No soy nadie von Pichichi ================================================================================ Kapitel 1: Una noche -------------------- Es war eine schwüle Nacht in einem viel zu warm geratenen Oktober im Jahr 2009. In einer stickigen Diskothek am Rande der mallorquinischen Hauptstadt Palma de Mallorca saß ein dunkelhaariger Mann allein am Tresen und trank an einem Whisky-Cola. Der Bass der lauten House-Musik ließ die Gläser auf dem Tresen leicht vibrieren, aber das schien er genauso zu ignorieren wie die anderen Gäste dieses Ladens. Es war bereits weit nach Mitternacht und vor ihm stand schon sein zweites Glas, obwohl er erst eine gute halbe Stunde hier war. Eigentlich trank er so gut wie nie, heute aber war es ihm egal, denn er musste am nächsten Tag nicht zur Arbeit und hatte entsprechend nicht darauf zu achten in ein paar Stunden fit zu sein. Abgesehen von der Verletzung, die ihm momentan vom Arbeiten abhielt, war er zufrieden mit seinem Leben. Er war jung, gutaussehend und hatte einen Job den er liebte und bei dem er auch noch gutes Geld verdiente. Wenn er so richtig darüber nachdachte, gab es eigentlich nicht viel was noch besser sein könnte. Was der dunkelhaarige Mann zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht wusste, war dass diese Nacht es sein würde, die sein Leben für immer verändern würde. Er drehte sich auf seinem Barhocker herum, so dass er nun auf die Tanzfläche blickte und beobachtete interessiert die anderen Leute in dem Lokal. An Abenden wie diesem wusste er, warum er Mallorca als seine neue Heimat so mochte. Trotz der Tatsache, dass es sich bei der Baleareninsel um eins der beliebtesten Ferienziele in Europa handelte, gelang hier der Spagat zwischen der Touristeninsel und dem einheimischen, urtümlichen Mallorca hervorragend. Es gab Teile der Insel, die von Touristen aller Nationen bevölkert wurden und wo sich Heerscharen betrunkener Engländer und Deutscher herumtrieben aber andererseits gab es auch große Teile der Insel mit wundervoller Natur, ruhigen Stränden und massig Restaurants sowie sonstiger Ausgehmöglichkeiten für die Bewohner der Insel. Der Club im Untergeschoss eines von außen ziemlich normal aussehenden dreistöckigen Hauses in dem er sich gerade befand, war ein Geheimtipp der Insulaner und lag nicht direkt im Zentrum Palmas sondern einige Kilometer weit entfernt in einem Vorort von Palma in der Nähe vom Strand. Entsprechend war die Besucherschaft des Clubs, dessen Klimaanlage am Rande des Kollaps arbeitete, normalerweise hauptsächlich von Mallorquinern geprägt. Manchmal verirrte sich auch der ein oder andere spanische Tourist dort hinein dem jemand einen Tipp gegeben hatte, aber das war eher selten. Heute war dazu auch noch ein Mittwoch und viele Leute hatten zu arbeiten, entsprechend war der Laden zwar gefüllt aber nicht so übermäßig voll dass man sich vorkam wie in einer Sardinenbüchse. Sein Blick wanderte zwischen den sich rhythmisch zur Musik und den blinkenden Lichtern bewegenden Menschen auf der Tanzfläche hindurch herüber zur Treppe die vom Eingang hinab zur Tanzfläche führte und stockte. Sie betrat den Club in der mallorquinischen Hauptstadt und sah sich von der Empore am Eingang, von der eine weitere Treppe hinunter zur Tanzfläche und zur Bar führte, interessiert um. Ihr Nachbar Francisco, ein grauhaariger Mann Ende 50, hatte ihr den Club als den Laden angepriesen den auch seine beiden Söhne und seiner Tochter regelmäßig besuchen würden. Auf den ersten Blick schien er gar nicht so unrecht gehabt zu haben mit seiner Empfehlung. Diese Diskothek schien der perfekte Ort zu sein um abzuschalten und das war genau der Grund, wozu sie auf die Baleareninsel gereist war. Sie hatte dringend ein paar Tage Urlaub gebraucht. Ein paar Tage um einfach einmal vom zu Hause wegzukommen und ihre Arbeit und ihren Alltag für ein paar Tage zu vergessen. Ihr Sommerurlaub war ausgefallen, da sie für ihre Abschlussprüfung lernen musste und direkt im Anschluss ihren neuen Job angetreten hatte. Bis Weihnachten, wenn ihr nächster Urlaub angestanden hätte, hätte sie wohl nicht durchgehalten. Langsam stieg sie die Treppe hinab und sah sich um. Zunächst brauchte sie etwas zu trinken um in Stimmung zu kommen. Sie orientierte sich kurz und ging zur Bar herüber. Durch die Menschen die sich zwischen der Bar und dem Eingang auf der gegenüberliegenden Seite befanden, blickte sie nun in ein dunkles Augenpaar welches sie interessiert beobachtete. Von seinem Platz am Tresen hatte er die braunhaarige Frau schon auf der Treppe erspäht gehabt. Seltsamerweise erschien ihm die Welt wie in Zeitlupe als die junge Frau langsam die Treppe hinunter stieg und sich Richtung Bar orientierte. Sie trug ein blaues, kurzes trägerloses Kleid welches ihre schlanke Figur betonte und ziemlich hohe dazu passende Stilettos. Sie schien relativ groß zu sein aber durch die Schuhe und das kurze Kleid schaffte sie es dennoch ihre ohnehin schon langen Beine noch weiter zu betonen. Am Treppenabsatz verlor er sie aufgrund der tanzenden und herumstehenden Menschen zwischen ihm und der Treppe aus den Augen. Als er sie dann wieder erspähte, sah sie ihn interessiert an. Er zuckte zusammen, denn irgendwie fühlte er sich doch ein wenig ertappt. Er lächelte sie kurz an, wandte sich dann wieder um zum Tresen und widmete sich seinem Drink um nicht zu auffällig zu wirken. An der Bar angekommen bestellte sie sich erst einmal zum Einstieg einen Wodka Lemon. Während sie darauf wartete, dass der Barkeeper ihren Drink brachte, nutzte sie die Gelegenheit um sich den dunkelhaarigen Mann, der sie beobachtet hatte, einmal genauer anzusehen. Er saß nicht weit entfernt, so dass sie ihn gut von Kopf bis Fuß mustern konnte. Sie schätzte ihn auf ungefähr ihr Alter, Anfang 20. Durch das beige T-Shirt das er trug, ließ sich ein trainierter Oberkörper erahnen und generell schien er wohl relativ sportlich zu sein. Zusätzlich zu seinen kurz geschnittenen dunkelbraunen Haaren, blickten braune Augen hinab auf das Eis in seinem Getränk. Sie war mit ihren 1,79 m ziemlich groß für eine spanische Frau und überragte sogar einige Männer um ein paar Zentimeter, doch er schein sicher noch einmal 10 Zentimeter größer zu sein als sie, so dass sie ihm mit ihren Schuhen an nun in die Augen sehen konnte. Der Barkeeper brachte ihr – wie in Spanien üblich – das Glas mit dem Wodka und ein kleines Fläschchen Bitter Lemon. Sie schüttete letzteres in das Glas, nahm einen Schluck und schüttelte sich. Der erste Schluck eines selbstgemixten „Copa“ war immer der schlimmste, denn er schmeckte hauptsächlich nach Alkohol. Während sie den zweiten Schluck nahm, blickte sie wieder herüber zu ihrem Beobachter. Herzlichen Glückwunsch Unbekannter, der Abend hatte einen Gewinner. Einen weiteren großen Schluck von seinem Whisky-Cola nehmend, blickte er auf und sah direkt in ein paar dunkelgrüner Augen. Die junge Frau vom Eingang stand nur einige Meter weit von ihm entfernt, nippte an einem Drink und lächelte ihn an. Er erwiderte das Lächeln, woraufhin sie ihm aus der Entfernung zuprostete und ihren Drink in einem Zug leerte. Sie stellte das leere Glas vor sich ab und machte sich mit einem letzten Zwinkern auf zur Tanzfläche. Er grinste und sah ihr hinterher als sie zwischen den Menschen verschwand. Dieses Zeichen hatte er direkt verstanden. Auf der Tanzfläche angekommen schloss sie ihre Augen, ließ den Rhythmus der Musik ein paar Sekunden auf sich einwirken und begann dann sich zur Musik zu bewegen und an nichts anderes außer den Rhythmus des Lieds zu denken. Es dauerte nicht lange bis sie jemanden neben sich bemerkte, der versuchte ihr näher zu kommen. Sie öffnete die Augen und sah in das Gesicht eines jungen Mannes, der doch einige Jahre jünger zu sein schien als sie. Wäre sie gute 5 Jahre jünger hätte sie ihn vielleicht niedlich finden können. Sie seufzte innerlich. Gut, sie war eine spanische Frau die allein in den Club gekommen war. Kein Wunder, dass sie aufgefallen war. Deswegen war sie aber ja auch hier. Leider war sie ein zu netter Mensch als ihm direkt unmissverständlich mitzuteilen, dass er keine Chance hatte. Unter Einhaltung eines ausreichenden Sicherheitsabstandes zu dem jungen Mann tanzte sie einfach weiter. Er beobachtete das Szenario amüsiert von seinem Barhocker aus. Der arme Kerl auf der Tanzfläche hatte scheinbar keine Ahnung was passierte und hatte wohl ihren Blick, als sie ihn neben sich bemerkte, nicht gesehen. Belustigt trank er weiter an seinem Whisky-Cola und sah zu wie der, augenscheinlich gerade erst volljährige, junge Mann wieder und wieder vergeblich versuchte den Abstand zwischen sich und der Frau zu verringern. Er stellte sein leeres Glas auf den Tresen und stand auf. Ganz Gentleman wie er war, war es nun an der Zeit die Frau in Not zu retten. Der Junge neben ihr begann so langsam ihr auf den Nerv zu gehen. Gerade als der Junge wieder versuchen wollte ihren Hintern zu berühren und ihre Hüfte zu sich zu ziehen, spürte sie einen festen Griff um ihre Taille der sie von dem jungen Mann wegzog. Sie wandte sich um und sah in das Paar dunkelbrauner Augen des Mannes von der Bar. Sie lächelte, drehte sich um, so dass sie sich gegenüber standen, und begann wieder sich zur Musik zu bewegen. Nach ein paar Liedern nahm er vorsichtig ihre Hand, zog sie zu sich und drehte sie um, so dass sie nun wieder mit dem Rücken zu ihm stand, platzierte seine Hände auf ihrer Seite und bewegte sich weiter zur Musik. Sie schloss die Augen und ließ sich von ihm führen. Da die Lieder ineinander übergingen, zählten beide nicht mit wie oft sich die Musik zu der sie tanzten änderte. Es interessierte sie auch nicht mehr wie warm es in diesem Club war und dass beide nach einer Weile schweißnass waren. Irgendwann fühlte sie, wie seine Hände von ihrer Seite zunächst über ihren Bauch und schließlich langsam tiefer über ihre Hüfte zu ihrem Hintern wanderten, aber es war ihr egal. Sie legte ihre Arme über ihren Kopf in seinen Nacken und verringerte so die Distanz zwischen ihnen. Sie konnte seine Hüfte an ihrer fühlen. Er drehte sie um und sah nun in ihre grünen Augen. Aus der Nähe wirkte sie anders als aus der Entfernung. Ihre langen braunen Haare, die sie offen trug, betonten ihr Gesicht welches an Nase und Wangen von Sommersprossen übersäht war und sie jünger aussehen ließen. Er hatte schon viele Frauen gesehen die hübscher waren als sie, dennoch faszinierte sie ihn. Sie legte ihre Arme in seinen Nacken und lächelte. Er erwiderte das und ließ seine Hände an ihren Seiten hinuntergleiten bis er an ihrer Hüfte ankam. Gemeinsam bewegten sie sich weiter zur Musik während ihr Blick nicht voneinander wich. Die Musik wurde schneller und der Bass härter. Ihre Umgebung komplett vergessend, passten sich die beiden Personen auf der Tanzfläche diesem an. Als die Musik irgendwann zu einem Lied wechselte das er überhaupt nicht leiden konnte, entschloss er sich, dass sie genug getanzt hatten. Er fasste sie an der Hand und führte sie weg von der Tanzfläche zu einer leeren Sitzgruppe einer der Ecke des Clubs. Sie lächelte ihn an als sie sich auf die schwarze Ledercouch setzte und schlug elegant die Beine übereinander. „Was willst du trinken?“ fragte er sie. Sie zuckte mit den Achseln und lächelte. „Ich richte mich da nach dir.“, erklärte sie. Er nickte und ging herüber zur Bar und bestellte die Getränke. Während er wartete, sah er herüber zu der Frau in der Sitzecke. Seit er seinen Job auf der Insel angetreten hatte, war er öfter weggegangen, meist mit seinen Kollegen, denn er kannte auf der Insel sonst nicht so viele Leute. Er mochte es abends einmal abzuschalten und in der Disko vielleicht jemand nettes kennenzulernen. Die einzige Regel die er hatte war es, sie nicht mit nach Hause zu nehmen. Sein Job machte die Dinge relativ kompliziert. Es gab eine Art öffentlichen Interesses an dem womit er sich seinen Lebensunterhalt verdiente und deswegen konnte man leider nie wissen, ob das Mädchen mit dem man zusammen den Club verließ die Story nicht am nächsten Tag einem Revolverblättchen verkaufen würde oder man gar gesehen wurde. Im Vergleich zu vielen seiner Kollegen bevorzugte er es gar nicht drauf anzulegen. Aber er war momentan für die Arbeit außer Gefecht, wieso sollte er es also nicht noch mal so machen können wie früher, an dem man sich normal mit einer Frau unterhielt und ein bisschen flirtete. Nein, heute würde er seine Karriere mal für einen Abend vergessen und wieder so sein wie früher. Mit den beiden Getränken in der Hand ging er zurück, gab ihr ihren Drink und setzte sich neben sie, den Arm über die Rückenlehne des Sofas legend. „Wie heißt du?“, fragte er. „Mar.“, entgegnete sie ihm. Er musterte sie. Der Name passte irgendwie zu ihr. “Ich bin Mario.” Sie lächelte und hielt ihm ihren Drink zum Anstoßen hin. „Freut mich.“ „Die Freude ist ganz auf meiner Seite.“ Erklärte er und stieß mit ihr an. „Ich hab dich hier noch nie gesehen. Bist du neu auf der Insel?“ Mar schüttelte den Kopf. “Nein. Mein Vater hat ein Ferienhaus in Sollér. Ich bin nur zum Urlaub hier.” Er nickte. Eine Touristin. Das erklärte einiges. „Und du wohnst hier?” Er nickte, nahm einen Schluck und sah sie wieder an. Zurückhaltung war seiner Meinung nach das beste Rezept. Nicht zu viel über sich selbst verraten. Die Fragen würden früh genug kommen. „Erzähl mir etwas über dich.“, bat er sie mit einem Lächeln. „Findest du nicht, dass das hier etwas schwierig ist?“ entgegnete sie, auf den Fakt hinweisend, dass beide sich in Anbetracht der lauten Hintergrundmusik anschreien mussten, um sich zu verstehen. Er lachte. Da hatte sie wohl Recht. „Dann sollten wir uns einen ruhigeren Ort suchen, wenn du Lust hast.“, schlug Mario ihr vor, wunderte sich dann aber schon eine Sekunde später darüber wie einfach ihm der Satz über die Lippen gegangen war. Denn eigentlich war das seine Grenze. Sie zog eine Augenbraue nach oben, nippte an ihrem Drink und nickte dann. „Wenn du einen kennst, gern.“, antwortete sie. „Klar doch.“ sagte er, sich der Tatsache bewusst, dass er nun nicht mehr zurückkonnte. Aber gut. Mit ihr etwas trinken zu gehen war ja nicht besonders verwerflich. Mar sah den dunkelhaarigen Spanier interessiert an. Er war unglaublich attraktiv und vom ersten Eindruck her schien er auch noch ganz nett zu sein. Warum also nicht? Sie lächelte. “Okay. Unter einer Bedingung.“. Mario sah sie fragend an. Sie lehnte sich zu ihm herüber, so dass er ihren warmen Atem an seinem Ohr spüren konnte. „Wir spielen das ganze nach meinen Regeln.“, verkündete sie. Sein Arm zog sie unbewusst näher an sich heran, als er entgegnete: „Und die wären?“ „Keine Fragen über was wir im normalen Leben tun und kein Austausch von Telefonnummern am Ende des Abends.“, erklärte sie. Er grinste. Das war ein wenig seltsam für ihn aber, passte ihm aber hervorragend. Seine Hand glitt an ihrem Rücken herunter. „Wie du willst.“ Nur kurze Zeit später führte Mario die braunhaarige Spanierin an der Hand aus dem Club. „Du hast jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder wir gehen in eine Bar die Straße runter oder aber wir versorgen uns an einem Kiosk mit Getränken und gehen an den Strand.“ „Strand ist eine hervorragende Idee.“ sagte sie dann. Er nickte und ging mit ihr herüber zum nächsten Kiosk, wo er für sie beide je eine Literflasche grünen Mahou Biers kaufte. „Wohnst du schon lange hier?“ fragte sie als er sie zielstrebig den Weg hinunter zum Strand führte. Er lächelte und half ihr den etwas steileren Abhang hinunter. „Wie kommst du darauf dass ich nicht von hier bin?“ „Du hast keinen mallorquinischen Akzent.“ Er lachte und zog sich seine Schuhe und Socken aus um im warmen Sand besser gehen zu können. „Erwischt. Ich wohne seit etwas über einem Jahr hier.“ „Dafür kennst du dich hier schon gut aus.“, erklärte sie und glitt aus ihren Stilettos. Mario nahm wieder ihre Hand. „Man tut was man kann.“, sagte er und führte sie am Strand entlang. „Was kannst du mir denn über dich sagen was nicht geheim ist?“ Sie überlegte kurz. „Ich mag Sushi.“ Er lachte. „Das ist schon mal gut zu wissen.“ Dann ließ er sich im warmen Sand nieder und wies sie mit einer Geste an sich neben ihn zu setzen. Sie zupfte ihr Kleid zurecht und ließ sich neben ihm nieder. Der Spanier öffnete die beiden Bierflaschen und reichte ihr eine. „Auf einen netten Abend dann.“, sagte er und hielt ihr seine Flasche zum Anstoßen hin. „Auf einen netten Abend.“ Am nächsten Morgen wachte Mario durch den Lärm seines Nachbarn auf, der meinte bereits um kurz nach 8 Uhr seinen Rasen zu mähen. Grummelnd drehte er sich noch einmal um und wollte die Frau die eigentlich neben ihm liegen sollte näher an sich heranziehen und wieder einschlafen. Zunächst hatten sie beide am Strand gesessen und sich nett unterhalten. Wie sie es vereinbart hatten, redeten beide nicht über sich selbst, dennoch hatten sie keine Probleme ein Thema zu finden. Er wusste weder wie alt sie war, noch wo genau sie herkam. Aufgrund sie ihres fehlenden Akzents schätzte er sie auf die Gegend rund um Madrid ein. Irgendwann im Laufe des Gesprächs mit ihr hatte er sich entschlossen, dass er an diesem Abend nichts zu verlieren hatte und aufs Ganze zu gehen und sie entgegen seinen eigentlichen Regeln mit zu sich nach Hause zu nehmen. Er hatte es nicht bereut, aber dadurch war seine Nacht gerade mal zwei Stunden lang gewesen. Viel zu kurz also um jetzt schon aufzustehen. Die Tatsache, dass sein Bett jedoch leer war, ließ ihn mit einem Mal schlagartig wach werden. Mario setzte sich aufrecht hin und sah sich, in der Hoffnung sie sei vielleicht nur im Bad, um. Er glitt aus dem Bett, zog sich seine Boxershorts an und verließ das Schlafzimmer um zu sich umzusehen. Die Türe zum Bad neben dem Schlafzimmer stand offen. Hier war sie also nicht. „Mar?“ fragte er mit lauter Stimme, doch er bekam keine Antwort. Stattdessen fand er einen Zettel auf seinem Esstisch. Er sah auf den Abdruck ihres roten Lippenstifts und den in fein säuberlicher, geschwungener Handschrift geschriebenen Satz: „Vielen Dank für den netten Abend und die unglaubliche Nacht.“ Seufzend kehrte er in sein Schlafzimmer zurück und ließ sich auf sein Bett fallen und fluchte innerlich. Es war gegen ihre Vereinbarung, aber er hätte sie nach ihrer Telefonnummer fragen sollen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)