Hunter of Darkness von Plotchaser (Schattenspiel) ================================================================================ Kapitel 11: Elf --------------- Als wir uns dem kleinen Hain näherten schlug Mishkas Stimmung mit einem Mal um. Von ihm ging ein tiefes Grollen aus und er wollte schon nach vorne preschen, als ich aus Reflex nach seinem Halsband griff und darauf vertraute, dass er mich nicht von den Füßen reißen würde. Denn im selben Moment hatte ich die wölfische Gestalt mit den Schwingen erkannt, die aus dem schattigen Nichts aufgetaucht war und auf uns zu gesprungen kam. Mishka hielt zum Glück direkt inne und ich atmete innerlich ein wenig auf, während ich dabei zusah, wie Sammy Kopf und Schwingen hängen ließ und mit einem traurigen Wedeln zu uns hinüber schaute, ganz so, als könnte sie Mishkas Argwohn nicht verstehen. Leicht klopfte ich dem Kater auf die Schulter, um sein Knurren ganz zu ersticken, dann machte ich einen Schritt auf Sammy zu und ließ dabei den Blick durch den Schatten unter den Bäumen streifen. Nichts. Wo war sie denn so plötzlich her gekommen? Und wieso war Damien nicht bei ihr? Doch da bewegte sich plötzlich etwas im Dunkel und langsam schälte sich eine Gestalt aus den Schatten heraus. Irritiert blieb ich erneut stehen und schnaufte dann anerkennend. Damien konnte anscheinend das Licht brechen und dadurch den Schatten kontrollieren. Animalisten konnten sich oft eine Fähigkeit aneignen, die sie schützte, wenn sie in Gefahr waren. Diese Fähigkeit war so etwas wie eine stark abgeschwächte Version der Fähigkeit eines Spiritualisten, hatte einige Manko und diente nicht dazu, das Wesen oder sich selbst im Kampf direkt zu unterstützen. Eine reine Notlösung also. Ja, mein Schild war wohl eine Mischung aus beidem, da ich es ebenfalls an Mishka weitergeben konnte... Mit einem schiefen Lächeln ging ich nun endlich vor Sammy in die Hocke und nahm den großen Wolfskopf zwischen die Hände, was ihr Wedeln verstärkte. „Mishka hat es nicht böse gemeint, ja?“ Mit einem albernen Ausdruck im Gesicht setzte das Wesen sich hin und leckte mir einmal quer über das Gesicht. Von ihrer vorherigen Unsicherheit war nichts mehr zu sehen. „Keine Sorge, Krissy. Es tut Sammy auch mal ganz gut, zurechtgewiesen zu werden. Dein Partner sollte ihr nicht all ihre Dummheiten durchgehen lassen.“ Mit stolzem Blick trat Mishka neben mich und ich musste unwillkürlich wieder grinsen. Seit er keine kleine Katze mehr war, schien er mächtig an Eitelkeit dazu gewonnen zu haben. Während ich wieder aufstand, tätschelte ich dem schwarz-weißen Kater den Schädel. „Damien“, mehr als seinen Namen brachte ich für einen Moment nicht heraus. Auch wenn ich darüber nachgedacht hatte, was ich ihn alles fragen wollte, so war mein Kopf in diesem Augenblick einfach nur wie leer gefegt. Also ließ ich den Blick kurz zu den Bäumen wandern, ehe ich einfach das erstbeste Thema anschnitt. „Schatten.“ Als ich dem Orangehaarigen in die Augen schaute, sah ich Neugierde, also sprach ich weiter. „Du kannst also Licht brechen und somit Schatten manipulieren. Wie genau funktioniert das? Ich habe dich nicht gesehen, aber Mishka scheint dich irgendwie bemerkt zu haben.“ Mit einem sanften Kopfschütteln ließ der Junge den Blick zurück zu den Bäumen wandern und kratzte sich an der Wange. Hatte er gerade für einen Moment enttäuscht gewirkt? Ich war mir nicht sicher. „Eigentlich ist das ganz einfach: Ich nutze die Schatten um mich herum und lege die Schwärze wie eine Decke über mich. Nur bin ich nicht so geübt darin und sobald ich mich auch nur ein klein wenig bewege, kann man mich entdecken. Außerdem kann man Menschen leichter hinters Licht führen als Wesen, deshalb hat Mishka mich direkt bemerkt.“ So etwas ähnliches hatte ich mir schon gedacht, auch wenn ich kaum glauben konnte, dass Damien ungeübt in etwas war – mein perfektes Bild von ihm konnte noch nicht so leicht erschüttert werden. „Und was ist mit dir, Krissy? Bist du fertig für heute oder wieso läufst du hier draußen spazieren?“ Ertappt wich ich dem Blick seiner grünen Augen aus, während ich spürte, wie mein Gesicht leicht rot anlief. „Ja, genau. Loren meinte, ich dürfte raus, wenn ich jemanden mitnehme. Also, ich dachte, vielleicht...“ Damien lachte leise auf und brachte mich endgültig zum Schweigen, ehe er mein Kinn sanft anhob, sodass ich ihn ansehen musste. „Willst du etwa deinen 17. Geburtstag alleine mit mir verbringen? Soll das ein Date werden?“ Er lachte erneut, als mein Gesicht die ungefähre Farbe einer reifen Tomate annahm. Während Damien mein Kinn los ließ, machte er einen Schritt zurück, sodass ich wieder atmen konnte. „Ach, komm, Krissy. Sonst warst du auch nie so verklemmt. Lass uns aus dem Abend noch einen schönen Geburtstag für dich machen, ja? Immerhin haben wir uns lange nicht gesehen, ich weiß, dass dir tausend Fragen durch den Kopf gehen.“ Der machohafte Ausdruck war einem vertrauten Bild gewichen und ich spürte, wie sich mein Herzschlag langsam wieder beruhigte. Was war nur mit mir los? Wieso war ich so nervös in seiner Gegenwart? Nachdem ich tief Luft geholt hatte, straffte ich die Schultern etwas und nickte. „Ehrlich gesagt, ja, ich habe tausend Fragen an dich. Aber“, ich ließ meinen Blick zur hohen Mauer wandern, die das Gelände umzäunte und musterte den Himmel darüber. „Irgendwie will ich auch einfach nur nach draußen und mit dir würde ich mich sicher fühlen.“ Ich konnte Damien nicht ansehen, da ich sonst vermutlich erneut rot angelaufen wäre. Doch fühlte es sich so unglaublich vertraut an, als er den Arm um meine Schultern legte und mich mit sich zog. „Ich weiß. Also komm, lass uns schauen, was wir heute Abend so anstellen können. Und keine Angst, ich passe auf dich auf, so wie früher.“ Seine Stimme war beruhigend und ich griff nach seinem Handgelenk, das über meine Schulter hing, um seinen Arm bei mir zu behalten, während wir auf das Tor zu steuerten. „Was hältst du von Kino? Ich zahle. Und danach Fastfood. Damit können wir es uns irgendwo gemütlich machen und du kannst mir jede einzelne deiner tausend Fragen an den Kopf werfen, bis dir keine mehr einfällt. Na, deal?“ Mit einem leisen Kichern willigte ich ein. Ich war schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr im Kino gewesen. Und so konnte ich zumindest für ein paar Stunden das ganze Wirrwarr in meinem Kopf zum Schweigen bringen und ausspannen. Kino klang einfach super. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)