Zwischen den Welten von CanisMinor ================================================================================ Kapitel 36: Kraft der Gedanken ------------------------------ Es ist ein merkwürdiges, fast beängstigendes Gefühl, durch die große Tür in den Hangar zu gehen. Diese Mal sind wir im unteren Teil des Hangars. Ich muss unwillkürlich schlucken. Irgendwas hier unten bereitet mir Kopfschmerzen. Es ist recht dunkel, nur ein paar kleinere Lampen bringen ein bisschen Notbeleuchtung hier rein. Damit man sehen kann, wo man hin läuft. Ich bekomme etwas Gänsehaut. Man kann den Wind von draußen weiter pfeifen hören. Ich beschließe weiter in den Raum zu gehen und mich genauer umzusehen. Agent Müller inspiziert alle Ein- und Ausgänge. Wohl um sicher zu gehen, dass keiner hier ist oder rein kommt. Nach ein paar Schritten kann ich sie erkennen und obwohl es mich verraten könnte, laufe ich so schnell ich kann zu ihnen. „Oh, Soundwave...“ Ich bleibe direkt vor dem Mercedes stehen, aber natürlich bekomme ich keine Antwort. Fast vorsichtig lege ich eine Hand auf die Motorhaube, doch das Metall ist kalt, viel zu kalt. Ich lasse meinen Kopf etwas hängen. Insgeheim hatte ich gehofft, dass er mir jetzt sagen könnte, was ich tun soll. Ich bin ratlos. Nur ein kleines Stück weiter sehe ich die Autobots und auch Barricade. Doch auch sie sind alle kalt. Schließlich stehe ich wieder vor Soundwave und versucht mich im fahlen Licht etwas mehr im Hangar umzusehen. Es muss doch möglich sein, dass unheilvolle Signal auszuschalten. Zumindest so lange, bis sie wieder bei Kräften sind. Das muss doch möglich sein. Erst jetzt bemerke ich, dass Agent Müller auf der anderen Seite von Soundwave steht und mich ansieht. „Alles in Ordnung?“ Ich atme einmal schwer ein und aus. Es fühlt sich beinahe an, als würde ich keine Luft mehr bekommen. „Wir müssen das Signal ausschalten. Und zwar so schnell wir möglich.“ „Von hier aus wird das nicht möglich sein. Ich habe nichts entsprechendes gefunden. Sie müssen die Anlage anderswo untergebracht haben. Natürlich, damit niemand es so einfach abschalten kann.“ Mein Herz bleibt für einen Moment stehen. Wieso muss alles immer so unfair sein? Und was soll ich jetzt machen? „Wo könnte sie sonst sein?“ „Sicher in der Hauptzentrale. Aber ich bezweifle, dass wir einfach so da hinein spazieren und diese Anlage abschalten können.“ Ich lasse etwas den Kopf hängen. Es muss doch etwas geben, dass wir tun können. Unbewusst reibe ich mir ein bisschen über die Oberarme. Meine Gedanken überschlagen sich fast um eine Lösung zu finden. Doch ein lautes Geräusch lässt mich aus meinen Gedanken aufschrecken. Ein lautes Krachen, als würde man eine schwere Tür mit viel Schwung aufstoßen und diese dann wieder zufallen. „Da kommt jemand!“ Agent Müller will mich mit sich ziehen und den Raum verlassen, doch ich reiße mich los. „Warten Sie!“ Statt mit zu gehen, öffne ich Soundwaves Fahrertür. „Steigen Sie ein, schnell!“ Er sieht mir noch einen Moment misstrauisch dabei zu, wie ich mich auf die Fahrerseite setze, entscheide sich dann aber doch dafür auf der anderen Seite einzusteigen, als schwere Schritte schnell näher kommen. Schnell schließen wir die Türen und machen uns klein, damit uns niemand sehen kann. Noch immer misstrauisch sieht er zu mir rüber. „Was sollte das denn? Was meinst du passiert, wenn sie uns hier erwischen?“ „Das werden sie nicht und so können wir vielleicht noch etwas herausfinden.“ Vorsichtig sehe ich aus dem Fenster, doch es ist zu dunkel um allzu weit zu sehen. Ich kann niemand erkennen. Also öffne ich vorsichtig das Fenster ein Stück. Die Schritte hallen Laut. Wer auch immer das ist hat wohl schwere Militärstiefel an. Ich kann allerdings auch kein Licht einer Taschenlampe ausmachen. Wenn das eine Patrouille ist sieht er doch niemanden. Aber auch das Licht wird nicht angemacht. Es sind einfach nur diese schweren Schritte zu hören, die sich mittlerweile aber auch wieder entfernen. Bald ist das Geräusch ganz verschwunden. „Wie kann man im Dunkeln etwas sehen?“ Etwas fragend sehe ich zu meinem Begleiter, der aber scheinbar in seinen Gedanken versunken ist. So wie er da sitzt in seiner Pose hat er irgendwie etwas von Sherlock Holmes. Ich setze mich wieder aufrecht hin. Eine Weile bleibt es still. „Was machen wir jetzt?“ Agent Müller reagiert noch immer nicht. Ich werde langsam etwas ungeduldiger. Schließlich läuft uns die Zeit davon. „Wen hast du jetzt schon wieder angeschleppt?“ Agent Müller zuckt so stark zusammen, dass ich fast befürchte er könnte sich etwas verrenken. Ich schnappe etwas erschrocken nach Luft, erkenne die Stimme aber sofort. „Soundwave!“ Ich bemühe mich meine Stimme so ruhig wie möglich zu halten. So gut es die Situation eben zulässt. Mein Begleiter sieht mich eher etwas irritiert an, ehe er seinen Blick auf der Armatur ruhen lässt. „Ich dachte, dass Signal hätte euch ausgeschaltet.“ „Beinahe, aber nicht vollständig. Ich warte noch immer auf eine Antwort.“ „Äh... Nun, das ist Agent Müller. Er steht auf unserer Seite... Zumindest momentan. Er hat mir geholfen.“ Er antwortet nicht. Ein schweres Seufzen entkommt meiner Kehle, als ich mich kurz zu Agent Müller umdrehe. Ich kann ihm seinen skeptischen Blick nicht verübeln. „Soundwave, wir können von hier das Signal nicht ausschalten. Was soll ich jetzt machen?“ Es dauert einen Moment, bis ich eine Antwort erhalte. „Es gibt einen Kontrollraum, in dem sich alles steuern lässt. Allerdings wird er schwer bewacht.“ „Und wenn wir die Antenne zerstören, mit der sie senden?“ „Es gibt insgesamt drei über das ganze Gelände verteilt. Sie würden dich erwischen, wenn du die Erste zerstörst.“ „Aber das Signal würde schwächer werden. Schwach genug?“ „Ich fürchte, dafür müsstest du schon zwei zerstören.“ Ich müsste also schnell genug sein. Aber ob ich das schaffen würde? Und wenn ich die Waffe einsetze, dann könnte ich sie auch aus einer gewissen Entfernung anvisieren und zerstören. Dafür müsste ich zwei in Sichtweite haben. Hinzu kommt, dass ich sie noch immer nicht wirklich kontrollieren kann. Mein Blick ist ohne es zu merken zum Armband gewandert. Es wundert mich noch immer, dass sie es mir nicht abgenommen haben. „Das ist doch Wahnsinn. Das kann ein kleines Mädchen niemals schaffen.“ Die Stimme von Agent Müller reißt mich aus meinen Gedanken und ich sehe etwas überrascht aus. Anscheinend sind diese Worte an Soundwave gerichtet. Doch Soundwave lässt sich davon eher weniger beeindrucken. Hätte ich auch nicht erwartet. „Das ist nicht ihre Entscheidung. Sie ist durchaus fähig dazu.“ „Sie ist noch ein Kind!“ „Das Alter sagt nichts aus.“ Das scheint irgendwie eine Art Diskussion zu sein, die sich ewig weiter so hinziehen würde. „Ich glaube nicht, dass das der richtige Zeitpunkt ist um sich zu streiten. Uns läuft die Zeit davon. Also sollten wir uns beeilen.“ Zumindest die Aufmerksamkeit der beiden habe ich jetzt. „Das kann nicht dein Ernst sein. Du bist noch ein Kind. Und verletzt bist du auch.“ „Oh, ich hab schon ganz andere Sachen durchgemacht.“ Da dieses Thema für mich beendet ist, öffne ich einfach die Tür und steige aus. Ich darf nicht noch mehr Zeit vertrödeln. Natürlich folgt mir Agent Müller sofort. „Du kannst da nicht raus gehen!“ „Doch kann ich. Sie können mitkommen oder es lassen. Ich zwinge Sie nicht sich hier weiter Einzumischen. Auch wenn ich Ihnen sehr dankbar dafür bin, dass sie mich befreit haben.“ Agent Müller sieht in eine andere Richtung und scheint gerade etwas mit sich zu hadern. Langsam und vorsichtig schleichen wir weiter durch die Gänge, einem Ausgang entgegen. Auch wenn ich es verberge, bin ich etwas erleichtert, dass Agent Müller sich doch dazu entschlossen hat mit mir zu kommen. Trotzdem ist mir klar, dass es ein hohes Risiko ist. Ich habe keine Ahnung, ob die Waffe sich wirklich aktivieren wird. Ich habe seit dem letzten Mal eine kleine Ahnung, aber ob es etwas bringen wird? Schließlich bleiben wir vor einem Tor stehen. „So, jetzt bist du auf dich allein gestellt.“ Ich sehe ich ihn etwas überrascht an. „Sie kommen doch nicht mit?“ „Ich werde versuchen in den Kontrollraum zu kommen. Immerhin weiß ich wo er ist. Außerdem werde ich versuchen von dir abzulenken. Vielleicht kann ich dir somit zumindest ein kleines bisschen Zeit verschaffen.“ Ich versuche den Klos in meinem Hals runter zu schlucken, als ich ihm zunicke. Gleich im nächsten Moment verschwindet er in den dunklen Gängen. Ich bleibe noch einen Moment an Ort und Stelle stehen. Mein Körper beginnt zu zittern und eine gewisse Angst macht sich in mir breit. War es die richtige Entscheidung da allein raus zu gehen. Energisch schüttel ich den Kopf. Jetzt ist keine Zeit über seine schon getroffenen Entscheidungen nachzudenken. Ich kann sie eh nicht mehr rückgängig machen. Ich greife mit beiden Händen nach dem Griff und ziehe die Tür mit viel Schwung auf. Ich bereue es noch im gleiche Moment, als der viel zu starke Wind mir den eiskalten Regen entgegen schleudert. Daran hatte ich überhaupt nicht mehr gedacht. Ich versuche mich zu orientieren, doch es ist schwer. Man kann nicht sehr weit sehen. Jetzt gibt es sowieso kein Zurück mehr. Also trete ich nach draußen und schließe die Tür hinter mir. Die erste Antenne ist von meinem Punkt aus schnell ausgemacht. Doch wo sind die anderen? Ich drehe mich einmal im Kreis, aber es ist von hier unmöglich die anderen auszumachen. Vielleicht ist es einfacher, wenn ich einen höheren Punkt finde. Vielleicht auf dem Dach. Aber wie soll ich da hoch kommen? Von hier draußen ganz sicher nicht. Aber drinnen bin ich verloren. Ich würde mich hoffnungslos verlaufen. Also gehe ich kurzentschlossen los. Immer drauf bedacht nicht erwischt zu werden. Da man hier draußen aber kaum etwas sehen oder hören kann, ist das Risiko schwindend gering. Ich fühle mich etwas ekelig. Meine Kleidung ist innerhalb von Minuten total durchnässt und klebt förmlich an mir. Mir fallen meine nassen Haare ins Gesicht und machen mir das Sehen schwerer. Direkt vor einer Ecke bleibe ich stehen und versuche zuerst einmal etwas zu erkennen. Doch ich kann niemanden sehen. Ich kann nicht einmal das nächstgelegene Gebäude sehen, obwohl es sicher nur ein paar Meter von mir entfernt ist. Ich stehe so ungünstig, dass mir der Wind den schweren, kalten Regen ins Gesicht bläst. Ich kann die Augen kaum aufhalten. Fast blind versuche ich mich irgendwie weiter nach vorne zu kämpfen. Es kommt mir fast wie eine Ewigkeit vor, bis ich endlich was an meiner ausgestreckten Hand spüren kann. Es ist die Wand des nächsten Gebäudes. Etwas erleichtert und erschöpft lehne ich mich gegen die Wand. Ab hier bin ich auch etwas besser gehen den Wind abgeschirmt. Auch wenn der Regen noch immer auf mich nieder prasselt. Der Verband an meinem Arm beginnt langsam sich wegen der Nässe aufzulösen. Aber es hilft nichts. Ich muss weiter gehen. Also sehe ich mich auch hier erst vorsichtig um und an der Ecke des Gebäudes vorbei weiter auf das Gelände. Obwohl es eigentlich nichts bringt. Auch hier kann man nicht besser sehen. Ich bin nicht mehr weit von der ersten Antenne entfernt. Nur noch ein paar Meter. Es ist ein Turm, ein Gerüst aus Metall, an dem man nach oben klettern kann, über Sprossen, die an eine Leiter erinnern. Ich muss schlucken. Bei diesem Wetter da rauf zu klettern ist sicher nicht ungefährlich. Aber ein Zurück gibt es auch nicht mehr. Also gehe ich weiter. Der Wind schleudert mich ein wenig hin und her. Dennoch schaffe ich es irgendwie das Gerüst zu erreichen. Erst wo ich jetzt hier stehe und nach oben sehen wird mir erst bewusst, wie hoch das eigentlich ist. Ich sehe den Weg zurück, den ich gekommen bin. Jetzt, wo mir der Wind in den Rücken bläst, kann ich besser sehen. Ich habe wirklich Glück gehabt, dass mich bis jetzt niemand gesehen hat. Vielleicht habe ich das auch Agent Müller zu verdanken. Ob es ihm wohl gut geht? Ich sehe noch einmal rauf zur Antenne. Jetzt ist keine Zeit zum Zögern. Ich bin mit meinen Kräften schon ziemlich am Ende, als ich die letzten Sprossen nach oben nehme und mich letzten Endes nach oben ziehe. Die Müdigkeit und der starke Wind zerren an mir und am liebsten würde ich einfach hier liegen bleiben. Doch das ist keine Option. Immerhin warten alle auf mich. Ich darf sie nicht im Stich lassen. Irgendwie kämpfe ich mich wieder auf die Beiden. Ich wage es nicht nach unten zu sehen. Ich will gar nicht daran denken, wie hoch ich hier bin. So viel Angst macht sich in mir breit. Wenn nur Soundwave hier wäre. Aber jetzt, hier oben, bin ich ganz auf mich allein gestellt. Ich sehe nach oben und direkt über mir erstreckt sich die Antenne. Ich atme erst tief durch, bevor ich es wage meinen Blick kreisen zu leisen. Der Regen schränkt zwar die Sicht ein, aber dennoch hat man einen guten Überblick. Ich kann von hier aus auch die anderen beiden Antennen erkennen, die auf der anderen Seite des Gebäudes zu stehen scheinen. So genau kann ich das aber nicht erkennen. Direkt neben mir, nur ganz knapp unter mir, kann man das Dach des daneben liegenden Gebäudes sehen. Noch einmal atme ich tief durch. Dann lasse ich meinen Blick auf der Waffe ruhen. Die Antenne zu treffen, auf der ich gerade stehe, ist wirklich schwierig. Aber vielleicht kann ich auf die anderen Beiden zielen, die ich von hier aus sehen kann. „Dieses Mal muss es klappen.“ Für einen Augenblick leere ich meine Gedanken und versuche an absolut gar nichts zu denken. Dann versuche ich mich nur noch auf eines zu Konzentrieren. Aktiviere dich! An nichts anderes denke ich mehr, als nur noch an diese beiden Worte. Dennoch bin ich überrascht, als sich das Armband wirklich in die mir bekannte Waffe transformiert. Erst jetzt merke ich, dass ich für einen kurzen Moment die Luft angehalten habe. Erleichtert lasse ich sie aus meiner Lunge entweichen. Jetzt bleibt nur noch eins zu tun. Ich ziele auf die Antenne, die von mir aus am nächsten ist. Ich atme ein paar Mal tief durch, bevor ich meine Gedanken auf das lenke, was ich nun tun will. Alle anderen Gedanken versuche ich aus meinem Kopf zu verbannen. Zuerst passiert gar nichts. Der Wind rauscht mir weiter um die Ohren und nimmt mir beinahe meinen Atem. Ich muss mich mit der anderen Hand wirklich gut festhalten, um nicht durch den Wind den Halt zu verlieren. Ich hätte beinahe durch den Rückstoß den Halt verloren, als ich es endlich schaffe einen Schuss abzugeben. Gerade noch so kann ich mich mit der anderen Hand festhalten. Das muss ich definitiv noch üben. Der Schuss trifft gerade so die untere, linke Ecke. Ich habe schon die Befürchtung, dass es nicht reichen könnte. Doch dann beginnt die Antenne sich nach links zu neigen. Schließlich stürzt sie ein. Ich kann es mir nicht nehmen lassen den Arm mit der Waffe fast triumphierend in die Luft zu heben. „Das war die Erste!“ Ich bin so erleichtert, dass es funktioniert hat. „Wahrlich beeindruckend.“ Im gleichen Moment ist die Erleichterung auch wieder verschwunden. Erschrocken drehe ich mich zur Seite. Mein Blick bleibt auf dem Dach des Gebäudes neben mir hängen. Woher wusste er vorher schon, dass ich hier sein würde? Denn dort auf dem Dach steht niemand anderes, als Colonel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)