Give your heart a break von mrslahey (Gray Fullbuster/Juvia Loxar [Gruvia]) ================================================================================ Prolog: birthday ---------------- „Noch etwas nach links! Mhm, nein. Doch wieder zurück nach rechts. Und jetzt noch etwas in die Mitte, ja … - nein, nein! Das geht so absolut nicht! Das sieht furchtbar aus. Am besten du machst alles noch einmal neu. Dann sollte es besser werden. Alle guten Dinge sind immerhin drei. Nicht wahr, Gray?“ Noch ehe sich Lyon versah, hatte Gray ihm bereits die Girlande an den Kopf geworfen, die er seit gut einer Stunde aufzuhängen versuchte. Doch anstatt, dass Lyon auf die glorreiche Idee kommen würde selbst Hand anzulegen, hatte er es sich mit einem Eis am Stiel auf einen der Liegestühle gemütlich gemacht. Außerdem schien er sich dazu verpflichtet zu fühlen, Gray nach allen Regeln der Sklaverei herumzukommandieren. Aber genug war eindeutig genug. Und genau das hatte Lyon nun am eigenen Leib erfahren müssen. Es dauerte keinen weiteren Atemzug, da standen sich die beiden Brüder bereits gegenüber und preschten ihre Stirnen aneinander. „Ich mach dich fertig“, knurrte Lyon, woraufhin Gray nur mit einem provokanten: „Versuch’s doch!“ antwortete. Lediglich das plötzliche, aus dem Nichts stammende lautstarke Weinen eines kleinen Mädchens, das jammernd auf der Terrasse stand, verhinderte, dass sich die beiden Männer die Köpfe einschlugen. Noch bevor einer der beiden hätte handeln können, drang die tadelnde Stimme einer jungen Frau zu den Brüdern hervor. „Gray-sama! Lyon! Seid doch bitte etwas nachsichtiger!“ Schützend schlang die junge Mutter die Arme um ihre Tochter und strich ihr beruhigend über den Kopf. „Shh. Mama ist hier“, flüsterte sie sanft in das Ohr des kleinen Mädchens. „Lyon hat angefangen!“, gerechtfertigte sich Gray, woraufhin Lyon erschrocken dreinblickte. „Als ob ich Juvia-chan und Nivia-chan so etwas jemals antun würde. Also Gray, hör‘ doch endlich auf die Schuld auf andere zu schieben.“ Dem Fullbuster platzte beinahe der Kragen. Dieser verlogene—! Es interessierte Juvia nicht, wer angefangen hatte, weswegen sie nichts weiter als ein Seufzen für das kindische Verhalten der beiden erwachsenen Männer übrig hatte. „Gray-sama? Könntest du dich vorübergehend um Nivia-chan kümmern? Juvia hat noch eine Menge zu tun— Und Lyon? Könntest du den Garten zuende dekorieren?“ Keiner der Männer schien den Anweisungen der Fullbuster widersprechen zu wollen, sodass sie taten, wie es ihnen aufgetragen wurde. Jedoch ließ es sich Gray nicht nehmen, Lyon den ein oder anderen Befehl zu geben, so wie er es bei ihm zuvor getan hatte. Selbst Nivia schien ihren Spaß dabei zu haben. Nachdem Juvia in Zusammenarbeit mit Lisanna die letzten Vorbereitungen beendet hatte, begannen nach und nach die ersten Gäste einzutrudeln. Darunter waren Onkel Loki, bei dessen Anblick Nivia in Tränen ausgebrochen war und Gray eine gefühlte halbe Stunde gebraucht hatte, um seine Tochter wieder zu beruhigen. Wenig später kam sogar Tante Lucy mit neuer Begleitung, der sogleich als Onkel Natsu vorgestellt wurde. Selbst Tante Ultear war bezüglich dem ersten Geburtstag der Tochter ihres Lieblingscousins angereist, um dieses sonderbare Ereignis nicht zu verpassen. Sie hatte sogar das perfekte und wahrscheinlich beste Geschenk von allen. Womit die attraktive Milkovich jedoch nicht gerechnet hatte, war die neue Bekanntschaft mit einem ihr bisher verborgenen Familienmitglied: Grays Stiefbruder. Er hatte nie von ihm erzählt. Vermutlich weil er gewusst haben musste, dass sie dem Charme des Vastias unweigerlich verfallen würde. Recht hatte er damit zwar behalten, doch früher oder später würde Lyon auch Ultear verfallen – koste es, was es wolle. „Wer hat denn diesen pinken Kaugummi eingeladen?“, fragte Gray geradewegs hinaus, als sie allesamt ins Wohnzimmer gingen. „Lucy-san hat ihn mitgebracht. Juvia hat es ihr gestattet. Außerdem scheint Nivia-chan Natsu-san zu mögen.“ Ein missbilligendes Schnauben von Grays Seite aus folgte, ehe sie sich alle an den Esstisch saßen und von dem köstlichen Kuchen probierten, den Lisanna und Juvia gebacken hatten. Allen schien es zu munden. Nivia klaute ihrem Vater sogar das letzte Stück vor der Nase weg. Ausnahmsweise gestattete Juvia ihr den Verzehr von zwei Kuchenstücken. Denn zu viel Süßes war nicht gesund für ihre kleine Prinzessin. Nachdem bereits alle aufgegessen hatten und hier und da der ein oder andere Small-Talk begonnen wurde, schien es, als ob Nivia zunehmend knautschiger wurde. Aus diesem Grund begannen Juvia und Lisanna den Tisch abzuräumen, während sich die anderen bereits in einem Kreis auf den Boden setzten. Nivia nahm fröhlich lachend Platz auf Grays Schoss und deutete Lyon an, dass er sich neben Papa setzen sollte. „Juvia?“, rief Ultear unverhofft, die sich derweil direkt gegenüber von Lyon setzte. „Hättest du eventuell ein Eis für mich da?“ Was für eine Frage. Was wäre der Fullbuster-Haushalt ohne Eis? Mit einem Eis am Stiel kamen Juvia und Lisanna wenig später dazu und setzten sich ebenfalls in den Kreis. Ultear bedankte sich für das Eis, welches sie sofort genüsslich zu verspeisen begann. Natürlich war sie darauf bedacht, selbst beim Essen verführerisch zu wirken. Immerhin waren ihr Lyons Blicke, die er ihr seiner naiven Vorstellung nach unauffällig zugeworfen hatte, als sie gemeinsam Kuchen gegessen hatten, nicht entgangen. Alles schien genau nach Plan zu verlaufen. Nur leider schien sich nicht nur Lyon animiert zu fühlen, sondern auch die anderen. Jeder jedoch auf seine Art und Weise … „Ultear–! Was zum–?!“ Gray schaffte es nicht einmal sein Bestürzen zum Ausdruck zu bringen, da ergriff Ultear selbst bereits das Wort: „Stimmt etwas nicht, Gray?“, fragte sie scheinheilig. Als ob sie nicht genau wüsste, was los war. Jetzt auch noch auf unschuldig zu machen! Herrgott nochmal! Das war ein Kindergeburtstag! Gray wusste schon, warum er seine Cousine und seinen Stiefbruder nie mit einander bekannt machen wollte und sie vor allem nicht zur gleichen Zeit an ein und demselben Ort haben wollte. Kopfschüttelnd mischte sich nun Juvia ein: „Nivia-chan freut sich bereits sehr auf all eure Geschenke. Und Juvia beschließt, dass Natsu-san und Lucy-san die ersten sein sollten, die Nivia-chan ihr Geschenk geben.“ Loki starrte perplex in die Runde. Und was war mit ihm? Wieso wurde sein Name nicht genannt? Immerhin hatten sie das Geschenk gemeinsam gekauft – zu dritt!! Aber ein Glück hatte Loki noch ein Ass im Ärmel, weswegen er sich nichts anmerken ließ und sich stattdessen nur die Brille rückte. Lucy und Natsu überreichten Nivia ihr Geschenk. Im Vergleich zu dem kleinen Mädchen wirkte es riesig, weswegen sie wie ein wildes Tier über das bunte Geschenkpapier herfiel, das sie mit all ihrer Kraft aufriss. Ein unvergessliches Leuchten begann in ihren Augen aufzuflammen, als unter dem Geschenkpapier ein riesiges Pinguin-Stofftier hervortrat. Völlig überwältigt von diesem prachtvollen Plüschtier kam Nivia gar nicht dazu, sich bei Onkel Natsu und Tante Lucy zu bedanken, sondern fiel stattdessen mit einem fröhlichen Lachen über das plüschige Stofftier her. Doch allein ihre Reaktion zeigte, dass sie sich sehr über das Geschenk freute, was zudem auch Lucy und Natsu glücklich machte. Juvia schenkte Gray ein Lächeln, das er mild erwiderte, ehe sie Nivia dabei zusahen, wie sie ihre Wange gegen die des Pinguins rieb. Ein dezentes Räuspern unterbrach den idyllischen Frieden, denn nun wollte Loki beweisen, dass sein Geschenk weitaus besser war, als das von Natsu und Lucy. Nivia, die nur widerwillig von ihrem neuen besten Freund abließ, sah Loki erwartungsvoll an. Dieser zückte nun ein etwas kleineres Geschenk, das er ihr vorsichtig in die Hände drückte. Mit einem skeptischen Blick begann Nivia das weiße Geschenkpapier zu mustern, bevor sie Gray einen verunsicherten Blick zuwarf. „Pack ruhig aus“, animierte er sie, woraufhin sie begann das Papier aufzureißen. Doch anstatt der erwarteten Reaktion, die Loki sich bereits ausgemalt hatte, starrte Nivia unbeeindruckt auf das Plüschtier in Löwenform. Im nächsten Moment warf sie das Stofftier undankbar gegen Lokis Brust. Juvia entwich ein beschämtes Keuchen. „Tut mir Leid, Loki– Nivia-chan mag keine Löwen …“, erklärte sie dem Brillenträger mit einem schuldbewussten Ausdruck in den Augen. Sie hätte Loki vorwarnen müssen, dann wäre ihm dieser Fehlschlag erspart geblieben. Loki, der völlig fassungslos über Nivias Reaktion war, starrte mit offenen Mund in die Runde und gab kein Wort von sich. Welches Kind mochte keine Löwen? Sie waren unfassbar anmutige Tiere! Um diesen peinlichen Moment schnell zu überbrücken, meldete sich Lyon zu Wort, der der kleinen Prinzessin ihr Geschenk übergab. Freudig wie bereits beim ersten Geschenk nahm sie das Paket entgegen, was Loki einen weiteren Schlag in den Magen verpasste. Denn unter den tonnenweisen Schichten Geschenkpapier verbarg sich ein ziemlich süßes Kleidchen, welches Nivia mit funkelnden Augen musterte. „Tooou-saaan!“, quietschte sie vor Freude und zeigte ihm das Kleid, das er sich zusammen mit Juvia besah. „Wer hätte gedacht, dass du Ahnung von Klamotten hast …“, entfloh es dem Fullbuster mit einem seichten Grinsen an Lyon gewandt. „Für Nivia-chan nur das Beste!“, erwiderte Lyon unbeeindruckt. „Das ist wirklich niedlich, Lyon“, meldete sich auch Juvia zu Wort, die das Kleidchen an sich nahm und ordentlich zusammenlegte. Nun fühlte sich Tante Lisanna an der Reihe und zog aus ihrer Tasche einen Umschlag hervor, den sie Nivia übergab. „Das ist für Nivia-chan, Mama und Papa“, erklärte die Strauss freundlich lächelnd, woraufhin Nivia sich zu ihren Eltern herumdrehte und ihnen den Kuvert gab. Juvia öffnete diesen und zog drei Eintrittskarten heraus. „Das sind Freikarten für einen Zoo- und Aquariumbesuch!“, las sie laut vor, woraufhin Nivia zu strahlen begann, auch wenn sie nicht genau wusste, um was es ging. Als Juvia ihr jedoch die Bilder von den Tieren auf den Eintrittskarten zeigte, gab sie ein hocherfreutes Quietschen von sich. Nun hatte Ultear freie Bahn, die ebenfalls einen Umschlag hervorzog und ihn Nivia überreichte. Dieses Mal übergab sie ihn nicht sofort an Mama oder Papa, sondern öffnete ihn selbst. Doch mit dem, was darauf stand, konnte sie selbstverständlich nichts anfangen. Daher gab sie den Schein weiter an ihren Vater, der nur einen Blick darauf werfen musste, um zu erkennen, um was es sich handelte. „Ein 500.000 Jewels Gutschein?! Sag mal, hast du noch alle Tassen im Schrank?! Was soll ein einjähriges Mädchen denn damit anfangen?!“ Nivia sah mit großen Augen zu ihrem Vater auf, da sie nicht damit gerechnet hätte, dass er so auf diesen seltsamen Schein reagieren würde. Ultear, die noch immer an ihrem Eis leckte, zuckte nur mit den Schultern. „Jetzt hab‘ dich nicht so, Gray. Das ist fürs College.“ Jeder im Kreis Sitzende guckte nicht schlecht drein, als Lucy bereits das Wort erhob: „Ist das nicht etwas zu früh?“ Wieder zuckte die Milkovich mit den Schultern. „Wer weiß! Vielleicht ist die kleine Prinzessin ja ein Wunderkind.“ Sofort fielen die Blicke aller Anwesenden auf das vermeintliche Wunderkind, das gerade damit beschäftigt war, aus ihrem eigenen Speichel kleine Bläschen zu prusten. Somit war die Theorie des Wunderkinds vorerst auf Eis gelegt. Mit einem genervten Seufzen legte Gray den Gutschein beiseite und würde ihn am Ende des Tages an Ultear zurückgeben. Denn das war eindeutig zu viel Geld. Nun ging es jedoch zum letzten, und vermutlich schönsten Geschenk. Das von Juvia und Gray. Gemeinsam überreichten sie ihrer Tochter eine kleine Schatulle, die Nivia eifrig öffnete. Silber prangte aus dem kleinen Kästchen und spiegelte sich in Nivias dunklen Augen wider. Es war ein Armband mit einem kleinen Anhänger, einer Teru Teru Bozu, gewesen. Die Begeisterung stand Nivia im Gesicht geschrieben. Mit einem leisen Kichern nahm Juvia das Armband aus der Schatulle und legte es ihrer kleinen Prinzessin vorsichtig um. Das glückliche Lächeln auf Nivias Lippen wurde unweigerlich breiter. Allem Anschein nach würde sie dieses Armband nie wieder ablegen. „Schau mal, Nivia-chan“, sagte Juvia und streckte ihrer Tochter ihr eigenes Handgelenk entgegen, an dem genau das gleiche Armband baumelte. „Mama hat genau dasselbe Armband und wird somit immer bei dir sein.“ Sanft schlang sie ihre Arme um den zierlichen Körper des kleinen Mädchens, das sie in eine liebevolle Umarmung zog. „Ich liebe dich.“ Gemeinsam ließen sie den Tag bei einer ausgelassenen Gartenparty ausklingen, womit es zu einem unvergesslichen Erlebnis wurde, das auf alle Ewigkeit in Erinnerung getragen werden sollte … Kapitel 1: chances ------------------ Eine Woche war seit Nivias Geburtstag bereits vergangen, in der es Juvia jedoch zunehmend schlechter ging. Denn seit ihrem 4. Lebensjahr litt sie immer wieder an langen Krankheitsperioden, da sie einen schwachen Körper besaß und bei der Geburt ihrer Tochter daran sogar beinahe gestorben wäre. Die Empfehlung des Arztes, das Kind zum Wohle der Mutter abzutreiben, hatte sie strikt abgelehnt. Denn Juvia wollte dieses Kind um jeden Preis bekommen. Und trotz einiger Komplikationen war es sowohl für die Mutter, als auch für das Kind gut ausgegangen. Als Lyon an diesem Morgen jedoch miterlebt hatte, wie Juvia beinahe die Treppe hinuntergestürzt wäre, da ihr mit einem Mal ganz schwarz vor Augen geworden war, bat er sie unverzüglich zum Arzt zu gehen. Die einzige Bedingung, die Juvia dafür stellte, war, dass Gray nichts hiervon erfahren würde. Zwar hieß Lyon diesen Entschluss nicht gut, weswegen er als Gegenleistung forderte, dass Lisanna die junge Mutter zum Arzt begleiten sollte. Obwohl das keinesfalls im Interesse der Fullbuster war, akzeptierte sie Bedingung, woraufhin sie sich noch im Verlauf des Vormittags auf den Weg zum Doktor gemacht hatte. „Wo ist Juvia?“, fragte Gray, als er mit Nivia von einem Spaziergang zurückgekehrt war. „Sie ist einkaufen gefahren“, log Lyon, der seitdem Juvia das Haus verlassen hatte, über die perfekte Ausrede nachgedacht hatte . „Einkaufen?“, wiederholte Gray skeptisch, während er Nivia aus dem Kinderwagen hievte. „Ja! Sie meinte, sie wolle etwas ganz besonderes kochen und bräuchte dafür noch das eine oder andere aus dem Supermarkt!“ Obwohl Gray keinesfalls überzeugt wirkte, fragte er nicht weiter nach, sondern verschwand zusammen mit Nivia ins Wohnzimmer, wo er sie auf ihre Spielwiese absetzte. „Wie auch immer“, seufzte der junge Vater und wandte sich zu seinem Stiefbruder, der ihm schweigend gefolgt war. „Oi! Wann wirst du dir eigentlich endlich eine eigene Wohnung suchen, mh?“ Allmählich ging es Gray gewaltig auf die Nerven, dass Lyon immer noch bei ihnen wohnte. „Mh? Wieso sollte ich mir eine eigene Wohnung suchen? Hier ist doch genug Platz für uns alle!“, erklärte Lyon, der Nivia dabei beobachtete, wie sie fröhlich quietschend mit ihrem Spielzeug spielte. Neben ihr saß der riesige Plüschpinguin, der seitdem sie ihn bekommen hatte, überall mit bei sein musste. Ob beim Spielen, beim Essen oder beim Schlafen. Nivia wollte und konnte nicht mehr und das große Kuscheltier. „Gut möglich. Aber Juvia und ich hätten dennoch gerne etwas von unserer Privatsphäre zurück, die durch deine Anwesenheit leider verloren gegangen ist.“ Der Klang von Grays Stimme ließ nur erahnen, wie sehr ihn dieser Fakt frustrierte, was dem Vastia jedoch nur ein amüsantes Grinsen entlockte. „Ist dir dein Schlafzimmer nicht mehr Privatsphäre genug?“, hakte er sichtlich vergnügt nach, wofür Gray nur ein missbilligendes Schnauben übrig hatte. „Idiot“, murmelte er und wandte sich von ihm ab. „Egal“, seufzte der Fullbuster abschließend und schüttelte den Kopf. „Ich geh‘ kurz Juvia anrufen. Pass derweil auf Nivia auf.“ In der Zwischenzeit wartete Lisanna auf Juvia, die noch immer im Behandlungszimmer des Arztes saß. Was die beiden wohl zu besprechen hatten? Hoffentlich war alles in Ordnung, denn Lisanna machte sich große Sorgen um ihre beste Freundin. Ungeduldig bohrten sich ihre Finger in den weichen Stoff ihrer Hose, als die Tür zum Behandlungszimmer aufschwang und Juvia herausgetreten kam. Sofort sprang Lisanna von ihrem Stuhl auf und lief zu ihrer besten Freundin herüber. „Und? Was hat er gesagt?“ Neugierig begann sie die Fullbuster zu mustern, in der Hoffnung anhand ihrer Mimik erlesen zu können, wie es gesundheitlich um sie stand. „Es ist alles in Ordnung. Juvia soll sich zu Hause nur etwas ausruhen.“ Erleichtert stieß Lisanna die gesammelte Luft in ihren Lungen aus. „Ein Glück.“ Was die Strauss jedoch nicht bemerkte, war wie Juvia einen kleinen Zettel in ihrer Handtasche verschwinden ließ, der das komplette Gegenteil erwies, als das was sie ihrer besten Freundin weisgemacht hatte … „Lass uns gehen.“ Allmählich sollte sich Gray merken, wohin er sein Handy legte, wenn er es nicht mit sich nahm. Doch im Gegensatz zu anderen, die ihr ganzes Haus auf den Kopf stellen mussten, fand Gray es in der Regel ziemlich schnell. Während er nun die Nummer seiner Frau eintippte, beschlich ihn ein dumpfes Gefühl, das ihn nicht loslassen wollte. Es war, als ob sie ihm etwas verschwieg. Denn seit Tagen verhielt sie sich bereits äußerst seltsam, gab ihm jedoch keine Antworten auf seine Fragen. Ein Seufzen entwich seinen Lippen, als er den Hörer an sein Ohr legte und darauf wartete, dass seine Frau den Anruf entgegennahm. „Gray-sama?“, hallte die sanfte Stimme seiner Geliebten zu ihm vor, was ihm automatisch ein Lächeln auf die Lippen zauberte. „Hey“, eröffnete er das Gespräch, bevor er gleich zur Sache kam. „Sag Juvia, Lyon meinte, dass du heute etwas Besonderes kochen willst. Könntest du, wenn du dann im Supermarkt bist, noch gleich zwei Packungen Eis mitgehen lassen?“ „Klar“, antwortete sie knapp, was vermuten ließ, dass etwas nicht stimmte. „Juvia? Ist … alles in Ordnung?“ „Ja, ja klar, Gray-sama! Juvia geht es gut!“ Im selben Moment kam Lyon mit Nivia auf dem Arm in die Küche gelaufen. „Mhm …“ Wieso glaubte er ihr das nur nicht? Hatte er irgendetwas verpasst? Ihren Hochzeitstag? Nein, der war erst im Winter. Ihren Geburtstag? Nein! Als ob er so etwas vergessen würde! „Bis später dann!“, wollte sie ihn plötzlich abwürgen, wo die Alarmglocken des Fullbusters schlagartig zu läuten begannen. „Juvia-!“, platzte es panisch aus ihm heraus, ohne zu wissen, was er überhaupt sagen wollte. „Ja …?“, hauchte sie in den Hörer, hoffend dass er etwas ganz bestimmtes sagen würde. „Ich …“, Gray biss sich auf die Unterlippe und begann nervös zu werden. „Ich … - Ach nichts. Bis später dann.“ Noch ehe seine Frau die Chance gehabt hätte, etwas zu erwidern, hatte er bereits aufgelegt und das Handy auf den Arbeitstresen fallen lassen. Ein schwerer Seufzer rollte über seine Lippen. „Verdammt!“, fluchte er frustriert, sodass Lyon gezwungen war, Nivia die Ohren zuzuhalten, da ein solches Wort nicht für ihre hübschen Ohren geeignet war. „Was ist los, Gray?“, hakte Lyon beunruhigt nach. „Ach … Ich hab’s schon wieder nicht geschafft“, gestand Gray kleinlaut und warf Nivia einen nachdenklichen Blick zu, die mit einem Seesternstofftier spielte. „Was hast du wieder nicht geschafft?“ – „Ihr zu sagen, dass ich sie liebe.“ Lyon hob perplex die Augenbrauen. „Na und? Juvia weiß, was du für sie empfindest. Außerdem verlieren diese Worte zunehmend an Bedeutung … je öfter … man sie … ausspricht …“ Zum Ende hin wurde Lyon immer leiser und langsam, da ihm beim Lauschen seiner eigenen Worte etwas sehr wichtiges aufgefallen war… „Gray … ?! Wann … hast du es ihr das letzte Mal gesagt?“ Gray musste schwer schlucken, bevor er die Frage beantworten konnte: „Bei unserer Hochzeit.“ Da blieben selbst Lyon die Worte im Halse stecken. „Du hast es ihr das letzte Mal vor zwei Jahren gesagt?!“, platzte es dann jedoch entsetzt aus ihm heraus. „Man, verdammt, ja!“, fluchte Gray lautstark los, da ihn das Ganze unglaublich frustrierte. „Aber wie-?! Ich meine, was hast du je darauf geantwortet, wenn sie es zu dir gesagt hat?“ – „Nichts. Meistens habe ich sie einfach nur geküsst und mir nichts anmerken lassen.“ Nun wurde Lyon stutzig. „Nichts anmerken lassen? Aber du liebst sie doch noch?!“ Um Himmels willen! Er wollte doch nicht etwa sagen, dass das alles daher kam, weil er nichts mehr für sie empfand? Erschrocken riss Gray den Kopf hoch. „Was?! Natürlich liebe ich sie! … Nur bin ich nicht in der Lage ihr das zu sagen.“ Tief durchatmend versuchte Lyon einen Plan zu entwickeln, während er seine Finger nachdenklich gegen die Stirn legte. Okay, ganz ruhig. Dann plötzlich spürte Gray die flache Hand seines Bruders auf seiner Schulter, der ihm nun ein aufmunterndes Lächeln schenkte. „Schon gut. Wir kriegen das schon irgendwie hin. Sie liebt dich auch ohne dass du ihr das sagen musst. Außerdem … du wirst noch genug Chancen haben, um ihr zu sagen, wie sehr du sie liebst. Und bis dahin bemühst du dich weiterhin. Selbstverständlich helfe ich dir auch. Somit hast du hier den offiziellen Grund, wieso ich weiterhin bei euch wohnen bleiben muss.“ Gray entwich ein leises Lachen. „Idiot!“ Also wirklich. Lyon schaffte es immer wieder. Und irgendwo hatte er mit dem, was er gesagt hatte, irgendwie Recht. Trotzdem wünschte sich Gray, dass er dazu in der Lage wäre, Juvia zu sagen, wie sehr er sie liebte. Doch wie Lyon bereits gesagt hatte, er würde noch genug Chancen haben! Inzwischen hatte Juvia Lisanna nach Hause gefahren. „Wenn du willst, komme ich noch schnell mit in den Supermarkt“, bot die Strauss ihrer Freundin an, nachdem Juvia ihr erklärt hatte, dass Gray nichts von dem Arztbesuch wusste. Auch Lisanna hielt dieses Verhalten für unakzeptabel und sogar verantwortungslos. Deshalb war sie bereits die ganze Zeit am überlegen, ob sie Gray trotz Juvias Widerwillen einweihen sollte. „Schon okay. Juvia geht es gut. Sie schafft das.“ So ganz überzeugt war Lisanna nun jedoch nicht mehr. Auch wenn Juvia ihr versichert hatte, dass der Arzt gesagt hätte, dass es ihr gut ging, war ihr nicht entgangen, welch besorgten Blick ihr Doktor ihr im Nachhinein noch zugeworfen hatte. Ob sie wirklich die Wahrheit sagte? Lisanna hätte sicherheitshalber noch einmal nachfragen sollen. „Na gut. Dann bis morgen zum Frühstück.“ Juvia hatte ihre beste Freundin zum Frühstück bei sich eingeladen, um es so wirken zu lassen, als ob alles in bester Ordnung wäre. Ein Nicken der Fullbuster genügte, während Lisanna aus dem Wagen stieg. Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, startete Juvia den Motor und Lisanna trat zur Haustür hervor. Sie hörte das leise Quietschen der Autoreifen, während sie den Schlüssel ins Haustürschloss steckte. In dem Moment, als sie die Tür öffnen wollte, hallte ein lauter Knall durch die gesamte Straße. Erschrocken wirbelte Lisanna herum und sah nur das qualmende Auto ihrer Freundin … „Juviaaaa!!“ Feuerwehr und Krankenwagen waren schnell vor Ort, sicherten die Unfallstelle und bargen die Verletzten, die sie unverzüglich ins Krankenhaus fuhren. „Juvia! Juvia!!“, weinte Lisanna unerbittlich, die im Rettungswagen mitfuhr. „Miss? Gibt es irgendjemand, den wir anrufen sollen?“, fragte einer der Sanitäter, doch Lisanna war zu aufgewühlt, um die Frage zu beantworten. „Miss?“, wiederholte der Rettungsassistent. „I-Ihren Mann … Gr-Gray Fullbuster …“, murmelte sie. „Danke.“ Da dies ein Notfall war, machte der Sanitätert Gebrauch vom Handy der jungen Frau, in der die Nummer ihres Mannes eingespeichert war. Gray sah indessen bereits ungeduldig auf die Uhr. Wo blieb sie denn nur? Im selben Moment klingelte sein Handy auf dessen Display der Name seiner Frau aufblinkte. „Juvia, endlich! Was dauert denn so lange?“, nahm er den Anruf entgegen, als aus dem Hintergrund laute Geräusche und die Sirenen eines Krankenwagens zu ihm vordrangen. „Juvia?“, wiederholte er deutlich beunruhigter, als eine männliche Stimme zu ihm sprach: „Hallo? Mr. Fullbuster? Sind Sie das?“ – „Ja, schon, nur wer oder was-?!“ Gray schaffte es nicht einmal seine Frage zu beenden, da fiel ihm die fremde Stimme bereits ins Wort: „Ihre Frau hatte einen Autounfall.“ … Unfall? „Sie wird unverzüglich von uns ins Krankenhaus gebracht.“ … Krankenhaus? „Hallo? Mr. Fullbuster? Sind Sie noch dran?“ Fassungslos entglitt Gray das Handy, das scheppernd auf dem harten Fliesenboden aufschlug. „Gray?“, fragte Lyon, der im Türrahmen der Küche stand. „Stimmt etwas nicht?“, hakte er verunsichert nach, da der Fullbuster mit einem Mal ganz blass im Gesicht war. Nivia begann beim Anblick ihres Vaters zu weinen an, auch wenn sie nicht wusste, was gerade vor sich ging. „Juvia … hatte … einen Autounfall.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)