Zwischen den Welten von CanisMinor ================================================================================ Kapitel 28: Ein Polizeiauto für alle Fälle ------------------------------------------ Recht unsanft lande ich auf der Hinterbank des schwarzen Autos. Ich war nicht Mal in der Lage zu reagieren. Nur einen Bruchteil einer Sekunde später schlägt dir Tür hinter mir zu und fällt ins Schloss. Ich bin eingesperrt! Trotzdem versuch ich an dem Türgriff zu rütteln. Doch es bringt nichts. Mit quietschenden Reifen setzt sich der Wagen wieder in Bewegung. Es scheint eine Art Taxi zu sein, denn die Fahrerkabine ist vom hinteren Teil des Autos getrennt. Ich kann nicht sehen, wer im vorderen Teil ist. Ich sehe mich etwas im Auto um, doch viel ist nicht zu sehen und es kommt mir auch nichts bekannt vor. Das Auto hat mittlerweile eine unheimliche Geschwindigkeit drauf. Scheinbar haben es die Fahrer, wer auch immer sie sind, sehr eilig. Ich schlucke, als ich nach draußen sehe. Wir sind schon lange an meinem Zuhause vorbei gefahren. Aber scheinbar sind sie nicht dabei die Stadt zu verlassen. Das könnte zu meinem Vorteil werden. „Wo bleibt sie nur?“ Ungeduldig läuft Helenas Vater im Wohnzimmer auf und ab. Die Uhr zeigt bereits nach acht Uhr an. „Jetzt beruhige dich, James. Sie wird sicher gleich kommen.“ Obwohl ihre Stimme recht ruhig klingt, sieht man Helenas Mutter doch an, wie nervös sie ist. „Ich soll mich beruhigen, Anette! Unsere Tochter ist vermutlich mit diesem... Diesem Monster unterwegs und ich soll mich beruhigen!?“ Um seine Stimmung zu verdeutlichen läuft er nur noch schneller auf und ab. Es legt sich wieder eine bedrückende Ruhe auf das Wohnzimmer. Nur die hektischen Schritte James zu hören. Eigentlich hatte Anette vor eine Tasse Tee zu trinken, doch diese steht nur unbeachtet auf dem Tisch vor ihr und ist längst kalt geworden. Mit quietschenden Reifen kommt das Auto zum Stehen. Ich muss mich festhalten um nicht mit dem Kopf an die vordere Scheibe zu schlagen. Nur wenige Augenblicke später geht die Tür auf. Zwei Männer mittleren Alters stehen vor mir. Sie sehen etwas schäbig aus. Zumindest haben die beiden schon Mal bessere Tage gesehen. Grob werde ich am Arm gepackt und aus dem Auto gezerrt. Ich hatte mit meiner Vermutung recht. Es ist ein Taxi, aber es sieht schon sehr alt, heruntergekommen und kaputt aus. Der Lack ist ausgeblichen und es hat überall Beulen und Kratzer. Unsanft werde ich auf einen Stuhl verfrachtet, der nicht weit vom Taxi in einer kleinen Nische steht. „W-was wollt ihr von mir?“ Der grimmigere der Beiden richtet seine Aufmerksamkeit auf mich. Er hat einen Vollbart, was ihn nur noch grimmiger wirken lässt. „Oh, von dir wollen wir gar nichts. Aber deine Eltern werden für dich sicher ein nettes Sümmchen zahlen.“ Ach darum geht es also, zwei Möchtegern-Entführer. In so einen Schlamassel kann natürlich nur ich wieder geraten. Ich musste ja unbedingt zu Fuß nach Hause gehen. Wenn ich das hier mit Barricade vergleiche kommt mir das Polizeiauto doch freundlicher vor. Noch immer läuft James das Wohnzimmer auf und ab. Es ist ein Wunder, dass man noch keine Schneise im Teppich sehen kann. Anette dagegen ist ungeduldig aufgestanden und sieht jetzt aus dem Fenster. „Ob ihr wohl was passiert ist, James?“ Von diesem ist nicht mehr als ein Grummeln zu hören. Anscheinend ist er viel zu tief in seinen eigenen Gedanken versunken. Anette dagegen begibt sich wieder zum Sofa. „Sollten wir nicht die Polizei einschalten?“ Auch dieses Mal bleibt er nicht stehen. „Die Polizei? Das ich nicht lache. Die können gegen dieses Monster auch nichts ausrichten.“ Erneut legt sich diese drückende Stille auf das Haus. Um diese Uhrzeit ist draußen kaum noch jemand unterwegs. Selbst bei den Nachbarn ist es ruhig. Doch diese Stille soll auch dieses Mal nicht lange anhalten. Draußen sind laute Motorengeräusche zu hören, die immer lauter werden und erst erlöschen, als das Auto direkt vor der Haustür steht. Dieses Mal bleibt er tatsächlich stehen. Mit einem Ruck dreht er sich zur Tür um, doch Soundwave steht bereits lässig im Türrahmen. „Warum so schreckhaft, alter Mann?“ James bekommt ein recht ungesundes, rotes Gesicht. „Du... Wo ist unsere Tochter!? Wo hast du sie hingebracht?!“ Soundwave lässt sich von diesem Ausbruch nicht aus der Ruhe bringen. Er stößt sich leicht vom Türrahmen ab um sich normal hinzustellen. „Helena? Sie sollte doch schon längst...“ Augenblicklich legt sich eine knisternde Ruhe über die Drei. Draußen ist kurz ein vorbeifahrendes Auto zu hören. „Ich schicke ihn eigenhändig zum Allspark!“ Wutentbrannt löst Soundwave sein Hologramm auf und noch im selben Moment sind quietschende Reifen zu hören. Obwohl Shockwave nicht gerade dafür bekannt ist seine Geduld zu verlieren, muss er sich gerade ganz schön zusammen reißen um nicht ein Knurren von sich zu geben. Während er versucht konzentriert zu arbeiten steht Barricade direkt hinter ihm und sieht jedem noch so kleinen Schritt zu. Wie soll man denn so vernünftig arbeiten. „Hast du nichts besseres zu tun?“ Etwas genervt dreht sich Shockwave zum Angesprochenen um. Er wollte es nicht soweit kommen lassen die Geduld zu verlieren. Er ist nicht gerade dafür bekannt Gnade zu zeigen. Und das würde Lord Megatron sicher nicht sonderlich gut heißen. „Ich führe nur den Befehl von Lord Megatron aus.“ Wenn er es könnte, hätte jetzt wohl sein Auge gezuckt. „Statt mich beim Arbeiten zu stören, solltest du lieber die Stadt im Auge behalten. In letzter Zeit lassen sich die Autobots oft hier blicken.“ Ein Knurren dringt aus Barricades Kehle. „Willst du mir vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen haben?“ Dabei hebt er bereits bedrohlich die zur Faust geballte Hand. „So lange du in MEINEM Labor bist, ja.“ Gerade als es so aussieht, als würde Barricade zuschlagen ist ein lauter Knall zu hören und das Polizeiauto findet sich an die Wand gedrängt wieder, eine Kanone im Gesicht hängend. „DAS NENNST DU AUFPASSEN?!!“ Wäre die Wände nicht schalldicht, hätte man Soundwave wohl noch draußen gehört. Mitten in der Fahrt hat er sich mit vollem Schwung transformiert, im gleichen Moment die Kanone gezogen und hätte er nicht wenigstens noch ein bisschen Selbstbeherrschung, wäre Barricade wohl jetzt ein einziger, lebloser Schrotthaufen. Shockwave steht unbeeindruckt daneben und sieht den beiden einfach nur zu. „Sie wollte doch, dass ich gehe!“ „Und das gibt dir das Recht es einfach zu tun?! Seit wann hörst du auf Menschen?!“ „Sie ist mir auf die Nerven gegangen!“ Eine sich aufladende Kanone ist zu hören. „Eins meiner Experimente war es nicht. Und auch die Autobots sind es nicht.“ Die beiden drehen sich zu Shockwave um und Soundwave lässt die Waffe wieder sinken. Scheinbar hatten beide seine Anwesenheit vergessen. Da der fragende Blick von beiden nun auf ihm ruht, räuspert er sich kurz um fortzufahren. „Mein System hätte es sofort registriert, wäre eins der Experimente in der Stadt unterwegs. Und auch die Anwesenheit der Autobots konnte ich heute nicht registrieren.“ „Es ist also nicht meine Schuld das sie...“ Bevor er zu Ende reden kann hat Barricade wieder Soundwaves Kanone im Gesicht. „Du wirst sie finden.“ In seiner Stimme schwankt eine Morddrohung mit. Gleich darauf transformiert sich Soundwave selbst um sich auf den Weg zu machen. Als Soundwave das Labor verlassen hat entweicht Barricade nochmal ein Knurren, als er sich auch transformiert und davon fährt. Nur Shockwave bleibt zurück, froh darüber endlich seine Ruhe zu haben. Ich streiche mir ein bisschen über den Arm. So langsam wird es doch ganz schön kalt. Es ist eben noch Winter. Die beiden Möchtegern-Entführer streiten sich immer noch darüber, wer nun bei meinen Eltern anruft und was sagen muss. Nur Schade, dass sie den Ausgang blockieren. Sonst hätte ich vielleicht abhauen können, ohne das sie es bemerken. Die Lagerhalle liegt wirklich direkt am Wasser und soweit ich das beurteilen kann gehört sie wohl zu einem Fischereibetrieb. Es stinkt hier drin nämlich fürchterlich nach Fisch. Plötzlich hören die beiden Hohlköpfe auf sich zu streiten. Draußen sind Motorgeräusche zu hören. Es ist also ein Auto in der Nähe. Ungewöhnlich, da dieses Gebiet eigentlich sehr abgelegen ist. Und Freitags um diese Uhrzeit arbeitet auch keiner mehr hier. In mir macht sich die Hoffnung breit, dass sie mich gefunden haben. Ich versuche zu orten, wo genau die Geräusche herkommen und wie weit sie noch weg sind. Leider verliere ich dabei die beiden anderen aus den Augen, die wohl der Meinung sind, dass es hier nicht mehr so sicher ist. Ehe mir richtig bewusst wird was passiert, befinde ich mich wieder auf der Rückbank dieses Autos und wir fahren mit quietschenden Reifen los. Na klasse. Ich rappel mich etwas auf um nach hinten raus zu sehen. Im selben Moment kommt ein Polizeiauto hinter dem Lagerhaus hervor und schaltet seine Sirenen ein. Das Decepticonsymbol an der Fahrertür reicht mir schon. „Barricade!“ Ich achte darauf, dass die beiden vorne mich nicht hören, aber es macht sich doch ein Gefühl der Erleichterung breit. Auch wenn ich doch etwas gehofft hatte, dass es Soundwave ist. Allerdings muss ich mich jetzt festhalten, denn auch die anderen beiden geben nun Gas. Ich drehe mich nicht zu ihnen um, aber ich kann hören wie sie sich darüber streiten, wer Schuld daran ist, dass die Cops sie gefunden haben. Wir fahren fast durch das gesamte Industriegebiet, Barricade die ganze Zeit dicht hinter uns. Doch dann biegt er plötzlich scharf in eine andere Richtung ab. Ich ahne schon was kommt und beeile mich lieber mit dem Anschnallen. Und das keine Sekunden zu spät, denn im nächsten Moment taucht Barricade direkt vor uns auf und blockiert den Weg. Natürlich können die beiden nicht rechtzeitig bremsen und kollidieren mit ihm. Das Polizeiauto trägt dabei keinen Kratzer davon, aber mit dieser alten Karre werden die beiden wohl nicht mehr sehr weit kommen. Als die beiden entscheiden schnell auszusteigen ergreife ich die Chance der entriegelten Tür um auch auszusteigen. Barricade steht bereits in seiner Holoform neben dem Polizeiauto. „Last das Mädchen gehen.“ Seine Stimme klingt aggressiv und befehlend. Aber die Hohlköpfe sind sich dieser Gefahr natürlich nicht bewusst. Nein, der merkwürdige Kerl mit Bart fummelt kurz in seiner Tasche rum um eine Pistole aus dieser zu ziehen. Ich schlucke etwas. Damit hatte ich nicht gerechnet. Allerdings eher meinetwegen. Wenn ich bedenke, das der Kerl die ganze Zeit hätte auf mich schießen können. Aber natürlich zielt er jetzt auf Barricade und drückt ab. Wie zu erwarten trifft es ihn aber nicht. Nicht zuletzt, weil er nicht unelegant ausweicht. „Großer Fehler.“ Ich beschließe lieber etwas in Deckung zu gehen, als er verschwindet und ein Geräusch die Luft erfüllt, das an aufeinander reibendes Metall erinnert. Ich höre wie die Pistole auf dem Boden aufkommt, als Barricade in seiner vollen Größe vor den beiden steht. Als wenn das nicht schon genug wäre, richtet er auch noch seine Kanone auf die beiden. „Wollt ihr das wirklich versuchen?“ Im nächsten Moment kippen beide ohnmächtig nach hinten. „Was für Weicheier.“ Ich wage mich aus meinem Versteck vor und gehe an den beiden vorbei. Die würden wohl nicht so schnell wieder zu sich kommen. „Was machen wir jetzt mit denen?“ Barricade fährt seine Waffen hoch. „Eliminieren?“ Beinahe hätte ich ja gesagt, aber nur beinahe. Barricade transformiert sich und ich beeile mich etwas mit dem Einsteigen. Gleich darauf fahren wir los. „Nicht unbedingt das, was ich mir von deiner Idee erhofft hatte, aber zufriedenstellend.“ „Fesseln muss schon sein. Sonst hauen sie ja ab, bevor man sie findet. Aber wir hätten sie vielleicht nicht unbedingt von der Decke baumeln lassen müssen.“ „Sie haben es nicht anders verdient. Immerhin haben sie es gewagt auf mich zu schießen.“ Wir verlassen das Industriegebiet und fahren zurück auf die Hauptstraße. „Wie hast du mich gefunden?“ „Das war reines Glück. Und hätte Soundwave mir nicht gedroht mich zu töten, wäre ich auch gar nicht hier.“ „Du hättest ja nicht wirklich aktiv nach mir suchen müssen.“ Schweigen macht sich über uns breit und ich lasse meinen Blick aus dem Fenster schweifen. Wir sind doch ein ganzes Stück weit weg von Zuhause und von Shockwaves Labor. Man muss erstmal darauf kommen hier zu suchen. „Du bist gar nicht so übel wie ich dachte.“ Vorsichtig streiche ich über das Lenkrad und das Polizeiauto verliert kurz seine Spur. „...Erzähl das ja keinem.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)