Hunter of Darkness von Plotchaser (Schattenspiel) ================================================================================ Kapitel 5: Fünf --------------- Plötzlich stand ich auf einer wunderschönen Wiese. Eine Wiese, die mich an jene erinnerte, welche ich nach meinem Tod betreten hatte. Doch noch während ich mich umsah, verdunkelte sich auf einmal alles um mich herum und ergraute. Panik stieg in mir auf und ich wirbelte herum, meine Augen suchten nach dem Grund, bis ich meine Mom entdeckte: Sie stand still da und starrte mich emotionslos an. „Mom...?“ Vorsichtig machte ich einen Schritt auf sie zu, doch wandelte sich da ihr Aussehen. Ihr Gesicht wurde zu einer monströsen Fratze, die mich blutrünstig angrinste. „Du bist nicht seltsam, Kristina! Du bist nicht anders! Du siehst keine seltsamen Dinge! Du bist normal! Du bist ein Mensch! Ein normaler Mensch! Du musst normal sein! Sei normal! Sei normal! Sei normal!“ Bei den letzten Worten sprang dieses Ding, das keinesfalls meine Mutter war, auf mich zu. Aus Reflex riss ich meine Arme nach oben und wollte dieses Ding von mir stoßen...   Als ich plötzlich auf dem Boden eines weißen Raumes lag. Verwirrt hob ich den Blick an und realisierte, dass ich neben einem Bett lag. Ein Bett, aus dem ich wohl eben herausgefallen war. „Hey, alles in Ordnung?“ Das war Lorens Stimme, die hinter mir – zusammen mit seinen herannahenden Schritten – ertönte. Zitternd holte ich Luft und hievte mich währenddessen an dem Bett empor, um mich darauf zu setzen, während ich mich fragte, ob das eben tatsächlich ein Traum gewesen war. „Ja... Ich hab nur Kopfschmerzen“, murmelte ich als Antwort auf die Frage, als der Blonde vor mir stehen blieb. Stirnrunzelnd betrachtete er mich von oben herab. „Kopfschmerzen...? Was ist denn vorhin passiert?“ Schulterzuckend wandte ich den Blick ab. „Ich weiß es nicht... Ich hatte auf einmal solche Kopfschmerzen und dann... Dann bin ich hier aufgewacht.“ Aus den Augenwinkeln heraus erkannte ich, dass Loren mich noch immer misstrauisch musterte. „Als du aus dem Bett gefallen bist, sah es eher so aus, als wolltest du jemandem die Zähne ausschlagen.“ Seufzend hob ich nun doch wieder den Blick an. „Ich hab nur was blödes geträumt“, brummte ich leise vor mich hin. Ich hatte nicht vor, diesem Fremden von meinem Traum zu erzählen. Doch ertönte da Chesters Stimme aus dem angrenzenden Raum, aus dem Loren selbst eben erst herausgekommen war: „Was hast du geträumt, Kristina?“ Auch wenn ich es eigentlich wirklich nicht erzählen wollte, so hatte ich doch das Gefühl, dass ich bei ihm nicht darum herum kommen würde. Also seufzte ich leise und ließ meinen Blick über den Boden wandern. „Der Traum war seltsam“, murmelte ich leise vor mich hin. Meine Worte schienen Chester aus dem Nebenraum hervorzulocken, denn auf einmal stand er neben Loren und lehnte sich an die Wand, während er mich aufmerksam musterte. Auch wenn er schwieg, so konnte ich die Aufforderung in seinen Augen doch erkennen, also fuhr ich fort. „Ich stand alleine auf einer Wiese. Als sich alles verdunkelte, habe ich meine Mom dort stehen sehen. Zu erst stand sie einfach nur da und hat mich angestarrt, doch als ich sie angesprochen habe“, ich stockte kurz und verzog missmutig das Gesicht. „Da war sie nicht mehr meine Mom. Dieses Ding hat mir gesagt, dass ich normal sein muss, nicht seltsam sein darf... Dann wollte es sich auf mich stürzen. Und als ich mich wehren wollte, bin ich aus dem Bett gefallen...“ In Chesters Augen blitzte so etwas wie eine Ahnung auf. „Was ist genau passiert, bevor du vorhin das Bewusstsein verloren hast, Kristina?“ Nur kurz zog ich die Augenbrauen zusammen. Ich musste es ja sowieso erzählen. „Ich habe versucht, zu verstehen, von was ihr redet. Ich habe noch immer das Gefühl, ich müsste genau wissen, wovon ihr geredet habt, aber als ich vorhin näher darüber nachgedacht habe, bekam ich plötzlich höllische Kopfschmerzen.“ Kritisch zog Chester die Augenbrauen zusammen und warf Loren einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte, ehe er mich wieder ansah. „Ich habe so das Gefühl, dass deine Mutter daran Schuld ist, dass du das Bewusstsein verloren hast. Mir scheint so, als hätte sie irgendetwas gemacht, das dein Gedächtnis blockiert. Denn, eigentlich solltest du schon eine Ahnung davon haben, worüber wir gesprochen haben.“ Nun musterten mich also beide misstrauisch. Na, danke auch... Seufzend ließ ich den Blick zu der Tür wandern, durch die Chester gekommen war, da ich hörte, wie eine weitere Tür dahinter geöffnet wurde. Und prompt sah ich ein kleines, weiß-schwarzes Fellknäuel auf mich zu springen. Freudig miauend sprang Mishka auf meinen Schoß und schmiegte sich direkt mit dem Kopf an meine Wange. „Ist ja gut, Mishka“, flüsterte ich ihm zu, während ich die stürmische Liebkosung erwiderte. Nun ja, immerhin begutachtete Loren uns nun eher belustigt als misstrauisch. Jedoch blieben in diesem Moment meine Finger an etwas hängen, was mich Mishkas Hals betrachten ließ, denn dort prangte ein nagelneues, mir unbekanntes, Halsband. „Du hast ja ein Halsband, Mishka“, verdutzt wanderte mein Blick zurück zu Chester, wobei Loren meine unausgesprochene Frage direkt beantwortete. „Er war bei Celestine. Sie hat sich um das Halsband gekümmert.“ „Und... Warum?“ „In erster Linie, weil ein ID-Chip an dem Halsband angebracht ist, mit dem er hier jederzeit problemlos ein und aus gehen kann. Und zum anderen können ihn nun gewöhnliche Menschen sehen.“ Wenn ich Lorens Blick richtig deuten konnte, dann waren meine Gesichtszüge soeben entgleist. „Wie jetzt...?“ Lorens Grinsen wurde breiter. „Mishkas physischer Körper gleicht dem einer gewöhnlichen Katze. Und genau das sehen normale Menschen ab jetzt, solange er das Halsband trägt. In Zukunft wird dich also niemand mehr für verrückt erklären, wenn du dich mit Mishka draußen aufhältst, weil sie ihn ja jetzt sehen können.“ Augenblicklich wurde meine Haltung distanzierter, während ich den Blick senkte. Keinen Moment später schob sich Chester auch schon wieder in mein Blickfeld, indem er vor mir in die Hocke ging. „Du hast mir vorhin erzählt, dass deine Mom dich wieder in die Psychiatrie einweisen lassen wollte. Warum hat sie das zuvor getan?“ Ein Tränenschleier stahl sich in meine Augen, als ich den Schwarzhaarigen direkt anschaute. Rasch schloss ich sie jedoch, ehe sie mich verraten konnten und drückte Mishka leicht an mich. „Wegen den Wesen“, meine Stimme war kaum mehr als ein Hauchen. „Ständig tauchten sie in meiner Nähe auf und stellten irgendetwas an. Sie waren aufdringlich und wenn ich wollte, dass sie gingen, stellten sie das Haus auf den Kopf. Meine Mom dachte, dass ich das alles tun würde. Verhaltensauffällig hat sie es genannt. Anfangs ist mir auch mal herausgerutscht, dass es nicht ich gewesen bin, sondern die Wesen. Irgendwann“, ich seufzte schwer und zuckte mit den Schultern. „Irgendwann hat sie mich zu einem Psychiater geschickt und dieser mich dann in die Psychiatrie.“ Als es um mich herum still blieb, öffnete ich langsam die Augen wieder und starrte auf das schwarz-weiße Fell meines Katers. Ich wollte nicht in die blassblauen Augen von Chester blicken, die meinen eigenen so sehr ähnelten. Doch legte dieser die Hand an meine Wange und brachte mich dadurch doch zum Aufsehen. „Es tut mir Leid, Kristina. Hätte ich das alles früher gewusst, hätte ich dich dort schon viel eher herausgeholt.“ Mit einem zittrigen Lächeln schüttelte ich den Kopf. „Das hast du doch jetzt getan.“ Mishka befreite sich aus meinem Griff und schnurrte laut los, was mich ein wenig beruhigte. Sanft streichelte ich über seinen Kopf und stand dann vorsichtig vom Bett auf. „Erklärt ihr mir dann jetzt, was in den nächsten 4 Tagen passieren soll?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)