Zwischen den Welten von CanisMinor ================================================================================ Kapitel 22: Vorbereitungen -------------------------- Die ersten Sonnenstrahlen des Tages fallen durch mein Fenster und scheinen mir direkt ins Gesicht. Verschlafen ziehe ich mir die Decke über den Kopf. Ich habe wohl vergessen das Fenster abzudunkeln. Oder jemand bestimmtes hat alles aufgezogen. Das letzte ist wahrscheinlicher. Irgendwie amüsiert mich das und ich beschließe mich doch wieder aus meiner Decke zu schälen. Das die Sonne schon aufgeht bedeutet immerhin, dass es schon etwas später am Morgen ist. Am liebsten würde ich mich jetzt ausgiebig strecken, doch von solchen Aktionen nehme ich lieber noch ein bisschen Abstand. Noch dauert es, bis es mir wirklich wieder ganz gut geht. Das merke ich auch, als ich mich vorsichtig aufsetze. Durch diese Bewegung geht doch noch ein Ziehen durch meinen Bauch und meine Brust. Es dauert halt, bis alles verheilt ist. Shockwave ist aber der Meinung, dass alles wieder ganz in Ordnung sein wird. Nun, bei Ärzten wäre ich vielleicht stutzig geworden, aber Shockwave hat wirklich noch nie daneben gelegen. Also warum sich unnötig Gedanken machen? Ich brauche noch einen Moment, bis ich aufgestanden bin und mich fertig gemacht habe. Das ich zur Zeit länger brauche ist dann doch eines der lästigeren Dinge. Aber ich habe auch Angst davor es gleich zu übertreiben. Es ist halt doch keine kleine Sache. Ich ziehe mir gemütliche Sachen an und gehe dann zum Fenster. Es ist alles mit Schnee bedeckt. Autos, die schon länger nicht mehr bewegt worden sind, sind komplett mit Schnee bedeckt und ragen wie ein Hügel aus der weißen Landschaft. Die Wolken am Himmel sehen so aus, als würde es auch heute wieder schneien. Ich nehme den Laptop von meinem Schreibtisch und gehe nach unten. Ich lege ihn unten auf den Wohnzimmertisch und gehe in die Küche, um mir Frühstück zu machen. Das Geräusch aus dem Wohnzimmer ignoriere ich. Ein paar Minuten später gehe ich mit einem voll beladenen Teller zurück. „Guten Morgen, Laserbeak.“ Als ich es mir auf dem Sofa gemütlich gemacht habe, liegt er sofort neben mir, eingerollt wie ein Hund. Vielleicht nicht ganz, aber der Vergleich gefällt mir. Nach diesem Vorfall bin ich die letzten Tage vor den Weihnachtsferien Zuhause geblieben. Ich hätte es ja so nie verstecken können. Und ich habe wirklich Glück, dass meine Eltern wie jedes Jahr weg sind. Ich schalte das Radio ein und es dringt schöne Weihnachtsmusik aus den Lautsprechern. Stimmt ja, morgen ist Heilig Abend. Ich sehe mich ein wenig im Zimmer um. Es ist zwar schon schön weihnachtlich, aber ich habe mich nicht wirklich auf die Feiertage vorbereitet. Nicht Mal ein Weihnachtsbaum ist da. Ich habe zwar nur noch einen Tag, aber es wäre doch wirklich Schade die Feiertage einfach so verstreichen zu lassen. Das ein oder andere lässt sich bestimmt noch organisieren. Ich bringe meinen Teller in die Küche und gehe dann nach oben. Laserbeak scheint schon wieder eingeschlafen zu sein. Manchmal ist er schlimmer als eine Katze. Nur, dass er auch Nachts so viel schläft. Vor dem an meiner Schranktür befestigten Spiegel bleibe ich stehen. Vorsichtig ziehe ich mein Oberteil ein Stück nach oben. Sofort sticht die tiefrote Narbe ins Auge. Sie zieht sich über meinen kompletten Oberkörper. Sie wird noch verblassen, keine Frage. Leider ist sie aber zur Zeit noch so stark zu sehen, dass ich davon Gänsehaut bekomme. Als Shockwave die Fäden gezogen hat, habe ich mich nicht getraut hinzusehen. Erst als ich wieder Zuhause war, habe ich das erste Mal das Oberteil hochgezogen. Ich hatte mich ganz schön erschreckt, aber das hatte sich auch schnell wieder gelegt. Es hätte auch viel schlimmer aussehen können. Zudem verheilt es wirklich gut. Ich streiche über die Narbe, lasse dann aber mein Oberteil wieder nach unten fallen. Stattdessen nehme ich mir meinen kleinen Notizblock von meinem Schreibtisch und beginne mir einige Sachen aufzuschreiben. Sonst vergesse ich am Ende nur wieder die Hälfte. Die Liste wird doch länger, als ich gedacht habe. Was einem nicht noch alles einfällt, wenn man so darüber nachdenkt. Ich packe den Block in meine Tasche, während ich darüber nachdenke, was ich am Besten anziehe. Es darf schließlich nichts sein, was auf die Narbe drückt. Das ist gar nicht so einfach, weil alles noch so empfindlich ist. Aber irgendwas fällt mir schon ein. Ich habe auch schnell eine gute Idee. „Du willst weg?“ Laserbeak steht neben mir, als ich mir gerade meine dicken Winterstiefel anziehe. Immerhin hat es gerade wieder angefangen zu schneien. „Ja, ich muss noch ein paar Einkäufe machen. Du kannst selbst entscheiden, ob du mit willst.“ Ich muss leicht lächeln, als ich sehe wie Laserbeak scheinbar angestrengt darüber nachdenkt. Während ich warte ziehe ich mir meine dicke Daunenjacke an und lege mir den dicken Wollschal um, den ich so liebe. Mit ihm habe ich jedenfalls noch nie gefroren. Ein paar Minuten später verlasse ich das Haus mit Laserbeak in der Tasche. War ja eigentlich klar, dass er mich nicht alleine gehen lässt. Zum Glück kann er sich so klein machen. Etwas erleichtert aus der Kälte zu kommen betrete ich das Einkaufszentrum. Es ist das größte der Stadt. Ich hielt es für besser hierher zu fahren, da es draußen mittlerweile doch ganz schön doll schneit. Ich mache meine Jacke auf, weil es recht warm hier drin ist und sehe dann auf meine Liste. Von Laserbeak bekomme ich kein Lebenszeichen. Vermutlich ist er schon wieder eingeschlafen. Zuerst laufe ich zu einem Geschäft für Dekoartikel. Ich habe zwar schon eine Menge aufgestellt, aber so ein paar Sachen vermisse ich dann doch noch. Unter anderem sind nicht mehr viele Kerzen da. Als ich jedoch vor den ganzen Kerzen stehe, bin ich doch ein bisschen überfordert. Nicht nur, dass es so viele Größen und Farben gibt, riechen sie ja auch noch so unterschiedlich. Am Ende entscheide ich mich doch für ein paar einfach, duftlose. Aber in rot und grün. Es soll ja zum Anlass passen. Und ein paar Kerzenhalter, die schön weihnachtlich aussehen. Danach laufe ich direkt zum Supermarkt. Lebensmittel habe ich für die Weihnachtstage leider noch überhaupt keine. Ich bin ja nicht dazu gekommen. Wie erwartet wird es auch ein recht großer Einkauf. Nach dem Einkauf muss ich mir erstmal eine Pause gönnen. Es ist doch noch anstrengender für mich als ich dachte. Ich habe die Einkäufe neben mir gestellt, während ich die Brezel essen, die ich mir gerade geholt habe. Ein bisschen außer Atem bin ich. Das Einkaufzentrum ist wie jedes Jahr mit einem großen Weihnachtsbaum geschmückt. Es stimmt mich schon ein bisschen traurig den zu sehen. Da werde ich mir noch etwas einfallen lassen müssen. Ich sehe mir ein bisschen die vorbeilaufenden Leute an. Da es der letzte Tag vor den Feiertagen ist, sind sehr viele Menschen unterwegs. Immerhin haben die Geschäfte morgen nur bis Mittag auf. Viele sehen sehr gestresst aus. Die Meisten haben es sehr eilig. Das wäre mir viel zu kräfteraubend. Normalerweise würde ich auch nicht erst einen Tag vorher losgehen. Aber die letzten Monate waren nun Mal alles andere als normal. Ich beschließe weiterzugehen. Das wichtigste habe ich ja schon. Bei dem kleinen Blumenladen hole ich mir ein paar Tannenzweige. Ich hatte dieses Jahr zwar keinen Adventskranz, aber zumindest an den Weihnachtstagen wäre etwas ähnliches doch ganz schön. Ich habe Glück und bekomme gerade noch so die letzten. Damit habe ich alles zusammen, was ich wollte. Mittlerweile ist auch genug Zeit vergangen. Ich habe heute ja noch eine Menge vor. Doch vor einem Klamotten-Laden bleibe ich noch mal stehen. Ich habe es schon lange nicht mehr gemacht, weil ich eigentlich immer ganz alleine bin. Aber dieses Jahr könnte ich es vielleicht Mal wieder machen. Zuhause angekommen lasse ich mich erstmal auf mein Sofa fallen. Feiertage können auch sehr anstrengend sein. Aber es hat sich gelohnt. Nach einer kurzen Pause und nachdem ich mich wieder etwas gemütlicher angezogen habe, räume ich die Einkäufe weg und mache mich daran, die Deko aufzustellen. Die Tannenzweige lege ich im Kreis um die Kerzenständer, die ich auf dem Tisch aufgestellt habe. Danach gehe ich in die Küche. Beim Einkaufen ist mir die Idee gekommen, dass ich eigentlich gerne Mal wieder Weihnachtskekse backen würde. Also habe ich mir einfach alles dafür mitgebracht. Laserbeak beobachtet mich neugierig, als ich in den Schränken nach den Ausstechformen suche. Ich habe auch schnell gefunden, was ich suche und beginne damit den Teig zu machen. Als ich ein Auto bremsen höre horche ich kurz auf, mache dann aber weiter. Zu genau kenne ich das Geräusch mittlerweile schon. Ich erschrecke mich auch nicht mehr, als ich das bekannte Geräusch hinter mir höre. „Weißt du eigentlich, dass es höflicher ist draußen vor der Tür zu warten und zu klingeln?“ „Das hat dich doch sonst auch nicht gestört.“ Ich drehe mich kurz um und sehe Soundwave lässig am Türrahmen lehnen, wende mich dann aber wieder meiner Tätigkeit zu. „Du warst heute weg?“ „Ja, ich war einkaufen. Laserbeak war bei mir.“ Nicht, dass er das nicht wüsste. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass nochmal betonen zu müssen. „Du solltest dich lieber ausruhen. Es ist jetzt gerade zwei Wochen her.“ „Ja, ich weiß. Aber ich kann einfach nicht wochenlang nur dasitzen und nichts tun. Ich mache ja nichts, was mich gefährden könnte. Außerdem ist Laserbeak doch auch noch da. Und wenn die Feiertage vorbei sind bin ich auch wieder ganz artig.“ Ich weiß, dass ich es nur Shockwave zu verdanken habe, dass ich schon wieder soweit auf den Beinen bin, aber es ist einfach nur schrecklich, wenn man ganz alleine irgendwo ist und zum Nichtstun verdammt ist. Laserbeak ist da auch nicht gerade eine große Hilfe. Ich packe den Teig in den Kühlschrank und räume ein bisschen auf. Dann muss ich nachher nicht so viel auf einmal machen. Danach habe ich sogar noch genug Zeit um mich einen Augenblick hinzusetzen. Schon fast unbewusst streiche ich über die Narbe. „Hast du Schmerzen?“ Etwas überrascht sehe ich zu Soundwave rüber. Bis mir dämmert, warum er das gefragt hat. „Nein, nein! Das war schon ganz automatisch. Mach dir keine Sorgen. Ich kann schon auf mich aufpassen.“ Ich bin mir nicht sicher, ob diese Worte ihn oder mich beruhigen sollen. Zumindest ich fühle mich jetzt besser. Ich sehe mich nochmal ein wenig im Wohnzimmer um. Jetzt kommt wenigstens richtig Weihnachtstimmung auf. Zumindest wenn man was damit anfangen kann. Ich wage es mich ein ganz kleines bisschen zu strecken, lass es dann aber doch lieber sein. Das Ziehen, das dabei auftritt ist doch zu unangenehm. Dann laufe ich wieder zur Küche. Der Teig hat genug geruht. Wird Zeit, dass ich ihn weiter verarbeite. Dafür heize ich schonmal den Ofen vor. Anschließend hole ich den Teig aus dem Kühlschrank und breite ihn auf der Arbeitsfläche aus. Etwas amüsiert stelle ich fest, dass Soundwave und Laserbeak mich dabei ganz genau beobachten. Und das sicher nicht nur, weil sie sich Sorgen um mich machen. Ich steche mit den Ausstechformen die Kekse aus dem Teig aus und lege sie auf das Blech. Das wiederhole ich so lange, bis ich den ganzen Teig aufgebraucht habe. Bis dahin ist der Ofen auch bereit. Ich habe aus dem Teig immerhin zwei Bleche erhalten. Die schiebe ich nun in den Ofen und stelle die Eieruhr. Erst dann sehe ich wieder zu den beiden rüber. „Macht es Spaß die ganze Zeit dazustehen und mich zu beobachten?“ „Was machst du da eigentlich?“ „Ich backe Weihnachtskekse. Das ist eine Süßigkeit, die man gerne um diese Jahreszeit ist.“ Zugegeben, manchmal mache ich sie auch außerhalb der Weihnachtszeit, weil ich welche haben will. Aber wer hat das nicht schonmal gemacht? Ich versinke ein bisschen in meinen Gedanken. „...Schade, das es dieses Jahr keinen Weihnachtsbaum gibt.“ „Was?“ „Ach äh... Das gehört auch ein bisschen zu unseren Traditionen. Zu Weihnachten stellt man sich einen Tannenbaum in das Haus und schmückt ihn. Also einen Weihnachtsbaum.“ „Wozu soll das gut sein.“ Ich zucke nur mit den Schultern. „Das ist halt eine schon sehr alte Tradition. Nicht alles muss heute noch einen Sinn haben. Die Leute machen es trotzdem, weil man es halt immer so gemacht hat.“ Das Piepen der Eieruhr lässt mich kurz zusammenzucken. Ich stelle sie aus und hole die Bleche aus dem Ofen und stelle diesen dann aus. Die müssen jetzt erstmal abkühlen. Im Wohnzimmer setzte ich mich vorsichtig wieder auf das Sofa. Das war wohl doch ein bisschen viel gewesen. Den strafenden Blick von Soundwave spüre ich förmlich auf der Haut brennen. Ich kuschel ein wenig mit einem Kissen und sehe aus dem Fenster. Die Sonne ist wieder etwas raus gekommen, als ich wieder aufwache. Ich wollte mich eigentlich nur einen Moment auf das Sofa legen um mich auszuruhen, aber dann bin ich wohl doch eingeschlafen. Der Uhr nach habe ich aber nur gut zwei Stunden geschlafen. Es dämmert noch nicht mal draußen. Als ich mich aufrichte, macht sich ein penetrantes Stechen unter der Narbe breit. Ich atme einmal tief durch und sehe mich um. Sowohl Soundwave als auch Laserbeak sind nicht mehr da. Schon merkwürdig. Die letzten zwei Wochen haben sie mich keine Sekunde allein gelassen. Ich gehe in die Küchen und sehe nach den Keksen. Wie erwartet sind sie mittlerweile abgekühlt. Für die restliche Arbeit kann ich mich zum Glück hinsetzen. Ich lasse mir aber alle Zeit der Welt, als ich mir alle Sachen zusammen suche. Nur den Zuckerguss muss ich vorher noch fertig machen. Aber das ist zum Glück nicht so aufwendig und schnell gemacht. Damit setze ich mich dann an den Küchentisch und beginne die Kekse zu verzieren. Es ist schon fast dunkel draußen und ich bin gerade dabei die letzten Kekse zu verzieren, als ich das mir altbekannte Geräusch höre. Ich drehe mich zu Soundwave um. „Warst du dich aufwärmen?“ „Unter anderem.“ Er stellt sich genau neben mich. „Wieso hast du Laserbeak mitgenommen?“ „Er sollte dich nicht stören.“ Ich lege den letzten Keks in die Dose, die ich dafür rausgesucht habe. Die ist mittlerweile auch randvoll. Also packe ich den Deckel darauf und beginne alles wieder aufzuräumen. „Ihr hättet mich nicht gestört.“ Ich räume alles weg und mache mir dann etwas zum Abendbrot. Jetzt habe ich auch richtig Hunger bekommen. Kein Wunder, wenn man diese ganzen, leckeren Kekse vor einen liegen hat. Aber die sind für morgen. Ich schalte zum Essen den Fernseher ein. Es hat echt gut getan aus dem Haus zu kommen und auch sonst etwas zu tun. Auch wenn es sehr anstrengend war. Morgen werde ich mich erstmal ausruhen müssen. Aber dafür habe ich jetzt etwas, auf das ich mich freuen kann und das tut wirklich gut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)