Hunter of Darkness von Plotchaser (Schattenspiel) ================================================================================ Kapitel 13: Dreizehn -------------------- Es dauerte nicht lange, bis Damien uns ein Taxi organisiert hatte, das von einem Eingeweihten gefahren wurde. Währenddessen hatte sich der Kupferhaarige soweit um meine Wunde gekümmert und mir seine braune Lederjacke umgelegt, damit man das Blut auf meinem Shirt nicht direkt sehen konnte. Die Fahrt über schwiegen wir uns an. Erst, nachdem wir vor dem Gebäude der Gilde abgesetzt wurden, fiel die restliche Anspannung endlich von uns ab. „Weißt du, wo die Krankenstation ist?“ Mit erhobener Augenbraue musterte ich meinen Begleiter und schüttelte dann den Kopf, was mich vor Schmerzen das Gesicht verziehen ließ. „Na schön, dann fragen wir also“, seine Stimme wirkte wenig begeistert, doch sah ich im Moment keinen Grund dafür. Immerhin war er nicht Schuld an meiner Wunde und ich wäre sowieso heute raus gegangen. Also, wieso wirkte er so, als ob er dafür Ärger bekommen sollte? Seufzend ließ ich den Gedanken ziehen, als Damien mich in das Gebäude führte. Meine Konzentration war schon einmal besser gewesen.   Wie erwartet waren nur wenige Menschen in der Kantine, die ihre Gespräche unterbrachen und zu uns hinüber sahen, als wir den offenen Raum betraten. Das Interesse formte sich erst langsam in den Gesichtern der Anwesenden, während wir näher traten und sie Damien und mich von oben bis unten gemustert hatten. „Wo finden wir hier die Krankenstation?“ Fragte Damien ohne Umschweife, als er vor dem Tisch mit den meisten Anwesenden stehen blieb. Ein blondes Mädchen, optisch vielleicht zwei Jahre älter als ich, stand schwungvoll auf und lehnte sich über den Tisch, um mich mit ihren blassbraunen Augen näher zu betrachten. Ihre Augenbrauen zogen sich kritisch zusammen. „Was hast du wieder angestellt?“ Ohne weiteres kam sie um den Tisch herum und schob sich zwischen mich und Damien, um mir die Blut durchtränkten Taschentücher zur Seite zu schieben und die Wunde zu begutachten. Vorwurfsvoll funkelte sie Damien daraufhin an und packte mich dann am Arm, um mich hinter sich her zu ziehen. „Komm mit, das muss gereinigt werden, bevor es sich entzündet. Außerdem muss es genäht werden. Dass du nicht noch mehr Blut verloren hast und überhaupt noch von selbst stehen kannst, grenzt an ein Wunder.“ Ein wenig überfordert, von der herrischen Verhaltensweise des Mädchens, ließ ich mich mitziehen. Nach wenigen Metern betraten wir auch bereits die Krankenstation. Es war eher ein kleines Heilerzimmer, in dem 2 Betten standen. Als ich es durch den Vorraum hindurch betrat, erinnerte ich mich daran, dass ich hier schon einmal gewesen war, nachdem ich an meinem ersten Tag bewusstlos zusammengebrochen war. Ohne eine weitere Anweisung drückte mich das blonde Mädchen auf eines der Betten und wuselte dann in dem kleinen Vorraum herum, den wir gerade durchschritten hatten. Als sie wieder kam, hatte sie ein Tablett mit Verbandsmaterial, Tüchern, einer Schale Wasser, einer Flasche mit einer klaren Flüssigkeit und Nadel und Faden darauf in der Hand. Mishka und Sammy mussten vor der Tür warten, während Damien sich still in eine Ecke verzogen hatte und des Öfteren mit bösen Blicken gestraft wurde. Derweil wusch die Blonde meine Wunde erst mit Wasser und dann mit einer brennenden Flüssigkeit aus, ehe sie sich daran machte, die klaffende Wunde zu vernähen. Nach einigen Minuten war sie bereits fertig und klebte ein großflächiges Stück Verbandsmaterial über den vernähten Kratzer. „So, das sollte vorerst reichen. Falls es jedoch anfängt zu brennen oder irgendwie anders unangenehm wird, komm sofort wieder vorbei. Es sollte sich zwar nicht mehr entzünden, aber ich kann es nicht ausschließen.“ Mit Mühe hielt ich mich davon ab, zu nicken. „Ja, danke.“ Als ich aufstand blieb ich kurz in dem Blickfeld des Mädchens stehen, damit sie Damien nicht noch sonst etwas an den Kopf werfen konnte, denn sie sah danach aus, als hätte sie das genau jetzt vor. „Wie heißt du eigentlich?“ Die blassbraunen Augen des Mädchens zuckten wieder zu mir und sie musterte meine ungewöhnlichen Augen kurz, dann lächelte sie leicht. „Ich heiße Daisy. Und langsam habe ich das Gefühl, dass du es dir zur Gewohnheit werden lässt, bei mir Patientin zu werden. Also sieh zu, dass du besser auf dich aufpasst und verschwinde endlich. Ich mag es nicht sonderlich, wenn sich die Leute bei mir einquartieren, verstehst du?“ Mit einem entschuldigenden Lächeln auf den Lippen nickte ich nun doch und verzog wieder das Gesicht, da mich der Schmerz von der Halsbeuge aus durchzuckte. „Ich werde mich hier schon nicht einquartieren, versprochen. Und nochmals danke.“ Kaum hatte ich diese Worte gesagt, hatte ich Damien auch schon vor mir aus der Tür geschoben. Ich war froh, auf dem Flur endlich wieder mit Mishka vereint zu sein und musste mich erst einmal von dem Kater begutachten lassen, ehe er mich weiter gehen ließ.   Nur kamen wir auch jetzt nicht weit. Wir hatten die Mensa kaum betreten, da waren Loren und Chester schon bei uns und Loren packte mich bei den Schultern. Irgendwie schienen sich Neuigkeiten hier wie ein Lauffeuer zu verbreiten. „Geht es dir gut, Kris? Was ist passiert?“ Besorgt glitten Lorens haselnussbraune Augen über mich und blieben dann an dem Verbandszeug hängen. Nur den Bruchteil einer Sekunde später hatte er mich auch schon wieder los gelassen und hatte den Schritt überbrückt, der ihn von Damien trennte. „Du bist daran Schuld! Solltest du nicht auf sie aufpassen?! Du unfähiger...“ Chester unterbrach Lorens verbalen Angriff, bevor dieser tätlich wurde, damit, dass er ihn an der Schulter nahm und von Damien weg zog. Doch endete Dews Knurren dadurch nicht, es schien sogar noch ein Stück weiter an zu schwellen. „Loren, beruhige dich. Deine Anschuldigungen kannst du dir für später aufheben. Noch wissen wir nicht, was vorgefallen ist.“ Mein Blick huschte zwischen Loren und Damien hin und her und zum ersten Mal erkannte ich die offenkundige Feindseligkeit zwischen den beiden. Loren hatte es zwar zuvor zu verstecken versucht, doch funktionierte das offensichtlich jetzt nicht mehr. Auch Damien zeigte Abneigung, jedoch nicht so tiefgründig wie sein Gegenüber. Sein Blick wirkte eher Schuldbewusst. Was war zwischen den beiden vorgefallen? Als sich Chester nun zu mir umdrehte, zuckte ich leicht zusammen und schaute ihn mit großen Augen an. Nachdem ich nun auch noch von ihm gemustert worden war, nickte er in Richtung seines Büros. „Lasst uns an einem ruhigeren Ort darüber sprechen, was genau passiert ist. Komm, Kristina.“ Mit einer beschützenden Geste legte der Schwarzhaarige mir den Arm um die Schulter und ich entspannte mich ein wenig. Jedoch spürte ich die stummen Angiftungen der beiden anderen in meinem Rücken nun um so mehr.   Kaum dass wir das Büro betreten hatten, führte Chester mich zu einem Stuhl, auf den ich mich setzte, ehe er Damien und Loren voneinander trennte und sie zweckmäßig in zwei unterschiedliche Ecken stellte. Dew bekam nur einen warnenden Blick zugeworfen, ehe auch er endlich schwieg. „Wenn ihr euch nicht vertragen könnt, verlasst ihr das Zimmer, haben wir uns verstanden?“ Ich konnte sehen, wie Lorens Augen missmutig zwischen Chester und Damien hin und her zuckten, ehe er seinen Blick senkte und sich auf die Unterlippe biss. Damien wiederum verschränkte die Arme vor seiner Brust, lehnte sich an der Wand in seinem Rücken an und starrte auf die Tür neben sich. Mit einem Nicken wandte sich Chester nun endlich wieder mir zu. „Also, Kristina, was ist passiert?“ Nach kurzem Zögern entschied ich mich, lediglich von dem Angriff zu berichten. „Wir saßen am Flussufer und als ich Müll wegwerfen wollte, hörte ich etwas im Gebüsch hinter dem Eimer rascheln. Es ging alles so schnell. Plötzlich hat mich ein Finsternis-Wesen angesprungen. Ich hab es zwar von mir weggedrückt, damit es mich nicht beißen kann, aber es muss mich gekratzt haben... Als Mishka es von mir runter gestoßen hat, war es auch schon wieder so gut wie vorbei.“ Ich stockte kurz und legte die Stirn in Falten. „Es war größer als Mishka und hatte so eine gruselige Zunge, wie eine Schlange. Und es sah so aus, als ob jemand nach ihm gerufen hätte. Es hat die Ohren aufgestellt und in eine andere Richtung geschaut, dann ist es einfach davon gelaufen.“ Chesters Miene verdüsterte sich mit einem Mal und mir wurde mulmig zu mute, während Lorens Augen sich etwas erschrocken auf mich richteten. „Bist du dir ganz sicher, dass es von jemandem gerufen wurde?“ Unsicher zuckte ich mit der rechten Schulter und vermied es bewusst, die linke mit einzubinden. „Es sah zumindest danach aus.“ Mishka lief um mich herum und starrte Chester mit seinem Silberblick an, als wollte er diesen warnen, mich als Lügner zu bezeichnen. Mit einem finsteren und nachdenklichen Blick umfasste der Schwarzhaarige nun sein Kinn mit einer Hand und stützte mit der anderen seinen Ellenbogen, während er zu Boden schaute. Langsam trat Loren an seine Seite und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Wir sollten mit dem Erben darüber reden.“ Gedankenverloren nickte Chester daraufhin nur, weshalb der Blonde nun seine Augen auf mich richtete. „Kris, du solltest dich ausruhen. Und bleib dieses Wochenende lieber hier. Wenn du die Gilde doch verlassen willst, dann nimm jemanden aus unserer Gilde mit.“ Nur kurz bedachte er Damien mit einem mahnenden Blick, dann stand ich auch schon auf. „Werd' ich machen, Loren.“ Da ich diese Feindseligkeit nicht weiter aushielt, verschwand ich auch direkt aus dem Raum. Es dauerte nur einen Augenblick, da war Damien auch schon wieder an meiner Seite. Mishka und Sammy folgten uns wie Schatten. „Er hat Recht, du solltest dich ausruhen, Krissy.“ Abrupt blieb ich stehen und bedachte meinen Gegenüber mit einem vernichtenden Blick. „Zuerst will ich wissen, was da zwischen dir und Loren abgeht!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)