Crystal Riders von Rainblue (Reanimation) ================================================================================ Kapitel 20: Zirkusmonster ------------------------- Moon – Zirkusmonster Most Epic OSTs Ever: Virus Ich presste mich mit dem Rücken gegen die kalte, raue Mauer und wartete angespannt und mit angehaltenem Atem, bis ich das Klappern der Pfennigabsätze auffing. Ich hatte gewusst, dass sie hier vorbeikommen würde und haderte keine Sekunde länger. Ihre stockdürre Erscheinung war kaum hinter der Ecke hervorgekommen, als ich mich schon fauchend auf sie stürzte. Ich bekam ihren Kragen zu fassen und schleuderte sie mit aller Kraft herum, bis sie rücklings gegen die Wand knallte. „Und jetzt erklärst du mir, was in dein beschränktes, kleines Schlampenhirn gefahren ist, Crystal so was anzutun!“, knurrte ich ungebändigt laut, aber Mira senkte nur das Kinn und funkelte mich höhnisch an. „Diese mickrige Heulsuse hat es nicht anders verdient.“ Ich schnappte geräuschvoll nach Luft und verstärkte meinen Griff. Am liebsten hätte ich sie in Stücke gesäbelt und ihre Überreste in den Wind gestreut, aber wenn ich genau darüber nachdachte, war dieses Miststück meine Nerven gar nicht wert. Also zerrte ich meine Hände nur von ihrer Kleidung zurück und trat entschlossen hinüber zur Ecke. „Das reicht, ich gehe zu Jade!“ „Du hast nichts gegen mich in der Hand“, rief Mira mir unverfroren hinterher und ich verharrte ungewollt. „Es gibt keine Beweise und außerdem… willst du doch nicht, dass alle von deinem kleinen Geheimnis erfahren, oder?“ Megurine Luka - Circus Monster (Cover) 【JoyDreamer】 Mir entglitt von hier auf jetzt die Vorherrschaft über meine Muskeln. Von Kopf bis Fuß erstarrt wie eine Eisskulptur, drehte ich mich auf dem Absatz um und beobachtete die Veränderung in Miras Gesicht. Der abschätzige Ausdruck zerfloss zu einem gewinnenden Schmunzeln, das mir bewusst werden ließ, dass sie nicht flunkerte. „Als ich das Feuer legte, habe ich eine äußerst interessante Entdeckung gemacht“, fuhr sie amüsiert fort und machte ein paar Schritte auf mich zu, um mit ihren langen, falschen Fingernägeln meine Wange zu streifen. Ich war unfähig, etwas zu bewegen und sei es nur der kleine Finger. „Und so langsam fange ich an zu verstehen, wieso die Direktorin dir nie eine Mitbewohnerin zugeteilt hat…“ Es fühlte sich an, als würde irgendwo hinter meinen Augäpfeln etwas reißen. Meine nackten Füße wurden taub und bleischwer, als wären sie nach all der Zeit in der Kühle eingefroren. Miras Finger fanden mein Kinn und hoben es leicht an, damit ich genau in ihre perlmuttglatten, rötlichen Augen blicken konnte. „Weißt du, was ich mich frage? Wie Crystal das wohl aufnimmt, wenn sie erfährt, dass du nicht bist, was du vorgibst zu sein…“ „Das wagst du nicht“, stieß ich mechanisch hervor und wieder schlug etwas Kerben in die federdünne Hülle meiner Netzhaut. „Das hängt ganz davon ab, wie gut du im Schweigen bist“, antwortete sie, dann schien ihr etwas einzufallen und sie lachte hämisch auf. „Oh, ich vergaß, darin bist du ja ein richtiger Experte, nicht wahr, kleines Zirkusmonster?“ Das Wort zerfetzte die tragenden Fäden endgültig, warf mich aber auch zurück in die Gegenwart und während die Tränen, einer startenden Lawine gleich, an meinen Wangen hinabströmten, holte ich mit der Faust aus und konnte den Knochen splittern hören, als ich ihre Nase traf. Doch anstatt es dabei zu belassen, nahm ich Schwung, sprang vorwärts und riss uns beide zu Boden, um noch weiter auf sie einzuprügeln. Allerdings wurde mein nächster Schlag von einem Feuerball aufgehalten. Ich schrie auf, zog die verbrannte Hand instinktiv an die Brust und rollte mich rückwärts ab. Noch beim Aufprall, schloss ich die Augen und konzentrierte mich, bis ich die Strömungen links von uns erahnen konnte. Die Rohrleitung verlief nur wenige Zentimeter hinter dem Stein und die Mauer war nicht allzu massiv. Ein Ruck sauste durch meinen ganzen Körper, als ich das Wasser mit meinen Gedanken berührte, ihm zuflüsterte, es aufpeitschte und schließlich zum schwächsten Punkt des Rohres lenkte. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen sprang die Leitung, die Wellen schnitten den Stein zischend entzwei und preschten auf Mira ein. Ihr erschrockenes Keuchen wurde augenblicklich abgewürgt. Es bereitete mir eine grimmige Freude, ihrem ewig währenden Gelaber endlich ein Schloss vorgehängt zu haben, aber als mich wieder aufgerappelt hatte, die Hand immer noch auf die Brust gepresst, schlug der Triumphrausch zu Entsetzen um. Mira zappelte verzweifelt wie ein Fisch auf dem Trockenen, nur dass genau das Gegenteil der Fall war. Ich war im Begriff, sie zu ertränken! Hektisch biss ich die Zähne zusammen, als ich beide Hände hochriss und den Wasserorb, in dem ich sie eingekesselt hatte, zu zerplatzen. Sie würgte, als die Fluten um sie herum erstarben und krümmte sich zusammen, als habe sie Angst vor noch einer Attacke. Das hatte ich nicht gewollt… ich hatte… Die Panik fraß sich wie ein Parasit durch meinen Körper, ließ mich schwanken und daher wurde ich zu spät darauf aufmerksam, dass Mira sich wieder aufgerichtet hatte. Da traf mich schon der Wüstenatem, durchzog mein Blut, verklumpte meine Arterien, krauste und durchfurchte meine Haut. Ich wollte schreien, aber es drang nur ein dünnes, heiseres Fiepen hervor und meine Stimmbänder schienen zu versteinen. Die Hitze pochte in meinen Schläfen, es kochte, brodelte, schwelte – ich verbrannte! „Tja, letzten Endes ist eine Kontrolle nichts im Vergleich zu einer Affinität, selbst bei Elementvorteilen“, raunte Mira irgendwo über mir. „Du bist und bleibst ein wertloses, dummes Zirkusmonster!“ Ihr Fuß traf mich an der Schulter und ich glaubte, zu Staub zerfallen zu müssen, als der harte Boden gegen meinen Schädel donnerte. Yuna – Mermaid „Moon!“ Ich erkannte die Stimme sofort und wollte etwas erwidern, aber meine Lippen waren stumpf und papieren, meine Zunge nur ein Stück Holz. Ich konnte durch die watteartige Schwere in meinen Ohren hören, dass Mira die Flucht ergriff und im nächsten Moment schob sich ein Arm unter meinen Oberkörper und ich sank schlapp gegen seine Brust, die bebte und zuckte vor Anspannung. „Es… schüttet wie aus Eimern“, brachte er unter zittrigen Atemzügen hervor und als mich der erste Tropfen traf, reagierte mein Körper mit einem Wimmern. Der Regen nahm in Windeseile an Intensität zu, bis ein wahrer Monsun uns durchnässte, meine Haut durchdrang, die Trockenheit fortnahm und wieder Gefühl in meine Glieder brachte. Als ich genug Kraft hatte, um die Augen zu öffnen, schlang Amber auch den zweiten Arm um meinen Körper und zog mich so fest an seine Brust, dass ich Mühe hatte, zu atmen. „Sie weiß es, Amber, sie weiß, dass…“ „Schh“, unterbrach er mich und vergrub seine Hand in meinen nassen Haaren. „Was mach ich nur, wenn Crystal davon erfährt?“, presste ich verzweifelt hervor und die Tränen vermischten sich mit dem Regen, Wasseradern, Rinnsale. Ich spürte es überall an meinem Körper, in meinen Adern. Überall Wasser… „Amber, sie wird mich hassen!“ Ich schlug die Hände gegen seine Brust, wurde von einem Schluchzen geschüttelt und zerknautschte sein Hemd. „Das wird nicht passieren“, murmelte er, „so ist Crystal nicht…“ „Meinst du?“ Er lockerte seinen Griff ein wenig, sodass er mich anschauen konnte. Ein erschöpftes Lächeln spielte um seinen Mund. „Ich bin mir sicher. In der Hinsicht ist sie wie ich.“ „Stimmt“, erwiderte ich wie von selbst und versuchte ebenfalls ein Lächeln. „Ihr mögt beide Nudelauflauf.“ „Wir essen ihn sogar beide mit Paprika als Beilage“, fügte er hinzu und streichelte meine Wange. „Tut Jet übrigens auch…“ „Und Leute, die Nudelauflauf mit Paprika essen sind gute Menschen?“ „Ohne Frage“ Ich stieß die Luft aus, legte meine Hand auf Ambers an meiner Wange und hielt sie so fest, dass sein Puls an meinen Fingern zu spüren war. „Es wundert mich wirklich, dass du mich noch nicht abgeschrieben hast…“ „Hast du das jemals bei mir getan?“, gab er sofort zurück und ich hob den Blick, traf auf seine warmen Augen und versuchte zu verstehen, wieso Menschen wie ihm, Menschen mit Herzen aus Gold, solche Dinge widerfuhren. Es war nicht das erste Mal, dass ich an der Antwort scheiterte. Also drückte ich mich stattdessen ein Stückchen hoch und stupste ihm einen windleisen Kuss auf die Lippen. „Nein, keine Sekunde lang… Leander.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)