Bloody Rose von Hikari217 ================================================================================ Kapitel 2: Das kannst du vergessen ---------------------------------- Als sich Naraku wieder aufrichtete, konnte ich die Silhouette im Rauch des Chaos erkennen. Als der Staub sich langsam legte, kam Weiß zum Vorschein. Ein stacheliger Brustpanzer, eine Fellboa, silbernes Haar. Ich erstarrte. Mehr brauchte ich nicht zu sehen, ich wusste, wer das war. Und es verschlug mir buchstäblich die Sprache. Bitte nicht, dachte ich bitter. Der hat mir grade noch gefehlt. „Sesshomaru, welch Ehre, dass du mich besuchst. Nur..“, er sah sich kurz um, „…musst du so ein Chaos anrichten?“, fragte Naraku so ruhig, als befänden sie sich in einem Teekränzchen. „Ich bin diesmal nicht wegen dir hier, elendes Scheusal.“ So nett, wie immer, dachte ich sarkastisch.Aber warte mal. Mir kam ein grauenvoller Gedanke. Wenn er nicht wegen Naraku hier ist, dann… „Sondern wegen ihr“, gleichgültig deutete er auf mich. Naraku fing urplötzlich zu lachen an. „Ich muss euch enttäuschen, verehrter Lord, aber die Miko werde ich noch für eine Weile behalten.“ „Könnt ihr auch mal meinen Namen sagen, wenn ihr schon in meiner Gegenwart über mich redet?“, begehrte ich auf. Langsam reichte es. Ich war doch kein Ding, über das man bestimmen konnte. Ich seufzte. Dummerweise war das in dieser Welt das Normalste der Welt, dass die Frau nichts zu sagen hatte, aber egal, wie stark die auch waren, davon ließ ich mich nun auch nicht mehr beeindrucken. „Schluss mit den Spielchen, ich werde das Weib mitnehmen.“ „Das kann ich leider nicht zulassen.“ Und ehe ich mich versah, stürmte der Dämon auf uns zu. Er zog sein Schwert und schwang es in Narakus Richtung. Ich dachte mir, er würde ausweichen, doch stattdessen packte er mich plötzlich und zog mich vor sich. Das hätte ich mir denken können, dachte ich resigniert und bemerkte, wie die Schwertklinge wenige Zentimeter neben meiner Wange Halt machte. Erleichtert atmete ich aus, versuchte aber dabei, mich unauffällig aus Narakus Griff zu befreien. Jedoch bewirkte dies nur das Gegenteil, stattdessen hielt er mich nur noch stärker fest. „Naraku, bist du wirklich so feige, ein schwaches Weib als Schutzschild zu benutzen?“, fragte Sesshomaru verächtlich, doch der Hanyou zuckte nicht mal mit der Wimper. „Warum feige, es erfüllt schließlich seinen Zweck.“ Wo er recht hat, hat er recht, ging es mir durch den Kopf und beobachtete wachsam Sesshomarus Reaktion. Doch wie zu erwarten konnte ich nichts aus seinen Zügen heraus lesen. "Tze, glaub ja nicht, dass mich das aufhält." Im selben Moment, in dem ich mir dachte, was er damit meinte, holte er erneut mit dem Schwert aus. Ich sah es bereits auf mich zurasen, konnte mich aber auch nicht von Naraku befreien. Im letzten Augenblick stieß mich der Hanyou von sich. Ich geriet ins Schwanken und fiel zu Boden. Schneller als ich schauen konnte, befand sich der Dämon an meiner Seite. Ich zuckte zurück, wollte weg, mich entfernen, doch es war bereits zu spät. Ehe ich mich versah, spürte ich einen Schlag ins Genick und plötzlich sah ich nur noch Schwarz. Das Letzte, was ich mitbekam, war Narakus Fluchen. Ich hörte etwas, langsam kam ich wieder zu Bewusstsein. Ich fuhr mir durchs Gesicht, bevor ich blinzelnd die Augen öffnete. Was ist passiert?, dachte ich, während ich mich suchend in der Umgebung umsah. "Na, das wurde ja auch mal Zeit", erklang es kühl neben mir. Ich schreckte auf und fuhr herum. Als ich den Dämon erblickte, fiel es mir mit einem Mal wieder ein. Dieser verdammte Dämon hatte mich entführt. Andererseits hatte er mich praktisch vor Naraku gerettet. Als ich an Naraku zurückdachte, fiel mir noch etwas anderes ein. Er hatte mich vor den beschützt. Wäre er nicht gewesen, wäre ich vermutlich Brei. Oder hätte zumindest ein paar Knochenbrüche. War das wirklich derselbe Naraku, der auch Sango, Inuyasha und Miroku all das angetan hat? Ach Quatsch, verneinend schüttelte ich den Kopf. Darum konnte ich mir ein anderes Mal Gedanken machen. "Was hast du vor? Willst auch du wissen, was in dieser Nacht passiert ist?", fragte ich, ohne ihn anzusehen und rappelte mich auf, noch immer aber an den Baum in meinem Rücken gelehnt. Ich hätte nicht gedacht, dass er so reagieren würde, denn ehe ich etwas tun konnte, stand er mir gegenüber, eine Hand neben meinem Kopf gegen den Baum gestemmt, die Augen ärgerlich verengt. "Glaubst du ernsthaft, ich wäre wie dieser elende Hanyou? Im Gegensatz zu ihm weiß ich noch sehr genau, was in jener Nacht passiert ist." Angewidert trat er einen Schritt zurück. "Ich wollte mich mit einem Menschen verbinden." Er spie die letzten Worte geradezu aus. Ich wusste, was er von Menschen hielt, trotz der kleinen Rin, welche ich allerdings nirgends ausmachen konnte. Deshalb blieb ich ruhig. Doch eine Sache leuchtete mir nicht ein. "Aber warum hast du mich dann hergeholt? Und was ist da passiert?" Ich verstand es einfach nicht. "Dummer Mensch. Natürlich, um dich zum Schweigen zu bringen." Seine Stimme klang so neutral, als würden wir übers Wetter reden. Die zweite Frage hatte er einfach ignoriert. "Aber was habe ich denn getan? Schließlich bist du mir ja zu nahe gekommen", zischte ich. Das war jedoch ein Fehler, denn sobald ich den Satz vollendet hatte, steckte seine Giftklaue in der Baumrinde neben meinem Kopf. "Hüte deine Zunge", befahl er harsch. "Wie du das siehst, ist mir egal. Du bist nur weiterer Abschaum." "Wenn ich nur Abschaum bin, warum ist dann DAS in jener Nacht geschehen?" "Das geht dich nichts an." "Ach nein?" Es reichte mir endgültig, nur leider würde mir das nicht viel bringen. "Nein, und nun sei still. Ich werde es kurz und schmerzlos machen." Mit diesen Worten hob er erneut seine Klaue an. Sollte das ein schlechter Scherz sein? Ich wollte noch nicht den Löffel abgeben. Ich wollte wissen, was hier verdammt noch einmal los war. Ich wollte wissen, was es mit dem Blutmond auf sich hatte und wieso die vier sich deshalb so seltsam verhalten hatten. Als diese Gedanken in mir hochkamen, spürte ich zugleich ein Gefühl unvergleichlicher Kraft. Eine Macht, die mir bekannt vorkam. Es war so, als würde sie für mich übernehmen, als wäre ich nur Zuschauer. So sah ich zu, wie ich langsam die Hand hob und auf seine Brust legte. Irritiert hielt er für einen Moment inne. Mit einem Mal floss all die Macht in meine Hand und plötzlich schleuderte es Sesshomaru gegen den nächsten Baum. Ich war wieder Herrin meiner Sinne und sah verwundert auf meine Hand. Was war da gerade passiert? Als ich ein Knurren hörte, sah ich auf und erstarrte. Der Dämon kniff bedrohlich die Augen zusammen und schon raste er auf mich zu. Doch diesmal fand ich die Zeit, rechtzeitig auszuweichen. Ich muss hier weg, dachte ich panisch, als ich sah, wie sich Sesshomarus Augen rot färbten. Schlechtes Zeichen. Ich war so tollpatschig, dass ich bereits im Ausweichen stolperte und nun auf dem Boden lag. Der Dämon indes baute sich bedrohlich über mir auf. "Wie kann es sein, dass eine lächerliche Miko mir etwas anhaben kann? Diese Kraft eben kam nicht von dir. Sag, wie hast du das gemacht." Seine Augen fanden seine normale Farbe wieder, seine Stimme kühlte ab. Ich schluckte. "Selbst wenn ich es wüsste, würde ich es dir nicht sagen." Aber was meint er mit >diese Kraft kommt nicht von dir