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Hunter of Darkness

Schattenspiel
von

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Zwölf

Zum ersten Mal seit 3 Jahren fühlte ich mich wirklich frei von allem. Ich hatte das Gefühl, ein ganz normaler Mensch zu sein, während ich mit Damien im Kino saß – er hatte einen Actionfilm herausgesucht, der nicht mal schlecht war. Auch danach, als wir in einem Fastfood-Restaurant einige Burger zum Mitnehmen kauften, war die Welt eine typische Teenie-Szenerie, wie ich sie aus Film und Fernsehen kannte. So viel Normalität war befremdlich, jedoch fühlte es sich gut an, weshalb ich die ganze Zeit nicht einmal mehr daran dachte, dass ich meinen Kindheitsfreund so viel fragen wollte. Bis wir uns im Dunkeln auf eine Wiese neben ein Gewässer setzten und die Stille der frühen Nacht genossen. Mishkas Kopf ruhte in meinem Schoß, während ich genüsslich in den bisher verbotenen Burger biss.

„Und? Wie gefällt dir dein freier Abend bisher?“ Brach Damien mit sanfter Stimme die Stille zwischen uns und ich hatte das Gefühl, dass er mich aus den Augenwinkeln heraus genauestens beobachtete. Während ich weiterhin auf das fließende Wasser vor uns schaute, wischte ich mir mit einer kratzigen Serviette den Mund ab.

„Es gefällt mir, danke.“ Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen übergab ich Mishka die Reste meines Burgers, die er freudig verschlang. Auch wenn er kein Fressen brauchte, so liebte er es doch, wenn ich mein Essen mit ihm teilte. „Danke, dass du hier bist.“ Als ich den Blick zu Damien schweifen ließ, blickte ich direkt in seine strahlend grünen Augen, die mich musterten.

„Krissy, du weißt, dass du dich dafür nicht bedanken musst. Hätte ich schon vorher die Chance gehabt, wäre ich schon früher bei dir gewesen.“ Mit einem milden Lächeln bedachte ich den Orangehaarigen.

„Das ist es ja, Damien. Ich weiß nicht, ob es so stimmt. Immerhin haben wir uns die letzten 3 Jahre nicht gesehen. So, wie bei mir alles den Bach runter gegangen ist und ich mich verändert habe, so kann ich nicht glauben, dass du noch genau so wie früher sein sollst. Verstehst du? Und trotzdem bin ich dankbar, dass du heute da bist und mit mir die Zeit hier draußen verbringst.“ Ich konnte Sammy dabei beobachten, wie sie sich an Mishka anschlich, der neben mir lag. Sie schien begriffen zu haben, dass sie ihn nicht erschrecken sollte, denn sie tastete sich vorsichtig bis zu seiner Schnauze vor und tatschte ihm dann ihre breite Pfote mitten auf die Nase. Kopfschüttelnd sprang der Kater auf, während die Wölfin freudig jaulend von ihm weg sprengte. Es verging kaum eine Sekunde, da setzte er ihr auch schon nach. Auch wenn ich es nicht erwartet hätte, so spielte er tatsächlich mit einem ihm eigentlich fremden Wesen. Fast so, als wären sie beide gewöhnliche Haustiere. Lächelnd beobachtete ich die beiden kurz, ehe mich Damien wieder zurück zu unserem Thema brachte.

„Ich weiß, dass bei dir viel vorgefallen ist, Krissy. Ich weiß nicht was, aber, wenn du es willst, wirst du es mir schon irgendwann erzählen. Nach den Jahren kann ich schlecht von dir erwarten, dass du mir vertraust, so als sei keine Zeit zwischen uns vergangen.“ Damien zerknüllte sein Burgerpapier und warf es in hohem Bogen in einen Mülleimer, der etwas weiter entfernt neben einer hölzernen Bank stand. „Ich erwarte nicht von dir, dass du mir blindlings vertraust, das wäre zu viel verlangt. Aber ich würde mich freuen, wenn wir uns wieder kennenlernen können.“ Seine grünen Augen ließen endlich von der Umgebung ab und musterten mich offenkundig. Auf seinen Zügen lag ein bedauerndes Lächeln, während er flüchtig mit der Hand über seine eigene Wange fuhr.

„Jetzt, da ich alt genug bin, selbst zu entscheiden, würde ich gerne wieder in deiner Nähe bleiben, Krissy. Es ist grausam, nicht zu wissen, was mit dir geschieht und dann zu spüren, dass dir etwas passiert.“ Ich konnte den Schmerz in seinen Augen erkennen und mein Blick wurde schuldbewusst. Vielleicht war dies ja eine seiner Fähigkeiten, die er als geborener Hunter geerbt hatte. Auch wenn ich nicht wusste, wieso ein Hunter über das Wohlbefinden eines anderen Bescheid wissen sollte. Wir kämpften – ständig um Leben und Tod – war es dann nicht kontraproduktiv, wenn man spürte, dass einer anderen Person Schmerz zugefügt wurde?

Ein wenig überfordert von dem Thema, das ich selbst angerissen hatte, stand ich auf und stopfte den Haufen zerknüllter Burgerpapiere in die große Papiertüte, um diese im Anschluss ebenfalls zusammen zu knüllen.

„Es... Es ist deine Entscheidung, was du machst. Aber es wäre schön, dich wieder in meiner Nähe zu haben, Damien“, meine Stimme war leise, ehe ich mich mit dem Müll in der Hand umdrehte und zu dem Papierkorb an der Bank ging. Bevor ich ihn endlich weg warf, knautschte ich den Knäuel noch ein wenig weiter zusammen. Ich wollte die Zeit noch etwas hinaus zögern, bis ich zu dem Rothaarigen zurück ging. Wann waren solche Themen denn so schwer und tiefgründig geworden?

 

Mit einem tiefen Seufzen warf ich das Papierknäuel letztendlich in den Eimer und drehte mich wieder um, als ich ein Rascheln und Knacken hinter mir vernahm. Wie angewurzelt blieb ich stehen und ging im Kopf die direkte Umgebung hinter mir durch, die ich eben angesehen hatte: Eine niedrige, getrimmte Hecke direkt hinter der Bank und ein winziger, sehr lichter Hain dahinter.

Hatte ich etwas verdächtiges dort gesehen?

Nein.

Hatte ich überhaupt darauf geachtet?

Auch nein.

Um sicher zu gehen, wandte ich mich noch einmal um und blickte in das dunkle Wäldchen hinein. Nichts war zu erkennen und ich kniff die Augen enger zusammen, während ich die wenigen Schritte auf die Hecke zu ging. Vermutlich war es nur ein ganz normales Tierchen gewesen, dem ich gleich einen halben Herzinfarkt einjagen würde, trotzdem ließ mich ein flaues Gefühl in der Magengegend nicht los. Meine Konzentration war so intensiv, dass ich nur meine eigenen Geräusche und das unmittelbare Gebüsch vor mir wahrnahm. Was Damien und unsere beiden Wesen hinter mir trieben, bekam ich nicht mit.

Und dann ging alles unglaublich schnell.

Ich machte einen Schritt nach vorn, da ertönte ein leises Knurren und im selben Moment brach etwas Großes aus der Hecke hervor. Ich selbst war zu überrascht, um mich in diesem Moment an mein Training zu erinnern, weshalb ich lediglich die Arme nach vorne brachte und den gegnerischen Körper von meinem eigenen fernhielt, während mich sein Gewicht auf den Boden nagelte. Geifer tropfte mir aus einem großen Maul ins Gesicht, das durch mein Handeln nur wenige Zentimeter von meiner Nase entfernt in der Luft hing. Eine gespaltene Zunge schnalzte dann und wann zwischen den Zähnen hervor, welche einen Spalt weit auseinander standen. Und das einzige, das ich tun konnte, war wie gelähmt unter diesem Finsternis-Wesen zu liegen und es von meiner Kehle fern zu halten, während das Blut in meinen Ohren zu einem lauten Rauschen anschwoll.

Doch dann war der Spuk dieser hautnahen Begegnung auch schon wieder vorbei.

Mishka riss das Wesen von mir herunter, schleuderte es einige Schritte weit davon und brüllte dann bedrohlich, als er sich zwischen uns aufbaute. Kurz darauf packte mich Damien an den Handgelenken und zog mich auf die Beine, die vor Zittern beinahe wieder unter mir nachgaben. Unmittelbar vor uns stand Sammy, die ihre Flügel schützend ausgebreitet hatte und bösartig knurrte.

„-ut. Krissy? Krissy! Geht's dir gut?“ Ich blinzelte einige Male und testete den Halt auf meinen Beinen, ehe ich nickte und mich von Damien befreite.

„Mir geht’s gut“, bestätigte ich leise, während meine Augen Mishka und das Finsternis-Wesen fixierten, die sich umkreisten. Während Mishka ein genaues Rund ablief, lief das Wesen immer mal wieder näher und weiter weg, als würde es schlecht sehen und machte dabei leise, kratzige Geräusche. Dann riss es den runden Kopf plötzlich hoch und gab ein widerlich schrilles Brüllen von sich, als es sich auf Mishka stürzte. Auch der Kater brüllte und sprengte nach vorne, während ich die Handflächen – wie im Training – aneinander rieb und mit der oberen Hand eine Bewegung in Mishkas Richtung machte, als würde ich Dreck von den Händen reiben. Kurz darauf prallten die beiden Wesen auch schon aufeinander und ein elektrischer, gräulicher Blitz entlud sich krachend zwischen ihnen, was Mishkas Gegenüber erst einmal von ihm weg trieb. Das schwarze Wesen war ein gutes Stück größer als Mishka und sein Maul würde locker um seinen Hals greifen. Das wollte ich auf jeden Fall verhindern.

„Gut gemacht, Krissy“, hörte ich Damien neben mir sagen, doch ließ ich mich nicht von meinem Partner ablenken. Diese leichten Stromschläge waren das einzige, mit dem ich Mishka unterstützen konnte. Doch schüttelte sich das Finsternis-Wesen nur und ging kurz auf und ab, ehe es abrupt stehen blieb, die langen, spitzen Ohren aufstellte und den Kopf abwandte. Mishka ging währenddessen in Angriffsstellung und war drauf und dran nach vorne zu eilen, als das Wesen plötzlich eine Kehrtwendung machte und so schnell in der Dunkelheit verschwand, wie es aufgetaucht war.

Irritiert blieben wir noch einen Moment stehen, dann ließ ich mich wieder in Damiens Arme sinken. Mein Körper zitterte wie Espenlaub, als die Anspannung von mir abfiel. Augenblicklich schlossen sich seine Arme um mich und hielten mich bestimmt fest, während sein Blick weiterhin die Umgebung absuchte. Auch Sammy und Mishka konnten diesem Ende wohl nicht trauen, denn die beiden suchten die nähere Umgebung ab und blieben auch dann noch wachsam, als sie sich sicher waren, dass keine Gefahr mehr bestand.

„Komm, Krissy, wir sollten besser zur Gilde zurück. Dort kann sich auch jemand um deine Wunde kümmern.“ Fragend hob ich den Blick an. Welche Wunde? Irritiert folgte ich Damiens Blick zu meiner Halskuhle und tastete vorsichtig nach dem Blut, das dort aus einer Wunde träufelte. Das Adrenalin hielt mich noch immer gefangen, weshalb ich den Schmerz noch nicht bemerkt hatte, bis die Existenz dieser Wunde an mein Bewusstsein trat und ich scharf die Luft einsog. Das Wesen musste mich mit einer seiner langen, sichelartigen Krallen gekratzt haben, als es von mir herunter gerissen worden war.

„Ja, lass uns gehen.“ Damien musste mich noch eine ganze Weile stützen, bis mich meine eigenen Beine endlich wieder vollends tragen konnten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Futuhiro
2018-10-12T16:55:12+00:00 12.10.2018 18:55
Gott sei Dank. Ich hatte jetzt schon Angst, das würde in eine Liebesschnulze abdriften. XD
Wieso haben Damien und Sammy eigentlich nichts getan oder eingegriffen? Ich dachte, die zwei sind extra mit gekommen, um sie da draußen zu beschützen, falls sowas passiert.
Antwort von:  Plotchaser
06.11.2018 16:34
Heya~
Schön von dir zu hören! =D
Ich hatte schon Angst, ich hätte dich mit dem Storyverlauf verschreckt... ^^;
(Auch wenn Animexx mir mal wieder die Kommentare verschwiegen hat uù)

Dann fasse ich mal deine Fragen hier zusammen:
- Erst einmal, ja, Kristinas Mutter kommt aus Russland und Kris wurde in Russland geboren (daher auch der Nachname Piunova). Deshalb trägt auch Mishka einen russischen Namen. Aber sie lebten nicht mehr in Russland, bevor sie umzog.
- Was Mishkas Erinnerung an sein vorheriges Leben betrifft: Nein, er konnte sich nicht erinnern Das einzige, was ihn geleitet hat, war sein Instinkt und der Wunsch, den er vor seinem Tod hatte.
- Hunter und ihre Tier-Partner sind nicht immer unterschiedlichen Geschlechts, was Loren und Dew beweisen, da sie beide männlich sind.
- Keine Angst, Mishka ist nur etwas überspannt und stolz im Moment, da er ja nun einen großen, kräftigen Körper hat und seine Partnerin endlich sinngemäß beschützen kann. Wenn sie nicht gerade angeknabbert werden, wird sich sein Gemüt wieder mehr einpendeln xD
- Wieso Damien nicht eingegriffen hat? Das hat viele Gründe, das wird in den nächsten Kapiteln noch erklärt. Außerdem wäre er vermutlich nur in Kris' Schussbahn gekommen... xD'

Ich hoffe, ich habe alles soweit zusammengefasst, wie es ohne Spoiler möglich ist ^__^
Und ich freue mich schon darauf, wieder von dir zu hören! =D
Liebe Grüße
Chaser <3
Antwort von: Futuhiro
06.11.2018 20:25
Hi ^^

Nein, keine Sorge, ich war nicht abgeschreckt. Die Kapitel haben sich nur etwas aufgestaut, weil ich länger nicht zum Lesen kam. Gerade recht vollgestopft, mein Terminkalender. :D

Ich freu mich auf mehr. ^u^


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