Ein Leben an deiner Seite... von Salada (KagoxInu) ================================================================================ Kapitel 19: Im Regen -------------------- Im Regen     Verwundert blicke ich dem Himmel entgegen, als sich zuerst ein Wassertropfen auf meine Stirn und dann auf meine Nasenspitzen niederlässt. Ohne es wirklich zu merken sind Wolken aufgezogen und geben meiner Trauer Ausdruck. Der Himmel weint für mich, weil ich keine Tränen mehr übrig habe und ich bin dankbar dafür, weil ich mich immer noch schuldig für seinen Tod fühle. Mein Blick richtet sich wieder zu dem Grabstein vor meinen Füßen, der liebevoll mit weißen Lilien geschmückt ist. Die Erde sieht frisch aus, als hätte man sie gerade erst aufgewühlt. Unbewusst gleitet mein Blick zu dem Grab daneben. Der Stein setzt schon von Moos an und die Erde hat eine trockene dunkle Farbe bekommen. Doch auch seiner Mutter wollte ich die Freude an den zarten Geschöpfen nicht verwehren und schmückte ihre Ruhestätte ebenfalls mit Blumen, um den alten, fast vergessenen Scheint etwas von ihr zu nehmen. Sein Grab dagegen zeugt noch von der Frische der letzten Ereignisse.   Sein Tod ist gerade mal zwei Wochen her und mir kommt es vor wie eine Ewigkeit. Nachdem Miroku mir seinen Tod bestätigt hat, konnten mich die Beiden geschlagene fünf Stunden nicht davon abhalten, zu versuchen, ihn zu retten. Ich setzte all meine Fähigkeiten der Heilung ein, um sein Ableben zu verhindern, während sein Körper zunehmen an Wärme verliert. Sesshoumaru taucht wenig später auf und riss mich schließlich von ihm los. Mein Zorn auf sein Nichterscheinen beim Kampf überrannte mich. Meiner Wut zeigte sich erbarmungslos und so startete ich einen so verzweifelten Kampf mit ihm, von dem ich bereits zu beginn wusste, wie er ausgeht. Meine Schläge waren unpräzise und schlampig. Er wusste, dass ich Ihn nicht wirklich verletzten konnte und wartete, bis ich erschöpft auf dem Boden zusammen brach. Als ich am nächsten Tag aus meiner schwachen Ohnmacht erwachte, war der Schmerz nach wie vor vorhanden und präsent. Die Ereignisse strömten so stark auf mich ein, das ich mir den nächsten Krug packte und mich übergab. Dann schüttelte mich ein schier endloser Heulkrampf. In aufrichtiger, tiefen Trauer sammelten die Dorfbewohner Holz und zündeten ein so gewaltiges Feuer an, dass ich dachte die Hölle rufe nach mir. Es war so verlockend den Flammen näher zu kommen, während die Männer mit Miroku ein Grab neben Inu Yashas Mutter aushuben. Allein der Blick dorthin erfüllte mein Herz mit so viel Schmerz, dass ich abermals zusammen brach, mich wieder übergab, so dass Sango mich stützen musste. Auch ihr ging es dreckig, doch ihre Pflicht mir eine gute Freundin sein zu müssen war stärker und dafür bewundere ich sie noch jetzt. Am Abend kam der schwierigste Teil des Tages. Inu Yashas Beisetzung war das Schlimmste was mir in meinen bisherigen, glückvollen Stunden auf Erden passiert ist. Mein Leben hat nie aus viele Trauermomenten bestanden. MeinVater ist gestorben, als ich noch klein war, doch der Schmerz hiermit ist kaum zu vergleichen. Wenn es heißt, so viel Leid zu empfinden, wem man Denjenigen verliert, den man liebt, dann war er der Erste und Letzte in meinem Leben. Mein Herz soll auf ewig mit ihm vergraben werden. Nur dann überstehe ich dieses Dasein vielleicht noch. Sein Körper ist blass, als die Dorfbewohner ihn herbrachten. Ich wende den Blick ab, um die Tränen zu vermeiden, die sich unwillkürlich ansammeln bei diesem Bild. Doch selbst dann noch sehe ich ihn vor meine inneren Auge und die Tränen bahnen sich ihren Weg über meine Wangen. Kurz darauf folgt mein Schluchzen, was den restlichen Abend bis tief in die Nacht über das Trauerfeld nachhallt....     Sein Tod ist zwei Wochen her und ich habe bis vor wenigen Tagen noch unaufhaltsam geweint. Fieber überrannte mich noch am selben Abend, an dem wir Inu Yasha begraben hatten. Die Übelkeit nahm zu, sodass ich hinterher das Essen aufgab, da mein Magen nichts akzeptierte. Bei jedem Gedanken, bei jedem noch so kurzen Traum und jedem Atemzug sah ich ihn ständig vor mir. Die Tatsachen stürzen sich erst nach und nach auf mich und ließen mich in meiner Trauer verrecken. Ich kann nie wieder mit ihm sprechen, ihm zeigen wie wertvoll er mir war und immer noch ist. Das Gefühl seine Haut unter meinen Fingerspitzen wird nur noch eine Erinnerung sein, ebenso wie sein Geruch, der langsam aus seinem Feuerrattenfell zu entweihen scheint, je öfter ich es an mein schmerzendes Herz presse und meine Nase darin vergraben. Manchmal in der Nacht höre ich ihn meinen Namen flüstern und in vollem Entsetze wache ich jedes mal auf und renne hinaus, nur um dann wieder vor seinem nicht veränderten Grab zu stehen. Rin passt seit geraumer Zeit sozusagen auf mich auf. Sie pflegt mich während meiner Krankheit. Die Hütte von mir und ihm habe ich seither nicht betreten. Ich würde es nicht einen Moment darin aushalten one zusammen zu brechen. Seitdem sorgen Rin und ich füreinander. Sie gibt mir Kraft und ich nehme ihr die Einsamkeit. Kaum zu sagen, wer mehr aus dieser Beziehung zieht...   Der vereinzelte Regen wird zu einem harten Niederschlag, je tiefer ich in meine Gedanke versinken. Abermals wird mir klar, dass ich nichts tun kann. Werder kann ich die Zeit anhalten, noch diese zurückdrehen. Allein das Gefühl mein Leben, jede Stunde und jede einzelne Sekunden ohne ihn verbringen zu müssen, lässt mich trotzig werden. Immer noch wehre ich mich gegen diesen Gedanken, obwohl es kindisch ist. Doch einfach mein Dasein fortzuführen erscheint mir so unglaublich falsch. Ich konnte mich nicht mal richtig von ihm verabschieden. Allein er wusste von seinem Schicksal. Er ließ mir nichtmal die Chance. So ein Idiot! Wieso ist das alles so verdammt schief gelaufen? Wir haben doch sonst auch alles überlebt! Wieso das nicht? "Kagome!" Rin tapst an meine Seite und sieht mich aus ihren Kulleraugen an. Ihre Präsens habe ich bereits gespürt. "Komm, du wirst ganz nass. Ich hab für uns etwas gekocht. Du musst jetzt endlich etwas essen!" Ich zwingen mir ein Lächeln ab. Obwohl jedes davon falsch ist, gibt sie sich damit zufrieden.   Die Tage verging, ohne das ich es wirklich wahrnahm. Die Pflichten eine Priesterin nehme ich trotz meiner Trauer sehr ernst, sodass ich gut jeden Tag beschäftigt bin. Gleichzeitig hilft es mir mich abzulenken und mich so zu mindestens zum größten Teil aus meinen Tiefen zu holen. Mein Fieber ist weg, doch ab und zu ereilt mich immer noch ein Ohnmachtsanfall oder Übelkeit, sobald ich an ihn denke. Albträume plagen mich, doch daran habe ich mich längst gewöhnt. Es ist nur logisch, dass er jedes noch so schöne Gefühl mit sich genommen hat und mir nichts mehr bleibt, als Schmerz, Trauer und einen schlechten Schlaf. Auch dieser Tag erscheint mir irreal und falsch. Der Wind weht mir die durch die Haare, als ich, wie so häufig auf der großen Wiese sitze und über das Dorf blicke. Die Welt dreht sich weiter, ohne dass ich sie stoppen kann. Es ist, als wäre nichts passiert. Doch seit geraume Zeit hat sich etwas verändert... "Wieso bist du hier?" Sesshoumaru tritt nur wenige Sekunden nach meinem Ausruf aus dem Dickicht. "Meine Gründe haben dich nicht zu tangieren!" "In den letzten Tagen hast du mich nicht einmal aus den Augen gelassen. Was willst du von mir?" Seine Schritte stoppen neben mir, doch ich blicke nicht hinauf um in seinem Gesicht die Antwort zu suchen. Das ist Zeitverschwendung. "Ich wiederhole mich nicht, Miko!" Müde seufze ich. "Ich brauche keinen Babysitter, Sesshoumaru!" Doch der Lord weicht mir weder von der Seite noch macht er Anstalten sein komisches Verhalten zu erklären...     "Sesshoumaru!" Rin rennt stürmisch auf ihren Meister zu, als sie ihn, wenige Tage später, von weitem erblickt. Er lässt sich auf einen Stein nieder und betrachtet die Landschaft. Rin dreht sich entzückt um die eigenen Achse, um ihm ihren neuen Kimono zu zeigen, welchen sie sich von ihrem ersten eigenen Geld gekauft hat. Das Dorf ist gewachsen, wodurch Rin und ich ordentlich zu tun haben. Anstandsweise ist sie nun in dem Alter, wo ich denke, dass es Zeit wird ihr Taschengeld zu geben. Zu mindestens in meiner Zeit wäre es so. Ich selbst habe sowieso mehr als ich ausgeben kann. Zwar verlange ich nie Geld für meine Arbeit, sondern höchstens etwas zu essen, aber meistens finden ich dann doch ein paar Münzen darunter. Sesshoumaru betrachtet sie skeptisch, ehe er seinen Blick auf mich richtet. Ich schüttle direkt abwehrend mit dem Kopf. „Nein, damit hab ich nichts zu tun! Den hat sie sich selbst gekauft.“ Rin macht einen Luftsprung, nachdem sie mich kurz in den Arm geschlossen hatte. „Aber Kagome, ihr gebt mir doch jetzt immer Geld, wenn der Monat sich dem Ende neigt. Also streng genommen habt ihr ihn ja doch gekauft!“ „Psst, du sollst mich doch nicht verraten, Rin!“ Erschrocken hält sich das kleine Mädchen die Hand vor dem Mund, worauf ich seit langem das erste ehrliche Lächeln von mir gebe. Doch das hat nichts zu bedeuten. Vorsichtig blicke ich zum Lord. „Ich hoffe Ihr habt nichts dagegen?!“ Manchmal, gerade in solchen Situationen, kann ich es nicht verhindern ihn immer noch höflich anzureden. Das verdanke ich wohl meiner guten Ausbildung als Miko, in der Höflichkeitsregeln nicht zu knapp dran kamen. Er wendet seinen Blick ab und gibt mir so sein Einverständnis. Diese Eigenschaft durfte ich schon bei ihm kennenlernt. Guten Gemütes setze ich mich neben Ihn in die Wiese und hänge dort wie so oft schon meinen Gedanken nach. Ein Monat. Ein Monat ist vergangen, ohne dass ich es verhindern konnte. Die Vorstellung, wie er jetzt wohl unter der Erde aussehen mag erzeugt ein Würgen in meiner Kehle. Der Gedanke kam ohne dass ich es verhindern konnte. Innerhalb der ersten Woche seines Todes kam mir mehrmals die Fiktion ihn auszubuddeln. Die Vorstellung ihn unter der Erde verrotten zu lassen kam mir treulos vor. Er sollte lieber wie Schneewittchen unter einem gläsernen Sarg liegen, so dass ich ihn Tag ein Tag aus betrachten könnte. Doch irgendwann würde mich das ebenfalls zerbrechen lassen....   „Du kannst es nicht Ewig vor ihnen verheimlichen.“ Die dunkle Stimme nahe meines Ohrs lässt mich ungewollt zusammenzucken. Erst bei einen Seitenblick auf den Lord fällt mir auf, dass ich ihm noch nie so nahe war. Natürlich sehe ich hierbei von Extremsituationen, wie die Bekämpfung von Dämonen ab. „Was meint Ihr?“ Ich versuche die Ahnungslose zu geben. Sein verärgerter Blick daraufhin, hat noch mehr Einfluss, aufgrund seiner Nähe. „Halt mich nicht für dumm. Ich kann es riechen.“ „Du weist was es...?“ Meine Verwunderung mischt sich mit meinem Ärger. Mürrisch stöhne ich leise und blicke zu Boden, während sich der Daiyoukai wieder entspannt. „Die Schwere deiner Krankheit wird irgendwann auffällig.“ Ich nicke kaum spürbar. „Das ist es schon längst und mir gehen die Ausreden aus. Inu Yasha's Tod war fürs Erste eine Erklärung, aber allmählich...“ Ich muss nicht fortfahren, um ihm begreiflich zu machen, dass es für mich schwer fällt darüber zu reden. Stattdessen kaue ich auf meiner Unterlippe und überlege grob die Möglichkeiten durch. Meine Freunde auch weiterhin anzulügen wird schwierig, dennoch bleibt mir vorerst keine andere Wahl. Ihnen zu sagen, wie krank ich bin kommt momentan für mich einfach nicht in Frage. Ich spüre genau, das Shou noch nicht Tod ist und Sesshoumarus Nähe bestätigt mir dies. Meine Freunde jetzt noch darin zu unterrichten, was mein aktueller Zustand zu bedeuten hat, würde sie gänzlich in Sorge fallen lassen. Allein Sesshoumarus Bemutterung genügt mir schon....       Wie jede Nacht erwache ich irgendwann und richte mich im Bett auf. Mein Zeitgefühl hat mich verlassen und auch mein Glaube an einen erholsamen Schlaf in meinem Leben. Die Albträume hören nicht auf, aber ich kenne bereits ihr Schema. Immer die gleichen Bilder. Ihn Erst lachend, glücklich, siegessicher und verspielt. Szenen von ihm und Shippo beim Zanken, vom Spielen mit Bujo, beim Kämpfen, wo seine Willensstärke ihn keine Grenzen kennen lässt. Szenen, in der er sich um seine Freunde sorgt, wo er versucht mit seiner menschlichen, verständlichen Art zu helfen, auch wenn er nicht besonders geübt darin erscheint. Szenen in denen er für kurze, schier irrealen Momenten seine Zuneigung offenbart und sie so schnell wieder beenden lässt, damit nicht die Gefahr für ihn besteht verletzt zu werden. Seine Blicke, seine Worte, seine Berührungen. All das sehe ich und das was darüber hinaus geht. Bilder von einer Zukunft, wie sie hätte sein sollen, aber nie sein wird. All das, was ich mir immer erträumt habe und auch immer ein Traum bleiben wird. Und dann kommt die andere Seite Er. Fluchend, verzweifelt, traurig und wütend. Bilder von ihm, schwer verletzt und Blut überströmt und dennoch zu stolz, um aufzugeben. Bilder aus einer Zeit voller Wut und Hass und ungesunder Blutdurst, bereit alles zu töten, was sich ihm in den Weg stellt, nachdem seine Augen diese dämonische Rot angenommen haben, welches mich so geängstigt hat. Bilder, die ihn auf der immer wehrenden Suche nach Kikyou zeigen. Er, wie er sie an sich presst , wie er sie küsst und schließlich wie er sie auf ihren Armen hält, während sich ihr Leben dem Ende neigt.     Es endet immer gleich. Immer die selbe Abfolge. Am Ende stirbt er. Sein Blick an der Klippe löst das Bild von seiner bereits toten Gestalt am See ab, ehe die Szene zu dem Herablassen seines bereits kalten Körpers ins Erdreich wechselt. Dabei erfasst mich jedes mal ein solcher Frost, als wenn seine Körpertemperatur auf mich übergehen würde und mich mit sich in die Tiefe zerren will. Egal wie häufig dieser Traum erscheint, immer wieder stirbt etwas in mir, macht mich kaputt, seelisch, wie auch körperlich. Es zerstört mein Wesen, meine Fröhlichkeit, meinen Glauben, meine Gesundheit und meinen Lebenssinn. Müde seufzend reibe ich mir Schläfen und sinke zurück in meinen Futon.   Fragt sich nur noch, wann ich endgültig Tod bin... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)