Ein Wiegenlied von Niekas ================================================================================ Kapitel 1: Ein Wiegenlied ------------------------- Schlaf, mein Raivis, schlaf. Es sitzt, ich seh's von deinem Bett, Ein Vogel auf dem Fensterbrett, Mit grauen, müden Flügeln. Ein Spatz, ein Star, ich weiß nicht recht, Im Gegenlicht, da seh ich schlecht Du kannst's mir nicht verübeln. Schlaf, mein Raivis, schlaf nur ein, Du musst doch morgen munter sein Und aufmerksam und lieb und brav, Drum sag ich dir, mein Raivis, schlaf. Denk nicht an das, was heut geschehn, Es wird auch wieder besser gehn, Die Sonne weiter scheinen. Ivan war doch schon immer so, Schnell zornig und schnell wieder froh. Du brauchst gar nicht zu weinen. Schlaf, mein Raivis, schlaf nur ein, Ich werde dich nicht fragen, nein! Solang sein Zorn nicht mich betraf, Muss ich's nicht wissen. Nein! Jetzt schlaf. Die Mitternacht zog näher schon, In stummer Ruh lag Babylon, Und Eduard klaut bei Heine. Du sagst, dass sich das nicht gehört? Ich sage, wenn es dich so stört, Dann mach es doch alleine! Schlaf, mein Raivis, schlaf nur ein, Dann wirst du morgen munter sein. Der Eduard ist ein rechtes Schaf, Der bringt sich selber um den Schlaf. Und bist du morgen aufgewacht, Sag Dank für diese ruhige Nacht. Mehr kannst du nicht verlangen, Als warm zu schlafen, ungestört, Denn wer sich allzu laut beschwert, Wer gar nicht auf den Ivan hört, Oder im Haus den Frieden stört, Das findet Ivan unerhört, Den hat er blitzschnell aufgespürt Und ohne Fragen abgeführt Und da erwischt, wo's sich nicht ziert Und den hat er sehr schnell verwirrt – und Eduard fällt bald wirklich kein Reim mehr ein – Und macht all das, was ihn verstört, Und kneift ihm in die Wangen. Schlaf, mein Raivis, schlaf nur ein, Am Himmel stehn die Sternelein, Der Mond ist der Hirte und die Wolken sind die Schaf', Drum sag ich dir, mein lieber guter Raivis, schlaf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)