Zwischen den Welten von CanisMinor ================================================================================ Kapitel 29: Störung im System ----------------------------- Ich atme einmal hörbar aus, als ich meine Sachen zusammen packe. Die Schule ist für heute beendet. Ostern ist relativ ruhig an mir vorbei gelaufen. Zum Glück haben sich meine Eltern wieder ein gekriegt, auch wenn sie noch immer nicht begeistert von der Situation sind. Und Soundwave scheint es Spaß zu machen sie zu ärgern. Ich schultere meine Tasche und mache mich auf den Weg nach draußen. Die nächsten Wochen dürften jetzt leider nicht mehr so entspannt werden. Es stehen eine Menge Klausuren in der Schule an. Das bedeutet viel Stoff, den man wiederholen und lernen muss. Und das, während ich drei Chaoten um mich herum habe. Es wäre schon einfacher, wenn sie sich nicht immer so lautstark streiten würden. Seit Barricade vor kurzem aufgetaucht ist, ist es vorbei mit der Ruhe. Und er scheint auch wirklich überall zu sein, zumindest meistens. Ich sehe mich draußen ein bisschen um. Weit und breit ist keiner von den dreien zu sehen. Das ist wirklich mehr als ungewöhnlich. Sonst lässt mich Soundwave nie einfach alleine gehen. Ich warte noch einen kurzen Moment, beschließe aber dann doch zur Bushaltestelle zu gehen. Vielleicht ist ein neues Experiment von Shockwave aufgetaucht. Oder sie haben es endgültig geschafft sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Etwas verwirrt bleibe ich stehen. Soundwave ist also bei mir Zuhause. Zumindest steht er vor unserer Haustür. Dann ist er wohl bei meinen Eltern, warum auch immer. Ich zögere kurz reinzugehen. Wer weiß, worum es gerade geht. Schließlich entscheide ich mich doch dafür reinzugehen. Schon in der Eingangstür kann ich die laute Stimme meines Vaters hören. „... Kommt gar nicht in frage! Helena muss zur Schule! Außerdem kann ich sie nicht einfach quer durch das Land schicken. Sie ist noch lange nicht volljährig!“ Schnell habe ich lokalisiert von wo die Stimmen kommen und laufe ins Wohnzimmer. Meine Mutter sitzt auf dem Sofa, scheinbar einem Nervenzusammenbruch nahe, mein Vater steht dagegen vor dem Sessel und ist ganz rot im Gesicht. Sicher ist er aufgesprungen. Und Soundwave steht im gegenüber, gelassen wir sonst auch. Augenblicklich habe ich drei Blicke auf mir ruhen. „Ähm... Bin wieder Zuhause?“ Nach einem kurzen Schweigen scheint sich mein Vater doch lieber mit Soundwave auseinander zu setzen. „Ich bleibe dabei. Du kannst sie nicht mitten in der Schulzeit etliche Meilen durch das Land mitnehmen. Das erlaube ich nicht.“ „Ich kann mich auch nicht daran erinnern dich um deine Erlaubnis gebeten zu haben.“ Das ist typisch Soundwave. Ich stelle meine Tasche im Türrahmen ab. „Mitnehmen? Wohin denn?“ „Dorthin, wo das Störsignal herkommt.“ Auf meinem Gesicht macht sich ein großes Fragezeichen breit. Doch eins wird mir gerade bewusst. „Das heißt, für ein paar Tage länger mitnehmen. Auch über das Wochenende hinaus.“ „Es ist anzunehmen, dass es etwas dauern wird, bis wir das Störsignal lokalisiert und ausgeschaltet haben.“ „Das erlaube ich nicht!“ Die Stimme meines Vaters ist schon fast ein Donnern und Soundwaves Blick meinem Vater gegenüber würde ihn wohl töten, wenn er es könnte. Jedenfalls wird mein Vater in der nächsten Sekunde ganz klein. „Ein bisschen Aufklärung wäre auch ganz schön.“ Ich schnappe mir meine Tasche und gehe die Treppe rauf zu meinem Zimmer. Soundwave würde mir gleich folgen. Mit meinem Vater in der Nähe gäbe es sicher kein ruhiges Gespräch. Ich lasse meine Tasche auf mein Bett fallen. „Irgendetwas stört unsere Geräte und unsere Kommunikationswege erheblich. Sicher ist, das es mit Absicht gesendet wird.“ „Das erklärt, warum ich den ganzen Tag kein Handyempfang hatte...“ Ich beginne meine Tasche auszupacken. Es ist schließlich Freitag und vor Montag brauche ich sie sicher nicht mehr. „Wir müssen das Störsignal finden und ausschalten. Und das so schnell wie möglich.“ „Nicht, dass ich etwas dagegen sagen will, aber du brauchst mich da wofür nochmal genau?“ „Es ist nicht auszuschließen, das eine von Shockwaves Geschöpfen daran Schuld ist.“ Mir läuft es eiskalt den Rücken runter. Genau das wollte ich jetzt eigentlich nicht hören. Ich drehe mich fast ruckartig zu ihm um. „Glaubst du das wirklich?“ „Es ist nicht auszuschließen. Natürlich kann es auch etwas aus Menschenhand sein. Das lässt sich aber nicht genau feststellen. Das Problem ist nur, dass wir durch die Störung weder das Signal orten, noch eine Erdbrück benutzen können. Wir werden wohl den langen Weg nehmen müssen.“ In meinem Kopf beginnt es zu rattern. Wie verständlich das auch ist. Es gibt auch viele Dinge, die dagegen sprechen loszuziehen. „Was ist mit Cateline?“ „Sie bleibt hier bei Shockwave. Wenn wir das Signal ausgeschaltet haben, werden wir unsere Systeme reparieren müssen. Es hat bereits großen Schaden angerichtet und alles durcheinander gebracht. Du kommst mit mir und Barricade.“ Ich lasse die Luft aus meinen Lungen strömen, die ich für einen Moment angehalten hatte. Dabei lasse ich mich auf mein Bett gleiten und lege die Hände in den Schoß. „Die Sache ist die, das ich bald einige, wichtige Klausuren in der Schule schreiben muss und darum... Nicht einfach weg kann.“ „Glaub mir, wenn sich das Signal weiter ausbreitet, machst du dir darüber keine Sorgen mehr. Eure Systeme sind bereits jetzt auch eingeschränkt und es wird noch schlimmer werden. Bald werden selbst Systeme die nicht drahtlos funktionieren Störungen aufweisen. Das Muster dieses Signales ist tückisch und es scheint immer dazu zu lernen. Jedes Mal wenn wir denken, wir hätten es umgangen, verändert es sich erneut.“ „Haben die Autobots denn noch nichts davon bemerkt?“ „Denkbar wäre es, aber wir können momentan wirklich nichts mehr tun. Unsere Systeme sind unbrauchbar“ Das ist ein Problem, ein großes Problem. Und es soll sich auch noch ausweiten, sogar schlimmer werden? Ich starre eine Weile den Boden am um nachzudenken. Soundwave steht noch immer an der gleichen Stelle. „Ich zwinge dich nicht uns zu begleiten, aber es ist nicht ausgeschlossen, das wir dich brauchen und wir können dich momentan nicht mit der Erdbrücke senden.“ Meine Gedanken kreisen immer noch. Doch mir ist der Ton nicht entgangen. Es ist deutlich zu hören, das er sich Sorgen machen. Irgendwo schwingt noch immer das Ereignis in der Autobot-Basis mit. Wieder läuft es mir kalt den Rücken runter. Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll. Ich ziehe meine Beine an und sehe zu Soundwave rüber. „Hast du eine Entscheidung getroffen?“ „Ehrlich gesagt... Ich weiß nicht was ich tun soll.“ Es folgt ein etwas längeres Schweigen, doch dann setzt sich Soundwave in Bewegung und stellt sich direkt vor mir. „Es fällt mir nicht unbedingt leicht. Ich will dich nicht noch einmal einer unnötigen Gefahr aussetzen. Aber ich bitte dich darum mitzukommen.“ Ich kenne diesen Blick von ihm. Schon ein paar Mal habe ich ihn gesehen, wenn auch nur sehr selten. Er hat lange darüber nachgedacht. Ich finde keine passende Antwort darauf. Ich kann nicht nein sagen, aber ja kann ich auch nicht sagen. Soundwave steht noch immer vor mir. Obwohl ich das Bedürfnis habe schaffe ich es nicht seinem Blick auszuweichen. „Ich habe Angst.“ „Ich weiß, aber ich kann dir versichern, solange ich bei dir bin, kann dir nichts passieren. Du hast mein Wort.“ Mittlerweile ist es dunkel geworden und ich liege im Bett. Ich kann meine Eltern unten noch diskutieren hören. Es ist zwar noch nicht so spät, aber ich hatte beschlossen, trotzdem schon ins Bett zu gehen. Allerdings liege ich jetzt die ganze Zeit wach und denke nach. Soundwave ist wieder unten bei meinen Eltern. Sicher weil er mich schlafen lassen will, aber gehen will er auch nicht. Wie in einer Endlosschleife kreisen meine Gedanken immer wieder um die eine Frage. Soll ich es riskieren oder nicht? Auf der einen Seite möchte ich ihnen gerne helfen, aber auf der anderen Seite ist es nicht vernünftig und auch gefährlich. Natürlich passt Soundwave auf mich auf, aber das ist keine Garantie, das nicht doch irgendwas passiert. Und wenn sie dort tatsächlich einem von Shockwaves Kreaturen gegenüber stehen? Und das ganz allein? Und wenn die Autobots dort auftauchen würden? Nein, sie werden ganz bestimmt dort auftauchen, wenn sie nicht sogar bereits dort sind. Sie würden mich erkennen. Aber wäre das so schlimm? Und dieses Störsignal. Wird es wirklich auch für uns so gefährlich werden wie Soundwave sagt? Nun, wenn wichtige Geräte wie im Krankenhaus betroffen sind mit hoher Wahrscheinlichkeit. Ich drehe mich auf die Seite, in der Hoffnung dann besser einschlafen zu können. Doch auch das bringt nichts. Ich kann von unten die mittlerweile wieder aufgebrachte Stimme von meinem Vater hören. Ich kuschel mich noch etwas mehr in meine Decke ein und versuche ihn zu ignorieren. Aber auch das bringt absolut gar nichts. Wenn es wenigstens ein bisschen leiser im Haus sein würde. Dann könnte ich bestimmt schlafen. Wieder fangen meine Gedanken an zu kreisen. Ob meine Eltern wohl verstanden haben, wie gefährlich es momentan für alle ist? Vermutlich nicht. Es wird noch etwas lauter unten und ich kann fast jedes Wort von ihm verstehen. Vermutlich streitet er sich gerade wieder mit Soundwave. Irgendwie klingt das merkwürdig, streitet sich mit Soundwave. Aber wie kann man das sonst nennen? Ich setze mich wieder auf. Es bringt ja doch nichts. Er hat mir versprochen auf mich aufzupassen. Es stimmt schon, er hat noch nie ein Versprechen nicht eingehalten. Ich bin zwar nervös, aber Soundwave scheint diese Sache sehr wichtig zu sein. Vor allem scheint es ihm wichtig zu sein, das so schnell wie möglich zu regeln. Ich entschließe mich dazu aufzustehen. Wenn es keinen anderen Weg gibt. „Hast du eigentlich eine Ahnung wie weit weg das ist?“ Soundwave steht betont lässig an der Wand. Ganz offensichtlich will er meinen Vater ärgern. Und natürlich ist mein Vater auch voll darauf angesprungen. Eigentlich hätte ich mir denken können, dass sowas passiert. Ich räuspere mich kurz, damit es ruhig wird. Ich spüre auch sogleich drei Blick auf mich. „Also, es tut mir ja sehr leid, Papa. Aber ich werde mit Soundwave fahren. Und versuch gar nicht erst mich umzustimmen. Ich werde fahren.“ Ich drehe mich um und gehen wieder die Treppe zu meinem Zimmer hoch. Mir ist schon bewusst, dass ich sie sicher ziemlich verägert zurücklasse. Doch ich habe meine Entscheidung getroffen. Ich werde Soundwave nicht hängen lassen, wenn er mich braucht. Er hat es schließlich auch nicht getan. Decepticon hin oder her. In meinem Zimmer hole ich eine alte Reisetasche aus meinem Schrank. Sie ist zwar schon ein bisschen ramponiert, aber hierfür wird sie schon noch ihren Zweck tun. „Ich hatte mit einer anderen Entscheidung gerechnet.“ Obwohl ich wusste, dass er mir sicher nachkommen wird, zucke ich kurz zusammen. Ich hatte die ganze Zeit lang gehorcht, ob meine Eltern nach oben kommen. Aber bis jetzt habe ich noch nichts wahrgenommen. „Ich wollte dich nicht hängen lassen. Immerhin bin ich dir irgendwo auch noch was schuldig.“ Soundwave zieht es plötzlich vor nach draußen zu sehen. Habe ich was falsches gesagt? Entschlossen schüttle ich meinen Kopf und mache mich wieder daran ein paar Sachen zusammen zu packen. „Du solltest noch etwas schlafen. Morgen früh brechen wir auf.“ Ich drehe mich um, um etwas zu erwidern, doch er ist schon weg. Irgendwie hat er sich gerade sehr merkwürdig verhalten. Aber wenn ich jetzt darüber nachdenke, werde ich wieder nicht schlafen. Ich packe noch schnell meine Sachen und sehe dann zu, dass ich wieder ins Bett komme. Meine Eltern sind nicht mehr hoch gekommen. Vielleicht habe ich sie zur sehr geschockt. Ein bisschen leid tut es mir schon. Aber meine Entscheidung steht und ich werde jetzt keinen Rückzieher mehr machen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)