Die Trauerweide von Gurgi ================================================================================ Kapitel 13: Zerbrochene Schwüre ------------------------------- Zerbrochene Schwüre Langsam kehrte ihr Geist zurück in ihren Körper. Ihre tauben Glieder schmerzten, und ihr Denken schien noch immer gelähmt zusein. Übelkeit stieg in ihr auf, vorsichtig schüttelte sie ihren Kopf. Die Welt begann sich hinter ihren Augen zu drehen. Die ersten Einflüsse welche die Welt von sich gab drangen an ihre Ohren, doch sie wollte ihre Augen nicht öffnen. Wollte nicht erblicken wo sie sich womöglich befand. Sie war so dumm gewesen, war in eine Falle gerannt wie ein unerfahrenes Kind. Innerlich verfluchte sie sich selbst für diese Torheit, doch nun war es zuspät um es zu bereuen. Sie konnte es nicht mehr rückgängig machen... Ihre Augenlieder begannen zu flattern. Schemenhaft nahm sie die Welt um sich war. Getrocknetes Stroh stach ihr in die Handflächen und sie ballte ihre Hände zu Fäusten. "Ich bin so dumm," dachte sie und schlug die Augen auf. "Du hattest Recht Wido, meine Unvernunft kostet mich jetzt wohl meinen Kopf." Schwere Eisenketten umschlossen ihre Arme und Beine, jede Bewegung wurde in ihrem Keim erstickt. Ryan seufzte leise. "Wo bin ich," dachte sie, und drehte ihren schmerzenden Kopf so gut es ging. Kalte Steinmauern umgaben sie, eine dunkle Tür mit einem kleinen vergitterten Fenster. Dunkel und kalt war es, sie zitterte. Rötliches Licht ergoß sich durch das vergitterte Fenster und ließ den Raum in einem blutigen Licht erleuchten. Ryan lächelte kalt. Sie wußte, sie befand sich in irgendeinem Außenposten der Wölfe. Sie befand sich in ihrem Reich, und hier galten ihre Spielregeln, nicht mehr die ihren. Schwerfällig ließ sie ihren Kopf wieder auf das alte Stroh gleiten, ihre Augen auf die Decke des Raumes gerichtet. Getrocknetes Blut klebte an ihrer Stirn, und ihre Wunden schmerzten, doch sie fühlte diesen Schmerz kaum. Ihre Gedanken waren an einem anderen Ort, waren bei einer anderen Person. "Ayesha," dachte sie wehmütig. "Wo bist du? Haben sie dich auch bekommen? Nein, du bist zu schlau um wie ich in solch eine Falle zu tappen. Bist du zu Hause bei deinem Vater? Bitte, verzeih mir, bitte." Niedergeschlagen schloß Ryan ihre Augen, das Gift in ihrem Körper gab ihr Denken nun Stück für Stück frei. Ihr Körper sehnte sich nach der Nähe Ayeshas. Nach dem Duft ihres Haares, nach den Berührungen auf ihrer Haut, nach diesen Küssen. Fest preßte Ryan ihre Lippen aufeinander, versuchte diese Sehnsucht welche sie zu verbrennen schien zurück zu drängen. "Ich hätte sie doch bemerken müssen," flüsterte sie leise. "Ich hätte es spüren müssen, ich bin eine Närrin." Schreie drangen an ihre Ohren. Schreie welche ein Mensch nur in größter Qual zu lassen würde. "Soweit werdet ihr mich nicht bringen," dachte Ryan. "Niemals werdet ihr meinen Schmerz vernehmen, niemals." Fieberhaft suchten ihre Gedanken nach einer Lösung. Flucht? War sie möglich, oder war es eine ausweglose Situation in welcher sie steckte? Ryan wußte ganz genau, diese Männer würden sie nicht töten, dieses Privileg behielt sich jemand vor, und sie hatte keinen Zweifel daran, dass er sich etwas ganz besonderes für sie ausgedacht hatte. "Bist du hier?" fragte sie sich selbst. "Bist du hier, wartest irgendwo. Freust dich auf das, was du für mich noch bereit hältst? Natürlich bist du hier...ich kann dich fühlen, deine Kälte. Du bist hier." Ein weiteres Geräusch drang in ihr Bewußtsein. Ein leises Knarren, ein Ächzen. Sie öffnete ihre Augen einen Spalt breit und spähte zur Tür. Langsam öffnete sie sich...ihr Körper spannte sich an. Was war das für ein Gefühl? Angst? Ja, sie hatte Angst. Sie war eingesperrt, hilflos, sie konnte sich nicht wehren. Zwei Krieger betraten den Raum. Groß waren sie gebaut, breitschultrig, ihr struppiges Haar hing beiden über die Schultern. Sie lächelten finster und kamen näher. "Wir haben Befehl uns etwas um dich zu kümmern," sagte der eine und lachte laut. Sein Kamerad fixierte Ryan mit seinen flinken Augen und stimmte in das Gelächter des anderen ein. Angewidert verzog Ryan ihr Gesicht. "Ich lege auf eure Gesellschaft keinen Wert," sagte sie stolz und drehte ihren Kopf weg. "Man hat uns gesagt dass du eine kleine Wildkatze bist, ein kleines dreckiges Wald Kind," schnaubte der andere Krieger und packte sie am Arm. Ein lautes Klirren ließ Ryan zusammen zucken. Sie spürte wie sich die Fesseln um ihre Füße zu lösen begannen...es war soweit. "Komm, beweg dich," rief der Krieger welcher sie am Arm festhielt. "Wir gehen uns jetzt etwas beschäftigen." Fest stießen sie die Männer vorwärts, die schwere Tür kam immer näher. Ryan wußte was sie vor hatten, ihre Augen glühten kalt auf... Der Griff um ihren Arm war fest, doch nicht fest genug. Widerstrebend ließ sich Ryan weiterziehen, sie atmete tief durch, ihr Körper spannte sich an... "Was ist?" fragte der Krieger unwirsch und brummte missmutig. Sie spürte wie er den Griff um ihren Arm einweiteres Mal lockerte, sie lächelte schief...Augenblicklich riss sie sich los, vollführte einen Tritt und holte den Krieger von seinen Füßen. Hart schlug er auf dem Boden auf, und ein merkwürdiger Laut entrann seiner Kehle. Wie von Sinnen trat Ryan auf den Mann welcher unter lag ein,immer wieder und wieder. Wut und Hass brodelten in ihren Adern, ließen sie vergessen was sie hier tat. Plötzlich durchzuckte ein lautes Knacken die Luft. Der Krieger heulte auf, presste seine Hände über sein Gesicht, Blut sickerte auf den mit Stroh bedeckten Boden. "Verdammt, hilfst du mir endlich mal", schrie er seinem Kameraden zu welcher wieder zurück in den Raum gestürzt kam. Hart traf Ryan ein Schlag an ihrem Kopf, und sie ging in die Knie. "Torheit", dache sie während ein weiterer Schlag ihr Gesicht traf. "Damit habe ich alles nur noch viel schlimmer gemacht...noch unerträglicher." Die Schläge schnürten ihr die Luft ab, sie japste nach Luft, und ihr Körper sackte in sich zusammen. Fest biss sie sich auf ihre Unterlippe, damit kein Laut des Schmerzes nach außen dringen konnte. Sie schmeckte Blut... Ein Tritt traf sie in ihre Magengrube, und Ryan musste würgen. Blut quoll aus ihrem Mund. "Du kleine Schlampe," schrie eine Stimme über ihr, ein Faustschlag folgte... "Lass es gut sein. Du weißt wie der Befehl lautet. Sie soll alles in vollem Bewusstsein erfahren." Die beiden Männer funkelten sich wütend an. "Ach, soll sie doch verrecken. Hoch mit dir." Ryan hustete, spuckte ihr Blut einem der Krieger vor die Füße, und ließ sich in die Höhe ziehen. Ihr Verstand war taub, Schmerz beherrschte ihr Denken. "Halt sie dieses mal besser fest, sonst reißt sie sich wieder los." "Keine Sorge," brummte der Krieger welcher Ryan festhielt, und wischte sich sein Blut aus dem Gesicht. "Damit hast du es dir nur noch schwerer gemacht Kleine," zischte er ihr ins Ohr und stieß sie grob vorwärts. Widerstandslos gehorchte Ryan...es hatte keinen Sinn sich zuwehren. "Wir werden dir wehtun Kleine," zischte er einweiteres Mal. "Ihm wird es gefallen." "Daran habe ich keinen Zweifel," entgegnete sie und starrte gedankenverloren vor sich hin. Sie hörte wie der Krieger in ihrem Rücken leise lachte, und Ryan schloss ihre Augen. Vor ihrem Inneren Auge tauchte das Bild Ayeshas auf. Sie saß an einem See, um sie herum blühten kleine blaue Blumen. Ein Windstoß fuhr durch ihr Haar, sie drehte ihren Kopf in Ryans Richtung und lächelte sie freudig an. Ryan lächelte zurück, dann fiel die schwere Tür hinter ihr ins Schloss... Ein kalter Wind wehte über den See, verursachte dass sich seine Oberfläche zu kräuseln begann. Sanft wiegten die Blätter der Weiden im Wind und ihre Stämme ächzten leise. Rötliche Lichtreflexe tänzelten über die Oberfläche des Sees. Still und unbewegt saß Ayesha am Ufer und blickte auf den See hinaus. Wie sehr hatte sie diesen Anblick einst geliebt? Er war für sie immer wie eine tröstliche Umarmung gewesen. Etwas das ihr immer das Gefühl gegeben hatte, dass sie nicht alleine war. Nun war selbst dieser Anblick für sie bedeutungslos geworden. Ihre Gedanken waren nicht wirklich hier, sie waren weit fort, und niemand konnte wissen wo sie waren, bei wem sie waren. "Wo bist du?" dachte Ayesha und schluckte schwer. "Wohin haben sie dich gebracht? Lebst du überhaupt noch?" Bei diesem letzten Gedanken zuckte sie zusammen, als habe man sie geschlagen. Nein, sie wusste das Ryan noch lebte, sie fühlte es ganz deutlich. Doch sie litt unglaubliche Qualen, irgendwo litt der Mensch welchen sie liebte. Niedergeschlagen senkte Ayesha ihren Blick und starrte auf das Ufer. "Ryan," wisperte sie und berührte sanft das Wasser mit ihren Fingern. "Ryan..." Bei dem Klang dieses Namens hob Loba sofort ihren Kopf. Blickte sich nach allen Seiten um, und gab dann einen traurigen Laut von sich. "Sie ist nicht hier Loba," sagte Ayesha und strich der Wölfin über ihren Kopf, kraulte sie hinter ihrem Ohr wie Ryan es immer getan hatte. "Du vermisst sie, ich weißt das mein Mädchen. Ich vermisse sie auch." Aus traurigen Augen blickte Loba Ayesha an, und legte ihren Kopf in ihren Schoß, suchte ihre Wärme und ihre Nähe. "Glaubst du wir sehen sie wieder Loba?" fragte sie leise, doch die Wölfin blieb stumm. "Du weißt es also auch nicht." Traurig blickte Ayesha wieder auf den See hinaus. Anfangs hatte sie Ryan dafür verflucht, dass sie gegangen war, doch nun fühlte sie nur noch eine tiefe Leere in sich. Seitdem sie wieder in ihrem zu Hause war, hatte sie nicht einmal gelächelt. Wie konnte sie auch, wenn sie doch ganz genau wusste, dass Ryan irgendwo gefangen war. Ayesha seufzte leise, ein Windstoß erfasste ihre Haare und ließ sie ihr wirr in die Stirn hängen. Stützend legte sie ihre Hände hinter sich auf das kühle Gras, verblühte Blumen brachen unter dem Gewicht ihrer Hände... "Ayesha?" Sie hörte die Stimme in ihrem Rücken, doch sie reagierte nicht. Sie wollte alleine sein. Alleine mit ihren Gedanken und Sehnsüchten. "Ich weiß dass du mich hörst," sagte Arlon und ließ sich seufzend neben seiner Tochter nieder, betrachtete sie mit einem mitfühlenden Blick. "Sei mir nicht böse Vater," sagte Ayesha ohne ihn anzusehen. "Ich möchte alleine sein..." "Seit du wieder zu uns zurückgekehrt bist willst du alleine sein mein Kind. Was ist denn nur los mit dir?" Ayesha seufzte geräuschvoll, und blickte ihren Vater an. Erst jetzt fiel ihr auf das er gealtert war. Nicht äußerlich sondern innerlich. Seine Augen waren gealtert. Diese Kraft in ihnen war zu einem schwachen Leuchten geschrumpft. "Weißt du eigentlich das ich geglaubt habe, du wärst Tod," sagte ihr Vater plötzlich und zog sie in seine Arme. "Ich dachte ich würde dich nie wieder sehen mein Kind. Ich dachte ich hätte nun auch dich verloren." Fest klammerte sich Ayesha an den Körper ihres Vaters. Tränen versuchten aus ihren Augen zu entweichen, doch sie ließ es nicht zu. "Was hast du nur Ayesha, du kannst es mir doch sagen?" Konnte sie das? Konnte sie ihm sagen dass sie ihr Herz verschenkt hatte? An einen Menschen mit so vielen Gesichtern? An einen wunderbaren Menschen, der nur jetzt für sie unerreichbar war. Ayesha schluckte hart, löste sich aus der Umarmung und blickte ihren Vater an. "Ich kann es dir nicht sagen," flüsterte sie und blickte beschämt zur Seite. "Noch nicht. Verzeih mir." Arlon lächelte, nahm ihr Kinn zwischen seine Finger und zwang Ayesha ihn anzusehen. "Da gibt es nichts zu verzeihen mein Kind. Wenn du es mir nicht erzählen willst, ich bin mir sicher du wirst deine Gründe dafür haben." "Ich wüsste auch gar nicht wo ich anfangen sollte," sagte Ayesha und raufte sich die Haare. "Ich brauche einfach etwas Zeit, dass ist alles. Ich brauche nur etwas Zeit." Arlon nickte schweigend. Er konnte nur erahnen was seiner Tochter alles widerfahren sein mochte. Wie viel schreckliches sie erblickt haben musste. Noch nie in seinem Leben war er über etwas so froh gewesen, wie an dem Tag der Rückkehr Ayeshas. Er hatte es nicht glauben können, als sie den Berg hinunter geeilt kam. Sie hatte geweint, doch er hatte gespürt dass es keine Tränen der Freude waren. Irgendetwas musste passiert sein, aber er wusste nicht was. Sanft zog er das Gesicht seiner Tochter zu sich und küsste sie auf ihre Stirn. "Du hast soviel Zeit wie du brauchst mein Kind. Ich bin so froh, dass du wieder bei mir bist. Ich liebe dich." "Danke Vater," flüsterte Ayesha und drückte ihren Vater für eine kurze Zeit fest an sich. "Ich liebe dich auch." Arlon lächelte sanft und erhob sich wieder. "Bitte bleib nicht all zu lange hier draußen. Es wird kalt, ich möchte nicht das du krank wirst." Ayesha nickte schweigend und blickte wieder auf den See hinaus. Kopf schüttelnd verließ Arlon das Seeufer, blickte noch einmal kurz zu seiner Tochter hinüber. "Was ist dir nur widerfahren Ayesha?" fragte er sich, doch seine Frage verhallte ungehört... Durch einen dicken Tränenschleier blickte Ayesha auf den See hinaus, ihr Blick schweifte hinauf in den Himmel. Langsam bereitete sich die Nacht über das Land aus, jedoch konnte sie ihr keinen Frieden schenken. Sie wusste, dass ihr Vater sich Sorgen um sich machte, doch er konnte nicht wissen was sie beschäftigte. Welche Sorgen sie plagten, und sie wollte es ihm nicht erzählen. Sie konnte es nicht. "Komm zurück," flüsterte sie leise und schloss ihre Augen. "Bitte, komm zurück zu mir, bitte." Fest schlang Ayesha ihre Arme um sich selbst, und sah zu wie sich der Tag langsam in die Nacht verwandelte. "Ich vermisse dich, komm zurück.Ich liebe dich, komm zurück..." Nervös blies Katlar die Luft aus seinen Lungen, sein Körper war angespannt, und er lief nachdenklich in der kleinen Zelle auf und ab. Das Stroh raschelte unter seinen Stiefeln. Er war am Ziel, sie saß in seiner Falle, gehörte ihm. Er lächelte, nun war er der Sieger. Er hatte diesen Kampf zwischen ihnen gewonnen. Seufzend lehnte er sich gegen die Steinmauer und blickte aus dem vergitterten Fenster hinaus in die Nacht. "Maris," flüsterte er leise. "Ich hatte es dir geschworen, so viele Male. Jetzt ist wahrlich unsere Zeit gekommen. Ich habe sie, deine Mörderin." Ein Windhauch durchdrang die Gitter, und Katlar atmete genüsslich diesen Duft ein. Diesen Duft welchen die Welt nur versprühte wenn sie im Wechsel war, wenn sie ihr Kleid änderte. Eis, Schnee, Winter... Seine Zeit war angebrochen. Oh, er würde sie leiden lassen, so sehr, dass sie sich wünschen würde, sie wäre schon seit langer Zeit nicht mehr unter den Lebenden. Er würde ihr Licht einfangen, es quälen. Katlar lächelte bei diesem Gedanken genüsslich. Wie süß konnte Rache doch sein? Ein Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken, die Tür zur Zelle öffnete sich, und zwei Krieger schleiften einen schlaffen Körper hinein. "Ist sie noch bei Bewusstsein?" knurrte Katlar, und sah zu wie die Krieger Ryan auf den Boden stießen. "Natürlich Herr," sagte der eine und verneigte sich leicht. "So wie ihr es befohlen habt." Katlar nickte stumm. Was brachte ihm all das, wenn Ryan nicht wahrnehmen konnte was er ihr zu erzählen hatte. Die Krieger befestigten wieder die Fußfesseln, und verneigten sich beide vor ihrem Herren. Mit einer flüchtigen Geste wies Katlar beide an sich zu entfernen und die Männer gehorchten. Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss. Still war es... "Ryan?" fragte Katlar und beugte sich zu ihr hinunter. "Ryan hörst du mich?" Er vernahm ihren flachen Atem, seine Männer hatten gute Arbeit geleistet. Sacht schlug er gegen Ryans Wange, und sah zu wie sie nach wenigen Augenblicken ihre Augen zaghaft aufschlug. "Du bist also doch wach," sagte er und lächelte schief. "Ich hatte schon die Befürchtung wir könnten uns gar nicht mehr miteinander unterhalten." "Und ich, und ich hatte mich schon gefragt, wann wir uns wieder sehen," röchelte Ryan, und richtete sich ein wenig auf. Ihre Lippen waren spröde, und ihr Mund fühlte sich ausgetrocknet an. Doch all das war nichts im Vergleich zu diesem Schmerz, welcher tief in ihr brannte und ihr Fleisch noch immer marterte. Schwerfällig folgte sie Katlars Schritten. Er schlich um sie herum, und begutachtete sie wie ein Händler sein Vieh. "Haben sie dir sehr wehgetan?" fragte er, konnte sich ein bösartiges Lachen jedoch nicht verkneifen. "Interessiert dich das wirklich?" gab Ryan die Frage zurück und fixierte Katlar fest. In ihren Augen lag all der Hass, welcher sich über Jahre in ihr angestaut hatte, doch sie war seine Gefangene. Er hatte die Kontrolle, und diese Tatsache war für sie unerträglich. Sie fühlte sich wie ein eingesperrtes Tier, und es war nur eine Frage der Zeit bis man ihr ihre Krallen zog. "Ich glaube," begann Katlar und unterbrach sein auf und ab gehen. "Du hast nicht geglaubt, dass es einmal so zwischen uns enden würde, oder?" "Nein," bekannte Ryan und starrte ihr Gegenüber finster an. "Ich hatte eigentlich gedacht, dass ich dich zum letzten Mal in deinem eigenen Blut liegen sehen würde." "Wie sehr man sich doch täuschen kann," meinte Katlar und nickte bestätigend. "Die Dinge scheinen im Moment nicht zu deinen Gunsten zu laufen, und dennoch bist du so stolz wie eh und je. Ich frage mich ob du einfach nur dumm oder genial bist." Er schüttelte nachdenklich seinen Kopf und blickte Ryan dann in ihre Augen. "Was glaubst du, was ich jetzt mit dir vorhabe?" Irgendetwas in seiner Stimme ließ Ryan zusammen zucken. Er war so Siegesgewisse, dass es ihr schwindelte. Fest presste sie ihre Lippen aufeinander, um den Schmerz in sich ertragen zu können. "Du wirst mich töten," stieß sie hervor und spürte wie die Kraft in ihren Gliedern schwand. "Hältst du mich für so primitiv?" fragte Katlar und wirkte etwas beleidigt. "Weißt du eigentlich wie lange dieses Gefühl wenn man einen Gegner niederstreckt anhält? Warum frage ich dich, natürlich weißt du es. Es ist nur ein winziger Augenblick, nur ein Hauchen der Zeit. Man fühlt diese Befriedigung erst in jenem Moment wenn das Herz des Gegners aufhört zu schlagen. Ein schwindend geringer Moment. Es vergeht zu schnell." Erneut beugte er sich zu Ryan nieder. "Deshalb habe ich mir etwas anderes für dich ausgedacht," zischte er, griff fest in ihr Haar und riss ihren Kopf in die Höhe. "Ach ja," erwiderte Ryan spöttisch. "Und was?" "Ganz langsam werde ich dich zerstören, jeden Tag ein Stückchen. Ich werde nicht nur dich strafen, sondern auch diejenigen welche dir so kostbar sind." Er lachte laut, und in seinen Augen funkelte die Rachlust auf. Stoßweise entrann Ryan der Atem aus ihrer Kehle. "Sie haben nichts damit zutun," schrie sie so laut, dass sie ihre Stimme überschlug. "Eben das sah zum Beispiel dein alter Freund anders." Gequält schloss Ryan ihre Augen...Wido. "Er dachte doch wirklich, dass er etwas gegen mich ausrichteten konnte, dieser alte Narr," spie Katlar verächtlich aus. "Jedoch habe ich erst durch ihn erkannt, wie viel Freude es macht dich Leiden zusehen. Es war mir eine Freude ihn zu töten." "Merkwürdig," meinte Ryan und lächelte böse. "Das gleiche dachte ich bei deiner Frau..." Ein heftiger Schlag traf sie im Gesicht. "Wage es nie wieder über sie zu sprechen," schrie Katlar und seine Wangen röteten sich vor Zorn. "Weißt du eigentlich wie sie uns angefleht hat sie zu verschonen?" fragte Ryan und leckte sich ihr Blut von den Lippen. "Sie hat so sehr geweint, gebettelt hat sie um ihr Leben. Wie erbärmlich sie doch war." "Hör auf," schrie Katlar und packte Ryan an ihrem Gewand. "Du kennst doch überhaupt nicht das Gefühl zu lieben. Wie kann ein Mensch jemanden wie dich nur lieben?" "Und das sagst ausgerechnet du zu mir?" entgegnete Ryan und hob argwöhnisch eine Augenbraue an. "Was weißt du schon von mir? Natürlich kenn ich dieses Gefühl.Ich kenne es..." Traurig senkte sie ihren Blick und verstummte. "Sprichst du gerade über deine kleine Freundin?" Mit wachsender Genugtuung sah Katlar zu, wie Angst in Ryans Augen trat. "Ein hübsches Mädchen," flüstere er und leckte sich über seine Lippen. "Ich glaube, sie würde unseren Männern gefallen." "Wenn du sie auch nur berührst schwöre ich, dass ich dich abschlachte wie einen alten Köter," zischte Ryan ihm entgegen und verzog verächtlich ihren Mund. Stumm starrten sich beide an. Still war es um sie. Katlar war überrascht von dem Blick in Ryans Augen. Angst und Sorge lagen in ihnen. Ein weiterer wunder Punkt. "Ryan, Ryan," abrupt löste er seinen Griff um Ryans Kragen und brachte wieder etwas Distanz zwischen sie beide. "Ich muss sagen, ich bin enttäuscht von dir. Stellst einfach einem so jungen und unerfahrenen Ding nach. Weiß sie wer du wirklich bist? Wie kalt du bist, wie viel Blut an deinen Händen klebt?" "Das geht dich einen feuchten Dreck an. Und wenn du ihr irgendetwas tust...ich werde dich umbringen." Lächelnd drehte ihr Katlar den Rücken zu und sah aus dem vergitterten Fenster hinaus. "Ich muss sagen, du bist wirklich hässlich. Da hast du einen Menschen der dich so sehr liebt, eine wunderschöne Frau, und was tust du? Du betrügst sie einfach, nein, wie hässlich von dir." Erschrocken weiteten sich Ryans Augen. "Nein...das hast du nicht getan...das nicht," wisperte sie stockend. "Eines muss ich dir lassen," sagte Katlar und blickte sie an. "Du hast einen guten Geschmack. Sie ist wirklich wunderschön, jedoch sie wehrt sich so beharrlich, und schreit so viel." "Halt dein Maul," schrie Ryan und zerrte wütend an ihren Ketten. "Wie hart wird sie das nur treffen," Kopf schüttelnd kam Katlar näher. "Wie hart wird es für sie sein, wenn sie erfährt, dass du sie betrogen hast?" Dicht vor ihr blieb er stehen und verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. "Es wird mir eine Freude sein ihr diese Botschaft zu überbringen, oder willst du das doch lieber selbst tun?" Ryan bebte vor Zorn am ganzen Körper. Ihre Gedanken überschlugen sich... "Das wirst du mir büssen," presste sie hervor und spuckte Katlar vor seine Füße. "Ich werde dich töten...das wirst du mir büssen." Mit langsamen bedächtigen Schritten ging Katlar auf die Tür zu, öffnete sie und winkte einen der Männer welche auf dem Gang wache standen zu sich. "Bringt mir das Mädchen," sagte mit herrischem Ton, der Mann nickte, verneigte sich und eilte fort. Seine Stiefel knirschten auf dem Steinboden. "Oh Ryan, es wird ihr das Herz brechen." Katlars kaltes Lachen hallte von den Steinmauern wieder, und Ryan schloss gequält ihre Augen. "Teleri," dachte sie. Furcht und Schuldgefühle befielen ihr Denken. "Was hat er dir nur angetan...dann haben mich meine Träume doch nicht getäuscht." Kaum merklich begann Ryans Unterlippen zu zittern. "Und all das hat sie nur für dich über sich ergehen lassen," hörte sie die Stimme Katlars über sich. "Bei den Göttern, weißt du wie sehr sie nun leiden wird?" "Du elender Bastard," schrie Ryan, doch sie wollte nicht ihre Augen öffnen. Nicht sein spöttisches Lächeln sehen. Sie wollte ihm nicht auch noch diese Genugtuung bieten. Fest krallten sich ihre Finger in das Stroh, suchten einen Halt, doch sie fand ihn nicht. Schwerelos trieb ihr Geist fort, verkroch sich in diese Schwärze welche sich in ihrem Kopf ausbreitete. Sie konnte nicht mehr... Es klopfte fest und bestimmt an der Zellentür. "Da ist sie," sagte Katlar an Ryan gewandt, und öffnete die Tür. Angst erfüllt lugte Ryan zu der geöffneten Tür hinüber. Ihr Blick wurde weich, zärtlich. Mit ebenfalls weit aufgerissenen Augen starrte sie Teleri an. Ryan sah wie Tränen ihre Wangen hinab glitten. Teleri zitterte am ganzen Körper, versuchte einen Schritt auf Ryan zu zumachen, doch die Wache hielt sie fest am Arm. Lächelnd strich Katlar Teleri über ihre Wange, und diese schloss ängstlich ihre Augen. Er nickte der Wache kurz zu, und dieser ließ Teleri los. "Nun Ryan," sagte er ohne sie anzublicken. "Du weißt was du zutun hast." Fest umschlossen seine Hände Teleris Gesicht, zogen es an das seine und er drückte ihr einen Kuss auf ihre Lippen. Angewidert nahm Ryan ihren Blick von beiden, fest ballten sich ihre Hände zu Fäusten. "Süßes Wiedersehen," rief Katlar ihr zu, lachte leise und verriegelte die schwere Tür hinter sich... Sprachlos starrte Ryan Teleri an. Sie fühlte wie sich ihre Kehle langsam zusammen schnürte, ihr die Luft zum atmen nahm. Sie ertrug diesen Anblick nur wenige Augenblicke, und schlug dann ihre Augen nieder. Was hatte sie nur getan? "Ryan." Sie hörte die sanfte Stimme Teleris. Zaghaft schlug Ryan wieder ihre Augen auf, blickte Teleri an. Ihr Gesicht und ihr Gewand starrten vor Schmutz. Ihre Haare hingen ihr wirr in die Stirn und an ihren Wangen rannen immer noch Tränen hinunter. Sie hörte wie Teleri leise schluchzte. "Teleri," flüsterte sie, versuchte sich zu bewegen, doch die Ketten hielten sie fest. Langsam kam Teleri auf sie zu, streckte ihre Hand aus, Ryan seufzte leise, als sie die zarten Hände auf ihren Wangen fühlte. "Ich kann es nicht glauben," wisperte Teleri und lächelte leicht. "Ich dachte, ich würde dich nie wieder sehen." Vorsichtig zog sie Ryans Kopf in die Höhe und küsste sie auf ihre Stirn. "Ich hatte eigentlich gehofft, wir würden uns auf eine andere Art und Weise wieder sehen," erwiderte Ryan und legte ihre Hand auf die von Teleri. Stille kehrte zwischen ihnen ein...Beschämt vermied es Ryan Teleri in ihre Augen zu blicken, sie fürchtete sich davor, dass Teleri zu tief in sie hinein sehen könnte. Das sie erkennen könnte was passiert war. "Was haben sie dir angetan?" fragte Ryan leise und berührte Teleri zärtlich an ihrer Wange. Sie spürte wie ein kurzes Zittern durch Teleris Körper fuhr, und das sie ihren Atem anhielt. "Was haben sie dir angetan?" wiederholte sie ihre Frage. "Das ist doch unwichtig," versuchte Teleri ihr auszuweichen, sie wollte nicht darüber sprechen, wollte sich all diese Dinge nicht in ihr Gedächtnis rufen. "Für mich ist es nicht unwichtig," Ryans Augen suchten nun doch die Teleris, und blickte sie fest an. "Was ist passiert?" Seufzend ließ sich Teleri auf den Boden sinken und strich Ryan abwesend durch ihr Haar. "Sie haben uns überfallen," begann sie leise zu erzählen und starrte die Mauern der Zelle an. "Sie nahmen mich mit. Ich wusste doch nicht warum, bis ich ihn sah. Er sah genauso aus wie du es mir erzählt hast...sie haben...sie haben mich..." Teleris Stimme begann zu schwanken, und verlor sich dann in einem hilflosen Schluchzen. Schwerfällig versuchte Ryan sich aufzurichten um sie in ihre Arme zu schließen, doch die schweren Ketten machten dieses Vorhaben unmöglich. Zorn vibrierte in ihren Nerven. "Ich werde dich töten," schrie sie wütend. "Hörst du mich du elender Bastard, ich werde dich töten. Töten." Fest schlangen sich Arme um ihren Körper, drückten sie fest an sich. "Psst," flüsterte Teleri ihr ins Ohr. "Sag so etwas nicht, du machst es für uns beide nur noch schlimmer." "Verzeih mir," schluchzte Ryan. "Ich wollte das nicht, ich wollte nicht, dass sie dir so etwas antun." Sanft strich Teleri ihr durchs Haar und lächelte leicht. "Ist schon gut," sagte sie beruhigend. "Ich weiß, dass du es nicht wolltest." Schweigend wiegte sie Ryan in ihren Armen hin und her. Sie fühlte wie ihre Handflächen feucht wurden, argwöhnisch hob sie eine ihrer Hände vor ihr Gesicht, ihr Atem stockte. Rote Flüssigkeit rann die Linien ihrer Handfläche hinab. Blut, Ryans Blut. "Was haben sie getan?" Bei dieser Frage breitete sich auf Ryans Gesicht ein Lächeln der Bitterkeit aus. "Was glaubst du?" gab sie die Frage zurück und bettete ihren Kopf in Teleris Schoß. "Ich glaube, ich möchte es überhaupt nicht wissen, da ich es mir sehr gut vorstellen kann..." erwiderte diese und blickte nachdenklich auf Ryan hinab. Irgendetwas behagte ihr nicht, sie konnte es nicht eindeutig benennen, doch sie spürte es genau. Etwas stimmte mit Ryan nicht. "Sind Wido und das Mädchen auch hier?" Ein Schauder jagte Ryans Rücken hinab und sie schloss ihre Augen. "Er hat Wido getötet," flüsterte sie leise. "Nein," stieß Teleri hervor. " Das kann nicht sein, das darf nicht sein." "Es ist aber die Wahrheit, er hat ihn getötet...ich konnte ihm nicht helfen...ich habe versagt," gestand Ryan und umfasste Teleris Knie. "Und die Kleine? Ist sie auch..." "Nein, sie ist zu Hause bei ihrem Vater. Ayesha ist zu Hause." Bei diesem Namen bereitete sich eine Art von Wärme in Ryans Körper aus und ließ ihr Zittern verschwinden. Ayesha. Wie sehr wünschte sie sich jetzt bei ihr zu sein, sie in ihren Armen zu halten, doch dann schnitt eben dieser Wunsch ihr wie die Klinge eines Schwertes tief in ihr Fleisch. "Ich habe dich so sehr vermisst," wisperte Teleri und küsste Ryan auf ihre Wange. "Warum hast du mich nicht gehört? Warum? Ich hatte den Eindruck, als wärst du so weit von mir entfernt wie es noch nie der Fall gewesen war." "Ich habe dich gehört," sagte Ryan beschwichtigend. "Ich habe von dir geträumt..." "Ich auch von dir," flüsterte Teleri, vergrub ihr Gesicht in Ryans Haaren und streichelte über ihren Arm. Übelkeit stieg in Ryan auf, sie kam sich so schäbig vor, so unsagbar schäbig. Sanft drehte Teleri Ryans Kopf in ihre Richtung und sah sie an. Ihre Augen waren so traurig. Warum? Aufmunternd lächelte Teleri sie an. "Ich liebe dich." Langsam nährten sich ihre Lippen Ryans und hauchten ihr einen zarten Kuss auf den Mund. Irritiert öffnete Teleri augenblicklich ihre Augen. "Was hast du? Du bist so anders, es fühlt sich so anders an." Angespannt wich Ryan Teleris Blick aus, sie ertrug es nicht sie anzublicken. "Teleri, ich...ich...," begann sie, doch die Worten blieben aus. Sie wusste nicht was sie sagen sollte. "Die Kleine," sagte Teleri plötzlich. "Es ist die Kleine nicht wahr?" Ryan nickte stumm als Antwort, zu mehr war sie nicht in der Lage. "Ich wusste es," erklang die Stimme Teleris über ihr. "Ich wusste, dass ich dich nicht halten kann, ich wusste es." Tränen tropften auf Ryans Haar, und sie schloss abermals ihre Augen. Was hatte sie dieser Frau nur angetan? Sie war wirklich ein Monster. "Teleri es tut mir leid." "Sag das nicht," unterbrach sie Teleri. "Ich wusste an jenem Morgen an welchem du mit ihr aufgebrochen warst, dass etwas passieren würde. Ich habe es gewusst." Niedergeschlagen blickte Ryan Teleri an. Ihre Tränen tropften immer noch auf Ryans Gesicht, sie versuchte ihre Hand zu heben, doch Teleri hielt sie auf. Umfing Ryans Hand mit der ihren, führte sie an ihre Lippen und küsste ihre Finger. "Vergib mir," flüsterte Ryan den Tränen nahe. "Bitte vergib mir." "Habe ich dir jemals gesagt wie wunderschön du bist?" fragte Teleri und lächelte sie traurig an. "Nein, dass habe ich dir nie gesagt. Du bist so wunderschön, so schön..." Zärtlich nahm Teleri Ryans Gesicht zwischen ihre Hände und küsste sie ein weiteres Mal. "Erfüllst du mir noch einen Wunsch?" flüsterte sie mit Tränen erstickter Stimme und blickte Ryan fragend in ihre Augen. "Jeden," hauchte Ryan und strich über ihre Wange. "Dann tue diese Nacht so, als wäre nichts geschehen, tu einfach so, als wäre alles in Ordnung. Sei heute Nacht zum letzten Mal mein, danach gebe ich dich frei..." Zaghaft nickte Ryan, packte Teleri am Kragen ihres Gewandes und zog ihr Gesicht nahe an das ihre. "Wie du willst," flüsterte sie zärtlich und küsste sie auf ihre Lippen. Seufzend gab sich Teleri diesem Kuss hin. Vorsichtig umschlossen ihre Arme Ryans Körper und zogen sie fest an sich. Ihre Gedanken verfolgen... Leere breitete sich in ihrem Körper aus, ein gigantische Leere welche sie nie wieder füllen könnte. Sie fühlte wie die Hände Ryans ihr sanft über ihr Gesicht strichen, wie sich ihre Lippen fordernd auf die ihren drückten, doch sie wusste in diesem Moment auch, dass es nicht der Wirklichkeit entsprach. "Ich werde dich immer lieben," dachte sie während ihr weiterhin Tränen über die Wangen flossen. Mitten in der Nacht fuhr Ayesha aus ihrem Schlaf auf. Ihr Atem presste sich zischend durch ihre Zähen hindurch, ihr Haar klebte an ihrer schweißnassen Stirn. Fest umkrampften ihre Finger das Bettlaken. "Was war das für ein Traum?" flüsterte sie leise und strich sich einige verschwitzte Haarsträhnen aus der Stirn. Ihr Herz hämmerte gegen ihren Brustkorb, und ihr wilder Atem wollte sich nicht beruhigen. Ihr war heiß und kalt zugleich. Irritiert blickte sie sich um, doch niemand war zusehen. Nur Loba schlief friedlich neben ihrem Bett. Erschöpft ließ sich Ayesha zurück in ihre Kissen sinken. "Ryan," dachte sie und wälzte sich unruhig in ihrem Bett hin und her. "Was tust du? Was tust du nur? Glaubst du ich fühle das nicht? Ich fühle es sehr genau, deinen Schmerz, und auch deine Schuldgefühle. Dein Verlangen. Du willst das doch gar nicht, hör auf damit, bitte, es tut weh. Warum tust du das..." Müde lag Teleri in Ryans Armen. Sie hatte ihre Augen geschlossen. Sie fühlte die kalten Eisenketten auf ihrer Haut, und sie zuckte kurz zusammen. "Nun bist du frei," dachte sie und versuchte sich gegen die erneut aufsteigenden Tränen zuwehren. "Du bist frei, und ich bin alleine, wie ungerecht die Welt doch ist. Ich habe dich verloren, doch warst du wirklich jemals bei mir? Ich habe dich so geliebt. Ich tue es immer noch. Es tut weh, so weh..." Tränen sammelten sich in ihren Augen, sie hatte den Kampf verloren. "Ich habe dich so geliebt," dachte sie abermals. "Warum? Warum liege ich nun in diesen Scherben? Spürst du meinen Schmerz? Unser Band ist gelöst, unsere Schwüre zerbrochen. Du bist nun frei..." Still hielt Ryan Teleri fest. Streichelte ihr beruhigend über ihre Hand, sog den Geruch ihres Haares tief in ihre Lungen ein. Sie fühlte sich schlecht. Was war sie nur für ein Mensch? Traurig schloss Ryan ihre Augen und lauschte dem gleichmäßigen Atem Teleris. Sie seufzte leise auf und bettete ihren Kopf in das Stroh. Sie spürte wie Teleri langsam davon trieb, eintauchte in einen friedlich Schlaf. "Teleri, ich habe dich geliebt. Ich wollte dir nie wehtun, es tut mir wirklich leid. Ich wollte dich nie ins Unglück stürzen, und dennoch habe ich es getan, ich habe dich dort hinein gestoßen. Ich habe dich wirklich geliebt, vergiss das niemals." Sie fühlte, dass ihre Wunden schmerzten, doch war das nicht Bedeutungslos, wenn man sich vor Augen führte wie viel Schmerz sie der Frau zugefügt hatte die nun in ihren Armen lag? Und selbst jetzt noch waren ihre Gedanken nicht im hier und jetzt. Sie waren wieder bei einem anderen Menschen. Einem Menschen der soweit entfernt von ihr war. "Ayesha," dachte sie wehmütig. "Es tut mir leid. Ich wünschte ich könnte bei dir sein. Fühlst du mich, fühlst du meine Sehnsucht? Mein wunderschönes Mädchen. Werde ich dich wieder sehen? Noch einmal in deinen Armen liegen? Ich liebe dich. Was habe ich nur getan..." Nachwort: Hallo erstmal an alle. Wieder ein etwas längeres Kapitel, aber es gab ja auch viel zu erzählen. Deshalb an die alt bekannten Freischalter: "Tschuldigung!" Naja, so düster wie ich gedacht hab war es ja dann gar nicht mal, oder? Ich hoffe das Kapitel war einigermaßen in Ordnung für euch. Ich hoffe ich konnte mit dem Kapitel ein bisschen das ausdrücken, was die Charaktere so bewegt...Nun, ich bedanken mich wieder für das Lesen und hoffe die Geschichte ist weiterhin noch nachvollziehbar. In dem Sinne noch einen Gruß an Igel, Mondscheinelfe und alle anderen die diese Geschichte vielleicht sonst noch so lesen! Adios und bis bald. seen Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)