Zwischen den Fronten von Izu-chan (RusAme) ================================================================================ Kapitel 2: Gefährten wider Willen --------------------------------- Mit lautlosen Klauen griff die Kälte nach ihm, nachdem es eine Zeit lang unerträglich warm gewesen war… Sie war ihm weder unbekannt, noch so unangenehm wie die Hitze zuvor. Doch irgendwo in diesem Dunkel aus Kälte lag ein angenehmes Maß an Wärme verborgen, das ihm nicht entkommen sollte. Amerika öffnete schlagartig die Augen, als sein Bettnachbar sich nicht nur zu ihm wälzte, sondern ihn umarmte und sich an ihn kuschelte. Er war vollkommen erstarrt und nicht unbeträchtlich rot im Gesicht, bis er das Zittern bemerkte, das durch den Körper hinter sich lief, bevor sich auch der graublonde Schopf dichter in seinen Nacken schmiegte. Kaum wagte er zu atmen, geschweige denn sich zu bewegen oder etwas zu sagen. „Mhm…“, murmelte es hinter ihm leise. Anstatt, dass damit wieder Ruhe einkehrte, hörte Amerika zu seinem Entsetzen das leise Geräusch, mit dem sich der Kopf hinter ihm aus dem Kissen hob. Ein Schauer durchfuhr seinen Körper unter den ohnehin schon sehr kühlen Berührungen. Es war still. Unerträglich still. Für eine lange Zeit. In der absurden Hoffnung, der andere sei doch wieder eingeschlafen, drehte Amerika sich ganz langsam um. Wie in Zeitlupe begann er überspielend zu lachen, als er bemerkte, dass seine Hoffnung nicht eingetreten war. Violette Augen funkelten ihn aus dem Dunkel an. „Was“, betonte Russland freundlich, „tust du in meinem Bett?“ „E-Es war kalt und die alte Frau sagte, d-das kein Feuerholz mehr da sei, u-und ich wollte nicht, dass du in deinem Zustand frierst, a-also…“ Amerika stutzte, als ihm etwas Entscheidendes bewusst wurde. „Nebenbei: Das ist nicht dein Bett!“, bemerkte er zurechtweisend. „Außerdem könntest du netter zu demjenigen sein, der dich durch den Schneesturm geschleppt hat!“ Genervt warf er sich auf die andere Seite, ungeachtet seiner leisen Furcht vor dem unberechenbaren Land. „Ha-ha“, erklang es hinter ihm leise, bevor Russland ihn ruckartig an sich riss, „TSCHU!“ Ein geräuschvolles Nasehochziehen in seinem Nacken entließ ihn langsam aus seiner erneuten Starre, von der er dachte, sie habe sein Herz endgültig angehalten. „Wisch deine Rotze nicht an meiner Schulter ab“, war sein einziger Kommentar. Anstatt sich wie zuvor an ihn zu klammern, lagen die Arme seines Verbündeten locker über seinen Hüften, zwischen ihnen war nun ein wenig Abstand vorhanden. „Verstehe…“, murmelte Russland schläfrig. „Ich denke morgen darüber nach…“ Erleichtert nahm Amerika die gleichmäßiger werdende Atmung wahr, nachdem Russland wieder eingeschlafen war. Er ertrug es, als er doch wieder an den kühlen Körper gezogen wurde. „So warm…“, murmelte Russland benommen. Amerika schlief in dieser Nacht wie in einem Schraubstock. Der erste Schrecken des nächsten Tages erwartete ihn direkt nach dem Aufwachen, denn er lag allein im Bett und bereits sein zweiter Blick zeigte ihm, dass Russlands Klamotten verschwunden waren. „D-Dieser Bastard wird nicht einfach abgehauen sein?!“, schreckte er hoch, stolperte aus dem Bett und durch das Zimmer, während er sich nebenbei unbeholfen seine Uniform anzog. „R-Russland!?“ Die Tür aufreißend stolperte er auch sogleich halb angezogen durch den Flur des kleinen Hauses, an der perplexen Hausherrin vorbei und hinaus in den meterhohen Schnee. Der Himmel war klar, doch ohne Russland war er hier trotzdem verloren! Es war eisig kalt, wie er fröstelnd bemerkte und sich die Jacke anständig zuknöpfte. „R-Russ-!“, wollte er verzweifelt zum Rufen ansetzen, als er die große Gestalt in beige bereits in einiger Entfernung dabei erspähte, wie sie durch den Wald ging. „Da ist er ja…“, seufzte der Blonde erleichtert und nahm sich die Zeit, seine Schuhe zuzubinden, bevor er durch den Schnee stapfte. Beim Näherkommen bemerkte er das Bündel Holz, neben dem der Größere hockte und sich mit dem Rücken zu ihm mit irgendetwas beschäftigte. „Sei mir nicht böse, sei mir nicht böse, ja?“ Die leise, freundliche Bitte ließ Amerika verwundert stehen bleiben. „Das Leben ist so und so und manchmal ist es nicht nett zu einem“, summte Russland leise vor sich hin, dann erklang ein schauriges Knacken, das dem Blonden durch Mark und Bein fuhr. „Tut mir wirklich leid.“ Russland griff nach dem Reisigbündel und richtete sich auf, bemerkte Amerika als er sich umdrehte sowie dieser den toten Hasen im Arm des Älteren sah. Der Graublonde lächelte ihn strahlend an, sprach jedoch kein Wort, was die Situation irgendwie unwirklich scheinen ließ. „Ähm“, murmelte Amerika, bevor er ebenso strahlend die Hand hob. „Good morning!“ Ein wenig breiter wurde das Lächeln, dann setzte Russland seinen Weg zurück zur Hütte fort. „Am frühen Morgen schon so laut, hm?“, waren amüsiert vor sich hin gesagte Worte, die den Blonden frösteln ließen, bevor er dem Größeren folgte. „Man könnte auch sagen, dass du viel zu still bist“, lachte er überspielend. Erst einige Schritte weiter fiel ihm auf, dass Russland minimal zu humpeln schien, weshalb er besorgt aufholte. „Sag mal, geht es dir-“ „Bestens!“, strahlte Russland überfreundlich, ohne dass Amerika die dunkel aufziehende Aura verborgen geblieben wäre. „D-Das freut mich“, klopfte er ihm lächelnd auf die Schulter, die unausgesprochene Bedrohung vollkommen ignorierend. „Siehst auch schon viel besser aus.“ Zu seiner Erleichterung schlenderte sein gruseliger Mitstreiter voran, ohne weiter Notiz von ihm zu nehmen. Vor der Tür blieb er stehen und klopfte an. Noch während er das Reisigbündel und den Hasen ablegte, öffnete die alte Frau die Tür. Amerika verstand den Wortwechsel mit seinen mangelhaften russischen Sprachkenntnissen nicht, doch dass er durchaus herzlich war, schien offensichtlich zu sein. Zum Schluss nickte Russland einige Male, dann umarmte er die Frau und ging seiner Wege. Ein wenig überrumpelt davon, dass es sich offenbar um eine Verabschiedung gehandelt hatte, blickte der Blonde zwischen seiner Gastgeberin und der sich entfernenden Gestalt hin und her, bevor er hastig nickte. „Vielen Dank für alles!“, lächelte er und eilte seinem zielstrebigen Begleiter nach. Ohne recht zu wissen, ob es sinnvoll war, ein Gespräch mit dem wortkargen Wanderer anzufangen, bemühte er sich, mit dessen Schritttempo mitzuhalten. „Wie findest du dich hier bloß zurecht? Keine Karte, nicht mal irgendwelche optischen Anhaltspunkte…“ Verzweifelt breitete er die Hände nach der Umgebung aus. „Hier ist einfach alles weiß!“ „So sieht es für jemanden aus, der nur Städte kennt“, summte Russland lächelnd. „An jeder Ecke ein Straßenschild. Das ist deine Welt, nicht wahr?“ „Hm…“, murmelte Amerika zustimmend, folgte dem in beige gehüllten Arm dann aber doch mit den Augen, als er in den Wald deutete. „Meine Karte“, stellte Russland vor. Mit aufkeimendem Schrecken bemerkte der Blonde die durch den nahen Wald huschenden Schatten. „W-Wölfe?!“ „Mhm“, stimmte sein Verbündeter gutmütig zu. „Sie begleiten uns seit wir losgegangen sind. Soll ich euch bekannt machen?“ „Was? N-Nein, ich verzichte dankend“, stammelte Amerika unbehaglich. Zu seinem Entsetzen blieb Russland stehen, hob die Hand zum Mund und winkte dem Rudel mit der anderen. „Oooooooooi!“, hallte sein fröhlicher Ruf über die schneebedeckte Anhöhe. Hastig wich der Blonde hinter ihn zurück und griff reflexartig nach seiner Waffe, als die Meute aufhorchte und auf sie zu kam. Russland blickte mit einem gefährlichen Lächeln über seine Schulter. „Was gedenkst du [style type="italic"]damit[/style] zu tun?“ Ausweichend lachte Amerika, während die Waffe wieder unter seiner Jacke verschwand. „S-Selbstverteidigung?“, schlug er vor. „Aber na ja, du würdest sie nicht rufen, wenn sie gefährlich wären., nicht wahr?“ Eine Antwort darauf hielt Russland offenbar für überflüssig, denn er hockte sich vor das Leittier, das sich als einziges nah heranwagte und streicheln ließ. „Guter Junge, guter Junge“, erklang fröhliches Lob, während dessen Amerika der Gedanke kam, dass Russland trotz seiner Naivität sicherlich als weitaus gefährlicher einzustufen war als jeder Wolf. „Lauft schön nach Hause. In den Schneesturm zu geraten, würde euch nicht gut bekommen.“ „Schneesturm?“, fragte Amerika ratlos, während Russland sich aufrichtete und weiter schlenderte. Der große Wolf blieb an der Flanke seines Landes, doch die anderen zogen sich in den Wald zurück und liefen parallel zu ihnen weiter. „Wir sollten auch noch ein paar Kilometer schaffen“, meinte Russland. „Bald wird es ungemütlich.“ Nickend folgte Amerika, schwieg jedoch. Obgleich der Himmel sich zugezogen hatte, war es vollkommen windstill, sodass er einen Sturm für unwahrscheinlich hielt. Doch hätte er den Größeren gefragt, würde er sicherlich eine vage, unbelegte Antwort wie „Ich kann den Schnee riechen“, oder „Der Wolf hat es mir erzählt“, bekommen. Russland war schon ein seltsamer Kerl, ein bisschen gruselig, ein bisschen verrückt, aber zuverlässig, soweit Amerika es zu beurteilen vermochte. „Das frage ich mich schon die ganze Zeit“, riss Russland den Blonden aus seinen Gedanken. „Warum läufst du mir eigentlich nach? Liegt dein Zuhause nicht in der anderen Richtung?“ Seine erste Reaktion bestand aus Stutzen, dann lachte er ausgelassen. „Erwartest du, dass ich zu Fuß nach Hause laufe? Dafür ist der Weg ein bisschen weit, nicht?“ „Ach, wirklich?“, überlegte Russland nachdenklich. „Du könntest recht haben.“ Der Blonde lächelte bloß und hielt Schritt, nicht ohne erleichtert zu sein, dass er einer direkten Antwort erfolgreich ausgewichen war. In der Tat war er ein wenig hilflos in der verschneiten, russischen Pampa, aber er hatte keine Zweifel, dass sich früher oder später eine Gelegenheit ergeben würde, um nach Hause zu kommen, selbst ohne Kommunikationsmöglichkeit. Allerdings, und das wollte er Russland nicht direkt sagen, machte er sich immer noch ein wenig Sorgen um ihn. Das leichte Hinken war geblieben, das Gesicht nach einigen Stunden wandern wieder etwas gerötet und zudem setzte wenig gesund klingender Husten ein… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)