Children of the Sea von Votani (OS-Sammlung | Marco/Ace) ================================================================================ Kapitel 10: jumping into the water [2] -------------------------------------- Aces Fingerspitzen tanzen über das raue Material des Seils, ehe er probehalber an ihm zieht. »Es ist definitiv fest. Aber ich glaub trotzdem nicht, dass ich es brauche.« Abgesehen mal davon findet Ace sich ziemlich albern damit. Welcher gefürchtete Pirat läuft schon mit einem Seil um die Hüften gebunden herum, dessen Ende wiederum an die Reling des Schiffs gebunden ist? Niemand tut das. Ein skeptischer Blick geht in Marcos Richtung, aber dessen Gesicht bleibt regungslos, auch wenn seine rote Nasenspitze die Autorität schwinden lässt. Erbarmen zeichnet sich jedoch nicht in ihm ab, obwohl Ace doch bereits einen Kompromiss eingegangen ist. Immerhin hat er seinen schwarzen Wintermantel aus der hintersten Ecke seiner Kajüte herausgekramt und angezogen. Zählt das denn kein Stück? Scheinbar nicht, denn Marco lässt ein entschiedenes »Das Seil bleibt« verlauten. »Als du gesagt hast, dass Izou eine Idee hat, hab ich an etwas anderes gedacht«, versucht Ace es bei Thatch, dessen Finger sich fest um den ergatterten Becher mit Tee geschlossen haben. Dampf steigt von ihm auf und direkt in Thatchs Gesicht, welches er somit aufzuwärmen versucht. Auch in ihm ist kein Mitleid für Ace zu erkennen, obwohl dieser gerade bei Thatch davon ausgegangen ist, dass er ihn verstehen wird. »Das sieht schon ziemlich bescheuert aus, das gebe ich zu«, räumt Thatch mit dem Heben einer Augenbraue ein. »Aber so können wir dich wenigstens aus dem Wasser ziehen, solltest du das Eis unter deinen Füßen schmelzen.« »Und wir bringen niemanden in Gefahr, weil niemand hinter dir herspringen muss«, sagt Marco. Thatch nickt eifrig. »So wie mich.« Für Ace klingt das alles jedoch nach einer Verschwörung gegen seine Person. Erst verbieten sie es ihm überhaupt zu helfen und dann machen sie es von diesem dummen Seil abhängig. Ace wirft beiden Kommandanten einen letzten Blick zu, bevor er zur Reling marschiert. Das Seil folgt ihm auf Schritt und Tritt und zieht eine Spur durch den Schnee, der sich auf den Planken gesammelt hat. Wenigstens sind die anderen Jungs inzwischen unter Deck verschwunden, nachdem die Temperaturen in den letzten Stunden stetig weiter gefallen sind. Vertraut man auf ihre Navigatoren, so ist das Eis inzwischen noch dicker und härter geworden und würde Ace somit um einiges mehr Kraft kosten, um es zum Schmelzen zu bringen. Allerdings gibt es nichts, was Ace nicht schmelzen kann und das wird er auch allen an Bord beweisen. Whitebeard hat ihn nicht umsonst als Sohn akzeptiert und zum zweiten Kommandanten ernannt. Ace würde ihn stolz machen und den Jungs die Weiterfahrt ermöglichen, damit sie ihre Vorräte auffüllen können. Wenn Ace ihnen Sake verschafft, wird er ihr Held sein. Dieser Gedanke erinnert Ace unwillkürlich an Thatchs Worte von vorhin und sein Gesicht erhitzt sich. Mit einem Ruck katapultiert er sich über die Reling der Moby Dick, verheddert sich in dem Seil und landet mit seinem Hintern zuerst auf dem Eis. Über ihm erklingt ein raues Lachen, das von einem Japsen gefolgt ist, als Thatch sich in seiner Heiterkeit seinen Tee über die Finger schüttet. Ace rappelt sich auf, würdigt die beiden älteren Kommandanten, die sich dazu auserkoren haben, seine Babysitter zu spielen, jedoch keines Blickes mehr. Sieht er so aus, als ob er auch nur einen Aufpasser braucht? Er kommt auch ganz wunderbar allein klar. Kaum das er sich auf dem Eis befindet, beginnt die Kälte mehr durch den Stoff seines Mantels und in seine Knochen zu kriechen. Nur ist sie bei Ace an der vollkommen falschen Adresse, denn er muss nur an Wärme denken, damit sie wieder von ihm Besitz ergreift. Früher, als er sich seine Teufelskräfte gerade erst angeeignet hat, hat er sich und seine Kleidung noch in Brand gesteckt. Auch heute trägt er noch Kleidung, die aus feuerfestem Material angefertigt worden ist. Ace fährt mit einem Ruck herum. »Ich könnte das Seil versehentlich abbrennen«, ruft er zu Marco und Thatch zurück. Marco deutet ein Kopfschütteln an, während er die Arme vor dem Körper verschränkt hält. »Dann musst du aufpassen, dass du das nicht tust. Das Seil bleibt, Ace.« Schnaufend wendet dieser sich wieder ab. Mit Marco ist aber auch überhaupt kein Verhandeln. Das Eis zieht sich soweit Aces Augen reichen in die Ferne und formt eine kalte und tote Wüste, der es zu strotzen gilt. Ein Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus, als er die Handflächen aneinander reibt, ehe er die Finger ineinander verschränkt und die Knöchel knacken lässt. »Dann wollen wir mal.« Sein Blick richtet sich geradeaus, in die Richtung, die Marco ihm eingetrichtert hat. Daran, wie weit sich das Eis nun wirklich zieht, verschwendet er keine Gedanken. Seine Faust verwandelt sich in Flammen, als er mit dem Arm ausholt. Ace schickt einen gewaltigen Feuerstrahl über das Eis und Dampf steigt auf, als die Hitze auf das Eis trifft. Er nimmt ihm die Sicht und es dauert eine Weile, bis der Wind ihn fortgeblasen hat. Aces Augen weiten sich und sein Mund klappt auf. »Huh?« Die dichte Eisplatte, die sich auf dem Ozean geformt hat, ist unversehrt, nur die Oberfläche wirkt feuchter als zuvor. Seine Attacke hat versagt? Unmöglich. »Scheinbar haben unsere Navigatoren recht gehabt«, meldet sich Marco vom Schiff aus. »Das Eis hier ist sonderbar. Es scheint die Kälte regelrecht zu speichern und weitaus dicker zu sein, als wir angenommen haben.« Er hat die Hand an die Stirn gelegt, um sich die tiefhängende Abendsonne aus dem Gesicht halten zu können, die alles in ein orangefarbenes Licht taucht. Es sieht aus wie Feuer, doch wenn Ace nicht in der Lage ist, das Eis mit seiner Feuerfaust-Attacke zum Schmelzen zu bringen, dann kann es auch nicht die Sonne. Hier müssen schwerere Geschütze aufgefahren werden! Der verwirrte Ausdruck weicht und das Grinsen kehrt auf Aces Lippen zurück. Das Seil sitzt eng genug um seine Taille, dass er es kaum vergessen kann, doch plötzlich ist es ihm egal geworden. Seine Konzentration ist laserscharf und auf das Eis gerichtet, das eine Herausforderung ist, welcher Ace nicht den Rücken kehren wird. »Er wird doch nicht...«, vernimmt er Thatchs Stimme hinter sich und der hohe Ton verrät, dass er Schlimmes ahnt. Marcos Antwort hört Ace nicht mehr, denn das Feuer breitet sich um ihn herum aus. Das Flammengebot ist nur eine Aufwärmübung für seine richtige Attacke, für das richtige Flammengebot, mit dem Ace diesem Eis Einhalt gebieten wird. Unter seinen Füßen knarrt es und kleine Beben gehen durch das Eis, als die Temperatur seines Feuers dramatisch in die Höhe schießen. Er hat die Attacke erst vor kurzem erdacht und kaum getestet, was diese Chance unentbehrlich macht. Die Rufe, die von der Moby Dick kommen, nimmt Ace nicht wahr. Das Feuer um ihn herum zieht Bahnen und breitet sich kreisförmig über dem Eis aus, weiter und weiter. Trotz der Kälte bildet sich Schweiß auf Aces Stirn und er muss die Zähne zusammenbeißen, als das Feuer stoppt und sich nur langsam weiter ausstreckt. Einen Angriff von diesem Ausmaß hat er noch nie versucht, auf die Idee ist er nie gekommen, aber es sorgt für ein anschwellendes Gefühl von Stolz in seiner Brust, als das Feuer bis zum Horizont reicht. Zu schade, dass er die Gesichter der Jungs gerade nicht sehen kann. Nicht das von Marco, denn dieses Spektakel kann ihn einfach nicht kalt lassen. Ein Lachen steckt bei diesem Wortwitz in Aces Kehle, schafft es aber nicht über seine Lippen. Die Erschöpfung hat Besitz von ihm ergriffen. Seine Beine fühlen sich wie Gummi an und hinter seinen Schläfen hämmert es. Überall um ihn herum hat es inzwischen zu knacken und zu knarren begonnen. Hier und da beginnt das Eis auseinander zu brechen, während mehr Beben das Eis und Ace erschüttern. Doch er nimmt es kaum wahr, denn seine Konzentration gehört seinem Feuer, welches er mit Energie versorgt. Die einzelnen Eisplatten lösen sich auf, werden kleiner und kleiner, während das Feuer stellenweise verschwindet und Wasser preisgibt. Ace öffnet die schweren Lider, obwohl er sich nicht daran erinnern kann, wann er die Augen geschlossen hat. In der Zeit hat sich das Eis fast vollständig aufgelöst und ein müdes Grinsen, was ein Grübchen in seine Wange gräbt, zeichnet sich in seinem Gesicht ab. Sein Feuer ist erloschen und lässt nur vereinzelte Eisschollen zurück, mit denen die Moby Dick kein Problem haben wird. Fast so, als wüsste das Eis, dass Ace seine Arbeit getan hat und es verloren hat, bricht das Stück endgültig unter seinen Füßen auseinander. Ace wankt und rudert mit den Armen, als er das Gleichgewicht verliert. Sein Körper ist jedoch zu erschöpft, um rechtzeitig zu reagieren, während der Spalt zwischen seinen Füßen breiter wird. Das Wasser umschließt ihn mit einem Ruck, eiskalt und lähmend. Ace hält die Luft an und sinkt stetig tiefer. Trotzdem ist er sich sicher, dass das Seil ihn längst daran hätte hindern sollen. Er hat es tatsächlich abgebrannt, wird ihm klar. Und was ist mit der Moby Dick passiert? Sein letzter Gedanke, seine letzte Frage, bleibt unbeantwortet, als Bewusstlosigkeit von Ace Besitz ergreift. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)