I'll always remember von Liete ================================================================================ Kapitel 5: 5. Kapitel --------------------- Die Erleichterung über die endlich überstandene Prozedur der Heilung rückte in den Hintergrund. Es ist ein Fehler gewesen, nicht wenigstens den Mut aufzubringen der Zwergin die Gründe dafür zu nennen, warum er sie nicht erhören konnte. Oder nicht? Es ist doch so viel einfacher. Radagast‘ Worte holten ihn aus seinen Gedanken zurück: „Junger Thorin, Ihr verdrängt etwas Wichtiges.“ Er winkte abfällig: „Es ist immer das Gleiche mit diesem ach so zivilisierten Völkern. Immer vergessen sie was wirklich wichtig ist. Stärke resultiert nicht aus bloßer Muskelkraft und ungebrochenem Siegeswillen.“, er seufzte tief, „Ihr könnt es nicht leugnen junger Thorin. Im Rausch dieser Kräuter wird so manches wohl gehütetes Geheimnis enthüllt. Lasst mich Euch einen Rat geben.“ Er sah Thorin tief in die Augen: „Belastet Euer Herz nicht grundlos. Gönnt wenigstens diesem Teil Eurer Seele Frieden, bevor Ihr in Euren Krieg zieht. Ihr werdet es bereuen, wenn es erst zu spät ist.“ Unruhe stieg in Thorin auf. Radagast hatte Recht. Der einfache Weg war nicht immer der Beste. War es das überhaupt jemals? Diese Zwergin gehört zu ihm. Und sie Beide wussten es. Warum es länger vor ihr verleugnen? Er sah zu dem Zauberer auf, der während seiner Rede aufgestanden war und nun unruhig im Raum auf du ab ging. Seiner schnellen Genesung nicht recht trauend stand Thorin vorsichtig auf, doch es war alles in Ordnung. „Radagast…“ Der Zauberer unterbrach ihn wirsch: „Es sind keine Worte nötig, junger Zwerg. Doch seid in Zukunft vorsichtiger bei der Wahl Eurer Widersacher. Denn dann werde ich nicht vor Ort sein um Euch zu helfen.“ Thorin verneigte sich leicht zum Zeichen seines Dankes. Radagast lächelte breit zur Antwort. Ohne ein weiteres Wort nahm Thorin seinen Mantel und verließ das kleine Haus. Vor der Tür ließ Thorin den Kopf in den Nacken fallen und atmete so tief ein, wie er nur konnte. Die klare Luft hier draußen tat ihm gut. Endlich wusste er was zu tun ist. Er sah sich um. Am Ende der Straße sah er bereits das einladend beleuchtete Gasthaus. Auf direktem Weg ging er die Straße hinauf. Er wollte keine weitere Minute verlieren. In der Halle lärmten die zwölf Zwerge und mit Sicherheit auch Bilbo. Der Halbling ließ sich ebenso wenig ein kostenloses Festmahl entgehen, wie es der Rest seiner Gemeinschaft tun würde. Keiner von ihnen schien Thorin bereits vermisst zu haben. Vor seinen Räumen blieb er verunsichert stehen. Hatte er die richtigen Worte nun schon gefunden? Er würde sich für seine Lüge entschuldigen. Er würde gestehen, dass es kein Zufall war, dass sich ihre Blicke in der Zeit, in der sie in der Stadt der Menschen gelebt hatten, nie getroffen hatten und er so bald verschwunden war. Und er würde sie für seine Feigheit um Verzeihung bitten, sie nun schon zum zweiten Mal der Erfüllung ihrer Träume beraubt zu haben. Er würde ihr schwören sie, in dem schönsten goldenen Kleid das in ganz Mittelerde je gesehen wurde, zur Königin zu machen. In der prunkvollen Halle des Erebor würde er sie zur Frau nehmen und für immer für sie da sein. Und so sie ihm nur ein kleines Stück weit verzeihen könnte und es ihm erlaubte, würde er so sanft wie nur möglich dieses Versprechen mit einem Kuss auf ihre Stirn besiegeln, wie es unter seinem Volk einst üblich war. Ja. Das war es, was er tun würde. Mut und Zuversicht keimten in ihm auf. Ein letztes Mal holte er tief Luft. ‚Bitte. Lass sie mir meine dumme Feigheit verzeihen!‘ Sollte er eigentlich anklopfen? Er war so aufgeregt. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Leise öffnete er die Tür ein Stück und lugte durch den Spalt wie ein kleiner, spionierender Junge. Die Leere die ihm aus dem Zimmer entgegen starrte war wie ein Schlag ins Gesicht. Sie war nicht hier. Thorin wurde das Herz schwer. Und schon im nächsten Moment schalte er sich selbst. Wie naiv von ihm. Natürlich war sie fort. Warum hätte sie auch warten sollen? Er hatte sie abgewiesen. Er schloss die Tür hinter sich. Das Feuer im Kamin knisterte im gleichen Rhythmus wie zuvor und doch war alles dunkler. Die von ihr mitgebrachten Sachen waren verschwunden. Nicht die kleinste Spur hatte sie hinterlassen. Nur sein Wams lag ordentlich zusammengefaltet auf dem Tisch. Niedergeschlagen setzte Thorin sich auf den Stuhl, auf dem er schon vorher gesessen hatte. Er nahm seine Kleidung in die Hand. Bildete er sich das nur ein oder duftete sie sogar noch nach ihr? Tief sog er ihren Geruch in sich ein. Er spürte wieder ihre vorsichtigen Berührungen auf seiner Schulter, hörte ihre sanfte Stimme. Frust sammelte sich in Thorin. Mehr als er je meinte ertragen zu können. Müde sackte er über der Tischplatte zusammen. Den Kopf auf eine Hand gestützt, die Haare fielen ihm ins Gesicht, seinen Wams fest an seine Wange gedrückt. Er spürte sogar noch die Nässe ihrer Tränen. Er hatte es vermasselt. Alles hätte für den Moment so schön sein können. Er hätte das Versprechen mit dem Kuss besiegelt und dabei den wunderbaren Duft ihres Haars aufnehmen können. Doch so schnell hätte er sie nicht wieder loslassen können. Vorsichtig hätte er ihre Wangen in seine Hände genommen und sie an sein Gesicht gezogen. Er hätte ihren warmen Atem auf seinen Lippen gespürt, der einen wohligen Schauer über seinen Rücken laufen lassen hätte. Er hätte ihr in ihre unergründlichen Augen geblickt und nach einem Zeichen der Zustimmung gesucht. Und wenn auch nur die kleinste Spur davon erkennbar gewesen wäre, und er wusste mit Gewissheit, dass es das wäre, hätte er sich ihrer beiden Lippen berühren lassen. Das überwältigende Prickeln, das in ihm aufgestiegen wäre, hätte auch sie erfasst. Er hätte sie fest an sich gedrückt und ihre wohl proportionierten Rundungen an seinem Körper gespürt. Vorsichtig hätte seine Zungenspitze ihre Lippen nachgezeichnet. Und sie hätte es ihm gleich getan. Sie hätten sich schließlich gefunden und zart betastet. Ihrer beider Leidenschaft hätte sie übermannt. Die sanften Berührungen ihrer Zungen und Hände wäre fordernder, stürmischer geworden. Und für diese viel zu kurze Zeit wären sie beide erfüllt mit schier unendlichem Glück. Doch es war zu spät. Er hatte versagt – wieder einmal. Ein tiefes Seufzen entfuhr Thorin. Vielleicht war es besser so. Nach allem war er doch noch immer ein König ohne Krone, ohne Reich, ohne Volk und ohne Zukunft. Welches Recht hatte er schon diese Frau zu wählen? Langsam zog er sein Wams an. Er genoss den letzten Rest des süßen Duftes, der ihn umgab. Vielleicht schon in wenigen Stunden würde er verflogen sein. Und auch die Tränen darin wären getrocknet. Thorin suchte Halt in dem Gedanken, dass sie auf diese Weise doch immer noch bei ihm war. Er blickte auf und starrte in die Dunkelheit vor dem schmutzigen Fenster, doch nichts war dort draußen zu sehen. So vergingen einige Minuten in denen Thorin trübsinnig seinen Gedanken nachhing, bis ihn ein Geräusch an der Tür aufhorchen ließ - eine Art Scharren oder Kratzen. Thorin drehte sich langsam um. Auch nur den kleinsten Funken von Hoffnung verbot er sich und konnte doch nichts dagegen tun, dass er sich in seinen Geist einschlich. Schließlich senkte sich der Türgriff und herein gestrauchelt kam Kili. „Onkelschen! Da bis du ja. Wir vermissn disch schon alle. Du hattst Recht. Es gibt Bier. Richtig Guts sogar! Und wenn d‘ nich bald mitkommst, wirst du nichs mehr davon abkriegn!“ Er grinste breit, schwankte zu Thorin und ließ sich ihm gegenüber auf den Stuhl fallen. Ungläubig blinzelte Thorin seinen Neffen an: „Junge, bist du betrunken. Das wird dir morgen sehr leid tun.“ „Ach komm schon Onkelschen!“ Er guckte Thorin mit großen treuen Augen an und knuffte ihn schließlich in die Schulter. „Wann habn wir schon mal die Gelegnheit richtig zu feiern?“ Er taumelte um Thorin herum und umarmte ihn über die Stuhllehne hinweg. „Nich so misssmutig Onkelschen. Balld sin wir beim Erebor und dann haun wir den doofn Drachn tot und dann habn wir unser schönes Zuhause wiedr. Und dann wird alles gud.“ Thorin grinste in sich hinein. So wie Kili es sagte, war es eigentlich ganz einfach. Kili ließ seinen Onkel los und taumelte durch das Zimmer. Leise und auffallend klar sang er ein Lied, das Thorin nur zu gut kannte: „Über die Nebelberge weit, zu Höhlen tief aus alter Zeit, da ziehn wir hin da lockt Gewinn, An Gold und Silber und Geschmeid“ Er setzte sich auf die Kante von Thorins Bett und blinzelte träge. „Und dort wo knisternd im Gehölz erwacht, Ein Brand vom Winde angefacht...“ Langsam ließ er sich nach hinten umkippen. „Zum Himmel rot die Flamme loht, Der Wald befackelt hell die Nacht.“ Die letzten Takte der Melodie waren deutlich langsamer und leiser geworden und die letzten Silben hatte Kili sicher nicht einmal mehr mitbekommen. Sein leises Schnarchen erfüllte den Raum. Nun musste Thorin wirklich lächeln. Sein Neffe verstand es ihn wieder aufzurichten, auch wenn er selbst es nicht merkte. Zumindest für ihn musste er stark bleiben. Für seine Gemeinschaft und seine Schwester, für sein zukünftiges Volk. Und nicht zuletzt auch für seine zukünftige Gemahlin. Denn er würde sie finden. Und auch wenn sie nichts davon wusste, so würde er sein Versprechen doch wahr machen. Und dann wäre er endlich ihr König – ihrer allein. Vorsichtig zog Thorin die Decke unter Kili hervor und deckte ihn damit zu. Kili schien nicht das Geringste davon zu merken. Nicht einmal der Drache hätte ihn in dieser Nacht aufwecken können. Sein Schnarchen schwoll zu einer beachtlichen Lautstärke an. Thorin schmunzelte immer noch in sich hinein. Seinem Neffen würde ein übler Morgen bevorstehen. Aufrecht verließ Thorin seine Räume um seinen treuen Begleitern Gesellschaft zu leisten und vielleicht doch noch etwas von dem Bier zu bekommen. Erst jetzt merkte er, wie hungrig er war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)