Let's Play von Minami (NaruSasu | SasuNaru) ================================================================================ Kapitel 4: Sex on the Beach --------------------------- „Oh Mann, ich bin total aufgeregt, ey… Ugh.“ Stöhnend verschränkte Naruto die Arme auf dem Tisch und vergrub das Gesicht in ihnen. „Ich sterbe gleich“, murmelte er, die Stimme gedämpft. „Ich glaub, ich pack das nicht.“   „Stell dich nicht so an.“ Sasuke gab ihm einen sanften Klaps auf den Hinterkopf. „Und iss etwas. Wir müssen gleich los und ich würde dir nicht empfehlen, mit leerem Magen auf die TGS zu gehen.“   TGS. Tokyo Game Show. Heute war es endlich soweit…! Es war Samstagmorgen, kurz vor neun Uhr und in etwas mehr als einer Stunde würde ihr Let’s Play Panel losgehen. Fuck, Naruto konnte es immer noch nicht glauben…   Er hatte erwartet, dass ihm der Gedanke irgendwann im Laufe der Zeit real vorkommen würde, aber irgendwie… Irgendwie war das nicht der Fall. Es kam ihm immer noch wie ein Traum vor. Ein Traum, der viel zu gut war, um wahr zu sein.   Aber es war kein Traum. Dafür hatte sich der Schmerz viel zu echt angefühlt, als Sasuke ihm auf Anfrage in den Arm gezwickt hatte.   „Fuck…“ Langsam hob Naruto den Kopf und sah Sasuke an. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er das Funkeln in seinen braunen Augen sah. Er schien nicht der einzige zu sein, der sich freute. „Gleich geht’s los, Sas… Fuck, ich kann’s kaum noch abwarten!“   Sasuke lachte leise und schüttelte den Kopf. „Schizophren?“, fragte er mit erhobener Augenbraue nach. „Eben sagtest du noch, du hast Angst.“   „Schizophren? Eher ‚Schizz‘ in der Hose.“ Naruto grinste ihn an und lachte ebenfalls. „Oh Mann“, murmelte er und rieb sich mit beiden Händen das Gesicht. „Ich hab die Nacht kaum gepennt, das sieht man mir bestimmt an.“ Seufzend ließ er die Hände fallen. „Sei ehrlich, wie abgefuckt seh ich aus? Auf einer Skala von 0 wie ‚Krass abgefuckt‘ bis 10 wie ‚Dein Gesicht sieht so aus, als ob es tagelang vergewaltigt worden wäre‘?“   Sasuke verdrehte die Augen bei seiner Skala. „-1.“   „Komm schon, ich meins ernst. Du nimmst doch auch sonst kein Blatt vor den Mund, also gib’s mir Sasuke. Deine ehrliche, harte Meinung.“   „Ehrlich…? Hart?“   „Ssh, gib deiner perversen Ader eine Auszeit. Wie schlimm seh ich aus, komm schon.“ Naruto nahm einen Teelöffel in der Hand und betrachtete sich auf der Rückseite. Woah, schlechter LSD-Trip lässt grüßen.   Wann wurde endlich ein Löffel erfunden, der einen Spiegel als Rückseite hatte und bei dem man nicht wie bei diesen komischen Spiegelkabinetten auf Jahrmärkten aussah mit deformierten Köpfen? Das war eine verdammte Marktlücke! Vielleicht sollte er so etwas selbst erfinden und dann reich werden… Oder so.   „Hmm…“ Sasuke zog die Augenbrauen zusammen. „Du siehst tatsächlich etwas müde aus, aber nicht abgefuckt. Dafür strahlen deine Augen zu sehr. Sie lassen dich lebendig wirken.“   „…Wow“, sagte Naruto langsam und blinzelte. „Das war das Schönste, was du mir hättest sagen können… Heh!“   „Ich kann dir noch etwas Schönes sagen“, meinte Sasuke und trat ihn sanft unterm Tisch. „Iss etwas. Du hast deine Cornflakes immer noch nicht angerührt.“   „Ich weiß, aber ich hab irgendwie das Gefühl als würd ich nichts runter kriegen… Ich mein, ich hab schon Hunger, aber trotzdem… Blergh, weiß nicht. Vielleicht bin ich doch schizophren.“ Naruto atmete hörbar aus der Nase aus und zog die Schüssel näher an sich heran.   „Bist du nicht aufgeregt?“, fragte er ihn neugierig und zwang sich dazu, etwas Cornflakes in sich hinein zu löffeln. „Du wirkst total entspannt.“   „Nervös ist das falsche Wort“, erwiderte Sasuke und lehnte sein Gesicht gegen seine Faust. „Aber gespannt bin ich auf jeden Fall.“   „Hmm“, machte Naruto und leckte einen Tropfen Milch von seinem Finger. Wie auch immer der da hingekommen war. „Meinst du, es werden viele Leute da sein? Also bei unserem Panel?“   „Ich bin doch schließlich da, also natürlich.“ Schmunzelnd strich sich Sasuke die Haare aus der Stirn.   „Natürlich“, wiederholte Naruto sarkastisch. Er rollte mit den Augen und aß noch etwas Cornflakes. Je mehr er aß, desto einfacher fiel es ihm auch. „Aber jetzt mal im Ernst, was meinst du? Ich hab keine Ahnung, wie und ob die TGS irgendwie die Werbetrommel gerührt hat. Ich hab auf jeden Fall in Twitter für unser Panel geworben und auch einen Vlog darüber gemacht.“   Ja… Und zwar Donnerstagnacht nach dem Besuch im Raikiri… Betrunken, total professionell mit seiner super tollen Laptop-Kamera und einem „bin besoffen, lol, aber kommt alle zur tgs und dem lp panellllll! “ als Videobeschreibung.   „Ich hab keine Ahnung.“ Sasuke zuckte mit den Schultern. „Ich hab auch via Twitter dafür geworben, aber wie viele Leute dann tatsächlich da sein werden? Mh.“   „Ich hoffe viele“, meinte Naruto und kratzte sich an der Nase. „Aber wenn nicht, dann ist‘s auch nicht schlimm. Ich will einfach nur Spaß haben und Menschen unterhalten, das ist mein Hauptziel. Da ist mir im Endeffekt dann egal, ob zwei Leute da waren oder zwanzig.“   Er schob sich noch einen Löffel Cornflakes in den Mund und stupste Sasuke sanft mit seinem Schuh an. „Hey.“   „Mh?“   „Ich freu mich, dass ich das Panel mit dir machen darf und ich freu mich, dich kennengelernt zu haben, Sasuke.“ Naruto lächelte ihn an, ein sanftes Glitzern in den Augen. „Ernsthaft. Du bist echt cool.“   Sasuke sah ihn einen Moment lang an, dann drehte er sein Gesicht mit einem „Hn“ zur Seite. „Das klingt wie eine letzte Abschiedsrede vor dem Tod.“   „Schon ein bisschen, oder?“ Naruto lachte und griff nach seiner Kaffeetasse. Er nippte vorsichtig daran und leckte sich die Lippen. „Aber man weiß ja nie. Vielleicht finden uns die Leute so schlecht, dass sie einen Mob mit Heugabeln und so auf uns jagen.“   „Auf dich“, korrigierte Sasuke ihn. „Ich sagte doch bereits, dass mich niemand schlecht finden wird.“   Naruto rollte mit den Augen. „Gib mir mal die Postleitzahl deines Egos, damit ich ihm eine Karte schreiben kann.“   Sasuke schmunzelte ihn daraufhin nur an und nahm sein Brötchen in die Hand, um hinein zu beißen. Naruto widmete sich auch wieder seinem Frühstück und so schwiegen sie eine Zeit lang. Er war zwar immer noch nervös, aber irgendwie schien Sasukes Ruhe ansteckend zu sein. Er merkte nämlich, dass die Anspannung, die so sehr an ihm nagte, immer geringer wurde, bis sie nur noch ein dumpfes Pochen in seinem Hinterkopf war.   Gedankenverloren streifte sein Blick durch das Hotelrestaurant (es waren viele Gamer hier, die er an ihren Shirts erkannte), bis er auf Sasuke fiel. Er öffnete gerade den Mund und schob eine kleine Cherrytomate hinein.   Faszinierend. Eigentlich war das nur ein sarkastischer Gedanke gewesen, der ihm in den Kopf geschossen war, aber irgendwie… Irgendwie konnte er dennoch nicht wegsehen.   Sasuke kaute langsam, schluckte mehrere Sekunden später und dann-   Dann beobachtete Naruto, wie Sasukes Zunge über seine Unterlippe und danach über seine obere Zahnreihe glitt und-   „Ich mag deine Schneidezähne.“   Woah, okay…? Das hatte er nicht unbedingt laut aussprechen wollen, aber scheinbar war sein Mund da anderer Meinung. Okay. Das war überhaupt nicht… Unbeholfen oder so gerade. Nein, nein. Natürlich nicht…   Sasuke sah ihn verständnislos an und blinzelte. „Das ist das seltsamste Kompliment, das ich jemals bekommen hab.“   „Heh, ja. Das ist es wohl, huh?“ Naruto kratzte sich an der Wange und sah zur Seite. „Aber… Keine Ahnung, ich hab dich gerade angeguckt und deine Schneidezähne sind mir aufgefallen und da… Da hab ich halt meine Gedanken wohl, uh… Laut ausgesprochen.“   „Hn“, machte Sasuke und rieb mit dem Daumen über seine Zähne. „Was ist so besonders an ihnen, dass sie dir auffallen?“   „Naja, sie sind schön weiß“, zählte Naruto auf, „und gleichlang… Und die Länge an sich ist generell irgendwie… Perfekt? Weiß nicht, nicht zu kurz, aber auch nicht zu lang. Sie sind einfach… Schön.“   „Mir ist schon einmal gesagt worden, dass ich schöne Zähne habe“, meinte Sasuke mit gerunzelter Stirn und strich ein letztes Mal über seine Zähne. „Aber das war nicht spezifisch auf meine Schneidezähne bezogen.“   „Ich achte irgendwie immer auf die Schneidezähne“, gab Naruto zu und rieb sich den Nacken. „Wahrscheinlich hab ich da eine Art Komplex oder so, keine Ahnung, auf jeden Fall hass ich meine Schneidezähne wegen der verfickten Lücke und vergleich sie immer sofort mit anderen…“   Seufzend schob er sich einen Löffel Cornflakes in den Mund. Oh ja, er hatte schon seit der Kindheit ein Problem mit seinen Zähnen. Früher hatte es ihn nie gestört, aber seitdem sich einer seiner Mitschüler das erste Mal über die Lücke lustig gemacht hatte, hatte er damit angefangen, sie zu hassen.   „Du findest deine Zahnlücke schlimm?“ Sasuke hob eine Augenbraue hoch. „Man sieht sie doch kaum, sie ist höchstens zwei oder drei Millimeter breit.“   „Aber sie ist da“, murrte Naruto und runzelte die Stirn. Seine freie Hand ballte sich zur Faust. „Und das ist schlimm genug. Ich hab deswegen totale Komplexe gehabt und hab sogar mal einen Vlog gemacht, um mir das alles von der Seele zu reden… Ich bin echt überrascht gewesen, weil ich so nette Kommentare und so viel Zuspruch bekommen hab... Leute, die mir gesagt haben, dass sie nicht hässlich ist und alles.“   Er musste lächeln, als er an die ganzen Nachrichten seiner Zuschauer zurückdachte. „Ich hab das Video nicht gemacht, um nach Komplimenten zu fischen oder so, weißt du“, sagte er. „Sondern, weil ich die Zahnlücke wirklich nicht mag! Deswegen bin ich auch komplett überwältigt gewesen bei den ganzen Nachrichten und es hat mir auch irgendwie geholfen den Makel zu akzeptieren.“   Naruto hatte während des Redens in seine Schüssel gesehen und gedankenverloren beobachtet, wie die inzwischen aufgeweichten Cornflakes durch die Milch trieben wie kleine Schiffe.   Er drückte einen der Flakes mit dem Löffel runter und hob den Kopf, um Sasuke anzusehen. „Mögen werd ich sie wohl nie, aber selbst die Akzeptanz ist für mich ein sehr großer Schritt gewesen und… Fuck, ich bin einfach so unglaublich dankbar für meine Zuschauer und deswegen hoffe ich auch, dass ich ihnen heute etwas zurückgeben kann… Dass wir ihnen etwas zurückgeben können.“   Sasuke betrachtete ihn eine gefühlte Ewigkeit ohne etwas zu sagen. Ein seltsamer Ausdruck lag in seinen Augen, Naruto konnte ihn nicht genau definieren und fing deswegen an, nervös in seinem Stuhl herumzurutschen.   Sasuke stupste mit der Zungenspitze sein Piercing an und senkte dann plötzlich den Blick. „Ich kann deine Zuschauer verstehen“, sagte er und nahm seine Tasse Kaffee in die Hand. „Ich mag deine Zahnlücke nämlich auch.“   „Öh…“ Überrascht hob Naruto beide Augenbrauen und lachte verlegen auf. „Das sagst du nur so“, meinte er und kratzte sich an der Wange. „Damit du dir nicht pausenlos mein Gejammer anhören musst.“   „Naruto.“  Braune Augen bohrten sich auf einmal mit solch einer Intensität in seine, dass Naruto für einen kurzen Moment der Atem wegblieb. „Ich sage nur Dinge, die ich auch wirklich so meine. Ich mag deine Zahnlücke. Sie macht dich zu etwas Besonderem und außerdem passt sie einfach zu dir.“   Sasuke leckte sich über den Mundwinkel und blickte auf Narutos Lippen, die er vor Überraschung einen Spalt geöffnet hatte. „Sie unterstreicht deine freche Art und gibt dir sogar einen gewissen Charme. Hör auf deine Zuschauer und auf mich.“   „…Wow.“ Naruto lachte erneut und verdeckte sein Gesicht halb mit einer Hand. „Wer hätte gedacht, dass ich mal so eine Rede von Dr. Snakes zu hören bekomme… Heh.“ Er schüttelte den Kopf und schenkte Sasuke ein Lächeln. „Danke, Sasuke. Wirklich. Das bedeutet mir echt viel.“   „Du bist wirklich ein komischer Kauz, Naruto“, sagte Sasuke und stützte sein Kinn auf seinem Handrücken ab. „Und vor allem interessant. Es fasziniert mich, wie jemand so selbstbewusst sein kann wie du und gleichzeitig ein so niedriges Selbstwertgefühl hat.“   „Hah, glaub mir, ich kapier mich die meiste Zeit über selbst nicht, also versuch gar nicht erst mich zu verstehen.“ Naruto grinste ihn an und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Oh Mist, wir sollten uns langsam echt beeilen!“   „Du“, verbesserte Sasuke ihn. Er nippte an seinem Kaffee. „Du solltest dich beeilen, ich bin bereits fertig.“   Naruto sah ihn mit dicken Backen an, der Mund viel zu voll, um darauf antworten zu können. Er gab trotzdem ein gegurgeltes „Mmh!“ von sich, von dem er selbst nicht einmal genau wusste, was er damit aussagen wollte, und schaufelte weiter Cornflakes in sich hinein.   Zwei Minuten und elf Sekunden später (Naruto hatte im Kopf mitgezählt) war er schließlich fertig und stand zusammen mit Sasuke auf, um sich im zügigen, aber dennoch gemütlichen Tempo auf den Weg zur Makuhari Messehalle zu machen.   Sie begegneten dabei mehreren Menschen, die alle auch auf dem Weg zur Tokyo Game Show waren. Narutos Blick hing für ein paar Sekunden auf zwei Final Fantasy Cosplayern (Yuna und Lulu die so sexy waren, dass sein Herz freudig ‚doki doki‘ machte), bevor er an sich herunter sah.   Er trug seine von Tag zu Tag immer abgewetzter aussehenden roten Chucks (gammelige Chucks waren die besten Chucks!), seine Lieblingshose mit dem großen Loch am Knie (er erzählte Leuten immer, dass er sie so gekauft hatte, dabei hatte er sich ehrlich gesagt vor einer Ewigkeit mal auf die Fresse gelegt und so die Hose aufgerissen, aber psst!) und ein gelbes Shirt.   Es war allerdings nicht irgendein gelbes Shirt, oh nein! Auf dem Shirt befanden sich zwei schwarze Kulleraugen, rote Bäckchen und ein lächelnder Mund… Pika-Pikachu, genau! Auch sein 3DS war in einem ähnlichen Pikachu-Design gehalten, er war halt einfach ein Pokémon-Freak.   Die gelbe Elektromaus war zwar nicht sein Lieblingspokémon (das waren Vulnona und Glurak) aber er mochte sie trotzdem sehr und fand sie auch extrem niedlich. Es war schließlich Pikachu, das musste man doch irgendwie mögen, oder?!   Hm. Aber irgendwie… Irgendwie kam er sich nicht schick genug für die Tokyo Game Show vor. Besonders, wenn er mit dem immer top gestylten Sasuke an seiner Seite herumlief! Er war heute zwar relativ einfach gekleidet (graues Jäckchen, das er bis zu den Ellbogen hochgekrempelt hatte, ein weißes, sehr locker sitzendes Shirt mit dunkelgrauen Längsstreifen und tiefem V-Ausschnitt, schwarze Skinny Jeans und blaue Chucks), wirkte aber dennoch total edel und… Schick einfach!   Verdammt. Das musste ein Talent von ihm sein oder so. Naruto war ehrlich gesagt ja schon ein wenig neidisch. Er sah nicht einmal schick aus, wenn er einen Anzug oder Kimono trug… Hm.   Von weiten war bereits das riesige Gebäude zu sehen, in dem die Tokyo Game Show stattfand. Ein vorfreudiges Grinsen zierte Narutos Lippen, während er unbewusst die Geschwindigkeit seiner Schritte erhöhte.   Von seiner Nervosität war nichts mehr zu spüren. Zumindest im Moment. Gerade war er nämlich so verdammt glücklich, dass er quasi die Endorphine um sich herum schwirren sehen konnte, die alle negativen Gefühle erfolgreich vertrieben.   Er warf einen Blick auf die Uhr und legte die Finger mit funkelnden Augen um Sasukes Handgelenk, als sie die Treppen zum Gebäude hinauf schritten. „Noch eine halbe Stunde.“   Sasuke schob seine freie Hand in seine Hosentasche und zog die Mundwinkel zu einem kleinen Lächeln in die Höhe. „Ich hoffe, wir finden die Halle, in der unser Panel stattfindet. Im Messegelände kann man sich nämlich ziemlich schnell verlaufen.“   „Wem sagst du das, ich bin da letztes Jahr total orientierungslos herum geirrt“, meinte Naruto und schnaubte. „Wir müssen in Halle, uh…“   „Fünf“, half Sasuke ihm. Sie waren inzwischen beim Eingang angekommen, also holte er seine Geldbörse heraus.   „Genau, fünf.“ Naruto tat es ihm gleich und zückte sein Portmonee.   Sie zeigten der freundlich lächelnden Dame ihre Tickets und ihre Personalausweise. Dafür bekamen sie ein rotes Bändchen ums Handgelenk gebunden, das verifizierte, dass sie mindestens oder bereits über 20 und volljährig waren. Naruto lachte sich dabei heimlich ins Fäustchen, als Sasukes Ausweis besonders lange überprüft wurde.   Dann bekamen sie noch ein schickes Schlüsselband mit Ausweisen um den Hals gelegt, um sie als Foxy und Dr. Snakes erkenntlich zu machen und das war’s dann auch schon.   Es war angenehm, wie… Normal sie behandelt worden. Nicht wie irgendwelche Promis, sondern wie jeder andere stinknormale Besucher auch und das, obwohl sie zwei der „Stargäste“ der TGS waren.   Tokyo Game Show… Fuck, endlich!   Naruto bekam das Strahlen gar nicht mehr aus dem Gesicht, als er den ersten offiziellen Schritt auf die Messe setzte. So musste sich Neil Armstrong bei der Mondlandung auch gefühlt haben, es war einfach ein absolut geiles Gefühl und nein, Naruto übertrieb nicht.   Sie machten sich auf die Suche nach Halle 5 und fanden sie glücklicherweise sogar relativ schnell. Dafür mussten sie in der riesigen Halle etwas länger herum irren, bis sie das Eckchen fanden, in dem ihr Panel stattfand. Dazu kam, dass sie von Fans mehrmals aufgehalten und nach Fotos gefragt worden waren.   Naruto grinste, als er auf dem weißen T-Shirt eines Mädchens unterschrieb und neben dem abgedruckten Bild von Yoshi ein Herz kritzelte. Er musste zugeben, dass er sich in diesem Moment schon wie ein kleiner Star fühlte. Auch Sasuke wurde nach einem Autogramm gefragt, allerdings erst, nachdem Naruto ihn als Dr. Snakes vorgestellt hatte.   Um kurz nach halb zehn fanden sie das Let’s Play Panel schließlich und trafen auf Kakashi, der ausnahmsweise sogar mal pünktlich war. Im Raikiri und auch beim Fotografen hatte er ja schließlich etwas auf sich warten lassen.   Er stand mit mehreren Personen hinter der Abgrenzung, die Naruto an die erste Reihe in einer Konzerthalle erinnerte, und neben der Bühne, wo er sich angeregt unterhielt.   „Kakashi!“ Naruto sprang über den Zaun, schloss den Mann in eine stürmische Umarmung und starrte mit großen Augen auf die kleine Bühne.   Sie war nicht allzu groß und nichts im Vergleich zu den Bühnen von Sony, Nintendo und Co., aber Naruto war dennoch sehr zufrieden und auch angetan. In der Mitte stand ein gemütlich aussehendes Sofa, das in Richtung Publikum zeigte. Davor befanden sich ein großer Fernseher und alle Next-Gen-Konsolen: Nintendo Wii, Playstation 3 und Xbox 360. Die Wii-U war nicht da, aber die war eh Schrott. Selbst als riesengroßer Nintendo-Fanboy musste er das zugeben.   In der rechten Ecke der Bühne stand ein Schreibtisch mit einem Computer und zwei Stühlen. Außerdem befanden sich am Ende der Bühne noch zwei riesengroße Bildschirme nebeneinander. Für das Publikum, vermutete Naruto.   „Wofür sind die Bildschirme?“, wollte Naruto neugierig wissen. Er konnte auf der Bühne keine Kameras sehen, also war er sich nicht sicher, wofür die Dinger überhaupt gut waren.   „Um euch beim Zocken zu filmen“, erklärte Kakashi ihm. „Beim Fernseher und Pc-Monitor befindet sich jeweils eine Kamera, die ihr Bild auf dem Bildschirm übertragen wird. Auf dem anderen wird das Spiel gezeigt.“   Ah, okay, das machte Sinn. Sonst wussten die Zuschauer ja schließlich gar nicht, was sie gerade spielten.   „Wow, ich weiß gar nicht, ob ich es will, dass meine Fresse auf so einer Großleinwand übertragen wird.“ Lachend verschränkte Naruto die Arme hinterm Kopf und sprang von einem Bein aufs andere. Fuck, er konnte es kaum noch abwarten!   Die Nervosität war zwar wieder zurück gekehrt und rumorte nun in seiner Bauchgegend herum, aber die Vorfreude war immer noch größer, also machte sich Naruto keine Gedanken. Außerdem hatte er ja Sasuke bei sich und diese Tatsache beruhigte ihn ungemein.   Kakashi erklärte ihnen nochmal genau, wie ihr Programm aussah. Inzwischen hatte sich auch schon eine kleine Traube um ihr Panel gebildet und Naruto hörte die Menge nach „Foxy“ und „Doktor“ rufen.   Jepp, er fühlte sich definitiv wie ein Star!   „Ich werd die ganze Zeit neben der Bühne stehen und bei euch sein, also keine Sorge.“ Kakashi reckte den Daumen in die Höhe und zerzauste ihnen beide das Haar, dann drückte er Naruto auch schon ein Mikrofon in die Hand und scheuchte sie in Richtung Bühne.   Sasuke stellte sich dicht an ihn. Ihre Arme berührten sich und Naruto konnte seine Körperwärme spüren. Sie gab ihm Mut. „Bereit?“, fragte er Sasuke mit einem Wispern und sah aus dem Augenwinkel zu ihm.   „Bereit“, bestätigte Sasuke leise.   Sie grinsten sich an, als sich ihre Blicke trafen, und betraten unter tosendem Applaus die Bühne.   Showtime.   ~ xXx ~   Naruto schlug das Herz bis zum Hals, während er wie ein Verrückter durch die große graue Lagerhalle rannte, die viel mehr einem Irrgarten glich. Einem Irrgarten, in dem bald sein letztes Stündlein schlagen würde, wenn er nicht bald den letzten Generator fand!   Er war so auf seine Aufgabe konzentriert, dass er alles andere um ihn herum ausblendete. Die Anfeuerungsrufe der Menge, das generelle Getöse der anderen Messebesucher und sogar die Geräuschkulisse des Spiels. Alles, was er in diesem Moment wahrnehmen konnte, war das schnelle Pochen seines Herzens.   Es klang fast schon nach Trommelschlägen. Babumm. Babumm. Babumm.   „Geh da rechts rein.“   Naruto zuckte erschrocken zusammen, als er plötzlich Sasukes Stimme hörte und ließ einen zittrigen Atemzug aus. „Was? Wo rechts? Hier sieht alles gleich aus!“   „Du bist schon dran vorbei“, sagte Sasuke. Er klang zwar gelassen, aber sie saßen so dicht beieinander, dass Naruto seine Anspannung spüren konnte. „Geh zurück und dann da rechts in den Gang.“   „Warum?“ Narutos Stimme hatte einen panischen Unterton. „Ich kann nicht zurückgehen, Mann, das weißt du. Dann erwischt mich der Jogger!“   „Du musst“, erwiderte Sasuke. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass in dem Gang der letzte Generator ist. In allen anderen Gängen bist du schon mehrmals gewesen.“   „Ich kann nicht zurück!“, meinte Naruto. Seine Hand war so schwitzig, dass sie für einen kurzen Moment von der Computermaus rutschte. „Ich muss irgendwie, äh… Ah fuck, Mann!“   Gott, er war so nervös, dass er nicht mehr klar denken konnte. Das war kein gutes Zeichen. „Ich muss… Weiß nicht, kann ich nicht in einen anderen Gang und dann im Kreis laufen bis ich wieder hier bin oder so?!“   „Wenn du das machst verläufst du dich nur noch mehr und findest den richtigen Gang nie wieder.“ Sasuke presste die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen. „Dreh dich um.“   „Ich kann nicht, Sasuke!“ Er konnte wirklich nicht, hinter ihm war dieser scheiß Jogger und er würde ihn definitiv erwischen, wenn er nun zurückging! Das konnte er nicht riskieren, ihm fehlte schließlich nur noch ein verdammter Generator, dann konnte er endlich den Aufzug benutzen und raus aus diesem Höllenloch!   Also bog er links ab und versuchte irgendwie, zurück in den langen Gang zu kommen und dabei am besten auch noch den scheiß Jogger abzuwimmeln. „Oh Mann, ich hasse es, um so beschissene Ecken zu gehen“, stöhnte Naruto.   Im Schneckentempo kroch er vorwärts, die Zähne in seine Unterlippe gebohrt. Okay, ganz ruhig bleiben, Uzumaki, es war alles guut. Vorsichtig linste er um die Ecke und atmete erleichtert aus, als er nichts außer Leere entdecken konnte.   „Alter…“ Naruto lachte atemlos. „Das ist so etwas von nicht gut für mein armes- AAAHHH!“   Mit einem ohrenbetäubenden Schrei wich er vom Bildschirm zurück, als er plötzlich von hinten angesprungen wurde. Auch aus dem Publikum waren mehrere Schreie zu hören, genauso wie das ein oder andere Gelächter.   Aus Angst, das rasende Herz würde ihm aus dem Mund springen, presste Naruto seine Lippen so fest zusammen, bis sie weiß wurden und versteckte sich halb hinter Sasuke, das Gesicht in seiner Schulter vergraben.   Er stöhnte jämmerlich auf und krallte die Finger in Sasukes Oberteil. Verdammt… Dieser verfickte… Jogger! Er hasste das Spiel! Er hasste dieses verfickte Spiel und diesen scheiß Jogger! Es war so etwas von unfair, den Jogger und Slenderman auf ihn loszulassen!   Slender: The Arrival. So hieß das Spiel, das sie gerade zockten und das ihm fast einen Herzinfarkt beschert hatte. Live. Vor einem Publikum beim Let’s Play Panel der Tokyo Game Show und es war so unfassbar geil! Viel, viel geiler als in seinen kühnsten Träumen!   Naruto hätte niemals mit so einem großen Ansturm gerechnet! Nicht am ersten Tag und bei der allerersten Show! Am Anfang war er auch noch ziemlich aufgeregt gewesen und hatte sich mehrfach verhaspelt, weil er es einfach nicht gewohnt war, vor so einem großen Publikum live zu reden, aber das hatte sich schnell wieder gelegt.   Sasuke war ein fantastischer Partner, dessen bloße Anwesenheit ihm unendlich viel Mut gab und auch im Publikum waren nur tolle und unglaublich nette Menschen, sodass Naruto schnell zu seiner Höchstform auflief.   Die Show hatte phänomenal gestartet und die erste Stunde war ein voller Erfolg gewesen. Er und Sasuke hatten Fragen aus dem Publikum beantwortet und außerdem etwas über sich und ihre Anfänge erzählt.   Es war sehr interessant gewesen. Auch für Naruto, weil er so viel über Sasuke erfahren hatte, was er vorher gar nicht gewusst hatte! Die Fragestunde hatte sich also auch für ihn gelohnt.   Momentan befanden sie sich bei ihrem zweiten Programmpunkt: dem Let’s Playen. Sie hatten gemeinsam entschieden, ein Horrorgame zu zocken. Ihre Wahl war dabei auf Slender: The Arrival gefallen. Ein hochwertiger Ableger der inzwischen riesigen Slender-Reihe, das im Gegensatz zu den anderen Games kostenpflichtig war.   Slender: The Arrival hatte mehrere Level, was natürlich perfekt für ein gemeinsames Let’s Play war. Sie hatten die Level immer abwechselnd gespielt und das hatte auch ganz gut geklappt… Bis jetzt.   Denn jetzt waren sie in dieser verfickten Lagerhalle, in der sie sechs Generatoren anschalten mussten, damit der Aufzug wieder ging und fuck, dieses Level war die absolute Hölle! Er kam einfach nicht damit klar, dass ihn so ein seltsamer Jogger mit Maske und Slenderman verfolgten!   Das war definitiv eine Person zu viel! Obwohl… Eigentlich waren es zwei Personen zu viel! Warum konnte er nicht in aller Ruhe und ohne Stress durch die Lagerhalle spazieren und die, äh… wunderschöne Aussicht von grauen Gängen, die alle gleich aussahen, genießen?!   Auf jeden Fall war Naruto nun schon zum dritten Mal gestorben und hatte die Schnauze jetzt gestrichen voll. Genug war genug, er hielt es keine Sekunde länger mit diesem überanhänglichen Jogger aus!   „Spiel du weiter“, murmelte er in Sasukes Shirt. Das Jäckchen hatte er inzwischen ausgezogen und um die Stuhllehne gehängt. „Ich hab definitiv genug von dieser Lagerhalle. Mich kriegen da keine zehn Pferde mehr rein.“   „Du bist so ein Angsthase.“ Sasuke seufzte und tätschelte Naruto, so gut es ihm in seiner Position möglich war, den Kopf.   Naruto lächelte, weil es eine überraschende, aber irgendwie niedliche Geste war, und presste seine Lippen mit sanftem Druck auf seine Schulter. Er hatte keine Ahnung, wieso er das tat. Irgendwie war es fast schon ein wenig zu intim, aber er war schon immer ein Bauchmensch gewesen und tat das, was sich richtig anfühlte.   Und… ‚das‘ (was immer es auch war, ein Kuss war es auf jeden Fall nicht!) hatte sich auf jeden Fall richtig angefühlt… Sasuke nahm ihm schließlich die Qual ab, das Lagerhaus-Level zu spielen, das musste ja irgendwie belohnt werden!   „Aber so selten dämlich, wie du dich angestellt hast, ist es wohl wirklich besser, wenn ich das Level übernehme.“   … Oookay, Naruto nahm jedes positive Wort zurück, Sasuke war ein Penner!   Das teilte er ihm auch mit einem Grummeln mit und setzte sich wieder normal hin. „Fick dich“, brummte er ihm aus gutem Grunde noch zu.   „Später“, erwiderte Sasuke mit einem Murmeln. Er sah aus dem Augenwinkel zu ihm und schmunzelte. „Jetzt will ich erst einmal aus diesem Lagerhaus rauskommen. Aber danach in der Pause, wenn dein Angebot noch steht.“   „Oh Gott…!“ Lachend lehnte Naruto seine Stirn gegen Sasukes Schulter. „Bist du sexsüchtig oder so? Du bist erst seit einem Monat Single und schon so untervögelt, Mann!“   Er achtete darauf, mit leiser Stimme zu sprechen, damit die Zuschauer sie nicht hören konnten. Das waren schließlich Dinge, die nicht unbedingt für jedermanns Ohren bestimmt waren.   Sasuke hatte definitiv eine perverse Ader und die kam immer mehr zum Vorschein! Es war überraschend, Naruto hätte so etwas von einem ruhigen und öfter auch ein wenig emotionslosen Menschen wie Sasuke nie erwartet, aber es war cool.   Je mehr er von ihm erfuhr und je besser er ihn kennenlernte, desto mehr mochte Naruto ihn auch. Er würde ihn inzwischen auch auf jeden Fall als Freund bezeichnen, obwohl das hier gerade mal erst ihr dritter Tag zusammen war.   Aber wenn es Liebe auf den ersten Blick gab, wieso sollte es dann auch nicht Freundschaft auf den ersten Blick geben?   Sasuke funkelte ihn nur an und begann dann damit, die Lagerhalle nach den Generatoren zu durchforschen. Das Spiel machte es einem auch nicht unbedingt leichter, weil die Generatoren nach jedem Game Over an anderen Orten versteckt waren. Es machte also keinen Sinn, sich die Orte zu merken.   Naruto blieb halb hinter ihm versteckt, während er spielte, eine Hand locker in sein Shirt gekrallt. Sasuke hatte schon Recht mit seiner Aussage, er war tatsächlich ein Angsthase! Selbst jetzt als Zuschauer bekam er riesigen Schiss und brauchte deswegen ein wenig Körperkontakt, um seine Unterhose trocken zu halten.   Er wusste nicht warum, aber Körperkontakt hatte ihm schon immer dabei geholfen, seine Angst etwas zu zügeln. Im Kino hing er immer wie eine Klette an Kiba, wenn sie sich zusammen einen Horrorfilm ansahen und wenn er zockte, dann verfrachtete er auch öfter Kyuubi in seinen Schoß.   Nun war Sasuke der sichere Hafen, der ihn davon abhielt, zusammen mit seiner Angst unterzugehen. Es schien ihn auch nicht weiter zu stören, weil er Naruto nicht abwimmelte und zuließ, dass er an ihm hing wie ein kleines Kind am Rockzipfel der Mutter.   „Heh“, machte Naruto leise und rieb sich die Nase.   Sasuke stellte sich wesentlich besser an als er und verfiel auch nicht immer sofort in Panik, wenn der Jogger von hinten auf ihn zugelaufen kam. Stattdessen blendete er ihn mehrmals mit seiner Taschenlampe, was das Vieh dazu veranlasste, mit einem Knurren stehenzubleiben, und nutzte die Chance, um sich davon zu machen.   Trotzdem starb er nach einiger Zeit, was Naruto ein hämisches Grinsen auf die Lippen zauberte. Es verschwand allerdings ziemlich schnell wieder, als er Sasukes Ellbogen in seiner Magengrube spürte… Autsch.   Also noch ein zweiter Versuch und diesmal schaffte es Sasuke sogar! Das Publikum und auch Naruto jubelte lauthals, als er nach einer Verfolgungsjagd in den Aufzug stieg und nach oben transportiert wurde.   „Gut gemacht, Sasuke!“ Strahlend wuschelte Naruto ihm durchs Haar. Er lachte, als er dafür einen bösen Blick erntete, und streckte ihm die Zunge raus. „Soll ich weitermachen oder willst du?“   „Mach du ruhig“, sagte Sasuke und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Er zog die Mundwinkel nach unten. „Obwohl die Zeit sagt, dass keiner von uns weitermachen kann.“   „Was, echt?“ Naruto stahl einen Blick auf Sasukes Uhr, während die Zuschauer anfingen „Aww“ zu rufen und sogar zu buhen. Tatsächlich, ihre Zeit war bereits abgelaufen… Sie hatten sogar überzogen, es waren nämlich schon vier Minuten nach Zwölf!   „Aw, okay. Sasuke hat Recht. Sorry, Leute, aber ihr und vor allem wir haben jetzt erst mal Pause.“ Naruto zog einen Schmollmund und stand auf, während Sasuke den Rechner herunterfuhr.   Er stellte sich in die Mitte der Bühne und sah nach unten. Fuck, bildete er sich das nur ein oder standen nun tatsächlich noch mehr Leute um ihre Bühne herum?! Wow. Ihm wurde ein wenig schwindelig.   Er lächelte, als sich Sasuke neben ihn stellte, und nahm das Mikrofon an, das ihm in die Hand gedrückt wurde. „Ich hoffe, euch hat die kleine Show genauso viel Spaß gemacht wie uns und dass ihr uns morgen wieder besuchen werdet!“   Sein Herz machte einen freudigen Hüpfer als er sah, dass daraufhin einige Köpfe im Publikum nickten. „Morgen findet unser Programm von 17:30 bis 18:30 Uhr statt. Wieder mit Sasuke alias dem Doktor und mir, Foxy. Danach gibt es außerdem noch eine Überraschung, die ich aber natürlich nicht verraten werde. Will euch ja nicht spoilern, hehe.“   Die Zuschauer klatschten und pfiffen. Naruto grinste glücklich und auch Sasukes Mundwinkel zogen sich nach oben. „Das war’s allerdings noch nicht für heute! Um 15 Uhr geht unser Let’s Play Panel weiter, diesmal mit Akatsuki und BloodyMist. Das war’s nun aber wirklich, denkt ihr jetzt wohl, huh? Aber falsch gedacht! Denn wenn ihr immer noch nicht genug von uns zwei Hübschen habt, daaann…“   Er zog das Wort in die Länge und drehte sich zu Sasuke, um ihm das Mikrofon unter die Nase zu halten. Sasuke verengte die Augen. Naruto wusste, dass er nicht gern vor Publikum sprach und schenkte ihm deswegen ein aufmunterndes Lächeln.   Der Dunkelhaarige atmete leise aus der Nase aus. „Morgen wird es eine Autogrammstunde geben“, sagte er und nahm eine Hand aus seiner Hosentasche. Er legte sie über Narutos, um das Mikro näher an seinen Mund zu ziehen und richtig zu positionieren. „Mit Naruto, BloodyMist, Akatsuki und mir. Von 15 bis 16 Uhr bei unserem Panel.“   „Ganz genau!“ Naruto schlang seinen Arm um Sasukes Schulter und lächelte in das Publikum. „Ich hoffe, ihr werdet alle zahlreich erscheinen! Wir haben uns extra Autogrammkarten machen lassen und die sind echt geil, die müsst ihr gesehen haben.“   Mit funkelnden Augen pikste er Sasuke in die Wange. „Besonders die von unserem Doktor ist sehr heiß, also nicht verpassen!“ Er lachte laut auf, als einige der Mädels daraufhin anfingen laut zu kreischen.   Gott, Sasuke war echt beliebt bei den Mädels! Das war irgendwie witzig, aber irgendwie auch… Auch… Hm.   Naruto konnte es nicht genau beschreiben, aber immer wenn eins der Mädchen ihn so offensichtlich anschmachtete, dann passierte etwas ganz seltsames in seinem Bauch.   Es ähnelte Eifersucht, aber das konnte es ja natürlich nicht sein. Wieso sollte er auch eifersüchtig sein?! Etwa, weil die Mädels reihenweise auf Sasuke standen?! Tsk, das war doch lächerlich. Sasuke war keine Konkurrenz für ihn, er war schwul, also musste er sich da keine Gedanken machen, außerdem hatte er seine eigenen Fangirls!   Trotzdem, das Ziehen in seiner Bauchgegend blieb und irgendwie hatte Naruto auch das Gefühl, dass der Grund dafür vielleicht ein ganz anderer sein konnte…   Sie verabschiedeten sich vom Publikum und gingen zu Kakashi herüber, um ihm das Mikrofon zu reichen. „Und?!“, fragte Naruto ihn aufgeregt. „Ist das nicht extrem geil gelaufen?!“   Kakashi schloss langsam das Auge und reckte seinen Daumen in die Höhe. Trotz Maske (die übrigens jeden Tag ihre Farbe und auch ein wenig ihre Form änderte) konnte Naruto sehen, dass er lächelte.   „Ich bin stolz auf euch, Jungs“, sagte er und tätschelte ihnen die Schulter. „Die erste Show ist ein voller Erfolg gewesen und hat unsere Erwartungen übertroffen! Wir hätten nie gedacht, dass so viele Leute kommen würden und das alles nur wegen euch. Ihr seid ein klasse Team, ihr harmoniert überraschend gut und die Menschen lieben euch zusammen.“   „Heh.“ Naruto wurde ganz warm bei den ganzen Komplimenten und in seinem Bauch kribbelte es. Er lächelte Sasuke an.   Sasuke erwiderte es. „Mir hat es sehr viel Spaß gemacht“, sagte er. Er sprach zwar mit Kakashi, sah dabei allerdings Naruto in die Augen. „Und ich hab einen tollen, wenn auch manchmal etwas dummen und tollpatschigen Partner gehabt.“   „Oh Gott, das aus deinem Mund zu hören ist ja fast schon ein Liebesgeständnis!“ Naruto lachte. Es war schön so etwas von Sasuke zu hören und deswegen schlang er die Arme mit funkelnden Augen auch um seinen Körper. Er zog Sasuke an sich und drückte ihn sanft.   Es fühlte sich überraschend… Gut an, ihn zu umarmen. Es war schön, ihn so nah an sich zu spüren. Ihre Oberkörper berührten sich und er konnte Sasukes leicht unregelmäßigen Herzschlag spüren. Naruto atmete tief ein; eine Mischung aus süß-herbem Parfüm und einem Hauch von Schweiß stieg ihm in die Nase. Es war ein angenehmer Geruch. Sasuke roch gut.   „Aber das kann ich nur bestätigen“, murmelte er und lächelte, als Sasuke die Hände zaghaft auf seinen Rücken legte und die Umarmung erwiderte. „Ich hab auch einen sehr tollen Partner gehabt. Manchmal ein bisschen besserwisserisch und arrogant, aber toll.“   Er schaukelte Sasuke ein paarmal hin und her, weil er seiner überschwänglichen Freunde einfach irgendwie Ausdruck verleihen musste. Er lachte, als Sasuke ihm einen sanften Klaps auf den Hinterkopf gab und streichelte mit den Händen langsam über seinen Körper entlang, bis er sie auf Sasukes Schultern ablegte.   „Hallo erst mal“, murmelte er mit strahlenden blauen Augen. „Ich weiß nicht, ob Sie es schon wussten, aber ich bin gerade seeehr glücklich.“   „Das kommt überraschend.“ Sasuke schmunzelte ihn an. Seine Hand ruhte seit dem leichten Hieb immer noch auf Narutos Nacken und sein Daumen presste leicht gegen seine Halsschlagader.   Narutos Mund wurde trocken. Okay, das war eine ziemlich lange Umarmung. Sehr, sehr lange. Besonders für zwei Typen. Warum-   „Nicht vor den Augen der Kinder“, unterbrach Kakashis Stimme plötzlich seine Gedanken. Er tätschelte Naruto mit dem Ende des Mikrofons den Kopf. „Sucht euch dafür ein Zimmer.“   Naruto stieg sofort die Hitze ins Gesicht, während sich Sasuke spürbar anspannte. Fast zeitgleich sprangen sie auseinander und irgendwie fühlte sich Naruto nun seltsam… Ertappt, obwohl überhaupt nichts passiert war und Kakashi eh nur Blödsinn laberte.   Er wusste nicht, was er sagen sollte, also streckte er ihm nur die Zunge raus und sah fast schon schüchtern zu Sasuke herüber. Er kratzte sich an der Wange, aber Sasuke erwiderte seinen Blick nicht und sah stattdessen woanders hin, die Zunge mehrmals über seine Unterlippe streichend.   Naruto hüstelte. „Ich denke, Sasuke und ich machen jetzt einen kleinen Rundgang“, sagte er und schob die Hände in die Gesäßtaschen. „Wir haben schließlich noch keine Gelegenheit dazu gehabt, uns die anderen Bühnen anzusehen.“   Kakashi nickte. „Tut das“, meinte er. „Vergesst nur nicht, dass wir uns um 18 Uhr hier am Panel treffen wollten, um gemeinsam ins Restaurant zu gehen. Zur Feier des Tages.“   „Ist mental notiert.“ Naruto tippte sich auf die Schläfe und sah zu Sasuke herüber.   Er nickte schweigend mit dem Kopf und setzte sich in Bewegung. Naruto folgte ihm. Tsk und da sagte Sasuke, er wäre ein seltsamer Kauz, dabei war er das selbst! Der Blonde konnte ihn überhaupt nicht einschätzen, null. Seine Mimik glich einem perfekten Pokerface.   „Hast du schon einmal Poker gespielt?“, fragte Naruto ihn, nachdem er ihn eingeholt hatte und nun neben ihm her ging.   Sasuke zog eine Augenbraue hoch. „Nein.“   „Okay. Solltest du vielleicht aber mal.“   „Hm.“   Sie gingen ein paar Schritte, vielleicht zwanzig oder dreißig Meter, und wurden dann bereits angehalten und angesprochen. Diesmal allerdings nicht von Fans, sondern von einer jungen Frau mit einem Kameramann und einem Tontechniker. Naruto blinzelte überrascht und betrachtete sie genauer.   Klein, aber kurvige Figur. Rundes Gesicht mit einem frechen Lächeln. Braune Haare, die zu zwei seitlichen Knoten zusammengebunden waren. Chinesisch angehauchter Kleidungsstil. Moment mal, das war doch-   „Hi, ich bin Tenten vom Gaming-Sender ‚Mega‘. Kann ich vielleicht ein Interview mit euch Jungs machen?“   Narutos Augen wurden groß. Fuck, das war tatsächlich Tenten…! Naruto kannte sie, Mega gehörte zu seinen absoluten Lieblingssendern und er hatte schon öfter ihre Sendung geschaut. Wow.   Jetzt fühlte er sich nicht mehr wie der Star, sondern wie der Fan, der gerade seinen Lieblingsstar traf!   „Ähm, klar“, sagte Naruto verdattert, als er aus seiner Trance erwacht war. Er warf Sasuke einen fragenden Blick zu, um zu sehen, ob er auch damit einverstanden war.   „Okay“, war seine Antwort.   Tenten nickte und grinste sie an. „Cool. Lasst uns ein ruhigeres Eckchen suchen, okay?“   Sie folgten ihr eine Zeit lang und fanden ganz zu Narutos Überraschung tatsächlich eine relativ stille Ecke im hinteren Bereich der Halle. „Worum geht das Interview?“, fragte er sie und rubbelte sich durchs Haar.   Er wollte lieber vorbereitet sein, bevor ihre Fragen ihn aus dem Konzept brachten und er anfing, dämlich herum zu stottern und zu stammeln.   „Um euer Let’s Play Panel“, antwortete Tenten und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Außerdem haben wir unsere Zuschauer gebeten, uns ein paar Fragen an euch per Mail zu schicken oder an uns zu twittern, da wir uns fest vorgenommen haben euch mit der Kamera zu erwischen und zu einem Interview zu zwingen.“   Sie grinste ihn an. „Das hab ich meinen Zuschauern versprochen und ich halte mich immer an mein Wort. Ich hätte euch die ganze TGS lang gestalkt, um euch irgendwann zu erwischen.“   „Wow“, sagte Naruto und lachte auf. „Das ist… Irgendwie unheimlich, aber auch cool. Ich bin ein großer Fan deiner Sendung, deswegen bin ich jetzt ein bisschen nervös, heh.“   „Musst du nicht sein, Kleiner, ich beiße nicht.“ Tenten zwinkerte ihn an und entschuldigte sich für den Moment, um noch ein paar Dinge mit ihren Begleitern zu klären.   Naruto strich sich die Falten aus dem Shirt und sah zu Sasuke herüber, der lässig neben ihm stand. Ugh, hatte der Typ überhaupt vor irgendetwas Schiss?! Vielleicht hatte er seine Angst aber auch absorbiert und war nun quasi nervös genug für sie zwei.   … Okay, wenn sein Gehirn anfing, so einen Mist zu verzapfen, dann war er wirklich tierisch aufgeregt.   „Wie seh ich aus?“, fragte er Sasuke, um sich irgendwie abzulenken.   „Ich glaub, ich hab ein Déjà-vu“, meinte Sasuke amüsiert und verdrehte die Augen. Wahrscheinlich spielte er auf gestern an, weil Naruto ihn das da auch andauernd gefragt hatte. „Du siehst gut aus, mach dir nicht so einen Kopf. Wenn du neben mir stehst wird dich eh keiner beachten, also ist es eigentlich egal, wie du aussieht.“   „Oh, du kleiner arroganter Bastard!“ Mit einem Lachen schubste Naruto ihn.   Ein Funkeln schlich sich in Sasukes Augen, als er etwas tat, womit Naruto nicht gerechnet hatte – er schubste zurück. Sie rangelten ein paar Sekunden lang herum, bis sich Tenten mit einem „Woah, Vorsicht, Jungs!“ an sie wandte.   „Pfft“, machte Naruto und pustete sich eine Haarsträhne aus den Augen. Er grinste, als sich ihre Blicke trafen und streckte Sasuke die Zunge heraus.   „Okay“, meinte Tenten und machte mit einem Händeklatschen erneut auf sich aufmerksam. „Genug gespielt Kinder, wir wollen jetzt mit dem Interview beginnen. Es wird nicht allzu lange sein, keine Sorge. Nur drei oder vier Minuten. Wenn ihr eine Frage nicht beantworten wollt, dann müsst ihr das auch nicht. Alles klar?“   Naruto nickte schweigend und biss sich auf die Unterlippe. Okay, tieeef einatmen, Uzumaki. Es war nur ein Fernsehinterview, nicht mehr. Zwar sein allererstes, aber egal! Er hatte es geschafft, erfolgreich vor einem großen Publikum zu reden, also war das Gespräch mit einem kleinen Mädel mit Mikro doch ein Klacks für ihn!   Unbewusst krallte er die Finger in seine Hose. Steif wie ein Brett stand er da und sah zu Tenten, da spürte er plötzlich, wie etwas hauchzart seinen Handrücken streifte. Überrascht neigte er den Kopf zur Seite und blickte geradewegs in Sasukes Augen.   „Entspann dich“, murmelte er ihm zu. „Ich will nicht, dass du irgendetwas Dämliches sagst und damit mein Interview ruinierst.“   Naruto merkte sofort, dass er die Worte nicht so meinte und es nur ein Versuch von Sasuke war, ihn zu beruhigen. Ein Versuch, der glückte. Naruto atmete tief ein, hielt die Luft für ein paar Sekunden in seinen Lungen und atmete dann langsam wieder aus. Seine steife Haltung lockerte sich.   „Danke“, flüsterte er ihm lächelnd zu.   „Hn“, machte Sasuke nur und schob die Hände lässig in seine Hosentasche.   „Bereit?“, fragte Tenten sie und sah zwischen ihnen her. Sie nickten beide. „Okay, dann geht’s los in drei, zwei, eins…“   Ein rotes Lämpchen leuchtete bei der Kamera auf und der Tontechniker hielt ein seltsames, schwarzes Etwas über ihre Köpfe. Oh Gott, sein erstes Interview… Er würde bald wirklich im TV sein!   Oder… Vielleicht war er das schon? Er hatte keine Ahnung, ob das Interview live übertragen wurde oder nicht! Gah! So etwas musste er doch vorher wissen!   „Ich hab’s euch versprochen“, sprach Tenten in die Kamera und grinste. „Ich hab euch versprochen, dass ich sie vor die Linse bekommen würde und hier sind sie: FoxDevilWild alias Naruto!“   Die Kamera deutete in seine Richtung, also winkte Naruto grinsend hinein.   „Und Dr. Snakes alias Sasuke! Herzlich Willkommen, Jungs!“   Sasuke, die coole, alte Socke, nickte einfach nur entspannt in die Kamera.   „Endlich ist das große Geheimnis gelüftet, Ladies, das hier ist das Gesicht zu der Stimme, die euch mit ihrer Erotik fast um den Verstand gebracht hat!“ Tenten grinste breit, während der Kameramann näher an Sasuke herantrat. „Das ist nun wirklich kein Gesicht, das man so lange verstecken muss, Herr Doktor.“   „Es ist nicht wegen seinem Gesicht“, mischte sich Naruto mit einem fiesen Grinsen ein. „Es ist wegen seiner Größe. Ich mein, seht euch diesen Winzling an, der ist ja kaum größer als du, Tenten! Das kratzt gewaltig an einer Person, deren Ego sonst so groß wie der Mond ist!“   Sasuke fletschte die Zähne, blieb ansonsten aber überraschend ruhig… Zu ruhig. Naruto sah aus dem Augenwinkel zu ihm, angespannt und bereit dafür einer Faust auszuweichen, die auf sein Gesicht zielte, aber…   Aber wofür er nicht bereit war, war eine Hand, die ihm hart in den Arsch kniff. Autsch! Er warf Sasuke einen bösen Blick zu und erntete dafür ein zufriedenes Schmunzeln. Tsk.   Wie vorher abgesprochen befragte Tenten sie über ihr Let’s Play Panel und die Szene allgemein, genauso wie über die Tokyo Game Show. Es war ein angenehm lockeres und spaßiges Gespräch. Naruto vergaß sogar schnell, dass das hier ein Fernsehinterview war und verlor mit jedem gesprochenen Wort ein wenig mehr seiner Anspannung.   „Ich bin echt überrascht von dem ganzen positiven Feedback, das wir bekommen haben“, sagte er ins Mikro und lächelte. Sein Blick huschte zur Kamera. „Wir hätten wirklich niemals mit so viel Resonanz gerechnet, deswegen tausend Dank an euch, Leute! Ihr seid wirklich die Besten.“ Er warf der Kamera eine Kusshand zu und grinste glücklich.   „Oh nein, wir müssen euch danken für das coole Panel!“, meinte Tenten. Sie sah auf ihre Hände und wechselte auf das nächste Moderationskärtchen. „Aber wenn du schon einmal die Leute da draußen ansprichst, Naruto… Euch ist sicherlich bewusst, wie beliebt ihr im World Wide Web seid und deswegen haben wir eure Zuschauer auch dazu aufgefordert, uns Fragen an euch zu schicken und das haben sie auch gemacht… Und wie.“   Lachend schüttelte sie den Kopf. „Wir haben so viele tolle und kreative Fragen bekommen, dass es uns schwer gefallen ist, ein paar herauszusuchen. Wir hätten sie am liebsten alle gestellt, aber dann ständen wir noch in ein paar Jahren hier, deswegen haben wir uns für die vier Fragen entschieden, die am häufigsten gestellt worden sind. Für jeden von euch zwei.“   Die am häufigsten gestellten Fragen… Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in seiner Brust aus, weil Naruto wusste, was er auf jeden Fall gefragt werden würde… Die Frage wurde ihm schließlich immer gestellt.   „Fangen wir mit dir an, Sasuke“, sagte Tenten und lächelte ihn an. „Die obligatorische Frage, die natürlich immer kommen muss und die wohl auch am häufigsten in unserem Postfach erschienen ist: Bist du Single?“   Naruto prustete amüsiert auf. Okay, die Frage verwunderte ihn gar nicht! Er war sich sicher, dass sie ihm wahrscheinlich auch noch gestellt werden würde. Dabei hatte er sie doch schon so oft beantwortet…   Er hatte wirklich keine Ahnung, wieso die Leute ihn das so oft fragten, aber gut… Vielleicht waren sie einfach an seinem (nicht vorhandenen) Liebeslieben interessiert und wollten deswegen immer auf dem neusten Stand sein oder so.   Er konnte Sasuke leise seufzen hören und grinste. „Nein“, antwortete er für ihn, während der Dunkelhaarige zur gleichen Zeit ein „Ja“ von sich gab.   „W-Was?“, fragte Naruto ihn im gespielten Schock und riss die Augen auf. „Ich dachte… Nach der gestrigen Nacht da… Da dachte ich, dass es mit uns etwas Ernstes wäre…“   Er schniefte laut und zog geräuschvoll die Nase hoch, während Sasuke leise lachte und ihm in die Nase zwickte. „Idiot“, murmelte er. „Das musst du wohl geträumt haben.“   „Ohh!“, mischte sich nun auch Tenten ein. Ein Funkeln war in ihren Augen und irgendwie erinnerte sie Naruto auf einmal an ein Raubtier. Oh Gott, eine Reporterin, die eine 1A Knüller-Story witterte… Rette sich, wer kann!   „Wie kann ich das denn verstehen?“, fragte sie grinsend nach und sah zwischen ihnen her. „Ihr wirkt tatsächlich sehr vertraut, besonders von dir, Sasuke, ist mir gesagt worden, dass du sehr zurückhaltend und nüchtern wärst.“   Sie pikste ihm in die Brust. „Kann es sein, dass du verliebt bist?“, fragte sie trällernd nach und sah auffällig in Narutos Richtung.   „Der Penner ist nur in sich selbst verliebt“, meinte Naruto und winkte mit der Hand ab. „Ganz ehrlich, der ist einer der arrogantesten Menschen, die ich jemals getroffen hab!“   „Aus gutem Grund“, ergänzte Sasuke und strich sich die Haare aus der Stirn.   „Na, zumindest weißt du, wie arrogant du bist und streitest es nicht ab.“ Naruto schnalzte mit der Zunge und grinste ihn an.   „Also bist du Single?“, fragte Tenten erneut nach. Ihre Stimme klang geknickt. Armes Mädchen, da wurde wohl nichts aus ihrer Sensationsstory.   „Ich bin Single“, bestätigte Sasuke nickend.   „Ich denke, das wird meine Zuschauerinnen sehr freuen“, meinte sie und wandte sich an Naruto. „Wie sieht’s mit dir aus?“   „Ich hab keine Ahnung, wieso ich das immer gefragt werde, aber ja, ich bin auch solo.“ Naruto lachte und kratzte sich am Kopf. „Mein Liebesleben ist ziemlich unspektakulär, also lohnt es sich nicht danach zu fragen, heh… Wirklich nicht.“   „Abgesehen von gestern Nacht“, murmelte Sasuke ihm zu. So leise, dass nur er es hören konnte.   Naruto brach in Gelächter aus, während Tenten nur doof guckte. „Was?!“, fragte sie neugierig nach.   „Hehe, nichts.“ Naruto biss sich auf die Innenseite der Wange und grinste vor sich hin.   „… Okay.“ Tenten zog einen Schmollmund. „Also, nächste Frage. Diesmal wieder an Sasuke. Was hältst du von Narutos Videos? Ihr seid so verschieden, dass wir alle damit gerechnet haben, dass ihr euch nicht besonders gut verstehen würdet, aber genau das Gegenteil ist der Fall! Unsere Recherchen haben außerdem ergeben, dass du Narutos Youtube-Kanal abonniert hast.“   „Huh?“ Mit großen Augen drehte sich Naruto zu Sasuke. „Du hast mich abonniert? Echt jetzt?“   „Hab ich“, antwortete Sasuke nickend.   „Zu Narutos Verteidigung muss ich sagen, dass er ja schließlich über eine Millionen Abonnenten hat und es da schwer ist den Überblick zu behalten“, warf Tenten ein.   „Krass, das hab ich echt nicht gewusst, aber das ist cool.“ Naruto grinste ihn an und boxte ihm gegen den Oberarm. „Ich hab deinen Kanal ja auch abonniert!“   „Also? Wie findest du seine Videos, Sasuke?“, wiederholte Tenten nochmal ihre Frage.   „Ich denke, dass ich ihn abonniert habe, sollte für sich sprechen“, meinte Sasuke und richtete seine Brille. „Er ist unterhaltsam. Er steht zwar öfter mal auf der Leitung und hat einen dämlichen Moment nach dem anderen, seine Witze gehen auch oft unter die Gürtellinie, aber dennoch hat er einen seltsam… Jungenhaften Charme. Er verstellt sich nicht und das find ich gut.“   „Wow, ein Kompliment nach dem anderen und das vom kritischen Doktor!“, rief Tenten grinsend aus. „Die kleinen Sticheleien zwischendrin ignorieren wir einfach mal, der werte Herr hat ja schließlich immer etwas zu meckern.“   „Jungenhafter Charme, huh.“ Mit funkelnden Augen rieb sich Naruto das Kinn. „Ich denke, das sollte ich meiner Kanalbeschreibung hinzufügen. Ein Zitat vom Doktor!“   „Aber nicht den Mittelteil mit den dämlichen Momenten und der Gürtellinie vergessen“, erinnerte Sasuke ihn schmunzelnd daran.   „Keine Sorge, den werd ich einfügen… Mit unsichtbarer Schrift!“   Sasuke verdrehte die Augen. „Idiot.“   Tenten lachte und drehte sich zu Naruto. „So, jetzt kommen wir zur letzten Frage an dich. Sie ist mit Abstand am häufigsten genannt worden und ich muss zugeben, dass ich auch sehr neugierig bin.“   Ohne es zu merken zog Naruto die Schultern ein wenig hoch. Okay, jetzt würde die Frage aller Fragen kommen. Er wusste, welche es sein würde. Daran bestand kein Zweifel. Er wusste es und er hasste es.   „Wie hast du deine Narben bekommen, Naruto?“   Oh… Das kam jetzt aber… Überraschend… Nicht. Das war genau die Frage, die er erwartet hatte. Trotzdem verkrampfte er sich fast inständig, als sie Tentens Mund verließ und er ihren erwartungsvollen Blick sah.   Die Frage war ihm vorher schon einmal gestellt worden. Bei ihrem Let’s Play Panel. Da hatte er erzählt, dass er in Wahrheit ein Hybrid war; halb Mensch und halb Fuchs. Hmm… Was sollte er nun antworten?   Es war schwer, sich immer etwas Neues auszudenken, aber er musste es tun. Die Wahrheit würde er ganz bestimmt nicht sagen, weil es die Leute einfach schlicht und ergreifend nichts anging. Zu sagen, dass er darüber nicht reden wollte, brachte auch nichts. Das hatte er am Anfang getan, aber niemand hatte auf ihn gehört und ihm war die Frage doch immer wieder gestellt worden…   Also hatte Naruto damit angefangen mit Schwachsinn darauf zu antworten und das klappte ganz gut. Er konnte die Menschen damit unterhalten und musste trotzdem nicht mit der Wahrheit rausrücken, die nur seine besten und engsten Freunde kannten.   „Das hab ich für meine Katze getan“, antwortete er schließlich mit einem gezwungenen Grinsen, als ihm etwas eingefallen war. Er konnte Sasukes stechenden Blick auf sich spüren, aber er ignorierte ihn.   „Mein Vermieter ist ziemlich streng und erlaubt nur ein Tier pro Wohnung. Ich wollte nicht, dass sich Kyuubi einsam fühlt, also hab ich mir Schnurrhaare ins Gesicht geritzt und seitdem denkt sie, ich wäre ihr Katzenpapa und alles ist im Lot!“   Lachend schüttelte Tenten den Kopf. „Komm schon, Naruto“, meinte sie. „Sag uns die Wahrheit. Deine albernen Stories sind witzig, aber wir wollen alle die richtige Geschichte hören.“   „Das ist die richtige Geschichte“, erwiderte Naruto und schob die Hände in seine Gesäßtasche. Sein Grinsen wurde schief. „Wirklich.“   Tenten rollte mit den Augen und hielt Sasuke das Mikro unter die Nase. „Kennst du die wahre Geschichte, Sasuke?“   Naruto zuckte überrascht zusammen und öffnete den Mund. Okay, das war echt… Unfair. Sasuke kannte die Entstehungsgeschichte seiner Narben natürlich nicht, aber trotzdem war es nicht fair andere Leute zu fragen, wenn Naruto die Wahrheit doch so offensichtlich nicht preisgeben wollte.   „Ja“, antwortete Sasuke. Seine Augen bohrten sich in Narutos. Er hielt die Luft an. „Und du jetzt auch, er hat sie nämlich gerade erzählt. Damit sollte die Frage und das Thema abgehakt sein.“   … Phew. Erleichtert atmete Naruto aus und lächelte ihn an. Die Dankbarkeit stand ihm geradezu ins Gesicht geschrieben.   „Ihr seid ein eingeschworenes Team, ich merk das schon.“ Tenten seufzte und rieb sich über die Stirn.   Sie redete weiter, doch Naruto hörte ihr nicht mehr zu. Irgendwie hatte er gerade den Respekt für sie verloren, weil sie so unverschämt Salz in die Wunden streute und nicht aufhörte, obwohl sie gemerkt haben musste, wie unangenehm ihm das war.   Tenten hatte seinen Respekt verloren, aber dafür… Dafür hatte Sasuke gerade ganz viel davon dazubekommen.   ~ xXx ~   „Da!“, rief Naruto aus und zeigte mit zitterndem Finger auf das Schild. „Da steht’s! Im… Nee. Ina… Ähm… Was steht da?“   „Inage… Ocean… Park“, las Sasuke mit verengten Augen vor. Er sprach deutlich langsamer als Naruto und nicht so nuschelnd, aber dennoch war das leichte Lallen seiner Stimme herauszuhören.   „Das ist aber schon ein Strand, oder?“, fragte Naruto verwirrt nach und kratzte sich am Kopf. „Wir haben doch nach einem Strand gefragt… Ist das ein Strand, Sasuke? Da steht Oh… Oschän Park… Ist das aber trotzdem ein Strand? Hier ist doch alles voller Grünzeug!“   „Halt den Mund“, brummte Sasuke und packte sich an den Kopf. „Wenn ich noch einmal das Wort Strand höre, dann… Hn. Mir fällt keine gute Drohung ein.“   Naruto lachte und betrat mit schwerfälligen Schritten den so genannten Inage Ocean Park. Fuck, er war so unfassbar voll! Er hätte echt nicht so viel trinken sollen im Restaurant mit Kakashi und Co., aber verdammt!   Der Möchtegernpirat hatte ihnen die Getränke spendiert, weil das Let’s Play Panel so ein großer Erfolg gewesen war, da musste er die Chance doch nutzten und so viel wie möglich trinken! Yahiko und Suigetsu waren auch betrunken gewesen!   Allerdings hatten sich ihre Wege vorhin getrennt, weil sie zum Pennen ins Hotel gegangen waren, während Naruto nach seinem „Sex on the Beach“-Cocktail unbedingt noch einen Strand besuchen musste und Sasuke dazu natürlich mitschleifte.   Ugh. Das würde ihm morgen so etwas von in den Arsch beißen.   Er hatte morgen schließlich noch etwas zu erledigen! Er musste das Panel mit Sasuke leiten und dann war da noch ihre Autogrammaktion… Nicht, dass er morgen so kaputt war, dass er anstatt seines Namens mit „Nardo“ unterschrieb oder so…    War tatsächlich schon einmal passiert. Bei einer Klassenarbeit. Er musste wohl nicht erwähnen, dass er keinen einzigen Punkt bei der Arbeit geholt hatte, oder…? Ugh. Wenn er nur daran dachte, fing sein Hintern an zu brennen… Seine Mutter hatte echt  Wumms in den Knochen, er hatte tagelang nicht mehr richtig sitzen können…   „Auf dem Schild stand, dass es ein künstlicher Strand ist“, teilte Sasuke ihm mit, als er ihn eingeholt hatte.   Naruto kräuselte die Nase. „Was ist ein künstlicher Strand?“   „Ein Strand, der nicht echt ist.“   „Oh.“   Naruto sah sich um. Es sah tatsächlich eher nach einem Park als nach einem Strand aus. Im Hintergrund konnte er einen Steg im Wasser mit einigen Schiffen erkennen. Um sie herum waren mehrere Blumenbeete, Bäume und die ein oder andere Parkbank.   Sie gingen in Richtung Wasser. Ohne es zu merken, hatte sich der Boden unter ihren Füßen verändert und bestand nun nicht mehr aus Wiese, sondern… Sand.   „Woah“, sagte Naruto und malte mit seiner Schuhspitze einen Kreis in den Sand… Naja, zumindest versuchte er es. Das Endergebnis sah eher nach einem Dreieck aus. „Ist das… Echter Sand?“   „Keine Ahnung“, antwortete Sasuke und zuckte mit den Schultern.   „Wollen wir uns hinlegen und uns sonnen?“, fragte Naruto ihn und ging in die Hocke. Er schwankte und stützte sich mit einer Hand im Sand ab. Woah. Der Sand war… Sandig. Heilige Scheiße.   „Es ist ein Uhr nachts“, sagte Sasuke. Sein Blick war aufs Wasser gerichtet. Aufs… Meer. Oder war das ein See? Naruto hatte keine Ahnung, was das war. Wasser halt. Nass und schön und blau. „Wie willst du dich da sonnen, Idiot?“   Naruto kniff ein Auge zusammen und sah ihn an. „Dann monden wir uns eben“, meinte er und ballte die Hand langsam zur Faust. „Sasuke, der Sand ist voll cool. Der fühlt sich an wie Sand!“ Langsam öffnete er die Faust einen Spalt und ließ den Sand aus seinen Fingern gleiten.   „Der Sand fühlt sich an wie Sand“, wiederholte Sasuke.   „Jupp! Cool, oder?“ Naruto grinste ihn an und warf den restlichen Sand auf sein Bein. „Komm, setz dich hin. Lass uns chillen.“   So grazil wie ein Elefant im Porzellanladen plumpste er mit dem Arsch auf den Boden und zog sich die Schuhe aus. Seine Zunge lugte angestrengt zwischen seinen Lippen hervor, während er versuchte die Schnürsenkel zu öffnen.   Sasuke ließ sich neben ihn in den Sand fallen. Seine Darbietung war ein wenig eleganter gewesen, aber nicht viel. Er war schließlich genauso betrunken wie Naruto und das, obwohl er deutlich weniger getrunken hatte! Heh. Er schien keinen besonders hohen Toleranzpegel zu haben. Niedlich.   Naruto stöhnte leise, als er die Schuhe endlich ausgezogen hatte und stellte sie neben sich im Sand ab. „So“, murmelte er und machte sich daran, Sasukes Chucks auszuziehen. Warum? Keine Ahnung. Er war gerade einfach im Schuhe-ausziehen-Fieber.   Als auch Sasukes Chucks endlich ausgezogen waren, drehte er sie um und betrachtete die Fußsohle. „39“, las er ab. „Was zur Hölle?! So riesig?!“   „Das ist die europäische Größe“, sagte Sasuke und schlug ihm auf den Kopf. „Bei uns ist das 25.“   „25! Du hast ja Mini-Füße, oh mein Gott!“ Lachend stellte Naruto den Schuh ab und griff nach Sasukes Bein, um es zu sich zu ziehen. „Süß“, kommentierte er und strich mit den Fingerspitzen über seine Fußsohle. Sasuke trat ihm daraufhin in die Brust. „Hey!“   „Kitzel mich nicht“, brummte Sasuke und zog sein Bein aus Narutos Griff. „Wie groß sind deine Füße?“   „So groß“, antwortete Naruto und deutete auf seine Füße. Er wackelte mit den Zehen und beobachtete, wie der Sand zwischen sie sickerte. Ihh.   „Ich meinte in Schuhgröße.“   „Oh! Äh, 26 ½.“   „Hn. So viel größer ist das auch nicht.“   „Aber es ist größer, Sasuke.“ Naruto wackelte mit den Augenbrauen und ließ sich lachend mit dem Rücken in den Sand plumpsen. Er streckte die Arme aus. Sasuke saß relativ dicht an ihm dran, also konnte er den rechten Arm nicht weit ausstrecken, bis er mit den Fingerspitzen gegen Sasukes Oberschenkel stieß.   Sasuke saß im Schneidersitz da und blickte ins Mee-Se-äh… Wasser. Okay, seine Unwissenheit nervte ihn, das musste er jetzt wissen!   „Was ist das für ein Wasser?“, fragte er ihn. „Also… Ist das ein Meer?“   „Ich schätze mal, dass es die Bucht von Tokio und der Pazifische Ozean sind“, sagte Sasuke und zuckte mit den Schultern. „Es heißt ja schließlich auch Ozean Park.“   „Oh“, machte Naruto. Er drehte den Kopf zur Seite und konnte auf einmal grüne Flecken im Sand erkennen. „Schimmelt der Strand?! Ist das wegen meinen Füßen?!“   Sasuke lachte. „Das ist ein künstlicher Strand, schon vergessen?“, sagte er ihm. Er breitete seine Jacke hinter sich im Sand aus und legte sich hin. „Das ist wahrscheinlich die Wiese, auf die der Sand gekippt worden ist.“   „Achso.“ Naruto schnaubte und drehte den Kopf nun in die andere Richtung, um ihn anzusehen. Sasuke hatte den Kopf ebenfalls zu ihm geneigt. „Du bist schlau.“   „Ich weiß.“   „Nein, ich mein… Auch wenn du betrunken bist, bist du schlau.“   Sasuke schmunzelte. „Ich weiß.“   „Ookay.“ Naruto lachte. „Du bist auch im betrunkenen Zustand noch eingebildet, wie ich sehe.“   „Hast du etwas anderes erwartet?“ Sasuke strich sich die Haare aus den Augen.   „Nicht wirklich.“ Naruto lächelte ihn an und blickte wieder auf ihre Füße. Irgendwie bekam er auf einmal Lust, ein Bild von ihnen zu machen, also holte er sein Handy heraus und fotografierte ihre Füße.   „Ich twitter das jetzt“, sagte er und rief die Twitter-App auf. „Die ganzen Fußfetischisten werden sich einen Ast abfreuen.“   „Mh, einen Ast werden sie sich auf jeden Fall freuen… Wenn du verstehst, was ich meine.“   „Hilfe, du bist ein perverser Betrunkener! Muss ich jetzt Angst vor dir haben?“   Sasuke grinste und strich mit den Zehen Narutos Bein entlang. „Ich würde lügen, würd ich Nein sagen.“   Naruto wurde heiß und kalt zugleich. „O-Oookay…“ Er twitterte das Foto mit den Worten „mamafüße & babyfüße ♥“ und schob das Handy wieder zurück in seine Hosentasche. „So“, sagte er und faltete die Hände auf seinem Bauch. Er sah zu Sasuke.   „So“, wiederholte der Dunkelhaarige und blickte zurück. Seine Augenlider waren gesenkt und im Schein des Mondlichts wirkte er sogar noch blasser, als er es sonst schon war. Fast wie ein Vampir. Aber ein cooler Vampir und nicht eine Schwuchtel-Version wie Edward.   Er beschloss diesen äußerst wichtigen Gedankengang laut auszusprechen.   „Du bist schwul“, sagte er, die Augen über Sasukes Gesicht huschend. „Aber kein Schwuchtel-Vampir, sondern ein cooler.“   „…Okay.“ Sasuke sah ihn verständnislos an, aber hinterfragte seine plötzliche Aussage nicht. „Dann bist du ein Werwolf.“   „Heh.“ Naruto rieb sich über die Wangen und konnte die feinen Erhebungen seiner Narben spüren. Er musste an das Interview mit Tenten zurückdenken. „Danke“, murmelte er. „Wegen… Wegen der Sache mit Tenten und der Narbengeschichte.“   Sasuke zuckte mit den Schultern. „Schon okay“, erwiderte er. „Sie war unverschämt. Man hat dir angesehen, dass dir das Thema unangenehm war.“   „Ich red nicht gern über meine Narben“, meinte Naruto und biss sich auf die Unterlippe. „Ich hab das Gefühl, dass… Dass Menschen mich darauf reduzieren, weißt du? Früher oder später fragt mich jeder danach.“   „Ich nicht“, sagte Sasuke. In seinen Augen lag ein solch intensiver Blick, dass sich Naruto die Nackenhaare aufstellten. „Mir sind sie egal. Mir ist ihre Entstehungsgeschichte egal. Ich kann auch nicht verstehen, wieso so ein Wirbel um sie gemacht wird.“   Er runzelte die Stirn. „Es sind Narben. Nichts mehr. Jeder Mensch hat sie. Ich auch.“ Er deutete auf eine feine Narbe an seinem Handrücken, dann zuckte er mit den Schultern und sah in den Himmel. „Sie sind nichts Besonderes.“   „Sasuke…“ Sein Name entkam Narutos Lippen in einem leisen Wispern. So… So hatte noch niemand über seine Narben gesprochen. Noch nie.   Früher oder später wurde er immer danach gefragt. Jedes verdammte Mal. Egal wie sehr ihm die Person davor auch beteuert hatte, dass es sie nicht interessierte, aber Sasuke… Er…   Naruto vertraute ihm. Er vertraute ihm und seinen Worten. Sasuke war es tatsächlich scheißegal, woher er seine Narben hatte. Es interessierte ihn schlicht und ergreifend nicht. Er akzeptierte Naruto so, wie er war und das…   Das…   Naruto schluckte einen gewaltigen Kloß im Hals herunter, während sein Herz im schnellen Rhythmus in seiner Brust hämmerte. „Vielleicht ist es naiv“, flüsterte er. „Ich mein, wir kennen uns noch nicht lange, aber trotzdem… Ich vertrau dir.“   Die beiden letzten Worte waren kaum lauter als ein Hauchen. Sasuke hatte sie trotzdem gehört. Er drehte den Kopf zu ihm und sah ihm in die Augen.   „Ich vertrau dir“, wiederholte Naruto mit einem winzigen Lächeln. Ein Zittern hatte sich in seine Stimme geschlichen. „So sehr, dass ich dir die Geschichte meiner Narben sofort erzählen würde, wenn du mich danach fragen würdest. Die wahre Geschichte.“   Er lachte atemlos auf und legte eine Hand zwischen ihre Körper. „Es ist wirklich naiv, was? Jemandem nach so kurzer Zeit zu vertrauen?“   Sasuke leckte sich über die Lippen. „Es ist naiv“, stimmte er ihm leise zu. „Und töricht. Aber…“ Er brach abrupt ab und bohrte die Zähne in seine Unterlippe. Naruto krallte die Finger leicht in Sasukes T-Shirt.   Bitte hör nicht auf zu reden…   Sasuke schloss die Augen. „Mir geht es da nicht viel anders…“, gab er schließlich mit einem Wispern zu.   Narutos Herz überschlug sich bei diesen Worten fast und ihm wurde schwindelig. Der Schwindel hatte allerdings nichts mit seiner Betrunkenheit zu tun. Er krallte die Finger mit mehr Kraft in Sasukes Shirt, brauchte diesen Kontakt zwischen ihnen jetzt einfach.   Eine Zeit lang lagen sie schweigend da. Nur das Rauschen der Wellen war zu hören und ihr leiser Atem. Sie hatten sich beide auf die Seite gerollt und sahen sich an. Sie lagen so dicht aneinander, dass sich ihre Körper fast berührten.   Sasuke streckte den Arm aus. „Darf ich?“, fragte er flüsternd.   Naruto wusste sofort, was er meinte. Er schluckte und nickte schweigend. Ja. Er durfte.   Sasuke nickte ebenfalls und vergrub die Zähne in seiner Lippe. Ganz langsam streckte er die Hand nach Narutos Gesicht aus und hielt inne, als seine Fingerspitzen nur noch einen Hauch von seiner Wange entfernt waren.   Sie sahen sich in die Augen. Naruto konnte die Wärme spüren, die von ihm ausging und dann… Fingerspitzen, die zaghaft seine Haut berührten. Er senkte die Lider, als Sasuke seine Narben erkundete.   Es fühlte sich erschreckend… Gut an. Normalerweise mochte Naruto es nicht, wenn man seine Narben anfasste. Es war ihm irgendwie unangenehm, aber bei Sasuke… Seine Berührungen fühlten sich wirklich gut an.   „Sie sind weich“, murmelte Sasuke. Er strich mit dem Daumen über die mittlere Narbe. „Ich hab sie mir rauer vorgestellt.“   „Sie sind schon relativ alt“, erwiderte Naruto. „Acht Jahre inzwischen. Glücklicherweise sind sie gut verheilt. Am Anfang sahen sie viel schlimmer aus und ich hatte echt Schiss, dass sie so-… Aber sie sind gut verheilt. Sie-“   „Ssh.“ Sasukes Zeigefinger legte sich auf seine Lippen. „Erzähl mir nicht so viel von ihnen, Naruto. Ich sagte doch, dass sie mir egal sind.“   Naruto schluckte. „O-Okay…“   Sasuke summte und legte seine komplette Handfläche auf Narutos Wange, um seine Gesichtshälfte in einem sanften Griff zu halten.   Narutos Mund wurde trocken. „Was machst du?“, flüsterte er.   „Ich… Weiß es nicht.“ Sasuke zog die Augenbrauen zusammen und rieb mit dem Finger über die Unterseite seines Kinns, wo vereinzelte Bartstoppeln zu spüren waren. Er zog die Hand wieder weg.   Die Stellen seiner Haut, die Sasuke berührt hatte, kribbelten leicht und fühlten sich nun seltsam kalt an. Sasuke betrachtete seine Hand und rollte sich auf den Rücken. „Ich bin betrunken.“   Naruto lachte atemlos. „Ich auch“, sagte er. Sein Blick fiel unwillkürlich auf den Streifen blasser Haut, der Sasukes hochgerutschtes Shirt entblößte. Er runzelte die Stirn, als ihm etwas Schwarzes auffiel und setzte sich hin.   „Was ist das?“, fragte er und zog Sasukes Shirt noch ein Stückchen höher. Er tippte mit dem Zeigefinger auf das schwarze Symbol über seinem rechten Hüftknochen.   „Ein Tattoo.“ Sasuke richtete sich auf beiden Ellbogen auf und beobachtete, wie Naruto die Linien nachzeichnete.   „Du hast etwas Punkiges an dir, aber irgendwie hätte ich trotzdem nicht vermutet, dass du ein Tattoo hast.“ Naruto grinste ihn an. „Was stellt es dar?“, wollte er wissen.   Er hatte so ein Symbol noch nie zuvor gesehen. Es war ein Kreis, mit nicht völlig durchgezogenen und krakeligen Linien. In der Mitte befanden sich drei kommaähnliche Symbole. Tomoe… Oder so.   Sasuke presste die Lippen zusammen. „Ein Fluchmal“, erklärte er. „Ein Design, das mein Bruder entworfen hat.“   „Oh“, machte Naruto leise. Er biss sich auf die Unterlippe. „Du hast deinen Bruder wirklich geliebt, huh?“   „Er war die wichtigste Person in meinem Leben.“ Ein Kratzen hatte sich in Sasukes Stimme geschlichen und Naruto sah, wie er die Finger in den Sand bohrte.   Naruto wusste nicht, was er daraufhin sagen soll, also strich er mit dem Zeigefinger schweigend über Sasukes Bauch und beobachtete, wie die Muskeln unter der Haut bei den Berührungen sichtbar zuckten.   Hehehe, kitzelig.   „Pokey“, sagte er mit funkelnden Augen, als er Sasuke in den Bauchnabel pikste, und dann weiter nach unten wanderte. „Ich seh dein Schamhaar.“ Er grinste und deutete auf den Anfang von gekräuseltem Haar, der kurz vor Sasukes Hosenbund begann. „Irgendwie hab ich gedacht, dass du da unten rasiert bist. Keine Ahnung warum.“   „Gut zu wissen, dass du dir Gedanken über meine Schambehaarung machst.“ Sasuke schmunzelte ihn an.   „Ugh, halt den Mund!“ Naruto drückte seine Hand in Sasukes Gesicht. Seine Wangen waren leicht gerötet. „So war das nicht gemeint, Penner.“   Sasuke gluckste. Naruto konnte es nicht nur hören, sondern auch spüren. Sein warmer Atem schlug gegen seine Handfläche. Er spitzte die Lippen, als Sasuke die Finger um sein Handgelenk legte und es von seinem Gesicht entfernte.   „Ich kann verstehen, dass du neugierig bist“, sagte er langsam und drückte Narutos Hand, bevor er sie losließ „Du kannst deine Neugierde aber gerne stillen. Ich durfte schließlich auch alles von dir sehen.“ Seine braunen Augen funkelten spitzbübisch.   „Äh…?“ Naruto blinzelte dümmlich und beobachtete fast schon tranceartig, wie blasse Finger seltsam erotisch über Sasukes Oberkörper tanzten und bei seinem Hosenbund schließlich Stopp machte.   Uh, was sollte das denn- Riiitsch.   Das Geräusch von einem Reißverschluss, der nach unten gezogen wurde. Was zur- Oh. Mein. Gott.   „Oh Gott, Sasuke, lass die Hose an!“ Er legte die zitternden Finger schnell auf Sasukes Hosenbund, als er versuchte, sie nach unten zu ziehen, und zog sie wieder ein Stückchen hoch. „Alter! Wie voll bist du eigentlich?!“   Sasuke lachte. „Ich will nur die Schlange herausholen und als Dr. Snakes darf ich das auch.“ Seine Augen funkelten immer noch, während er weiterhin versuchte, sich die Hose herunterzuziehen. Alteeeeerrr. Was zur Hölle, Mann! Sie rangelten weiter herum und irgendwie kam es Naruto so vor, als würden sie gerade eine Runde Tauziehen spielen.   Hosen… Tauziehen. Die ganze Situation war so lächerlich, dass auch Naruto bald anfing zu lachen. Er versuchte immer noch mit voller Kraft, Sasukes Hose oben zu halten, bis seine Finger auf einmal abrutschen und über… über…   „Gah!“ Lachend rollte sich Naruto auf den Rücken und hielt seine linke Hand vor sein Gesicht. „Alter!“, rief er aus und legte die Finger um sein Handgelenk. „Alter! Ich hab deinen Schwanz angefasst!“   Er lachte zwar, aber trotzdem spürte er, wie sein Gesicht ganz warm wurde. Oh Gott, er hatte Sasuke wirklich… Es war nur eine hauchzarte Berührung mit den Knöcheln gewesen, aber trotzdem…! Berührt war berührt und er hatte definitiv… Naja, etwas gespürt!   „Gyah!“ Naruto zuckte erschrocken zusammen, als ihm plötzlich zwischen die Beine gegriffen wurde, und riss die Augen auf. „Alter!“   „Ich hab die Gefälligkeit nur erwidert.“ Sasuke schmunzelte ihn an und beugte sich schräg über ihn. Er hatte die Knie im Sand abgestützt und seine Hände ruhten links und rechts von Narutos Kopf.   Gott, Narutos Schädel fühlte sich so an, als würde er gleich platzen! Sasuke hatte ihm… Hatte… Uff. Aber naja, er hatte ihn ja auch da angefasst (aus Versehen, natürlich!), also war es wirklich nur fair, oder…? Außerdem war Sasukes Hand sofort wieder weg gewesen und wenn er sein bestes Stück eh schon einmal gesehen hatte, dann…   „Oh Mann…“ Lachend schüttelte Naruto den Kopf und beobachtete mit gesenkten Lidern, wie Sasuke nun vollständig über ihm kniete. Seine Knie berührten Narutos Oberschenkel. „Schwanzgrabscher“, murmelte er und schob die Unterlippe hervor.   Sasuke sagte daraufhin nichts und funkelte ihn nur an.   Naruto erwiderte es mit einem Grinsen. Er war irgendwie schon verlegen, aber gleichzeitig auch… Verdammt gut drauf. Das musste am Alkohol liegen. Normalerweise hätte er geschockter reagiert, wenn man ihm plötzlich in den Schritt gepackt hätte. Aber momentan waren seine Reaktionen eher… Träge.   Naruto schlug ihm auf den Hintern und musste lachen, als er nackte Haut spürte. „Oh Gott, dein Arsch hängt halb raus. Du moonst den Mond an!“   „Moonst?“ Sasuke legte den Kopf schief und hob eine Augenbraue. „Interessante Wortschöpfung.“   „Ja, du weißt schon. Moon nennt man es doch, wenn man jemandem den Arsch zeigt“, erklärte Naruto ihm und strich unbewusst die weiche Haut entlang.   „Ich weiß, was das ist.“ Sasuke zwickte ihm in die Nase. „Warum fummelst du mir so am Arsch herum? Willst du mich fingern?“   Naruto verschluckte sich an seiner Spucke und fing an zu röcheln. „Alter“, sagte er. „Woah, du gehst aber echt ganz schön ran…“   Sasuke senkte die Lider. „Und du gehst gleich rein“, war seine Antwort.   Oh… Gott. Narutos Kopf fühlte sich so heiß an, dass er das Blut in seinen Ohren rauschen hören konnte. „Alter Schwede…“ Ookay, ein betrunkener Sasuke überforderte ihn ehrlich gesagt ein bisschen…   Also ein bisschen viel…!   „Du bist der Schwede“, erwiderte Sasuke schmunzelnd. „Nicht ich.“   „Du… Bist echt komplett voll. Heilige Scheiße…“   „Voll? Und schon kommen wir wieder zurück zum Thema Fingern.“   „Scheiße, Alter, hör auf, du überforderst mich!“   „Scheiße… Immer noch beim Arschthema.“   „Saaaasuke!“ Mit roten Wangen musste Naruto lachen und schüttelte den Kopf.   Sasuke beobachtete ihn, die Mundwinkel zu einem Lächeln hochgezogen.   Mmh, Sasuke hatte wirklich ein hübsches Lächeln. Narutos Bauch fuhr Achterbahn, wann immer er es sah. „Zieh dich jetzt endlich richtig an, du Schwein“, sagte er und war selbst überrascht, wie zärtlich seine Stimme bei diesen Worten klang.   Er zog Sasuke die Hose hoch, bis alles wieder artig bedeckt war, und tätschelte ihm den Hintern. „So ist brav.“   „Ich hab doch gar nichts gemacht, du hast sie mir selbst hochgezogen.“   „Bah. Du hast dich nicht gewehrt, das heißt auch was.“ Naruto streckte ihm die Zunge heraus und lächelte. Ihm fielen die vereinzelten Haarsträhnen auf, die sich in Sasukes Mundwinkel verfangen hatten, also strich er sie ihm sanft hinters Ohr. „So. Haare isst man nicht, weißt du.“   Sasuke betrachtete ihn eine Zeit lang und hob dann die Hand, um Naruto die Fransen aus den Augen zu streichen. Naruto kräuselte die Nase, als Sasukes raue und mit Sandkörnern bedeckte Handfläche auf seiner Stirn ruhte.   „Du siehst ganz anders aus, wenn dir die Haare nicht ins Gesicht fallen“, meinte er.   „Ja?“, fragte Naruto überrascht nach. „Wie denn?“   Sasuke runzelte die Stirn. „Weiß nicht“, murmelte er. „Irgendwie… Jünger. Verletzlicher.“   „Hmm“, machte Naruto. „Sieht’s besser aus oder schlechter?“   „Ungewohnt“, antwortete Sasuke. „Schlecht auf jeden Fall nicht, aber ich denke, ich bevorzuge dich mit Pony. Das steht dir besser. Es unterstreicht deine freche Art.“   Naruto lachte leise. „Das klingt irgendwie voll schwul“, meinte er. „Wie so ein Friseur.“   Sasuke ließ sein Haar wieder los und schnipste ihm gegen die Stirn. „Ich wollte früher Friseur werden.“   „… Echt jetzt?“ Naruto lachte erneut, diesmal lauter. „Oh Gott, das wär total dem typischen Stereotyp entsprechend, haha! So richtig Klischee!“   „Hn. Wenn ich dich so sehe, dann wäre ich wohl lieber Friseur geworden.“ Sasuke nahm eine seiner Strähnen zwischen Daumen und Zeigefinger. „Dein Pony ist zu lang.“   „Meh, ist es auch. Es fällt mir andauernd in die Augen. Ich muss unbedingt zum Friseur, wenn ich zurück in Nagoya bin.“ Naruto seufzte. Sein Blick streifte an Sasukes Kopf vorbei in den sternenbehangenen Nachthimmel. „Weißt du, was jetzt auch Klischee wäre?“   „Hm?“, machte Sasuke und neigte den Kopf zur Seite. „Was?“   Naruto schluckte. „Wenn du mich jetzt küssen würdest.“ Seine Stimme klang kratzig, also räusperte er sich. Wo auch immer dieser Gedanke plötzlich herkam… „Ich mein, wir… Also w-wir liegen zusammen auf dem Strand, der Himmel ist voller Sterne, du kniest über mir, wir sind beide betrunken…“   „Das klingt nach einer klischeehaften Szene in einer klischeehaften Romanze für Teenies“, stimmte Sasuke ihm leise zu.   „Naja, ganz so klischeehaft nicht, wir sind ja schließlich zwei Jungs.“ Naruto grinste ihn schief an. Seine Mundwinkel zuckten dabei. Irgendwie war er auf einmal nervös. „Aber trotzdem nach einem Film, ja…“   „Mh“, summte Sasuke. „Was wäre die Story des Films?“   „Ähm…“ Naruto zog die Augenbrauen zusammen. „Spring Break. Du bist ein rebellischer Jurastudent, der von seinen Eltern zum Studium gezwungen wird und unzufrieden mit seinem Leben ist. Ich bin der typische Partyboy, der mit seiner Freundesgruppe im Spring Break zu deiner Stadt fährt, und sich durch die Weltgeschichte vögelt.“   „Das klingt tatsächlich nach einem klischeehaften Film.“ Sasuke grinste ihn an. Naruto mochte sein Grinsen. Er sah so glücklich und jung aus, wenn er es auf seinen Lippen trug. „Wie geht’s weiter?“   „Wir lernen uns auf einer Party kennen“, erzählte Naruto weiter, „und haben einen One-Night-Stand. Am nächsten Morgen wachen wir im selben Bett auf und du bist pissig, weil… Uh. Weil du eben eine kleine, zickige Bitch bist.“   Sasuke schnipste ihm gegen die Stirn. „Weiter.“   „Wir, uh… Wir laufen uns öfter über den Weg, streiten uns die ganze Zeit und irgendwie entwickeln wir dabei heimlich Gefühle. Wir treffen uns dann auf einer Party wieder, haben erneut Sex und dann ist alles anders. Ich beichte dir meine Gefühle, du erwiderst sie, also kitschen wir ganz viel herum und machen romantisches Zeug und so.“   „Hn. Der Mittelteil ist ein wenig holprig.“   „Jaja, ich weiß. Mir ist auf die Schnelle nichts Besseres eingefallen, also ssh. Auf jeden Fall gehen wir irgendwann abends zum Strand und haben heißen und erotischen und irgendwie auch romantischen Poposex im Sand, wobei ich mir dein Arschloch mit dem Sand teilen muss, weil wir alle wissen, dass das Dreckszeug irgendwie immer in die Arschritze kommt.“   „Du musst mein Arschloch teilen?“ Sasuke senkte die Lider und rieb mit dem Daumen über seine blonde Augenbraue. „Wer hat gesagt, dass ich den passiven Part spiele?“   „Öh, ich. Offensichtlich.“ Naruto grinste ihn an und zupfte an Sasukes Shirt herum. Gott, dieser tiefe Ausschnitt machte ihn wahnsinnig! Er konnte bis zur Unendlichkeit sehen… Und noch viel weiter! … Oder so ähnlich. Fuck, er würde morgen so einen fetten Brummschädel haben!   „Außer du, äh… Bist ausschließlich der aktive Teil beim Sex…?“   „Ich bin beides“, antwortete Sasuke ihm. „Es kommt immer auf meinen Partner und die Stimmung an.“   „Oh, okay.“ Naruto nickte. „Was bevorzugst du?“   „Hmm.“ Sasuke runzelte nachdenklich die Stirn. „Das hängt auch von meinem Partner ab, das kann ich pauschal nicht sagen. Ich mag beides gleich gern.“   „Was bist du bei deinem ersten Mal gewesen?“, fragte Naruto neugierig weiter.   „Top.“   „Ah, und wie alt warst du da?“   „Mmh.“ Sasuke summte und blickte zur Seite. „14.“   „Oh, wow, das ist früh.“ Naruto hob beide Augenbrauen.   „Ist es das? Wie alt bist du gewesen?“   Naruto grinste ihn verlegen an. „17. Spätzünder, ich weiß.“   „Ich find nicht, dass 17 besonders spät ist.“ Sasuke strich ihm ein paar vereinzelte Sandkörner von der Stirn. Naruto schloss vorsichtshalber die Augen.   „Wie alt bist du gewesen, als du das erste Mal, äh… Passiv warst?“   „Auch 14. Es war ein paar Wochen später.“   „Okay.“ Naruto nickte und schlug blinzelnd die Augen auf.   „Hn. Wie würdest du den Film nennen?“   „Ähhh“, machte Naruto langgezogen und kratzte sich an der Wange. Okay, das war ein plötzlicher Themenwechsel, aber gut, er war ja flexibel. „Sex on the Beach, denk ich. Wir haben uns bei dem Cocktail kennengelernt und der Film endet damit, dass wir Sex am Strand haben.”   „Ah. Ich denk, der Film wird ein Flop. Ich würd ihn mir wahrscheinlich nicht ansehen.“ Sasuke schmunzelte ihn fies an.   „Penner!“ Beleidigt blies Naruto die Wangen auf. „Entschuldigung, dass ich betrunken bin und mir keine Blockbuster-Story einfällt! Außerdem wolltest du doch Klischee. Ich hab’s dir gegeben.“   „Du hast es mir gegeben?“ Sasuke stupste mit der Zunge sein Piercing an. „Du solltest besser aufpassen, was du in meiner Gegenwart sagst, Naruto…“   Naruto öffnete den Mund, aber kein Wort verließ seine trockenen Lippen. Ähm…   Sasuke legte die Finger um sein Kinn und schloss Narutos Mund. „Ich bin auch betrunken, trotzdem könnte ich es besser“, meinte er und funkelte ihn an.   Ein Themenwechsel… Gott sei Dank!   „Du studierst ja auch Literatur, also hast du einen Vorteil… Bah, jetzt bin ich beleidigt.“ Naruto schubste Sasuke von sich und setzte sich hin. Er rubbelte sich das Haar, um den Sand herauszubekommen und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Woah, okay. Rate mal, wie spät es ist.“   Sasuke zuckte mit den Schultern. „Zwei Uhr?“   „Nope. Schön wär’s. Es ist kurz nach drei und in, ah… fünf Stunden müssen wir wieder aufstehen. Dazu werden die Kopfschmerzen vom Kater kommen…“ Naruto verzog das Gesicht. „Ich könnte mir keinen besseren Abschluss auf der TGS vorstellen.“   „Ich kenn ein Geheimrezept gegen Kater“, meinte Sasuke und schnappte sich seine Chucks, um sie anzuziehen. „Vielleicht werd ich es dir verraten. Du hast dir schließlich Mühe bei der kleinen Story gegeben.“   „Oh Gott, das brauch ich unbedingt, sonst werd ich den morgigen Tag nicht überstehen.“ Naruto stöhnte wehleidig und schlüpfte in seine Schuhe. Danach erhob er sich und klopfte den Sand von seinen Klamotten. „Alter! Wie kann ich Sand in der Ritze haben, obwohl ich Jeans und Boxershorts anhabe?!“   „Das ist ein Mysterium, das wohl nie gelöst wird.“ Sasuke klopfte sich ebenfalls sauber und kämmte sich mit den Fingern danach durchs Haar.   „Das stimmt wohl.“ Naruto verschränkte die Arme hinterm Kopf und lächelte ihn an. „Lass uns gehen.“   Sasuke erwiderte das Lächeln und so machten sie sich gemeinsam auf den Weg zurück zum Manhattan Hotel.   Die vorletzte Nacht und morgen- nein, inzwischen war es ja schon heute! Heute war der letzte Tag. Narutos Bauch verkrampfte sich bei diesem Gedanken. Irgendwie wollte er nicht gehen… Er wollte noch mehr Zeit mit Sasuke verbringen und ihn noch besser kennenlernen… Er wollte nochmal mit ihm betrunken im Sand liegen und sich bescheuerte Teenie-Filme ausdenken…   Er spürte ein Prickeln in seinen Augen und zog die Nase hoch. Der scheiß Alkohol machte ihn zum Weichei.   Sasuke warf ihm einen Seitenblick zu. „Alles okay?“   „Ja“, bestätigte Naruto schwach und schlang einen Arm um seine Schulter. „Alles okay.“   ------------------------------------------------------------------------------------   So, das war also der erste Tag des Let’s Play Panels und ich würd sagen, dass es doch ganz gut bei den Zuschauern angekommen ist, was? :D Ich hoffe doch mal bei euch auch! :B   Hoffentlich seid ihr auch nicht allzu enttäuscht, dass ich die Fragerunde am Anfang weggelassen habe, weil es doch so klang, als würden sich mehrere darauf freuen. Aber ich weiß, dass einige von euch mit Games nicht allzu viel am Hut haben und ich will nicht, dass die sich dann langweilen und naja, wenn man keine Ahnung von Games hat sind solche Fragen halt echt blöd.   „Was ist euer Lieblingsspiel?“, „Worauf freut ihr euch bei der TGS am meisten?“, „Naruto, freust du dich auf Sims 4?“, „Welches Spiel hat euch dieses Jahr am meisten enttäuscht?“ Blablabla, ich denke, solche Fragen können selbst für die Zocker unter euch langweilig sein und für mich als Autorin auch, also hab ich es ganz herzlos gestrichen 8)   Ich konnte übrigens auch herauslesen, dass einige mit peinlichen Fragen gerechnet haben, aber da muss ich euch leider enttäuschen. Ich mein, die Fangirls sehen Sasuke gerade das erste Mal und besonders sehen sie Foxy und Dr. Snakes das erste Mal interagieren, da war vorher noch nichts mit Shippen.   Die Jungs müssen den Mädels ja erst einmal einen Grund zum Shippen geben, aber ich denke, das haben sie inzwischen getan, also könnt ihr euch bald auf mehr… Input von den Fangirls freuen 8)   Es war ungewohnt, das erste Mal Tenten zu schreiben, weil ich sie nicht mag, aber ich hoffe, dass man das nicht allzu sehr herausgelesen hat >D Und Mega… Hmm, auf welchen ehemaligen Gamingsender könnte das wohl eine Anspielung gewesen sein? 8)   Und dann, eine meiner absoluten Lieblingsszenen in der FF: Betrunken im Oschän Park! 8D Gott, es hat so viel Spaß gemacht die Szene zu schreiben, besonders diesen betrunkenen und perversen Sasuke! x’DD   Der arme Naruto war echt ein bisschen überfordert mit ihm, besonders, als Sasuke sich ausziehen wollte… Da scheint wohl ein kleiner Exhibitionist im Doktor zu stecken und hey, ich mein, Sasuke kann sich durchaus nackt zeigen lassen 8//3   Hach ja, betrunkene Leute schreiben, die sich dämlich verhalten und gleichzeitig aber irgendwie auch fluffig, das ist definitiv eine Leidenschaft von mir *seufzt verliebt*(人´∀`*)   Ich hab außerdem noch eine Frage: Mögt ihr Naruko x Sasuko? Ich spiel nämlich mit dem Gedanken, einen Oneshot oder vielleicht sogar FF über die Mädels zu schreiben und würd davor mal gerne wissen, wie groß das Interesse daran ist :] Ich find das Shipping ja total heiß und ich hab noch nie etwas über Lesben geschrieben, das würd ich nämlich echt gern mal machen /D Und nachdem ich gestern dieses extreme heiße Fanart gesehen hab ist meine Motivation dazu nochmal ins Unendliche gestiegen! 8D   Im nächsten Kapitel von Let’s Play: Sonntag, der zweite und leider auch schon letzte Tag der Tokyo Game Show. Findet heraus, wie die Jungs diesen Tag verbringen und haltet schon einmal ein Taschentuch bereit, es gibt Nasenbluten-Alarm 8)   Bis dann Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)