Auf der Suche nach dem Lucky Item von Xanokah ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Auf der Suche nach dem Lucky Item „Kommen wir zum Sternzeichen Krebs.“ Midorima führte das Glas zum Mund und starrte gebannt auf den kleinen Fernseher, der im Esszimmer stand. „Linkshänder sollten heute besonders vorsichtig sein.“ Mit einem Mal schnellte das Glas zurück auf den Tisch, fast schon mechanisch schob Midorima es an den rechten Rand. Diese linke Hand wird heute nichts mehr anfassen, sagte er sich. „Das Lucky Item für den heutigen Tag ist ---.“ „Was?!“ Midorima stand ruckartig auf, die Augen weit. Erst war er Linkshänder und nun ist so etwas auch noch das Lucky Item? Das war zu viel für Midorima, kleine Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn und er ließ sich wankend zurück auf den Stuhl sinken. Doch noch ehe er sich von dem Schreck erholen konnte, streifte seine linke Hand das Glas am rechten Tischrand, als er diese erhob um seine Brille zurecht zu rücken. Mit einem lauten Klirren zerbrach das Glas. *** Wenige Minuten später saß Midorima vor der Eingangstüre, starrte beinahe verzweifelt an sich hinunter. Die Schnürsenkel seiner Schuhe wollten gebunden werden, doch wie sollte er dies anstellen ohne seine linke Hand zu benutzen? In seinem Kopf brach ein Sturm an Diskussionen mit sich selbst aus, aus welchem er erst gerissen wurde, als seine linke Hand erneut den Rahmen seiner Brille berührte. „Verdammt.“ Völlig entgegen seiner Prinzipien stopfte er die Schnürsenkel in die Schuhe, stand auf und griff nach seiner Schultasche, nur um festzustellen, dass sich die Naht von eben dieser gelöst hatte. Der Henkel riss und trennte sich ab, die Tasche landete unsanft wieder auf dem Boden. Mit einem Seufzer klemmte er die Tasche unter den Arm und achtete darauf, die Tür mit der rechten Hand zu öffnen und hinter sich wieder zu schließen. Midorima atmete auf, als er einen Fuß auf die Straße setzte. Auf dem Weg zur Schule musste er seine linke Hand nicht benutzen, er musste lediglich auf seine ungebundenen Schnürsenkel achten. Auch wenn diese erleichternden Gedanken augenblicklich wieder verschwanden, als ihm in den Sinn kam, dass er sein Lucky Item nicht bei sich hatte. Mitten auf dem Weg machte er Halt und dachte nach. Wo sollte er denn so etwas nur auffinden, fragte er sich. Im Antiquitätenladen? Ausgeschlossen. In der Spielhalle? Nein, keinesfalls. Im Supermarkt? Gar keine Frage. Midorima ließ den Kopf hängen. Einerseits aus Verzweiflung, da er sich nicht im Geringsten ausmalen konnte, wo sich so etwas beschaffen ließe und andererseits, um seine Schnürsenkel im Auge zu behalten. *** „Yo, Shin-chan!“ „Hmph.“ „Dir auch einen guten Morgen.“ Takao grinste, als Midorima das Klassenzimmer betrat. „Dreh dich nach vorn.“ „Der Lehrer ist noch nicht da, ich darf also machen, was ich will.“ Midorima setzte sich auf den Platz hinter Takao, welcher gelangweilt auf seinem Stuhl wippte und Midorima dabei nicht aus den Augen ließ. „...“ „Was ist los, Shin-chan? Du siehst so niedergeschlagen aus.“ „Im Klassenzimmer sollte nicht geredet werden.“ „Eh? Kann es sein, dass du dein Lucky Item nicht gefunden hast?“ Midorima knirschte mit den Zähnen, Takaos Grinsen wurde breiter. „Ha! Hab ich's doch gewusst. Na, was ist denn dein Lucky Item? Ich kann dir später suchen helfen.“ „Das geht dich nichts an.“ „Natürlich tut es das. Wenn du dein Lucky Item nicht hast, schmollst du wieder den ganzen Tag und niemand ist da, um mich zu unterhalten.“ Midorima zeigte Takao die kalte Schulter. Er hatte keinerlei Intentionen, seine Bedrängnisse preiszugeben. „Hah“, seufzte Takao. „Siehst du, du fängst schon wieder an.“ Midorima biss auf seine Unterlippe und dachte nach. Würde Takao die Klappe halten, sobald er ihm davon erzählen würde? „Hälst du die Klappe, sobald ich dir davon erzähle?“ „Hihi, natürlich. ♥ ~“ „Also gut.“ Midorima hielt kurz inne, um sich zu fassen. „Hm, du musst lauter sprechen.“ „...ngh...“ „Was?“ „Komm näher“, seufzte Midorima. „Heh?“ „Näher. Ich will dein Ohr“, sagte Midorima in ernstem Tonfall. „Uwah, ich wusste gar nicht, dass du so einer bist, Shin-chan“, lachte Takao, hielt Midorima aber gespannt sein Ohr hin. Midorima spitze die Lippen und rückte näher an Takao heran, flüsterte ihm ins Ohr. „PffffffahahahHAHAHA.“ Plötzlich erschütterte schallendes Gelächter den Raum. Sämtliche Anwesenden drehten sich zu den zwei Personen um, von denen einer lachend nach Luft rang und der andere mit eiserner Miene dreinblickte. „Wirklich, Shin-chan? Wirklich?“ „Hmph.“ „So etwas? Oh, ich bekomme keine Luft mehr. Das ist das Beste.“ „Ich hoffe, du erstickst“, murmelte Midorima. „Hahahaha!“ *** „Hey, Shin-chan.“ „...“ „Kein 'Schau nach vorne'? Ich bin enttäuscht.“ „Es ist Unterricht“, flüsterte Midorima Takao zu, welcher sich schon wieder umgedreht hatte, während der Lehrer gerade an der Tafel schrieb, und funkelte ihn aus finsteren Augen an. „Ich weiß zwar, wie es um dein Lucky Item aussieht... aber Shin-chan, das ist jetzt ziemlich erbärmlich.“ Takao musste sich das Lachen verkneifen, als er Midorima musterte, welcher mit dem Stift in der rechten Hand versuchte, die vielen Schriftzeichen von der Tafel auf ein Blatt Papier zu übertragen und dabei kläglich versagte. „Sag schon, was hat es damit auf sich? Hast du auf dem Schulweg eine schwarze Katze gestreichelt?“ „Hmph, als ob ich so etwas Verwerfliches tun würde. Oha Asa hat gesagt, dass Linkshänder heute Acht geben sollen. „Oh, Mann.“ „Deswegen fasse ich den ganzen Tag über nichts mit meiner linken Hand an.“ „Mhm.“ „Meine linke Hand ist bis heute Nacht 0 Uhr tot.“ „Klingt dramatisch.“ „Hmph. Schau nach vorne, von deinem Grinsen wird mir schlecht“, raunte Midorima, während er immer noch versuchte, den Stift schwungvoll in seiner rechten Hand zu bewegen. „Ich leih dir später mein Notizheft“, flüsterte Takao und zwinkerte Midorima zu. *** „Aaaah, endlich Pause“, seufzte Takao, als die laute Glocke ertönte. „Du machst doch schon den ganzen Tag Pause, Idiot“, kommentierte Midorima, der mit der rechten Hand seine Bentou-Box auf den Tisch stellte und die Essstäbchen nahm. „Bist du sicher, dass du so essen kannst?“, bemerkte Takao, der amüsiert dabei zusah, wie Midorima die kleinen Stäbchen zwischen die Finger seiner rechten Hand nahm. „Verschwinde einfach.“ Midorima pickte mit den Stäbchen in dem Reis herum, doch durch das Zittern und die Unsicherheit seiner rechten Hand, gelang ihm das essen nicht so recht. „Soll ich dich füttern? Aber dann habe ich keine Zeit mehr, mein eigenes Bentou zu essen... Hm, schwierige Entscheidung...“, lachte Takao beiläufig und beobachtete weiterhin jede der Bewegungen seines Gegenübers. Midorima schaltete Takaos Stimme ab und konzentrierte sich nur auf das Bentou vor sich. Wieso hatte er für solche Fälle nicht seine rechte Hand trainiert? Wie konnte er so etwas Gravierendes nur vernachlässigen? In einem hohen Bogen flog ein paar Essstäbchen durch den Raum, begleitet von dem selben schallenden Gelächter, welches auch schon ein paar Stunden zuvor den Raum erfüllt hatte. „Hahaha, Shin-chan, du solltest mal dein Gesicht sehen, hahahaha!“ Midorima ballte die Faust und versuchte, sich zu beruhigen. Am besten ignorierte er Takao einfach. Er suchte den Boden nach seinen Essstäbchen ab und bückte sich, um nach diesen zu greifen. Den Fehler realisierte er leider viel zu spät, denn sobald seine linke Hand die Stäbchen berührten, stieß er mit seinem Kopf gegen den Tisch. Der Tisch drohte zu kippen und das Bentou landete – nicht auf dem Boden – sondern direkt auf Midorimas Kopf. „AHAHAHahaha!“ Takao krümmte sich vor Schadenfreude, während Midorima immer noch versuchte, keine Emotion auf seinem Gesicht zu zeigen. Immer noch lachend packte Takao seinen Partner am Arm und zerrte ihn aus dem Raum. „Komm schon, ich helf dir beim sauber machen.“ „Hrgh...“ *** „Das hättest du sehen müssen, Shin-chan. Das Bentou flog wie einer deiner 3-Pointer! Ich übertreibe nicht, die ganze Klasse kann das bezeugen. Es war großartig, fast schon Kunst.“ „Warum tust du mir nicht einen Gefallen und gehst einfach?“, nuschelte Midorima, der sich kaltes Wasser über den Kopf laufen ließ um auch die letzten Reiskörner aus den Haaren zu waschen. Takao, immer noch leise kichernd, reichte ihm das Handtuch und zupfte die übrigen Essensreste von Midorimas Uniform. Midorima warf ihm darauf einen Todesblick zu und Takao wurde pötzlich ernst. „?“ Midorima war verwundert, so einen Blick sah er selten auf Takaos Gesicht. „Hey, Shin-chan“, sagte Takao mit ernster Stimme. „Tut mir echt Leid, was dir heute alles passiert ist.“ „??“ „Wenn du möchtest, dann... also das ist jetzt nur ein Angebot... dann kannst du dich an meiner Schulter ausweinen.“ „?!“ Midorima wurde wütend. „Pfffffffhehehahahaha, der Gesichtausdruck! Hahahaha, bitte töte mich nicht! Hab Gnade. Ahahahaha!“ Midorima ballte die Fäuste, während ihm die Röte ins Gesicht stieg. Takao hob scherzhaft die Arme, immer noch lachend. Plötzlich schwang die Toilettentüre gewaltsam auf und zwei Spieler aus dem Basketballteam, Miyaji und der Captain Ootsubo, kamen in den kleinen Raum gestürmt. Takao schrak auf und sein Lachen verstummte, Midorima nutze die Gelegenheit, um einmal tief durchzuatmen und seine innere Ruhe wieder zu finden. „Wir haben gehört, was passiert ist“, sagte Ootsubo. „Was, so schnell?“, fragte Takao verblüfft. „Ja, das 3-Pointer-Bentou ist das Gesprächsthema der Schule“, erklärte Miyaji und sah Midorima besorgt an. Midorima vergrub sein Gesicht wieder im Handtuch. „Wo ist denn dein Lucky Item?“, fragte Ootsubo interessiert und sah sich im Raum um, normalerweise wäre er schon längst drüber gestolpert. „Oh, also die Sache ist die...“, wandte Takao ein, bevor Midorima auch nur den Mund öffnen konnte. Takao flüsterte den beiden Spielern etwas zu, dessen Gesichter augenblicklich erbleichten. „Also das...“, begann Miyaji, zögernd. „Normalerweise würde ich dir helfen, aber ich weiß nicht, ob ich hier etwas für dich tun kann...“ Ootsubo legte eine Hand auf Midorimas Schulter. „Tut mir Leid, Mann“, sagte er mit einer väterlichen Stimme, die nur ein Captain haben konnte. *** „Weißt du, Shin-chan, ich habe nachgedacht.“ „Man soll nicht rückwärts laufen.“ Takao und Midorima waren auf dem Weg zurück ins Klassenzimmer. Die nächste Stunde hatte schon begonnen und auf den Gängen war es nun still gewesen. „Ich glaube, ich weiß, wo wir dein Lucky Item finden können“, grinste Takao überlegen. Midorima horchte auf. „Gehen wir.“ „Wie... jetzt? Aber wir haben doch noch Unter--“ „Gehen. Wir.“, befahl Midorima und verließ schnellen Schrittes das Schulgebäude Richtung Fahrradstellplatz, setzte sich in seinen Wagen. „Da meine linke Hand unbrauchbar ist, musst du fahren.“ „Heh“, seufzte Takao, „du hast wohl immer eine Ausrede.“ „Wieso bewegen wir uns noch nicht? Beeilung, damit wir zum Training wieder hier sind.“ Takao setze sich auf das Fahrrad und trat in die Pedale, der Wagen wurde langsam schneller. „Wo fahren wir eigentlich hin?“, erkundigte sich Midorima nach einer Weile. „Eh, das fragst du jetzt erst?“, bemerkte Takao, der bereits völlig außer Atem war. „Hehe, ist ein Geheimnis. ♥ ~“ „...“ Midorima strich sich durch das noch nasse Haar und seufzte. Wieso hatte er nur eingewilligt? In seinem Kopf spielten sich zahlreiche Was-wäre-wenn-Szenarien ab, er könnte jetzt im Unterricht sitzen oder alleine nach dem Lucky Item suchen und nun war er hier mit Takao, der ihn wer-weiß-wohin brachte. „Midorima-kun!“ „Hm?“ „Midorima-kun, hier drüben!“ „Takao, halt an“, befahl Midorima monoton und die Bremsen des Fahrrads quietschten. „Was ist denn?“, fragte Takao gelassen. „Ich dachte, ich hätte etwas gehört.“ „War sicher nur der Wind“, bemerkte Takao. „Midorima-kun!“, rief eine weibliche Stimme nur wenige Meter entfernt. „Ah. Guten Tag, Momoi-san“, grüßte Midorima desinteressiert, als er Momoi auf dem Gehweg erblickte. „Was ist?“ „Hast du Aomine-kun gesehen? Ich sollte mit ihm ein paar Dinge für unseren Club einkaufen gehen und als ich mich umgedreht habe, war er einfach verschwunden“, erklärte Momoi und schmollte. „Nein. Und nun entschuldige uns bitte“, murmelte Midorima und nickte Takao zu, welcher wieder anfing zu treten. „Eh, Midorima-kun, wo ist denn dein Lucky Item?“, fragte Momoi plötzlich. Midorima zuckte zusammen. „Ah, wie gut, dass du fragst!“, mischte Takao sich plötzlich ein und hielt erneut an. „Vielleicht kannst du uns helfen.“ „Ich, euch helfen?“, stieß Momoi verwundert aus. Sie hatte Midorima noch nie verstanden und ihm noch viel weniger jemals geholfen. „Ja, genau. Komm her, dann kann ich dir verraten, was wir benötigen“, sagte Takao geheimnisvoll, was Momoi neugierig machte. „Takao...“, Midorima knirschte die Zähne. Takao flüsterte Momoi etwas ins Ohr, worauf hin sie ein paar Schritte zurück wich. „Also... das ist... AAAH!“ Klatsch. Noch ehe Midorima sich versah, landete Momois Hand in seinem Gesicht. „Hahahaha!“, lachte Takao und fiel dabei fast vom Sattel des Fahrrads. „Midorima-kun, so etwas hätte ich von dir niemals erwartet!“, stammelte Momoi mit hochrotem Kopf, warf beiden noch einen verachtenden Blick zu und rannte in die entgegengesetzte Richtung davon. „Ta-ka-o...“, knirschte Midorima erneut, rieb sich die Wange und rückte seine Brille zurecht, dies natürlich nur mit seiner rechten Hand. „Ah, Shin-chan, ich konnte ja nicht wissen, dass sie so auf das Lucky Item reagiert. Sorry“, grinste Takao und trat in die Pedale. *** „Heeeey, Midorimacchi!!“ „Was ist denn nun schon wieder?“, seufzte Midorima und setzte sich hoffnungsvoll seine Sonnenbrille auf. „Heeeeeey, warte doch maaal!“ Takao hielt an und sah sich um, Kise kam auf die beiden zugestürmt, das Lächeln so breit wie immer. „Hey, Midorimacchi, was machst-- wieso hast du die Sonnenbrille auf?“, lachte Kise. Verdammt! „Dachtest du, ich würde dich nicht erkennen? Das tut weh...“ „Kise, was machst du hier?“, fragte Midorima genervt. „Ah, ich hatte einen Job in der Nähe und da habe ich dich vorbeifahren sehen und da dachte ich mir, ich sage mal hallo. Und hier bin ich. Und was machst du so, Midorimacchi?“ „Verstehe. Takao, fahr weiter.“ „Eeeeh, du ignorierst mich? So gemein!“, beschwerte sich Kise und legte schauspielerisch eine traurige Miene auf. „Wir sind los um uns das heutige Lucky Item zu besorgen“, erklärte Takao. „Oh, Midorimacchi ohne sein Lucky Item sieht man selten. Was sucht ihr denn?“, fragte Kise verwundert. „Hehe, das kann ich nicht laut sagen, dafür musst du näher kommen“, lockte Takao ihn an. Midorima war sichtlich genervt davon, schon zum dritten Mal zu sehen, wie Takao ihn nachahmte. „Waaaas?!“, rief Kise erschrocken. „Eh-e... also... ich könnte in der Agentur fragen, aber ich glaube nicht, dass wir so etwas haben. Eh, also, ähm, tut mir Leid, Midorimacchi.“ „Schon gut. Takao. Fahr weiter.“ Takao kicherte in sich hinein und trieb den Wagen wieder an. „Tut mir wirklich, wirklich Leid, Midorimacchi! Wir sehen uns!“ „Hmph. Das hoffe ich nicht.“ *** „Uwah, Shin-chan, können wir eine Pause machen? Da vorne ist ein kleiner Supermarkt, wir könnten uns dort etwas zu Trinken kaufen“, jammerte Takao, dem allmählich die Beine schmerzten. „Gut, ich erlaube es. Bring mir was mit.“ „Was, ich muss gehen? Heh, na gut“, seufzte Takao, hielt vor dem kleinen Laden und verschwand hinter den Schiebetüren. Midorima starrte in den blauen Himmel, und dachte daran, dass das Training bald beginnen würde. Sie würden es nicht rechtzeitig schaffen. Der Tag war bereits gelaufen, als er das Glas vom Tisch warf. Oder lag der Fehler vielleicht schon weiter zurück? Hatte er beim Aufstehen etwas falsch gemacht? Die Brille vielleicht mit der linken Hand angefasst? Innerlich verfolgte Midorima seine Schritte zurück, suchte nach einer Inkorrektheit in seiner täglichen Routine. Plötzlich fiel ein Schatten auf Midorima, etwas verdeckte seine Sicht. „Oooh, Mido-chin? Was machst du hier?“ Murasakibara lehnte sich über Midorima, auf einem Schokoriegel kauend. „Das sollte ich dich fragen, Murasakibara. Was machst du hier in Tokio?“ „Oh... diese Supermarktkette hat eine neue Geschmacksrichtung von meinem Lieblingssnack eingeführt. War überall ausverkauft und ich bin schließlich hier gelandet...“, erklärte Murasakibara träge. „Ah, verstehe. Hast du ihn hier bekommen?“, erkundigte sich Midorima aus Höflichkeit. „Ja. Ich bin ziemlich froh. Und müde“, antwortete Murasakibara und gähnte. „Suchst du auch nach etwas, Mido-chin?“ „Ja, nach meinem Lucky Item.“ „Mhm...“ Die Tür des Supermarkts ging wieder auf und hinaus kam Takao, welcher eine Flasche Wasser und eine Dose rote Bohnensuppe in den Armen hatte. „Puh“, seufzte er und setzte sich zu Midorima in den Karren. „Hier, fang.“ Midorima fing die Dose auf, dankte Takao mit einem kaum sichtbaren Nicken. „Ich habe rein zufällig euer Gespräch gehört“, sagte Takao mit einem Grinsen. „Wenn du uns bei der Suche hel--“ „Nein“, wandte Murasakibara ein. „Ich habe, was ich wollte und jetzt gehe ich wieder. Wir sehen uns im Winter, Mido-chin.“ Takao und Midorima sahen zu, wie Murasakibara langsam am Horizont verschwand. *** „Takao.“ „Ja~♥?“ „Wir kommen zu spät zum Training.“ „Hehe, ja, da habe ich mich mit der Entfernung wohl ein wenig verschätzt“, lachte Takao, drehte sich aber nicht um, Midorimas Todesblick wollte er an diesem Tag kein zweites Mal erleben. „Yo, Midorima, halt mal an!“, rief eine raue Stimme plötzlich. „Eh?“ Takao drückte auf die Bremsen und sah sich um, konnte die Quelle der Stimme aber nirgends entdecken. „Aomine“, stellte Midorima fest und blickte an einem der am Straßenrand grenzenden Bäume hoch. „Lust, mich mitzunehmen? Ich hab Satsuki irgendwo verloren, wir waren einkaufen oder sowas...“ Aomine sprang von dem Ast ab, auf dem er zuvor ein Nickerchen hielt, und landete gekonnt auf dem Boden. Mit dem nächsten Satz war er schon im Wagen gelandet und saß gegenüber Midorima. Takao jammerte auf, die Tatsache, jetzt zwei Personen durch die Gegend zu fahren, ließ sein Lächeln endgültig verblassen. „Was machst du eigentlich hier, Midorima. Solltest du nicht Training haben? Wirst du etwa faul~?“, hakte Aomine provokant nach. „Unerhört. So etwas würde mir nie in den Sinn kommen“, protestierte Midorima. „Ah, naja. Mir soll's egal sein.“ Aomine zeigte augenblicklich Desinteresse und schloss die Augen. „Ziemlich nett hast du's in dem Karren ja schon. Vielleicht komme ich öfter auf eine Fahrt vorbei.“ „Hmph.“ „Aomine-kun!“, rief eine bekannte Stimme. Momoi stand am anderen Ende der Straße und winkte den Dreien zu. „Aomine-kun, da bist du ja endlich.“ „He~, meine Fahrt ist wohl schon zu Ende“, murmelte Aomine und schwang sich wieder aus dem Wagen. Momoi kam schnellen Schrittes auf ihn zu und die beiden meckerten sich wie üblich an. „Danke, Midorima-kun. Ohne dich hätte ich ihn wohl nie wieder gefunden“, sagte Momoi schließlich und verbeugte sich. „Guten Abend“, verabschiedete sich Midorima höflich und Aomine und Momoi drehten sich um. „Midorima!“, rief Aomine über die Schulter ohne sich dabei umzusehen. „Wir sehen uns im Winter!“ „Natürlich.“ *** „Ah~h, es wird bald Abend.“ „Bist du nicht derjenige, dem wir das hier zu verdanken haben“, bemerkte Midorima abfällig. „Hey~ ich tu das hier für dich~“, seufzte Takao. „Ehrlich, ich dachte, der Ort wäre viel Näher.“ „...“ „Midorima-kun.“ „„AH!!““ Takao bremste augenblicklich und viel fast vom Fahrrad. Er drehte sich um, um die Quelle der Stimme zu suchen. „„Kuroko?!““ Im Wagen, neben Midorima, saß Kuroko, welcher die beiden verwundert und mit großen Augen anblickte. „W-was machst du hier? Seit wann--?“, rief Midorima aufgebracht. „Seit ein paar Minuten. Ihr hättet mich an der Ampel vorhin fast überfahren“, erklärte Kuroko so ruhig wie immer. „Und nicht einmal ich habe dich gesehen?!“, stieß Takao entsetzt und verwundert aus. „W-warum bist du hier?!“, sagte Midorima, noch immer völlig aus der Fassung. „Ich wohne in der Nähe. Ist es etwa falsch, eine kostenlose Mitfahrgelegenheit wahrzunehmen?“ „K-kostenlos?“, jammerte Takao. „Vielen Dank.“ Takao konnte nicht widersprechen und trat weiterhin in die Pedale. Seit sie Kuroko bemerkt hatten, war es zwischen den Dreien unangenehm still geworden. Nicht, dass Midorima auch allein besonders gesprächig war. „Hier bitte anhalten, den Rest gehe ich alleine“, sagte Kuroko nach einer Weile. Die Bremsen quietschten und der Wagen kam mit einem Ruck zum Stehen. „Nochmals vielen Dank“, verabschiedete sich Kuroko und verbeugte sich höflich. „Das nächste Mal gewinnen wir“, rief Takao plötzlich. „Darauf kannst du wetten, im Winter werden wir euch ganz sicher nicht unterschätzen.“ Ein Lächeln huschte über Midorimas Gesicht und auch über Kurokos. „Ich freue mich darauf.“ *** Der Himmel färbte sich rot und die Sonne stand bereits am Horizont. Takao seufzte laut, als der Wagen an einer Ampel zum Halt kam. „Heh, da haben wir ja heute ganz schön viele Leute getroffen. Ich weiß schon gar nicht mehr, was wir überhaupt vor hatten, haha.“ „Das Lucky Item.“ „Ah, stimmt, stimmt. Wo wollten wir gleich nochmal hin?“ „Das hast du mir nicht gesagt.“ „Ah~ stimmt. Hab schon alles wieder vergessen, hahaha“, scherzte Takao und drehte sich müde und doch lächelnd zu dem genervten Midorima um. „...“ „Aber auch wenn wir den Unterricht und das Training verpasst haben, war das doch irgendwie ein netter Tag, oder? Und das sagt der, der die ganze Zeit auf dem Fahrrad saß. Nun, abgesehen von deiner linken Hand natürlich...“, bemerkte Takao und fuhr weiter, als die Ampel auf Grün schaltete. „...“ „Eh, warum so still? Komm schon, sei doch nicht so niedergeschlagen. Schau mal nach vorne, wir fahren sogar in den Sonnenuntergang, wie im Film...“ „...“ „Hah, du schmollst wohl lieber, oder? Aber schon Wahnsinn, wen wir heute alles getroffen haben, nicht wahr? All deine alten Teammitglieder, fehlt nur noch...“ „Akashi?“ Midorima richtete sich auf und Takao hielt augenblicklich an. „Guten Abend, Shintarou.“ „Was machst du hier, Akashi?“, fragte Midorima vorsichtig. „Wer weiß...“, antwortete Akashi, ein Schatten verdeckte sein Gesicht. Was geht in ihm nur vor? „Ich nehme an, du suchst nach deinem Lucky Item?“ Woher--? „Ja.“ „Nun, dann werde ich euch nicht weiter stören. Guten Abend“, sagte Akashi gelassen und entfernte sich von den beiden. Das Licht der Abenddämmerung ließ seine Umrisse in einem dunklen Rot erscheinen. „Vergiss ihn nicht, Shintarou.“ „Wow...“, entwich es Takao nach einer Weile. „Komischer Kerl.“ „...“ *** „Ich denke, wir sollten uns auf den Rückweg machen. Die Straßenlaternen gehen schon an“, seufzte Takao schließlich. „Ja, das denke ich auch“, stimmte Midorima zu. „Tut mir Leid wegen dem Lucky Item.“ „... schon gut...“ „Waaa~s?“ „Nichts. Kehren wir um“, sagte Midorima im Befehlston. „Hey, wie wär's, wenn du zur Abwechslung mal--“ „Nein.“ Takao seufzte erneut, ein Geräusch, das mehr nach einem qualvollen Jammern klang. „Hey, wenn wir uns beeilen und noch rechtzeitig vor Schulschluss ankommen, können wir noch ein bisschen trainieren. Na, wie wär's?“ „Hmph. Mach, was du willst.“ „Okay, abgemacht. Volle Fahrt voraus!“, rief Takao und trat in die Pedale. Bamm. „Hm?“ „Was ist?“, fragte Midorima und wunderte sich, warum der Wagen schon wieder zum Stehen kam. „Der Wagen ist gegen etwas gestoßen.“ Midorima und Takao hoben ihre Köpfe und sahen unter dem Wagen nach. Dort, direkt vor dem Rad, hinderte etwas das Vorankommen des Wagens. „„Das--!““ Das Lucky Item! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)