Praktikum von Fara_ThoRn (~ Drei Wochen und mein Leben steht Kopf) ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 - Woche zwei (Teil 1) ------------------------------------------ Jetzt geht es so langsam richtig los zwischen Phil und Flo. Und jetzt erfahrt ihr auch, was passiert ist, nachdem die Zwei von Mark und Konsorten so mies behandelt worden sind. Kapitel 2 - Woche zwei (Teil 1) Montag Morgen. Bis auf Vera und Simone ist noch niemand da. Ich helfe den Beiden vorn im Laden mit. Simone ist die kleine Blonde und Vera eine ältere, kecke Frau, die hier als Ausbilderin arbeitet. Sie ist somit für Flos Ausbildung verantwortlich. Apropos Flo ... "Kommt Flo heute später?", frage ich Simone. Sonst ist er immer sehr früh da. "Nein. Der hat heute Berufsschule. Jeden zweiten Montag und jeden Mittwoch. Letzte Woche ist die ausgefallen, wegen Allerheiligen." Er kommt heute nicht? Verflucht! Seit Samstag Nacht bin ich am hin und her überlegen. Felix' Worte haben mich echt getroffen. "Du hast sie doch nicht mehr alle!", habe ich in der Kneipe herum gebrüllt. Am liebsten hätte ich ihm eine reingehauen. "Ich sag nur was ich denke." Relaxt knabberte er eine Salzstange. "Überlege doch mal: Wäre Flo eine Frau, würdest du schon längst seinem Rockzipfel hinterherjagen. Schau mich nicht so böse an! Das musst du mit dir selbst ausmachen." Wütend und ohne ein weiteres Wort bin ich abgedampft. Zur Strafe überließ ich Felix meine Rechnung. Ich und verliebt! In 'nen Kerl! Pah! Aber je länger ich drüber nachdachte, desto mehr verstand ich seine Logik. Würde mich ein Mädchen so sehr verwirren und gedanklich beschäftigen, käme ich schnell dahinter, dass ... Ja, verdammt! Das ich verliebt bin! Um mir ganz sicher zu sein, hilft es nur, Flo gegenüber zu stehen. Das kann ich nun nicht, da er heute nicht kommt! Noch eine schlaflose Nacht! Noch mehr Grübelei und noch mehr Bauchschmerzen. Ich bin am Arsch! Trotz allen verging der Tag recht schnell und ich konnte pünktlich nach Hause. Ich klettere gerade aus meiner Dusche als es an meiner Wohnungstür klopft. Schnell schlüpfe ich in meine Shorts und werfe mir ein Handtuch über den Hals. Wer will den jetzt noch was von mir? "Hy Phil! Deine Ma hat mich reingelassen. Na? Hast du dich wieder abgeregt?" Felix! "Ja. Etwas.", murmle ich und gehe zur Seite damit er rein kommen kann. Wir hauen uns auf mein kleines Sofa. "Und? Was ist heute passiert?", werde ich sofort ausgefragt. "Nicht viel. Flo war in der Berufsschule." Klinge ich traurig? "Oh man, Felix! Sag mir doch was ich machen soll! Ich bring das nicht! Das ist echt zu viel für mich." Wir schweigen für ein paar Minuten, dann steht Felix auf und holt zwei Bier aus meinem Kühlschrank. Eine davon drückt er mir einfach in die Hand. "Willst du ihm was sagen?", fragt er und setzt sich wieder zu mir. "Bist du doof? Wir kennen uns doch gar nicht! Stell dir vor, ich sage ihm: 'Ach, Flo! Ich glaub ich hab mich in dich verschossen! Aber nicht das du jetzt glaubst, ich sei schwul!' Der hält mich doch für bekloppt!" "Vielleicht auch nicht." "Du hast die Weisheit seit kurzem wohl mit dem Löffel gefressen?" "Nein. Getrunken." Grinsend hält er mir sein Bier vor die Nase. Nun muss ich auch lachen. "Aber mal im Ernst! Man kann sich doch nicht in so kurzer Zeit verlieben." Felix zuckt mit den Schultern. "Warum nicht? Hört man doch immer wieder." "Das ist mir noch nie passiert. In einen Kerl. Scheiße ..." Ich fluche zur Zeit echt viel. Und wer ist schuld? "Phil? Lass es auf dich zukommen." Toller Rat! "Lade ihn doch mal ein. Wir könnten ja mal alle zusammen aus gehen. Ganz ungezwungen." "Du bist nur neugierig, wie er so ist.", ziehe ich ihn auf. "Klar! Jemand der dir so den Kopf verdreht sieht man nicht alle Tage!" Stimmt. Wann war ich das letzte mal verknallt? Keine Ahnung. "Erstmal abwarten und auf mich zukommen lassen ... Ja, dass ist vielleicht doch keine so schlechte Idee." Damit wäre das auch geklärt. Mit geht es zumindest wieder etwas besser. Den restlichen Abend verbrachten wir vor der Glotze, bis Felix wieder davon zog. "Zeit zum schlafen." Ich will ja nicht mit dunklen Augenringen zur Arbeit. *** Ich bin scheiße nervös! Schon vom Auto aus kann ich Flo sehen. Er kehrt den Laden und unterhält sich dabei mit Simone. Ich muss da jetzt durch! "Los Phil! Steig aus und stell dich dem Ganzen!", mache ich mir Mut. Hilft auch, denn ich befolge meinem Befehl und laufe die Einfahrt hoch zum Hintereingang. "Morgen Philipp!" Vera steht vor mir. "Guten Morgen." "Robert ist heute unterwegs. Er hat mir gesagt, was du heute machen sollst." Klasse! Die Weiber rücken ihren Lieblingsazubi sicher nicht freiwillig raus um mir bei was auch immer zu helfen. "Flo soll dir helfen." Habe ich mich gerade verhört? Nein! Ich kann mein Glück kaum fassen! "Okay. Und was soll ich für euch tun?" Meine Laune wird schon viel besser! Tja, und die heutige Aufgabe ist ... scheiß langweilig. Keller aufräumen! Der Keller ist riesig und total unübersichtlich. Eingeteilt in 5 große Räume, Regale so hoch und dicht zusammengestellt, das man kaum durchkommt. Zum Glück ist Flo dabei. Letzte Woche wäre das der Horror schlecht hin gewesen! Aber heute fühle ich mich etwas lockerer und ich muss zugeben, ich mag ihn echt! Er ist witzig und erzählt unglaublich viel. Er ist gut drauf und mit ihm macht sogar aufräumen Spaß. Bevor er hier her kam, war er in einem Restaurant angestellt und im zweiten Lehrjahr als Koch tätig. Doch die Arbeitsatmosphäre war alles andere als gut. "Ich hab geschmissen.", schließt er seine Rede über das furchtbare Arbeitsklima dort. "Und wolltest du nicht weiter in diesem Bereich was machen?" "Nein. Ich hatte die Nase gestrichen voll. Tja, so bin ich hier gelandet. Vera hat zusammen mit meiner Mutter damals gelernt. So kam eins zum Anderen." "Finde ich gut. Die meisten hätten es durchgezogen und wären unglücklich dabei gewesen. Ich wahrscheinlich auch." Mit Sicherheit sogar. Wenn ich dabei an mein Fachabi denke … Flo lächelt wieder sein herzzerbrechendes Lächeln und hält mich damit erneut von meiner Arbeit ab. "Hast du auch einen Plan B? Wenn es bei dir nicht klappt?" "Darüber habe ich noch nie nachgedacht.", gestehe ich. "Beeil dich lieber damit. Sonst bist du auch der älteste in der Berufsschulklasse. Glaub mir! Das ist nicht immer lustig." Da werde ich doch neugierig. "So? Wie alt bist du denn?" "Rat doch einfach mal!", antwortet er mir und grinst mich frech an. "Vielleicht ein, zwei Jahre älter als ich.", starte ich einen Versuch. "Wie alt bist du?" "19." Flo hebt eine Augenbraue und sieht mich abschätzend an. Fast verliere ich mich in seinen Augen. Hoffentlich habe ich nichts falsches gesagt! "Gut geschätzt! Ich bin knackige 22 Jahre jung." Sein Lachen geht mir wieder durch Mark und Bein. "Genug getratscht! Hilf mir mal die Kartons hoch zu tragen!" Wir schleifen schon den ganzen Vormittag irgendwelche Kartons durch die unzähligen Reihen der Regale. Flo geht vor und bleibt vor einem bestimmten Regal stehen. Fast wäre ich in ihn hinein gerannt. Er setzt den Karton ab und schiebt sich eine Leiter zurecht. "Gib sie mir hoch wenn ich oben bin." Mir wird allein vom zusehen schlecht. Ich habe Höhenangst. Hoffentlich muss ich da nicht hoch! "Fall ja nicht herunter!", flehe ich ihn an, als ich ihm einen der Kartons hoch hieve. "Dann fang mich einfach auf." Wieder sein unverwechselbares Lachen. "Du Flo?" "... Ja?... Uff! Der ist oben." Er dreht sich oben auf der Leiter zu mir und wartet auf den nächsten Karton voll Zeug. "Hättest du Lust, mal mit mir und meinen Kumpels einen Trinken zu gehen?" Ich spüre, wie mir die Röte ins Gesicht schießt. Mist! Von da oben sieht er es eventuell ja gar nicht. "Schieb erstmal den anderen Karton her!" Umständlich wuchte ich das Ding in seine Reichweite. "Pass auf, der ist schwer.", stöhne ich. "Hilf mir mal. Ich bekomme ihn nicht hoch!" Kurz muss ich grinsen. Anscheinend hat er es gesehen. "Du Sau! Los! Greif mal mit an!" Zwar ist die Leiter sehr hoch, aber ich ringe mich dazu durch, hinauf zu Flo zu klettern. Ein Meter über dem Boden und mir wird schlecht. Tapfer kämpfe ich das unwillkommene Gefühl nieder und greife an ein Ende des Kartons. Gemeinsam schaffen wir es irgendwie ihn auf seinen Platz zu schieben. "Uff ... Geschafft!" Flo grinst mich an und hält mir seine Hand zum abklatschen hin. "Jepp." Ich klatsche ab und für einige Sekunden, mir kommt es vor wie Stunden, verhaken sich unsere Finger, ich versinke in seinen hellen, blauen Augen und mir wird schwindelig. Nicht ungefährlich auf einer Leiter. Und vor allem in dieser Höhe! "Okay. Wo waren wir? Du wolltest mir mir ausgehen?" Noch immer, dicht hinter Flo, stehe ich mitten auf der Leiter und bin immer noch ganz weich in den Knien. Nur mit Mühe kann ich seinen Worten folgen und stottere mir eine Antwort zurecht. "Ja ... wenn, also wenn du mal Lust hast. In 'ne Bar oder so ... Was trinken." "Lass uns besser erstmal runter steigen." Langsam, bemüht nicht den immensen Höhenunterschied von einem Meter fallend hinter mich zu bringen, steige ich wieder herunter. Flo springt locker die paar Leitersprossen runter. "Ich komm gern mal mit!" "Echt?" Ich kann es kaum glauben! "Klar! Warum nicht? Und wohin geht ihr immer so?" Wir laufen wieder zurück, zu unserem Stapel Kartons und sortieren weiter. "Meistens gehen wir Billiard spielen oder darten.", erzähle ich ihm und bemerke, wie doof sich das anhört. Er macht mit seinen Kumpels bestimmt ganz andere Dinge ... Oh Mist! An was denke ich da schon wieder? "Hört sich lustig an. Ich war ewig nicht mehr Dart spielen. Hab ich früher oft gemacht. Nach ein paar Übungswürfen, zocke ich dich ab!" Flo lacht und macht Luftwürfe mit einem Imaginären Dartpfeil. "Sei dir da mal nicht so sicher! Ich bin auch ganz gut." Ich kann gut lügen. Bis zur Mittagspause bleiben wir im Keller und sind völlig eingestaubt, als wir wieder nach Oben kommen. Prompt werden wir von der übrigen Belegschaft ausgelacht. "Ihr sollt doch sauber machen und nicht den Dreck mit nach oben nehmen!", lacht Vera. "Ach! Tut uns leid! Das haben wir dann wohl falsch verstanden.", erwidert Flo und klopft demonstrativ eine Staubwolke von seiner Schürze. "Macht das mal draußen, Jungs!" Nachdem wir enstaubt sind, machen wir erstmal Pause. In einem Nebenraum befindet sich eine kleine Küche mit Herd und Kühlschrank, in der wir uns austoben dürfen. Da bei mir Daheim Ebbe herrschte heute morgen, musste der Bäcker herhalten. Mit einem belegten Brötchen haue ich mich auf die kleine Couch in der Ecke. "Mehr gibt's bei dir heute nicht?" Flo sieht mich fast mitleidig an. "Nee. Muss erst einkaufen heute Abend." Er kramt im Besteckkasten rum und kommt dann mit zwei Gabeln und einer großen Schüssel bewaffnet zu mir auf die Couch. Hab ich erwähnt, dass die Couch wirklich klein ist? Dicht an mich gedrängt, stellt er die Schüssel hin und öffnet den Deckel. Eine der Gabeln wird mir hingehalten. "Bedien dich. Hab genug dabei." Ich greife mir das Besteck und spähe in die Schüssel. "Was ist das?" Sieht aus wie Nudeln. "Italienischer Spaghettisalat. Das Rezept habe ich aus dem Restaurant gemoppst." Selig grinsend schiebt er sich auch gleich eine Portion in den Mund. Ich fange an zu lachen und probiere auch gleich mal. "Lecker." Gefräßiges Schweigen herrscht, bis Flo die Schüssel von sich schiebt und mich anschaut. "Hab ich was im Gesicht hängen?" Mit einem Tempo wische ich mir über den Mund. "Nein. Ich überlege nur.", antwortet er. "So? Was denn?" Er scheint weiter zu überlegen, seufzt dann und schaut auf die Uhr. "Ich habe am Donnerstag frei und wie ich gesehen habe, du auch. Wenn es dir nichts ausmacht, können wir ja auch schon morgen Abend zusammen weg gehen." Mühsam schlucke ich das Nudelknäuel in meinem Mund runter. "Klar ... Ähm, nur keine Ahnung ob die Anderen können." Soll ich mit ihm alleine weg? "Na, überlege es dir! Ich geh mal wieder an die Arbeit. Kommst du nach?" Ich nicke. Da ich ein Praktikant bin, habe ich eine halbe Stunde länger Pause als er. Er verstaut seine Sachen wieder in seinem Rucksack und spült das Besteck. "Stell die Schüssel einfach in den Kühlschrank, wenn du fertig bist." "Okay." Er grinst mir nochmal zu und schon ist er draußen. Ich wusste gar nicht, dass ich Donnerstag frei habe. Hab aber auch nicht geschaut. Da wir auch Samstags arbeiten, hat jeder einen freien Tag in der Woche. Zufall das meiner genau auf Flos fällt? *** Noch fünfzehn Minuten! Dann haben wir Feierabend! Gestern habe ich dann doch noch eingewilligt, heute mit Flo unsere Stammkneipe unsicher zu machen. Felix wird nicht dabei sein, da er lange arbeiten muss heute. Ob einer meiner anderen Kumpels da sein wird, wird sich zeigen. Ich habe jedenfalls niemanden Bescheid gesagt. Ich bin aufgeregt. Ich habe keine Ahnung, was da auf mich zukommt heute Abend. Bin ja auch noch nie mit einem Kerl ausgegangen der auf Kerle steht! "Phil?" Ich sehe Vera an. "Du kannst schon Feierabend machen. Ist ja nichts mehr los jetzt." "Okay. Danke." Ich verstaue mein Messer, ich musste anschneiden helfen, und nutze die Zeit um mich umzuziehen und etwas frisch zu machen. Gleich nach Feierabend fahren wir los. Dann brauchen wir nicht extra noch nach Hause und unnötig in der Gegend herum fahren. Gerade als ich fertig bin, kommt Flo pfeifend um die Ecke. "Hey! Schon fertig?" "Ja.", sage ich knapp und verfluche mich dafür, dass meine Wangen schon wieder heiß werden. "Warte kurz, dann bin ich auch so weit!" Flo zieht die Schürze aus und schnappt sich seinen Rucksack. Damit betritt er die Toilette. Keine zehn Minuten ist er auch schon wieder da und mir bleibt die Luft weg. Spätestens jetzt wüsste ich, dass er schwul ist. Keine Ahnung warum, aber ich kann mir schon denken, dass noch niemand bei mir in der Stammkneipe einen Kerl mit Eyeliner gesehen hat. Geschweige denn, jemanden mit so verdammt engen Jeans, oder hautengen mintgrünem Top. Und das im Winter! War das wirklich eine so gute Idee gewesen? "So. Gleich hab ich's! Wo sind nur meine Schuhe? Ah, da sind sie!" Schwarze Sneakers mit Neon pinken Schnürsenkeln. Vielleicht sollte ich mich auch schminken, dass mich keiner erkennt?! "Fahren wir?", fragt er fröhlich und zieht sich noch eine dicke Daunenjacke über. Ich nicke nur und schnappe mein Zeug. "Tschüssiiii!", ruft er in den Arbeitsraum. "Schönen Abend euch beiden ..." Vera schaut uns erstaunt hinterher. "Fahren wir mit deinem Auto? Ich bin mit dem Rad hier. Oder können wir hin laufen?", fragt er mich, als wir nach draußen gehen. "Lieber das Auto." Dann kann ich zur Not doch noch schnell abhauen. Was denke ich da für einen Quatsch?! Tief durchatmen! So schlimm kann es schon nicht werden! *** "Ich sag doch, ich bin Profi!" Flo lacht und zieht seine drei Pfeile aus dem Bullseye. Seine eigenen, wohlgemerkt! Früher spielte er mal in einer Mannschaft. Hätte er mir auch mal vorher sagen können! "Jetzt zieh nicht so ein Gesicht! Das gibt Falten." Er verpasst mir einen Stupser auf die Stirn. "Haha. Ich mit meinen dämlichen 37 geworfenen Punkten! Wie soll ich dich da noch einholen?" Flo nippt an seinem Drink, ich wusste gar nicht, dass es hier auch Cocktails gibt, und grinst. "Das Spiel ist erst aus, wenn da oben eine Null steht! Hopp! Konzentriere dich und wirf." "Die Null steht doch schon! Genau hier vorm Bord!" Damit meine ich mich. "Jammer nicht wie ein Mädchen! Wirf endlich!" Huh! Ich konzentriere mich auf meine Hand und die Scheibe vor mir. 7, 19 und eine 2. Super! 28 Punkte! Wird ja immer weniger! Flo neben mir verkneift sich ein Lachen und grunzt nur komisch. "Haha!", sage ich und lass mich betrübt auf meinen Stuhl fallen. "Ich muss mal schnell wo hin. Nicht das Spiel durchdrücken!", warnt mich Flo und haut Richtung Toiletten ab. Nützt ja eh nichts! Beim nächsten Spiel macht der mich dann doch nur wieder alle! Ich trinke einen Schluck Bier. Heute ist erstaunlich wenig los, was wohl am Wochentag liegt. Nur die üblichen Verdächtigen hier. Ich habe mich schon fast geschämt, als ich mit Flo hier herein kam. Aber nicht wegen Flo, sondern wegen mir. Hier sah es heute aus, wie in einer alten, klebrigen Kneipe. Am Wochenende ist hier mehr los und vor allem sind hier dann auch jüngere Leute. Heute war anscheinend Rentner-Tag. Trotzdem, oder gerade deshalb, sind wir auch Mittelpunkt der Aufmerksamkeit heute. Gut, Flo fällt, wie schon befürchtet, auf. Aber es stört mich nicht. Wir haben Spaß und ich fühle mich wohl. Scheiß auf die Komischen Blicke! Die können froh sein, dass jetzt mal was los ist hier! Flo kommt wieder aus der Tür gelaufen und geht an der Theke vorbei. Der eine Kerl dort zischt unfreundlich und schüttelt leicht den Kopf, murmelt etwas, das ich nicht verstehen kann, als Flo an ihm vorbei läuft. Flo muss es gehört haben, zuckt aber nicht einmal mit der Wimper. Soll ich was sagen? "Soooo. Jetzt erlebst du den Meister persönlich!", ruft er mir zu und stellt sich in Position. Anscheinend stört ihn das nicht. Dann bin ich lieber ruhig. Gespannt schaue ich zu ihm rüber. Ganz entspannt und ruhig steht er vom Board und wirft. Dripple 20, dripple 20 und einer geht in die doppel 20. Ich brech zusammen! "160 Punkte! Du spinnst doch wohl!" Stöhnend lasse ich mich nach hinten fallen. Die Stuhllehne ist aber hart! "Du wolltest darten! Wir können auch Billiard spielen!" Flo setzt sich neben mich und spielt mit seinen Pfeilen. "Und? Genug vom werfen?" Noch gebe ich mich nicht geschlagen! "Erstmal zeigst du mir, wie du das machst!" "Okay. Ich werde dich in meine Dart-Geheimnisse einweihen. Erweise dich als würdig!" Ich stelle mich an die Wurflinie und Flo dicht hinter mich. Mein Bauch fängt heftig an zu kribbeln und ich werde nervös. Brauche ich noch mehr Bestätigung, um mir sicher zu sein, dass da was bei mir im Anflug ist? "Du musst gerade stehen bleiben und dein Oberkörper bleibt ruhig. Nur dein Arm bewegt sich, deine Hand bleibt dabei auf einer Höhe. Sonst verziehst du den Pfeil und er fliegt unkontrolliert auf die Scheibe zu. Du wirfst wie ich mit rechts, also muss dein rechter Fuß nach vorne. Genau so." Mit seiner linken Hand hält er mich am Bauch fest und seine Rechte nimmt meine Wurfhand. Er stellt sich genau so hin wie ich. Mein Herz rast und ich bin mir nicht sicher, jetzt noch gescheit werfen zu können. "Nicht so zittern Phil!" Shit! Er hat es bemerkt! "Deine Hand ist total verkrampft. Lass mal locker. Gut so. Und jetzt nimm mal das Bull ins Visier und werfe, den Pfeil noch im Blick." Seine Hand löst sich von meiner, berührt ganz kurz hauchzart meinen Ellenbogen. Ich bekomme sofort eine Gänsehaut auf meinem Oberarm. Ich ignoriere es so gut es geht und konzentriere mich auf den Wurf. Ich will nicht schon wieder wie ein Trottel aussehen. "Hey Phil! Pass auf! Die Schwuchtel will wohl an deinen Arsch! Hahaha!" Vor Schreck erstarre ich komplett und hätte fast den Pfeil fallen lassen. Ich werde plötzlich total unsicher und weiß erstmal nichts mit mir anzufangen. Welches Arschloch war das eben? Ich will mich umdrehen um es fest zu stellen, aber Flo hält mich auf. "Ignoriere den Kerl einfach. Gar nicht beachten.", flüstert er mir ins Ohr und schon bin ich ganz ruhig. Seine Selbstsicherheit überträgt sich auf mich und ... ... ich werfe. "Ja! Jaaaaa!!!" Ich hab getroffen! Mitten rein! Ich springe hoch und drehe mich zu Flo. Der lacht auch wie ein Honigkuchenpferd und ich werfe mich ohne zu überlegen in seine Arme. "Na? Was sag ich? War doch ganz leicht!" Flo drückt mich kurz an sich und lässt mich dann los. Wir schlagen ein und setzen uns erstmal hin, stoßen auf meinen 'Sieg' an. "Jetzt, da ich dein Geheimnis kenne, zocke ich dich ab!", fordere ich Flo heraus. "Gut. Dann mal los!" Flo hat natürlich alle Partien gewonnen. Aber wenigstens konnte ich ganz gut mithalten und sah nicht mehr ganz so beschissen dabei aus. Wir spielen noch bis das Geld auf dem Automaten verzockt ist und dann hole ich die Billiardkugeln. Der Kerl von vorhin am Tresen mustert mich. Etwas unwohl wird mir schon, aber ich lasse es mir nicht anmerken. Der kann mich mal! Aber ehrlich! Ich hätte nie gedacht, dass es so schlimm sein könnte. Das Gefühl, alle reden über einen und man glaubt zu spüren, wie sie einen verachten. Die Billiardkugeln werden mir von Klaus, dem Wirt, zugeschoben und ich schnappe sie mir. "Na, wollt ihr bisschen mit den Bällen spielen?", quatscht mich der Kerl neben mir doch tatsächlich von der Seite an! Die gleiche Stimme wie vorhin! Ich kämpfe mein dumpfes Gefühl im Bauch nieder und sehe ihn böse an. "Nur mal nicht neidisch werden!" Klaus hinter der Theke lacht. Ich drehe mich um und gehe zurück zu Flo, der schon auf mich am Billardtisch wartet. Er sieht besorgt aus. "Hat der Probleme gemacht?" Flo hält mir einen Queue entgegen. "Nee. Alles okay." Ich lächle Flo an und baue die Kugeln auf. "Solche Kommentare sollte man immer ignorieren. Solange niemand Handgreiflich wird, ist dass das Beste." Keine Ahnung warum, aber er streicht mir über den Rücken und lächelt mir aufmunternd zu. Glaubt er etwa, ich bin auch ...? Also ... Shit! Flo lässt mir den Vortritt. "Fang du an. Da ich dich beim Dart so abgezockt habe, verdienst du einen Vorsprung." Ich stelle mich in Position und stoße an. Keine eingelocht! Mir geht aber eh was ganz anderes im Kopf herum. Flo hält mich für schwul? Ganz bestimmt! Soll ich ihn aufklären? Aber wie bescheuert hört sich das an? 'Flo, ich bin nicht schwul, aber ich glaube ich will was von dir?' Nein! Ich sage nichts! Vielleicht ergibt es sich ja von selbst. Also Phil: Kühlen Kopf bewahren! "Phil?! Du bist dran!" Er stupst mich von der Seite an. "Oh! Ja." Ich habe nicht aufgepasst. Vorn übergebeugt ziele ich eine Kugel an. "Ähm Phil? Ich habe die Halben. Du willst gerade meine anspielen." "Oh. Sorry!" Konzentriere dich mal Phil! Ich suche mir eine andere Kugel aus und verfehle das Loch. Heute ist nicht mein Tag! "Du bist heute zu nett zu mir! Lässt mich andauernd gewinnen." Peng. Wieder eine Kugel versenkt. Flo zieht mich ab! "Der Gewinner zahlt die Rechnung.", scherze ich und bekomme als Dank den Queue in die Rippen. "Das träumst du wohl!" Man kann es glauben oder nicht, aber als ich wieder dran bin, habe ich tatsächlich eine Kugel versenkt. Bei Kugel Nummer zwei versage ich aber wieder auf allen Ebenen. "Für den Anfang doch nicht schlecht.", grinst mich Flo an und sucht sich seine nächste Kugel raus. Direkt vor mir beugt er sich vorn über und ich gehe in Deckung. Nicht das mich sein Stöckchen wieder erwischt. Dabei bleibt mein Blick aber auf seinen Hintern hängen. Hatte ich je schon mal einen Männerhintern begutachtet? Bestimmt nicht! Aber ich habe auch noch nie einen so perfekten gesehen. In so einer engen Hose ... Mir wird heiß und ich frage mich, wie sich der runde Hintern wohl anfühlt. So wie bei meiner letzten Freundin? Wohl eher nicht! Die Kugeln klackern laut und oh, welch Wunder! Er trifft mal nicht! "Shit!" Ich lache laut auf und ernte einen halb ernsten Blick. Flo stellt sich vor mich. "Versuch du mal zu treffen, während ich dir so penetrant auf den Hintern glotze!" Das hat er gemerkt? Ich laufe rot an. "Das ... Das kann ja jeder einfach behaupten!", versuche ich mich irgendwie zu retten. Flo zwinkert mir nur zu und macht mir dann Platz. 'Entspann dich!' Meine nächste Kugel muss sitzen! Wäre auch gelacht, wenn nicht, denn sie liegt genau vorm Loch. Volle Konzentration. Nicht nachdenken, ob gerade mein Hintern begutachtet wird! Winkel abchecken und ... "Phil!!! Was machst'n du hier?" Der Queue trifft die weiße Kugel rechts Außen und zischt an meiner anvisierten Kugel vorbei, prallt an der Bande ab und schlägt meine Kugel vom Loch weg. "FUCK!!!" Gerade so kann ich verhindern, meinen Queue vor Wut gegen den Tisch zu schlagen. "Klasse Leistung Phil! Wirst immer schlechter!" Mark! Einer meiner Freunde. "Warum musstest du auch so brüllen? Der wäre rein gegangen!", beschwere ich mich und setz mich schlecht gelaunt neben Flo. Ach ja, der war ja auch noch hier! "Hey Leute! Das hier ist Flo. Ein Bekannter von der Arbeit." Ein Bekannter von der Arbeit. Ganz unverfänglich! Bravo Phil! "Hallo!" Flo lächelt in die Runde und mir rutscht das Herz Richtung Hose. Ich darf jetzt nur nicht rot werden! Schnell schaue ich die vier Chaoten vor uns an und kann in ihren Gesichtern ablesen was sie denken. Ich schlucke hart. Das sieht nicht gut aus! Ich versuche die Stimmung etwas zu lockern und mache Flo mir allen bekannt. "Der Arsch ganz links ist Mark, daneben Emil, der hier ist Paul und der Lockenkopf ist Leon." Schweigen. Ich werde wieder nervös und greife nach meinem Bier. "Flo, du bist dran.", murmle ich ins Glas. "Wollt ihr die nächste Runde mitspielen?", frage ich die Anderen. Wenn sie ihn kennen lernen, macht ihnen Flos Auftreten bestimmt nichts mehr aus. So nett wie er immer ist. "Mal sehen. Wir holen uns erstmal was zu trinken.", sagt Emil ziemlich kurz angebunden. Die Vier gehen zur Theke und bleiben dort, setzen sich sogar auf die Barhocker. Na klasse! Wieder schäme ich mich, diesmal für meine Freunde. Vielleicht wollen sie auch nur in Ruhe zusammen sitzen? Oder warten bis wir fertig sind mit dem Spiel. Noch keinen Grund zur Sorge! Sobald ich die Kugeln neu aufbaue, frage ich nochmal nach. Dann werde ich es ja sehen. Wir kümmern uns also nur noch um uns und albern weiter rum. Natürlich gewinnt Flo, während der Großteil meiner Kugeln noch fröhlich den Tisch dekoriert. So viele, bunte Farben! "Nimm es nicht so schwer! Ich gebe dir einen aus." Flo greift mir um die Taille und drückt mich kurz. Mein Herzschlag setzt für einige Takte aus, nur um dann doppelt so schnell weiter zu schlagen. Aus dem Seitenwinkel sehe ich meine Freunde mit dem Kopf schütteln. Das war's! Jetzt gibt es nur noch eine Frage zu klären: Bleiben oder wegrennen. Ich entscheide mich für ersteres. 'Jetzt erst recht!', denke ich. Flo bestellt noch zwei Bier und ich laufe zur Theke, um sie zu holen und frage, ob sie jetzt mitspielen wollen. "Nee, lass mal. Nicht das wir auch noch angegraben werden!", frotzelt Paul. Die Anderen lachen. Ich mustere jedes Gesicht einzeln und stoppe bei Leon. Er schaut mich scheu an, blinzelt dann das Bier vor sich an und schimmert rot. Interessant ... "Wie ihr wollt! Flo hätte euch eh fertig gemacht!" Mir egal was die denken! Wenn sie so arschig sein wollen, bitte! Mensch, ich komme mir vor wie im Kindergarten! Ich spiele mit dem neuen Kind, dass anscheinend keiner leiden kann. Gut, dann eben nicht! Sollen sie bleiben wo der Pfeffer wächst! Wenigstens kann ich auf Felix zählen. Nur ist der leider nicht da. Ich seufze als ich zurück an den Billiardtisch komme. "Die wollen nicht." "Liegt an mir, hm?" Flo lächelt traurig. "Tut mir leid." Ich schaue ihn an und unsere Blicke verhaken sich ineinander. Nach einigen Sekunden blinzle ich und schüttle den Kopf. Er verwirrt mich echt ... "Warum tut's dir leid? Du kannst doch nichts dafür, dass sie solche Idioten sind!" Flo lächelt wieder nur und baut dann die Kugeln auf. Diesmal fängt er an. "Ha! Nichts getroffen!", lache ich und wage auch gleich einen eigenen Versuch. "Ja! Jetzt läuft's!" Ich hab eine versenkt! Mit einem komischen Ausdruck in den Augen werde ich von Flo beobachtet. Das macht mich nervös! Er macht das extra! Aber daraus wird nichts! Ich treffe nochmal. Das war es dann aber auch schon. Die dritte geht vorbei. Als Flo dran ist, piepst mein Handy. Eine SMS. Ich hole es aus meiner Hosentasche und öffne sie. Von Mark! 'Was ist denn mit dir los? Hängst du jetzt nur noch mit Schwuletten rum?' Ich merke, wie ich das Handy fester umschließe. Bevor ich es noch zerquetsche, lösche ich die Sims und stecke das Handy wieder ein. Darauf antworte ich nicht. Nicht jetzt jedenfalls, während Flo neben mir steht. "Was wichtiges? Du siehst sauer aus.", fragt er mich. Lässig an den Queue gelehnt steht er da. Er sieht echt verdammt gut aus! "Nö. War unwichtig." *** Wir bleiben noch eine Stunde. Aber die Blicke und das Geflüster gehen mir auf den Geist. "Wollen wir wo anders hin?", werde ich von Flo aus meinen heimlichen Beobachtungen gerissen. "Wieso? Hast du keine Lust mehr?" "Das müsste ich dich fragen." Ich atme laut aus. "Sorry." Wirklich, ich habe echt keine Lust mehr! "Kein Ding." Er kommt näher zu mir, spricht leise. "Warum gibst du dir das? Lass sie lästern! Aber lass dich nicht davon runter ziehen." Ich denke drüber nach, dann nicke ich mit dem Kopf. "Du hast recht. Gehen wir!" Flo räumt sein Zeug zusammen und ich latsche an die Lästertheke, gebe die Kugeln ab und bezahle. "Hey! Meins bezahle ich aber selbst!" Flo steht hinter mir und kramt sein Geld aus der Hose. Mich wundert es, dass da überhaupt noch was rein passt. So eng wie die ist ... "Gib's mir nachher.", antworte ich und starre weiter auf seine Hose. Echt verdammt eng! Ist das noch bequem? Wäre meine so eng, hätte ich jetzt ein Problem ... Shit! Ich bekomme 'nen Ständer! Eingeklemmt zwischen Theke und Flo, neben mir meine Ex-Freunde. Und schon merke ich, wie mein Gesicht heiß wird. "Endlich fertig 'gespielt'?", fragt Mark und zieht das Wort 'gespielt' näselnd in die Länge. "Ja. Ihr könnt jetzt an den Tisch." Ich versuche normal zu klingen. Sehe aber nicht zu ihnen rüber, sondern zähle mein Rückgeld. "Lieber nicht. Die Bälle sind bestimmt noch ganz heiß!" Wieder Mark. Emil und Paul kichern dämlich. Diesmal steigt mir die Zornesröte hoch. Was denken die sich eigentlich? Ich stehe kurz vorm explodieren, einen Kommentar auf den Lippen, als Flo mir die Hüfte tätschelt. Pffftttt ... Meine Wut verraucht und ich kann mich nur noch auf die weiche Hand auf meinem Hüftknochen konzentrieren. Ich spüre ihre Hitze durch den Stoff meiner Hose hindurch! Flo lehnt sich hinüber zu Mark und lächelt süß. "Natürlich sind die noch heiß! Ich kann guuut mit Bällen umgehen. Soll ich dir's beweisen, mein Süßer?" Er leckt sich noch demonstrativ über die Oberlippe und zwinkert Mark zu. Dieser wird erst kalkweiß, überlegt es sich dann doch anders und klaut mir meine rote Farbe. "Nee ... Lass mal lieber!" Unruhig rutscht Mark auf seinem dicken Hintern herum. "Gut. Dann gehen wir alleine feiern! Kommst du Phil?" Flo dreht sich um und wackelt elegant nach draußen. Mir bleibt die Spucke weg! Mit einem Grinsen folge ich ihm. "Tschau Leute! Man sieht sich!", verabschiede ich mich im gehen. 'Oder auch nicht.' Wir sitzen im Auto und Flo schaut mit einem verkniffenen Ausdruck in den Augen zu mir rüber. "Der letzte Satz tut mir leid! Ich hab nicht nachgedacht!" "Kein Ding! Mark hat es nicht anders verdient." Die sind jetzt sowieso für mich gestorben! "Und? Wohin jetzt?", frage ich und schaue auf die Uhr. Halb elf erst! "Willst du mit in meine 'Stammkneipe'?" "Klar! Sag wohin." ****** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)