The Son von Fay_Fee (Der etwas andere Nebenjob) ================================================================================ Kapitel 5: CHAPTER FIVE ----------------------- CHAPTER FIVE Genervt stand sie auf dem Balkon ihres Appartements, rauchte eine Zigarette und schaute gelangweilt auf die Menschen, achtzehn Stockwerke unter ihr, hinab. Sie war ermüdet von der Eintönigkeit um sie herum. Immer dieselben abgestumpften Partys mit immer den gleichen Gesichtern aus deren Mündern immer wieder die altbekannten Leiern kamen. Nicht einmal ihr Nachtleben schaffte es, sie aus dem tristen Dasein zu befreien. Und ihre Zukunft sah noch düsterer aus. Sollte sie doch allen ernstes an diesen Jungen verramscht werden. Doch sowohl ihr Vater als auch ihre Stiefmutter bestanden darauf und waren hellauf begeistert. Hatten sie denn keine Augen im Kopf? Der Typ war um einiges kleiner als sie und auch noch fast drei Jahre jünger! Bei dem Gedanken steckte sie sich eine zweite Zigarette an. Die Sonne tauchte hinter den zahllosen Hochhäusern der City auf. „Misaki? Bist du etwa schon wach?“ Entnervt verdrehte sie die Augen. Ach ja, sie hatte sich dieses angehende Model mitgenommen. Wie hieß der Knabe gleich? „Komm wieder ins Bett, Baby. Is' doch sicher kalt da draußen.“ Misaki schaute an sich herab. Sie trug lediglich ihren violetten Morgenmantel aus reiner Seide. An den Füßen trug sie nichts. „Nein danke. Aber wenn du willst, dann kannst du ruhig gehen.“ Das Model starrte sie mit großen Augen an. „Wie? Du schmeißt mich einfach raus?“ Ungläubig schüttelte er mit dem Kopf und begutachtete, wie Misaki sich ihr blondes Haar zu einem Zopf flocht. „Wenn du es so nennen willst, bitte. Ich würde mich jetzt gerne in Ruhe fertig machen.“ „Bietest du mir nicht mal an, wenigstens zu frühstücken?“ Desinteressiert zuckte sie mit den Schultern. „Ich hab' eh nichts im Kühlschrank. Also, wo die Tür ist weißt du noch?“ Beleidigt zog das Model sich seine Hose und sein Hemd über und schlüpfte in die offenbar extrem teuren Armani-Schuhe. „Blödes Miststück“ murmelte er noch und verließ mit einem lauten Türknall das Appartement. Misaki starrte weiter Gedankenverloren die umliegenden Hochhäuser mit ihren schicken Wohnungen und Appartements an. Sie kannte viele der Bewohner. Und noch besser kannte sie ihre schmutzigen Geheimnisse. Im Gebäude direkt gegenüber lebte beispielsweise ihre beste Freundin Naomi, die mit reichen Männern schlief um sich ihre stetig wachsende Kokainsucht zu finanzieren. Zwei Etagen unter ihr hauste Daiki Aikawa, dritter und jüngster Sohn des Aikawa-Clans. Er konnte seinen beiden Brüdern, die den Streit um die Aikawa Nachfolge unter sich ausmachten, nicht einmal ansatzweise das Wasser reichen und vergnügte sich sein Leben lang auf kosten seines Vaters auf Partys mit Frauen und viel Alkohol. Doch die Menschen um sie herum, die sie teilweise bereits ihr ganzes Leben kannte, einen nach dem Anderen beim Versagen zu beobachten verschaffte ihr schon lange nicht mehr das Gefühl, besonders zu sein. Sie war immer Vaters kleines Mädchen gewesen, das brav mit den Wimpern klimpert und nett lächelt. Sie sehnte sich nach einer Herausforderung, einem Kick. Aber woher sollte sie diesen bekommen? Was eignete sich dafür? Oder, besser noch, wer? Was für ein Mensch war in der Lage ihr wieder das Gefühl zu geben, nicht nur 'besser' zu sein, sondern 'die Beste'? Sie schnippte ihren Zigarettenstummel vom Balkon und begab sich in ihr Wohnzimmer. Es war in seichten Blautönen gehalten und strotzte nur so von teuren Designer-Möbeln. Sie machte es sich auf ihrem Sofa bequem und öffnete ihren Laptop. Nachdem sie das Passwort eingab öffnete sich der Bildschirm auf der Seite, die sie zuletzt besucht hatte. Ein Foto war zu sehen mit einigen Informationen darunter. Misaki scrollte zu der Stelle hinunter, an der sie stehen geblieben war und las weiter. „Mehrere sportliche Auszeichnungen, soziales Engagement... bla bla bla... Stipendium...“ Nachdem sie entschieden hatte, genug Informationen zu haben, scrollte sie zu dem Bild zurück und strich mit einem Finger über den Bildschirm. „Tja, mein Süßer, wird wohl Zeit, mich mal wieder an der Uni blicken zu lassen.“ „Das ist WAS?“ Entsetzt starrte Ryu auf das hinunter, was vor ihm stand. „Du wirst schon nicht sterben.“ Hiro schien langsam ungeduldig zu werden. „Auf keinen Fall, ohne mich! Das kannst du schön alleine machen.“ Was war bloß mit Hiro los, dass er manchmal so kaltblütig sein konnte? „Wenn er herausfindet, dass du quasi am Tod einer der seinen verantwortlich bist, wird er dich bei nächstbester Gelegenheit töten!“ Angespannt beobachtete Ryu, wie Hiro die Augen verdrehte. „Ryu, ich verlange hier doch gar nichts unmenschliches von dir.“ „Nein, aber etwas un...fischiges!“ „Es ist doch nur ein Haifisch-Steak!“ „PSSSSSST!!!“ Ryu drehte seinen Kopf vorsichtig, sodass er Lenny im Blickfeld hatte. Dieser schwamm, seit Hiro den Herd angemacht hatte, auffällig oft, ganz dicht an der Scheibe vorbei. „Ich wette, er weiß schon was du getan hast.“ „Sind alle Amerikaner so Hysterisch?“ „Dafür wirst du in der Hölle schmoren.“ „Ich werde ganz sicher nicht in der Hölle schmoren.“ „In der Pfanne des Haifisch-Teufels!“ „Ich geb's auf. Dann iss halt nur den verdammten Salat, du undankbarer Banause!“ Seit Hiros Geständnis waren einige Wochen vergangen. Das Verhältnis zwischen Ryu und ihm hatte sich kaum verändert. Zwar flossen jetzt immer mal wieder kleine romantische Elemente in ihren Alltag, aber an sich war alles beim Alten geblieben. Noch immer fetzten sie sich wegen der Nutzerrechte des Kühlschranks uns nach wie vor verzweifelte Ryu an Hiros nicht vorhandenem Antrieb für sein Studium zu lernen. Dabei standen die ersten Prüfungen an. Ryu verbrachte jede freie Minute über seinen Büchern. Er konnte es sich nicht erlauben durch die Prüfungen zu rasseln, denn sonst würde er sein Stipendium verlieren... und somit auch Hiro. Dieser aber hatte nichts besseres zu tun, als Ryu beim Büffeln zu beobachten und sich alle zehn Minuten darüber zu beklagen, dass er keine Zeit mehr für ihn hatte. „Gehst du morgen zur Uni?“ fragte Hiro ihn, während er, wie Ryu glaubte, Lennys Onkel verspeiste. „Natürlich. Wir haben Wiederholungen, da gehen wir nochmal den Stoff durch.“ Hiro verdrehte die Augen. „Du bist ein richtiger Streber.“ „Und du ein richtig faules Stück!“ Ganz für sich allein saß Ryu in der Mensa der Uni und las in aller Seelenruhe seine Notizen durch. Die Mensa war voll von Studenten, die alle nervös und übermüdet waren. Er saß an einem Tisch in der Nähe des Ausgangs und beobachtete ab und an das hektische Treiben seiner Kommilitonen. Gerade brütete er über höchst komplizierten Algebra-Formeln, als er bemerkte, wie sich jemand zu ihm setzte. Als er aufsah, klimperten ihn ein paar stark geschminkte Augen mit, sogar für ihn offensichtlichen, falschen Wimpern an. „Miss Misaki“ sagte er überrascht. „Ich wusste gar nicht, dass Sie auch hier studieren.“ Sie täuschte ein schüchternes Kichern vor. „Ich lerne auch die meiste Zeit zuhause. Wie geht es dir, Ryu? Nervös, wegen der Prüfungen?“ Während sie sprach lehnte sie sich ein Stück weit nach vorne, sodass ihre langen Haare in den tiefen Ausschnitt fielen. Offenbar rechnete sie damit, dass sie Ryu damit erst recht nervös machen würde. Doch er zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. „Nein, eigentlich nicht. Bin gut vorbereitet.“ „Oh... wie schön.“ Leicht pikiert setzte sie sich wieder aufrecht hin. „Und was studieren sie?“ „Irgendwas mit Wirtschaft.“ Ryu zog die Augenbrauen hoch. „Ehm... was meinen Sie denn mit 'Irgendwas'?“ Da ihr erster Angriff nicht zündete, versuchte sie nun die nächste Strategie und streckte sich gespielt gelangweilt nach hinten, die Brust natürlich weit hinaus gestreckt. „Mein Vater spendet dieser Uni so viel Geld, da reicht es, das mein Name irgendwo eingetragen ist, damit ich bestehe.“ Ryu schaute sich um. Offenbar war er der einzige Mann in der Mensa, der Misaki nicht schon bei ihrem bloßen Erscheinen verfallen war. „Es geht da so ein Gerücht um, Ryu.“ Neugierig sah er sie an. „Man sagt, auf der Feier wärst du derjenige gewesen, der Hiro das Leben gerettet hat. Ist da was dran?“ Jetzt begann sein Gehirn angestrengt nach einer plausiblen Ausrede zu suchen. Misaki durfte ja nicht erfahren, dass er Hiros Bodyguard war... und sogar mehr als das. „Ehm, nein, das ist nicht richtig. Wir haben draußen nach ihm gesucht und ich habe ihn lediglich als Erster entdeckt. Den Rest hat die Security erledigt.“ „Ah, okay. Hätte mich auch gewundert, wenn ein einfacher Stipendiat zwei von denen hätte erledigen können.“ Ryu wurde hellhörig. „Woher wissen Sie denn, dass ich Stipendiat bin?“ „Lass und rausgehen, Ryu!“ Damit packte sie ihn am Arm und zerrte ihn nach draußen. Ryu schaffte es so gerade noch, sich seine Notizen zu schnappen. Misaki schleifte den verdutzten Ryu durch den Park der Uni. Dabei klammerte sie sich so fest an seinen Arm, dass er befürchtete, dieser würde jeden Moment absterben. „Ich weiß immer noch nicht, woher sie wissen, dass ich...“ „Ich möchte nach wie vor, dass du meine Studienhilfe wirst.“ Ryu war etwas verdutzt. „Ihre... Studienhilfe?“ Sie klimperte ihn an. „Ja genau. Also, was du jetzt auch machst. Nur, dass du halt nicht mehr bei Hiro wohnst und ihm hilfst sondern bei mir. Ich habe ein wunderschönes Appartement mitten in der Stadt!“ Ryu kam sich ziemlich verarscht vor. „Ihr Angebot schmeichelt mich ja, aber... Bei allem Respekt... Wie soll ich jemandem eine Hilfe beim Lernen, sein, wenn der bloße Name auf dem Papier schon einen erfolgreichen Abschluss garantiert?“ Er bemerkte, wie er Misakis Nerven strapazierte. „Wir brauchen ja auch nicht zu lernen. Außer vielleicht... Anatomie.“ Sie ließ ihre Hand sanft über sein Gesicht gleiten. Ryu jedoch wich einen Schritt zurück. „Wie gesagt, ich danke Ihnen für das Angebot, aber nein. An so einem Abkommen habe ich in keinster Weise Interesse.“ Ihre Gesichtszüge wechselten Augenblicklich von lieblich süß zu verbittert. „Dein Pech.“ Damit stiefelte sie in Richtung der Parkplätze. Als sie schon einige Meter entfernt war, drehte sie sich aber nochmals um. „Übrigens: Mein Vater sitzt in dem Ausschuss, der über die Stipendiaten entscheidet. An deiner Stelle würde ich es mir nochmal überlegen!“ Sie drehte sich wieder um und verließ ohne ein weiteres Wort das Gelände. Ryu blieb wie versteinert zurück. „Ach du scheiße!“ Es war bereits später Nachmittag, als Ryu ins Loft zurückkehrte. Hiro stand in der Kochnische und werkelte an einer Tomaten-Paprika-Kreation herum. Er schien sofort zu merken, dass etwas nicht stimmte, als er Ryus blasses Gesicht sah. „Alles in Ordnung?“ Ryu pfefferte seine Schuhe in die Ecke und ließ sich über die Lehne auf das Sofa fallen. Leicht verweifelt verschränkte er die Arme vor seinem Gesicht. „Ich hasse diese Frau!“ Hiro setzte sich neben ihn. „Wen meinst du?“ „Diese furchtbar falsche Blondine!“ „Geht das auch einen Ticken genauer?“ „Misaki Koyama.“ In Hiros Stimme war nun Misstrauen zu hören. „Misaki? Was wollte die den?“ Ryu fuhr sich mit den Händen durch seine Haare. „Was sie schon auf der Party wollte: mich 'abwerben'.“ Er hörte, wie Hiro tief durchatmete. „Nun, das ist zwar...ärgerlich, aber... Ich versteh nicht ganz, wieso du jetzt so verzweifelt bist.“ „Ihr Vater ist im Ausschuss für Stipendiaten!“ Ryu richtete sich auf und sah Hiro direkt ins Gesicht. Wie würde er reagieren? Wütend? Geschockt? Doch dann, völlig überraschend, fing Hiro lauthals an zu lachen. Ryu verstand nun gar nichts mehr. „Hey Hiro, das ist nicht witzig! Ich könnte wegen ihr von der Uni fliegen!“ Er war ziemlich beleidigt, als Hiro ihn weiterhin auslachte. Genervt stand er auf um wollte sich in sein Zimmer zurückziehen. „He, warte Ryu! So war das nicht gemeint!“ „Ich mache mir hier grade echt Sorgen und du hast nichts besseres zu tun, als mich auszulachen.“ „Weil es absolut unnötig ist, dass du dir Sorgen machst. Misakis Vater interessiert sich einen Dreck für sie. Es ist ihm scheißegal, ob sie ihn um so was bittet oder nicht. Er lässt nur Kohle rüberwachsen und das war es dann auch schon.“ „Du meinst... ich hab hier jetzt ganz umsonst Panik geschoben?“ Hiro nickte ihm grinsend zu. „Sie wollte dich nur verunsichern.“ Erleichtert setzte Ryu sich auf die Treppe. Hiro setzte sich neben ihn und strich ihm vorsichtig durch sein tiefschwarzes Haar. Ryu musste lächeln. Bislang hatte Hiro sich immer sehr zurück gehalten wenn es darum ging, Ryu auf mehr als freundschaftlicher Basis näher zu kommen. Er schloss die Augen und genoss es richtig, wie Hiro ihn mit den Fingerspitzen kraulte. „Ich mag deine Haare“ flüsterte Hiro, wenn auch sehr schüchtern. „Dabei sollten schwarze Haare für dich doch keine Seltenheit sein? Ich meine, du lebst schließlich in Japan.“ „Ja schon, aber irgendwie sind deine so... anders schwarz.“ Ryu grinste. Dann fiel ihm wieder etwas ein. „Sag mal, bist du eigentlich Eifersüchtig?“ Er fand es richtig süß, wie Hiro plötzlich dunkelrot anlief. „Ehm, Eifersüchtig? Ich?... Also... Na ja...“ „Als ich eben Misaki erwähnte hat dir das gar nicht gefallen. Hast du etwa angst, ich würde...“ Ryu machte absichtlich eine kurze Pause und amüsierte sich innerlich über Hiros verdatterten Gesichtsausdruck. „... dir deine Zukünftige wegschnappen?“ Ryu war überrascht, was Hiro bei der folgenden Verfolgungsjagd für Ausdauer an den Tag legte. Erst als Ryu sich auf der Hälfte der Treppe über das Geländer schwang und in der Kochnische landete, gab Hiro schließlich, schwer atmend, auf. Stattdessen widmete er sich wieder seiner Auflaufform, in der er bereits mehrere Schichten Gemüse gestapelt hatte. Im Kühlschrank fand Ryu eine große Schüssel mit Schokoladenpudding darin. Er nahm sich vor, in Zukunft mehr Trainingseinheiten an den Tag zu legen. Wenn Hiro nämlich weiter so kochte, würde er bald durch das Loft rollen. Wie immer schmeckte es hervorragend. „Du hättest Koch werden sollen. Am Herd bist du nämlich um einiges fleißiger als über deinen Büchern.“ Er amüsierte sich darüber, dass Hiro sich nicht entscheiden konnte, ob er beleidigt oder geschmeichelt sein sollte. „Was machen wir heute Abend?“ fragte Hiro ihn, um vom Thema abzulenken. „Wie könnten uns einen Film ansehen“. Hiro nickte. „Okay, cool. Kannst dir schon mal was aussuchen und einlegen.“ Ryu sah ihn durchdringend an. „Weißt du, ich hab auch einen Fernseher und einen DVD-Player in meinem Zimmer.“ Hiro fiel beinahe die Auflaufform aus den Händen. „Wie... wie meinst du das?“ Immer wenn Ryu glaubte, noch röter konnte Hiro nicht werden, wurde er eines besseren belehrt. Er genoss die gemeinsame Zeit mit Hiro und er verstand, dass er ein wenig Zeit brauchte. Aber so langsam wollte Ryu doch etwas mehr, als nur ab und an diese kleinen, flüchtigen Augenblicke. Und er wollte endlich mal mit Hiro zusammen sein, ohne dass gleich der Höllenhund knurrte, sobald er sich Hiro auch nur einen Zentimeter zu viel näherte. „Ich meine, dass wir uns den Film auch ohne... ich meine oben bei mir anschauen können.“ „OHNE?“ Genervt verdrehte Ryu die Augen. Dann deutete er mit dem Kopf auf Luca, der mit gespitzten Lauschern auf seinem Platz saß. „Stört er dich so sehr?“ „Ich kann nicht einmal meinen Arm um dich legen, ohne Angst zu haben, dass er mich zerfleischt.“ Hiro wirkte sichtlich nervös. Doch trotzdem wollte Ryu es unbedingt durchsetzen. „Ich verspreche dir, ich werde nichts tun, was du nicht willst.“ Hiro wurde zusehends nervöser. „Ich hatte nicht geplant, das zu tun, was du gerade denkst.“ Hatte er wohl. Aber da er fürchtete, Hiro würde wieder einen Schritt zurück gehen, schloss er diese Möglichkeit, wenn auch innerlich etwas enttäuscht, aus. „Und... was gucken wir dann?“ „Wonach auch immer dir ist. Aber kein Twilight!“ Hiro lächelte, wenn auch nervös. „Na gut. Ich räume nur schnell die Küche auf und dann schau ich mal, ja?“ „Okay. Klopf einfach.“ Ryu schüttelte die Kissen auf und drehte den Fernseher so, dass man ihn vom Bett aus sehen konnte. Dann zog er sich seine Jogginghose und ein dünnes, weißes Shirt an. Er schaute auf die Uhr. Es war bereits eine halbe Stunde vergangen. Normalerweise brauchte Hiro keine Viertelstunde um die Küche aufzuräumen und sich seinen Pyjama anzuziehen. Ryu ließ ihm aber die Zeit, wurde aber so langsam selbst nervös. Wenn sich die Chance ergeben würde, würde er es tatsächlich tun? Beim Essen war er sich seiner Sache noch so unglaublich sicher. Aber jetzt? Er atmete erleichtert auf, als es doch endlich an der Tür klopfte. „Komm rein.“ Vorsichtig öffnete Hiro die Tür, kam herein und schloss sie wieder. „Hey.“ Ryu fand es irgendwie richtig süß, wie Hiro vor ihm stand. Er trug seine blaue Pyjamahose und einen langärmligen, blauen Pulli dazu. Ryu tat so, als wäre die Situation nichts besonderes, um es Hiro etwas leichter zu machen. Er ging zum Fernseher und schaltete ihn und den DVD-Player ein. „Hast du was gefunden?“ „Nur, wenn du Herr der Ringe magst, Ansonsten muss ich noch mal runter.“ Ryu hatte schon geahnt, dass Hiro einen langen Film aussuchen würde. Zu seinem Glück war es genau der Richtige. „Ich liebe die Trilogie! Ich hab sie sicher schon zehn mal gesehen.“ „Auch die ungeschnittene?“ Ryu strahlte. „Nein! Los, gib her!“ Aufgeregt nahm er die dicke Box entgegen und musterte sie. „Awesome!“ Dann legte er die erste CD ein. „Mach es dir schon mal gemütlich.“ Aufgeregt wählte er sich durch das Menü. „Wo startet man denn hier den Hauptfilm? Bei den vielen Extras kommt ja kein Mensch... aha!“ Endlich drückte Ryu auf Play. Als er sich umdrehte, sah er Hiro, der sich lediglich nervös auf die Bettkante gesetzt hatte. Ryu schüttelte mit dem Kopf. „Du kannst dich auch hinlegen, dafür sind Betten gemacht.“ Etwas zittrig nahm Hiro seine Beine nacheinander hoch und legte sich auf die Matratze, ganz am Rand des Bettes natürlich. Ryu ging am Bett vorbei, in Richtung der Tür. „Was hast du vor?“ Ryu grinste „Kino-Feeling!“ Dann dimmte er langsam das Licht, bis es im Raum dunkel wurde. Die einzigen beiden Lichtquellen waren nun der Fernseher und Lenny's Giga-Aquarium, welches jedoch schon abgedunkelt war. Galadriel erzählte bereits von den Anfängen des Ringes, als Ryu sich gechillt neben Hiro aufs Bett warf. Dieser rutschte daraufhin noch ein Stück weiter von ihm weg. „Pass auf, dass du nicht gleich von der Kante rutscht.“ Nervös lachte Hiro kurz auf und rutschte wieder, sehr langsam, ein Stück weiter in die Mitte. Ryu überlegte, was er tun konnte, damit Hiro sich etwas wohler fühlte und lockerer wurde, denn er kam sich immer mehr wie ein Schuft vor. Er griff also nach der Tüte Chips und hielt sie Hiro hin, wie er es sonst auch immer an ihren Filmabenden tat. „Auch?“ Hiro streckte seinen Arm aus und bekam gerade so eine Hand voll Knabbereien zu fassen. „Das würde besser klappen, wenn du etwas näher kommen würdest.“ Hiro zog seine Beine an. „Ehm, nein, das geht schon.“ Ryu verdrehte genervt die Augen. „Warum bist du denn so nervös? Wenn wir unten sind stört es dich auch nicht, wenn ich neben dir sitze.“ „Unten ist ja auch was anderes!“ „Wieso?“ „Na... weil... also... du weißt was ich meine.“ „Nein, weiß ich nicht.“ „Tu nicht so!“ „Was stört dich?“ „Das hier ist ein Bett!“ Ryu musste sich schwer anstrengen, um nicht zu lachen. „Ja. Und unten ist ein Sofa. In der Küche ist ein Tisch und bei Lenny sind Korallen. Was genau ist der Punkt?“ Ryu musste ein Stück näher kommen, da Hiro nervös in seine Knie nuschelte. „... Na im Bett passieren... so Sachen.“ Ryu zog schmunzelnd die Augenbrauen hoch. „Im Bett passieren Sachen?“ Ganz kurz blickte Hiro ihm in die Augen, dann sah er wieder runter. „Ja.“ Ryu brach sich beinahe die Rippen, so sehr strengte es ihn an nicht zu lachen. Hiro's Naivität war einfach zu süß. Am liebsten hätte er ihn zugedeckt und in die Arme geschlossen. „Hiro, diese „Sachen“ könnten, wenn ich wollte, genauso auf dem Sofa passieren. Oder der Liegewiese. Oder dem Küchentisch.“ Hiro sah ihn mit großen Augen an. „Irgendwie hab ich das Gefühl, ich hab mich grad' voll zum Deppen gemacht.“ Lächeln rutschte Ryu in die Mitte des Bettes und zog Hiro an sich heran. Er streifte seine Wange mit der Nase und gab ihm einen Kuss. „Alles in Ordnung. Und jetzt genieß einfach den Film, ich werde schon nicht über dich herfallen.“ Je länger der Film andauerte, desto entspannter wurde Hiro. Was vermutlich auch daran lag, dass Ryu vollkommen begeistert und teilweise sogar schwer abgelenkt von den vielen Extra-Szenen war, die er nie zuvor gesehen hatte. Dennoch verlor er sein Ziel nicht aus den Augen, Hiro noch etwas näher zu kommen. Etwa seit dem Zeitpunkt, als die Gemeinschaft des Ringes die Höhlen von Moria betrat, hatte Ryu seinen Arm um Hiros Schultern gelegt und zog ihn bei jeder, möglichst unauffälligen, Gelegenheit, ein Stück näher an sich heran. Kurz nachdem Gandalf den Balrok nicht an sich vorbei ließ, ließ Hiro seinen Kopf auf Ryus Brust sinken. Ryu genoss es, ihm durch sein Haar zu kraulen. Hiro war schon seit einiger Zeit auffallend still. „Pennst du schon?“ Er schüttelte den Kopf. „Ich genieße.“ So sehr er es auch versuchte, so ganz konnte Ryu sich einfach nicht zurück halten. Langsam wanderte er mit seinen Fingern ein Stück abwärts und streichelte Hiro den Nacken. Seine Haut war weich und warm. Genussvoll neigte Hiro noch weiter seinen Kopf, damit Ryu ihn weiter kraulen konnte. Sanft hob er Hiros Kopf an und küsste ihn. Einiege Minuten lang küsste er ihn ganz sanft, dann immer leidenschaftlicher. Er spürte, wie Hiro kurz zusammen zuckte, als er ihn zum ersten Mal mit Zunge küsste, doch Hiro gewöhnte sich schnell daran und schien es richtig zu genießen. Der Film war schon längst vorbei und es wiederholte sich immer wieder die Melodie des Auswahl-Menüs, als Ryu noch einen Schritt weiter ging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)