Bloody Rose von Hikari217 ================================================================================ Kapitel 9: Die Entscheidung --------------------------- Ich befand mich glücklicherweise gleich in der Nähe des Knochenfresserbrunnen, weswegen ich es nicht weit hatte und schon bald dort ankam. Ich sah mich kurz um und sprang dann hinein, um auf der anderen Seite das letzte Geschenk zu den anderen zu tun. Erst jetzt bemerkte ich, wie schnell mein Herz pochte. Verdammt, das war nicht gut. Irgendwie wurde mir gerade furchtbar schlecht. Ich warf einen Blick auf die Uhr, es war 13.00 Uhr. Müde ließ ich mich auf das Bett fallen und betrachtete von der Seite die Rosen. Sie standen alle in voller Blüte, als würde jede darum betteln, dass ich sie küssen solle. Während ich mir über die Bedeutung dieser Farben Gedanken machte, wurden meine Lider mit einem Mal immer schwerer. Und ehe ich mich versah, war ich eingeschlafen. Ich öffnete nicht sofort die Augen, als ich langsam wieder aufwachte, sondern genoss noch für ein paar Sekunden die Ruhe. Doch dann wurde mir siedend heiß bewusst, dass ich noch etwas zu erledigen hatte. Sofort saß ich senkrecht im Bett und starrte auf die Uhr. Wir hatten 16.00 Uhr. Verdammt. Mit einem Ruck stand ich auf, schnappte nach den Rosen und machte mich auf den Weg, in die Vergangenheit. Als ich schließlich dort ankam, fiel ich, sobald ich den Boden mit meinen Füßen berührte, auf die Knie. Ein Beben hatte mich zu Fall gebracht. Der Geruch von Rauch stieg mir in die Nase. Panische Schreie waren zu hören. Mein Blick fiel auf die Blumen in meiner Hand. Bitte sag, dass es nicht das ist, was ich denke, schoss es mir hoffnungsvoll durch den Kopf, während ich mich so schnell wie nur möglich in die Richtung der Schreie aufmachte. Was ich vorfand, war wahrhaftig ein Schlachtfeld. Die Häuser waren zerstört, die Menschen liefen wild durcheinander, ein gigantisches Feuer fraß sich durch die Hütten und wurde von Sekunde zu Sekunde größer. Was passierte hier? Überall, wo ich hinsah nur Rauch und Feuer. Aber der Auslöser… wo war er? Ich kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können und plötzlich stachen sie mir ins Auge. Für einen Moment herrschte Stille in meinem Kopf, einzig mein Herz schlug bis zum Zerspringen. Die Stimmen um mich herum konnte ich nur gedämpft wahrnehmen. Das was ich sah, raubte mir buchstäblich den Atem. Aber nur für einen Moment, denn bereits im nächsten holte ich tief Luft und schrie dann so laut, dass meine Stimme über das ganze Chaos hallte. „Hört auf!“ Das was ich sah, waren vier Personen, die mir in den letzten Tagen eine andere Seite von sich zeigten. Aber nun wüteten sie wie wild herum und verarbeiteten alles zu Kleinholz. Doch sobald sie meine Stimme hörten, drehten sie sich ruckartig zu mir. Nun konnte ich auch ihre Augen sehen, die denselben Farbton aufwiesen, wie in jener Nacht. Und als wäre dies das Stichwort, färbte sich der Himmel plötzlich schwarz und alles wurde in einen roten Schein getaucht. Ich bemerkte ihn schon aus dem Augenwinkel. Den Blutmond. Dann sah ich auf einmal etwas aufblitzen und im nächsten Moment stand Inuyasha vor mir. Seine Augen blickten leer drein und ehe ich mich versah, hob er die Hand. Ich hatte ein ungutes Gefühl, dennoch wich ich nicht zurück. Jedoch wurde mir schnell klar, dass das ein riesiger Fehler war, denn ohne mit der Wimper zu zucken, ließ er seine Klaue auf mich niedersausen und binnen Sekunden färbten sich meine Kleider ebenso wie der Mond blutrot. Als nächstes setzte der Schmerz ein und damit sickerte langsam auch die Erkenntnis durch mein Gehirn. Meine Augen weiteten sich angsterfüllt, als ich hinter ihm die anderen näher kommen sah. Im ersten Impuls stolperte ich zurück, drehte mich dann aber schnell um und lief, als wäre der Teufel höchstpersönlich hinter mir her. Aber wenn man das so betrachtete, lag ich nicht mal allzu weit daneben. „Kagome!“, hörte ich plötzlich rufen. Neben mir kam Sango mit Kiara geflogen und nickte mir zu. Sie flog noch etwas tiefer und mit einem Schwung saß ich hinter und wir flogen sofort höher. „Danke“, sagte ich, sah aber auf die Dämonen unter uns hinab. Lange würde sie das nicht aufhalten, schließlich konnten zwei von ihnen fliegen. Als ich die Hände auf Sangos Schultern legte, durchzuckte mich ein scharfer Schmerz. Dies erinnerte mich wieder an die Striemen, die sich über meine Brust zogen. „Was ist hier los, Kagome?“, fragte Sango aufgeregt, aber ich hatte beim besten Willen jetzt nicht die Nerven dafür. Als hätte er mich gehört, kam uns Totosai auf seiner Kuh entgegen. Sein Blick fiel sofort auf die Rosen in meiner Hand. „Du hast dich noch nicht entschieden?“ Seine Augen wurden noch größer, wenn das überhaupt möglich war. „Ich kam erst jetzt von meiner Zeit zurück und da fand ich dieses Chaos vor.“ „Du hast sie zu lange warten lassen. Sie drehen vollkommen durch und nun wollen sie dich nur noch töten. Wenn du den Bann brechen willst, dann musst du das jetzt tun.“ Als er das sagte, spürte ich auch ein leichtes Ziehen in der Brust. Waren das die Schmerzen, die ebenfalls kommen würden? Die, von denen Totosai geredet hat? Plötzlich kam mir eine Idee. „Kann ich sie nicht auch mit meinen Mikokräften aufhalten? Während des Blutmondes waren sie stärker.“ „Das wird nicht funktionieren. Es ist ganz normal, dass du in dieser Zeit stärker wirst. Diese Kraft dient dazu, dich bei solchen Problemen, wie deinem jetzigen, zu verteidigen. Aber der rote Mond ist fast vorbei. Deine Kräfte sind vermutlich schon zu schwach.“ Das hatte ich mir gedacht, also fasste ich einen Entschluss. „Sango, bring du dich in Sicherheit. Ich fliege mit Totosai weiter.“ „Aber..“, wandte sie ein, doch ich ließ sie gar nicht so Wort kommen. „Keine Widerrede. Ich werde mich schon darum kümmern.“ Nach einer kurzen Stille nickte sie schließlich einverstanden, was mich innerlich erleichtert aufseufzen ließ. Ich wollte sie nicht auch noch in Gefahr bringen. Schnell schwang ich mich auf Totosai´s Kuh und sah zu, wie Sango davon flog. „Totosai, wir müssen zurück zum Dorf“, meinte ich nun zu ihm. „Wieso?“, fragte er verwirrt. „Damit gehst du ihnen direkt in die Falle.“ „Ich weiß“, entgegnete ich. „Aber davon laufen kann ich ja sowieso nicht.“ Bei diesen Worten wurde mein Griff um die Rosen automatisch stärker. „Na gut, aber wir müssen uns beeilen, sonst..“, die weiteren Worte blieben ihm im Halse stecken, denn genau in diesem Moment spürte ich, wie sich etwas um meine Taille schlang und ehe ich mich versah, wurde ich von dem Rücken der Kuh gezogen. Ich konnte mich nirgendwo festhalten, nur an dem Ding, dass um meine Taille lag. Sekunde mal! Als ich nach unten sah, wurde mir schnell klar, was dieses sogenannte Ding ist. Im Rücken spürte ich die Zugluft, als ich immer weiter fiel und mit einem Mal knallte ich mit voller Wucht auf den Boden, sodass die Luft aus meinen Lungen wich. Panisch schnappte ich nach Luft. Das Ding vorhin war ein Tentakel gewesen und ich kannte nur einen, der sowas besaß. Und wenn der eine da war, waren die anderen nicht weit. Rasch setzte ich mich auf und schon da sah ich Kouga vor mir, seine Augen finster verengt und mit einem dunkelvioletten Ton überzogen. Aus einem mir unerfindlichen Grund ahnte ich, was gleich kommen würde und wich noch im richtigen Moment aus, als er plötzlich seine Faust in die Stelle rammte, wo ich eben noch gelegen hatte. Aber zum Aufatmen war es zu früh, denn bereits einen Wimpernschlag später sah ich eine leuchtende Peitsche auf mich zukommen und prallte sofort gegen den nächsten Baum. Ich biss die Zähne zusammen, um nicht zu schreien, was mir mehr als nur schwer fiel und bemühte mich, die Augen wieder zu öffnen. Ich wollte schlafen, einfach nur schlafen, aber wenn ich das täte, wäre es wohl mein Ende. Mein Griff um die Blumen hatte sich während des Aufpralls gelockert, weswegen sie nun direkt vor mir lagen. Rote Punkte - manche größer, manche kleiner - zierten ihre Blütenblätter. Sie hatten wohl etwas von meinem Blut abbekommen. Als ich sie so vor mir sah, kamen die Erinnerungen wieder hoch. Ich erkannte, dass tatsächlich jedes Geschenk den Charakter des Schenkenden widerspiegelte. Ein winziges Geräusch ließ mich aus meine Gedanken hochschrecken und mit einem Mal durchfloss mich neuer Mut. Ich sah zur Seite und bemerkte sofort die düsteren Blicke, die mich zu durchbohren versuchten. Sie kamen nur langsam näher, aber sie mussten sich ja nicht beeilen, schließlich würden sie mich spielend wieder einholen. Aber trotzdem… trotzdem durfte ich jetzt nicht einfach den Löffel abgeben. So griff ich flink nach den Blumen, und machte schon während dem Aufstehen den ersten Schritt, um danach mit voller Kraft loszurennen. Das Dorf befand sich nur noch wenige Meter entfernt, ich konnte das Feuer sehen. Die Dorfbewohner hatten scheinbar auch schon das Weite gesucht. Am Himmel konnte ich Totosai sehen, der mich aus sicherer Entfernung beobachtete Das hätte ich mir denken können. Kurz bevor ich beim Waldrand ankam, streifte mich etwas am Rücken, das sich brennend in meine Haut fraß. Ich vermutete, das war Sesshomaru´s Gift und wenn ich mich nicht beeilte, würde es sich vermutlich bald durch Knochen und Organe fressen. Aber es waren nur noch wenige Schritte, bis ich das Feuer erreichen würde. Nur bemerkte ich im letzten Moment, dass mich violetter Nebel einholte und kurz vor meinem Ziel ersticken würde. Auch hierbei war nicht schwer zu erraten, wer die Fäden in der Hand hielt. Aber so leicht würde ich mich nicht geschlagen geben. Tief holte ich Luft, hielt sie an und drang mit wenigen Schritten durch das Miasma. Das war mein letztes Hindernis, das Feuer befand sich direkt vor mir. Ich wandte den Kopf zur Seite und sah, wie sie sich gerade auf mich stürzen wollten. Ich hob ihnen die Hand, um ihnen Einhalt zu gebieten. „Wartet!“, rief ich eindringlich. „Ich weiß, dass ihr mich hören könnt. Ich werde jetzt meine Entscheidung fällen.“ Mit beherrschter Gelassenheit wartete ich die nächste Reaktion ab. Ein Knurren ertönte, doch sie blieben stehen. Jedoch achteten sie auf jede kleinste Bewegung meinerseits. Entschlossen blickte ich auf die Rosen, genau, ich hatte mich entschieden. Während ich die blaue Rose mit der anderen Hand nahm, wandte ich mein Gesicht Kouga zu. Traurig lächelte ich ihn an. „Kouga, du bist immer so lieb zu mir und ich weiß, du würdest mich niemals betrügen. Wie die Farbe deiner Rose schon verrät, würdest du mir sicher auf ewig treu bleiben. Aber..“, tief holte ich Luft, „.. ich werde dir niemals die Liebe entgegenbringen können, die du dir von mir wünschst. Es tut mir leid.“ Und mit diesen Worten ließ ich die erste Rose ins Feuer fallen. Für einen Moment loderte es freudig auf und schon Sekunden später begann die Blume langsam damit, sich aufzulösen. „Schon in Ordnung“, hörte ich Kouga sagen. „Aber wenn du Kummer hast, weißt du ja, wo du mich finden kannst.“ Dankend lächelte ich ihm zu und binnen eines Wimpernschlags sauste er davon. Totosai grübelte indes schon die ganze Zeit über die Geschenke nach. Da gab es doch irgendeinen Haken, aber was war es noch gleich?, ging ihm durch den Kopf. Aber was er auch machte, es fiel ihm nicht ein. Als nächstes wandte ich mich Naraku zu, während ich die schwarze Rose nahm. „Diese Rose ist von dir. Sie ist schwarz wie deine Seele, das ändert aber nichts an ihrer Schönheit. Ich kann verstehen, wie sehr du gelitten hast, dennoch entschuldigt es nicht deine Vergehen. Auch, wenn du durchaus eine andere Seite von dir zeigen kannst, werde ich dir das, was du meinen Freunden und mir angetan hast, niemals verzeihen. Und deshalb werde ich dich auch niemals lieben können.“ Ein weiteres Mal ließ ich eine Blume fallen, sah zu, wie sie verbrannte und Narakus Augen wieder den typischen roten Ton annahmen. Ein überhebliches Grinsen zierte sein Gesicht. „Das habe ich auch nicht erwartet. Ich hoffe du verstehst, dass wir bei unserer nächsten Begegnung wieder Feinde sind.“ Abermals nickte ich nur. Und nachdem auch er verschwunden war, wandte ich mich Sesshomaru zu. Als Totosai sah, dass sie sich auch von Naraku verabschiedete, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Ich würde meine Entscheidung nicht bereuen, das wusste ich. Deshalb nahm ich nun die weiße Rose in die andere Hand und dachte für einen Moment an das Geschehene zurück. Auch er hatte mir eine völlig neue Seite von sich gezeigt. Aber ich hatte mich entschieden. Ich wusste nicht, was ich zu seinem Halbbruder noch sagen könnte, weswegen ich ihn nur kurz ansah und dann die Rose… „Tu´s nicht!“, hörte ich plötzlich Totosai schreien, doch es war bereits zu spät. Die weiße Rose glitt aus meiner Hand und fiel in die Flammen. „Was ist denn los, Totosai?“ „Das ist eine Katastrophe. Das ist das, was mir nicht einfallen wollte.“ „Wieso, es ist doch alles in Ordnung“, wollte ich ihn beschwichtigen. Dabei streifte mein Blick den Sesshomaru´s und entgegen meines Erwartens wurde der Farbton seiner Augen zwar wieder heller, aber irgendwie war immer noch etwas falsch. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich das Feuer, das irgendwie kleiner wurde. Die Rose war noch heil. Und die Flamen schrumpften immer mehr, als würden sie von der Rose absorbiert. Ein leises Knacksen ertönte und plötzlich begann der Boden – ausgehend von der Blume – einzufrieren. Vor Schreck wich ich unwillkürlich zurück und ließ dabei versehentlich die rote Rose fallen. Sobald sie auf das Eis traf, schmolz es dahin. „Oh nein, das hatte ich befürchtet“, rief Totosai schockiert aus. „Was denn? Was meinst du?“ „Das!“, er deutete auf Sesshomaru und Inuyasha, die auf einmal irgendwie feindselig aussahen. Taten sie zwar immer, wenn sie sich gegenüber standen, aber seltsamerweise herrschte diesmal eine völlig andere Luft zwischen den beiden. „Der Bann ist zwar jetzt gebrochen, aber dadurch, dass die rote und die weiße Rose zuletzt übrig geblieben sind, lassen sie sich nicht mehr verbrennen. Denn bei Rosen bedeutet das Krieg. Und nun sind beide fest entschlossen, ihr Eigentum zu verteidigen. Und das bist du.“ „Bitte was?“ Oh je, schon wieder dieser Strudel in meinem Hirn, der mir nicht klar hören lässt. Nebenbei fragte ich mich, woher Totosai so viel über Blumen wusste. „Du bist immer noch an sie gebunden, nur dass ihr Charakter wieder derselbe ist. Allerdings gibt es eine Nebenwirkung vom roten Mond. Deine Nerven sind mit ihren verbunden, das heißt, sie können deine Gefühle deutlicher wahrnehmen. Und auch wenn sie wieder dieselben sind, fühlen sie sich noch zu dir hingezogen. Das wird aber alles nach einem Tag wieder nachlassen und dann kannst du Inuyasha wählen.“ War es wirklich so einfach? Irgendwie zweifelte ich daran. „Und wie breche ich diesmal die Verbindung zu der anderen Person?“ „Ach, du musst nur…“, setzte er an, aber als wir das Klirren von Schwertern hörten, drehten wir uns ruckartig zu den Halbgeschwistern. Sie gingen bereits wie wild aufeinander los, jedoch, ohne auch nur einen Ton von sich zu geben. Wütend biss ich die Zähne zusammen. Irgendwie war es langsam genug. Ich wusste nicht, woran es lag, aber ich konnte das nun echt nicht mehr ertragen und ich würde hier sicher nicht ruhig zusehen, wie sie sich gegenseitig abschlachteten. Das musste ich so schon oft genug sehen. „Hö..“, begann ich, wollte >Hört auf!< rufen, wollte einen Schritt auf sie zu machen, aber ein scharfer Schmerz zuckte durch all meine Glieder und machte dies unmöglich. Die Wunden, die sie mir verpasst haben riefen sich mir wieder ins Gedächtnis. Kurz bevor ich auf die Knie fallen konnte, landete ich auf etwas Weicherem. Meine Lider wurden immer schwerer, die Aufregung, die Entscheidung, alles zusammen forderte nun seinen Tribut. Aber eines konnte ich noch sehen. Weiß. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)