicht lange, bis ich an dem Punkt ankam, an dem mir seine Finger nicht mehr genug waren. Sasuke schien ähnliches zu denken, denn beinahe zeitgleich entfernte er seine Finger aus mir und lehnte sich leicht zurück.  Er schaute mich abwartend an. Ich wusste, was er fragen wollte und ehrlich gesagt habe ich mich nicht lange damit beschäftigt, aber es schien nur eins für mich richtig… „…Fick mich von hinten“, war meine gewisperte Antwort. Ich war trotz aller Beschlüsse nicht dazu bereit, ihm bei dem Akt in die Augen zu schauen und ich wusste nicht einmal wieso. Abermals schien Sasuke herzlich wenig dagegen zu haben und nickte nur wieder. „Alles, was du willst“, gab er von sich und rutschte ein Stück zurück, um mir Platz zu machen. Ich warf ihm noch einen betont bösen Blick zu, der leider nicht ansatzweise böse wirkte, und drehte mich dann um, sodass ich kniend und mit dem Hintern in Sasukes Richtung auf der Couch war.  „Mhmm“, summte Sasuke, „schöner Ausblick.“ Ich erwiderte nichts darauf und konzentrierte mich lieber auf seine Hand, die von meinem Rücken aus über meinen Arsch streichelte und bei meinem Backen stoppte, um sich leicht zu massieren. Mit einem Brummen lehnte ich mich ein Stück nach hinten und Sasuke entgegen. Ich wollte es endlich, verdammt. Er sollte mich nicht länger warten lassen.  Scheinbar wusste Sasuke, was ich dachte und gab meiner Hüfte einen flüchtigen Kuss.  Ich hörte ein Rascheln und das Aufreißen einer Packung hinter mir. Sasuke zog sich das Kondom über und rieb seine ebenfalls völlig harte Erregung mit dem Gleitgel ein. Die Tube beförderte er achtlos auf die Kommode.  Ein bekannter, stechender Schmerz durchzog meinen Körper, als Sasukes Glied langsam und Stück für Stück in mich eindrang. Ich kniff meine Augen zusammen und drückte mein Gesicht in die Couch, um irgendwo Halt zu finden. Meine Finger krallten sich in den Stoff des Sofas.  Sich zu zwingen, sich zu entspannen war eine Sache für sich und dementsprechend dauerte es, bis ich tief und schwerfällig durchatmete, ehe ich Sasuke das Zeichen dafür hab, ganz in mich vorzudringen. Zwar waren die Schmerzen nicht gänzlich weg, aber ich wollte diesen unangenehmen Teil des Akts schnell hinter mich bringen.  „Argh, oh Gott…“, stöhnte ich verbissen und presste meine Stirn fester gegen das Polster der Couch, als Sasuke komplett in mich gebettet war.  Mein Puls war gefühlt um Meilen in die Höhe geschossen und mein Herz pochte wild. Das Ziehen in meinem Unterleib war wieder stärker geworden und sammelte sich in meinem ganzen Körper und ich wusste einfach nicht mehr, worauf ich mich konzentrieren sollte, um mich zu entspannen. Dieser Schmerz war überall … der letzte Sex mit einem Mann war wohl doch länger her, als ich erwartet hatte. Ich hatte beinahe verdrängt, wie sehr es zu Anfang wehtat. Unter dem stechenden Brennen, das ich überall zu fühlen glaubte, spürte ich auf einmal heiße Lippen, die sich meiner Hüfte und Wirbelsäule entlang küssten und leckten. Sasukes Hände strichen meine Oberschenkel entlang. Sie wanderten zu meinem Glied, welches in den letzten Minuten wieder etwas schlaffer geworden war und umfassten es. Mit schnellen Bewegungen pumpte Sasuke mein Glied und strich dabei mit seiner Hand auf und ab. Mit der anderen Hand strich er über meine Hoden und umspielte meine Eichel. Ich konnte Spüren, wie die ersten Lusttropf heraustraten und konnte mir ein lustvolles Stöhnen nicht verkneifen.  Sasuke fing an seine Hüfte nach vorne zu bewegen und leichte Stöße zu vollziehen, die mit jeder Sekunden an Härte und Schnelligkeit gewannen. „Gnngh… haah!“, stöhnte Sasuke lustvoll und erhöhte das Tempo und die Intensivität seiner Stöße noch einmal. Die Bewegungen seiner Hand zwischen meinen Beinen wurden immer abgehackter und unrhythmischer.  „A-aah, Sasuke…!“, stöhnte ich erregt und realisierte kaum, dass ich gerade seinen Namen gestöhnt hatte. Aber das konnte mich gerade nicht weniger interessieren. Nicht, wenn ich mich so verdammt gut fühlte.  Ich stieß meinen Hintern instinktiv nach hinten, um Sasukes Stößen entgegen zu kommen und spürte kurz darauf, wie Sasukes eine seiner Hände auf meine Hüfte legte und sie grob umfasste, um sie im Takt seiner Stöße zu bewegen.  Das Kribbeln in meinem Unterleib war mittlerweile so intensiv, dass ich wusste, kurz vor meinem Orgasmus zu stehen.  „Urgh, fuck… i-ich komme gleich…“, gab ich unter gescheitertem Versuch zu reden zu und stieß mich noch einmal mit mehr Kraft Sasukes Glied entgegen, während er es mir gleich tat und gleichzeitig die Pumpbewegungen seiner Hand erhöhte.  Mit einem lauten Stöhnen übermannte mich mein Orgasmus und ich kam, viel intensiver als ich es mir vorgestellt hatte, in seiner Hand.  Ein ersticktes Stöhnen entfleuchte Sasuke und er stieß ein letztes Mal in mich, ehe er sich aus mir heraus zog und ebenfalls kam.  Kraftlos und erschöpft schaffte ich es, mich noch auf meinen Rücken zu drehen und ließ mich kurz darauf fallen. Sasuke legte sich wenig später neben mich. Man hörte nur mehr unser noch immer gehetztes Atmen und ein befriedigtes Schweigen, das mich die Nachwellen meines Orgasmus genießen ließ.  Ich spürte wenige Minuten darauf eine Bewegung neben mich und öffnete meine zuvor geschlossenen Augen. Sasuke hatte sich auf die Seite gedreht und blickte mich stumm an.  „Willst du gehen?“, fragte ich ihn und wusste nicht einmal, was ich mir bei dieser Frage eigentlich dachte.  „Willst du, dass ich gehe?“ Er blickte mich aus unlesbaren Augen an. Ich schwieg sekundenlang, ehe ich wortlos näher an ihn heran rutschte und eine Hand in seinen Brustkorb krallte.   „Nein.“  Du hast mich eine Freiheit fühlen lassen, die ich seit Jahren suchte und befürchtet hatte nie zu finden. Du hast mir gezeigt, dass ich mein eigentliches Ich noch nicht verloren hatte. Du hast einen Teil dieser ungreifbaren Leere in mir gefüllt … …und deswegen tut es so weh. Kapitel 3: Lust at first sight. (non adult) ------------------------------------------- Sein Blick schien mich regelrecht zu durchdringen und gehörte zu dieser penetranten Sorte von Blicken, die mich aufregten, umso länger sie anhielten. Ich wusste nicht, ob es das schlichte unwohle Gefühl war, welches immer auftauchte, wenn man sich belästigt fühlte, das mich unruhiger werden ließ. Aber ich nahm es einfach mal an.  Leider musste ich feststellen, dass meine innere Unruhe immer größer wurde, weil der Kerl neben mir einfach nichts mehr sagte oder tat und irgendwie… nervte mich das. Eigentlich sollte es mich erleichtern, weil er scheinbar eingesehen hatte, bei mir auf Granit zu stoßen, aber…   …Gott, es konnte doch nicht sein, dass ich mir wegen so einer Vollidioten so einen Kopf machte und seltsame Sachen sagte, so wie das mit dem „vielleicht“.  Wieso hatte ich das überhaupt gesagt? Die Antwort war doch deutlich an meinem Ringfinger zu sehen - an meinenVerlobungsring! Also weshalb gab ich dann so einen Mist von mir? Vermutlich hatte sich mein Gehirn kurzzeitig von dem Alkohol zu sehr beeindrucken lassen und war deswegen außer Betrieb gewesen, als ich meine Klappe aufgemacht hatte. Ja, das musste es gewesen sein.  Ich schielte wenig geschickt nach rechts, um dem Fremden aus dem Augenwinkel zu betrachten und sah, dass er tatsächlich einfach ruhig und viel zu gelassen einen Tequila trank, ohne auch nur den Anflug einer Reaktion auf das Vorherige zu machen.  Was bildete der sich eigentlichen ein? Der flirtete mich erst dreist und vollkommen schlecht an und dann ignorierte der mich einfach, als wäre nie etwas geschehen und ich nie hier gewesen!  „Was soll der Scheiß?“ Ich bemerkte erst an meiner leicht grimmig klingenden Stimme, dass ich meine Gedanken laut ausgesprochen hatte.  „Was soll was?“, entgegnete der Dunkelhaarige mit einem überheblichen Schmunzeln, ließ seinen Blick aber weiterhin auf seinem Getränk haften.  „Du weißt genau was ich meine.“ Meine Stimme gewann an Härte und ich knirschte verbissen mit den Zähnen. Ich hatte es noch nie leiden können, ignoriert zu werden. Das war praktisch eine angeborene Eigenschaft von mir und diese Situation machte es wirklich nicht besser, auch wenn ich einfach hätte weggehen und die Sache auf sich beruhen lassen sollen.  „Tatsächlich, weiß ich das?“, erwiderte er provokativ, bewegte seinen Kopf ein Stück in meine Richtung und stützte sein Kinn auf seiner rechten Hand ab. „Stört es dich etwa, ignoriert zu werden?“  Auch wenn es eine rhetorische Frage war, beantwortete ich sie ohne lange Zögerungen. „Wen würde das nicht stören? Vor allem, wenn man vorher so plump und miserabel angemacht wurde.“  Warum ging ich nicht einfach weg?  „Und mich stört es, wenn jemand verklemmt ist“, antwortete er monoton und mit einem intensiven Blick, der mir unter die Haut ging. Gerade als ich mich fragen wollte, was der Typ damit bezwecken wollte, spürte ich plötzlich eine Hand. Sie strich mir langsam und gezielt über meinen Oberschenkel, war allerdings so schnell wieder weg, wie sie dort hingekommen war. Es war Sasukes gewesen, doch seine Miene zeigte keine Rührung, kein Zucken oder eine Emotion, die ich verwerten könnte.  „Und was hat das eine mit dem anderen zu tun?“ Ich war ehrlich verwirrt. Dieses Gespräch war nicht nur seltsam, sondern obendrein noch verwirrend und… einfach komisch. Diese Berührung von eben tat meinem Zustand auch nicht sonderlich gut. Was wollte der Typ denn bezwecken?  Ich rutschte auf meinem Stuhl zurück und bildete mir ein, dass ich dem Schwarzhaarigen somit etwas auf Abstand bringen konnte. Was natürlich vollkommener Unsinn war.  „Wenn ich aufhöre, dich zu ignorieren, hörst du auf verklemmt zu sein und lässt dir einen Drink von mir ausgeben“, erklärte er mit fester Stimme, als wäre es völlig normal, einen verlobten Mann kurz vor der Hochzeit auf einen Drink einzuladen und ihn anzutatschen, nachdem man ihn versucht hat anzubaggern. Auch, wenn er die Sache mit der Hochzeit vermutlich nicht wusste. „Und warum sollte ich das bitte tun, anstatt einfach abzuhauen?“ Meine Aufmerksamkeit galt ihm und ich zog dabei abwartend meine Augenbraue nach oben.  „Wenn du abhauen wolltest, dann wärst du schon längst gegangen und hättest dich nicht stattdessen von mir ignorieren lassen. Und du hättest dieses seltsame Gespräch nicht mit mir geführt.“ Es war ein Funkeln, welches seine dunklen Augen kurz zu erhellen schien und ich musste zugeben, dass ich ein wenig sprachlos war. Oder ertappt. Ja, ich fühlte mich ertappt, weil… weil er im Prinzip Recht hatte. Ich verzog das Gesicht, als sein arrogantes Schmunzeln intensiver wurde.  „Wer bist du eigentlich?“, fragte ich ihn stattdessen missbilligend.  „Sasuke“, antwortete er und lehnte sich ein Stück nach hinten. Seine Hand legte er auf dem Tresen ab.  „Naruto“, stellte ich mich selbst vor, auch wenn Sasuke gar nicht danach gefragt hatte. Mein Mund schien sich ohnehin dazu entschieden zu haben, ohne meinen Verstand weiter zu machen. Irgendwie war der Kerl seltsam… anders. Ich wusste nicht, ob ich das gut oder schlecht finden sollte, aber egal was es war, das er an sich hatte, es zwang mich dazu bei ihm zu bleiben. Egal ob das eine gute oder schlechte Entscheidung war. Ich wäre schließlich nicht Naruto Uzumaki, wenn ich vor jeder Entscheidung meines Lebens darüber nachdenken würde.  „Gut, Naruto“, Sasuke orderte den Kellner mit einer lässigen Handbewegung zu sich und bestellte tatsächlich ein weiteres Getränk für mich und eines für sich, „Ich hoffe, du magst Gin.“  Gin. Ein Getränk, das fast 50-prozentigen Alkoholgehalt inne hat. „Willst du mich etwa abfüllen?“, fragte ich teils schalkhaft, teils aber irgendwie auch misstrauisch.  „Ich weiß nicht, vielleicht.“ Der Blick, der auf seine Worte folgte, erzeugte ein trockenes Gefühl in meiner Kehle. Ganz davon abgesehen, dass Sasuke gerade meine eigenen Worte wiederholt hatte, die ich, kurz nachdem er zu mir gestoßen war, gesagt hatte. Und diese Tatsache ließ seine Aussage noch geheimnisvoller wirken.  Das kotzte mich an.  „Findest du das eigentlich lustig?“ Aus dem Augenwinkel nahm ich den Barkeeper wahr, der unsere beiden Gin Tonics vor uns abstellte, aber ich reagierte nicht darauf. Stattdessen stierte ich den Dunkelhaarigen an.  „Was?“ Seine unberührte und monotone Art, die diesen unverkennbar provokativen und arroganten Tonfall in sich hatte … sie brachte mich innerlich zum Loder. Gott, verdammt!  „Auf eine Frage immer mit einer Gegenfrage oder in Rätseln zu antworten.“ Ich legte eine Hand um das Glas meines Getränkes und strich mit meinem Daumen über die leichte Nässe, die sich durch die Kälte des Inhalts auf der Glasoberfläche gebildet hatte.  „Es gibt nichts, das ich lustig finde. Allerhöchstens deine Art.“ Abermals war da dieses überhebliche Schmunzeln, während er einen Schluck von dem Gin trank. „Achja, was passt dir an meiner Art denn nicht? Wir kennen uns ja noch nicht sonderlich lange … oder gut.“  „Hm, das verrate ich dir vielleicht später.“  Später … Ein ungewolltes Schmunzeln bildete sich auf meinem Gesicht, während ich leise schnaubte. Ich nahm nun ebenfalls einen großen Schluck von dem Gin Tonic. „Du scheinst ein echt ausgeprägtes Selbstbewusstsein zu haben, wenn du dir so sicher bist, dass es ein ‚später‘ geben wird“, konterte ich mit einem interessierten Heben der Augenbrauen. Es gefiel mir zunehmend, in seiner Gesellschaft zu sein.  „Das habe ich“, stimmte er zu meiner Überraschung zu. „Aber ich habe auch jeden Grund dazu.“ Und da war sie wieder, diese Arroganz. „Schließlich sitzt du noch immer hier bei mir und lässt dir einen Drink von mir ausgeben, oder nicht?“  „Hm, Punkt für dich“, gab ich zu und nahm noch einen Schluck von meinem Getränk. Ich konnte das altbekannte heiße Brennen der Flüssigkeit spüren, welches meine Kehle hinunter floss und mir einen seichten, wohltuenden Schauer über die Rücken jagte und mich lockerer stimmte. Es ließ mich die Hand beinahe vergessen, die sich abermals auf meinem Oberschenkel befand und beiläufig auf und ab strich.  Ich hätte nicht gedacht, dass ich mit Sasuke in ein Gespräch kommen würde, das mich obendrein noch unterhalten und amüsieren würde, aber das war tatsächlich der Fall, auch wenn wir nur über Belangloses sprachen. Doch es tat gut.  „Mhm, der Gin Tonic schmeckt viel besser, als ich ihn in Erinnerung hatte“, entkam es meinen zufriedenen Lippen, während ich mich meinem Getränk widmete. Sasuke neben mir nickte.  „Du bist nicht sehr oft hier, oder?“, fragte er mich aus dem Augenwinkel. „Ich bin häufiger hier und du wärst mir sicherlich aufgefallen.“ „Hm, naja, früher war ich sehr oft hier. Ich war praktisch ein Stammkunde, heh“, kratzte ich mir etwas verlegen am Hinterkopf.  „Aber?“, hackte der Dunkelhaarige nach und erkannte das unausgesprochene Widerwort von mir direkt.  „Uhm … keine Ahnung, irgendwie hab ich diesen Club in den letzten Jahren aus den Augen verloren, hatte andere Sachen zu erledigen.“ Dass das eine glatte Lüge war, wusste ich. Der Grund dafür lag schlichtweg bei Sakura, ihrer Paranoia und ihren Verboten, die aus ihrer Verlustangst resultierten. Einem Wildfremden die Wahrheit zu erzählen, wäre doch etwas zu persönlich gewesen, oder? Aber leider wusste ich auch, wie schlecht ich lügen konnte…  „Aha“, entgegnete Sasuke schlicht und spielte mit seinem halbvollen Glas Gin herum. „Und was war nun der eigentliche Grund?“ Seine Augen richteten sich aufmerksam auf mich und ich musste gestehen, dass ich überrascht war. Wer war dieser Kerl denn, ein Psychologe, oder was?  „Das geht dich gar nichts an“, erwiderte ich etwas zu harsch und wandte meinen Kopf dem Tresen zu, um ihn mit meinem Blick zu erdolchen. Ich war ein mieser Lügner, vor allem wenn die Lüge bereits enttarnt war und man sich rausreden musste. Verdammt.  „Dann nehme ich deiner negativen Haltung mal an, dass es was mit einer oder mehreren Personen zu tun hat“, stellte er monoton und unbeeindruckt fest. „Haben deine Eltern dir Stress gemacht? Deine Freunde fanden den Club uncool und du hast dich mitreißen lassen? Hattest du einen schlechten One-Night-Stand und Angst, ihn wieder zu treffen?“ Seine Stimme klang provokativ und abwertend, was mich sauer machte und wenn ich sauer wurde, dann wurde ich zwangsläufig unbedachter. Ein großer, dummer Fehler von mir.  „So ein Quatsch, ich lass mich nicht von anderen beeinflussen! Meine Freundin mag es einfach nicht, wenn ich in diesem Club bin, weil sie…“ Ich unterbrach mich abrupt, noch während ich sprach.  Fuck, hörte sich das gerade wirklich so widersprüchlich an, wie es mir vor kam?   „Ah, verstehe, eine besitzergreifende Freundin“, summte Sasuke amüsiert vor sich hin und schnaubte. „Das hätte ich mir denken können. Du siehst wie jemand aus, der mit sich alles machen lässt, wenn man ihm genug Druck macht.“  „Hey, was soll das denn heißen? Ich lass nicht alles mit mir machen und mich auch nicht beeinflussen! Ich kann meine eignen Entscheidungen treffen, sonst wäre ich heute ja wohl kaum hier.“ Ich rümpfte missbilligend meine Nase. Das Thema gefiel mir nicht. Ganz und gar nicht. Außerdem hatte ich das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen, obwohl ich Sasuke so gut wie nicht kannte.  „War das wirklich deine Entscheidung?“ Sasuke nahm einen kurzen Schluck von seinem Gin und strich sich beiläufig durch die Haare, die ihm ins Gesicht gefallen waren. Sein Gesichtsausdruck wirkte für den Bruchteil eines Augenblickes nachdenklich und irgendwie weit entfernt. Doch der Ausdruck verschwand so schnell wieder, dass ich wenige Sekunden später bereits daran zweifelte, ihn mir nicht doch eingebildet zu haben.  Nein …, schoss mir meine Antwort durch den Kopf. Das war nicht meine Entscheidung, sondern die meiner Freunde. Ich schwieg für einige Zeit, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Sasuke hatte Recht und mit meinem Schweigen machte ich ihm das auch deutlich, also was sollte ich dazu noch groß sagen? Ich hatte keine Lust, mich um dieses Thema zu ringen. Immerhin war genau das einer der Gründe, weshalb ich heute durch und durch entspannen wollte.  Ich seufzte und rutschte auf meinem Stuhl hin und her, während ich innerlich mit mir selbst rang. Dieses Schweigen fühlte sich falsch an, sogar noch unangenehmer als jenes am Anfang unserer Begegnung, denn… denn dieses Schweigen… es fühlte sich einfach negativ an. Ich wusste nicht, wie ich es beschreiben sollte.  Vielleicht war diese Verwirrung einer der Gründe, weshalb ich kurz darauf aufstand, mit den festen Gedanken, dass es besser wäre jetzt abzuhauen, nachhause zu gehen und den letzten Abend in Freiheit als gescheitert abzustempeln.  Aber mich hielt etwas auf … um genau zu sein war es ein Jemand, der mich aufhielt, und zwar an meinem Arm. Sasuke.  „Willst du einfach so ohne ein Wort abhauen und mir nicht einmal die Chance geben, dich umzustimmen?“ Seine dunklen Augen fixierten mich und seine Hand lag überraschend locker um meiner. Ein warmer Schauer schlich sich meinen Rücken hinunter.  „Wieso sollte ich hier bleiben?“, sprach ich meine berechtigte Frage aus, die ich mir ehrlich gesagt schon seit Anbeginn dieses Treffens stellte. Es war nicht so, dass ich seine Gesellschaft nicht genoss, denn das tat ich seltsamerweise. Doch irgendwie verunsicherte mich seine Gegenwart. „Weil ich die mit Abstand beste Gesellschaft bin, die du hier haben kannst“, antwortete er selbstbewusst und direkt. Der schien das wirklich ernst zu meinen.  „Das ist sehr überheblich und arrogant.“ Ich musste leicht grinsen, als er ein amüsiertes Funkeln in den Augen hatte. Ich fand ihn faszinierend.  „Habe ich denn nicht allen Grund dazu?“  „Egal was ich sage, du wirst vermutlich sowieso an deinem Ego appellieren, oder?“  „Ja, vermutlich.“ Sasuke ließ meinen Arm los und lehnte sich zufrieden zurück. „Also, setzt du dich wieder?“  Ich seufzte, konnte mir ein ehrliches und aufrichtiges Lächeln aber nicht verkneifen. „Ja, ich setzte mich wieder.“  „Ist das eigentlich deine Standard-Anmache?“, fragte ich ihn nach einer Weile, in der ich das Gefühl hatte, mir würde der Alkohol langsam aber sicher zu gut gefallen. „Ich meine, zu irgendjemanden hingehen und ihn einen abgewrackten Spruch vor den Latz zu knallen, um damit in ein Gespräch zu kommen?“ Das war keine schlechte Vorgehensweise, um jemanden in ein Gespräch zu verwickeln, aber sie passte irgendwie nicht zu einem Typen wie Sasuke.  „Ich habe dich nicht in ein Gespräch verwickeln können, weil ich einen schlechten Flirtspruch gemacht habe, damit habe ich nur deine Aufmerksamkeit bekommen. Dein Interesse habe ich geweckt, als ich dich ignoriert habe und das Gespräch ist entstanden, nachdem du gemerkt hast, dass es dir nicht passt, plötzlich von mir links liegen gelassen zu werden“, erklärte er unbekümmert und fuhr währenddessen mit seinem Finger über den Rand seines Glases. „Und das ist nicht meine Standard-Anmache, das ist einfach Können und Geschick.“  … wow. Ich fühlte mich nicht nur ertappt und durchschaut, sondern auch noch unglaublich… dumm, weil ich scheinbar glatt in seinen ‚Plan‘ hinein gelaufen bin, ohne zu merken, dass er den Ausgang unserer Konversation offenbar bereits von Anfang an genauso voraus gesehen hatte. Das war echt… „…schlau. Wow, das ist echt krass. Studierst du Psychologie oder so?“ Ja, ich war irgendwie fasziniert davon, das konnte ich nicht abstreiten. Auch wenn ich vermutlich ein sehr leichtes und vor allem naives Opfer gewesen sein musste.  „Nein, ich bin ein verdeckter Ermittler im Auftrag der Regierung.“ Wenn ich nicht wüsste, dass das absoluter Quatsch war, hätte ich Sasuke anhand seiner ernsten und festen Stimme glatt geglaubt.  „Huh, heißt das, dass du echt Psychologie studierst?“ Ich blinzelte. Ich war noch nie so gut im Raten gewesen. „Nein, tue ich nicht. Ich studiere Romanistik“, war seine offenbar ehrliche Antwort.  „Echt jetzt?“, hackte ich ungläubig nach, während ich zeitgleich mit Sasuke einen Schluck vom Gin nahm. „Du siehst eher aus wie ein Psycho-Doc und nicht wie ein Poet.“ Ich runzelte die Stirn und stellte mir unweigerlich vor, wie er einen Totenkopf in der Hand hielt und einen auf Shakespeare machte… wenn das überhaupt Shakespeare war. „Wenn du dich mir jetzt in Strumpfhosen vorstellst, werde ich dir den Rest deines Drinks überkippen“, unterbrach mich der andere plötzlich und riss mich damit aus meinen abstrakten Gedanken, die offenbar der zu hohe Alkoholgehalt zu verantworten hatte.  „Öhm, heh … warum sollte ich mir so etwas Bescheuertes vorstellen?“, lachte ich verlegen und kratzte mir am Hinterkopf. Es war gruselig, dass Sasukes scheinbar meine Gedanken lesen konnte.  „Du hast es dir vorstellt, oder?“ Sasukes seufzte.  „Uhm, vielleicht?“, gab ich vorsichtig zu. „Du wirkst aber wirklich nicht wie jemand, der sich intensiv mit Büchern und Poesie beschäftigt. Viel eher wie jemand, der…“ Ich suchte fieberhaft nach Worten, die meine unklaren Gedanken darstellen konnten, fand aber keine. „…der fremde, attraktive Kerle an der Bar eines Mischclubs anbaggert?“, beendete Sasuke den Satz für mich und blickte aus dem Augenwinkel zu mir.  „Heh, ja. Aber hey, du hast mich attraktiv genannt“, grinste ich etwas dümmlich, wobei ich kurz darauf feststellte, dass mein Gin Tonic gerade leer geworden war. Wow, das ging schnell. Zu schnell für meinen Geschmack, denn ich hatte gar nicht wirklich realisiert, wie zügig ich das hochprozentige Getränk verschlungen hatte. Ein ungutes Zeichen. „Das bist du auch“, bestätigte er und beobachtete für einen kurzen Moment mein leeres Glas. Es dauerte nicht lange und er bestellte ohne große Umschweife zwei neue Getränke. Ich leistete jedoch keine Widerworte. Mein Gespür war im Moment ohnehin angeschlagen, weil ich die Wellen des Betrunkenseins bereits wieder deutlich spürte. Deshalb schob ich die Tatsache, dass ich Sasukes Hand bereits zum dritten Mal auf meinem Oberschenkel stumm tolerierte, konsequent auf den Alkohol. Es fühlte sich nicht schlecht an, das Auf und Ab seiner Hand über meiner Jeans streichen zu spüren. Ich bildete mir sogar ein, die Wärme seiner Hand würde auf mich übergehen, da mir schon wieder heißer wurde.  Mein Atem entließ zittrig meinen Mund, als ich spürte, wie seine Hand unbeachtet weiter nach oben fuhr. Zu weit nach oben, für meinen Geschmack. Als ich endlich meine Hand bewegte, um ihn in seinen Berührungen zu stoppen und von meinem Schritt fernzuhalten, hatte ich ein seltsames Gefühl in meiner Magengegend. Doch Sasuke beschwerte sich nicht, stattdessen legte er seine eigene Hand wieder in seinem Schoß ab und nahm einen Schluck von seinem Getränk. Irgendwie enttäuschte mich seine Reaktion, auch wenn das nach totalem Mist klang. Vielleicht sollte ich meine Zurechnungsfähigkeit noch einmal überdenken und… …verlobt. Du bist verlobt!, schoss eine geistige Stimme plötzlich durch meinen Kopf, die mich dazu verleitete, auf meinen Verlobungsring zu starren. Am Rande nahm ich das zweite Glas Gin wahr, welches uns nun endlich gebracht wurde. Ich wandte meinen Blick aber nicht von dem Ring an meinem Finger ab.  Sollte ich mich schlecht fühlen?  Sollte ich mich schuldig fühlen, weil ich hier mit einem Fremden saß und mir Drinks ausgeben ließ, obwohl ich morgen heiraten würde?  War es … flirten oder nur einfaches, unbeschwertes Zusammensein mit einer Person, die man vielleicht nie wieder sehen würde?  Meine Gedanken schweiften unweigerlich zu Sakura, egal wie sehr ich mich dagegen sträubte. Es fühlte sich einerseits nicht moralisch richtig an, hier mit Sasuke zu sein und mit ihm zu... flirten, ja es war flirten, da konnte ich mir nichts anderes schönreden. Andererseits fühlte es sich aber seelisch nicht schlecht an, bei ihm zu sein. Außerdem hatte ich mit Sakura zusammen schon lange nicht mehr so unbekümmert reden und... ja, leben können, wie in den bisherigen anderthalb Stunden mit Sasuke.  Das… das tat unglaublich gut. Es war etwas, das ich vermisst hatte.   „Soll ich weiterhin so tun, als hätte ich deinen Verlobungsring nicht bereits am Anfang entdeckt, oder erklärt sich das nun von selbst?“ Sasukes Stimme riss mich abermals aus meinen Gedanken. Sie hatte einen Klang, der zwischen Amüsement, Härte und Provokation schwang. Eine Mischung, die ich nicht zuordnen konnte.  Ich riss meine Augen automatisch ein Stück auf und starrte Sasuke fast schon entgeistert an. „Du wusstest die ganze Zeit, dass ich verlobt bin?“  „Korrekt.“  „Und du bist trotzdem nicht gegangen und hast mir stattdessen weiter Drinks ausgegeben?“  „Korrekt.“  „Warum?“ Jedem anderen hätte dieser Umstand abgeschreckt, das hatte doch etwas mit gesundem Menschenverstand zu tun, oder etwa nicht?  „Sollte ich das nicht eigentlich dich fragen?“, widersprach Sasuke. „Immerhin trägst du den Ring am Finger und so wie ich dich vorhin mit zwei anderen Typen, die höchstwahrscheinlich deine Freunde waren, in der Lounge trinken gesehen habe, bist du gerade auf deinem misslungenen Junggesellenabschied.“   Ich schluckte kehlig, weil er abermals die Wahrheit sagte und das so unbarmherzig und direkt, dass ich ein ekelhaftes, stechendes Gefühl in mir hochsteigen spürte.  „Und trotzdem sitzt du noch hier bei mir, lässt dich umgarnen und zeigst keine Andeutungen, alsbald abzuhauen“, beendete er sich und trank daraufhin einen Schluck Gin.  Ich strich mir mit einer Hand über das Gesicht, welches durch den Alkohol etwas an Wärme zugenommen hatte und sicherlich bereits eine feine Röte auf meinen Wangen hinterlassen hatte. Mit einem Schlucken versuchte ich, das erneute Trockengefühl in meiner Kehle zu vertreiben und starrte auf mein zweites Glas Gin Tonic.  Sasuke hatte vollkommen Recht, wieso spielte ich mich als Moralapostel auf, wenn ich derjenige wahr, der am meisten zu verschulden hatte? Ich war derjenige, der sich schämen sollte, immerhin hatte mich Sasuke zu nichts gezwungen und trotzdem…  …ach verdammt, ich wollte gar nicht darüber nachdenken, wie moralisch verwerflich mein Benehmen war oder nicht. Das resultierte nur wieder in Gedanken, die mich so dermaßen runterziehen würden, dass ich wieder drauf und dran sein würde Sakura anzurufen und das wiederrum würde mich an das Ende meiner grenzwertig guten Laune treiben. Also warum sollte ich mich dann mit diesen Gedanken beschäftigen, wenn die Perspektive, die sich mir so offen bot, so viel besser und verlockender war?  Und diese Perspektive war Sasuke.  „Stimmt und solange ich noch hier sitze, gibt es auch keinen Grund darüber zu sprechen“, würgte ich das ungewollte Thema ab, wobei ich diese Worte mehr für mich selbst sprach, als dass sie Sasuke galten. Vielleicht wollte ich mich damit nur etwas beruhigen.  „Schön. Mich interessiert der Ring an deinem Finger wenig, also tu mir einen Gefallen und vergiss ihn für diese Nacht doch einmal, okay?“ Mein Blick traf auf Sasuke, der mich mit einem Blick bedachte, der fordernd und… überzeugend verlockend auf mich wirkte.  Es war eine bittere Sünde, an das zu denken, das mir gerade durch den Kopf schoss, aber…  Verdammt, waren seine Worte nicht genau das, was ich Suigetsu und Kiba zuvor noch hoch und heilig versprechen musste? Ich sollte abschalten und genießen und… und das würde ich auch tun.  Der Alkohol und die überzeugende Gegenwart von Sasuke zahlten ihren Tribut bei. Ich befand mich in einem elektrisierenden Zustand, der durch meinen steigenden Pegel intensiviert wurde. Meine Hemmungen, die mich sonst vor den Meisten Dummheiten abhielten, waren schon vor Stunden über alle Berge verschwunden. Und mein Verstand … den suchte ich schon seit Jahren.  Es war eine Sünde und ich hätte den Alkohol wegstellen sollen. Ich hätte ihn wegstellen, gehen und danach nie wieder kommen sollen. Aber ich konnte nicht – nein, ich wollte nicht. Was es war, das mich zwang hier zu bleiben, wusste ich nicht, aber es zog stark an mir und es hatte seine Quelle bei Sasuke. Irgendetwas an ihm…  „…Okay“, verließ meine Antwort meine Lippen. Ich fühlte ein brennendes Gefühl in meiner Brustgegend, welches ich mit einem viel zu großen Schluck meines Gins wegspülte. „Okay, vergessen wird den Ring.“ Mein Herz pochte schnell und ich wusste nicht, ob es durch die Schuld kam, die durch meine Worte verursacht wurden, oder durch die Aufregung auf das, was vielleicht noch kommen oder nicht kommen würde.  Abschalten und genießen …  ~*~*~ „Nein.“   „Ach komm schon, Sasuke“, bettelte ich in die Richtung des anderen und zog möglichst überzeugend meine Unterlippe nach vorne. „Ich hab dir den Gefallen getan und bin hiergeblieben und jetzt tust du mir einen Gefallen und gehst mit mir tanzen.“  „Nein, ich werde nicht tanzen. Außerdem, kannst du überhaupt noch gerade stehen?“ Sasuke funkelte mich von der Seite an und warf dem Barkeeper ein unpersönliches Nicken zu, nachdem er unsere Getränke bezahlt hatte.   „Uhm …“, druckste ich vor mich hin und stand ruckartig von dem Barhocker auf, um mich gerade hinzustellen. Es war zwar nicht zu übersehen, dass ich kurz etwas ins Wanken geriet, aber ich blieb trotzdem auf beiden Beinen stehen. Das war für mich Beruhigung genug, auch wenn ich dank des Alkohols kaum mehr einen klaren Gedanken fassen konnte.  „Hah, siehst du? Ich bin korrekt“, grinste ich ihn an und winkte ihn zu mir. Naja, zumindest versuchte ich das, doch er entschied mich einfach weiterhin kritisch anzustarren.  „Du meinst gerade und nicht korrekt“, verbesserte er mich stattdessen und schnaubte bei meinem empörten Gesichtsausdruck amüsiert. Der Bastard hatte genauso viel getrunken wie ich und benahm sich, bis auf die ebenfalls rötlichen Wangen und die ausgelassenere Stimmung, total nüchtern. Was war er, Profisäufer?!  „Eh, jaaa, das ist doch fast dasselbe“, winkte ich ab und griff kurzbündig nach seinem Handgelenk, um ihn daran von seinem hohen Ross zu ziehen. „Und jetzt komm endlich! Mein Alkoholpegel ist endlich hoch genug, um die Musik zum Tanzen zu ertragen“, nörgelte ich betont aufdringlich und zog Sasuke noch ein Stück weiter vom Tresen weg, weil er Anstalten machte sich einfach wieder hinzusetzen.  „Warum willst du tanzen? Das ist affig“, entgegnete Sasuke schlicht und strich sich durch die Haare.   „Warum willst du nicht tanzen? Das ist auch affig“, stellte ich ihm entgegen. „Du warst eben die ganze Zeit so locker, also versau jetzt nicht alles. Ich dachte, ich bin der Verklemmte.“ Ich war irgendwie enttäuscht, dass Sasuke ausgerechnet jetzt so ein Spielverderber wurde, wo ich doch endlich keine Hemmungen mehr hatte und mich grenzenlos amüsieren wollte.  Sasuke schaute mich an und schien für ein paar Sekunden zu überlegen, danach leckte er sich über seine Lippen und befreite sich von meinem Griff, um stattdessen meine Hand in seine zu legen. „Na schön, dann tanzen wir.“  Auch wenn ich mich fragte, was ihn dazu bewegt hatte plötzlich doch zuzustimmen, beschloss ich nicht nachzufragen.  Mein Blick glitt kurz über die gesamte Tanzfläche, aber ich konnte niemanden ausmachen, den ich kannte. Wo waren Kiba und Suigetsu bloß hin? Waren sie gegangen? Meine Gedanken hingen nur kurz bei diesen Fragen, ehe sie von der Wärmequelle, die meine Hand umfasste, gänzlich vertrieben wurden.  Ich ließ mich von Sasuke in eine Ecke der Tanzfläche dirigieren, die nicht ganz so überfüllt war wie der Rest. Dabei versuchte ich meinen Puls, der beschlossen hatte doppelt so hoch wie normal zu sein, zu ignorieren. Das Pochen meines Herzen spürte ich sogar in meinem Hals. Es war keine Nervosität, die das verursachte, es war Aufregung … Vorfreude ... Entschlossenheit.  Die Bässe und der Beat dröhnten bis zu meinen Ohren und sorgten dafür, in mir eine Art Euphorie auszulösen. Die blassen Hände, die sich wie selbstverständlich auf meine Hüften legten, vergrößerten dieses Gefühl noch einmal.  Ich bemerkte, wie sich Sasuke anfing zum Takt des Beats zu bewegen und seine Hüfte dabei belebte. Langsam strichen seine Hände über meine Seiten und animierten mich dazu, ebenfalls tätig zu werden und meinen Bewegungen der Musik anzupassen.  Das Gefühl seiner Hände auf meiner Hüften und meinen Seiten genießend, schloss ich für einen Moment meine Augen und ließ es einfach auf mich wirken. Ich spürte am Rande, wie mich Sasuke näher an sich heran zog. So nahe, dass ich sein Aftershave deutlich riechen konnte, aber nicht nahe genug, dass sich unsere Körper berührten.  Meinem Mund entkam ein unkontrolliertes, wohliges Seufzen, von dem ich mir nicht sicher war, ob es von dem anderen gehört wurde.  Sasuke beugte sich im nächsten Moment das kleine Stück, das unsere Gesichter voneinander trennte, zu mir hinunter und hielt mit seinen Lippen dicht an meinem linken Ohr inne. Sein heißer Atem streifte meine Haut und hinterließ einen kleinen Schauer, der durch meine Knochen jagte.  „Naruto …“ Seine Lippen waren so nahe, dass sie meine Ohrmuschel streiften, während er mir meinen Namen auf eine unverschämt erotische Art und Weise entgegen hauchte. Ich schluckte kehlig, um das Trockenheitsgefühl in meiner Kehle zu vertreiben.  Ich öffnete meine Augen wieder, als die blassen Hände auf einmal mit dem sachten Streicheln aufhörten und stattdessen weiter nach unten wanderten, wo sie ungeniert auf meinem Hintern liegen blieben. Die Lippen an meinem Ohr fuhren die Konturen vorsichtig nach. Mit scheinbar gekonnten und routinierten Bewegungen begann Sasuke, seine beiden Hände zu bewegen und meinen Hintern auf eine verruchte, aber gleichzeitig auch unschuldig wirkende Art zu massieren. Ich spürte, wie mir langsam wärmer wurde. „Wie fühlt es sich an?“ Sasukes geflüsterte Worte sickerten nur träge zu mir hindurch und ich atmete tief ein und aus, weil ich das Gefühl hatte, die Luft wurde zunehmend stickiger und dünner.   Ich wusste, dass er eine Antwort erwartete, seine Geste und der Druck, den er gerade mit seinen Händen ausübte, machten es mir deutlich. Aber ich wusste nicht, ob ich ihm eine verbale Antwort geben konnte.  Egal in welchem Zustand ich mich gerade befand und wie viel Alkohol mein Verhalten entschuldigen konnte, ich wusste dennoch, dass ich eine Grenze überschritt. Eine Grenze, der ich versuchte auszuweichen und sie zu verdrängen, weil ich mich einfach viel zu gut fühlte.  Konnte ich also so etwas offen aussprechen? Wäre das damit eine verbale Zustimmung von mir? Ein Geständnis, dass ich bewusst etwas Falsches tat?  Ich senkte meinen Kopf und presste mich noch näher an den warmen Körper Sasukes heran. Mein Gesicht vergrub ich an seiner Brust, um ihn nicht anschauen zu müssen. Mein Atem verließ unkoordiniert meinen leicht geöffneten Mund und meine Finger krallten sich fester in die Hüfte Sasukes.  Ich wollte ihm eine Antwort geben, weil… weil es sich verdammt noch einmal gut anfühlte. Es fühlte sich sogar mehr als nur gut an. Seine Nähe, seine Berührungen, seine Wärme. Alles. Und genau das war der Grund, warum ich ihm keine verbale Antwort geben konnte. Ich konnte es nicht aussprechen …  … aber ich würde es ihm zeigen.  Mit rasendem Herzen nahm ich meinen trügerischen Mut zusammen und verbannte mit meinem nächsten Schritt all die verzweifelten Schreie in meinem Kopf, die mich von einer solch großen Dummheit abhalten wollten...  Ich presste meine trockenen Lippen auf den Hals von Sasuke und fing an, mich im Takt des Beats an seinem Schritt zu reiben. Das war die einzige Antwort, die ich ihm geben konnte.  Eine Hitzewelle jagte durch meinen Körper, die sich immer weiter in meinem Inneren ausbreitete, als Sasuke meinen Bewegungen gemächlich entgegen kam. Ganz langsam erwiderte er den Druck auf unsere Mitten und verfestigte den Griff auf meinen Hintern. Seine Lippen legten sich gezielt auf meine Ohrmuschel und nahmen sie zwischen Ober- und Unterlippe, nur um kurz darauf quälend langsam mit der Zunge drüber zu lecken.  Mein heiseres Keuchen, das daraufhin folgte, entstand wie automatisch und ich realisierte es erst, als ich an meinem Ohr  spüren konnte, wie sich Sasukes Lippen zu einem zufriedenen Schmunzeln verzogen.  Ich spürte wie die Hitze in mein Gesicht stieg und auch wenn ich es nicht sehen konnte, wusste ich, dass meine Wangen mindestens tomatenrot sein mussten und das lag bei Gott nicht an dem Alkohol.  Die Art und Weise, in der Sasuke meinen Bewegungen entgegen kam, ließ meinen minimalen Rückhalt endgültig platzen. Ich nahm meine Hände von seiner Hüfte und streichelte mit luftigen Berührungen nach oben, um meine Arme um seinen Nacken zu schlingen und somit noch mehr Nähe zu erzeugen.  Die dazugewonnene Nähe nutzte ich dieses Mal aus und schluckte kurz, ehe ich die Reibung unserer Körper intensivierte und begann, mich mit mehr Kraft an ihn zu pressen, was ihm einen gefallenden Laut entlockte. Das Kribbeln, welches anfangs noch nur in meinem Bauch präsent war, wanderte rücksichtslos in meinen Lendenbereich.  Mit jeder lasziven Bewegung. Jeder verruchten Reibung. Jedem Mal, bei dem seine feuchte Zunge und seine vorwitzigen Zähne mein Ohr trafen und seine fähigen Hände sich in meinen Hintern krallten, stieg das Kribbeln an und wurde von Mal zu Mal mehr zu einem dumpfen Pochen, welches signalisierte, dass dieses Spiel bald ein Ende haben würde.  Ein Laut, der sich gefährlich nach einem abgebrochenen Stöhnen anhörte, entfleuchte meinem Mund und riss mich aus dieser Euphorie unserer Gefühle.  Ich wollte nicht damit aufhören. Ich wollte dieses Gefühl nicht abwürgen. Und ich wollte nicht, dass dieses Spiel hiermit endete.  Sasuke ging einen halben Schritt nach hinten, um etwas Abstand zum Atmen zwischen uns und unseren Körpern zu bringen. Ich nahm seinen beschleunigten Atem wahr, der sich ähnlich gehetzt wie mein eigener anhörte. Die Spitzen meiner Haare klebten mir vereinzelnd an meiner Schläfe.  Ich ließ meinen Kopf wieder gegen seiner Brust lehnen und versuchte mich und meine Hormone zur Beruhigung zu zwingen. Mitten drin einfach abzubrechen, tat meinem Libido gar nicht gut.  Aus dem Augenwinkel nahm ich Sasukes rechte Hand war, die sich von meinem Körper aus langsam erhob, aber ich rührte mich nicht und blickte stattdessen weiter auf den Boden. Ich hatte ihn die gesamte Zeit lang nicht angeschaut. Nicht einmal einen winzigen Moment lang.  Seine Hand legte sich mit festen und bestimmten Griff um mein Kinn, damit er meinen Kopf anheben konnte. Mich gegen so eine Harschheit zu wehren machte ohnehin keinen Sinn, also erduldete ich es stumm.  Ich schluckte wieder verkrampft, als sich seine dunklen Augen in meine bohrten. Seine Wangen waren ebenso gerötet wie meine. Seine Haare sahen nicht mehr so perfekt gestylt aus wie noch vor drei Stunden und in dem Ausdruck seiner Augen konnte ich ein Gefühl aufflackern sehen, dass einem Teil von mir sehr nahe kam … es war…  …Hunger.  Es war purer Hunger in seinen Augen und genau das, was ich ebenfalls in meinen Knochen spüren konnte. In jeder Faser meines Körpers.  „Wir sollten gehen.“  Drei Worte. Es waren nur drei jämmerliche Worte, die ein solch elektrisierendes Stechen durch meinen Körper jagte, dass ich fürchtete zusammenzuzucken. Aber ich tat es nicht, stattdessen begleitete ein unangenehmes Ziehen die Gewissheit, einen weiteren Fehler zu begehen, wenn ich jetzt nicht abhaute und alles stehen und liegen ließ. Doch wie konnte ich? Wie konnte ich dieses geile Gefühl aufgeben? Wie konnte ich jetzt, wo ich mich so frei wie noch nie zuvor in meinem Leben fühlte, einfach kneifen? Ich würde mich für den Rest meines Lebens fragen, was passiert wäre wenn… Gott, ich konnte nicht. Ich konnte nicht das Richtige tun. Ich konnte einfach nicht …  „Ja“, antwortete ich mit einem Wispern und schaute ihm in die Augen.  Seine Hand, die in den letzten Sekunden nur noch locker um meinen Kiefer lag, entfernte sich. Seine Mimik wirkte zuerst abwarteten, als würde er einen Funken Unsicherheit in meinen Augen suchen wollen.  „Gut.“ Er gab mir keine Zeit, um etwas zu erwidern oder mich gar noch einmal umzusehen, denn er ergriff schweigend mein Handgelenk und führte mich aus dem Club „Downtown“ heraus.  Vermutlich hätte ich Kiba und Suigetsu irgendwie Bescheid geben sollen, dass sie sich keine Sorgen machen brauchten und mich nicht suchten sollten, aber dieser Gedanke war momentan so fernab von meinen Möglichkeiten. Nur mehr Sasukes und sein penetrant anzügliches Aftershave gerieten in die verstauben Zellen meines Verstandes und waren alles, was heute Nacht noch zu mir durchdringen würde.  Draußen angekommen begrüßte mich eine angenehme Frische, die an einer Nacht mitten im Frühling nichts Außergewöhnliches war. Sie beruhigte mich.  Sasuke drehte sich zu mir um und blieb stehen, was ich ihm kurz darauf gleich tat. Ich bemerkte erst jetzt, dass ich gar nicht wusste zu wem wir eigentlich gehen wollten.  „Wo…“ Ich atmete einen tiefen Zug der kühlen Luft ein, als wäre es das Nikotin einer Zigarette. „Wo gehen wir hin?“, fragte ich ihn.  „Wenn wir zu mir fahren, müssten wir drei Mal mit der Bahn umsteigen.“ Also wohnte Sasuke ganz in der Nähe. Ich hätte mir das im Prinzip auch denken können, denn sonst wäre er im Downtown wohl kaum so häufig, wenn er ganz woanders wohnen würde.  Er blickte mich abwartend an. Zu mir wäre es nur die Hälfte… aber war das richtig? Einen fremden Kerl in mein eigenes Apartment schleppen, in dem ich erst vor einigen Stunden mit Sakura gemeinsam war?  Im Grunde aber war es absurd, mir in meiner Situation noch Gedanken um so etwas zu machen. Es gab kein Zurück mehr und es war mir egal. Alles war mir im Moment egal. Also nickte ich in seine Richtung. „Mein Apartment ist auch in der Richtung, aber nur einmal umsteigen weg“, gab ich zu und beantwortete damit die Frage, zu wem wir gehen würde.  Sasuke und ich … in meinem Apartment.  Allein … ~*~*~  „Gnnhh…“  Mein Atem ging schnell und das Pochen meines Herzens wurde mit jeder Berührung, die Sasuke und ich austauschten, stärker und stärker. Ich konnte die Erregung und diese Euphorie, die mich zuvor im Club vereinnahmt hatte, wieder aufleben spüren. Seine Zunge leckte leichtfertig meinen Hals entlang, nur um kurz darauf über die empfindliche Stelle knapp unter meinem linken Ohr zu kratzen und mir ein weiteres dumpfes Geräusch zu entlocken. Ich biss mir auf die Unterlippe, um meine Stimme zu dämmen. Ich hatte das Gefühl, mein gesamtes Blut würde viel zu schnell in mir zirkulieren und mein Körper fühlte sich bereits jetzt so erhitzt an, dass ich mir kaum vorstellen konnte, mich erst am Anfang unseres Treibens zu befinden. Es machte mich verrückt vor Lust. Es hatte nicht sehr lange gedauert, bis Sasuke und ich in meinem kleinen, geräumigen Apartment angekommen waren. Mindestens genauso schnell fand ich mich gegen die Wand meines Flures gedrückt wieder und wurde von seinem Mund eingenommen, ohne große Vorwarnung. Aber es war besser so. Ein unpersönlicher, unbeholfener Smalltalk vorweg hätte mir vermutlich all die Kraft genommen mir einzureden, dass das, was ich hier tat, irgendwo und irgendwie moralisch akzeptabel war.  Deswegen ließ ich all meine merkwürdigen Empfindungen und erdrückenden Gefühle, die tief in meinem Inneren rumorten, an Sasuke aus. Ich versuchte mit unseren Mündern jedes Wort und jeden zu intensiven Laut zu ersticken, auch wenn es kaum funktionierte. Diese Laute ließen mich schwach werden. Sie ließen es mich zu sehr genießen, dabei… verdammt.  Ich zwang mich abermals dazu, meine penetranten Gedanken abzuschalten und versuchte mich stattdessen auf die blasse Hand zu konzentrieren, die ihren Weg zu meinem Schritt gefunden hatte und dort mit dem Handballen leichte Kreisbewegungen ausführte.  Meine Hände lösten sich endlich aus ihrer Starre. Ich strich mit meinen Finger seinen Rücken entlang und zeichnete seine Wirbelsäule nach, was Sasuke mit einem zufriedenen Laut quittierte. Ich nahm es als eine Art Zeichen, meine rechte Hand weiter hinunter gleiten zu lassen und sie etwas zögerlich auf seinem Lendenbereich zu platzieren. Ein wenig zu vorsichtig übte ich Druck aus.  „Nicht so schüchtern“, flüsterte Sasuke nahe von meinem Ohr und kam meiner Hand, die an seinem Schritt lag, symbolisch entgegen.  Ich zog meine Augenbrauen zusammen und kniff dabei automatisch meine Augen leicht zu. Jetzt hatte er einen Nerv getroffen. „Ich bin nicht schüchtern“, stritt ich zu Gute meines männlichen Egos ab und verstärkte nun den Druck auf seinem Schritt.  „Das wirkt aber nicht danach, dabei hattest du bis eben noch eine ziemlich große Klappe“, hauchte er, während er seinen Kopf neben meinem eigenen an der Wand abstützte, um meiner Hand gemächlich entgegen zu kommen. Ein leises Seufzen war von ihm zu hören.  „Willst du mich provozieren?“ Ich stierte ihn von der Seite aus an, musste aber gleichzeitig schmunzeln.  „Funktioniert es denn?“, konterte er geschickt und gab danach ein undefinierbares Geräusch von sich, das sich stark nach einem Grummeln anhörte, als ich aus Trotz meine Hand von seiner Mitte entfernte und mich ein Stück nach hinten lehnte.  „Sieht es danach aus?“ Ich hoffte wirklich, dass ich ihn in diesem Moment mindestens genauso verrückt machte wie er mich.  „Immerhin sind wir gerade hier... in dieser Position“, erwiderte er und lehnte sich ebenfalls zurück, um mir in die Augen sehen zu können. Sein Gesichtsausdruck sah seltsam tiefgehend aus. Ich verstand ihn nicht.  „Als ich dich das erste Mal in der Lounge gesehen habe, wusste ich, dass wir hier landen würden. Also ja, ich denke, dass es funktioniert hat“, beendete er seinen Satz und trug einen Ausdruck in seinem Gesicht, für den ich ihm liebendgerne eine reingehauen hätte, befänden wir uns nicht in solch einer Situation.  Ich stutzte, als mir die Bedeutung seiner Worte verspätet auffiel und starrte ihn für einige Sekunden an. Er hatte von Anfang an vor, mich… abzuschleppen? Ich wusste nicht, ob ich das schmeichelnd oder krank finden sollte. Vor allem, weil… weil es tatsächlich geklappt hatte.  „Warum?“ Meine Frage brannte wie Feuer auf meiner Zunge und schoss hinaus, ohne dass ich sie aufhalten konnte.  „Weil ich dich will, ganz einfach.“ Und mit diesen Worten zog er mich wieder an ihn heran, legte seine rechte Hand auf meiner Hüfte ab und benutzte die andere dazu, meinen Kopf für einen Kuss anzuheben, den ich nur erwidern konnte.  Seine Zähne fingen sachte an, an meiner Unterlippe zu knabbern und erzeugten bei mir ein heiseres Keuchen, welches Sasuke dafür nutzte, um mit seiner Zunge hinterlistig in meine Mundhöhle einzudringen. Es entstand ein hitziges Gefühl, als unsere Zungen aufeinander trafen, sich gegenseitig versuchten zu dominieren und dabei von Sekunde zu Sekunde rücksichtsloser und hemmungsloser wurden. Ich bemerkte dabei nur träge, wie mich Sasuke aus dem Flur raus dirigierte und in mein Wohnzimmer lotste, welches direkt an den Flur grenzte. Ich wurde erst aus dieser Art Trance gerissen, als ich gegen meine kleine Kommode stieß.  Wir lösten lediglich unsere Lippe voneinander und schauten uns in die Augen. Das war alles, um die Lust und das Verlangen im Anderen erkennen zu können, die so deutlich sichtbar waren. Die Aufregung in meinem Inneren verschwand und machte für die Vorfreude auf das Kommende Platz.  Ich zögerte jedoch kurz, als ich meinen Blick zwischen meiner übergroßen Couch und der Tür zu meinem Schlafzimmer gleiten ließ. Sollten wir wirklich in mein Schlafzimmer gehen? Der Ort, an dem ich bereits so viele Stunden mit Sakura verbracht hatte? Konnte ich das? Konnte ich sie wirklich so demütigen?  „Couch“, brachte ich wispernd hervor und bedeutete Sasuke nach rechts, wo besagtes Objekt stand. Es bot reichlich Platz, dass sich zwei Personen problemlos nebeneinander drauf legen konnten, ohne Angst haben müssen, bei einer falschen Berührung hinunterzufallen, denn ich konnte es Sakura nicht antun, mit jemand anderem eine Nacht in meiner… in unserem Bett zu verbringen. Ganz egal wie meine verdrehten Gefühle und Gedanken gerade aussahen, das brachte ich nicht über das Herz.  Sasuke schien sich nicht im Geringsten daran zu stören und nickte stattdessen verstehend.  Ich biss mir unbeholfen auf die Unterlippe, weil ich bei Gott nicht wusste, was ich tun sollte. Meine Beine fühlten sich an wie Zement. Ah, verdammt, wieso benahm ich mich auf einmal wie eine beschissene Jungfrau?  Sasukes amüsiertes Schnauben riss mich aus meinem kindischen Hin und Her. „Du bist also nicht schüchtern, ja?“, fragte er nochmals rhetorisch nach und drückte mich kurz darauf nach hinten, bis ich das Sofa in meinen Kniekehlen spürte und einknickte. Ich landete rücklings auf der Couch.  Ich wollte schon wieder zur Widerrede ansetzten und Sasuke klar machen, dass ich so etwas von nicht schüchtern war, aber ich ließ es bleiben. Ich wollte nicht mehr reden, sondern nur noch… nur noch fühlen.  ~*~*~ Mit einem lauten Stöhnen übermannte mich mein Orgasmus und ich kam, viel intensiver als ich es mir vorgestellt hatte, in seiner Hand.  Ein ersticktes Stöhnen entfleuchte Sasuke und er stieß ein letztes Mal in mich, ehe er sich aus mir heraus zog und ebenfalls kam.  Kraftlos und erschöpft schaffte ich es, mich noch auf meinen Rücken zu drehen und ließ mich kurz darauf fallen. Sasuke legte sich wenig später neben mich. Man hörte nur mehr unser noch immer gehetztes Atmen und ein befriedigtes Schweigen, das mich die Nachwellen meines Orgasmus genießen ließ.  Ich spürte wenige Minuten darauf eine Bewegung neben mich und öffnete meine zuvor geschlossenen Augen. Sasuke hatte sich auf die Seite gedreht und blickte mich stumm an.  „Willst du gehen?“, fragte ich ihn und wusste nicht einmal, was ich mir bei dieser Frage eigentlich dachte.  „Willst du, dass ich gehe?“ Er blickte mich aus unlesbaren Augen an. Ich schwieg sekundenlang, ehe ich wortlos näher an ihn heran rutschte und eine Hand in seinen Brustkorb krallte.   „Nein.“  Du hast mich eine Freiheit fühlen lassen, die ich seit Jahren suchte und befürchtet hatte nie zu finden. Du hast mir gezeigt, dass ich mein eigentliches Ich noch nicht verloren hatte. Du hast einen Teil dieser ungreifbaren Leere in mir gefüllt … …und deswegen tut es so weh. Kapitel 4: Walkthrough. ----------------------- „…uto…ruto…Naruto!! Steh gefälligst auf!“ Die penetrante, laute Stimme schallte wie ein Echo in meinen vernebelten Hirnzellen wieder und bewirkte nur langsam eine Art Lebenszeichen von mir. Mein Körper fühlte sich schwer und träge an, meine Knochen taten mir weh und mein Unterleib brachte mich beinahe um den Verstand. Um nichts in der Welt würde ich jetzt aufstehen. „Alter, beweg deinen verfickten Hintern von der Couch, bevor ich dir alle Knochen brechen werde!“ Ich erkannte Kibas genervte und gleichzeitig etwas zornige Stimme. Er stand scheinbar direkt neben der Couch. Wie war er in die Wohnung gekommen? „Verpiss dich…. Lass mich sterben…“, nuschelte ich in meinen Arm hinein, der mir als Kopfkissen diente. Gerade wollte ich mich demonstrativ auf die andere Seite drehen, als ich zwei  kräftige Hände an meinen Schultern spürte und ehe ich mich versah, hatte mich dieser Mistkerl einfach von der Couch geworfen, sodass ich nun splitternackt, und ohne vorherige Decke, auf meinem Fußboden lag. „…gnoah…“, stöhnte ich klagend und bemerkte viel zu schnell, wie sich ein pochender Schmerz in meinem Kopf ausbreitete. Scheiße, hatte ich einen Kater… „Du W….wichser.“ „Ah, du nennst mich einen Wichser?“ Auch wenn ich mich zurzeit nicht unbedingt als zurechnungsfähig bezeichnen würde, konnte ich trotzdem mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass sich Kibas Stimme schneidend anhörte. Und viel zu laut für meinen Geschmack. „Kannst du mir dann vielleicht sagen, warum du heute Nacht einfach so ohne ein Wort abgerauscht bist? Wir haben uns Sorgen gemacht, Mann! Wo warst du?“ Dass Kiba jetzt einen auf besorgte Freundin machen musste, passte meinem Kater gar nicht in den Kram. Ich wollte mich einfach nur noch in Aspirintabletten ertränken. „…Mann, Kiba, sei bitte etwas leiser, okay?“ Ich wusste, dass ihn meine Art vermutlich noch wütender machen würde, aber es war das einzige, das mein schläfriges und verkatertes Gehirn gerade zustande brachte. Der Rest schien noch zu schlafen… zum Glück. „Leiser?!“, schrie er mir empört entgegen und zog mich nicht gerade sanft auf die Beine, sodass ich nun im Adamsköstum vor ihm stand. „…warum zur verfickten Hölle bist du nackt? Hast du etwa nackt auf der Couch geschlafen?“ Kiba blinzelte reichlich verwirrt, was ich ihm in diesem Moment nur gleichtun konnte. Nackt? Was labert er da? Ich habe wie immer in meinem Bett und in Box…- …scheiße. Das darf nicht wahr sein… …ich habe gestern… fuck… Ein fürchterlich bitteres, flaues Gefühl durchzuckte mich wie ein Blitzschlag, als mir auf einmal all die Erinnerungen von der vergangenen Nacht in den Sinn kamen. Von der Begegnung mit Sasuke im Club. Von der seltsamen Unterhaltung mit ihm an der Bar. Von dem intimen Tanz auf der Tanzfläche. Von… von dem gemeinsamen Sex. Auf dieser verdammten Couch. Ich spürte, wie das schreckliche Gefühl immer schwerer wurde und es so weit trieb, dass ich mir einbildete, meine Knochen würden schwerer und meine Beine weicher werden. Mein Herz raste wild gegen meinen Brustkorb, fast schon schmerzhaft. Mein Atem ging erschreckend schnell und stockend. Meine Augen rissen sich wie automatisch weit auf. Ich… …ich hatte mit Sasuke gefickt. Einem völlig fremden Kerl, den ich gerade einmal eine Nacht lang kannte. In meiner Wohnung. Der Wohnung, in der ich Sakura gebeten hatte, meine Frau zu werden! Wie… wie konnte ich nur? Ich habe Sakura betrogen. Eine Nacht vor unserer Hochzeit. Mit einem fremden Mann. „…scheiße… scheiße…“ Ich bekam erst jetzt mit, dass ich schon seit geraumer Zeit irgendetwas vor mich her gemurmelt haben musste, denn Kiba starrte mich mit großen, ungläubigen Augen an. Sein Mund stand einen Spalt breit offen und die Schlüssel, die er bis eben in der Hand hielt, hatte er fallengelassen. „…fuck… Kiba, ich…-“ …-Klatsch. Es geschah so schnell und unvorbereitet, dass ich keine Chance hatte der harten Ohrfeige meines besten Freundes auszuweichen. Mein Kopf flog durch die Wucht ein Stück zur Seite und ich spürte wie sich die unangenehme Hitze auf meiner Wange ausbreitete. Kiba hatte mein Gemurmel scheinbar gehört. Es wurde still, erdrückend still. Keiner sagte irgendetwas und das für unendlich wirkende Minuten lang. Mein Blick war noch immer, völlig aus der Bahn geworfen, gen Boden gerichtet. Ich musste die Erinnerungen und Bilder, die alle auf einmal in mir hochschossen, zuerst irgendwie verarbeiten, aber es wollte mir nicht gelingen. Nein, es wurde sogar schlimmer, weil ich jetzt erst bemerkte, wie verdammt egoistisch und arschlochmäßig ich mich gestern verhalten hatte. Ich hatte mir nicht einmal große Mühe gegeben, Sasuke abzuwimmeln und das alles zu verhindern! Ich hatte es quasi einfach widerstandslos zugelassen, weil ich… …weil… ich wusste es nicht einmal. „…du hast…“ Es war Kibas ungewohnt tonlose Stimme, die gleichzeitig so erschreckend auf mich wirkte, weil ich so etwas nicht von ihm gewohnt war. „Du hast nicht ernsthaft gestern mit einem anderen Kerl gefickt…“ Ich blieb still. Seine Stimme klang nicht wie eine Frage und ich wusste nicht, was ich erwidern sollte. Mir blieb jegliche Reaktion im Halse stecken. Scheiße… „Du hast deine Verlobte, die du heute heiraten wirst, nicht ernsthaft mit einem Kerl betrogen?! Eine verdammte Nacht vor eurer Hochzeit!!“ Wenn ich nicht so wäre, wie ich eben gerade nun einmal war, hätte ich vor Respekt und Angst geschluckt und mich versucht, panisch zu entschuldigen oder zu sagen, dass ich das wieder gutmachen würde und bereute. „Sag mir, dass du so eine verfickte Scheiße nicht abgezogen hast, Mann!“ Er griff grob um meine Schultern und schüttelte mich, was wohl den Effekt erzwecken sollte, dass ich endlich irgendwas sagte oder tat. Aber es kam nichts von mir und ich wusste nicht einmal weshalb. Ich schwieg einfach. …warum sagte ich nichts? Warum tat ich nichts? Erneut entstand eine Stille, die schwer in der Luft lag. Das einzige, das ich tat war, mich auf die Couch zu setzen und mir die Decke über mein Unterleib und die Beine zu werfen. Ich krallte meine Finger in die Decke und versuchte meinem Herzen beizubringen, dass es nicht gesund war, so schnell und unregelmäßig zu schlagen. Aber seit vergangener Nacht schien sich mein Herz ohnehin gegen meinen Verstand verschworen zu haben. Es dauerte, bis ich meine Stimme wieder erheben konnte. Kiba war in der Zeit still geworden, wartete scheinbar darauf, dass ich wieder in die Welt der Lebenden und Vernünftigen zurückfand. Ich auch … „Ich habe Scheiße gebaut, Kiba.“ Meine Stimme klang nicht reuevoll oder schuldig, wie ich es eigentlich erwartet hätte. Sie wirkte mehr geschockt und ungläubig über mich selbst und über das, was ich im Stande war zu tun. „…richtige, richtige Scheiße und ich… ich weiß nicht warum.“ Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sich Kiba träge über sein Gesicht strich und leise seufzte. Er schien nicht mehr so zornig zu sein wie vorhin. „Ich verstehe das nicht“, war das erste, was er herausbrachte. „Ich kenne echt niemanden, der treuer und herzensguter ist als du und nun sowas?“ Ich hörte den Unglauben in seiner Stimme deutlich… und den Vorwurf. „Ich meine okay, du hast in den letzten Monaten regelmäßigen Stress mit Sakura gehabt und so, aber… warum gleich so etwas, Naruto?“ Wenn Kiba mich bei meinem Namen nannte und gleichzeitig so einen ernsten Gesichtsausdruck drauf hatte, dann wusste ich, dass ich es richtig verkackt hatte. Und leider war es dieses Mal sogar schlimmer, weil ich damit einen Menschen verletzt hatte, der unschuldig war und nun wegen mir leiden musste. „Hast du das gemacht, weil du dir wegen eurer Hochzeit unsicher warst? Du hast doch ständig davon gelabert, du hättest Angst, dass du es danach bereuen würdest und dass sie dir so viele Freiheiten genommen hat.“ Kiba dreht sich nun vollständig zu mir um. „War das so eine Art Test oder Rache, oder was?“ „Bist du bescheuert?!“ Ich wusste nicht, warum sich meine Stimme auf einmal so überschlug, aber es reichte, um Kiba abrupt zum Schweigen zu bringen. „Denkst du, ich wollte das? Denkst du, ich hätte das geplant, oder was?!“ Meine Hand, die ich in die Decke verkrallt hatte, zitterte. „Ich… verdammte Kacke, Mann! Ich hab keine Ahnung, warum ich das gemacht habe! Ich wollte am Anfang das alles noch ausbremsen, als ich gemerkt habe, auf was der Kerl abzielte, aber…“ Ich unterbrach mich selbst, als ich bemerkte, dass ich keine weiteren Worte parat hatte. „…aber du hast es nicht getan“, beendete Kiba nun ruhig meinen Satz. Er lehnte sich wieder nach hinten. Ich wusste nicht, was er dachte und das war schrecklich. Es herrschte schon wieder dieses Stille, die mich rasend werden ließ. Nicht, weil kein Mucks zu vernehmen war, sondern weil ich mich dann mit meinen eigenen Gedanken auseinandersetzen musste und das wollte ich nicht. Das konnte ich nicht, weil in mir ein gewaltiges Chaos herrschte und seltsame Gefühle, von denen ich mir nicht sicher war, was sie zu bedeuten hatten. Ich hatte nicht einmal die Intention das heraus zu finden… es machte mir Angst. „Kiba.“ Ich hatte ihn schon lange nicht mehr in diesem Tonfall angesprochen - so ernst, unsicher und… verzweifelt. Hasste er mich jetzt für das, was ich getan hatte? Für das, was ich dadurch geworden war? Ein Betrüger und Lügner? „Kiba, sag endlich was …“, wiederholte ich nach einigen Sekunden des Schweigens, in denen der Braunhaarige nichts tat, außer gelegentlich zu blinzeln und leise zu seufzen. „Was soll ich sagen, Naruto?“ Er drehte seinen Kopf langsam zu mir und schaute mich aus matten Augen an. Er wirkte nicht sauer oder verhasst, was mich ungemein erleichterte. Aber er sah auch nicht sonderlich begeistert aus, was ich zwar nachvollziehen, aber nicht akzeptieren konnte. „Ich weiß nicht, was ich machen soll, Mann … du musst mir helfen.“ Das war vermutlich eines der egoistischsten Sachen, die ich seit langem von mir gegeben hatte. Aber im Moment konnte mein Verstand nichts anderes, als all die notwendigen Gedanken auf jemand anderen zu schieben. Es war leichter, wenn es jemanden gab, der einem sagte, was man in solchen Situationen machen musste, anstatt sich selbst mit so etwas auseinander zu setzen. Doch leider wusste ich auch, dass Kiba mir niemals so eine Entscheidung abnehmen würde. Er würde mich so lange im Dunkeln tappen lassen, bis ich auf die Fresse fiel und selbst merkte, was ich falsch gemacht hatte. Früher hatte ich ihn dafür geliebt. Heute nicht mehr. „Ich soll dir helfen? Du bist ein Arsch, Naruto. Und das war sogar verdammt freundlich von mir ausgedrückt.“ Ich wusste, dass er es ernst meinte, aber seine Schultern, die sich langsam wieder entkrampften, verrieten mir, dass seine Wut langsam wieder abebbte. „Eigentlich sollte ich dich jetzt grün und blau schlagen.“  Er seufzte abermals und stand auf, nur um sich danach direkt vor mich zu stellen. „Und glaub mir, ich werde mit Sicherheit schneller darauf zurückkommen, als dir lieb ist“, fuhr er fort, während er sich bückte, meine Boxershorts vom Boden sammelte und sie mir ins Gesicht warf, „aber es ist effektiver, dich als Strafe allein mit der Lage zu lassen. Du hast das verbockt, also hast du das auch wieder geradezubiegen.“ Moralisch gesehen hatte er ja vollkommen Recht, aber in solchen Momenten, in denen ich die Moral sowieso schon hintergangen hatte, kotzte es mich an. Etwas lauter als gewollt schnaubte ich, was meine Abneigung zu dieser Idee deutlich zur Schau stellte. Mit verzogener Miene stand ich auf, nur um kurz darauf ein leichtes, kaum mehr spürbares Ziehen in meinem Unterleib zu spüren. „Ich hoffe, das tut richtig weh“ kommentierte Kiba mit einem spitzen Zungenschnalzen, ehe er sich wieder auf die Couch warf, während ich langsam und träge meine Boxershorts anzog. „Fick dich…“, murmelte ich so leise, dass er es nur schwer verstehen konnte. Ich wollte ihn ja nicht direkt wieder sauer machen. „Moment mal… ficken?“ Ich drehte mich verwirrt zu Kiba um. Häh, was sagte der Idiot da? „Oh Gott, warte, ihr habt auf diesem Sofa gefickt?!“ Er sah etwas panisch aus, was mich noch doller verwirrrte. „Baah, fuck, sag das doch eher!“ Und damit sprang er wie ein aufgescheuchtes Huhn vom Sofa auf und untersuchte es fieberhaft nach irgendetwas. Ich seufzte genervt. „Da sind keine Spuren drauf, du Penner. Wir haben ‘ne Decke drunter gelegt.“ Es war nicht so, dass Kiba etwas gegen Homosexuelle hatte, aber er fand es auch nicht so prickelnd. „Du solltest dich schämen… dass ihr es echt hier in deinem Apartment getrieben habt.“ Ich beschloss, erst einmal nichts darauf zu sagen. Was hätte ich auch erwidern sollen? Es stimmte ja, er hatte Recht. Aber daran ändern konnte ich trotzdem nichts mehr. Gott, war ich ein schlechter Mensch. …Was ist nur aus mir geworden, dass ich nun in dieser Lage war? Mit diesen Gefühlen, zu so einer Zeit? Warum jetzt? Warum nicht vorher? Warum ausgerechnet jetzt? Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich ein lautes Räuspern neben mir hörte und zuckte leicht zusammen. Kiba saß nicht mehr auf dem Sofa, sondern stand stattdessen im angrenzenden Flur und lehnte gegen den Türrahmen, während er mich mit verschränkten Armen beobachtete. „Ich bin dein bester Freund, Naruto. Aber mir liegt auch etwas an Sakura.“ Sein Blick verhärtete sich, aber er blieb ruhig. Ich schluckte. „Vielleicht war ich nie ein richtiger Fan von eurer frühzeitigen Hochzeit, aber das heißt nicht, dass ich Sakura gerne leiden sehen würde.“ Kiba stieß sich von dem Türrahmen ab. „Egal was du also gleich tun wirst, überleg es dir gut, denn sie hat es nicht verdient weiter belogen oder gedemütigt zu werden, klar?“ Mir wurde kalt, als sich Kibas Stimme zum Ende hin ungewohnt abstoßend. „Ich hab es versucht, Kiba.“ Ich hörte mich erbärmlich leise an, der Kopf gesenkt und zur Seite schauend. „Ich hab es echt versucht, dass das zwischen uns klappt, aber…“ „Nichts aber“, warf der Braunhaarige dazwischen. „Du hast kein Anrecht auf Mitleid oder verständnisvolle Worte, weil du hier der Arsch bist, okay? Also halt deine Fresse, sonst polier ich sie dir.“ Er schnaubte und drehte sich Richtung Haustür. „In zwei Stunden beginnt die Trauung, Naruto. Egal was du tun wirst, tu ihr es bitte nicht an, vor dem Altar zu stehen und niemanden vorzufinden.“ Er zog seine Jacke über und drehte sich noch einmal zu mir um. „Du kannst zur Kirche laufen.“ Und damit verschwand er mit einem Knallen der Tür. Ich war allein. Allein. Fuck… ich… Ich atmete zittrig aus, während ich apathisch zu der kleinen Kommode schlich, um mich an ihr abzustützen. Ich fühlte mich wieder so seltsam träge und trotzdem irgendwie leer. Gestern war noch alles so einfach. So unbekümmert. Hab einfach gehandelt. Mich gut gefühlt und nicht bedacht, dass ich damit andere verletzte. Ich verletzte andere, weil ich mich gut fühlte… weil sich etwas Falsches gut anfühlte… War ich dann noch ein guter Mensch, weil es sich gut angefühlt hat? Oder war ich ein schlechter Mensch, weil es falsch war? Habe ich etwas Falsches gemacht?   ~*~ „Sei stolz auf dich, Naruto. Du hast endlich so einen beschissenen Anzug an, von dem du schon seit deiner Kindheit träumst und eine wundervolle Frau, die bereit ist dich dein ganzes Leben lang zu ertragen.“ „Echt, sei stolz…“ Mein Blick war bitter und meine Stimme kratzig. Ich wusste, dass ich jedes meiner Worte mit einem puren Sarkasmus aussprach und einer gekonnten Priese Selbsthass. Aber zu etwas anderem war ich gerade nicht in der Lage. Ich hatte das Gefühl, ich würde mich im Kreis drehen. Das Gespräch mit Kiba hatte mich kein Stück in meinem inneren Chaos besänftigt, vielmehr hatte er es noch viel schlimmer gemacht, weil er so verdammt widersprüchlich war. Erst war er total wütend und scheuert mir eine, dann war er auf einmal wieder normal und dann wieder so wütend und kalt. Mein inneres Chaos war also noch viel schrecklicher als zuvor und nun stand ich in meinem Anzug vor dem Spiegel und fühlte mich so schlecht wie noch nie zuvor in meinem Leben. Noch nie hatte sich etwas so falsch und unwirklich angefühlt. Ich dachte immer, wenn ich endlich hier im Anzug stünde, würde ich der nervöseste und glücklichste Mensch auf Erden sein, aber nun… Ich war nervös, aber nicht glücklich. Und ich wusste nicht, was ich Sakura sagen sollte. Ich wollte nicht darüber nachdenken, meine Gedanken waren stumpf  und mein Kopf leer. Ich verdrängte einfach alles. Mit langsamen Schritten ging ich wieder ins Wohnzimmer, um die Hinterlassenschaften von vergangener Nacht zu beseitigen. Wenigstens das sollte ich vorher noch tun. Vielleicht würde ich ja nicht mehr zurückkommen. Wer weiß… ich selbst tat es auch nicht. Routinierte Handgriffe brachten die Kissen wieder in Reih und Glied und mehr oder minder schlecht gezielte Würfe beförderten die Taschentücher in einen Mülleimer. Also nichts besonderes, bis… bis ich die Decke ausschüttelte und einen Zettel entdeckte. Ein kleiner, weißer Zettel. Was war das für ein Zettel? Das war nicht meiner. Das war nicht meine Schrift da drauf. Ich zog meine Stirn kraus und beugte mich zu dem Zettel hinunter, um ihn in die Hand zu nehmen und festzustellen, dass es ein Zettel von meinem Notizblock sein musste, der immer auf meiner kleinen Kommode lag. Nur mit dem Unterschied, das etwas auf dem Zettel stand… …etwas ganz Bestimmtes. Langsam und bestimmt huschten meine Augen über die Wörter.  Immer und immer wieder.  Versuchten, den Sinn und die Botschaft dahinter zu verstehen.   Die Zeilen in meinen Kopf zu bekommen. Den schnellen Herzschlag, den diese Worte auslösten, zu verstehen. Denn diese Worte waren von ...   ... Sasuke. „Was zum…“ Ich ließ mich rigoros auf den Boden fallen und verkrallte meine Hände in dem kleinen Stück Papier, bis es anfing zu knittern. Aber das konnte mich gerade nicht weniger stören.  Ich las diese Zeilen immer wieder, verinnerlichte sie und suchte einen Grund, warum er mir diese Worte geschrieben hatte. Aber warum auch immer er dies getan hatte, sie hatten seinen Zweck erfüllt. Ich wusste nun, was ich wollte und was ich tun musste, um meinen Gefühlen gerecht zu werden und dafür war nicht mehr nötig gewesen, als die Worte eines… ja, eines Fremden. Ohne weiter zu zögern steckte ich den Zettel ein und lief zurück in mein Schlafzimmer, um mich umzuziehen. Für das, was ich vorhatte, wollte ich nicht in diesem Anzug stecken. Ich wollte meine normalen Klamotten tragen. Alles andere würde sich falsch anfühlen. Ich wusste jetzt, was ich tun musste… …danke, Sasuke. Kapitel 5: What about us 'til the end? -------------------------------------- » We were so pathetic to think we could grow old and marry each other. God forgive us, we were just two kids, stupid and fearless.  « Eigentlich hatte ich ein wundervolles Leben. Meine Kindheit war unbeschwert und voller Liebe und wenn ich jemanden fragen würde, wäre ich mich sicher, dass derjenige mir sagen würde, ich hätte die glücklichste Kindheit gehabt, die man sich nur wünschen konnte. Und es war nicht so, dass ich dem nicht zustimmen würde, denn es stimmte. Ich wusste es. Ich erinnerte mich an all die wundervollen Zeiten, aber genau diese Erinnerungen, die voller Glück und Freude steckten, erdrückten mich heute so sehr. Denn heute… heute suchte ich verzweifelt nach dieser Lebensfreude und dem Glücklichsein, das früher so selbstverständlich war. Doch ich fand sie einfach nicht mehr. Dabei konnte ich nicht verhindern mich zu fragen, was in meinem Leben schief gelaufen war. Wann hatte ich meinem Weg verloren, wann war ich den falschen gegangen? Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich ihn wirklich verloren hatte. Ob es wirklich der falsche war. Denn wenn er falsch wäre, dann hätte ich es bereut, oder? Dann würde ich mich für meine Taten hassen. Dann würde ich Reue spüren und den Drang, alles wieder geradezubiegen. Aber den spürte ich nicht… …also was war passiert? Was war so sehr schief gelaufen?   Die leisen Stimmen von fremden Passanten, die meinen Weg kreuzten, drangen nur träge an meine Ohren. Ich nahm sie gar nicht wirklich wahr, genauso wenig wie die wütenden Blicke, die mir zugeworfen wurden, wenn ich einen der Fußgänger anrempelte. Aber das konnte mich gerade nicht weniger stören, denn in der Ferne konnte ich es bereits sehen – die Kirche. Die Kirche, in der ich heute eigentlich den schönsten Tag meines Lebens haben sollte. Einzigartige Momente, von denen man später voller Elan und Euphorie seinen Kindern und Kindeskindern erzählt hätte, nur um von ihnen angemeckert zu werden, wie langweilig diese alten Geschichten doch waren. Doch genau auf solche Momente hatte ich mich vor Monaten noch so sehr gefreut, dass es für mich nun noch suspekter war, wie ich an diesem Punkt meines Lebens ankommen konnte. An einem Punkt, an dem ich meine Verlobte mit einem anderen Kerl betrogen hatte. Ein Punkt, an dem mich mein bester Freund sicherlich hasste.  An einem Punkt, an dem mich noch alle anderen hassen werden würden, weil ich derjenige war, der gleich alles kaputtmachen würde. Trotzdem… ich bereute es nicht. Und das war schrecklich. Die Worte, die Sasuke auf den kleinen Zettel geschrieben hatte, hallten immer wieder in meinem Kopf wider. Es waren nicht viele, es war nur ein einziger Satz. Aber es war ein Satz, der so viel mehr innehielt, denn er war die pure Wahrheit. Er war das, was ich in meinem Inneren gesucht hatte. Er war Bestätigung… und er hatte mich berührt. Auch wenn ich nicht wusste wieso Sasuke diese Worte geschrieben hatte, aber ich hatte auch keine Zeit, um darüber nachzudenken. Mein Kopf war leer, meine Schritte langsam und hinauszögernd, während ich mich mit jedem Schritt weiter an die Kirche heranwagte. Mit jedem Schritt kam ich näher an etwas heran, das ich nicht tun wollte, weil ich wusste, wie sehr ich Sakura verletzen würde. Eine andere Wahl blieb mir allerdings nicht… „Oh Gott, Naruto! Endlich! Wir haben uns schon alle Sorgen gemacht, wo du bist! Ich dachte, Kiba wollte dich abholen? Und warum hast du eigentlich diese Klamotten an? Oh nein, sag mir nicht, dass dein Anzug hin ist. Ich glaube, dann…-“ Ich unterbrach meinen Onkel Iruka, indem ich ihm einfach eine Hand auf den Mund legte und mich dazu zwang, ihn ein halbherziges Lächeln zu schenken. Doch Iruka konnte man nichts vormachen. Er erkannte es immer, wenn ich etwas vortäuschte, weswegen ich den besorgten Blick, den er mir in der nächsten Sekunde schenkte, bereits erwartet hatte. Daher war es eigentlich auch ein dummer Versuch, ihn mit einem erzwungenen Lächeln beschwichtigen zu wollen. „Nicht jetzt, Iruka. Ich muss… eh, weißt du wo Sakura ist?“ Sein Blick verriet mir zu gut, dass er eine Antwort auf seine unausgesprochene Frage wollte, doch ich konnte sie ihm nicht geben. Es würde schwer genug sein das zu tun, was ich im Begriff war zu tun. Ich wollte jetzt einfach nur noch zu ihr.  „Sie ist in dem Raum, der direkt neben der Orgel steht. Die weiße Tür ganz links, aber wieso willst du das wissen? Kannst du es nicht mehr abwarten?“, fragte er mich mit einem verzogenen Schmunzeln, aber ich wusste, dass er mich bereits durchschaut hatte. Er wusste, dass irgendwas los war. „Danke, Iruka“, antwortete ich knapp und wandte mich zum Gehen um. Es war nicht fair von mir, ihn so abzuspeisen, aber ich konnte gerade nicht anders handeln. Ich fühlte mich apathisch, ferngesteuert und schwer. Alles in mir fühlte sich so unglaublich schwer und heiß an. Es war keine angenehme, vorfreudige Hitze, die du hattest, wenn dir das erste Date mit deinem Schwarm bevor stand. Es war eine Hitze, die dich im Inneren gnadenlos verbrennen ließ, weil du wusstest, dass gleich etwas Schreckliches passieren würde. Etwas, dass alles veränderte. Mit jedem Schritt, den ich auf den Eingang der Kirche zuging, schien der kleine Weg doppelt so lang zu werden als er es eigentlich war. Zumindest kam es mir so vor. Vielleicht wollte ich das auch einfach nur, damit ich dem Unvermeidlichen entkam… dem Gespräch. Ich ignorierte die fröhlichen und überschwänglichen Stimmen von Familie, Freunden und Bekannten und ließ sie unbeantwortet hinter mir. Ich konnte mich jetzt nicht ablenken lassen, denn dann würde ich wieder anfangen nachzudenken und das durfte ich nicht, weil ich Angst hatte, dass ich dann nicht mehr den Mut finden würde Sakura zu gestehen. Dann würde ich vielleicht einfach abhauen. Nein, ich würde dann ganz sicher einfach abhauen… das wusste ich einfach. Mein Kopf war vollkommen leer, als ich die wenigen Treppenstufen hinauf stieg, die Kirche betrat und die weiße Tür ansteuerte, durch die ich gleich gehen würde. Das heiße Gefühl, das Brennen, wurde stärker. Mit jedem Schritt verteilte sich dieses grässliche Feuer in mir und nahm mich vollkommen gefangen. Es ließ meinen Magen schmerzhaft zusammenziehen und hinterließ einen unangenehmen Druck in mir. Immer wieder durchzuckte mich ein kaltes Zittern und wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich behaupten, mein Herz hätte aufgehört zu schlagen. Da war sie. Die weiße Tür. Ich blieb stumm vor ihr stehen, so abrupt, als hätte jemand in mir einen Schalter umgelegt, der meine motorischen Fähigkeiten abstellte. Meine Arme hingen schlaff und schwer an meinen Seiten hinunter. Ich fühlte mich plötzlich so unendlich… geschafft. Obwohl es nicht einmal begonnen hatte, denn mir stand noch alles bevor… uns stand noch alles bevor. Vielleicht war es moralisch gesehen falsch, sich so zu fühlen, wie ich es gerade tat – müde, träge und schwer. Mein Atmen ging nicht schneller, weil ich Angst vor dem Unvermeidlichen hatte. Ich fühlte kein Adrenalin, weil das Bevorstehende eines der Folgenschwersten Entscheidungen sein würde, die ich wohl je in meinem Leben getroffen hatte. Mein Herz raste nicht vor Aufregung oder Nervosität … nein, es setzte aus, weil ich wusste, dass ich gleich ein Leben zerstören würde. Ein Leben, das es nicht verdient hatte so hintergangen worden zu sein. Ich stand da. Ich stand für Sekunden einfach nur da und starrte das unschuldige Weiß der Holztür an. Es sah so rein und makellos aus, dass ich meine Augen nicht mehr abwenden konnte. Es wirkte so bodenlos und tief, obwohl sie nur eine kleine Tür war. Die kleinen, kaum sichtbaren Einkerbungen waren die einzigen Zeugen davon, wie alt diese Bauten sein mussten. In diesem Moment fand ich es faszinierend, wie sauber geschliffen und schön sie noch aussah, obwohl sie bereits so viele Jahrzehnte, vielleicht sogar Jahrhunderte, bereits hinter sich hatte, ohne dass sie davon Schaden genommen hatte, ohne dass sie daran zugrunde gegangen war. Sie stand immer noch aufrecht. Es gab ihr einen Hauch von Sicherheit, Stärke und Entschlossenheit. Etwas, dass ich an ihr bewunderte… diese Reinheit und Sicherheit, den Drang, sich in ihr zu verlieren, weil sie so unbeschwert wirkte. So normal, so einfach. Anders als ich. Ich war beschmutzt und unrein. Ich war unmoralisch und selbstsüchtig. Ich war egoistisch und unentschlossen … ich war auch  beeinflussbar und aufopfernd. Ich war hinnehmend und gutmütig. Ich war lenkbar und hoffnungsvoll. Ich war… …ich war schwierig. Nicht normal. Und genau das war es, was ich beneidete. Warum konnte ich nicht normal sein? Warum konnte mein Leben nicht genauso einen gradlinigen, vorrausehbaren Lauf nehmen wie all die Liebesgeschichten in den Märchen auch? Ich wollte keine tragische Liebesgeschichte, die über Ecken und Kanten ging und über Stock und Stein. Ich ertrug keine dramatischen Wendungen in meinem Leben, oder herzzerreißende Momente, die einem die Luft zum Atmen nahmen. Das alles wollte ich nicht, das wollte ich nie. Ich wollte einfach… etwas anderes. Etwas… Normales. War all das zu viel verlangt? Hatte ich es nicht verdient? War ich dazu nicht bestimmt?   Die plötzlichen Stimmen, die immer lauter wurden, rissen mich aus meinen tiefen Gedanken. Ich sah aus dem Augenwinkel wie die Gäste nach und nach die Kirche betraten und sich versammelten, um sich auf die ihnen vorgesehenen Plätze zu verteilen. Das Geräuschbad nahm zu und aufgeregtes Gemurmel füllte das große Gebäude. Ich atmete kehlig aus und fing auf einmal an, ganz leicht und bitterlich zu Lächeln. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und schnaubte innerlich. Naruto Uzumaki... Du hast gerade echt zwölf Minuten lang über eine weiße Tür philosophiert… Das war so lächerlich, so verdammt sinnlos und bescheuert. Im Nachhinein brachten all diese Gedanken von mir nichts. Ich konnte mir keine Worte oder Philosophien ausdenken, mit denen ich Sakura die Wahrheit weniger verletzend beichten konnte. So etwas konnte man jemanden nicht schonend beibringen, denn es tat immer weh, ganz egal welche Worte man wählen würde. Das Herz des anderen würde so oder so schmerzlich zusammenfallen, bis es nur noch eine betrogene, zerbrechliche Hinterlassenschaft war. Und daran konnte auch ich nichts ändern. Das wollte ich auch gar nicht. Wenn ich genauer über unsere Beziehung nachdachte, war sie nur perfekt gewesen, als sie noch jung und frisch war. Da war die Liebe da, keinen Zweifel. Doch… ich hatte unendlich lange gebraucht, um zu erkennen wie sie mich nach und nach verändert hatte. Klar, Beziehungen veränderten einen stetig und immer, aber normalerweise müsste sie aus einem doch einen besseren Menschen machen, oder? Ein Mensch, der man schon immer sein wollte und mit dem man zufrieden war. Aber das war nicht so. Sie hat mich zu einem Menschen gemacht, der ich nicht sein wollte. Sakura hatte mir in all der Zeit stückweise etwas genommen, das mich ausgemacht hatte. Nicht, dass Rauchen und meine Sexualität etwas waren, das als Gründe zählen würden. Nein, ich meinte mein das Leben in meinem kleinen Apartment. Meine Vorliebe zum alltäglichen Stadtleben. Die legale Sucht, so gut wie jeden Tag Ramen essen zu können. Die Freude, am Wochenende etwas mit meinen Freunden zu unternehmen, weil ich es liebte. All das und noch viel mehr hatte sie mir genommen.  Und bei Gott, früher hatte ich ihr all das gerne gegeben, wirklich. Immerhin liebte ich sie damals abgrundtief und hätte alle Opfer gebracht, die sie verlangte. Doch nun hatte ich bemerkt, dass eine Beziehung nicht aus dem Willen bestand, alles für den Partner aufopfern zu wollen. Manche fanden dies sicherlich ehrenhaft, aber es war dumm und falsch. Wenn der Partner wirklich der Richtige war, dann hätte man für ihn nichts aufgeben müssen. Dann hätte man sich für den Partner nicht selbst aufgeben und verändern müssen, denn so durfte es einfach nicht sein. Das war nicht richtig… das war keine Liebe. Und das hatte ich erst bemerkt, als es bereits zu spät war. Viel zu spät.     Mit einem leisen, aber dennoch schrillen Knarren öffnete ich die weiße Tür und trat mit wenigen Schritten ein. Ich schloss die Tür ziemlich schnell wieder hinter mir, blieb aber direkt vor ihr stehen und starrte auf den Rücken der Frau, die mir unmittelbar bevorstand. Ich spürte wie sich mein Magen unangenehm zusammenzog und sich ein heißes, schweres Gefühl in mir breit machte, als ich sie in diesem wundervollen langen, weißen Brautkleid sah. Sie stand direkt vor einem Spiegel, zupfte an ihrem durchsichtigen Schleier herum und fuhr sich mit ihren schmalen Fingern über die mühsam hochgesteckten Haare, um einzelne Strähnen zu richten. Ihre Wangen wirkten leicht rosig, ihre Lippen waren zu einem kleinen, ehrlichen Lächeln verzogen und sie betrachtete sich mit einem für ihr untypisch schüchternen Blick in dem Spiegel. Scheinbar hatte sie mich noch nicht bemerkt. Es war wieder einer dieser Anblicke, die mein Herz vor Freude höher schlagen lassen, oder mir zumindest den Atem rauben sollte. Doch nichts geschah, gar nichts, außer diesem schuldigen Brennen, welches sich nach und nach durch meinen ganzen Körper zog. Es war ganz anders, als es in den Büchern und Filmen immer versucht wurde zu beschreiben… man war vor so einer Situation weder nervös oder durcheinander, noch voller chaotischer Gedanken oder einem Gefühlschaos. Denn was dir in dieser Lage in Wirklichkeit einzig und allein blieb, war die Leere. Eine unendliche, schwere Leere, die dich von innen heraus auffraß und versuchte in die Knie zu zwingen. Und dagegen konntest du rein gar nichts tun. Was mich allerdings am meisten traf war dieses Lächeln. Dieses Lächeln, das ihr schmales Gesicht zierte und den Anschein erweckte, sie sei das glücklichste Mädchen auf Erden. Sie wirkte so unbeschwert und freudvoll… …und das machte alles nur noch schlimmer, für uns beide. „Oh mein Gott, Naruto!“ Meine Gedanken wurden von ihren kleinen, panischen Ausruf unterbrochen. Ich sah auf und bemerkte, dass sie sich zu mir umgedreht hatte und mich scheinbar anschaute. Ich war mir nicht sicher, denn ich blickte ihr nicht in die Augen… das konnte ich einfach nicht. Es fiel mir so verdammt schwer. „Wie lange stehst du denn schon da?“ Die Überraschung in ihrer Stimme war nicht zu überhören und sie atmete tief durch, um sich vor diesem unerwarteten Schock zu erholen. „Oh, nein! Du durftest das Brautkleid doch noch gar nicht sehen! Ah, Naruto… das bringt Unglück, das habe ich dir doch gesagt!“ Sie klang nicht halb so vorwurfsvoll wie ich es von ihr erwartet hatte. Viel mehr klang sie amüsiert und dennoch irgendwie verständnisvoll. „Warst du neugierig?“ Ich konnte ihr kleines Lächeln quasi auf meiner eigenen Haut spüren, aber mich berührte es nicht. Das konnte es gerade einfach nicht, denn dafür herrschte ein viel zu drückendes Gefühl in mir. Ich öffnete meinen Mund, was mir plötzlich unglaublich schwer viel, aber kein Laut entfleuchte meiner Kehle. Sie fühlte sich trocken und kratzig an. „Hey, warum hast du keinen Anzug an?“, fragte sie nun etwas leiser und beobachtete mich von oben bis unten. Mein Blick war noch immer auf einen unsichtbaren Punkt am Boden fixiert. Ich wollte etwas sagen, wirklich. Aber das einzige, das aus meinem Mund kam, war heiße Luft, die sich wie ein heiseres Krächzen anhörte. Es war irgendwie seltsam, dass ich nun so sprachlos war, wo ich reden musste, aber wenn ich es nicht musste, redete ich wie ein Wasserfall. Das war vermutlich eine dieser schicksalhaften Ironien des Lebens, die einen aufgrund von schlechten Karma einholten. Vielleicht sponn ich mir auch nur etwas zusammen, um Zeit zu schinden. „Schatz, was ist denn los? Du bist so still.“ Wieso musste sie ausgerechnet jetzt so verständnisvoll und ruhig sein, wo es am wenigsten passte, wo sie doch sonst immer sofort bei jeder Kleinigkeit in die Luft ging? Ich verstand es nicht, aber es machte mich irgendwie sauer – diese sanfte, glückliche Art machte mich sauer. Ich hörte, wie sie einige Schritte auf mich zuging und nur knapp einen Meter vor mir zum Stehen kam. Sie hob ihre Hand in die Richtung meiner Schulter, um sie dort abzulegen, doch ich hielt sie in ihrer Bewegung auf, indem ich sie am Handgelenk stoppte. Ich atmete noch einmal tief durch, verdrängte alles, was versuchte in mir hochzukommen und blickte auf. „Wir müssen reden, Sakura.“ Er war verletzt. Der Blick, den ich erst vorhin als sanft und liebevoll erraten hätte, sah keinesfalls so aus. Viel eher sah er nach Misstrauen aus und diesem Gesichtsausdruck, den man hatte, wenn man wusste, wer einem den letzten Keks geklaut hatte. Nur nicht ganz so amüsiert, sondern… einfach verletzter. Wusste sie, was mit mir los was? War mir Kiba etwa zuvor gekommen und hat ihr alles erzählt? Das konnte ich mir nicht vorstellen. Kiba hätte ihr nie etwas gesagt, denn wenn er meinte, ich solle die Sache als Strafe alleine in die Hand nehmen, dann meinte er das auch ganz genau so. Aber… „…Naruto…?“ Ich hielt es nicht mehr aus, ihr in die Augen zu schauen, weil sich der Anblick in meine Netzhaut fraß und mir nur zu deutlich zeigte, was für ein Arschloch ich war. Ich wandte mich ab und drehte meinen Kopf nach links, sodass ich sie nun nur noch durch den Spiegel von der Seite betrachten konnte. „Wenn jemand ‚Wir müssen reden‘ sagt, dann ist das nie etwas Gutes… also, sag mir, was passiert ist.“ „Da ist… es ist etwas passiert, über das wir reden müssen.“ Wow, ich hatte gehofft nicht so klischeehaft zu klingen, aber ich schätzte, dass es in solchen Situationen nicht viele Worte gab, die man benutzen konnte. Zumindest keine, die nicht alles schlimmer machten, als es sein musste. Sakura antwortete nicht, riss allerdings ihr Handgelenk aus meinem Griff los, den ich bereits vollkommen verdrängt hatte. Ihre Bewegung war grob und harsch gewesen. Das war ein Zeichen dafür, dass diese Sanftheit und Freude von eben weg war… einfach so, von der einen auf die andere Sekunde. „Was ist passiert?“ Nun hörte ich das scharfe Schneiden in ihrer Stimme deutlich heraus. Ich verzog das Gesicht leicht, weil ich von ihr im Endeffekt nichts anderes erwartet hatte. Sie war eben doch Sakura. Eine Tatsache, von der ich mir nicht sicher war, ob sie mich erleichtern sollte oder nicht. Gott, ich… hatte überhaupt keine Ahnung wo ich anfangen sollte. Da gab es so viel, dass ich ihr schuldig war zu erzählen und einfach alles würde sich so unglaublich falsch und verletzend anhören, dass ich eigentlich nichts davon sagen mochte. Vielleicht wäre es leichter gewesen, sie doch einfach stehen gelassen zu haben. Es wäre falsch gewesen, aber leichter. Für mich. Vielleicht auch für uns. Aber im Grunde brachte es nichts, nach dem richtigen und schonendsten Worten zu suchen. Mich machte meine Direktheit aus, dass ich nicht um den heißen Brei herum redete und immer ehrlich war. Und so sollten wir auch auseinander gehen – so, wie wir waren. So wie ich war, bevor sie mich verändert hatte. „Ich habe gestern mit einem anderen Kerl geschlafen. In meinem Apartment.“ ... …das war es. ... das war die Wahrheit, für die ich so furchtbar lange gebraucht hatte, nur um sie in einem einzigen Satz heraus zu pressen. Ja, ich hätte es anders verpacken sollen. Ich hätte es vorsichtiger formulieren sollen, aber was hätte das geändert? Die Fakten wären dennoch dieselben geblieben und der Schmerz hätte trotzdem die gleiche Intensität gehabt. Also warum wäre es in der Norm besser, eine schmerzhafte Wahrheit in viele langatmige Einzelteile zu verpacken, als sie einfach schnell und ehrlich heraus zu bringen? Vielleicht waren es aber auch all die Bilder und Erinnerungen an unsere zahllosen Streite, endlosen Diskussionen und schmerzhaften Wortwechsel, die mich so plötzlich durchfluteten und mir aufzeigten, was wir alles falsch gemacht haben. Was ich alles falsch gemacht und verpasst hatte. Und genau das war es, dass mich meine Worte so kalt aussprechen ließ: Die Schuld, die ich Sakura gab. Nicht etwa die Schuld für unser Beziehungsende oder für die Lage, in der wir uns nun befanden, sondern für das, was sie aus mir gemacht hatte – einen Menschen, der ich nicht war und nie sein wollte. Das hatte nur sie selbst zu verschulden und das war es auch, was mir das Mitleid für diesen Moment verwehrte. „…du… ha… aber…“ Es waren nur unverständliche Wortfetzen, die nach minutenlangen, eisigen Schweigen die Stille durchbrachen, bis… Klatsch. Mein Kopf fegte so schnell und harsch zur Seite, dass ich nicht verhindern konnte, geschockt meine Augen aufzureißen und ein schmerzhaftes Geräusch zu machen. Es war die zweite Ohrfeige an diesem Tag und beide kamen von den Menschen, die mir die wichtigsten auf dieser Welt gewesen waren… …was war nur geschehen, dass alles so schieflaufen musste? „Du hast… du hast das nicht wirklich getan!“ Ihre Stimme klang wütend und verletzt, aber gleichzeitig auch flehend, flehend nach einem Anzeichen dafür, dass ich ihr nur den schlechtesten Witz auf Erden präsentieren wollte. Doch das hier war kein Witz. Das hier war alles, aber kein Witz. Ich wünschte, es wäre einer. „Du hast mir das eine Nacht vor unserer Hochzeit nicht wirklich angetan?!“, schrie sie mich an und ihre Stimme überschlug sich. Sie klang fest, nicht brüchig. „Sag, dass das nicht wahr ist!“ Sie trat einige Schritte von mir weg, beinahe so, als würde es die Sache besser machen, wenn wir uns nicht mehr so nahe standen. Ich schüttelte kraftlos den Kopf, als Sakura ihre zornige Frage immer wieder wiederholte. Es war so ermüdend… so schwer, dieses Gespräch zu führen, obwohl ich nicht ansatzweise so viel gesagt hatte, wie ich es hätte tun sollen.  „Es…“ …tut mir leid, Sakura. Das wollte ich nicht, war ich im Begriff zu sagen, doch… das stimmte nicht. Es tat mir nicht leid und dass ich das nicht gewollt hatte, war auch eine Lüge. Ich habe mit Sasuke geschlafen, weil ich es gewollt hatte. Weil ich mich dabei gut gefühlt hatte. Weil ich mich dabei frei gefühlt hatte. Ich würde Sakura nicht anlügen, das hatte sie nicht verdient. Auch nicht, wenn sie die Wahrheit vielleicht gar nicht hören wollte. „Das hätte so nicht passieren dürfen. Ich hätte viel früher mit dir reden sollen, dann wäre dir all das hier erspart geblieben.“ Dann wäre uns beiden der Schmerz erspart geblieben. „Was soll das heißen, du hättest früher mit mir reden sollen? Hast du schon länger was mit diesem Mistkerl? Wie heißt der eigentlich?“ Ihre Hand ballte sich zur Faust und zitterte unter dem Druck, den sie auf sich selbst ausübte. „Nein, verdammt, natürlich hatte ich keine Affäre, das hätte ich dir gesagt!“ Es verletzte mich irgendwie, dass sie mir so ein Lügenspiel scheinbar zutraute, aber in so einer Situation wie meiner sollte man sich wohl damit abfinden, als Arsch in jeglicher Hinsicht zu gelten. „Ich meinte damit, dass…“, versuchte ich zu antworten, unterbrach mich aber selbst, als mir nicht sofort Worte in den Sinn kamen. Ich fühlte mich so schwach und ausgelaugt … „Was, Naruto, was?! Willst du mir jetzt sagen, dass das hier ein Fehler war, oder was?“ Ihre Stimme bebte und sie trat näher an mich heran. Ich wagte es nun endlich wieder aufzuschauen und ihr in die Augen zu blicken.  „Sakura, ich…“ Das war viel schwerer, als ich es je erwartet hätte. „Ich wusste nicht, was ich damit anfangen sollte… mit diesen komischen Gefühlen, die ich auf einmal bekommen hatte. Obwohl… ich habe sie nicht auf einmal bekommen, eigentlich war das schon sehr lange so. Vielleicht schon seit Monaten.“ Ich hörte mich leise an und stand einfach nur reglos da, völlig im Kontrast zu Sakura. „Ich habe immer mit dir geredet und versucht dir zu erklären, wie ich mich fühlte und wie unglücklich ich mit unserer Beziehung war. Ich hatte gedacht, dann würden diese seltsamen Empfindungen vielleicht weggehen, aber das war nicht so…“ Ich seufzte kaum hörbar, während ich mir mit einer Hand über meine gerötete und leicht geschwollene Wange strich. „Das hat einfach nicht aufgehört und ich hatte das Gefühl, es würde dich nicht einmal interessieren wie es mir ging und wie unglücklich ich mich fühlte. Oder du hast es nicht einmal bemerkt. Aber egal was von beiden es nun war, es ist beides beschissenen und nicht so wie es sein sollte. Ich hatte einfach nicht mehr das Gefühl, dich zu lieben.“ Ich senkte meine Hand wieder und schluckte kurz, um mir eine kurze Pause zu gönnen. Doch wenn ich jetzt unterbrach, würde ich vielleicht nicht mehr die Kraft dazu finden, weiter zu reden. Deshalb erhob ich meine Stimme wieder, ehe mir Sakura zuvorkommen konnte. Ich musste das jetzt aussprechen. Zumindest etwas davon. „Du hast so vieles von mir gefordert, das ich dir anfangs echt gerne gegeben habe, wirklich! Immerhin habe ich dich geliebt… aber irgendwann, da war es zu viel. Ich musste so viel für dich aufgeben und hatte das Gefühl, nicht mehr ich selbst zu sein. Ich habe mich eingesperrt gefühlt, verstehst du das?“ Ich blickte sie nun direkt an, in der Hoffnung, dass sie mir eine Antwort gab, die ich verstehen konnte, denn sie war mir aus irgendeinem Grund sehr wichtig. „…nein, ich verstehe das nicht. Ich verstehe das alles überhaupt nicht! Warum hast du nicht gesagt, dass du mich nicht mehr liebst? Dass du dich in deiner Freiheit genommen fühlst, oder dass du all das gar nicht machen wolltest? Wie hätten auch in deinem Apartment leben können, wenn dir das so unglaublich wichtig war!“  „Gott, Sakura…“, gab ich mit quälender Stimme von mir, „das, genau das, meine ich. Du verstehst mich nicht! Es ging mir nicht um das beschissene Zusammenziehen oder wo wir wohnen sollten. Es ging mir um alles! Und vor allem darum, dass es dich nie interessiert hat, was das für mich bedeutete. Es gab immer nur dich und deine eigenen Empfindungen! Dir war es egal, was ich davon dachte!“ Jetzt spürte ich den schneller werdenden Herzschlag, der sich meinem Puls anpasste und das Beben, welches nun auch in meiner Stimme steckte. Ich hatte so gehofft, sie würde es verstehen. Ich hatte gehofft, sie würde es zumindest am Ende begreifen, aber nicht einmal jetzt tat sie es… „Ich werde mir nicht die Schuld dafür in die Schuhe schieben lassen, weil du mich hinter meinen Rücken betrogen hast! Du willst doch nur nicht mit dem Wissen leben, alles kaputt gemacht zu haben!“, erwiderte sie nach weiteren Minuten des Schweigens impulsiv und fing an, mit ihren Fäusten gegen meinen Brustkorb zu hämmern. Nicht doll, aber spürbar. Sie war verzweifelt und wütend. „Du machst alles kaputt, Naruto! Ich war glücklich! Ich war bis eben so glücklich und habe gedacht, heute würde der schönste Tag meines Lebens werden und nun… nun zerstörst du alles“, flüsterte sie nun leiser, ihre Stimme leicht zitternd und brüchig. Ihre Finger verkrallten sich in meiner Brust. Ich wollte etwas erwidern, doch sie hielt mich auf. „Wenn ich dich nicht mit anderen Frauen oder Männern sehen wollte, dann weil ich Angst hatte, dass du jemanden besseres als mich finden würdest. Aber als Frau hat man immer die kleine Hoffnung, dass das sowieso nie passieren würde, aber… aber du hast es trotzdem getan! Und das schlimmste daran ist, dass ich das immer irgendwie gewusst hatte.“ Ich sah die vereinzelten Tränen, die langsam und vorsichtig ihre Bahnen über ihr Gesicht zogen und es feucht werden ließ. Das Trommeln gegen meinen Brustkorb war eingestellt, dafür verteilte sich aber ein brennendes Ziehen an der Stelle, an der sie ihre Finger in meine Haut bohrte. „Aber… manchmal wird man wohl von etwas enttäuscht, obwohl man ganz genau wusste, dass es so kommen würde…“ Ein Schluchzen beendete ihren gehauchten Satz, ehe sie ihren Kopf für einige Sekunden gegen mich senken ließ und dort verharrte. Ich tat nichts. Auch wenn ich viele ihrer Worte verneinen wollte, weil sie nicht stimmten, tat ich nichts. Ich hatte das Gefühl, dass sie diesen Moment hier brauchen würde, auch wenn sie ihn vielleicht nicht verdient hatte. Es stimmte nicht, dass ich es auf einen anderen abgesehen hatte und ich war auch nicht bereit dazu, mir allein die Schuld dafür zu geben. Dass man jemanden betrug, brauchte einen Grund und um für etwas einen Grund zu haben, brauchte man mindestens eine weitere Person, die diesen Grund beeinflusste. Und dieser Einfluss war Sakura. Wir waren beide schuld, aber genau das wollte sie nicht einsehen, so war sie schon immer. Es waren immer die anderen Schuld und dass sie selbst Fehler gemacht hatte, kam ihr nie in den Sinn. Für sie schien das eine Unmöglichkeit zu sein und das war eine der vielen Gründe, die den Keil zwischen uns noch größer gemacht hatte. Ich trat einen Schritt zurück, als sie sich von mir löste und sich mit ihrem Arm über das Gesicht strich. Erst jetzt erkannte ich die schwarzen Flecken des Make-ups, die sich auf ihrem weißen Kleid gesammelt hatten und es beschmutzten. Die trügerische Reinheit war verschwunden… „Du wirst es nie verstehen, Sakura. Ich habe so gehofft, dass du es vielleicht noch begreifen würdest, um diese Sache im Reinen abzuschließen, aber… verdammt, du willst es einfach nicht sehen, oder?“ Ich warf den Kopf in den Nacken und schloss für einen kurzen Augenblick meine Augen, als diese unendliche Trägheit und Müdigkeit mich wieder einholte. Meine Knochen fühlten sich schwer und steif an.   Ich wusste nicht, was ich fühlen oder denken sollte. „Du willst nicht begreifen, dass du nicht perfekt bist. Ich bin es auch nicht, aber du selbst auch genauso große Fehler gemacht wie ich! Mein Fehler war, dass ich immer wieder versucht habe, dir meine Gefühle und Gedanken zu erklären. Ich konnte ja nicht ahnen, dass sie dir so egal sein würden und hätte wissen müssen, dass es für dich nur dich selbst gibt.“ „Das stimmt doch gar nicht, ich…-“ Ich unterbrach sie. „Nein, Sakura. Es ist vorbei und das ist das beste so.“ Ich blickte sie aus entschlossenen Augen an, meine Haltung fest und ehrlich.  „Ich hoffe, du wirst jemanden finden, der dir das geben kann, das ich dir nicht geben konnte.“ …und mit diesen Worten drehte ich mich um, ohne noch einen letzten Blick auf Sakura zu werfen. Ich hörte, wie sie mir noch etwas hinterher schrie, doch ich ignorierte es.   Ich war so enttäuscht, dass sie nichts gelernt hatte. Nicht einmal zum Schluss konnte sie Einsicht zeigen und das hat mich verletzt. Das war das einzige, das mich verletzt hatte. Es war mir so klar gewesen, dass für sie ich der einzige Schuldige sein und bleiben würde… dass sie aggressiv sein würde. Vermutlich war es auch nicht ganz gerecht von mir, dieses Gespräch mitten drin einfach abzubrechen und zu gehen, ohne ihr die Chance auf einer Antwort zu geben und ohne diese Sache ganz und in Frieden zu beenden. Aber ich glaubte nicht, dass dieses Gespräch je ein friedliches Ende genommen hätte und ich hatte es auch nicht mehr ausgehalten. Ich konnte nicht mehr. Ich wollte nichts mehr hören. Ich wollte nichts mehr fühlen. Ich wollte nichts mehr denken. Ich wollte nur noch weg hier. So weit weg wie nur möglich… Das alles ist so abgrundtief schief gelaufen. Ich hatte mir mein Leben nicht so vorgestellt. Vor einem Jahr hätte ich nie geglaubt, dass ich einmal hier stehen würde, aber so spielte das Leben wohl. Es war unberechenbar und skrupellos. Aber trotzdem fragte ich mich, wie man das alles hätte verhindern können… wie das alles so weit gehen konnte… Vielleicht haben wir beide uns einfach zum falschen Zeitpunkt im Leben kennengelernt. Obwohl ich nicht glaubte, dass es einen anderen Zeitpunkt hätte geben können. Vielleicht war es falsch, dass wir einander überhaupt je begegnet waren. Und ich hasste mich für diese selbstsüchtigen Gedanken, denn es war nicht so, dass wir niemals glücklich gewesen waren. Also wie konnte etwas, was einmal schön war, falsch gewesen sein? Doch vielleicht waren wir einfach zu jung, nein, ganz bestimmt waren wir zu jung.  Und trotzdem gab ich nur uns allein die Schuld dafür. Nicht der Welt, nicht Sasuke, nicht mir, sondern uns. Uns allein. Vielleicht haben wir uns wirklich einfach zur falschen Zeit, in der falschen Welt, im falschen Leben getroffen, denn es war wohl niemals dazu bestimmt glücklich zu enden… auch nicht, als wir alles dafür gegeben haben… …und das, nur allein das, tat mir leid. Ich wünschte, wir wären uns nie begegnet. Dann hätten wir uns so vieles ersparen können. So unendlich vieles. Dann wärst du vielleicht glücklich geworden … und ich auch.   All das ist erst falsch, wenn du sie wirklich heiratest. Die simplen, wenigen Worte eines Fremden waren die einzigen, die mich je wirklich verstanden hatten. Sie verstanden mich und meine inneren Schreie, meine innere Suche nach richtig und falsch. Sie gaben mir den letzten Anstoß, den ich benötigt hatte, um den Mut zu finden, endlich den richtigen Weg zu gehen… … die Worte eines Fremden. … Sasuke. All das ist erst falsch, wenn du sie wirklich heiratest.  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)