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Hunter of Darkness

Schattenspiel
von

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Sieben

Da ich ein Spiritualist war, versuchten wir an diesem Tag direkt herauszufinden, welche Fähigkeit meine Stärke war. Denn, während Animalisten, wie Loren, ihren Körper gepaart mit Elementen und ihren Partnern im Kampf einsetzten, nutzten Spiritualisten, wie Chester und ich, oft ihren Geist zum Kampf. Oder sie gingen dem Kampf lieber aus dem Weg, da ihre herausragende Gabe die Hellsicht oder eine ähnliche Fähigkeit war, die im Kampf wenig brachte. Es gab nur wenige Kampf-spezialisierte Spiritualisten und die meisten hatten Elementare-Fähigkeiten.

Also probierten wir so ziemlich alles durch, was den beiden anderen einfiel und was die Bücher hergaben. Um ehrlich zu sein, wusste ich am Abend schon nicht mehr, was wir alles ausprobiert hatten, nur dass wir von Telekinese über Telepathie und Manipulation zu Elementaren-Übungen gekommen waren. Und irgendwie schienen mir letztere zumindest ein wenig zu liegen, doch war auch der kleine, elektrische Funke, den ich hervorgebracht hatte, nicht gerade meine größte Stärke. Hoffte ich zumindest.

 

Mit einem enttäuschten Seufzen ließ ich mich in der Mensa auf einen Stuhl sinken und stützte das Kinn in die hohle Hand. Ich war erschöpft von den ganzen Übungen und es wurmte mich, dass mir nichts hatte richtig gelingen wollen.

„Was schaust du denn so, Kris? Es ist ja nicht deine Schuld, dass wir noch nichts gefunden haben, das ganz zu dir passt.“ Lorens Stimme war ermutigend, als er das Tablett vor mir abstellte und sich zu mir setzte. Chester hatte sich mal wieder grübelnd verzogen.

„Ich weiß, ich weiß“, seufzte ich. „Wäre ich die letzten Jahre nicht mit irgendwelchen Tabletten vollgestopft worden, dann hätte ich meine Fähigkeit bereits oder hätte zumindest eine Ahnung, was es sein könnte...“ Niedergeschlagen streichelte ich Mishka, der auf meinem Schoß saß. Da fiel mein Blick erneut auf das Halsband und ich entdeckte eine kleine Metallplatte daran. Darauf stand in kunstvollen Lettern „Mikhail“. Verdutzt blinzelte ich und zog dann die Augenbrauen zusammen.

„Mikhail? Wieso steht auf dem Halsband Mikhail?“ Loren beugte sich zu mir hinüber, dann zuckte er jedoch mit den Schultern.

„Das musst du schon Celestine fragen. Sie ist dafür zuständig.“ Als ich aufstehen wollte, hielt der Blonde mich davon ab.

„Erst isst du etwas, dann kann ich dich zu ihr bringen.“ Mir war klar, dass er Recht hatte, also schaufelte ich das Essen in mich hinein und wartete ungeduldig darauf, dass auch Loren aufgegessen hatte. Und kaum war er fertig, räumte ich die Tabletts eilig weg, wobei ich den belustigten Blick des Blonden ignorierte. Danach folgte ich ihm quer durch den riesigen Gebäudekomplex. Vor einer Tür blieb er schlussendlich stehen und deutete darauf.

„Das ist Celestines Reich.“ Unschlüssig blieb ich stehen und betrachtete die fein gearbeiteten Muster auf der Tür. Sie wirkten wie diese magischen Symbole und Bannkreise, die man aus Hexenfilmen kannte.

„Was macht diese Celestine eigentlich?“ Unwillkürlich musste ich an Verzauberungen denken, die man auf andere Menschen hetzen konnte. Ich hatte in meinem heimischen Gefängnis eindeutig zu viele Horrorfilme gesehen. Genau das schien auch Lorens Blick zu sagen, als er die Tür öffnete.

„Das kannst du sie gleich selbst fragen. Nun geh schon rein.“ Sanft schob mich der Blonde durch die Tür und schloss sie hinter mir von außen wieder. Als ich in dem engen, kurzen Flur dahinter stehen blieb, sprang Mishka von meiner Schulter und ging voraus. Erst, nachdem er den schweren Vorhang am anderen Ende durchquert hatte, folgte ich ihm langsam und mit klopfendem Herzen.

Ich weiß nicht, was ich eigentlich erwartet hatte, aber das angrenzende Zimmer wirkte sehr wohnlich und einladend. Die Wände waren in einem warmen Pastellorange gestrichen und die beiden großen Sofas sahen äußerst bequem aus. An den Wänden standen überall Bücherregale, die mit Büchern in unterschiedlichen Sprachen und einigen Notizbüchern überfüllt waren. Die Regale sahen ein wenig unordentlich aus, ebenso wie der Couchtisch, was den ersten gemütlichen Eindruck untermalte.

Ich stand noch immer im Durchgang, als eine junge Frau durch die gegenüberliegende Tür trat.

„Ah, Kristina Piunova. Zu dir gehört Mishka.“

„Ähm...“ Ich nickte zaghaft, folgte der gedeuteten Einladung zur Couch und kam dann gleich zum Punkt, der an mir nagte.

„Wegen Mishka bin ich auch hier. Auf seinem Halsband steht Mikhail, wieso?“ Als Celestine sich mir gegenübersetzte, schaute ich nicht schlecht, als ich ihre Augen sah. Sie waren von kräftigem, fast strahlendem, Ockergelb, doch konnte ich keinen goldenen Ring darin erkennen.

„Was bist du...?“ Die Schwarzhaarige lächelte.

„Ich bin eine Mediale. Ich bin jemand, der die Fähigkeiten eines Spiritualisten hat, jedoch nicht gestorben ist. Mit dem Unterschied, das meine Fähigkeiten weitaus stärker als die eines gewöhnlichen Spiritualisten sind.“

„Du bist die dritte Art von Hunter, die in dem Buch nicht beschrieben wird.“ Erneut lächelte mich die Frau an, dann schaute sie zu Mishka.

„Meine Fähigkeit ist es, in die Seelen anderer zu sehen. Du wolltest wissen, weshalb auf Mishkas Halsband Mikhail steht.“ Es war keine Frage, also schwieg ich abwartend, bis Celestine fortfuhr.

„In diesem Zwielichtkörper trägt er den Namen Mishka. Doch ist Mishka nur die Kurzform von Mikhail, was der wahre Name seiner Seele ist.“ Sie deutete mir, dass ich die Papiere vom Tisch nehmen sollte, also tat ich dies und überflog die darauf angegebenen Daten.

„Mikhail war ein Licht-Wesen. Ich habe mich ein wenig informiert und herausgefunden, dass du eigentlich seine Partnerin hättest werden sollen.“ Erschrocken riss ich den Kopf hoch.

„Ganz recht. Du hättest ein Animalist werden sollen.“

„Aber... Wieso ist er dann ein Zwielicht-Wesen?“ Bedauernd senkte die Schwarzhaarige den Blick.

„Wenn der Partner eines Licht-Wesens stirbt, stirbt auch das Wesen. Entweder, weil es vor lauter Trauer vergeht oder sich durch Wut und Rachsucht in den Kampf mit Finsternis-Wesen stürzt. Ein Licht-Wesen kann nicht ohne seinen Partner. Es wird mit ihm geboren und stirbt mit ihm.“ Schock zeigte sich auf meinem Gesicht, als ich begriff.

„Aber... Aber wieso... wieso wurde er zu einem Zwielicht-Wesen...?“

„Sein Wille war stark genug. Er wollte nichts anderes, als bei dir zu sein. Und da du nicht auf der anderen Seite auf ihn gewartet hast, ist er als Zwielicht-Wesen zu dir zurück gekommen. Das ist sehr selten.“ Mit Tränen in den Augen schaute ich auf Mishka hinab.

„Ich wusste, als ich ihn getroffen habe, dass er zu mir gehört. Als hätte mir zuvor etwas gefehlt.“ Ich hörte das sanftmütige Lächeln in Celestines Stimme, als sie mich ansprach.

„Und genau so ist es. Trotz dass du ein Spiritualist bist, verbindet euch beide das gleiche Band, wie es bei Animalisten der Fall ist. Aus diesem Grund habe ich ihm das Halsband mit seiner alten ID gegeben.“ Nach einer Weile nickte ich und hob schließlich den Blick wieder an.

„Danke, dass du mir das alles erzählt hast. Ich muss darüber in Ruhe nachdenken.“ Mit diesen Worten stand ich auf und verließ, gefolgt von Mishka, den Raum.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Futuhiro
2018-10-12T15:54:48+00:00 12.10.2018 17:54
Puh, ich hab eindeutig zu lange gebraucht, um hier endlich weiter zu lesen. Ich muss erstmal wieder sortieren, wer Loren und Chester waren. X_x

Die Sache mit der mentalen Verbindung finde ich wahnsinnig genial. Das klingt sehr durchdacht und ausgearbeitet. Jetzt wüsste ich aber doch zu gerne mal, was Mishka früher gewesen ist. ^^


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