The Poetry of Light and Shadow von Ceydrael (Loki x OC) ================================================================================ Kapitel 10: Magie ----------------- »Das ist einfach nicht möglich…« Nachdem seine Sterbliche den Rückweg aus der Heilkammer in einer Art schweigsamen Schockzustand verbracht hatte; bestärkt durch ihr erneut furchtsames Anrücken an Loki während der Fahrt mit dem Aufzug, erfreute sie sich nun plötzlich wieder äußerster Lebhaftigkeit, als hätte sie der feste Boden unter den Füßen von ihrer Starre geheilt. Wo Loki sie vorher schon fast hatte mit sich ziehen müssen, wirbelte sie nun entschieden zu ihm herum, nachdem sie die Plattform des Aufzuges verlassen hatten und drückte ihm die Hände auf die Brust, um ihn am weitergehen zu hindern. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht schwankte zwischen Verwirrung und vorsichtiger Hoffnung. »Es kann einfach nicht sein. Eure Geräte müssen einen Fehler gemacht haben!« Loki sah mit irritiert gehobenen Brauen auf ihre Hände hinab, die auf dem Stoff seiner Robe verweilten, bevor er einfach einen Schritt beiseite trat und seinen Weg an ihr vorbei fortsetzte. »Unsere Geräte machen keine Fehler.« Allerdings hatte er nicht mit der Beharrlichkeit der Menschenfrau gerechnet, deren Finger sich sofort um seinen Unterarm schlossen und ihn erneut im Gang aufhielten. »So hört mir doch wenigstens erst einmal zu!« fuhr sie ihn aufgebracht an, während in ihre Stimme unterschwellig die Verzweiflung kroch. Loki blieb erneut stehen und schöpfte tief nach Atem, bevor er sich eher widerwillig zu der Sterblichen umwandte. Menschen waren wirklich seltsame Geschöpfe. Warum konnten sie die Wahrheit einfach nie akzeptieren? Dieses Verhalten hatte er bereits auf Midgard häufig beobachtet. Die Sterblichen konnten sich einfach selten mit der Wirklichkeit abfinden und bäumten sich selbst im Angesicht des sicheren Todes oder einer unverrückbaren Realität kämpferisch auf, um zu versuchen die Vorsehung doch noch abzuändern - mutig, doch schlichtweg dumm. Sie waren ein sturer, kleiner Haufen - trotz ihrer schwachen Körper und sterblichen Hüllen waren sie entschlossen, verbissen und unterwarfen sich nicht gern; weder einem Gott, noch ihrem Schicksal. Auch seine Sterbliche bildete da keine Ausnahme. Loki rieb sich in einer missmutigen Geste mit der freien Hand über die Schläfe. Er musste endlich damit aufhören, sie als Sein zu betrachten und zu bezeichnen. Mit auffordernd gehobener Braue und recht entnervt sah er ihr entgegen. »Schön. Dann sprecht.« verlangte er ungeduldig. Der Trupp der Palastwache war ebenso stehengeblieben und verweilte abwartend hinter den beiden; eine weitere Tatsache, die Loki wohl bald den letzten Nerv rauben würde. Die ständige Beobachtung durch diese hirnlos dressierten Kämpfer ging ihm mächtig gegen den Strich. Er konnte keinen Schritt und keine Bewegung ohne die argwöhnischen Blicke von Odins Wachen tun; obwohl er das Misstrauen ganz Asgards durchaus nachvollziehen konnte, so war diese permanente Überwachung doch irgendwie auch ziemlich ernüchternd. Denn Loki wurde damit zu jeder Tages- und Nachtzeit erneut vor Augen geführt, dass er ein Ausgestoßener war; ein Geächteter, dem man jegliches Vertrauen abgesprochen hatte - dem selbst die eigene Familie, wenn auch nicht die wahre, keinen einzigen Schritt mehr über den Weg traute. Vor der Zeit seiner Gefangenschaft hätte ihn diese Erkenntnis gewiss noch mit hinterhältiger Freude erfüllt, doch jetzt - nach allen den Monden in Einsamkeit - war das Bewusstsein darüber nur noch wie ein bösartig hungriger Wurm, der sich unermüdlich durch seine Eingeweide fraß und nichts als Leere hinterließ. In den dunklen Stunden der Nacht wurde sich Loki dieser sich ausbreitenden Leere immer mehr bewusst; vielleicht auch ein Grund, warum er den Schlaf bewusst mied und seinen Verstand nicht zur Ruhe kommen lassen wollte. Die Sterbliche straffte sich entschieden und schlug dann einen eindringlichen Tonfall an: »Ich war auf der Erde regelmäßig beim Blutspenden. Man hätte mich doch benachrichtigt, wenn mit meinem Blut etwas nicht gestimmt hätte. Meint Ihr nicht, dass die Regierung meiner Welt schon viel eher auf mich aufmerksam geworden wäre, wenn mein Blut solche Phänomene entwickelt hätte?« Sie blickte abwartend zu ihm auf, Zuversicht auf den zarten Zügen, während sie ihn noch immer festhielt. Loki zog eine Braue fragend und kritisch in die Höhe, während er sich ihr gänzlich wieder zuwandte. »Blutspende…?! Was muss ich mir darunter vorstellen? Welchen Zweck soll das erfüllen?« fragte er dann, doch neugierig geworden. Die Menschenfrau wirkte augenblicklich fast erleichtert und ließ seinen Arm nun zögerlich wieder los, da sie offensichtlich der Überzeugung war, seine gewonnene Aufmerksamkeit würde ihn sicherer an Ort und Stelle halten als ihr Griff. »Bei einer Blutspende gibt man freiwillig eine gewisse Menge an Blut ab. Das wird dann kontrolliert und untersucht, um es in Notfällen kranken und verletzten Menschen zur Verfügung stellen zu können, wenn die einen schweren Blutverlust erlitten haben.« Loki rümpfte missbilligend die Nase. »Ihr vermischt euer Blut untereinander und macht es damit unrein?! Solch Unsinn kann es auch nur auf Midgard geben…« Sie sah ihn völlig entgeistert an, bevor sich Entrüstung bei ihr breitmachte. »Das ist doch jetzt gar nicht das Thema. Und überhaupt…das ist eine ehrenvolle Spende und ein sehr gutmütiges Opfer! Es ist überhaupt nichts unreines oder verwerfliches daran, einem anderen Menschen damit das Leben zu retten!« Der Magier hatte ihren Worten ungerührt und distanziert zugehört, was ihre Empörung erst noch recht zu schüren schien - besonders, nachdem er eine Braue süffisant skeptisch in die Höhe gezogen hatte. »Aber ein egoistischer Kerl wie Ihr wird das wohl kaum verstehen.« fuhr sie ihn wütend an, die schmalen Brauen grimmig zusammengezogen. »Für Euch steht ja das eigene Wohl an höchster Stelle, nicht wahr?« giftete sie höhnisch. Ihre zierliche Gestalt wirkte angespannt, die Hände hatte sie intuitiv zu Fäusten geballt und der Magier musste unwillkürlich feststellen, dass der Schein der hereinfallenden Sonnenstrahlen ihr rotes Haar flammend aufleuchten ließ und ihr fast schon das Aussehen einer entschlossenen Rachegöttin verlieh. Das war irgendwie…reizvoll. Loki gab ein gleichgültiges Nicken von sich. »Richtig.« war seine lapidare Antwort. Die Worte der Sterblichen berührten ihn nicht wirklich, da man ihm schon schlimmere Dinge an den Kopf geworfen hatte. Wenn er sich stets alles zu Herzen genommen hätte, als was man ihn im Laufe seines Lebens schon bezeichnet hatte, so wäre er wohl bereits zu einem kümmerlichen Häufchen Selbstmitleid verkommen. Er musste Emotionen an seiner mühsam erbauten, eiskalten Fassade abperlen lassen wie wütende Regentropfen in einem Sturm von der schützenden Fensterscheibe. Allerdings konnte er sich die Wut der Sterblichen eigentlich nicht leisten - er rief sich in Erinnerung, dass er ihr Vertrauen benötigen würde, wenn er jemals das Geheimnis um ihre Macht lösen wollte. »Wollt Ihr mich jetzt weiter beleidigen oder mir Eure Vermutung offenlegen?« fügte er dann seelenruhig an und erntete dafür von ihr ein ungläubiges Schnauben. Fassungslos wandte sie den Blick ab und schien mit sich selbst zu ringen. Sie holte tief Luft und schüttelte den Kopf, erst dann sah sie ihn wieder an. »Wie ich bereits sagte - eure Geräte scheinen nicht zu stimmen. Vielleicht ist Euch auch ein Fehler bei der Untersuchung unterlaufen. Mein Blut hat noch niemals zuvor solche Veränderungen-« Loki drehte sich ungerührt auf dem Absatz herum und setzte seinen Weg fort, ohne auf ihren empörten Protest zu achten, da er sie einfach stehen ließ. »Mir ist kein Fehler unterlaufen und unsere Geräte funktionieren einwandfrei. Das beweist gar nichts - außer vielleicht, dass dieses Phänomen tatsächlich erst nach Eurer Ankunft in Asgard zum Vorschein kam.« In Gedanken versunken durchschritt der Magier die Gänge Gladsheims, nachdem die erzürnten Worte der Sterblichen an ihm abgeprallt waren, die sich über seine unhöfliche Art beschwert hatte. Nun folgte sie ihm wie der Trupp der Palastwache schweigsam. Also war die Frau auf Midgard wirklich noch völlig normal gewesen. Erst durch die Reise mit dem Bifröst schienen diese Phänomene Gestalt angenommen zu haben, als hätte der Transfer zwischen den Welten irgendetwas in ihr „aktiviert“. Doch wo lag dann der Ursprung ihrer Macht; dieser brodelnden Energie in ihrem Blut? Loki konnte es sich einfach nicht erklären. Sie schien sich zu einem unlösbaren Rätsel zu entwickeln. Die kleine Gruppe erreichte eben die Vorhalle Gladsheims und die Wächter des Eingangstores öffneten jenes mit einem schweren Schaben für den Magier und seine Gefolgschaft; Sonnenlicht flutete in die Halle, in welches Loki seine Schritte setzte und eilig die Stufen zum Vorhof von Odins Palast hinablief. Das helle Tageslicht hämmerte wie Thors Hammer gegen seine Schläfen und ließ ihn die Augen blinzelnd verengen; erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er ziemlich viel Zeit im schattigen Zwielicht der Bibliothek zugebracht hatte, über seinen Büchern brütend, ohne sich eine Pause oder Schlaf zu gönnen - ganz zu schweigen von einer Mahlzeit. Bohrende Kopfschmerzen drängten forsch in den Vordergrund und erinnerten ihn daran, dass er vielleicht ein wenig besser auf sich und seinen Körper achtgeben sollte - Gott hin oder her, auch seine Reserven waren nicht unerschöpflich. Die schweren Schritte der Palastwache folgten ihm die Treppe hinab, doch seine Sinne vermeldeten ihm augenblicklich, dass die Sterbliche zurückblieb. Ein Blick über die Schulter zeigte Loki, dass die Frau auf einer der oberen Stufen stehen geblieben war und starrsinnig die Arme vor der Brust verschränkt hatte. Mit einem beinahe vernichtenden Blick sah sie zu ihm herab, während der milde Wind an ihrem Haar zerrte und einzelne Strähnen in ihr Sichtfeld wirbelte. Sie machte keine Anstalten sich weiter zu bewegen und ihm zu folgen. Himmel. Frauen waren wirklich komplizierte Wesen. Loki hätte so einiges dafür gegeben, damit er ihre Gedankengänge nachvollziehen könnte. Unter normalen Umständen hätte er sich niemals die Mühe gemacht, mit einem resignierten Seufzen umzukehren und die Stufen zu ihr zurück zu erklimmen; er hätte sich einfach genommen, was er wollte - sie wenn nötig auch mit Gewalt oder Magie unter seinen Willen gezwungen und die Treppe hinabgezerrt. Doch die Umstände waren leider nicht normal - daran erinnerten ihn die penetranten Fesseln um seine Handgelenke und der Trupp der Wächter, die wartend auf den Stufen stehengeblieben waren. Und der Gedanke, dass es ihm irgendwie zuwider wäre, in den hellen Augen der Menschenfrau Angst vor ihm aufflackern zu sehen - natürlich nur, weil ihre Kooperation damit gefährdet wäre. Bewusst gemächlich stieg er die Treppe wieder hinauf und blieb ein paar Stufen vor ihr stehen, sodass sie sich auf gleicher Augenhöhe befanden; sie war ja gut einen ganzen Kopf kleiner als er selbst. »Was ist los?« fragte er dann ruhig nach und bemühte sich einen nicht so gänzlich ungeduldigen Eindruck zu vermitteln. Wenn er bei ihr weiterkommen wollte, so musste er sich wohl oder übel darauf einlassen, freundlicher zu sein und auf ihre Bedürfnisse zu achten. »Ich finde, wir sollten jetzt mal ein paar Dinge klarstellen.« begann sie mühsam beherrscht, was ihre unterschwellig zitternde Stimme verriet. Sie war wütend, kaum zu übersehen durch das kämpferische Funkeln in ihren Augen; ihr Blick bohrte sich direkt und unbeirrbar in seinen und verschaffte ihr damit Lokis äußerst kostbare Aufmerksamkeit. Sie unterlag noch immer einer gewissen Furcht vor ihm, was ihr angespannter Körper nicht gänzlich verbergen konnte; ihre ganze Haltung wirkte, als könnte sie bei der kleinsten, verdächtigen Regung seinerseits ihr Heil in der Flucht suchen, doch ihr Kinn war entschlossen gereckt und der Magier musste ihren Mut mit einem winzigen Schmunzeln wertschätzen. Ja, Menschen waren wirklich seltsame Geschöpfe. Obwohl sie ihr Instinkt vor Gefahr warnte, erhoben sie sich und trotzten ihr, weil sie immer nach Freiheit und Gerechtigkeit streben würden. Loki schwenkte die Hand in einer auffordernden Geste. »Bitte. Nur zu. Klärt, was Ihr als zu klären erachtet.« erwiderte er und hielt den Hohn krampfhaft aus seiner Stimme fern. Ein recht schwieriges Unterfangen, wenn man es sein Lebtag gewohnt war, mit süffisanten Worten auf die Bemerkungen anderer zu reagieren. »Ihr…« begann sie dann bestimmt und löste die Verschränkung ihrer Arme, um ihm einen Zeigefinger wie einen Dolch auf die Brust zu setzen, den der Magier mit hochgezogener Braue irritiert musterte. »…werdet mich endlich angemessen behandeln und nicht mehr einfach so stehen lassen wie einen Eurer Untergebenen. Das bin ich nämlich nicht, falls es Euch noch nicht aufgefallen sein sollte. Ich habe Eure arrogante und selbstgefällige Art langsam satt. Ich bin nicht freiwillig immer noch in Asgard und noch unfreiwilliger bin ich in diesen ganzen Schlamassel hier geraten. Ich könnte mir jetzt auch schönere Dinge vorstellen, die ich lieber tun würde, als Zeit mit Euch verbringen zu müssen, doch leider sitze hier fest, bis Ihr dem Allvater Odin eine angemessene Erklärung über meine seltsamen Veränderungen liefert. Bis dahin müssen wir wohl oder übel miteinander auskommen, ob wir das nun wollen oder nicht und ich denke, gegenseitiger Respekt würde dieser Zusammenarbeit nicht unbedingt schaden. Mir ist durchaus bewusst, dass Ihr uns Menschen nicht mögt und ich verlange auch gar nicht, dass Ihr mich gern habt, doch ich erwarte einen gewissen Hauch Achtung und Anstand von Euch. Ich bin nämlich kein Fußabtreter und auch nicht Euer Diener oder Sklave. Und naiv und dumm bin ich schon gar nicht, also behandelt mich nicht ständig als wären wir auf der Erde allesamt schwachsinnige Dummköpfe. Vielleicht mache ich ja auch nicht gerade Freudensprünge darüber, mit einem ehemaligen Häftling kooperieren zu müssen, doch mich fragt man da leider genauso wenig wie Euch.« Loki hatte ihrer Rede schweigend gelauscht, während seine Brauen gleichauf immer weiter in die Höhe gewandert waren. Verblüfft sah er die Menschenfrau an, die sich in Rage geredet hatte und nun schweratmend eine Pause einlegte, um ihre Worte auf ihn wirken zu lassen, bevor sie entschieden, beinahe drohend anfügte: »Also werdet Ihr jetzt gefälligst etwas netter sein, sonst bin ich womöglich versucht, dem Allvater zu berichten, dass Ihr Pläne gegen ihn und Asgard schmiedet.« Sie schürzte die Lippen eigensinnig und starrte felsenfest auf ihn herab, wobei ihr zitternder Zeigefinger auf dem Stoff seiner Robe doch ihre Unsicherheit verriet. Der Magier blickte erneut auf ihren schlanken Finger hinab, bevor er in ein amüsiertes, seidiges Lachen ausbrach, was die Sterbliche ihre Hand ruckartig zurückziehen ließ. Offensichtlich hatte sie Angst, dass er nun völlig überschnappen würde. Loki versuchte sich angestrengt zu erinnern, wann es jemals irgendjemand gewagt hatte, so mit ihm zu sprechen und das noch ungestraft zu überleben - allein Frigga hätte er es vielleicht gestattet ihn so in seine Schranken zu verweisen, doch gewiss hatte er sich solche Worte noch nie von einem Menschen anhören müssen. Noch dazu eine Drohung! Entweder war die Frau wirklich gänzlich verrückt, unheimlich dumm oder ausnehmend mutig. So recht wusste er nicht, wo er sie einordnen sollte. Er schnappte sich ihre Finger und zog jene zu sich, umschlang ihr zartes Handgelenk mit einem bestimmten Griff und hob ihre Hand zu sich an, um ihre schlanken Glieder interessiert zu betrachten, bevor er sie mit einem schneidend intensiven Blick in den Fokus seiner grünen Augen fasste. »Ihr wollt mir tatsächlich drohen?« wisperte er in samtig mahnendem Ton. »Haltet Ihr das für klug, Mensch?« fügte er mit einem warnenden Raunen an. Die Sterbliche weitete die Augen überrascht und unsicher, doch wich sie nicht vor ihm zurück und machte auch keine Anstalten, ihm ihre Hand zu entziehen. »Offen gesagt, nein. Aber ich fürchte fast, dass eine Drohung das Einzige ist, worauf Ihr reagieren werdet.« gab sie dann ehrlich zu und ließ die angespannten Schultern ein wenig sinken, als wäre sie insgeheim betrübt über diese Tatsache. Sie wirkte fast, als würde sie sich ein Umdenken von ihm ohne solch eine Erpressung wünschen. Bei allen neun Welten - zog er es tatsächlich in Betracht, ihren Worten Gehör zu schenken? Ja, das tat er. Weil sie sich ein Stück seines raren Respektes allein durch ihre beherzten, furchtlosen Worte gesichert und versucht hatte, durch eine Drohung ihre Ziele zu erreichen - ihre Denkweise gefiel ihm irgendwie. Außerdem hätte er wahrscheinlich eher seine Ruhe, wenn er sie in dem Glauben ließ, dass er sein Handeln überdenken und sich ein wenig freundlicher zeigen würde. »Da irrt Ihr Euch.« Entschieden zog er ihre Finger an seine Lippen und hauchte mit einem amüsierten Schmunzeln einen angedeuteten Kuss auf ihren blassen Handrücken; eine wahrlich seltene Ehrerbietung seinerseits, über die sich die Frau eigentlich glücklich schätzen konnte. »Ich bin durchaus auch für Schmeicheleien empfänglich.« Dass er diese eigentlich verhasste Respektsbekundung in diesem Augenblick genoss - die Andeutung einer Berührung, den Anflug der Wärme ihrer Haut unter seinen Lippen, während jene nur einen Atemhauch über ihrer Hand schwebten - konnte er sich selbst nur schwerlich eingestehen. Das magische Prickeln war erneut da und ließ ihn in einem tiefen Atemzug ihren Duft einfangen und Haltung bewahren; diese ständige Verlockung ihrer verborgenen Macht, zum Greifen nah und doch so unerreichbar, war beinahe mehr Folter als die endlose Stille seiner Zelle. Ihr Blick verriet sie, als ihre hellen Augen seine Geste gebannt verfolgten und ein Funke in ihnen aufglomm, der alles andere als Abneigung oder Widerwille seiner Person gegenüber bekundete; ihre Lippen öffneten sich leicht, eine kleine, atemlose Regung, als wäre sie äußerst gespannt und begierig darauf, dass seine Lippen ihre Haut wirklich berühren und nicht nur um jene Winzigkeit streifen würden, wie sie es eben in diesem Augenblick taten. Da schien es sie doch gerade gar nicht zu interessieren, dass er eigentlich ein Verbrecher und Häftling Asgards war… Sein Blick hielt den ihren gefangen, während er sie über ihren Handrücken unentwegt ansah. »Aber ich willige in Eure Bedingungen ein, Gwendolyn Lewis.« Der Klang ihres Namens auf seiner Zunge war ungewohnt, aber seltsam angenehm. Er spürte, wie sie darunter erschauderte. »Und werde versuchen, ein wenig netter zu sein.« Einen winzigen Moment noch hielt er ihre Finger umschlungen, bevor er sie aus seinem Griff entließ. Die Sterbliche blinzelte ein paar Mal fast ungläubig, als hätte sie eigentlich etwas anderes als seine Zustimmung und Einlenkung erwartet, bevor sie ihre Hand zu sich zurückzog und beinahe schützend an der Brust barg. »Äh…gut. Dann wäre das ja geklärt.« »Schön. Können wir unseren Weg dann fortsetzen?« Loki trat einen Schritt beiseite und machte eine ausladende Geste die Treppe hinab, während er sie abwartend ansah. Sie nickte nach einem kurzen Zögern und der Magier stieg die Stufen vor ihr herab, vorbei an den Männern der Palastwache, die das unterhaltsame Schauspiel schweigend, aber äußerst aufmerksam beobachtet hatten, ohne jedoch den genauen Inhalt verstanden zu haben. »Also, kein Fehler der Geräte, sagt Ihr?« Die Menschenfrau hatte zu Loki aufgeschlossen und lief nun neben ihm über den Platz des Vorhofes in Richtung der königlichen Stallungen. »Welche Erklärung habt Ihr dann?« Er sah aus dem Augenwinkel zu ihr hinüber und überlegte flüchtig, ob er ihr wirklich von seinen Gedankengängen und Vermutungen berichten sollte, bevor er entschloss, dass sie ihm wohl kaum schaden könnte, wenn er sie darüber in Kenntnis setzte. »Ich vermute, dass alles mit der Reise im Bifröst anfing. Diese magische Art, die Welten zu überbrücken, hat womöglich eine Art Fessel gelöst oder gelockert, sodass diese Macht, die in Euch bisher geschlummert hat, erwacht ist. Daher fragte ich auch nach Euren Eltern und möglichen Phänomenen in der Familie.« Er zuckte kurz die Schultern. »Aber wie gesagt, es ist nur eine Vermutung meinerseits.« »Ihr meint, dass dieses…dieses Leuchten schon immer in mir war…?« Sie war kurz stehengeblieben und hatte die Stirn verwirrt in Falten gezogen, bevor sie mit eiligen Schritten wieder an seiner Seite ankam. »Es ist die einzig logische Erklärung, wenn Asgards Essenz nicht für Eure Veränderungen verantwortlich ist. Und das ist sie nicht, wie ich zweifelsfrei bewiesen habe.« Die Gruppe war eben an dem hölzernen Tor der Stallungen angelangt und Loki schob eine Seite der Flügeltür auf, um der Sterblichen daraufhin eine einladende Geste entgegenzubringen. Sie schien noch über seine Worte zu grübeln und trat mit nachdenklich zusammengezogenen Brauen in das milde Zwielicht der Ställe ein. Der Magier selbst wandte sich zu seinen Wächtern um und bedeutete jenen mit gehobener Hand zu warten. Dann allerdings kam ihm ein Gedanke und er winkte einen der Männer zu sich heran. »Ihr kommt mit. Der Rest wartet hier.« Loki betrat mit dem einzelnen Wächter hinter sich die Stallungen und schob das Tor wieder zu; drinnen wurde er sofort von warmer Luft umhüllt, die den Geruch von Pferd und Heu herantrug. Das Licht war gedämpft und der Magier benötigte erneut einen Moment, um seine Augen an die dämmrige Helligkeit zu gewöhnen. Hier und da vernahm man das Schnauben von Rössern, das Scharren von Hufen und das Mahlen von Zähnen. Eine urtümliche Ruhe lag über dem Ort, der sich selbst Loki nicht entziehen konnte. Er trat an die Seite der Menschenfrau heran, die bereits einige Schritte vorausgegangen war und in einem der Verschläge ihren Hengst von gestern entdeckt hatte. Loki berührte die Sterbliche leicht am Arm, welche dem verzückten Tier gerade die Nüstern kraulte und deutete ihr mit einem Nicken seines Hauptes die Richtung. Recht widerwillig löste sie sich von dem Pferd und folgte dem Magier und dem Mann der Wache weiter hinein in das riesige, mit mächtigen Holzbalken gestützte, Gebäude. Ein einzelner Verschlag am anderen Ende der Stallungen war ihr Ziel. Ein majestätischer Pferdekopf erhob sich neugierig über dem Holz der Box und aufmerksame Ohren zuckten wachsam nach oben. Der weiße Hengst schnaubte erfreut und warf die lange, prächtige Mähne mit einem Schütteln seines kräftigen Halses in die Höhe, bevor er gemächlich an das Tor herantrottete und die Ohren folgsam anlegte, als Loki die Hand ausstreckte, damit das Tier daran riechen konnte. Mit einem leisen Wiehern erkannte der Hengst den Magier und drückte ihm die Nüstern in die Handfläche, während die Menschenfrau sich ebenfalls an den Verschlag des mächtigen Pferdes heranwagte und neugierig über das Holz der Tür schielte. »Ach du meine Güte…oh mein Gott…« wisperte sie entgeistert und sah Loki mit großen Augen an, der ihre Verblüffung mit einem amüsierten Schmunzeln quittierte. »Es…hat acht Beine!« »Er. Nicht es.« berichtigte der Magier die Sterbliche und strich dem kräftigen Hengst sanft über die breite Nase. »Sleipnir ist der Hengst des Allvaters. Sein Schlachtross, mit dem er schon viele Kämpfe bestritt.« Das Pferd schnaubte beim Klang seines Namens wohlwollend; die klugen, dunklen Augen funkelten unter der dichten Mähne hervor. »Er war einst ein Geschenk von mir für meinen V-…für Odin.« korrigierte sich Loki im letzten Moment selbst. Alte Gewohnheiten ließen sich schwer ablegen; so viele Jahre über hatte er Odin immerhin als seinen Vater betrachtet, sodass ihm diese Lüge bereits in Fleisch und Blut übergegangen war. Die Sterbliche blickte kurz in seine Richtung. Er las eine Frage in ihren hellen Augen, doch sie war so klug und schwieg, wendete sich lieber wieder dem Pferd zu, dass nun ihre Hand entdeckt hatte und die Nase auffordernd dagegen stieß, um gestreichelt zu werden. Loki trat um die Menschenfrau herum und öffnete den Verschlag, damit sie beide hineingehen konnten. »Sleipnir ist krank.« begann Loki dann selbst für sich ungewohnt sanft, während er an den weißen, kräftigen Hengst herantrat und diesem über die mächtigen Flanken strich. »Seine Knochen zerfallen langsam unter einer rätselhaften Krankheit, der bisher nichts Einhalt gebieten konnte. Odin reitet schon lange nicht mehr auf ihm, da jeder Schritt Sleipnir Schmerzen bereitet. Er weilt hier gefangen in diesem Stall ohne seiner wahren Bestimmung nachgehen zu können…« Die Stimme des Magiers hatte sich um ein paar Nuancen abgesenkt und sein Blick war gedankenverloren geworden, als ihm die Ähnlichkeit von Sleipnirs Schicksal zu seinem eigenen auffiel. »Eine grausame Fügung. Eine Schande…« Loki straffte sich, dann wandte er sich der Menschenfrau zu, die ihn und das Pferd nachdenklich ins Auge gefasst hatte. »Ihr werdet ihn heilen.« »Bitte…!?« Sofort blinzelte sie bestürzt, bevor sie mit abwiegelnden Handbewegungen zurückwich. »Was? Nein. Nein! Ich…kann das nicht. Ich wüsste nicht mal, wie ich das machen sollte. Bitte verlangt das nicht von mir…« Sie sah den Magier beinahe schon flehend an. Loki konnte die Beklemmung in ihren Augen erkennen, die sich allerdings weniger auf ihn oder den Hengst richtete, sondern mehr gegen sich selbst - sie wollte sich nicht eingestehen müssen, dass da etwas in ihr war, was sie weder kannte noch zu beeinflussen vermochte. »Ihr könnt die Augen nicht ewig vor der Wahrheit verschließen.« raunte er ihr kühl entgegen. »Ihr seid womöglich seine letzte Hoffnung. Nutzt die Macht in Euch. Versucht es zumindest. Einmal hat es doch bereits geklappt, wie Ihr berichtet habt.« »Das war bei einem Vogel. Das hier…« Sie wedelte mit der Hand in Richtung des Hengstes. »…das ist etwas völlig anderes. Ich kann das nicht steuern. Ich kann das auch nicht einfach aktivieren. Was, wenn ich ihm wehtue oder es noch schlimmer mache?!« Sie schob sich mit dem Rücken gegen die hölzerne Wand des Verschlages und verschränkte die Arme abwehrend vor der Brust. »Wir werden es nie wissen, wenn Ihr es nicht wenigstens versucht...« sprach er mit abwartend gehobener Braue. Sie schüttelte entschieden den Kopf. »Nein. Tut mir leid, aber ich kann das nicht.« »Euer letztes Wort?« hakte Loki lauernd nach und erntete dafür einen beunruhigten, wachsamen Blick der Frau. »Ja…« sprach sie dann zögerlich aus. »Na schön.« Loki trat von Sleipnir zurück und hinüber zu dem einzelnen Wächter, der sich eben an das Holz des Verschlages gelehnt hatte und recht gelangweilt wirkte. Im nächsten Moment allerdings weiteten sich die Augen des Mannes erschrocken hinter dem Visier seines Helmes, da der Magier ohne zu Zögern den Griff seines Schwertes ergriffen hatte und dieses mit einem schleifenden Geräusch aus der Scheide der Rüstung zog. Sleipnir tänzelte bei dem scharfen Geräusch unruhig auf der Stelle und verdrehte die Ohren angespannt nach oben; als Schlachtross wusste der Hengst durchaus, was solch ein Geräusch zu bedeuten hatte. Der Wächter wollte sogleich pflichtbewusst auf Loki losgehen, doch hielt jener den Mann mit der Spitze des eigenen Schwertes auf, welche drohend auf dessen Kehle zeigte. »Bleibt zurück.« raunte der Magier warnend. »Und kommt nicht auf die Idee nach Unterstützung zu verlangen…« fügt er schneidend an, da er bemerkt hatte, wie sich die Augen des Wächters verstohlen in Richtung des Eingangstores bewegten. Seelenruhig schritt Loki dann zu Sleipnir hinüber und strich dem Hengst beruhigend über die Nüstern, während die Sterbliche sich gewarnt vom Holz im Rücken abgestoßen hatte und wieder vorsichtig zu ihm herüber kam. »Was habt Ihr vor…?« fragte sie argwöhnisch. »Das einzig Logische - der Gnadenstoß für das Tier. Er sollte sich nicht weiter in Schmerzen quälen.« »Was?! Seid Ihr vollkommen verrückt geworden?! Das könnt Ihr doch nicht machen!« Bestürzt wanderte ihr Blick aus geweiteten Augen zwischen ihm und dem Pferd hin und her. »Herr…« begann jetzt selbst der Wächter beunruhig und warnend. »Ich glaube nicht, dass Odin das gutheißen würde…« »Warum nicht? Wenn er nicht mehr in der Lage ist seinen Reiter zu tragen, so ist er unbrauchbar.« Loki ließ das feingeschliffene, lange Schwert geschickt in der Handfläche kreisen, bevor er die Klinge ungerührt am Hals des Hengstes ansetzte. Sleipnir verdrehte die Augen nervös und schnaubte aufgeregt. »So ist es besser für ihn…« »Nein! Hört auf!« Die Sterbliche stürzte auf den Magier zu und schlug die schimmernde Klinge entschlossen beiseite, bevor sie sich schützend zwischen das Pferd und Loki stellte. Ihm kam die Ähnlichkeit zu jener Nacht in den Sinn, als sie sich genauso mutig und beherzt vor ihn selbst gestellt hatte, um den tödlichen Stoß von Gungnir abzuwehren. Sie schlang die Arme um den Hals des Hengstes und blickte den Magier aus aufgebracht funkelnden Augen an; ihre Brust hob und senkte sich unter hektischen Atemzügen, während sie wütend fauchte: »Ihr seid ein grausames, abartiges, gemeines, durchtriebenes-« »-Genie.« beendete Loki mit einem zufriedenen Schmunzeln ihre entrüsteten Worte und ließ das Schwert wieder sinken, welches er daraufhin ohne Umschweife dem Wächter zurückreichte, der die Klinge unsicher und irritiert wieder entgegennahm. Die Sterbliche blinzelte ihn verständnislos an und Loki trat wieder auf sie zu; er hob die Hände beschwichtigend, da sie sich sogleich versteifte und die Arme schützend um den mächtigen Hals des Hengstes schlang, während sie Sleipnir mit dem eigenen Körper abschirmte. Der Hengst schnaubte gutmütig und drückte sich ihr leise wiehernd entgegen. »Seht Eure Hände…« raunte Loki leise und deutete mit einem Nicken auf ihre Finger, die sich in der Mähne des Pferdes festgekrallt hatten. Sie folgte seinem Blick und starrte völlig entgeistert auf ihre schimmernden Hände, die erneut in diesem magischen Licht aufleuchteten. Langsam löste sie ihre Finger aus der dichten Mähne Sleipnirs und betrachtete diese von allen Seiten, bevor sich Erkenntnis in ihren Zügen spiegelte. Zögerlich sah sie zu dem Magier hinüber, der bedeutsam eine Braue in die Höhe zog. »Ihr hattet nie wirklich vor Sleipnir zu töten…nicht wahr?« wisperte sie verstehend. Loki schüttelte den Kopf, dann streckte er eine Hand aus und strich dem Hengst damit ungewohnt liebevoll über die weiche Stirn. »Nein. Ich könnte ihm nie etwas antun. Er ist ein wunderbares und wertvolles Tier. Aber ich musste herausfinden, ob Emotionen der Schlüssel zu Euren Fähigkeiten sind und diese antreiben. Offensichtlich hatte ich recht mit meiner Vermutung. Und nun…versucht es. Bitte. « Er nickte auffordernd in Sleipnirs Richtung und sah sie überrascht über seine Bitte die Stirn runzeln, bevor sie verhalten nickte. Fasziniert sah der Magier zu, wie die Sterbliche ihre glühenden Hände zurück auf den Hals des Hengstes legte; anfangs unentschlossen und sehr vorsichtig, doch nach einer Weile wurden ihre Bewegungen bestimmter und beherzt glitten ihre leuchtenden Finger über die kräftigen Flanken, den starken Rücken, den schlanken Kopf - die Menschenfrau hatte die Augen dabei geschlossen und schien sich allein von ihren Sinnen leiten zu lassen. Ihre Brauen zuckten ab und an in die Höhe und ihre Stirn zog sich angestrengt in Falten, während Sleipnir wohlig schnaubte und den großen Kopf immer wieder in einer Geste reiner Freude in die Höhe warf. Die Strahlen der hereinfallenden Sonne brachten seine Mähne zum leuchten. Doch nicht nur die… Loki beobachtete die Menschenfrau hingerissen, deren eigene Gestalt selbst immer mehr zu schimmern schien, je länger sie die kranken Glieder des Hengstes berührte; das geheimnisvolle Leuchten zog sich ihre Arme hinauf und breitete sich langsam in ihrem ganzen Körper aus - die Sonnenstrahlen hüllten sie in ein magisches Licht, das ihr eine beinahe unwirkliche Erscheinung verlieh. Selbst der Wächter außerhalb des Verschlages zog seinen Helm langsam vom Haupt und starrte die Sterbliche mit offenem Mund und Ehrfurcht in den Augen an. Die gewaltige Macht, die in diesem Moment von ihr beinahe greifbar ausstrahlte war wie das reine Licht der Sonne, wärmend und erneuernd; eine urgewaltige Energie, die in dieser zarten Gestalt der Menschenfrau geborgen lag und allein in solchen Augenblicken an die Oberfläche drängte. Ihr gesamter Körper schien inzwischen in gleißend hellen Flammen zu stehen; jeder Knochen zeichnete sich leuchtend unter ihrer Haut ab und selbst der Ansatz ihres roten Haares begann sich weiß zu färben und vereinzelte Strähnen schlängelten sich wie reiner Schnee durch die gesamte Länge der roten Flut. Die geheimnisvolle Energie fuhr ebenso in Lokis Glieder und ließ ihn auf der Stelle taumeln; diese Essenz war unglaublich - der Magier fühlte sich erneut belebt bis in jede kleinste Zelle, als hätte er Zugriff auf jede Energie aller neun Welten. Die Sterbliche wandte Loki dann das Gesicht zu; ein Gesicht, was nur noch sehr entfernt an das der menschlichen Frau erinnerte - die Weite des Universums schwamm in ihren Augen und das gleißende Licht von Sternen waberte durch ihre Knochen. »Loki….« Sie streckte ihm eine Hand entgegen und stolperte im nächsten Moment kraftlos von Sleipnir zurück. Loki war sofort an ihrer Seite und fing sie in einem kräftigen Griff auf, bevor sie zu Boden stürzte. Er schob ihr einen Arm unter die Beine und hob sie an seine Brust. Sie wog kaum mehr als eine Feder und rollte sich erschöpft in seinen Armen zusammen, eine Hand in den Stoff seiner Robe gekrallt, während das Schimmern ihrer Gestalt langsam nach und nach verblasste. Auch ihre Haare nahmen wieder ihre ursprüngliche Farbe an. »Ist er geheilt…? Hat es geklappt…?« wisperte sie dünn gegen seine Brust, bevor sie den Kopf anhob und den Magier fragend ansah. Loki trat einen Schritt zu Sleipnir hinüber und schloss konzentriert die Augen, um dessen Aura mental zu erfühlen. Doch eigentlich war dies unnötig, denn bereits das nervöse und energiegeladene Tänzeln des Hengstes hätte ihm sagen können, was er zu wissen verlangte. Mit einem winzigen Lächeln öffnete der Magier die Augen wieder und nickte der Menschenfrau in seinen Armen zu. »Ja. Er ist geheilt. Und Ihr habt dieses Wunder vollbracht. Ich gratuliere.« Er grinste zufrieden auf die Sterbliche herab, während der Hengst seine Nase liebevoll gegen die Schulter der Frau drückte und diese dankbar anstieß. Sie kraulte Sleipnir flüchtig die dichte Mähne, bevor sie das Gesicht erneut an Lokis Brust verbarg. »Himmel…bitte sorgt dafür, dass ich so etwas nie wieder tun muss…die Nummer mit der lebenden Glühbirne ist wirklich zu viel für mich…wenn Ihr mich nochmal dazu zwingt, erschlage ich Euch mit einem Schwert…« murmelte sie dumpf gegen den Stoff seiner Robe. Loki lachte ehrlich amüsiert auf und trug seine kostbare Fracht dann vorsichtig und äußerst sorgsam wieder hinaus ins Tageslicht. Mit der Frau würde es gewiss noch interessant werden. Wenn er erst herausgefunden hatte, wie er diese unglaubliche Energie in ihr nutzen konnte, würde ihn nichts mehr aufhalten können. * Gwen balancierte ein Tablett mühsam durch die Gänge Gladsheims, welches vollbeladen mit einer Menge köstlicher Speisen war; neben duftend gebratenem Fleisch und noch warmen Brot türmten sich auch Fisch und frisches Gemüse, Obst in allen Variationen und einige süße Kuchenstücke als Dessert auf der silbernen Platte. Sie hatte das Abendessen knapp verpasst, da sie nach dem äußerst seltsamen Zwischenfall am Nachmittag in einen langen, traumlosen Schlaf gefallen und erst zur Abenddämmerung in ihrem Zimmer wieder erwacht war. Die Königin hatte Gwen deshalb gebeten, eine Auswahl der Speisen ihrem Sohn Loki auf seine Gemächer zu bringen, da er das Abendessen offensichtlich lieber dort einnehmen wollte und vorgeschlagen, dass Gwen gleich mit ihm speisen könnte. Bisher hatte er bei den Mahlzeiten ja immer gefehlt. Gwen hatte eingewilligt und das silberne Tablett, welches sie jetzt durch den Korridor zu Lokis Zimmer trug, mit einigen ausgewählten Köstlichkeiten beladen, da sie sich nicht sicher war, welche Vorlieben der Prinz in Bezug auf seine Mahlzeiten hatte. Sie selbst war da eher wenig wählerisch. Okay, als sie jetzt so auf das Tablett vor ihrer Nase schielte, fiel ihr auf, dass sie es vielleicht ein klein wenig zu gut mit ihnen beiden gemeint hatte - das würden sie wahrscheinlich unmöglich alles essen. Allerdings hatte Loki heute wieder so seltsam ausgelaugt und unterschwellig erschöpft gewirkt, dass sie durchaus der Meinung war, er könnte ein paar kräftige Bissen vertragen. Nicht, dass sie sich etwa Sorgen um ihn machte….auf keinen Fall! Sie selbst hatte sich nach der unheimlichen Nummer mit der lebenden Fackel recht schnell wieder erholt, nachdem Loki sie auf ihr Zimmer getragen hatte, damit sie sich dort ausruhen konnte. Nach diesem erneuten, äußerst seltsamen Erlebnis hatte sie sich völlig erschlagen gefühlt, vollkommen ausgelaugt, als wäre alle Kraft aus ihr gewichen. Und doch… Sie hatte genau gewusst, was sie tun musste, um den Hengst zu heilen. Oder besser - es hatte sich angefühlt, als würde diese komische Energie in ihr genau wissen, was zu tun wäre; als wäre das Wissen um ihre Fähigkeiten schon immer da gewesen, schlummernd in ihr und Gwen hatte sich diesem Wissen nur bedienen müssen. Dennoch war das Ganze einfach verdammt unheimlich und Gwen hätte gewiss einiges dafür getan, um dieses seltsame Licht in sich loszuwerden. Ein wenig Schlaf hatte allerdings wahre Wunder gewirkt und sie fühlte sich beinahe wieder gänzlich frisch und kräftig; das üppige Abendessen würde sicher den Rest erledigen. Beim Gedanken daran, dass Loki sie hatte tragen müssen, stieg ihr ungewollt die Schamesröte ins Gesicht; das war bestimmt ein gefundenes Fressen für ihn gewesen - sie hatte sich damit ja als genau das erwiesen, für was er sie die ganze Zeit schon hielt. Einen schwachen Menschen. Hoffentlich würde er es sich verkneifen, nun ständig darauf herumreiten zu müssen. Gwen wollte gar nicht so genau darüber nachdenken, dass es sich eigentlich recht gut angefühlt hatte, in seinen Armen zu liegen - ganz zu schweigen von diesem angedeuteten Handkuss… Sie hätte niemals erwartet, dass er so schnell sein Verhalten ändern und auf ihre Forderung eingehen würde. Wenn er sich ein wenig Mühe gab und sein großspuriges und unfreundliches Benehmen einmal ablegte, so konnte Loki durchaus charmant und erträglich sein, fast schon freundlich… Gwen schüttelte entschieden den Kopf. Sie sollte diese Gedanken gar nicht erst weiterspinnen - er war ein Gott, ein Prinz, noch dazu ein nur kurzweilig begnadigter Gefangener des Allvaters, der beinahe Zerstörer Jotunheims und ein arroganter Eisklotz. Flüchtig kam ihr Thors Warnung in den Sinn, dass sie Loki nicht über den Weg trauen sollte. Ihr würden sicher beinahe hundert gute Gründe einfallen, warum dieser winzige Funken Interesse in ihr äußerst falsch und widersinnig war. Leider ließ er sich schwer wieder löschen. Mit einem kleinen Seufzen blieb sie vor der Tür zu Lokis Gemächern stehen und versuchte das Tablett so zu arrangieren, dass sie zumindest eine Hand frei hätte, um die Tür zu öffnen. Allerdings gelang das irgendwie nicht. Geschlagene fünf Minuten mühte sie sich starrköpfig unter den Augen der stillen Wächter mit dem Essen ab, bevor sie resigniert die Schultern sinken ließ und die Männer auffordernd ansah. »Wäre vielleicht einer der Herren so gnädig…« murrte sie ergeben und einer der Wächter öffnete ihr mit einem Schmunzeln die Tür. Loki saß hinter seinem gewaltigen Schreibtisch im Licht des schwindenden Tages über unzähligen Büchern, die er gewissenhaft studierte. Ein paar Kerzen verbreiteten einen warmen Schein im Raum; eine Wärme, die den Zügen des Magiers sichtbar fehlte, als er nun mit gerunzelter Stirn beinahe missmutig das Haupt hob, um seinen späten Besucher zu mustern. Die Störung schien ihm nicht gerade zu gefallen. »Ihr scheint Euch offensichtlich erholt zu haben.« war seine gleichgültige Bemerkung, als er Gwen erkannt hatte, bevor er sich wieder seinen Büchern zuwandte. »Was wollt Ihr?« fragte er desinteressiert. Was für eine nette Begrüßung… Gwen schob die Tür hinter sich mit dem Fuß wieder zu und stieß ein kleines, enttäuschtes Seufzen aus. Eigentlich hatte sie nach dem heutigen Nachmittag ein bisschen mehr Freundlichkeit von dem Prinzen erwartet, aber da hatte sie sich wohl getäuscht. Er schien schon wieder in alte Verhaltensmuster zurückzufallen. »Ich bringe Euch das Essen, wie Ihr es verlangt habt. Und wollte Euch dabei Gesellschaft leisten.« erklärte sie ihren Besuch und schritt entschieden zu dem Tisch der Leseecke hinüber. Loki hob erneut flüchtig den Blick und beäugte das Tablett mit den Speisen aus dem Augenwinkel kritisch, bevor er eine Seite seines Buches umblätterte und seine Aufmerksamkeit wieder auf die Schrift vor seiner Nase senkte. »Ich habe kein Essen verlangt.« war seine kühle Erwiderung. »Nicht?« »Nein.« Gwen blinzelte irritiert und blieb einen Augenblick unentschlossen stehen, bevor sie das Tablett kurzerhand doch einfach auf dem niedrigen Holztisch abstellte. Hervorragend. Offensichtlich hatte sich die Königin da einen Scherz mit ihr erlaubt und sie unter diesem Vorwand zu Loki geschickt. Aber warum? Sie sah zu dem Magier hinüber, der versunken in seine Schriften wirkte; das dämmrige Licht von draußen und der Schein der Kerzen ließen seine Züge noch kantiger als sonst erscheinen - eine Landschaft aus scharfen, spitzen Klippen, über die man stolpern oder sich daran schneiden konnte. Gwen fragte sich sofort, ob er seit seiner Freilassung überhaupt schon wieder einmal etwas Richtiges gegessen hatte. Er hatte bisher bei jeder Mahlzeit gefehlt und Gwen dämmerte langsam, dass der Grund offensichtlich nicht der gewesen war, dass er in seinem Zimmer allein essen wollte… Entschlossen ging sie zu einem kleinen Beistelltisch hinüber und schnappte sich von dort eine Karaffe mit Wasser und zwei Becher. »Ihr solltet aber etwas essen. Seid Ihr denn gar nicht hungrig? Eine Pause tut Euch sicher gut und mit vollem Magen lässt es sich bestimmt auch besser nachdenken.« versuchte sie Loki zu überzeugen. Der Magier tauchte gerade eine Schreibfeder in ein Glas mit Tinte und notierte sich auf einem Blatt Pergament ein paar Worte. »Wenn ich jemanden benötige, der mich bemuttert, dann lasse ich nach der Königin schicken.« war seine ernüchternde Antwort. Er sah sie nicht einmal an dabei. Gwen donnerte die Becher und die Karaffe hörbar auf den Tisch, sodass ein paar Spritzer des Wassers auf der hölzernen Tischplatte landeten. Zumindest schien das Lokis Aufmerksamkeit zu erregen, denn sein Blick wandte sich ihr widerstrebend wieder zu. »Warum seid Ihr eigentlich schon wieder so unmöglich? Ich will Euch nicht bemuttern, aber Ihr seht nun mal aus als wäre Eure letzte Mahlzeit schon eine Weile her. Und wahrscheinlich ist keinem damit gedient, wenn Ihr bald geschwächt aus den Latschen kippt. Jeder braucht mal eine Pause. Eure Nachforschungen laufen schon nicht weg. Oder fällt es Euch wirklich so schwer, sich auch mal eine Schwäche einzugestehen?« fuhr sie ihn starrsinnig an. »Ich habe keine Schwächen. Und keine Sorge - so schnell werde ich schon nicht sterben.« wischte er ihre gutgemeinten Worte einfach gleichgültig beiseite und fuhr damit fort, die Feder kratzend über das Pergament zu führen. »Vielleicht mache ich mir aber Sorgen.« erwiderte sie beinahe trotzig und Lokis Hand verharrte in der Bewegung, während er zuerst den Blick hob und dann mit gefurchter Stirn fast irritiert zu ihr herüber sah. »Ihr macht Euch Sorgen? Um mich?« hakte er verwirrt nach und versuchte diese winzige Unsicherheit in seinen Augen mit einem spöttisch müden Schmunzeln zu überdecken. »Wohl kaum.« Bereits, als sie es ausgesprochen hatte, war Gwen bewusst geworden, dass es die Wahrheit war - sie machte sich ja doch Sorgen um ihn. Wahrscheinlich verdiente er das nicht, aber davon ließ sich dieses Gefühl nun auch nicht aufhalten. »Interessant, dass Ihr so genau wisst, was in mir vorgeht…« murmelte sie gut hörbar für ihn, während sie die Becher und das Tablett auf dem Tisch anrichtete. Dann hob sie vorsichtig die beiden Teller von den noch warmen Speisen, die sie damit abgedeckt hatte und drapierte diese ebenso wie das mitgebrachte Besteck auf der Tischplatte. »Ich mache mir aber Sorgen. Und ja, um Euch. Das darf ich ja wohl oder ist das auch so ein „Schwachsinn von Midgard“?« äffte sie seinen überheblichen Tonfall nach und warf die Hände entnervt in die Höhe. Bebten die Schultern des Prinzen da gerade durch ein unterdrücktes Lachen? Bestimmt nicht. »Also ich werde jetzt essen und ich würde mich freuen, wenn Ihr mir Gesellschaft leisten würdet.« Gwen ließ sich eigensinnig auf die bequeme Sitzecke fallen und schnappte sich ihre Gabel, um damit in Richtung des Prinzen zu deuten, der sie bisher recht regungslos beobachtet hatte. »Nebenher könntet Ihr gleich noch Eure Wettschulden einlösen und mir von Eurer Magie erzählen wie Ihr es versprochen habt.« Ungerührt begann Gwen sich ein Stück des duftenden Fleisches auf den Teller zu laden und verkniff es sich sehr mühsam, bloß nicht wieder in die Richtung des Magiers zu schauen; sie fühlte sich fast, als müsste sie ein verschrecktes Tier zu seinem Futternapf locken und davon überzeugen, dass von ihr keine Gefahr ausging - dieser Mann war wirklich seltsam schwierig. Da war es eigentlich zu blöd, dass gerade die kniffligen Dinge Gwen immer gereizt hatten… Das leise Rascheln von Stoff neben sich ließ sie den Atem flüchtig anhalten, während sie vehement auf ihren Teller starrte und sich eine Scheibe des weichen Brotes vom Tablett nahm. Das Sitzpolster gab sanft unter ihr nach, als sich Loki unweit von ihr ebenfalls niederließ. »Ihr seid eine sture Frau, Gwendolyn Lewis.« drang das samtige Raunen des Prinzen an ihr Ohr. »Ach, das ist noch gar nichts.« entgegnete sie mit einer lapidaren Handbewegung. »Meine Mutter hatte immer ihre wahre Freude mit mir als Kind, wenn ich mich vor den scheußlich langweiligen Geburtstagen meiner Tante drücken wollte. Einmal hatte ich mich im Keller zwischen alten Möbeln versteckt und mein neues Kleid damit völlig ruiniert, ein anderes Mal musste sie mich fast durchs ganze Haus schleifen, während ich mich an jedem Teppich und Vorhang festgekrallt habe. Ich hab sogar wirklich den Teppich an einer Stelle mit meinen Nägeln…« Gwen hatte nebenher ihr Fleisch fachmännisch zerteilt und erst jetzt fiel ihr auf, dass sie völligen Schwachsinn redete - sie sah zu Loki hinüber, der sie interessiert musterte und ihr aufmerksam zugehört hatte; seine fantastisch grünen Augen versprühten den Hauch eines amüsierten Funkelns. »Äh, ja…und das wollt Ihr sicher auch gar nicht hören. Entschuldigt. Ich neige manchmal dazu in vermehrten Redefluss zu verfallen, wenn ich nervös bin…« Schleunigst schob sie sich ein Stück Tomate zwischen die Lippen. Himmel, was erzählte sie denn da für Schwachsinn? Wenn sie so weitermachte war es bald kein Wunder mehr, dass der Prinz sie für einen dümmlichen Menschen hielt. Loki hatte den Becher ergriffen, den Gwen zuvorkommend für ihn mit Wasser gefüllt hatte und hob ihn an die Lippen, die sich belustigt kräuselten. »Ihr seid nervös?« Ganz klasse, Gwen. Sie verschluckte sich fast an dem Bissen im Hals und schluckte diesen beharrlich hinab. Unter einem kleinen Husten klopfte sie sich auf die Brust und sah dann erst wieder zu Loki hinüber. »Ihr wolltet nicht gerade von Eurer Magie erzählen?« versuchte sie das Thema mit einem schiefen Grinsen zu wechseln und erreichte damit ein recht ansprechendes, wenn auch sehr kurzes Schmunzeln des Prinzen, der nun selbst seine Gabel ergriff. »Warum habt Ihr mich gerettet, Gwendolyn?« fragte er dann übergangslos, scheinbar beiläufig, während sein Fokus nun auf dem Tablett weilte und er nebenher einige Stücke der köstlichen Speisen auf seinen Teller lud. Die unvermittelte Frage überraschte Gwen und ließ sie aus dem Augenwinkel zu ihm hinüber sehen. Seine Züge waren wieder ernst geworden; die scharfen Konturen seiner Wangenknochen zeichneten sich deutlich unter seiner blassen Haut ab. »Warum habt Ihr Euch vor Gungnir gestellt und das Urteil des Allvaters verhindert? Vielleicht war er ja im Recht mit seiner Strafe.« »Ja, vielleicht war er das…« begann sie gedehnt, während sie noch nach den richtigen Worten suchte, um Loki ihr Handeln zu erklären. Vor Thor war es ihr seltsamerweise nicht schwer gefallen, von diesem unbestimmten Gefühl zu sprechen, das sie und Loki zu verbinden schien, doch vor dem Prinzen war das etwas anderes. Sie schielte zu ihm hinüber; er wirkte so ernst, stets so gefasst und rational, kühl und sachlich - wahrscheinlich würde er über Dinge wie Schicksal und vage Gefühle müde schmunzeln oder ihr einen mitleidigen Blick zuwerfen. »…aber Ihr habt mir das Leben gerettet da unten im Kerker. Und das hättet Ihr nicht tun müssen. Ich fühlte mich einfach verpflichtet, ein Stück dieser Schuld zu begleichen und für Euch zu sprechen. Die Situation war außerdem viel zu verworren und chaotisch, als das der Allvater ein angemessenes Urteil hätte fällen können. Eure Schuld an diesem Angriff war immerhin nur eine Vermutung und keine Gewissheit. Und wie sagt man bei uns auf der Erde - „im Zweifel immer für den Angeklagten“. Und ich wusste ja, dass ich Euch aus dieser Zelle geholfen hatte und Ihr nicht geflohen seid.« endete sie in einem flüchtigen, selbstquittierenden Schmunzeln und sah zu Loki hinüber. Ob er mit der Antwort zufrieden war konnte Gwen kaum sagen; in seinem Gesicht war nichts zu lesen, da es in völlige Ernsthaftigkeit zurückgefunden hatte. Er sah sie schweigend an, nur seine Augen verengten sich um eine Winzigkeit, als würde er über ihre Worte nachdenken. »Außerdem…« Gwen senkte den Blick wieder und beschäftigte sich intensiv mit dem Stück Fleisch auf ihrem Teller. Warum sie es nicht einfach bei der vorangegangenen Aussage belassen konnte wusste sie wohl selbst nicht. »…fühlte es sich einfach nicht richtig an, dass Euch der Allvater verurteilte. Ich weiß auch nicht, der Gedanke, dass Ihr sterben könntet…naja, der fühlte sich halt einfach falsch an.« Angestrengt starrte sie auf das Essen vor sich, während ihre Hände in der Bewegung verharrten. »Ehrlich gesagt…ich hatte das unbestimmte Gefühl, dass ich Euch einfach retten müsste.« Gwen stieß den Atem beinahe erleichtert aus; irgendwie war sie froh, dass es jetzt raus war - egal, was Loki davon halten mochte. Doch irgendwie war es ihr wichtig, dass er wusste, was sie angetrieben hatte. Er blinzelte flüchtig, dann nickte er knapp und senkte den Blick ebenfalls wieder auf seinen Teller, um sich seinem Essen zuzuwenden. Seine Tischmanieren waren exzellent, sein Umgang mit Messer und Gabel makellos perfekt. Jede Bewegung war akkurat und vollendet wie irgendwie alles an Loki. „In allem, was er tat, war Loki perfekt. Er hat stets hohe Ansprüche an sich selbst und seine Fähigkeiten gestellt“, kamen Gwen Thors Worte augenblicklich wieder in den Sinn. Ob dieser Mann jemals von diesen irrsinnig hohen Erwartungen an sich selbst ablassen konnte? Eine einfache Mahlzeit schien da schon zu einer Prüfung zu werden. Wahre Entspannung schien er gar nicht zu kennen. Eine ganze Weile beschäftigten sie sich schweigend mit ihrem Essen, bevor Loki überraschend wieder das Wort ergriff. »Wo soll ich anfangen? Was wolltet Ihr wissen in Bezug auf die Magie?« fragte er sie zögerlich entgegenkommend und Gwen war überrascht, dass er offensichtlich wirklich bereit war, seine Wettschuld einzulösen. »Nun ja…« Sie zupfte sich eine Weintraube von der Rebe auf dem Tablett und setzte sich etwas bequemer hin, ein Bein leicht angewinkelt auf dem gemütlichen Polster, sodass sie Loki offen ansehen konnte. »Warum die Magie? Warum habt Ihr Euch dafür entschieden? Ich meine, Asgard ist unübersehbar ein Volk von Kriegern-« »-und ich bin das ja unübersehbar nicht.« unterbrach er sie sachlich in ihrem Redefluss und deutete vage auf seine Gestalt, bevor er seinen Becher erneut an die Lippen hob. Darüber hinweg beobachtete er sie allerdings aufmerksam, während der Hauch von Bitterkeit wieder aus seinen Augen verschwand. Gwen folgte dem Wink seiner Hand natürlich, die in einer knappen Geste seine gesamte Gestalt eingeschlossen hatte; er trug noch immer die bodenlange, leicht ausgestellte Stoffrobe vom Nachmittag, welche sich maßgeschneidert an seine hochgewachsene Figur schmiegte. Obwohl man kaum einen Flecken unbedeckter Haut zu sehen bekam, da sich selbst der hohe Kragen eng um seinen Hals zog, bedurfte es nicht wirklich viel Phantasie, den männlichen Körper unter den dunkelgrünen und goldenen Stoffschichten zu erahnen. Ja, er war nicht gebaut wie ein Krieger - zumindest war da schon ein deutlicher Unterschied zwischen seinem Bruder Thor und ihm. Doch als schwächlich hätte sie ihn niemals bezeichnet. Gwen konnte sich gut definierte, sehnige Muskeln unter der Hülle seiner Robe vorstellen, was auch keine Schwierigkeit für sie darstellte, immerhin hatte sie ihn ja schon halbnackt gesehen - dieses Bild war ihr sehr einprägsam im Gedächtnis geblieben; augenblicklich griff sie selbst nach ihrem Wasserbecher, um einen Schluck zu nehmen und sich die trocken gewordenen Lippen zu befeuchten. Er war ein durchaus attraktiver Mann. »Das wollte ich damit nicht andeuten.« beeilte sie sich zu sagen. »Zugegeben, Ihr seid jetzt vielleicht nicht gerade ein Thor oder ein Volstagg, doch Ihr seid kräftiger und wendiger als so mancher Mann, den ich kenne. Ich habe Euch im Kampf beobachtet. Ihr seid geschickt.« »Aber nicht ausdauernd genug.« sprach Loki dann und setzte den Becher wieder auf dem Tisch ab. »Es gibt einige Waffen, die ich nicht in der Lage bin zu führen. Und die Magie erwies sich da als wesentlich leichtgängiger. Dafür muss man keine besonderen, körperlichen Merkmale aufweisen. Dafür reicht allein Verstand, Geduld und Ehrgeiz. Wiederrum Tugenden, die vielen Asen nicht innewohnen. In der Magie fand ich etwas, was sonst niemand wirklich beherrschte; ich war der Einzige, der die Vorgänge dahinter begriff und somit war ich plötzlich all den Kriegern und Soldaten Odins mit ihren Äxten und Hämmern überlegen. Und das schon in den frühen Jahren meiner Kindheit.« erklärte er selbstgefällig und stieß seine Gabel in ein Stück Fleisch, welches rasch hinter seinen Lippen verschwand. Er kaute konzentriert und Gwen beobachtete ihn dabei aufmerksam - so aufmerksam, wie sie seinen Worten gelauscht hatte. Obwohl er bewusst Anmaßung in seine Stimme gelegt hatte, so war ihr doch der unterschwellige Klang von ehrlichem Stolz dahinter nicht entgangen. Für ihn musste es wichtig gewesen sein, diese Art von Waffe für sich gefunden zu haben; sie konnte sich vorstellen, wie erniedrigend es gerade für jemanden wie Loki gewesen sein musste, mit den anderen Kindern seines Alters nicht mithalten zu können. Doch durch die Magie hatte sich ihm eine Tür geöffnet, durch die ihm sonst niemand folgen konnte. »Die Asen verabscheuen die Magie, nicht wahr? Es gibt nicht viele, die sich damit beschäftigen.« griff Gwen dann den Faden wieder auf und lehnte sich nach vorn, um ihren Teller mit dem restlichen Brot und Fleisch zu schnappen, den sie dann vorteilhaft auf ihrem Schoß platzierte. »Also wo habt Ihr es dann gelernt? Habt Ihr Euch alles selbst durch Bücher beigebracht?« fragte sie ehrlich interessiert, während sie nebenher ein Stück Brot auf ihrem Teller zerbröselte und sich einen Bissen in den Mund schob. Loki lud sich gerade eine erneute Portion Fleisch und Gemüse auf seinen Teller, sogar noch einen der herrlich süßen kleinen Kuchen, die Gwen so gern mochte. Dieser Anblick erfüllte sie augenblicklich mit unerklärlicher Freude und sie musste über seinen erwachten Hunger verstohlen schmunzeln. Und er nannte sie stur… »Anfänglich habe ich natürlich die Bücher befragt. Einige, bereits vergessene, Werke in der Bibliothek waren es auch, die mich erst auf die Geheimnisse der Magie aufmerksam gemacht haben. Und natürlich beschäftigt Odin eine Handvoll Gelehrter, die ebenfalls ein Mindestmaß an Magie beherrschen, um einfache Zauber anwenden zu können. Nichts weltbewegendes, ein paar Sprüche für den täglichen Gebrauch - schwebende Tassen und Teller und solcher Unsinn, wohl um die Faulheit zu schüren.« erklärte ihr der Prinz und verzog geringschätzig das Gesicht, bevor er sich kurz unterbrach, um einige Bissen seines Mahls zu sich zu nehmen. Gwen ließ ihm die Zeit und beschäftigte sich inzwischen selbst mit ihrem Teller. Das vollwertige, frische Essen tat ihr gut und brachte ihre Kräfte rasch zurück; sie musste sich schuldbewusst eingestehen, dass sie sich zuhause einfach von zu viel Fastfood ernährte. Zum Glück hatte sich das noch nicht auf ihre Figur niedergeschlagen. Vielleicht sollte sie doch einmal anfangen an ihren Kochkünsten zu arbeiten, wenn sie wieder zurück in New York wäre. Das würde bestimmt auch Winston freuen. Heimweh wollte sich augenblicklich bei ihr breitmachen, wurde jedoch von Loki zurückgedrängt, der seine Erzählung fortsetzte. »Nachdem unsere Mentoren endlich erkannt hatten, dass ich im Gegensatz zu Thor mehr Eifer in die schriftlichen und mündlichen Studien legte und eine Begabung für die Magie entwickelte, unterbreiteten sie Odin den Vorschlag, dass ich eine Weile in Vanaheim studieren sollte.« »Und in Vanaheim gibt es mehr Magier.« mutmaßte Gwen vorsichtig und steckte sich gewohnheitsmäßig Daumen und Zeigefinger in den Mund, um die köstliche Bratensoße aufzulecken. Loki schluckte gerade den letzten Bissen seines Hühnchens herab und wischte sich dann die Hand kultiviert an einer Serviette sauber, was Gwen beschämt auf ihre eigenen Finger sehen ließ. »In der Tat. Vanaheim hat sich im Gegensatz zu Asgard wesentlich intensiver auf die Magie spezialisiert. Es gibt eine prächtige Akademie in der Hauptstadt, wo bereits junge und begabte Vanen in der Kunst der Magie geschult werden. Asgard ist in dieser Hinsicht wohl etwas altmodisch.« »Wie viel Zeit verbrachtet Ihr denn in Vanaheim?« hakte Gwen interessiert nach und schenkte ihnen beiden noch etwas Wasser in die leeren Becher. »Einige Jahre. Ich ging als Kind und kam als junger Mann wieder.« gab ihr Loki bereitwillig Auskunft. »So lange…« hauchte Gwen verblüfft und stellte die Karaffe zurück auf den Tisch. »Hattet Ihr denn in all der Zeit gar kein Heimweh?« Sie stibitzte sich noch ein Stückchen des gebratenen Fisches vom Tablett, sah den Magier aber weiterhin aufmerksam an. Loki lehnte sich entspannt zurück, nachdem er seinen Teller bis auf den letzten Bissen leergeräumt hatte. »Nein. Warum auch?« antwortete er ungerührt. »Ich bekam die Gelegenheit meine Fähigkeiten zu verbessern und viele Dinge zu lernen, die ich in Asgard nie erfahren hätte. Für eine hinderliche Aktivität wie Heimweh hatte ich gar keine Zeit. Außerdem durfte ich Asgard an Festtagen natürlich besuchen. Nach einer Weile unterhielt ich außerdem eine gute Beziehung zu den Geschwistern Frey und Freya, beides sehr magiebegabte Vanen. Somit hatte ich stets Gesellschaft, Unterhaltung und zwei kluge Geister gefunden, mit denen ich auf gleicher Ebene kommunizieren konnte.« Wie strebsam und verbissen Loki doch war - selbst schon in Kindertagen schien für ihn das Ziel und Ergebnis einer Sache das Wichtigste gewesen zu sein; egal, was man tun oder opfern musste, um es zu erreichen. Gwen entdeckte neben dem Obst auf dem Tablett das Letzte der unglaublich leckeren, kleinen Törtchen und entschied, dass ein Dessert gewiss noch im Rahmen des möglichen wäre. »Und wie funktioniert es nun? Erklärt mir, wie Ihr es macht. Wie wirkt man einen Zauber?« Entschlossen streckte sie die Finger zu ihrem erwählten Nachtisch aus, hatte allerdings nicht auf Lokis Bestreben und Blick geachtet - denn der Prinz hatte sich offensichtlich wohl auch gerade für dieses letzte, begehrte Stück Backwerk entschieden. Ihre Finger berührten sich flüchtig, als beide gleichzeitig nach dem Törtchen greifen wollten; Gwen zog ihre Hand mit einem Räuspern zurück und blickte den Prinzen beinahe entschuldigend an, der ein schmales Grinsen zeigte. »Ich erzähle es Euch, wenn Ihr dieses Törtchen für mich übrig lasst.« verlangte Loki unverschämt. Kurzentschlossen griff Gwen nach ihrem Messer und teilte den Kuchen in der Mitte einfach durch. Dann schob sie dem Magier seinen Anteil zu und schnappte sich selbstzufrieden ihren eigenen. »Man kann auch einfach teilen, Eure Hoheit. So haben beide etwas davon. Ein Kompromiss quasi.« belehrte sie ihn mit einem amüsierten Schmunzeln und erntete dafür von ihm ein überraschtes Heben seiner Braue, bevor er seelenruhig den übrig gebliebenen Teil des Törtchens auf seinen Teller lud. »Es ist schwer, einem Außenstehenden die Geheimnisse der Magie erläutern zu wollen…« begann Loki dann nachdenklich. »Versucht es einfach. Auch wenn ich von der Erde komme, ich werde versuchen es zu verstehen.« zog sie ihn gespielt bissig auf und knabberte genüsslich an ihrem Teil des Törtchens. Loki beobachtete sie dabei und verstohlen hoben sich seine Mundwinkel um eine Winzigkeit an. »Nun, stellt Euch zuerst jede Welt wie ein riesiges Netzwerk an Energien vor. Alles ist miteinander verbunden, ob nun hier auf Asgard, in Vanaheim oder auf Midgard. Jeder Baum, jeder Grashalm, jeder Stein - alles hat seine eigene Aura und Energie. Natürlich fließt diese in leblosen Objekten weniger kräftig und machtvoll als in Lebewesen mit einem Herzschlag, einem Tier oder Menschen zum Beispiel. Doch auch Pflanzen besitzen ihren eigenen Puls, selbst ein Fels oder ein Stück Holz, nur ist dieser so versteckt und gering, dass ihn allein geübte Magier verspüren können. Ich glaube, ihr auf Midgard bezeichnet diese Energien als „Seelen“.« Loki machte eine kleine Pause und stellte seinen leeren Teller auf dem Tisch ab, nachdem er sich das Stück des Törtchens ganz ungeniert mit den Fingern zwischen die Lippen geschoben hatte. Dann griff er nach seinem Wasserbecher. »Bis hierhin verständlich?« Fragend sah er Gwen an. Die hatte bisher gebannt seiner Erklärung gelauscht und nickte nun fast ungeduldig, äußerst begierig darauf zu erfahren, was Loki noch erzählen würde. »Ich denke schon.« Der Prinz nippte an seinem Wasser und stellte den Becher dann locker auf seinem Knie ab, das er in einer Spiegelung zu Gwens Position bequem auf dem Polster angewinkelt hatte. »Nun, ein Gelehrter der Magie kann diese Energien nutzen. Er hat die Gabe sich Zugriff auf die Ströme und Netzwerke zu verschaffen. Ein Magier bemächtigt sich somit der Energien des ihn umgebenden und ist in der Lage, diese für sich zu verändern und zu gebrauchen, wenn er die dazugehörigen Verknüpfungen und Sprüche gelernt und verinnerlich hat. Damit ist es ihm möglich, alles zu erschaffen - einen Feuerball, eine Illusion, einen Becher Wasser…« Bedeutsam hob er den eigenen in die Höhe, bevor er mit einem knappen Nicken auf die Fesseln an seinem Handgelenk deutete. »Dieses Metall hemmt diese Verbindung zwischen mir und den Energien, die mich umgeben und verhindert somit, dass ich einen Zauber wirken kann. Ich kann eine Aura weiterhin spüren, doch keinen Gebrauch von ihr machen.« Gwen hatte sich begeistert aufgesetzt und war unbemerkt näher zu dem Prinzen hinüber gerutscht; fasziniert musterte sie das Metall um seine Handgelenke, bevor sie ihn wieder ansah. »Aber wenn Ihr die Energie eines Lebewesens nehmt… wenn Ihr meine zum Beispiel nutzen würdet…würde ich dann nicht sterben?« Loki schüttelte den Kopf. »Nein. Als eine der ersten Lektionen lernt ein Magier, dass es verboten ist ein Lebewesen durch diesen Entzug zu töten. Das wäre ein Frevel und würde dem Zaubernden für immer und ewig den Zugang zu den Netzwerken der Energien versperren. Man nimmt nur einen winzigen Teil, kaum der Rede wert, sodass sich dieser schnell wieder selbst regenerieren kann. Ihr würdet gar nicht spüren, dass Euch etwas entzogen wurde.« »Verblüffend…« hauchte Gwen ehrfürchtig und blickte zu Loki hinüber. »Könnt Ihr auch meine Aura sehen? Jetzt in diesem Moment? Ich meine, spürt Ihr meine Seele…?« fragte sie äußerst neugierig nach. Das war ja unglaublich. Waren die Geschichten über eine Seele also doch nicht nur frei erfunden?! Wenngleich die Religion diese Kräfte und deren Sinn sicher anders auslegen würde, schlussendlich war es doch auf allen Welten das gleiche - eine pulsierende Lebensenergie, die sie alle durchströmte und miteinander verband. »Ja, das tue ich. Interessiert es Euch, wie sie aussieht?« Loki hob seine schmalen Brauen fragend in die Höhe; der sonstige, anmaßende Unterton war aus seiner Stimme gänzlich verschwunden. Er wirkte schon fast erschreckend normal, beinahe freundlich, als würde es ihm gefallen, dass sich jemand für die Magie und ihn zu interessieren schien. Gwen nickte sofort. »Ja. Natürlich. Also…wenn es keine Umstände macht…« fügte sie unsicher an. Loki wischte sich erneut an seiner Serviette die Hände sauber, bevor er jene auf seinen abgestellten Teller warf und ihr auffordernd eine Hand entgegen streckte. »Gebt mir Eure Hand.« verlangte er dann ungewohnt entgegenkommend. Gwen stellte ihren Teller sofort beiseite und rutschte näher zu dem Prinzen heran; hastig wischte sie ihre Hände am Stoff ihrer dunklen Hose ab und reichte ihm dann ihre Finger. »Aber nur, wenn Ihr nicht plötzlich wieder einen Dolch zieht!« scherzte sie warnend. Loki schmunzelte verhalten. Sein Griff war warm und unglaublich sanft, als seine langen, schlanken Finger ihre Hand umfassten; Gwens Herz begann sogleich deutlich schneller zu arbeiten und sie hoffte augenblicklich, dass ihr Gesicht nicht rot anlaufen würde. Aufgeregt zog sie ihre Unterlippe zwischen die Zähne. Loki schloss konzentriert die Augen und Gwen nutzte diesen Moment sofort, um ihn ungeniert mustern zu können. Jetzt, nach dem Essen war ein wenig Farbe auf seine Wangen zurückgekehrt. Seine Wangenknochen stachen noch immer so markant und scharf ins Auge, verliehen ihm aber auch etwas unheimlich anziehendes. Seine schmalen Brauen waren leicht zusammengezogen, ein paar konzentrierte Falten zogen sich über seine hohe, glatte Stirn. Die Linien um seine schmalen Lippen lagen jetzt geglättet und beinahe entspannt, sodass dieser andauernd verbissene Ausdruck einmal gänzlich aus seinem Gesicht gewichen schien. Er hob die Lider an und offenbarte somit einen hinreißenden Blick in seine tiefgrünen Augen - Gwen erinnerte sich, dass diese Augen das Erste gewesen waren, was ihr an Loki aufgefallen war und auch jetzt noch konnte sie sich der Magie seines Blickes nur schwerlich entziehen. Allein mit seinen Augen hielt er sie gefangen, während seine Finger ihr eine zarte Gänsehaut verschafften, da diese sich verstohlen sanft über die Haut ihrer Hand bewegten. »Eure Aura ist unglaublich rein.« begann er dann mit samtiger Stimme zu sprechen. »Ein helles, warmes Flimmern, das keine eigene Farbe zu besitzen scheint. Zumeist ist jedem Lebewesen eine bestimmte Farbe eigen.« fügte er erklärend an, nachdem Gwen die Brauen etwas verwirrt zusammengezogen hatte. »Eure Aura schillert allerdings wie ein Regenbogen; ein gleißend helles Licht, vermischt mit einem bunten Schimmern, das offensichtlich keine Farbe bekennen will…« wisperte er nachdenklich. Gwen fühlte Unruhe in sich erwachen. »Ist das…jetzt schlecht? Oder gut?« Loki zuckte flüchtig die Schultern, während er sie weiterhin unverwandt ansah. »Ich weiß es nicht. Es wäre möglich, dass diese unbekannte Energie in Euch Eure eigene Energie stört und überlagert. Ihr solltet Euch keine zu großen Gedanken darüber machen.« »Hm…« Gwen blickte auf ihre Finger, die noch immer in Lokis Hand lagen und ihr kam flüchtig in den Sinn, dass sie sich ihm eigentlich viel zu unbedarft und leichtgläubig näherte; Thor hatte sie vor Loki gewarnt und die rationale Seite in ihr würde sicher sofort alle Verfehlungen des Prinzen herabbeten können, doch…irgendwie konnte sie so keine rechte Angst vor ihm aufbringen. Sie hatte noch immer Respekt, natürlich, aber sie fürchtete ihn seltsamerweise nicht. »Habt Ihr so etwas schon einmal gesehen…so etwas ähnliches wie das heute Nachmittag?« fragte sie dann zögerlich nach, unsicher, ob sie die Antwort überhaupt hören wollte. »Dieses Leuchten in mir…habt Ihr jemals zuvor so etwas gesehen?« Langsam blickte sie wieder zu ihm auf. Loki schüttelte den Kopf. »Nein. Niemals.« erwiderte er unumwunden. »Aber für jedes Rätsel gibt es eine Lösung und ich habe Euch bereits versichert, dass ich sie finden werde.« Er konnte gut reden. Er hatte sich ja auch nicht in eine wandelnde Energiesparbirne verwandelt. »Diese Macht in Euch ist ein Geschenk, Gwendolyn.« begann er plötzlich eindringlich und sanft. »Ihr habt Sleipnir allein durch eine einfache Berührung geheilt, woran Gelehrte und Heiler zuvor jahrelang gescheitert waren. Bedenkt nur, was Ihr mit solch einer Gabe alles erreichen könntet. Ihr solltet keine Angst vor dieser Macht haben.« »Mich hat aber niemand gefragt, ob ich dieses Geschenk überhaupt haben will.« erwiderte sie trotzig. »Und sonderlich erpicht bin ich auch nicht darauf. Was ist, wenn dieses Leuchten irgendwann einfach nicht mehr verschwindet? Laufe ich mein Leben lang dann als lebende Christbaumkugel durch die Gegend?« fuhr sie Loki unnötigerweise ärgerlich an. Er konnte ja auch nichts für diesen ganzen Schlamassel. »Was ist, wenn ich mich verändere? Wenn ich nicht ich selbst bleibe? Oder was ist, wenn mich dieses Glühen irgendwann umbringt? Wenn ich einfach verpuffe wie ein Stück Papier in einer Flamme?« stieß sie bestürzt aus und konnte die aufwallende Furcht nicht mehr gänzlich zurückdrängen. Panik schwappte in ihr herauf, wurde aber plötzlich durch einen tröstlich bestimmten Griff gestoppt; Loki hatte ihre Finger jetzt sicherer mit einer Hand umschlossen und die andere noch gänzlich darübergelegt, sodass ihre Finger fast vollständig zwischen seinen großen Händen verschwunden waren. »Nichts dergleichen wird geschehen. Das kann ich Euch versichern. Wir werden das Geheimnis lüften und dann werden wir eine Lösung finden, um diese Kraft in Euch entweder zu bannen oder einen Weg aufzutun, damit Ihr sie besser beherrschen könnt. Macht Euch keine Sorgen.« endete er in einem völlig ungewöhnlich weichen Raunen. Gwen starrte ihn verblüfft an, während die Panik geschlagen in ihre düstere Höhle zurückwich; Lokis Züge wirkten auf einmal so gänzlich anders - die altbekannte Härte schien fast völlig verschwunden und hatte einem seltenen Hauch von Gefühl Platz gemacht. Fast war es, als würde sich Verständnis in seinen Augen spiegeln; als könnte er ihre Ängste und Sorgen nur zu gut nachempfinden. Der seltsame Moment der Verbundenheit zwischen ihnen verschwand urplötzlich, als Loki beinahe von seinem Platz aufsprang und ihre Hand ruckartig wieder freigab, als hätte er sich an ihr verbrannt. »Ich sollte jetzt weiterarbeiten. Ich habe bereits zu viel Zeit mit Nichtstun verschwendet.« Da war er wieder - der alte Loki. Anmaßend kühl blickte er auf sie herab, bevor er sich ohne Umschweife abwandte und an seinen Schreibstich zurückkehrte. Gwen blinzelte ihm irritiert hinterher und blieb verwirrt sitzen. Sie wurde einfach nicht schlau aus ihm. Unschlüssig sah sie sich um, wusste nicht, ob sie gehen oder bleiben sollte, bevor sie sich kurzentschlossen erst einmal daranmachte, die Teller und das Besteck auf dem Tisch zusammen zu räumen. Gwen gab sich Mühe leise zu sein und schielte ab und an zu Loki hinüber, der allerdings wieder völlig in seinen Büchern versunken schien. Sie konnte es natürlich leugnen, doch eigentlich wollte sie nicht gehen. Die Gesellschaft des Prinzen war sonderbar angenehm gewesen und sie musste sich eingestehen, dass sie sich in seiner Nähe irgendwie wohl fühlte. Die Stille ihres prächtigen Gästezimmers erschien ihr dagegen wenig verlockend, langweilig und erdrückend. Viel zu viel Zeit, um ihren schwachsinnigen Ängsten und Gedanken nachhängen zu können. Sie schenkte sich den letzten Rest des Wassers in ihren Becher und hob ihn an die Lippen, als ihr das seltsame Buch ins Auge fiel, dass Loki aus dem abgestürzten Raumschiff geborgen hatte; es lag aufgeschlagen auf seinem Tisch und seine schlanken Finger fuhren konzentriert über die dunklen Seiten. Neugierig geworden ging Gwen zum Schreibtisch hinüber und blieb halb hinter dem Prinzen stehen, der ihr einen flüchtigen Blick über die Schulter zuwarf. »Darf ich?« fragte sie vorsichtig und wies mit einem Finger in Richtung des Buches, was komplett in Metall gebunden war. Loki zögerte, doch dann wandte er seinen Blick wieder auf die Schriftstücke vor sich und wedelte mit einer gleichgültigen Handbewegung in Richtung des seltsamen Buches. »Bitte. Von mir aus. Nur zu…« Gwen trat näher an den Tisch heran und ließ die Finger vorsichtig über die schwarzen Seiten schweifen, welche mit eingestanzten, silbernen Symbolen gefüllt waren. Sie konnte die Schrift natürlich nicht lesen, doch womöglich war Loki mit der Übersetzung ja schon weitergekommen. Auf seinem Tisch stapelten sich unzählige Bücher und Schriftrollen, vor ihm ausgebreitet lag ein Stück Pergament, auf dem er sich Notizen mit Feder und Tinte vermerkte. Schon seltsam... Da waren die Götter so mächtig, konnten sogar Magie nutzen und zwischen den Welten reisen, doch die Benutzung eines Computers hatten sie offensichtlich noch nicht gelernt, sodass sie auf beinahe altertümliche Methoden wie Feder und Tinte zurückgreifen mussten. Ein weiterer Punkt, der Gwen verdeutlichte, dass Loki und sie aus völlig unterschiedlichen Welten stammten. »Könnt Ihr das lesen?« fragte sie dann und strich ehrfürchtig über die kühlen, beinahe metallartigen Seiten des Buches. »Ein wenig. Ich habe ein paar Schriften in der Bibliothek gefunden, die ganz ähnliche Symbolik aufweisen.« Er deutete vage auf einen Stapel lederumwundener Bücher. »Doch irgendwie will das alles keinen Sinn ergeben.« murmelte er mehr zu sich selbst und stützte das Haupt einen Augenblick erschöpft in die Handfläche. »Was meint Ihr?« hakte Gwen zögerlich nach. Loki schüttelte fast widerstrebend den Kopf, doch dann begann er zu ihrer Überraschung doch zu reden. »Dieses Buch…« Er bettete ebenfalls seine Finger unweit von Gwens auf der aufgeschlagenen Seite. »…ist eine Abhandlung über verschiedene Himmelskörper und deren Ressourcen. Es schildert und beschreibt Sternenstraßen; Handelsrouten und den Ertrag einiger Planeten, von denen ich noch nie gehört habe. Es scheint ein Nachschlagewerk über natürlich vorhandene Metalle, Mineralien, Energielieferanten, Pflanzen und Organismen zu sein; wo man sie finden kann und wie man zu ihnen gelangt. Auf Grund dieser vagen Übersetzung habe ich ein anderes Buch zu Rate gezogen…« Loki zog eines der vielen Bücher unter einem Stapel hervor und schlug es an einer markierten Stelle auf. Eine stilisierte Zeichnung kam zum Vorschein; eine recht grobe, aber doch unverkennbare Illustration ihrer Angreifer. Gwen erkannte die fürchterliche Maske auf dem Gesicht des dargestellten Wesens wieder, ebenso deren typische Rüstungen. »Dieses Volk wird nur sporadisch in einigen Schriften erwähnt, da sie sich bisher kaum bemerkbar gemacht haben. Allerdings…« Loki sah zu Gwen hinauf. »…ist dieses Volk eine nomadische Rasse. Sie ziehen friedfertig von Planet zu Planet und füllen ihre knapp gewordenen Ressourcen auf, bevor sie weiterreisen. Es hält sie nie lang an einem Ort. Sie haben keine Heimat in diesem Sinne, wahrscheinlich wurde ihr Planet schon vor langer Zeit durch eine natürliche Ursache zerstört. Die Masken tragen sie zur Abschreckung, da sie kaum Waffen besitzen. Sie wollen vorwiegend einfach ihre Ruhe. Das sind keine Eroberer. Das ist ein Wandervolk. Es gibt keinen einzigen, logischen Grund, warum sie Asgard und all die anderen Welten angreifen sollten, vor allem, da sie es ja noch nicht einmal auf unsere Ressourcen abgesehen hatten.« Lokis Finger vergruben sich verkrampft in seinem Haar, während er unzufrieden und finster auf die Bücher vor sich starrte. Gwen hätte ihm gern geholfen und eine Lösung präsentiert, doch sie hatte von alledem wahrscheinlich die wenigste Ahnung. Sie konnte sich gleich gar nicht erklären, warum ein nomadisches Volk mit einem mal urplötzlich zu den Waffen greifen sollte, um die neun Welten anzugreifen. Wenn Lokis Nachforschungen korrekt waren - und sie ging davon aus, dass sie es waren - so standen sie schon vor dem nächsten Rätsel. »Was ist das?« fragte sie dann, aufmerksam geworden auf ein Stück Papier, das fast vergessen an den Rand des Tisches gerutscht war, eng beschrieben mit der klaren, akkuraten Handschrift des Prinzen. Sie nahm das Pergament vorsichtig an sich. Loki schielte flüchtig darauf, schien ihm aber keinen besonderen Wert beizumessen. »Unsinn. Etwas, was dieser sterbende Krieger von sich gegeben hat, der mich in dem Raumschiff angriff.« raunte er abwesend. »“Nicht wir. Nur ich. Es gibt nur mich. Sie sind ich. Ich bin sie.“« las Gwen leise und ließ den Zettel dann nachdenklich sinken, während in ihrer Erinnerung ein Funke aufblitzte. »Das klingt irgendwie fast nach den Borg...« sinnierte sie dann für sich gedankenvoll. Sie hatte als Kind unheimlich gern die Abenteuer der Enterprise oder des Raumschiffs Voyager verfolgt. »Was?« Lokis Ohren waren allerdings hervorragend. Er blickte hellhörig und fragend zu ihr auf. »Borg? Wer ist das?« Gwen schüttelte sogleich geringschätzend den Kopf und schob den Zettel über den Tisch wieder von sich. »Ach, nur das Hirngespinst einiger fantasievoller Autoren und Filmemacher. Die Borg sind ein außerirdisches Volk aus einer Serie, die ich als Kind gern gesehen habe.« endete Gwen lapidar. »Fahrt fort.« verlangte Loki allerdings. Gwen grübelte einen Augenblick, um sich das längst vergessen Wissen wieder zurückzuholen. »Naja, ihre Gesellschaft besteht aus einem totalitären, aber nicht-hierarchischen Kollektiv, in dem es keine Eigenarten gibt. Individuen und individuelles Bewusstsein gibt es unter den Borg nicht. Sie entwickeln sich weiter, indem sie andere Rassen und ihre Technologien „assimilieren“, das heißt, deren Wissen und Erfahrungen in ihrer Gesamtheit in sich aufnehmen, um durch ein kollektives Bewusstsein die neuen Eigenschaften der Gemeinschaft hinzuzufügen. Das Hive-Bewusstsein ist das Gedankennetzwerk des Borg-Kollektivs. Es ermöglicht jedem Borg, mit dem Rest des Kollektivs zu kommunizieren.« Sie machte eine kurze Pause und sah Loki an, doch der schien ihren Worten ohne Mühe folgen zu können. »Daher dachte ich jetzt bei diesen Worten irgendwie an die Borg. Bei diesem Volk gibt es auch keine Individuen, alle sind durch das Kollektiv miteinander verbunden und dienen dem großen Ganzen. In den Filmen war das dann meist die Borg-Königin, ähnlich wie in einem Insektenstamm.« »Ihr seid genial, Gwendolyn.« stieß Loki plötzlich zu ihrer größten Verblüffung aus und stand ruckartig von seinem Platz auf; die Beine des Stuhles schabten geräuschvoll über den Boden. »Äh…danke…?!« Irritiert sah sie ihm nach wie er zu einem seiner Regale hinüber lief und die Fächer durchwühlte. Gwen hätte ja ehrlich nicht gedacht, dass ihr „Star Trek“-Wissen wirklich mal zu etwas nütze sein sollte. Allerdings glaubte sie nun nicht, dass die Borg wirklich des Rätsels Lösung waren. »Warum bin ich nicht gleich darauf gekommen…?!« Loki schien gefunden zu haben, was er suchte und kam zum Tisch zurück, eine Art Reagenzglas in der Hand, welches er ihr entgegen hielt. Gwen nahm das Behältnis vorsichtig an sich und hob es vor die Augen, um das darin befindlich Etwas genauer studieren zu können. »Erinnert Ihr Euch an diesen eigenartigen Nebel, der unsere Angreifer umgab? Man konnte ihn fast übersehen, wenn man auf solche Dinge nicht achtete.« Loki sah Gwen gespannt an und sie ließ das Glas ein wenig sinken, um den Magier darüber hinweg anzublicken und dann zögerlich zu nicken. Ihre Stirn zog sich nachdenklich in Falten. »Ja, ich erinnere mich daran. Aber ich hielt es nicht für weiter wichtig.« »Ich anfangs auch nicht. Doch das war mein Fehler…« knurrte er beinahe frustriert und fuhr sich aufgebracht mit einer Hand durch sein schwarzes Haar. »Allerdings ist genau das jenes fehlende Puzzlestück, nachdem ich gesucht habe.« Gwen blickte wieder auf diese eigenartige Substanz, die sich in dem Glas in ihre Hand befand; eine Art schwarzer Schleim oder gallertartige Flüssigkeit, die allerdings weniger leblos schien als auf den ersten Blick noch gedacht. Das dunkle Zeug wandte sich um sich selbst, bevor es beinahe begierig winzige Schleimfinger ausstreckte und jene gegen das Glas presste - genau an jene Stelle, wo Gwens Finger lagen. Schaudernd reichte sie Loki das Behältnis zurück. »Es bewegt sich…« »Ja, das scheint eine Art parasitäre Ablagerung zu sein. Ich fand dies ebenso in dem abgestürzten Schiff. Wenn sich Parasiten in einem Wirt einnisten, so stößt der Wirtskörper manches Mal Teile des Parasiten ab, da sich die Zellen gegen die fremde Übernahme wehren. Und genau das ist hier passiert…« Gwen begann langsam zu verstehen und blinzelte den Magier entgeistert an. »Ihr meint…die Angreifer waren von einer Art Parasit befallen, der sie fremdgesteuert hat?« Loki nickte langsam. »So ähnlich. Ich glaube, dass sie besessen sind.« Er hob das Reagenzglas bedeutsam an. »Und zwar hiervon. Von einer Art magischer Existenz, die sich in ihren Körpern eingenistet hat und sie für ihre Zwecke missbraucht. Daher auch der eigenartige Nebel. Unsere Angreifer sind nicht der Feind. Sondern das hier.« Angewidert warf er das kleine Behältnis auf den Stapel seiner Notizen, bevor sich sein Blick und der Gwens darüber hinweg wieder begegneten; die Gewissheit teilend, dass ihre Probleme damit wohl erst richtig anfingen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)