A different Future von BondingTails ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Als er den Raum betrat, war ich so verblüfft, dass ich ihn offen anstarrte. Ich hatte im Haus von Bulmas Familie am Fenster gestanden und auf den Hinterhof zu dem Raumschiff hinausgeschaut, mit dem ich vor einigen Monaten – nach einer erfolglosen Suche nach Son Goku – zur Erde zurückgekehrt war. Ich hatte gerade abgewogen, ob ich mit leerem Magen hineingehen und trainieren oder zuerst etwas essen sollte; im ganzen Haus roch es nämlich nach einem verlockenden Festmahl. Doch mit einem Mal war all das vergessen, als Son Goku zur Tür hereinkam. „Hallo Vegeta“, sagte er, keineswegs überrascht, mich zu sehen. Ich wohnte als Gast hier im Haus, seit ich zurückgekehrt war. Son Goku wusste das, auch wenn heute das erste Mal war, dass wir uns hier begegneten. Er war über ein ganzes Jahr verschwunden gewesen, nur um auf Ankündigung eines völlig Fremden zurückzukommen und mit seiner neuesten Technik, der Momentanen Teleportation, angeben zu können. Jetzt war er seit vier Monaten wieder auf der Erde, doch irgendwie war er nicht mehr derselbe. Er hatte sich verändert. Aber ich verstand nicht, was genau es war, das sich verändert hatte. Irgendwie erschien er mir stiller, ernster, als hätte er viel erlebt, wo auch immer er gewesen war. Seltsamer noch war, dass er sogar weniger Appetit zu haben schien. So kam es mir zumindest vor; vielleicht bildete ich mir das auch nur ein. „Hier riecht es fantastisch!“, kommentierte er und widersprach auf ganzer Linie meinen Gedanken. Er schien weder auffallend ernst noch appetitlos. „Ist das Essen denn schon fertig?“ Überrumpelt kombinierte ich: „Du bist zum Essen eingeladen, Kakarott?“ Ich hatte vor ein paar Minuten ein Stimmengewirr aus der Küche gehört, doch hatte mir nichts weiter dabei gedacht, hatte mir nicht einmal die Mühe gemacht zu versuchen, die anwesenden Auren zu erkennen. Die meisten waren auch gelöscht oder zumindest so sehr gedrosselt, dass man sie kaum wahrnahm. So ganz offensichtlich auch Son Gokus. „Ja, wusstest du das nicht?“, fragte er nur und schaute mich verwundert an. „Interessiert mich so etwas?“, fragte ich boshaft zurück, um meine Neugier zu verschleiern. „Scheinbar nicht“, sagte er schlicht und schlenderte wieder auf die Tür zu, zu der er hereingekommen war; sie führte von diesem Zimmer in den Hausflur, über den man in die Küche gelangte. Ich fragte mich, ob er das wusste, einfach seinem Geruchsinn folgte oder von der Küche aus erst hierher gekommen war. „Aber ich dachte, du hättest es dir auch denken können, dass wir alle hier sein werden, wenn Bulma Geburtstag hat.“ Ich schaute ihn abermals überrascht an. Er hielt inne. „Das wusstest du auch nicht?“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust und schwieg. Er schüttelte den Kopf und lachte auf. „Bekommst du eigentlich überhaupt etwas mit, was hier im Haus passiert? Oder bist du die meiste Zeit nur draußen im Raumschiff, um zu trainieren?“ „Richtig geraten, Kakarott“, entgegnete ich mit einem grinsenden Mundwinkel. Er sollte ruhig wissen, dass ich mich auf einen Kampf mit ihm vorbereitete. Aber leider hatte ich mit meinen Vorbereitungen noch nicht abgeschlossen. Nachdem ich vor vier Monaten, als Son Goku zurückgekommen war, mit angesehen hatte, wie er gegen diesen Jungen mit den silbern violetten Haaren gekämpft hatte, da wusste ich, dass ich noch viel Training brauchen würde, um auf seinem Level zu sein. Und diese Zeit nahm ich mir gerade. Das war mein Ziel, auf das ich hinarbeitete. Jeden Tag motivierte es mich aufs Neue, gab mir eine Aufgabe, gab meinem ansonsten leeren Leben einen Sinn. Und jeden Tag juckte es mich in den Fingern, wollte ich zu ihm und ihn zum Kampf herausfordern. Doch ich wusste, dass ich noch keine Chance hatte. Und hinterhältige Tricks kamen nicht in Frage; das ließ mein Ehrgefühl nicht zu. Ich musste ihn in einem fairen Kampf besiegen. Ohne List, ohne Glück, nur mit meiner Stärke. Es gab keine andere Möglichkeit. Anders könnte ich nicht mit dem Sieg zufrieden sein. „Sollen wir nach dem Essen ein wenig unsere Kräfte messen?“, fragte er plötzlich, als hätte er meine Gedanken gelesen. „Warum nicht?“, meinte ich zuversichtlich, auch wenn ich mir sicher war, haushoch zu verlieren. „Gut“, sagte er abschließend und verließ den Raum. Da war es wieder. Diese Ernsthaftigkeit. Diese Wortkargheit. Gewöhnlich war er viel gesprächiger, viel zu gesprächig für meinen Geschmack manchmal. Vor allem wenn es während dem Kampf war, dass er seinen Mund nicht halten konnte. Perplex stand ich nun allein im Raum, zögerte nur noch einen Moment, warf aber keinen Blick mehr zum Raumschiff zurück, sondern ging in die Küche; es stand außer Frage, mit leerem Magen gegen Son Goku zu kämpfen. Dort saßen bereits eine ganze Menge Leute am Tisch. Natürlich die ganze Familie Briefs, der Herr der Schildkröten, Kuririn, Oolong und selbstverständlich auch Chichi. Son Goku stand beim Herd, schaute interessiert in die brodelnden Töpfe und löcherte Bulmas Mutter mit Fragen nach den Inhalten. Fast hätte sich mir in diesem Moment ein Lächeln auf die Lippen geschlichen. Vielleicht war er doch ganz der Alte. Im nächsten Moment klingelte es an der Tür und Yamchu trat ein, mit seiner fliegenden Katze hinter sich. Er hatte einen großen Blumenstrauß in der Hand und Pool hielt ein kleines, verpacktes Geschenk in den Händen. Bulma begrüßte die beiden und nahm, nachdem man ihr zum Geburtstag gratuliert hatte, dankend die Geschenke entgegen, stellte sie auf einen Beistelltisch gleich neben der Tür, in deren Rahmen ich noch immer stand. Sie schaute mich aufmerksam an, ein seltsamer Ausdruck schmückte ihr Gesicht. Ich konnte ihn nicht lesen. Ich wandte die Augen ab. Ihr Blick hatte etwas Forderndes. Es war unangenehm, ihn für längere Zeit zu halten. „Setz dich, Vegeta“, sagte sie schließlich und zeigte auf den letzten freien Stuhl, der zwischen Son Gokus und dem, auf dem sie zuvor gesessen hatte, stand – Chichi direkt gegenüber. Ich folgte widerwillig, spürte den ein oder anderen wachsamen Blick auf mir – vor allem den ängstlichen von Kuririn; er traute mir immer noch nicht über den Weg. Ich hoffte, dass Bulma wusste, dass das ihr Geburtstagsgeschenk von mir sein würde. Und gleichzeitig ein Dankeschön, dass ich hier schon seit Monaten kostenlos wohnen durfte. „Auf Bulma!“, riefen alle im Chor, als sie um den Tisch saßen und ihre Gläser erhoben hatten – alle, außer ich. Ich saß zwar ebenfalls auf einem der Stühle und hatte auch ein Glas vor mir stehen, doch ich rührte es nicht an, wollte nichts trinken, vor allem nicht dieses seltsame Gebräu. Ich wollte mich nicht den anderen anpassen, wollte mich nicht dem Gruppenzwang unterwerfen, der hier alle zu kontrollieren schien. Und so schaute ich nur zu, als einer nach dem anderen begann, noch etwas zu dem Trinkspruch hinzuzufügen. „Auf dass sie endlich ihren Traumprinzen findet!“, sagte Kuririn mit einem breiten Grinsen und hob sein Glas noch höher an. „Auf dass sie sich nicht aus Mitleid für Yamchu entscheidet“, stichelte Oolong und grunzte amüsiert. Yamchu warf ihm einen bösen Blick zu. „Auf dass sie sich für mich entscheidet!“, rief der Herr der Schildkröten und lachte lauthals. „Auf dass sie immer gesund bleibt!“, steuerte Pool wieder einen ernsthaften Beitrag bei. „Auf dass sie einfach glücklich wird“, sagte ihre Mutter liebevoll. „Auf dass sie in meine Fußstapfen tritt!“, meinte ihr Vater und fügte dann murmelnd hinzu: „Eigentlich hat sie das ja schon getan, aber…“ „Auf dass sie immer eine so wunderschöne Frau bleibt“, meinte Yamchu und lief knallrot an. Bulma hob eine Augenbraue, sagte aber nichts außer: „Hört, hört.“ „Auf dass sie viele Kinder kriegt und glücklich wird!“, sagte Chichi. „Dazu brauche ich den Traumprinzen, von dem Kuririn gesprochen hat“, merkte Bulma an und seufzte. Dann erhob Son Goku das Wort und sagte stolz: „Auf dass sie noch mehr solche tollen Dinge erfindet wie den Dragon-Radar.“ Bulma schien gerührt von seinen Worten. Jeder am Tisch wusste, wie viel dieses kleine Gerät ihnen schon genützt hatte. Ich glaubte, fast alle hatten ihm schon das Leben zu verdanken – mich eingeschlossen. „Vegeta?“, fragte Son Gokus Stimme auf einmal und ich bemerkte, dass mich alle anschauten. Ich war der einzige, der noch nichts gesagt hatte. „Fällt dir auch ein Spruch ein?“ Ich wandte empört den Blick ab. Es sollte zeigen, dass ich mich zu solchen seltsamen Bräuchen nicht hinreißen lassen würde. „Dann wohl nicht“, gab er es auf und meinte abschließend nochmals: „Auf Bulma!“ Alle erhoben ihr Glas ein weiteres Mal und tranken dann von dem Bier, oder was es war, dass Mrs. Briefs ihnen eingeschenkt hatte. Dann wurde gegessen und geredet. Ich horchte immer auf, wenn Son Goku von seinen Kämpfen berichtete oder von seiner letzten Reise erzählte, und konnte es nicht fassen, wie viel Glück er manchmal zu haben schien. Und ich begriff wieder einmal, dass ich ihn nicht nur um seine Stärke beneidete. Nachdem Son Goku mit dem Essen fertig war – er hatte nicht so viel gegessen, wie ich erwartet hätte; vielleicht wollte er sich direkt vor einem Kampf mit mir auch nicht den Magen vollschlagen –, hatte er mir zugenickt und war aufgestanden. Bulma hatte gerade begonnen, ihre Geschenke auszupacken, und in all dem Trubel hatte es kaum jemand wahrgenommen, dass wir beide verschwunden waren. „Wir sollten ein Stück weg von hier, vorsichtshalber“, sagte er bereits, als ich gerade erst durch die Haustür getreten war, und wandte sich zu mir um. „Am besten, wir machen das auf meine Art.“ Er kam auf mich zu, griff nach meinem Handgelenk und schaute mir in die Augen. Ich war vollkommen perplex, starrte ihn nur an und widerstand dem Drang, meinen Arm wegzuziehen. Er legte zwei Finger an seine Stirn und sein Blick durchbohrte mich. Ich konnte es deutlich sehen, wie er mir anfangs noch in die Augen gesehen hatte, doch im nächsten Augenblick glitt sein Blick fast spürbar durch mich hindurch. Und dann verschwanden wir. Ich bemerkte es erst, als ich aus dem Augenwinkel wahrnahm, dass sich der Hintergrund hinter seinem Gesicht geändert hatte. Ich schaute mich um und fand mich in einer öden Steppe wieder. Ich erkannte sie sofort. Es war der Ort, an dem wir zum ersten Mal miteinander gekämpft hatten. Son Goku schaute sich um, als erwartete er, hier jemanden anzutreffen. Dann klatschte er in die Hände. „Na dann, legen wir los.“ Mit ihm zu kämpfen, war stets eine Sache gewesen, auf die ich mich gefreut hatte. Aber jedes Mal endete sie in Enttäuschung über die Erkenntnis, dass er stärker war als ich. Heute würde es anders sein. Wir lieferten uns eine ganze Weile lang einen ebenbürtigen Kampf und genossen ihn beide sichtlich. Niemand steckte mehr Treffer ein als der andere. Und jeder freute sich über einen Angriff, der sein Ziel traf, egal, wen von uns beiden es traf. Es war ausgeglichen, es war fair, ohne hinterlistige Angriffe, ohne Ablenkungen. Er grinste, als er meinen Oberschenkel mit seinem Knie erwischte. Und er grinste, als ich ihn seitlich am Kinn traf. Ich holte gerade zum Schlag aus, wollte seine Schulter treffen, doch in dem Moment schien etwas vollkommen anderes Son Gokus Aufmerksamkeit einzunehmen, und ich hielt inne. Sein Oberkörper war nach vorne gezuckt, als hätte er einen Schlag in den Rücken bekommen. Seine Augen waren geweitet, als spürte er den Schmerz dieses Schlages deutlich. Sein Mund stand offen, als hätte es ihm die Luft aus den Lungen gepresst. Seine Hand schnellte nach oben, als wollte er sie an seinen Bauch legen oder sie vor seinen Mund halten, doch die Bewegung endete, bevor sie vollständig ausgeführt war. Seine Hand stoppte mitten in der Luft auf Bauchhöhe. „Was ist?“, fragte ich ihn und wich zurück, damit klar war, dass wir den Kampf unterbrachen. Meine Stimme klang gereizt. Dabei war ich nur besorgt. „Nichts, nichts“, winkte er ab. „Es ist alles wieder in Ordnung.“ Wieder? Was war passiert? Ich schaute ihn nur an. Ich dachte nicht mehr im Traum daran, ihn ein weiteres Mal anzugreifen, bevor ich wusste, was eben passiert war. „Lass uns weitermachen“, meinte er ernst, aber beinahe lächelnd. Man konnte förmlich seine Kampfeslust wieder spüren. Und plötzlich entstand ein neuer Traum. Ich griff an. Ich spürte, dass Son Goku wirklich ernst machte. Er hielt sich nicht zurück und das war genau das, was ich wollte. Er kämpfte mit allem, was er hatte. Doch allmählich sah ich, dass er zu verlieren schien. Das passte nicht zusammen. Zwar hatte ich hart trainiert, aber ich konnte unmöglich bereits stärker sein als er. Nach einigen weiteren Minuten des heftigen Schlagabtausches traf ich ihn frontal in das Zentrum seines Magens, und einen Moment lang genoss ich den Anblick, wie sein Körper zurückgeschleudert wurde. Doch als er auf dem Boden aufkam und einfach liegen blieb, war dieser Moment vorbei. Ich starrte hinab auf seine reglose Gestalt. Bilder zogen vor meinen Augen vorbei; es war die Vorstellung, wie es sein würde, wenn er tatsächlich einen Kampf einmal nicht überleben sollte. Was würde ich dann tun? Was wäre dann mein Ziel? Mir dessen nur schwach bewusst, schwebte ich langsam auf ihn zu. Es war, als zog er mich an wie ein Magnet, und wenn ich einen Moment nicht aufpasste und vergaß dagegenzusteuern, dann driftete ich auf ihn zu. Zwei Meter über der Erde wurde ich mir dessen bewusst und stoppte, kämpfte gegen diese Anziehungskraft an. Nur mein Blick konnte sich ihr nicht entziehen. Meine Augen starrten auf Son Gokus leblosen Körper. Er schien bewusstlos. Irgendetwas stimmte hier nicht. Niemals konnte er nach so kurzer Zeit schon bewusstlos werden. Ich hatte zwar bereits alle Register gezogen, legte so viel Kraft, wie ich nur konnte, in meine Schläge und Tritte, da nur körperliche Attacken erlaubt waren, doch ich wusste, dass Son Goku mehr einstecken konnte als das. Er konnte schon immer mehr einstecken, als man für möglich hielt. Ich landete vor ihm und griff nach dem Stoff seines Shirts, das er unter seinem Kampfanzug trug, hob ihn vom Boden hoch, glaubte es nicht, dass er bewusstlos war, doch er reagierte nicht. Er ließ sich einfach hochheben; sein Kopf hing tief im Nacken. Ich starrte auf ihn hinab und wusste, ich hatte gerade die perfekte Chance, um ihn zu töten. Und es stand mir zu. Ich hatte ihn besiegt, in einem fairen Kampf – insofern es hierbei tatsächlich mit rechten Dingen zuging, dass Son Goku so schwach war. Ich konnte es mir aber nicht vorstellen. Plötzlich begannen seine Augenlider zu flattern. Er schlug die Augen auf. „Du hast mich besiegt“, sagte er lächelnd, als wäre er stolz auf mich. Als wäre es sein eigener Verdienst. Und vielleicht war es das tatsächlich. Ich stieß ihn von mir und ging auf Abstand. Er fing sich nur halb ab, bevor er auf dem Boden landete. Ich wusste nicht, wie ich mit der Situation umgehen sollte. Ich wusste nur, ich wollte ihn nicht umbringen. Nicht mehr. Wollte er sich etwa umbringen? Oder warum hatte er es mir so leicht gemacht? Es hatte aber ausgesehen, als hätte er sich angestrengt. War er wirklich ein so guter Schauspieler? Ich verstand es nicht. Aber ich sah den Schweiß seine Schläfe hinabrinnen und hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)