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Hunter of Darkness

Schattenspiel
von

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Acht

Am Mittag des 2. Tages verlangte ich eine Pause von den Übungen. Ich wusste, wie wichtig das Erlernen meiner Fähigkeit war, also suchte ich mir den Weg in einen großen, ehemaligen Zellenblock, der nun als weitläufige Bibliothek genutzt wurde. Als ich nach einem Buch über die Grundlagen der Animalisten fragte, blickte mich der braunhaarige Mann mit den blassen, grünen Augen, überrascht über den Rand seiner Brille hinweg an.

„Aber du bist doch ein Spiritualist. Was willst du denn damit?“ Auch wenn er skeptisch war, so suchte er mir nach kurzem Zögern doch das gewünschte Buch bereits heraus.

„Nur Neugierde. Ich möchte genauer wissen, was sich an unseren Fähigkeiten so sehr unterscheidet“, log ich ihn glatt an und lächelte überzeugend. Zumindest glaubte ich, dass es überzeugend wirkte, denn der Bibliothekar lächelte zurück und reichte mir das Buch. In Wirklichkeit wollte ich nach der Pause etwas von dem austesten, was in dem Buch stand. Denn alles, was wir bisher versucht hatten, hatte keinen wirklichen Erfolg gebracht. Und Celestines Worte hatten mich nachdenklich gemacht. Außerdem würde es niemandem schaden, wenn ich etwas Ungewöhnliches versuchen würde und ebenso wenig geschah, wie es bisher der Fall war.

 

Und so betrat ich nach der Pause den Übungsraum von zuvor, nur mit dem Unterschied, dass Mishka dieses Mal bei mir blieb. Für gewöhnlich hatten er und Dew draußen gewartet, da man nie wusste, was alles passieren konnte. Dementsprechend kritisch betrachteten Chester und Loren mich nun.

„Kann ich etwas eigenes ausprobieren?“

„Willst du Mishka nicht besser vor die Tür schicken?“ Lorens Blick wurde umso misstrauischer, als ich den Kopf schüttelte.

„Nein, ich brauche ihn bei mir.“

„Was hast du vor?“ Wenn ich Lorens alarmierten Blick so sah, wurde mir ganz mulmig zumute, doch schluckte ich die Unsicherheit herunter. Ich hatte Mishkas Zustimmung für diesen Versuch.

„Das werdet ihr sehen. Wenn es nicht klappt, dann können wir ja einfach wie gehabt weiter machen.“ Auch wenn Chester mich lange mit einem nicht zu deutenden Blick ansah, so nickte er doch und wies auf die freigeräumte Raummitte.

„Ein Versuch. Aber bedenke, dass du Mishka damit gefährdest.“ Ich schluckte schwer, doch ermutigte mich der Kater damit, dass er seinen Kopf an meiner Wange rieb. Also trat ich an den anderen beiden vorbei und stellte mich mittig in den Raum. Mishka sprang von meiner Schulter und setzte sich vor mich, während ich die Arme leicht an meinen Seiten abspreizte und die Augen schloss. Dabei atmete ich tief und ruhig durch, bis ich ein warmes Gefühl in mir ausmachte. Ich konzentrierte mich darauf, denn dieses Gefühl stand für die Verbindung zwischen Mishka und mir, so wie Celestine es angedeutet hatte.

Erst, als ich der festen Überzeugung war, dass unsere Herzen im Einklang schlugen, öffnete ich meine Augen wieder und blickte Mishka direkt an. Geduldig saß er vor mir und ich spürte sein tiefgehendes Vertrauen in mich. Also bewegte ich die rechte Hand nach vorne, so als würde ich einen Ball flach nach ihm werfen. Tatsächlich warf ich auch etwas nach ihm, denn ich gab mit dieser Bewegung einen Impuls ab, der Mishka ungesehen aller Augen traf. Augenblicklich zuckte der Kater zusammen und fauchte, was gleich darauf zu einem Brüllen wurde, als sein Körper anwuchs. Fasziniert beobachtete ich, wie Mishka zu dem wurde, was seine Seele noch immer war: Eine große, schwarz-weiße Raubkatze mit zwei Schwänzen, welche gereizt umher peitschten. Ich hörte gar nicht, wie Loren und Chester heraneilten, während Mishka sich am ganzen Körper schüttelte und mit geöffnetem Maul zu mir aufblickte. Zeitgleich führte ich die rechte Hand an mein Herz und lächelte, was sich in Mishkas silbernen Augen spiegelte. Triumphierend brüllte er erneut und schmiegte sich dann um meine Hüfte.

„Wie hast du das-WOAH!“ Loren wich erschrocken vor mir zurück, als er mir ins Gesicht blickte.

„Was hast du?“ Ich dachte mir, dass er überrascht wäre, wenn es funktionieren würde, doch mit so einer Reaktion hatte ich nicht gerechnet.

„Deine... Augen...“ nuschelte der Blonde, außerstande einen ordentlichen Satz zu formulieren.

„Was?“

„Deine Augen... Sie sind...“ Ich spürte Mishkas Belustigung über Lorens Sprachlosigkeit in meinem Körper vibrieren und war selbst etwas überfordert. Ich hatte beinahe ein wenig Angst davor, zu erfahren, inwiefern sich meine Augen denn diesmal verändert hatten. Doch da griff Chester einfach nach meinem Oberarm und zog mich an die Spiegelwand heran.

„Sieh hin, Kristina“, forderte er mich auf und ich tat es. Und da entdeckte ich es in meinem Spiegelbild: Um die Iriden meiner blassblauen Augen herum zog sich ein goldener Ring.

„Wie ist das möglich?“ Hörte ich Loren hinter mir fragen und ich schaute ihn durch den Spiegel an.

„Celestine hat mir erzählt, dass ich als Animalist geboren wurde und dass Mishkas Seele die Seele meines Partners Mikhail ist. Ich hatte so ein Gefühl, dass es richtig ist, also musste ich es ausprobieren.“ Mishkas zufriedenes Schnurren vibrierte in meiner Brust wider.

„So etwas hat es noch nie zuvor gegeben.“

„Jetzt schon“, in Chesters Augen konnte ich einen stolzen Funken erkennen, ehe er sich abwandte.

„Schluss für heute. Wir müssen deinen Trainingsplan neu gestalten.“ Während Chester sich auf den Weg zur Tür machte, starrte Loren mich noch immer an. Langsam wandte ich mich ihm zu. Erst nach einer Weile begann der Blonde dann doch zu grinsen.

„Du bist unglaublich, Kris!“ Anerkennend musterte er erst mich und dann Mishka. Doch verfiel er dann wieder ins Grübeln.

„Lass uns jemanden treffen“, beschloss er dann und winkte mich zu sich, ehe er gemeinsam mit Dew vorauslief. Mit fragendem Blick folgten wir ihm.

 

Keine fünf Minuten später betrat Loren, ohne anzuklopfen, einen Raum. Darinnen saß ein breitschultriger Mann mit Glatze. Auf öffentlicher Straße hätte ich ihn für einen dieser rockigen Biker gehalten. Doch als ich in seine sanftmütigen blassbraunen Augen blickte, wusste ich, dass er ein Spiritualist war.

„Hallo, kommt rein. Ich bin Lars.“ Seine Stimme war tief aber ebenso sanft, wie seine Augen. Nur kurz sah er etwas überrascht zwischen Mishka und mir hin und her, dann stand er jedoch auf und ging vor meinem Partner in die Hocke. Seine Hände glitten über Mishkas Körper, betasteten seine Muskulatur und umfassten dann seinen Kopf, was ein beruhigendes Schnurren hervorrief.

„Du bist ja ein Prachtexemplar. Vielleicht ein wenig untrainiert, aber ansonsten ein gesundes und starkes Licht-Wesen.“ Mein Herz machte einen Sprung bei diesen Worten. Doch wurde sein Blick prüfender, während er Mishkas Kopf mit den Händen untersuchte und dabei ein wenig hin und her wiegte.

„Ich kenn' dich doch.“ Gespannt wartete ich auf seine nächsten Worte, während die Erkenntnis in seinen Blick trat. „Du bist doch Mikhail.“ Der Kater öffnete sein Maul leicht und es wirkte fast so, als würde er grinsen. Auch Loren grinste übers ganze Gesicht, als Lars überrascht zu ihm aufschaute.

„Unglaublich aber wahr. Er war bis vor 5 Minuten noch ein Zwielicht-Wesen.“ Mishka befreite seinen Kopf aus den Händen und legte seine Stirn an die von Lars. Er schien ihn ebenfalls zu erkennen.

„Kris hat etwas Ungewöhnliches versucht, als wir dabei waren, ihre spiritualistische Fähigkeit herauszufinden.“

„Und damit hat sie ihm seinen wahren Körper zurück gegeben“, schlussfolgerte Lars und es schien ihn wirklich zu freuen, denn er streichelte weiterhin über Mishkas Fell und konnte den Blick gar nicht von ihm abwenden.

„Das ist kein vorübergehender Zustand, oder?“ fragte ich nun zaghaft, da ich das Gefühl hatte, dieser Mann könnte mir die Antwort darauf geben.

„Nein, ist es nicht. Ein Licht-Wesen kann man nicht mehr degradieren.“ Als mich Lars nun endlich anschaute, seufzte ich erleichtert auf. Erhobenen Hauptes stolzierte Mishka durch den Raum und Lars sah dies als Anlass, aus der Hocke aufzustehen. Nun betrachtete er meine Augen intensiv und ich erwartete schon fast, er würde auch meinen Kopf zwischen seine riesigen Pranken nehmen. Doch kratzte er sich mit seiner Hand nur selbst am Kopf.

„Ein animalistischer Spiritualist. Kann man das so nennen? Ich hätte nie gedacht, dass ich Mikhail je wiedersehen würde und dann noch mit seiner Partnerin.“ Ich lächelte verlegen und schaute zu dem stolzen Kater.

„Er heißt nun Mishka.“ Kurz betrachtete Lars die stolzierende Großkatze, dann nickte er grinsend.

„Der selbe und doch nicht der selbe, natürlich.“ Nach einer weiteren Runde Streicheleinheiten verabschiedeten wir uns. Noch bevor wir den Raum verließen erfuhr ich, dass Lars für das Wohlbefinden der Licht-Wesen dieser Gilde zuständig war und dass ich mit Mishka jederzeit zu ihm kommen konnte, wenn etwas mit meinem Partner sein sollte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Futuhiro
2018-10-12T16:08:41+00:00 12.10.2018 18:08
Animalistischer Spiritualist ... wouw. Das wird ja immer wilder. Da bin ich ja mal gespannt, was die dann für Fähigkeit hat.
Konnte Mishka sich eigentlich an sein früheres Leben noch erinnern?
Die Namen klingen btw. recht russisch. Sind Kristina und Mishka russischer Abstammung?


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