Scheidewege von Nicki_R ================================================================================ Kapitel 1: Bester Freund - Sirius --------------------------------- Bester Freund Wind und Regen peitschten Sirius sein feuchtes Haar ins Gesicht. Mit seiner steifen und tauben rechten Hand wischte er es zur Seite. Dann vergrub er sie wieder im Gefieder des Hippogreifs, auf dem er ritt. Er beugte sich vor und flüsterte: „Wir haben es bald geschafft!" Auch wenn diese aufmunternden Worte mehr ihm selbst als dem Tier galten. Seidenschnabel hielt sich prächtig. Sie waren fast den ganzen Tag geflogen und doch war das Schwingen seiner Flügel kräftig und gleichmäßig. Sirius hatte es kaum glauben können als James‘ Sohn heute Morgen mit diesem prächtigen Tier vor dem Fenstern seines Gefängnisses aufgetaucht war und ihn gerettet hatte. Es war beinah so wie früher, als hätte James selbst ihm aus der Klemme geholfen. Sirius beugte sich weiter nach vorne über den Hals des Hippogreifs, als er ein Stück vor ihnen eine Ansammlung von Lichtern sah. „Das ist es“, wisperte er dem Hippogreif zu. Seidenschnabel begab sich in einen Sturzflug. Sirius schlang die Arme um seinen Hals, um nicht von seinem Rücken zu rutschen. Unter sich sah Sirius die Konturen von Godric‘s Hollow in der Dunkelheit schärfer werden. Dieses Bild hatte er so schmerzlich oft gesehen, wenn er auf seinem Motorrad zu Lily und James geflogen war. Diese einfache Vertrautheit schnürte ihm die Kehle zu. Das Dorf lag da wie immer, als wäre die Zeit stehen geblieben. Genauso, wie in der Nacht vor 13 Jahren, als er das letzte Mal hierhergekommen war. Nur das dunkle Mal hatte damals das Bild gestört, das Zeichen, das Sirius schon von weitem hatte wissen lassen, dass er zu spät kam. Sirius drückte Seidenschnabel das Knie in die linke Flanke, sodass er einen Bogen vom Dorf weg machte und auf den nahegelegenen Wald zuhielt. Auch in einem Dorf voller Zauberer wäre ein abgerissen aussehender Mann auf einem Hippogreif aufgefallen, der mitten in der Nacht auf dem Dorfplatz landete. Vor allem, dachte Sirius bitter, wenn er als Schwerverbrecher und Mörder gesucht würde. Seidenschnabel breitete seine Flügel aus, um den Flug abzufangen und gleich darauf trafen seine Hufen hart auf den Boden am Rande des Waldes auf. Sirius glitt von seinem Rücken und streckte seine steifen Glieder. Seidenschnabel schüttelte sein Gefieder und fing an mit dem Schnabel im weichen Waldboden nach Würmern zu stochern. „Komm, mein Junge! Sie dürfen dich nicht sehen." Sirius nahm den Strick, der immer noch an Seidenschnabels Hals befestigt war und zerrte daran, bis der Hippogreif ihm unwillig zwischen die Bäume folgte. Sirius führte ihn so tief in den Wald, dass ein nächtlicher Fußgänger das Tier nicht bemerken würde. Er band ihn an einen Baum, tätschelte seinen Hals und sagte: „Warte hier auf mich, ja?" Dann wandte er sich um und ging zurück in Richtung Dorf. Gerne wäre er über den Dorfplatz gelaufen, zu dem Haus, in dem James und Lily damals gewohnt hatten, aber er wusste, dass das Risiko entdeckt zu werden dadurch nur wachsen würde. Er könnte sich in den großen schwarzen Hund verwandeln, doch es wiederstrebte ihm das zu tun. Er wollte als Mensch hier sein, als Mensch Abschied nehmen, alles fühlen können, was dazu gehörte. An der kleinen Dorfkirche bog er ab und gelangte an das Tor, das zu dem kleinen Friedhof führte. Er sah sich um und schlüpfte hinein. Sirius hatte sich vor Dementoren oder anderen Wachposten gefürchtet, hier an diesem Ort, den er am liebsten schon viel eher besucht hätte. Aber natürlich würde niemand damit rechnen, musste Sirius sich eingestehen. Warum sollte er auch an ihren Gräbern trauern, wenn er sie doch verraten hatte? Sirius schritt durch die Reihen der Gräber. Sein Blick war auf die Steine gerichtet, auf der Suche nach dem Namen seines besten Freundes, und dessen Frau. Es war ein merkwürdiges Gefühl, zwischen Hoffen und Bangen. Er wollte sie finden, an ihrem Grab stehen und trauern, doch ihm graute vor dem Anblick, vor der Gewissheit, dass James hier in der Erde zwischen all den anderen lag. Dass sie ihn in eine Kiste gesteckt und begraben hatten, dass sie einen Stein auf seinen Kopf gestellt hatten, der alles sein sollte, was an ihn erinnerte. Solange er in Askaban gewesen war, war James Tod so irreal gewesen, wie sein ganzes Leben dort. Sein ganzes Leben hatte sich von einem Tag auf den anderen verändert, nichts war mehr so gewesen wie es war. Sirius war traurig gewesen, und wütend, aber erst seit er wieder auf freiem Fuß war, seit er wieder Dinge tat, die er früher getan hatte, merkte er wirklich, dass sein bester Freund nicht mehr da war. Er konnte ihn nicht mehr um Rat fragen, nicht mehr mit ihm teilen, was er alles erlebt hatte, ihn nicht mehr- Sirius blieb abrupt stehen. Seine Augen hatten gefunden, was sie gesucht hatten. Da standen die Namen, untereinander, erst James, dann Lily. In ordentlichen, gegossenen Buchstaben. Auf perlweißem Marmor. Sirius Knie wurden schwach und er sank auf den Boden. Er hätte dabei sein sollen als James diese Welt verließ. Er war doch bei allem dabei gewesen. Bei James‘ erstem Schultag, bei seiner ersten Flugstunde, seinem ersten Sieg über Slytherin, bei seinem Schulabschluss, seinem ersten Arbeitstag und seiner Hochzeit. Er war da gewesen, als Harry geboren wurde, er hatte gesehen wie James sich das erste Mal in einen Hirsch verwandelte, er war sogar bei seinem ersten Date mit Lily dabei gewesen, auch wenn das zugegebenermaßen nicht ganz so beabsichtigt gewesen war. Sirius musste schlucken, seine Augen brannten und er fühlte einen Kloß in seinem Hals. So traurig hatte er sich seit Jahren nicht mehr gefühlt, trotz der Dementoren, die Tag und Nacht um ihn gewesen waren. Jetzt traf es ihn, James Tod, so wirklich, so greifbar. In Stein gehauen. Das war schlimmer als jede Illusion, die ein Dementor ihm hätte vorgaukeln können. Sirius fuhr mit den Fingern die Inschrift nach. Er spürte wie ihm Tränen über die ausgemergelten Wangen liefen. Warum? Warum nur hatte es sie getroffen? Wie hatte er nur Remus, statt Peter verdächtigen können? Sirius schnaubte bitter und wischte sich grob mit dem Handballen die Tränen von der Wange. Diese Frage hatte er sich in den letzten 13 Jahren beinah täglich gestellt. Doch bis heute hatte er keine befriedigende Antwort. War er genauso von Vorurteilen zerfressen wie der Rest der Zaubererwelt? Wie seine Familie? Oder hatte er Peter einfach unterschätzt? Hatte er ihn für zu einfältig, für zu durchschaubar gehalten? Sein Blick streifte wieder die Inschrift. Er würde sie nie wieder sehen. Nie wieder! Peter hätte sie schützen können, er hätte sie retten können. Aber das hatte er nicht. Er hatte sie verraten und sich dann feige versteckt. Ein dumpfes Gefühl beschlich Sirius. Es hätte alles so anders kommen können, wenn Peter nur mutiger, treuer gewesen wäre. Und gestern Nacht hatte er ihn wieder gesehen, er hatte ihn endlich gefunden. Er war so nah dran gewesen, Rache für James zu nehmen, ein Stück Gerechtigkeit zu bekommen, die Welt wenigstens ein bisschen wieder zurück in ihre Fugen zu setzen. Doch er war entkommen, er war schon wieder entkommen! Sirius sah auf seine Hände hinab. Sie zitterten. Wut kroch in ihm hoch, überdeckte die Trauer, genau wie vor 13 Jahren, als er das letzte Mal an diesem Ort gewesen war. Er wollte Peter jagen, ihn zur Strecke bringen, ihm wehtun! Er sollte all das fühlen, was Sirius all die Jahre hatte fühlen müssen, was er jetzt fühlte. Peter hatte die Rumtreiber zerstört, hatte Missgunst gesät, sie verraten, sie hassen lassen, sie sterben lassen. Sirius ballte die Hände zu Fäusten. Doch gleichzeitig spürte er wieder heiße Tränen in seine Augen steigen. Er dachte an das letzte Mal, als er Rache geschworen hatte. Er war nach Askaban gegangen. Und James‘ Sohn, sein Patenkind, war alleine zurück geblieben, hatte bei Verwandten leben müssen, die ihm das Leben zur Hölle machten. Ein Schicksal, das Sirius nur allzu gut kannte. Plötzlich schämte er sich. Er hätte Harry nie im Stich lassen dürfen. Er wollte ihn nicht noch einmal im Stich lassen. Es war Wunder genug, dass er eine zweite Chance bekommen hatte. Er würde sie nicht wegwerfen wie die erste. Sirius hatte ein seltsames Gefühl in der Bauchgegend. Er stand auf und legte die Hand auf den Grabstein. „So viel Verantwortung auf meinen Schultern, James.", sagte er. „Das hättest du dir nie träumen lassen, was?" Er warf noch einen Blick nach unten, dann wandte er sich ab und machte sich auf den Rückweg zu Seibenschnabel. Er müsste sich Tinte und Feder besorgen. Er würde Harry schreiben. Er würde der Pate sein, den Lily und James für ihr Kind ausgesucht hatten, auf den sie vertraut hatten. Er würde ihn nicht noch einmal im Stich lassen. Kapitel 2: Schatten der Angst - Peter ------------------------------------- Schatten der Angst Ein Klatschen war zur hören, etwas Schweres fiel ins Wasser, platschte, hallte durch den dunklen Tunnel. Ein Schwappen und Gurgeln folgte. Peter zuckte zusammen und rannte so schnell ihn seine Rattenbeine tragen konnten durch die düstere Kanalisation. Er huschte um eine Ecke und verschwand in einem stillgelegten Abflussrohr. Dort verharrte er still, lauschend und schnuppernd. Doch da war nichts, was er wahrnehmen konnte. Keine Bewegung, keine Stimmen, keine Gerüche, die ihm bekannt vorkamen. Nur Unrat, der im Wasser trieb. Peter entspannte sich wieder. Er setzte sich auf seine Hinterläufe und putzte sich die Barthaare. Bis jetzt hatte niemand ihn aufgespürt, doch wer wusste schon wie lange das so bleiben würde. Er war entkommen, war entwischt, als Remus sich verwandelte. Doch sie wussten jetzt, wonach sie suchen mussten, sie wussten, wie sie ihn finden konnten. Sirius wusste es. Und Remus wusste es jetzt auch. Sie würden Rache nehmen wollen. Und nicht nur das, inzwischen wusste es wahrscheinlich die ganze Zauberergemeinschaft. Das Ministerium würde nach ihm suchen. Peter spürte wie sein Schwanz zuckte. Seine Tarnung war aufgeflogen. Doch was sollte er jetzt tun? Er konnte nicht als Mensch zurückkehren, das war unmöglich. Aber auch als Ratte war er nicht mehr sicher. Peters Kopf zuckte nach oben. Er hatte etwas gerochen. Süß, fruchtig, himmlisch. Seine Beine setzten sich wie automatisch in Bewegung, doch sofort rief er sich selbst zur Ordnung. Er blieb stehen, schnupperte noch einmal und kroch wieder in sein Versteck zurück. Dieser Apel war die Gefahr nicht wert. Er hatte so lange als Ratte gelebt, seine Instinkte waren immer stärker geworden, ließen sich nicht einfach so abstellen. Aber seine Angst war größer. Angst vor seinen alten Freunden. Peter kauerte sich zusammen. Immer war sie da gewesen, die Angst. In der Schule hatte er Angst gehabt, nicht dazuzugehören, allein zu sein. Später dann hatte er Angst gehabt dem Orden beizutreten. Aber er hatte es getan, war seinen Freunden gefolgt. Nur für sie war er beigetreten, hatte den Schritt gewagt. Doch dann war eine neue Angst sein ständiger Begleiter. Die Angst vor dem Tod lauerte hinter jeder Ecke, stürzte sich in jeder dunklen Gasse auf ihn. Und sie war nie unbegründet gewesen. Beinah jede Woche kam jemand nicht mehr von einem Auftrag zurück, hatte sie jemanden verloren. Und immer war die Angst da, er könnte der nächste sein. Wer hätte das schon ausgehalten? Welcher normale Mensch hätte das ertragen können? Peter fiepte ein paarmal hoch und wehleidig. Doch dann verstummte er jäh und kroch zur Sicherheit tiefer in sein Rohr. Sirius konnte sagen, er hätte sterben sollen, aber ihn hatten sie auch nie abgefangen und bedroht. Hätte Sirius dann immer noch den Helden gespielt? Peter kratzte sich mit seiner Hinterpfote den Vorderleib. Vermutlich hätte Sirius genau das getan, musste er sich eingestehen. Er war nun einmal so ein Märtyrer-typ. Aber Peter war das nicht. Er hatte getan, was er tun musste, er hatte sein Leben gerettet. Sein Leben war doch schließlich nicht weniger Wert als James‘ Leben. Aber das sahen Sirius und Remus wohl anders, dachte er bitter. Sie hatten ihn nie für voll genommen, ihn immer für dumm und schwächlich gehalten. Aber das war er nicht! Er war nur vernünftig genug, sein Leben nicht einfach für die Sache wegzuwerfen. Eine Sache, die Peter nie so viel bedeutet hatte, wie den anderen. Sie wussten das, hatten es wissen müssen. Vorsichtig kroch Peter an den Rand seines Rohres, schnupperte nach links und rechts. Er ließ sich wieder in den Tunnel fallen. Er rannte los, Richtung Süden, die Angst im Nacken. Groß und bedrohlich. Die letzten Jahre bei den Weasleys war sie ganz klein gewesen. Es war ihm gut ergangen. Mit den Jahren hatte er immer mehr darauf vertraut, dass alles gut werden würde. Sirius war so lange in Askaban, dass er verrückt sein müssen. Und sonst hatte keiner geahnt, was mit ihm geschehen war. Er hatte seine Freunde im Stich gelassen, ihnen schreckliche Schicksale bereitet, doch er war bereit gewesen diesen Preis zu zahlen für dieses Gefühl der Sicherheit. Für ein Leben ohne diese Angst. Er hatte akzeptiert den Rest seines Lebens als Ratte zu leben, in Rons Bett zu schlafen, oder irgendwann in den Betten seiner Kinder, wenn nur die Angst so klein und unbedeutend geblieben wäre. Doch jetzt war sie wieder da, wie ein zweiter Schatten. Sie scheuchte ihn, sie drängte ihn, und Peter wusste, dass er ihr nachgab, dass er dem folgte, was sie ihm zuflüsterte. So hatte er es immer getan. Allein war er schutzlos. Er brauchte jemanden, an den er sich halten könnte, der ihm Schutz bot. Peter schauderte innerlich. Er würde in kein gemütliches Nest einkehren, wie bei den Weasleys. Der dunkle Lord würde ihn nicht mit offenen Armen empfangen, dessen war Peter sicher. Doch die Angst würde schrumpfen, nur ein kleines bisschen. Dem Monster würden die Zähne gezogen, die Krallen gestutzt werden. Doch sie würde bleiben, ihn vor Fehltritten warnen, vor der Wut seines Herrn, vor der Missgunst seiner Brüder. Das Leben, das da auf ihn wartete, war weder schön, noch einfach und ganz bestimmt nicht ohne Furcht, doch er hatte keine Wahl mehr. Er hatte seine Freunde verraten, er hatte seinen Weg gewählt. Kapitel 3: Seifenblasen - Remus ------------------------------- Seifenblasen Remus erwachte jäh und im ersten Moment hatte er keine Ahnung, wo er sich befand. Er lag unbequem, ihm war kalt, um ihn her raschelte es, und in seinem Mund hatte er einen schalen Geschmack. Ein Geschmack, der ihm so zuwider war, eine Mischung aus rohem Fleisch und Blut. Remus schlug die Augen auf und starrte auf das dichte Blätterdach über sich. Er spürte, wie sein Herz schneller schlug. Hatte er jemanden gebissen? Die Erinnerung an den letzten Abend streifte ihn. Die Geschehnisse in der Heulenden Hütte. Er hatte einen Freund wiedergefunden, ein Stück des Lebens, das vor 12 Jahren zerbrochen war, zurückbekommen. In seinem Inneren zog sich etwas zusammen. Was, wenn der Wolf das Unaussprechliche getan hatte? Remus setzte sich auf. Er fühlte jeden Knochen, jeden Muskel. Er musste die ganze Nacht gerannt sein, gejagt haben. Seine Hand stützte sich auf etwas Weiches und Feuchtes. Remus wandte sich um und fühlte einen heißen Schmerz in seinem Rücken. Ja, er erinnerte sich. Sirius hatte sich verwandelt, sie hatten gekämpft. Er hatte ihn weggezerrt von den Kindern, dem frischen Fleisch, das er so sehr wollte. Remus schüttelte sich. Seine Finger hatten sich in die Überreste des toten Kaninchens unter seiner linken Hand verkrallt. Die Erinnerung des Wolfes war unangenehm. Sie fühlte sich falsch an. Es war, als würde er die Erinnerung eines anderen betrachten, doch sein Körper erkannte sie, strafte seinen Verstand lügen, der so nicht sein wollte. Mit der Zeit war Remus immer besser darin geworden die Erinnerung wegzuschieben, sie aus seinem Bewusstsein zu verbannen. Doch jetzt war dafür nicht der richtige Zeitpunkt. Er versuchte sich zu erinnern. Hatte er jemanden gebissen? Er hatte es so sehr gewollt! Aber nein. Er hatte seine Zähne nur in ein paar Kaninchen schlagen können, die sich nicht schnell genug hatten verstecken können. Trotz des Ekels durchströmte ihn Erleichterung. Remus erhob sich vollends, vorsichtig, um seinen Rücken nicht zu stark zu beeinträchtigen. Noch einmal tauchte er in die Erinnerung des Wolfes um zu wissen, welchen Weg er einschlagen müsse. Dann schob er sie wieder weit von sich und trottete los, durchfroren und nackt wie er war. Der Waldboden stach in seine Fußsohlen, doch es half nichts, er hatte keine Wahl, er musste weiter. Die Sonne, die ab und zu zwischen dem Baumkronen über ihm durchblitzte, stand schon weit im Süden. Remus wusste nicht, ob er noch eine Nacht im Freien ohne Wolfspelz und ohne Zauberstab überleben würde. Außerdem hatte er Durst. Seine Kehle brannte und gerne hätte er den schrecklichen Geschmack weg gewaschen. Hätte er doch gestern Abend an den Wolfsbanntrank gedacht. Gerne hätte Remus sich selbst geohrfeigt, doch weil er so schon genug Schmerzen hatte, ließ er es lieber bleiben. Er war weit gelaufen gestern Nacht. Er würde noch eine ganze Weile durchhalten müssen. Doch was ihn am Schloss erwartete, ließ seine Schritte kräftiger werden. Sirius war unschuldig! Die Worte festigten sich in seinen Gedanken. All die Jahre hatte er geglaubt all seine Freunde verloren zu haben, aber alles war so anders, so furchtbar anders, als er gedacht hatte. Natürlich schmerzte ihn der Verrat von Peter. Nie hätte er ihm zugetraut sie zu verraten. Sie im Stich zu lassen. Aber das hatte er auch Sirius nie zugetraut. Der Schmerz um das Wissen, das ein Freund ihn hintergangen hatte quälte ihn nun schon so lange. Das Gefühl trug er seit Jahren mit sich herum. Das eine war so schwer zu begreifen wie das andere. Er kannte es, dieses Gefühl. Er hasste es sich zu fragen, warum. Aber er kannte es nicht mehr anders, nach all den Jahren. Doch jetzt war er damit nicht mehr allein. Sirius war zurückgekommen. Er hatte wieder einen Freund. Es würde wieder ein bisschen so wie Früher werden. Remus hielt inne. Er stützte sich an einem Baum ab und holte ein paar Mal tief Luft. Er spürte die Anstrengung in seinen Beinen. Aber er musste weiter. War er hier vorbei gekommen? Sofort flackerte die Wolfserinnerung in ihm auf. Ja, er war hier gewesen, wild und wütend. So lange hatte er nicht mehr durch irgendeinen Wald irren müssen. Noch einer der Vorteile des Wolfsbanntrankes. Auch wenn er in diesem Moment dankbar für ein wenig mehr Kondition wäre. Also lief er weiter. Seine Fußsohlen brannten und seine Arme und Beine waren bereits übersäht mit Schrammen und Kratzern. Die Erinnerung des Wolfes drängte sich immer mehr in sein Bewusstsein und auch der Durst wurde immer unangenehmer. Aber Remus wusste, dass der Weg zum Bach ein Umweg wäre, ein Umweg, der gefährlich werden konnte, denn wenn es dämmerte, wollte er nicht mehr hier sein. Er kannte den Wald wie seine Westentasche. Früher waren sie hier herumgestreunt. Zu viert. Als es noch keinen Verrat, keinen Verlust gegeben hatte. Vier Freunde, die ihr Leben noch vor sich hatten. Remus spürte seine eigene Bitterkeit. James war tot, Sirius hatte 12 Jahre in Askaban gesessen und Peter hatte sich genauso lange versteckt, in der Gestalt einer Ratte, mit der Furcht von der einen oder der anderen Seite entdeckt zu werden. Und er selbst? War es ihm denn besser ergangen weil er frei und am Leben war? Weil er sich nicht fürchten brauchte? Er hatte sie alle vermisst. Es war nicht leicht als Werwolf unter Zauberern zu leben. Und die Menschen, die ihm die Kraft gaben das auszuhalten, waren nicht mehr da gewesen. Ein Geräusch ließ ihn zusammenfahren. Es knackte im Gehölz und er hörte ein schweres, tiefes Atmen. Da war etwas im Wald, etwas Großes! Remus duckte sich hinter einen Strauch, obgleich er wusste, dass ein Tier mit Leichtigkeit seiner Fährte folgen könnte. Doch was blieb ihm anderes übrig. Remus saß ganz still und lauschte. "Ruhig jetzt, Fang! Ich glaub', ich hab' was gehört." Remus rutsche das Herz in seine nicht vorhandene Hose, als er die tiefe, dröhnende Stimme von Hagrid hörte. Erleichtert richtete er sich auf und rief Hagrid zu sich. Es war ihm egal, dass er nackt war, dass Hagrid Fragen stellen würde, auf die er Antwort geben müsste. Remus war einfach nur erleichtert, Hilfe gefunden zu haben. Denn wenn er ehrlich war, wusste er, dass er nicht mehr lange durchgehalten hätte. Hagrid machte große Augen, als er ihn sah. „Na, als Dumbledore meinte ich sollte was zum Anzieh'n für Sie mitnehmen, wusste er wohl was er tat.", entgegnete er und ließ seinen Blick über Remus nackten und völlig geschundenen Körper wandern. Sein Saurüde kauerte mit eingezogenem Schwanz hinter Hagrids linkem Bein und fiepte leise. Hagrid nahm einen großen, unförmigen Beutel von der Schulter und wühlte darin. Er brachte einen zerknitterten Zaubererumhang zum Vorschein und ein paar Schuhe und Strümpfe. „Danke!", entgegnete Remus ehrlich, nahm die Sachen und zog sich an. „Dumbledore meinte, ich soll Sie suchen. Sie wär'n irgendwo hier im Wald, hat er gesagt." Hagrid beobachtete wie Remus seine geschundenen Füße vorsichtig in die Schuhe schob. „Und hier sind sie, genau, wie Dumbledore gesagt hat." Remus nickte. Jetzt, da er erst einmal saß und die Spannung von ihm abfiel fühlte er sich unglaublich müde und erschöpft. „War ganz schön was los in der Schule heute Morgen.", erzählte Hagrid. Remus schaute auf. „Ich glaub die ham Sirius Black gekriegt. So viele Leute aus dem Ministerium un' so. Und dann kam Dumbledore und hat mit losgeschickt Sie zu suchen." Remus ließ den Kopf wieder hängen. Gerne hätte er mehr gehört über Sirius, über seine Rehabilitation, über die Reaktionen. Aber er würde wohl warten müssen bis Sirius es ihm nachher selbst erzählte. „Hab' schon 'ne ganze Weile nach Ihnen gesucht.", riss Hagrid ihn aus seinen Gedanken. „Aber wie kommt's, dass Sie hier im Wald sind, ganz alleine und ohne Kleider?" Hagrid kratzte sich am Kopf und schaute sich um, als könnte der Grund hinter dem nächsten Busch lauern. Remus lächelte. "Ich bin ein Werwolf, Hagrid.", krächzte er, mehr gab seine trockene Kehle nicht mehr her. Es brachte nichts, sich jetzt eine Ausrede einfallen zu lassen, die doch nur schwächlich wäre, vor allem weil er mit dem Lehrer für Pflege magischer Geschöpfe sprach. Und Dumbledore hatte Hagrid geschickt, er vertraute darauf, dass er sein Geheimnis bewahren und ihn nicht hier im Wald zurücklassen würde. Hagrid sah ihn an. Remus sah wie seine Augen strahlten. Eine ungewöhnliche Reaktion, die meisten Menschen waren entsetzt, verängstigt oder wütend. „Ich hätt's mir ja denken können!", gluckste Hagrid. „War schließlich Vollmond, letzte Nacht, nich‘?" Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Aber sie wirken gar nich' wie einer." „Auch unter Werwölfen gibt es solche und solche." Remus musste husten. Am liebsten würde er sich auf dem Boden zusammenrollen und schlafen. Hagrid sah scheinbar, dass er mit seinen Kräften am Ende war. „Kommen Sie!", sagte er, zerrte Remus an den Armen hoch und bugsierte ihn auf seinen Rücken, wo er neben der unförmigen Tasche wie ein nasser Sack hing. "Ich bring Sie erst mal zurück." Gerne hätte Remus protestiert, als Hagrid in einen schnellen Lauf verfiel, aber der Gedanke auf seinen geschundenen Füssen weiter zu laufen hielt ihn zurück. Remus beobachtete aus halb geschlossenen Augen, wie der Wald an ihm vorüberzog. Würde sein Rücken nicht bei jeder Erschütterung schmerzen, wäre er wahrscheinlich eingeschlafen. Doch bei Hagrids großen Schritten dauerte es nicht lange bis der Wald sich lichtete und die Schlossgründe sein Gesichtsfeld ausfüllten. Die Sonne stand bereits weit im Westen. Remus räusperte sich. „Hagrid!", krächzte er, als sie schon fast das Eichenportal erreicht hatten. Hagrid hielt inne. „Lass mich runter, ja?" Behutsam setzte Hagrid ihn auf den Boden. „Ich kann Sie hoch bis in den Krankenflügel bringen, wenn sie woll'n.", bot Hagrid an. Doch Remus schüttelte den Kopf. Er wollte keine Aufmerksamkeit erregen, das würde er so schon genug. „Danke, Hagrid! Den Rest schaff ich allein.", Remus zwang sich zu einem Lächeln. Seine Gesichtsmuskeln rebellierten, aber er wusste, dass Hagrid es verdient hatte. Er war den ganzen Tag durch den Wald gelaufen um ihn zu suchen, er hatte ihn hierher zurückgetragen, er hatte einfach so akzeptiert, was er war. „Ach, Hagrid!", rief er ihm nach. Hagrid hatte sich achselzuckend umgewandt, jetzt blieb er stehen und drehte sich noch einmal zu Remus um. „Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du mein kleines Geheimnis für dich behalten würdest. Du weißt ja wie-" „Das wird nicht mehr nötig sein!", wurde er unterbrochen. Remus wandte sich um. Das Eichenportal hatte sich geöffnet, und Minerva McGonnagal schritt auf sie zu. „Professor Snape hat heute Morgen dafür gesorgt, dass Ihr Geheimnis keines mehr ist.", entgegnete sie mit zusammengekniffenen Lippen. „Und jetzt folgen Sie mir. Professor Dumbledore möchte Sie sprechen und der Minister ist noch hier. Es ist besser, wenn Sie ihm jetzt nicht in die Arme laufen." Sie musterte seinen Aufzug mit leicht gerümpfter Nase. Einen Moment stand Remus ganz starr, nicht in der Lage sich zu bewegen oder das gehörte zu verarbeiten. Doch dann setzte er sich in Bewegung und folgte Professor McGonnagal steifbeinig ins Schloss. Er wusste, was das bedeutete. Er würde Hogwarts verlassen müssen, würde nicht weiter unterrichten dürfen. Er hätte wütend auf Snape sein sollen, er hätte ihn verfluchen sollen, aber das Gefühl kam nicht. Er fühlte sich einfach nur dumpf und leer, trottete hinter seiner Kollegin her, ohne eigentlich zu wissen was er da tat. Vielleicht kam es nicht, weil er so müde war, vielleicht aber auch, weil ihm schon, seit er heute Morgen aufgewacht war, klar war, dass es so das Beste war. Wie könnte er weiter unterrichten und die Schüler dieser Gefahr aussetzen? Er hatte es nicht wahrhaben wollen, hatte nicht daran denken wollen. Er hatte lieber an Sirius gedacht, an das Gute was er zurückbekommen hatte, und nicht an das, was er verlieren würde. Doch wenn er ehrlich zu sich selbst war, blieb ihm keine andere Wahl. McGonnagal lief ihm voran bis zu dem Wasserspeier, der den Zugang zu Dumbledores Büro bewachte. Sie sagte das Passwort, trat zur Seite und ließ Remus auf die sich nach oben windende Wendeltreppe steigen. Remus schenkte ihr einen dankbaren Blick, dann verschwand sie hinter der Windung der Treppe. Remus klopfte an die Tür zu Dumbledores Büro und wartete, bis er ein „Herein!" vernahm und trat ein. „Setz dich, Remus!", sagte Dumbledore, der mit aneinandergelegten Fingerkuppen hinter seinem Schreibtisch saß. Die Sonne, die bereits weit im Westen stand schien durch das Fenster in Dumbledores Rücken und warf lange Schatten. Remus setzte sich. „Es tut mir Leid, Albus.", begann er, doch Dumbledore unterbrach ihn: „Es besteht kein Grund sich zu entschuldigen, Remus. Es war ein Risiko, das wir beide bereit waren einzugehen." Dumbledore blickte auf und sah Remus direkt in die Augen. „Und wenn man die Umstände der letzten Nacht bedenkt, ist dein Versäumnis durchaus verständlich." Ein Lächeln stahl sich auf das faltige Gesicht und Remus merkte, wie er sich ein wenig entspannte. Das Gefühl Dumbledore enttäuscht zu haben, obwohl er ihm eine unglaubliche Chance gegeben hatte, hatte ihm mehr zugesetzt, als er sich hätte eingestehen wollen. „Trotzdem werde ich nicht mehr unterrichten können.", entgegnete Remus langsam. „Nein, wahrscheinlich nicht.", stimmte Dumbledore ihm zu. „Doch das ist nicht der Grund, warum ich dich sprechen wollte." Dumbledore hielt inne. „Ich möchte mit dir über deine alten Schulfreunde sprechen. Wahrscheinlich bist du noch nicht auf dem neusten Stand der Ereignisse." Remus Herz begann schneller zu schlagen. Was wollte Dumbledore sagen? „Durch deine Verwandlung wurden alle Beteiligten gestern Abend abgelenkt, sodass Mr. Pettigrew leider entkommen konnte. Sirius hatte mir die ganze bemerkenswerte Geschichte gestern Nacht noch erzählt. Doch leider wollte der Minister kein Wort davon glauben, und ohne den entscheidenden Beweis war es leider unmöglich ihn umzustimmen." Remus stockte der Atem. Seine rosigen Zukunftspläne zerfielen in seinem Kopf zu Asche. "Sie haben ihn zurück nach Askaban gebracht?", fragte er mit belegter Stimme. „Nein. Cornelius zog eine weit drastischere Methode vor, doch zum Glück habe ich dies mit der Hilfe von Mr. Potter und Ms. Granger verhindern können." Und Dumbledore erzählte ihm was er unternommen hatte, wie es ihnen gelungen war Sirius zu retten. Doch Remus konnte ihm nur schwer mit seiner Aufmerksamkeit folgen. Obwohl er erleichtert war, fühlte er eine dumpfe Leere in sich. Er hatte ein Stück seiner Vergangenheit zurückbekommen, ein kleines bisschen Gutes und Frohes. Nur, um es gleich wieder zu verlieren. Nicht ganz zu verlieren, doch so weit, dass es nichts ändern würde. Er bedankte sich bei Dumbledore und nahm Abschied. Er wollte jetzt allein sein. Remus schlurfte auf wehen Füßen in sein Büro. Dort ließ er sich auf sein Bett fallen. Doch an Schlafen konnte er, trotz seiner Müdigkeit nicht denken. Viel zu viele Gedanken jagten ihn, überschlugen sich, hielten ihn gefangen. Nach so vielen Jahren hatte sein Leben endlich wieder gut ausgesehen. Seine Arbeit gefiel ihm. Es machte ihm Spaß zu unterrichten, und es gefiel ihm James Sohn zu sehen, ihm zur Seite zu stehen. Er mochte Harry, er wollte ihn nicht wieder alleine lassen. Und dann hatte das Schicksal ihm, ganz kurz, Sirius zurückgegeben. Und jetzt sollte das alles fort sein. Das Alte, wie das Neue. Verloren. Und noch schlimmer: Snape hatte aller Welt verkündet was er war. Das machte es nicht einfacher neue Arbeit zu finden. Snape! Plötzlich saß Remus aufrecht auf seinem Bett. Warum hatte er nicht eher daran gedacht? Warum fiel ihm erst jetzt ein, dass-? Trotz Schmerzen sprang Remus auf und hastete zu seinem Kamin. Hoffnung keimte wieder in ihm. Vielleicht würde alles doch noch gut werden. Schnell entzündete er ein Feuer und griff nach einer kleinen Vase, die auf dem Sims stand. Er nahm eine Hand von einem feinen Pulver heraus und warf sie ins Feuer. Er sagte laut und deutlich: "Severus Snapes Büro" und trat in die Flammen. Sofort begann er sich schnell zu drehen, doch nach nur wenigen Sekunden sah er das Büro seines Kollegen und machte einen Schritt nach vorne aus dem Kamin in Snapes Büro. Dieser saß hinter seinem Schreibtisch und sah überrascht auf, als Remus aus dem Kamin stieg. „Lupin.", sagte er kalt. „Was verschafft mir die zweifelhafte Ehre?" „Severus", Remus humpelte auf den Schreibtisch zu ohne auf die abweisende Miene seines gegenüber zu achten. „Du kannst doch bezeugen, dass Sirius kein Todesser ist, du warst Dumbledores Spion." Snape sah ihm spöttisch an. „Severus, vergiss die Streitigkeiten, bei Merlin! Wir sind doch keinen Kinder mehr.", beschwor Remus ihn. Er musste ihn nur überzeugen. Musste ihn dazu bringen die Vergangenheit ruhen zu lassen. „Black bekommt, was er verdient.", entgegnete Snape knapp. „Du weißt, dass er nie für Voldemort gearbeitet hat.", versuchte Remus es erneut. Sein Herz schlug hart in seiner Brust. Dies war seine einzige Chance. Snape stand auf. Er stützte sich auf seine Handballen und beugte sich über den Schreibtisch: „Er hat es verdient, Lupin. Und ich werde der Gerechtigkeit nicht im Wege stehen." Snapes Lippen kräuselten sich. „Aber das ist Selbstjustiz!", rief Remus und warf die Arme in die Luft. Ungläubig starrte er Snape an. Dieser ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken und verschränkte die Arme. „Nenn es, wie du willst. Du kannst es nicht ändern." Seine Lippen kräuselten sich zu einem hinterhältigen Grinsen. Remus schaute in das Gesicht ihm gegenüber und sah die Genugtuung, die Freude der Rache, sich darin widerspiegeln. „All die Jahre!", hauchte Remus. „All die Jahre hättest du etwas sagen können, aber du hast geschwiegen!" Remus war fassungslos. Er wollte wütend werden, wollte Snape die Schuld geben an Sirius‘ Schicksal, an seinem eigenen Leid, an seiner Einsamkeit, all die Jahre. Wie konnte man sich nur am Leid anderer erfreuen? Doch unter der Genugtuung konnte er den Schmerz und die Erniedrigung sehen, die Snape immer noch mit sich herumtrug, die ihn antrieben. Er hatte wahrlich gelitten unter James und Sirius. Remus fühlte erneut Bitterkeit in sich aufsteigen. Sein Gesicht nahm einen gequälten Ausdruck an. Er wollte nicht über so etwas nachdenken, und ganz bestimmt nicht jetzt. Er wandte sich um ohne Snape noch eines weiteren Blickes zu würdigen, nahm eine Hand voll Flohpulver von dem Kaminsims und ging zurück in sein eigenes Büro. Er setzte sich auf sein Bett und atmete ein paar Mal tief durch. Die Wut ließ nach, und nur das dumpfe Gefühl blieb zurück. Es brachte nichts, sauer auf Snape zu sein. Er war, wie er war, zerfressen von seinem eigenen Schmerz. Und Remus‘ Leben war wieder zurückgedreht, zurück zu dem Tag, da er sie alle verloren hatte. Doch eine Sache war anders als damals. Sirius war dort draußen, doch nicht als Verräter oder Mörder, sondern als sein Freund. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)