I'll always remember von Liete ================================================================================ Kapitel 4: 4. Kaptel -------------------- Nun, wo der betäubende Rauch zwar nicht fort, aber immerhin nicht mehr so stark war, beruhigten sich Thorins Gedanken wieder. Jedoch blieb eine unbestimmte Verwirrung. Hatte Fili um seinen Bruder trauern müssen? Hatte Azog ein so mächtiges Heer um sich scharen können? Hatten letztendlich alle seine Freunde ihr Leben in einem so ungleichen Gefecht lassen müssen? Und war nicht auch die Zwergin dort gewesen? Er blickte durch den kleinen Raum und erblickte Radagast. Richtig. Der Zauberer wollte ihm helfen. Radagast eilte durch jeden Winkel des Häuschens, offensichtlich war er auf der Suche nach etwas. Leise murmelte er vor sich hin: „Verflixt! Ich weiß, er war hier irgendwo. Ich hatte ihn doch vor einen Moment noch in der Hand. Das ist ja wie verhext!“ Sein Blick blieb an dem kleinen Feuer im Kamin hängen. „Ach! Natürlich! Wo hab ich nur meine Gedanken.“ Er huschte die wenigen Schritte zu dem Tisch in der Ecke des Raumes, auf dem allerlei Bündel von Kräutern, Federn und Schalen mit verschiedenfarbigen Flüssigkeiten, Pulvern und Salben verstreut lagen und griff nach seinem hölzernen Stab der an den Tisch gelehnt stand. Er tastete an dem Stein am wurzelförmigen Ende des Stabes herum, aber dieser ließ sich nicht lösen. Er flüsterte einige komplizierte Worte, woraufhin ihm der Stein wie von selbst in die Hand rutschte. Er war etwa faustgroß, länglich und leuchtete blass. Mit dem Relikt in der Hand wandte er sich an Thorin: „Manchmal muss Magie erst überzeugt werden. Aber sie ist auf Eurer Seite.“ Abwesend starrte er auf den mystischen Stein. Er hatte die Farbe des tiefen, weiten Belegaer, ein dunkles Blau aus dem ein schwacher aber deutlich sichtbarer Schimmer glühte. Radagast seufzte. „Nun gut. Seid Ihr bereit Herr Thorin? Ach was rede ich da? Natürlich seid Ihr das.“ Er setzte sich wieder auf den Stuhl neben der Pritsche und schob sich seine Ärmel ein Stück hoch. Wieder flüsterte er dem Relikt unbestimmbare Worte zu, bevor er ihn flach auf Thorins nackte Brust legte und dort festhielt. „Versucht einfach Euch nicht zu bewegen.“ Als der Stein seinen Brustkorb berührte, spürte Thorin eine angenehme Wärme die davon ausging. Sie sammelte sich auf seiner Haut und breitete sich darauf aus, bevor sie sich wie Nebel in seinem Innersten ausbreitete. Ein stetiger Fluss aus Wärme strömte immer weiter nach. Als hätte dieser Strom keinen Ablauf, staute er sich und wurde immer wärmer. Schließlich wurde es richtiggehend heiß und immer heißer, bis es sich schließlich anfühlte als würde sein Brustkorb brennen. Unwillkürlich spannte sich Thorins Körper an. „Radagast… wartet…!“ Der Zauberer ging nicht darauf ein. Er stand auf und drückte den Stein fester auf seine Brust. Die Hitze in Thorin schwoll immer weiter an. Sie glühte in ihm wie das heißeste aller Schmiedefeuer. Thorins Hände ballten sich zu Fäusten, er stemmte die Ellenbogen und Fersen in das harte Holz unter ihm und versuchte sich aus diesem furchtbaren Brennen zu winden. „Radagast! … bitte!“ Es sollte aufhören! Doch der Druck auf seinem Brustkorb ließ nicht nach. Der Zauberer war nun weit über ihn gebeugt und presste fast sein gesamtes Körpergewicht auf den Stein und damit auf Thorins Brustkorb. Dieser Druck nahm ihm alle Luft zum atmen. Es schmerze so. Das Brennen wollte und wollte nicht aufhören. Ihm wurde schwarz vor Augen, doch die erlösende Ohnmacht wollte sich nicht einstellen. Thorins Gedanken kreisten nur noch darum diesen entsetzlichen Flammen in seinem Inneren zu entgehen. Noch nie hatte er solche Schmerzen zu ertragen gehabt. Verbissen presste er die Kiefer zusammen. Mit einem Keuchen verschwendete er die letzte übriggebliebene Luft aus seinen Lungen. Einige schmerzlich lange Sekunden vergingen. Dann endlich ließ der Druck schlagartig nach, doch das höllische Brennen blieb. Gierig atmete Thorin tief ein, wobei seine Rippen mehrfach hörbar knackten. Endlich konnte er seine Schmerzen und all seinen Frust frei herausschreien. Was er tat solange dieser eine Atemzug nur reichte. Nun, da Radagast mit diesem verfluchten Stein von ihm zurückgetreten war, konnte er zwar wieder atmen und sich bewegen, aber vor dem wütenden Feuer in ihm gab es noch immer kein entkommen. Er drehte sich auf die Seite und krümmte sich vor Schmerzen. Alles in ihm zog sich zusammen, in dem Versuch diese flammende Glut auszuschließen. Ein heller Blitz zuckte vor seinen Augen auf. Für einen Moment gab sein Körper jede Lebensfunktion auf. Sein Blut stockte in den Adern, sein Atem setzte aus und selbst sein Herz blieb für diesen Augenblick stehen. Erneut ergriffen ihn die Furcht und die Verzweiflung aus seinem Traum. Sollte das wirklich schon das Ende sein? Würde er seine Freunde im letzten Kampf nicht einmal unterstützen, geschweige denn anführen können? Hatten sie überhaupt eine Chance? Wieder hörte er Azogs siegessicheres Gelächter, sah Fili weinend seinen kleinen Bruder eng an sich gedrückt halten. Nein! Das würde Thorin nicht zulassen. Er würde sie alle beschützen und Azog in die Knie zwingen. Er würde kämpfen bis zum letzten Moment und dieser war noch nicht gekommen! Er zwang sich einzuatmen, spürte, wie sein Herz zögernd wieder anfing zu schlagen, wie es das Blut wieder durch seine Venen trieb. Die lodernde Hitze in ihm ließ nach. Nur ein feines Glimmen blieb zurück. Erleichtert atmete Thorin auf. Seine Muskeln entspannten sich. Erschöpft drehte er sich wieder auf den Rücken und blieb dort liegen. Nach einigen Augenblicken ließ endlich auch das übriggebliebene Glimmen nach. Radagast hatte den Stein auf dem kleinen Schrank abgelegt. Er reichte Thorin einen Becher Wasser, der sich mühsam aufsetzte und diesen dankbar entgegennahm. „Nun, wie fühlt Ihr Euch jetzt?“ „Furchtbar! Das… war in der Tat ‚unerfreulich‘. Ihr solltet Eure Definition dieses Wortes nochmal überdenken.“ Nachdenklich neigte Radagast den Kopf und sah ihm in die Augen: „Horcht in Euch hinein, ehe Ihr auf meine Frage antwortet junger Zwerg.“ Und so lauschte Thorin in sich. Sein Herzschlag war ruhig und kraftvoll, sein Atem tief und gleichmäßig, kein Schwindelgefühl und keine Spur des ehemals so pulsierenden Schmerzes. „Ihr habt Recht. Ich fühle mich viel besser.“ „Haha!“, Radagast lachte breit und setzte sich wieder auf den Stuhl neben der Pritsche auf der Thorin saß, „Ich wusste doch, dass es funktionieren würde. Nicht, dass ich je daran gezweifelt hätte, aber ich hatte schon Bedenken, ob es nicht bereits zu spät sei.“ Zufrieden nickte er. Thorin sah an sich hinab. Die dunkle Färbung des Bluterguss war noch da, doch die Schwellung war zurückgegangen. Er nahm den Geruch der Salbe wahr, welche die Zwergin ihm auf die Bisse gerieben hatte. Ein Stich durchzuckte seinen Magen. Die Zwergin… Ob sie noch immer in seinen Räumen saß und weinte? Hatte er vielleicht noch die Chance seinen Fehler wieder gut zu machen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)