Polity von Undine ================================================================================ Kapitel 7: [special Chapter 1] Kleiner Vogel -------------------------------------------- »Hallo, kleiner Vogel. Bist du mich wieder besuchen?« Ich vernehme das rascheln der Kleidung, ein leises Seufzen, das quietschen der Schuhe auf dem Boden, doch keine Antwort auf meine Frage. Als sich die Tür schließt, greife ich an die Binde an meinen Augen und zwinge mich sie nicht abzunehmen. Fünfzig Prozent hat man mir gesagt, dass wäre meine Chance etwas zu sehen, allerdings möchten sie mir keine falschen Hoffnungen machen. Da meine Familie nicht viel Geld besitzt, jedenfalls nicht ausreichend um mir neue Augen zu ermöglichen, klammere ich mich an die Hoffnung dass mein Körper es selbst schafft. Es geht nicht anders, ich bin darauf angewiesen und ich möchte niemanden zur Last fallen. Mein kleiner Vogel ist wieder abgeflogen, bestimmt versteckt er sich jetzt irgendwo in den Gängen und weint still vor sich hin. Das sind schlechte Gedanken und die aufkeimende Angst ihm könnte etwas geschehen lähmt mich. Fast. Mühsam bewegen sich meine Beine aus dem Bett, ich greife nach dem Stock der in Nähe meines Kissens liegt, und erhebe mich. Es ist kalt und das Stimmengewirr im Park vor meinem Zimmer begleitet mich den ganzen Weg, auch als ich das Zimmer verlasse. Ich atme den Geruch nach Desinfektionsmittel ein, höre Gezeter, spüre den Schmerz meiner Mitpatienten mit und halte inne. Da ist es, ein leises Geräusch dass mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Er braucht mich, mein fast erwachsenes Vögelchen das seid Monaten von Schmerzen begleitet wird welche ich mir kaum vorstellen kann. Es lässt mein innerstes zerbersten wenn ich nur daran denke, auch jetzt bin ich Schuld an seinen Tränen. Mühsam suche ich mir einen Weg, folge den Geräuschen und nutze den Stock, bald höre ich seine Klagelaute lauter, doch ich pralle gegen eine Tür. »Kleines Vögelchen«, ertönt meine Stimme eigenartig tonlos. Zittrig sucht sich meine Hand einen Weg zur Türklinke, doch diese stellt sich als Knauf heraus und bringt mich an den Rand der Verzweiflung. Sein Schluchzen wird lauter, ich kann mir seine dicken Kullertränen vorstellen, wie sie von seinen rotgeränderten Augen die Wangen dick hinab perlen, während seine Unterlippe bebt. Endlich, ich trete ein und bleibe stehen. Kurz unterbricht sich das Schluchzen, dann fühle ich ihn an mir, seine Wärme und sein Geruch sind mir seid seiner Geburt vertraut. Ich lege meine Wange an seinen warmen Körper und sage nichts, warte dass er sich beruhigt. »Ich hasse sie«, flüstert er schließlich. »Sag sowas nicht.« »Sie haben meine OP nur bezahlt weil Papa mich als Prototyp wollte und dir tun sie nichts, wollten sogar zweihunderttausend Credits für deine Augen. Ich hasse sie so sehr!« Ich seufzte lautstark, aber ich kann nichts sagen, er hat recht und ich bin selbst Schuld. Aber ich kann es nicht ertragen dass er sich selbst geißelt obwohl dass nicht rechtens ist. Ich spüre seine Hände auf meinem Gesicht. »Wie lang sollst du die Binde tragen?« Oh je, das war eine gute Frage. »Ich glaube fünf Tage.« »Dann kann ich sie dir ja abnehmen.« Bevor ich etwas erwidern kann, macht er sie schon ab, schirmt meine Augen mit seinen Händen ab. Langsam öffne ich diese und bin geblendet, mühsame Minuten vergehen, bei dem ich meine Augen immer wieder ein stückweit öffne und er sich erkundigt wie es mir geht. Bald erblicke ich ihn, endlich, zwar noch irgendwie verschwommen, aber sein Gesicht nach zwei Monaten wieder zu sehen macht mich unendlich glücklich. Er küsst mich auf die Stirn und ich spüre seine feuchte Haut, mein großes Vögelchen weint zuviel. Niemand sollte um die eigene Mutter weinen. Dann hebe ich sein Kinn an, die linke Seite ist bläulich, die Augenbraue hat einen Riss der nur verklebt wurde. »Ich weiß zwar dass sich siebzehnjährige Jungen prügeln, aber nicht dass du ein Schläger bist.« Er greift nach meiner Hand, sein Blick ist unheimlich, etwas kühles geht von ihm aus. »Ich Prügel mich nicht. Das ist von einem Experiment was Vater für Guilemont durchführen soll.« Nein! Ich greife nach ihm, doch er ist schnelle,r schnappt sich meine Hand und hält sie stark umschlossen. »Sag nichts zu Gretchen, sie würde es nicht ertragen.« Sebastian wirkt so … eiskalt. Was ist in den letzten Monaten mit meinem Sohn geschehen? Dann verlässt er das Zimmer und ist fort. Irgendetwas zerbröckelt in mir. Wie kann ein Mensch der eben noch voller Schmerz war, derartig kalt sein? Was haben sie ihm angetan? wird Fortgesetzt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)