Das Leben der Rumtreiber von Nanda ================================================================================ Ein geheimnisvoller Baum ------------------------ Das Bankett zum Schulbeginn ging für viele viel zu schnell vorüber. Nachdem alle Bäuche Randvoll gefüllt wurden, schickte man die Erstklässler in Begleitung eines amtierenden Vertrauensschülers in ihre Gemeinschaftsräume. Trotz der Aufregung blieb keiner der neuen Schüler lange wach, denn kaum in den Schlafsälen angekommen fielen sie in ihre Betten und schliefen ein. Ihre Träume waren geprägt durch riesige Türme voll Eiscreme und Kuchen mit Sahne soweit das Auge reicht und nichts konnte sie wecken, außer der lauten Schulglöcke am nächsten Morgen. Lily Als Lily am ersten Schultag erwacht strahlt ihr die Sonne direkt ins Gesicht. Genüsslich streckt sie ihren Rücken durch und nachdem sie sich, nach der Morgentoilette, angekleidet hat, begibt sie sich direkt auf den Weg zum Frühstück in die Große Halle. Sie ist sich erst nicht sicher, ob sie auf eins der anderen Mädchen warten soll, aber am ersten Tag will sie sich lieber selbst erproben und testen ob sie sich den Weg durch das Schloss gemerkt hat oder ob sie ihn nochmal erklärt bekommen muss. Nachdem sie das Portrait der Fetten Dame, welches der geheime, passwortgeschützte Eingang zum Gryffindorturm ist, überwunden hat, hält sie Ausschau nach ihrem besten Kumpel Severus. Da sie nicht weiß wo der Slytherinraum ist, hofft sie ihn jeden Moment zu begegnen. Immerhin war Severus noch nie ein Spätaufsteher. Neugierig die lebendigen Bilder an der Wand betrachtend schlendert sie die Gänge entlang. Bei all diesen neuen, aufregenden Sachen weiß sie gar nicht worauf sie alles achten soll. Sie kann sich nicht vorstellen sich jemals an diese ganzen magischen Eindrücke zu gewöhnen. Lily biegt in die große Halle ein und da sieht sie ihn endlich. Ihr bester Freund lehnt am Türrahmen zur großen Halle und hält nach jemanden Ausschau. Freudig winkt sie ihm zu: „Hey Sev! Guten Morgen. Hast du schon gefrühstückt?“ „Nein. Ich habe auf dich gewartet.“, antwortet er froh sie zu sehen. Gemeinsam betreten die beiden die Große Halle. Zielstrebig geht Lily auf den Gryffindortisch zu, doch als sie die skeptischen Blicke der Schüler gegenüber Severus bemerkt entscheidet sie doch lieber zugunsten eines toleranteren Tisches. „Wieso sind die alle so negativ eingestellt den Slytherins gegenüber, Sev?“, fragt sie, während sich die beiden setzen. „Die sind halt alle arrogant. Halten sich für was besseres, diese Gryffindors!“, grummelt er zornig und greift nach einem Toast. „Aber es gibt natürlich auch Ausnahmen!“, fügt Severus eilig hinzu, als er Lilys beleidigtes Gesicht sieht. Sie kommt nicht dazu noch etwas beizufügen, den im nächsten Moment stand Professor McGonagall hinter ihnen. „Miss Evans. Hier ist ihr Stundenplan. Der Unterricht beginnt heute wie sie wissen. Bitte seien sie pünktlich!“ Kaum hat sie das gesagt und ihr ein Zettel in die Hand gedrückt, wendet sie sich schon ein paar anderen Erstis zu. „Hast du deinen auch schon?“, fragt Lily neugierig an Severus gewandt. „Ja. Professor Slughorn, unser Hauslehrer, gab ihn mir vorhin.“ „Dann lass uns vergleichen!“ Glucksend stecken die beiden ihre Köpfe zusammen. „Na wenn das nicht unser Pärchen aus dem Zug ist!“ Eine höhnische Stimme ertönt hinter den beiden Freunden. „Was willst du, Potter?“, fragt Lily genervt, als sie den Struwwelkopf James und seinen Kumpel Black erkennt. „Ach, ich habe euch nur hier so hilflos sitzen sehen und dachte ich erbarme mich euer. In der ersten Stunde haben wir Kräuterkunde zusammen mit den Schlangen und ich verrate euch wo ihr das findet.“ Gelangweilt dreht Lily ihm den Rücken zu. „Tut mir Leid dich enttäuschen zu müssen, aber das dick gedruckte Gewächshaus 1 können wir auch selber lesen!“ Grinsend spricht nun Sirius für James weiter: „Wir haben dabei nur an deinen Freund gedacht. Du musst wissen, Kräuterkunde hat viel mit der Natur zu tun und dein blasser Kumpel da sieht nicht so aus als hätte er viel Zeit seines Lebens draußen bei Tageslicht verbracht.“ Rot vor Zorn über den Seitenhieb auf ihren besten Freund keift Lily die beiden Eindringlinge an: „Ihr seht auch nicht so aus, als hättet ihr in eurem Leben so etwas wie Erziehung kennen gelernt!“ Eingeschnappt widmet sie ihre Aufmerksamkeit wieder der Plänen zu und zwingt Severus mit einem Blick es ihr gleich zu tun. Als sie beim nächsten Mal aufschaute sitzen die beiden anderen schon am Löwentisch und bauen fröhlich lachend ein Kartenhaus aus Toast. »Wie kann man nur so nervig sein?«, fragt sie sich in Gedanken. »Das sollte man ihnen austreiben!« Remus Zitternd steht Remus vor Gewächshaus Nummer Eins. In den letzten Tagen war das Wetter recht mild gewesen, doch heute drückt eine frostige Septemberkälte auf die Ländereien ein. Fröstelnd zieht er seinen Umhang fester um sich. Es ist noch kein Professor in Sicht. »Wahrscheinlich suchen die anderen noch den richtigen Ort.«, vermutet er gedankenverloren. Er selbst hat recht schnell hierher gefunden, da er sich so gut wie nie verläuft und sich schnell an neuen Orten zurecht findet. Nur wenige Schüler standen mit ihm schon bereit. Die meisten betrachten die verschiedenen, meist unbekannten Pflanzen durch die Glaswände. Unbehaglich beobachtet Remus wie das freundliche Mädchen vom Gryffindortisch mit einem Slytherinjungen im Schlepptau auf ihn zu kommt. Sie winkt ihm fröhlich und spricht ihn sofort munter an: „Hallo Remus!“ Er hebt seine Hand leicht zum Gruß. „Das ist Severus. Mein bester Freund.“, stellt sie den Jungen neben sich vor. „Er ist jedoch in Slytherin.“ „Hallo.“, grüßt Remus scheu. „Hi.“ Mit kühlem Blick mustert Severus Remus von oben bis unten. Sofort dreht sich dieser leicht zur Seite, denn er hasst es angestarrt zu werden. Er hält fremden Blicken nicht lange stand und geniert sich leicht. Remus fühlt sich in dieser ihm ungewohnten Situation reichlich unwohl. Erleichtert atmet er auf, als er sieht, dass die Professorin an ihnen vorbei schritt um die Tür in das Gewächshaus zu öffnen. Hinter ihr drängen die Schüler in das Haus, hinein in die wohlige Wärme eines von der Sonne erwärmten Pflanzenhauses. Die Kinder verteilen sich um einen langen Tisch im Zentrum des Raumes und blicken mit der Neugier die nur Erstklässler an den Tag legen zur Professorin an der Stirnseite. Munter stellt sie sich vor: „Hallo Kinder. Mein Name ist Professor Sprout. Für die nächsten Jahre werde ich eure Kräuterkundelehrerin sein.“ Leicht verlegen schiebt sie ihren mit Blumen versehenen Hut auf ihrem mausbraunen, krausen Haar zu Recht. „Bevor wir das Jahr mit den 'Toxicodendron pubescens' beginnen erkläre ich noch ein paar allgemeine Regeln. Erstens, euer Unterricht findet dieses Jahr nur hier statt und es ist euch verboten eine Pflanze ohne meine Erlaubnis zu berühren. Besonders wenn ihr nicht wisst was es für eine ist! Wenn die Quidditch-Saison beginnt hat Madame Pomfrey genug zu tun und benötigt keine angeknabberten oder verätzten Finger zusätzlich! Zweitens, in meinem Unterricht arbeitet ihr in Zweiergruppen. Ihr sucht euch nachher einen Partner, mit dem ihr das Jahr über zusammen arbeitet. Und drittens ist eher eine Warnung als eine Regel! Seit diesem Jahr haben wir einen neuen Baum im Repertoire. Es ist zwar ein schöner, seltener magischer Baum, aber er ist auch sehr gefährlich und jähzornig. Ich verlange von euch, dass ihr ihm fern bleibt. Wenn der gute einmal in Rage ist, hält ihn keiner mehr auf! Verstanden?“ Ernst blickt sie in die Runde, während ihr die Schüler im Chor zusagten. „Dann ist ja gut.“, lächelt sie. „Lasst uns mit der 'Toxicodendron pubescens' beginnen, oder im Volksmund einfach nur der Eichenblättrige Giftsumach genannt. Diese Art des Giftefeus ist, wie der Name es schon vermuten lässt, giftig. Wir nutzen diese Pflanzen, damit ihr Merkmale giftiger Gewächse kennen lernt. Ihr sucht euch jetzt also euren Partner, zieht eure Handschuhe an und holt euch eine Pflanze mit violettem Topf. Passt dabei bitte auf das ihr nichts verschluckt beim Transport. Also Hopp Hopp!“ Erwartungsvoll schaut sie in die sich in Bewegung setzende Schülerschar. „Wie soll man denn beim tragen was von der Pflanze verschlucken?“, fragt sich Sirius lachend und zweifelnd selbst. „In Hogwarts ist alles möglich!“, antwortet die Professorin ihm ernst, aber dennoch ein wenig belustigt. Gedankenverloren zieht sich Remus seine Drachenlederhandschuhe über. »Sie hätte den blöden Baum nicht erwähnen sollen!«, grummelt es in seinem Kopf. Er geht zu den Pflanzen und schnappt sich einen lila Topf. Behutsam trägt er den zu seinem Platz am großen Arbeitstisch und blickt zu den anderen Schülern. »Mit wem soll ich arbeiten? Die meisten haben sich schon gefunden.« Lily steht lachend bei Severus und die beiden schwarzhaarigen Jungs aus seinem Schlafsaal spielen mit den Blättern der Pflanze. „Hallo!“ Erschreckt wendet sich Remus um. Neben ihn steht noch ein Junge aus seinem Schlafsaal. Er war etwas kleiner und runder als Remus, aber er wirkt bei weitem munterer. Verlegen kratzt er sich an der Nase und sagt: „Wir werden wohl eine Team bilden müssen. Wir sind die letzten beiden. Ich bin Peter.“ „Ich weiß.“ Remus kann sich Namen gut merken. „Auf gute Zusammenarbeit.“, fügt der kleinere noch fröhlich hinzu. Während Professor Sprout die Merkmale der Pflanzen bis ins kleinste Detail beschreibt und die Schüler ihren Ausführungen am Lebenden Beispiel folgen plaudert Peter weiter auf Remus ein. Er hat es schnell akzeptiert, dass Remus ein Wortkarger Geselle ist und erwartet daher keine Antworten. „Mutter wird Mega Stolz auf mich sein, wenn sie erfährt, dass ich ein Gryffindor bin. Ich kann es selbst kaum glauben. Ich fühl mich noch ein wenig verloren in diesem riesen Schloss. Die anderen beiden scheinen überhaupt keine Probleme zu haben. Besonders der eine ist die ganze Zeit aufgedreht. Das ist ein wenig erdrückend. Ich hoffe das legt sich bald.“ Remus blickt unauffällig zu Potter hinüber. »Peter hat schon recht.«, denkt er. »Ich fühle mich auch irgendwie unwohl in der Nähe der beiden. Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl bei der ganzen Sache« „Geht’s dir gut?“ Besorgt schaut Peter in Remus bleiches Gesicht. „Ja, alles in Ordnung!“, antwortet er hastig und widmet sich wieder der Unterseite eines Blattes zu. »Zum Glück ist noch ein wenig Zeit.« Sirius „Du willst dir den Baum heute Abend wirklich anschauen? Wieso?“ Fragend blickt Sirius in die nussbraunen Augen seines neuen Kumpels James. „Wieso nicht?“, lacht er heiter auf. „Ich will wissen was das für ein Baum ist. Ich meine, wie viele jähzornige Bäume hast du im Leben schon getroffen?“ „Ich glaube keinen.“, antwortet Sirius nachdenklich. „Wobei, da war mal einer der hat mit einer Kastanie nach mir geworfen.“ „Die Gesetze der Natur zählen nicht!“, grinst James belustigt und packt sich eine Kartoffel auf seinen Teller. Nach dem ersten Unterricht haben die Gryffindors das Privileg einer Freistunde und dank dieser sind die Erstklässler als erstes in der Großen Halle zum Mittagessen vertreten. „Der Baum soll irgendwo auf dem Gelände stehen.“, schmatzt James vor sich hin. „Wenn er so gefährlich ist, wieso pflanzen sie ihn so offen zugänglich ein?“ „Ich glaube mit der Sicherheit nimmt man es hier nicht so ernst. Ich habe gehört einer aus Hufflepuff ist bei irgendeiner Treppe von einer verzauberten Stufe über eine Stunde lang festgehalten worden.“ Gelangweilt winkt James dem ab. „Ach, das wird hier bestimmt noch öfter passieren. Ich frage mich eher, was Professor Sprout von Lupin wollte.“ „Lupin?“ „Der blasse Junge aus unserer Klasse.“ Unauffällig deutet er an das andere Ende des Tisches an dem Remus Lupin sein Mittag mit Peter Pettigrew verspeist. „Was ist mit Lupin?“ Verdutzt blickt James wieder zu Sirius. „Hast du das nicht gesehen? Nach der Kräuterkundestunde hat Professor Sprout ihn da behalten, um mit ihm irgendwas zu besprechen. Ich bin neugierig worum es ging.“ „Dann frag ihn doch einfach. Dich hält doch sonst nichts auf?“ „Ich habe nicht das Gefühl das er mit uns reden will.“ Nachdenklich blickt James nach hinten und wendet sich dann grinsend wieder seinem Sitznachbar zu: „Um wieder zum Thema zurück zu kommen. Kommst du nun mit zum Baum oder nicht?“ „Ja, klar!“ Nach einer aus ketten von Belehrungen und Regeln bestehenden Stunde Verwandlung bei ihrer neuen Hauslehrerin Professor McGonagall und einer ermüdenden Stunde Pflege magischer Geschöpfe mit den Ravenclaws, welche ebenfalls aus der Verkündung nicht weniger Regeln bestand, geht der erste Schultag langsam den Ende zu. „Also merkt euch das alles gut. Nächste Stunde geht es dann richtig los!“ Mit diesen Worten entlässt Professor Kesselbrand seine Schüler in die abendliche Freiheit. Ausgelaugt streckt sich Sirius. „Man. Das hätte er uns alles auch im geheizten Schloss sagen können und nicht hier draußen auf dem Eiskalten Feld!“, schimpft er. Kaum hat er sich entspannt, zieht James ihn hinter ein paar große Felsen. „Wir warten jetzt bis die anderen fort sind und dann suchen wir den Baum!“, sagt er aufgeregt, während er den anderen Schülern hinterher schaut. Es dauert einige Minuten bis sich auch der Professor endlich auf den Weg in Richtung Schloss begibt. „Na endlich!“, stöhnt Sirius genervt auf. „Ich dachte schon er will hier übernachten!“ „Jammer nicht und komm mit.“ Voller Elan wandert James zum verbotenen Wald hin. „Er soll irgendwo am Rand des Waldes stehen.“ Gemeinsam wandern sie in der Dämmerung den Rand des Gehölzes entlang. Etwas abgelenkt von den Geräuschen aus den tiefen zwischen den dichten Baumstämmen hält Sirius Ausschau nach dem geheimnisvollen Gewächs. „Der da vorne muss es sein!“ Freudig deutet James auf einen großen, fast kahlen, stark verzweigten Hüne von einem Baum. „Man ist der bullig.“, sagt Sirius erstaunt. „Ich glaube das ist eine Peitschende Weide!“, bemerkt James überrascht. Nachdenklich blickt er zu dem Gewächs. „Mein Vater hat mir von denen mal erzählt. Die sind verdammt selten und verdammt gefährlich. Sie sind bekannt für brutale Prügeleien mit Riesen, welche nur selten gut für diese ausgehen.“ „Was wirklich?“ Geschockt blickt Sirius zu dem in die Höhe ragenden Baum. „Und den stellen sie uns hierhin?“ „Ich frage mich auch wieso…“, beginnt James seinen Satz, doch er bricht abrupt ab und zieht Sirus hastig hinter einen Baum im verbotenen Wald. Verdutzt fragt Sirius: „Was ist los?“ „Da sind Leute!“ Beide starren sie die Schämen an die von der anderen Seite der Weide hervorkommen. „Sind das nicht?“ „Professor Sprout, Lupin und die andere Frau ist, glaub‘ ich, die Schulärztin Pomfrey!“, äußert James verblüfft. „Was machen die hier mit Lupin?“ „Vielleicht gibt Sprout Sonderstunden oder so?“ „An die Ärztin?“ Zweifelnd blickt James zu Sirius. „Ich glaube Professor Sprout erklärt den beiden was. Schau, sie gehen!“ Tatsächlich geht die Dreiergruppe wieder zum Schulgebäude. James und Sirius kommen aus dem Wald hervor. Nachdenklich verschränkt James seine Arme und offenbart leicht angespannt: „Er kam mir schon die ganze Zeit merkwürdig vor dieser Lupin.“ „Ach ja? Mir kommt er wie ein einfacher, schwacher Junge vor.“, bemerkt Sirius unbeeindruckt. „Wäre er so einfach, würden ihm die Lehrer nicht als einziges die Geheimnisse eines gefährlichen Baumes erklären, welche allen anderen Schülern anscheinend vorenthalten werden, oder? Ich werde ihn beobachten!“ „Wenn du meinst. Ich glaube ja nicht das er was besonderes ist.“, entgegnet Sirius ungerührt. Angeregt diskutierend über die Bedeutung von Remus begeben sich die beiden wieder in Richtung Schule, gespannt darüber was sich hinter diesem neu entdeckten Geheimnis verbirgt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)