Cherry's Nuzlocke Challenge [Gelbe Edition] von Zekeia_galad (Pokémon Nuzlocke Challenge) ================================================================================ Kapitel 1: Der langersehnte Tag ------------------------------- Endlich… endlich war es so weit! Endlich war er da, sein siebzehnter Geburtstag. Jener Tag, den er herbei gesehnt hatte, seit sein ältester Bruder im gleichen Alter Alabastia verlassen hatte. Drei Jahre später war auch der Zweitälteste aufgebrochen, um als Pokémon-Trainer durch die Kanto-Region zu reisen und das Ziel zu erreichen, der Beste zu werden. Und nun war er da, der langersehnte Tag: Nach fünf langen Jahren, in denen er nur davon träumen konnte, im hohen Gras und in den dunkelsten Höhlen nach diesen kleinen Monstern zu suchen, sie zu trainieren und spannende Kämpfe austragen zu lassen. Das Grinsen wollte einfach nicht von den Lippen verschwinden und bereits den gesamten Vormittag brachte er nicht mehr über diese als freudig erregtes „Jaaaa!!“. Er konnte es kaum erwarten, endlich auf die Reise zu gehen. Doch dazu fehlte ihm gerade noch etwas. Und das war ein eigenes Pokémon, das ihn auf dem Weg über die Route 1 nach Vertania City vor wilden Rattfratz und Taubsi beschützen würde. Allerdings gab es ein kleines Problem auf dem Weg zu dem ersehnten ersten Pokémon. Das Problem trug den Namen „Bubbles“, hatte die braunen Haare zu einer Frisur gestaltet, dass die Stacheln einem Sandamer Konkurrenz machen konnten… und war außerdem vor einer Weile hier vorbei gekommen und im Labor verschwunden, weswegen sich Cherry nicht traute, jenes zu betreten. Was musste dieser Kerl auch vor ihm da sein? Und warum musste er ausgerechnet heute ebenfalls auf die Reise gehen? Schon früher hatte Bubbles ihn immer geärgert und aufgezogen, ihm alles Mögliche weggenommen und versteckt, so dass er nach stundenlanger Suche aufgeben musste. Letztlich war Cherry sogar in das nächstgelegene Gebüsch gesprungen, damit dieser Kerl ihn auf dem Weg zum Labor seines Großvaters, Professor Eich, auch ja nicht entdeckte und wieder aus Langeweile heraus triezte. „Gnnh, verdammt!“ Da war die gute Laune gleich dahin. Noch dazu war bereits einige Zeit vergangen, seit der Junge das Gebäude betreten hatte. Seitdem war er nicht wieder heraus gekommen. „Oh Gott!“, beschlich Cherry eine Ahnung, die ihm nicht besonders gefallen wollte. Bestimmt lachte der sich gerade ins Fäustchen beim Gedanken daran, wie der Rotschopf reagieren würde, wenn er feststellte, dass er ihm sein sehnsüchtig erwartetes erstes Pokémon direkt vor der Nase wegschnappte! Mit einem „Oh nein, das darf doch nicht wahr sein! Bitte nicht!!“ purzelte Cherry aus seinem Versteck und stürmte in Richtung Tür, ohne sich zuvor die Blätter, die sich in dem roten Schopf verfangen hatten, aus jenem zu entfernen. Die Eile sollte nicht ungestraft bleiben, denn gerade als er panisch die Hand nach der Türklinke ausstreckte, stieß jemand von innen die Tür auf, die mit einem dumpfen Ton auf Cherry traf. „Aua!“, schrie der Junge entrüstet auf, als er von dem Schwung der Tür mit dem Hosenboden auf den Weg befördert wurde, und wollte sich schon mit einem „Pass doch au-…!“ beschweren. Doch da bäumte sich bereits Bubbles vor ihm auf und stemmte drohend die Fäuste in die Hüfte ehe er herablassend das kleine Häufchen aus Armen, Beinen und einer verletzten Nase im Gesicht musterte. „Was willst DU denn?“, fragte er höhnisch, als könne er kaum glauben, dass der Kleine heute eine abenteuerliche Reise beginnen wollte. Um aber noch eines drauf zu setzen fuhr er fort, ohne die Antwort abzuwarten: „Du bist zu spät, Kleiner. Mein Opa ist nicht da und außerdem hat er kein Pokémon mehr für dich übrig. Tja, Pech gehabt.“ „Wie? Was soll das hei-… hey, Moment!“ Cherry war verdattert, erst recht, weil er mit dieser unmöglichen Aussage auch noch einfach stehen gelassen wurde während sich Bubbles munter vor sich hin pfeifend von ihm entfernte. Lässig mit den Händen in der Hosentasche, so dass der Rotschopf in Rage geraten wäre, wenn es gerade nicht wichtigere Dinge gab. Was sollte das heißen, für ihn sei kein Pokémon mehr übrig? „Pah!“, entgegnete er schnaubend und mit dem Fuß aufstampfend. Nun, da Bubbles bereits außerhalb seiner Hör- und Sichtweite war, konnte er sich das ja schließlich erlauben ohne damit rechnen zu müssen, dass der ihn für diese Frechheit verprügelte. „Dir werd’ ich’s zeigen! Blödmann!“, fluchte er lauthals und stapfte von dannen, vorbei am Labor, vorbei an seinem Zuhause und dem besagten Blödmanns. „Ich komme auch ohne Pokémon nach Vertania City, kaufe mir dort ein paar Pokébälle und dann fange ich mir eben ein eigenes Pokémon auf der Route 1!“ Vor sich hin brummend kam Cherry dem hohen Gras immer näher und kaum war die erste Fußspitze in dieses gesetzt erlebte er den ersten Schreck seines Lebens. Zunächst sah er nur einen großen Schatten aus dem Gras hervor springen und mit einem „WOAH! Was ist daaaas!?“ wurde er regelrecht blass. Hier war doch die Route 1! Die Route, auf der sich eigentlich nur Taubsi und Rattfratz herum treiben dürften. Der Schatten war aber viel größer als der Vogel und die Ratte! „WAAAAAH!!!!“ Vor lauter Schreck plumpste Cherry erneut auf den Hosenboden, doch das hohe Gras war nicht hoch genug um ihn vor jenem Schatten zu schützen oder zu verstecken. „Nein!!“ Den Kopf mit den Händen zu schützen versuchend machte sich der Junge so klein wie möglich. Was war das für ein Schatten? Ein Nidoking, ein Maschock, ein Rizeros? Egal, welches dieser Pokémon zutraf, für ihn stand eines fest: „Ich geb’ auf, ICH GEB’ AUF! Bitte tu mir nichts!!“ „Was ist das denn für ein Spiel?“ Hä? Die zusammen gekniffenen Augen öffneten sich und es wurde geblinzelt. Das Pokémon sprach? Die konnten doch gar nicht die menschliche Sprache? Stirnrunzelnd, aber noch immer ängstlich, was ihn erwarten würde, lockerte Cherry nur sehr zögerlich den festen Griff der Arme um den Kopf um diesen vorsichtig anzuheben. Zuerst kamen Schuhe und Beine zum Vorschein, je weiter der Blick herauf wanderte, umso mehr erkannte er von der Gestalt des alten Professors, der ihn ziemlich verdutzt ansah. „Oh, Professor Eich!“ Puh, da fiel dem Jungen ein ganzes Geowaz vom Herzen... es war kein furchterregendes Riesenpokémon gewesen sondern nur der Professor. Halt, „nur“ der Professor? „Hey, war das etwa Absicht?!“ Der war doch absichtlich gerade jetzt aus dem hohen Gras gesprungen, nur um ihn zu erschrecken! Das war doch typisch, schließlich war das der Opa von diesem fiesen Bubbles und der musste seine Ideen ja von irgendwem haben…! „Mann!“ Frustriert beeilte sich Cherry, wieder aufzustehen. Erst das Gebüsch, jetzt Gras und dreckiger Boden… wahrscheinlich würde ihn jeder für ein Straßenkind halten, aber gewiss nicht für einen Pokémon-Trainer. Allerdings war es keine gute Idee, das an dem Professor auszulassen, denn schließlich hatte er ihn ja ohnehin gesucht. „Ich wollte mir mein Pokémon abholen!“ Bubbles hatte ihn doch bestimmt angelogen als er gesagt hatte, es gäbe keines mehr für ihn. Ganz bestimmt war das eine Lüge gewesen! Hoffnungsvoll sah er den Professor an, doch der brabbelte schon wieder von etwas ganz anderem und rückte mit erhobenem Zeigefinger immer näher. „Hat dir deine Mutter nicht beigebracht, dass im hohen Gras wilde Pokémon lauern? Du brauchst doch ein eigenes Pokémon, um dich zu schützen!“ Hä? Davon sprach er doch gerade…! Dass er eben dieses Pokémon eigentlich hatte abholen wollen…? „Das hab’ ich doch gerade…“, begann Cherry, doch so langsam wurde ihm diese aufgezwungene Nähe sogar etwas zu viel und so machte er eingeschüchtert einen Schritt zurück. Was sich als Fehler herausstellen sollte. Denn der Schritt bewirkte, dass von hinten ein wütendes „Pika!“ ertönte und noch ehe Cherry sich umdrehen konnte knisterte es bedrohlich in der Luft und er bekam einen ordentlichen Donnerschock ab. „Woah!!“ Verdammt, da stellte es ihm ja gleich die kurzen roten Haare auf! Und er zitterte! Und überhaupt, wo war der vermaledeite Übeltäter?! Er konnte gerade noch einen Blick auf das gelbe Pikachu erhaschen, welches ihn beleidigt ansah, da flog auch schon ein Pokéball an ihm vorbei um das Pokémon einzufangen. „Das war knapp!“, erklang erneut die Stimme des Professors, der sich mit der Hand über die schweißnasse Stirn fuhr als habe er gerade einen kilometerlangen Lauf mit zig Kilos an Armen und Beinen hinter sich. „Los, komm, jetzt können wir zurück in mein Labor!“ „Wie, das war alles?“, entfuhr Cherry, der noch den Monolog des Professors im Kopf hatte. So viel dazu, dass er ein eigenes Pokémon bräuchte um sich vor wilden zu schützen. Der Professor hatte noch nicht einmal selbst eines eingesetzt um das Pikachu vor dem Fang zu schwächen. Kein sehr gutes Vorbild für einen angehenden Pokémon-Trainer. Wenn ein Pokéball für den Weg nach Vertania City ausreichte, dann hätte er doch einfach gehen können? Stattdessen ertappte sich Cherry dabei, dass er dem Professor wortlos folgte, sich dabei immer wieder umsehend, ob dessen Neffe nicht doch noch irgendwo lauerte. Im Labor reihten sich die Bücherregale aneinander, wahrscheinlich allesamt über Pokémon und die Forschungen, die der Professor und seine Gehilfen, die ihnen zur Begrüßung zunickten, betrieben. Allerdings hatte Cherry so gar keine Zeit, sich näher damit zu beschäftigen, denn sein Bubbles-Radar schlug lautstark Alarm als er den braunen Haarschopf etwas weiter vorne entdeckte. „Argh!“ Der schon wieder! Er dachte, der wäre längst aufgebrochen? Ihn traf ein böser Blick aus den Augen des anderen Jungen, woraufhin sich der Rotschopf hinter dem Professor zu verstecken versuchte, aber stattdessen in den älteren Mann hinein lief als dieser abrupt stehen blieb um sich an die beiden Jungen zu wenden. „Aua. Entschuldigung!“ Schon wieder auf die Nase…! Seufzend trat Cherry einen Schritt zurück, da fiel ihm der Pokéball auf dem Tisch ins Auge. Der Kerl hatte ihn doch tatsächlich angelogen, da war doch ein Pokémon! Er wollte Bubbles einen ebenso bösen Blick zuwerfen wie er ihn zuvor von ihm geerntet hatte, doch der Braunhaarige war bereits damit beschäftigt, seinen Opa anzuquengeln und ihn zu drängen. Dabei ließ er sich auch nicht von dem „Du solltest doch erst später kommen…“ beirren, mit dem sich der Professor zunächst an Cherry wandte. „Siehst du den Ball dort auf dem Tisch liegen, Cherry? Das ist ein Pokéball. Darin befindet sich ein ...“ „… Pokémon!“, beendete Cherry nun ebenso drängend wie Bubbles den Satz. „Ich weiß, du hast doch vorhin schon einen geworfen!“ Hatte der Professor die Begegnung mit dem Pikachu etwa schon vergessen? Musste wohl das Alter sein… „Eigentlich wollte ich es dir schenken, aber wenn das so ist…“, begann der Professor, wohl etwas angefressen über die Unterbrechung durch den Rotschopf, der aber sofort eilig mit den Armen fuchtelte damit der Forscher nicht weiter sprach und die zu erwartende Drohung vollendete. „Ich bin schon still!“, versprach Cherry, ehe er sich die Chance auf ein eigenes Pokémon vertat, und sah den Größeren aus treuen Hundeaugen an. Seufzend nahm jener also seine Rede wieder auf und ließ sich breit schlagen, seine Entscheidung zu überdenken und dem Jungen doch noch das Pokémon zu geben. „Halt, Opa! Und was ist mit mir!“ Ach mist, beinahe hätte Cherry vergessen, dass Bubbles auch noch anwesend war. Oh je! Hier waren sie, zwei Jungen und ein Pokéball. Bubbles konnte ja den Ball haben und er das Pokémon darin? Dann hätte jeder was davon… Allerdings sah der Braunschopf schon wieder derart wütend aus, dass sich Cherry den Vorschlag gar nicht zu nennen traute. Zum Glück aber schien der Professor seinen Neffen gut unter Kontrolle zu haben, denn mit seinem „Habe einen Moment Geduld, Bubbles. Du bekommst später eines.“ machte er den Weg für Cherry frei, diesem zunickend, dass er sich das Pokémon nehmen solle. Da allein das schon ein kleiner Sieg über den furchteinflößenden Bubbles war machte sich auf den Lippen des Rotschopfs ein triumphierendes Lächeln breit und die Situation genießend ließ er sich extra Zeit auf dem Weg zum Tisch und griff wie in Zeitlupe nach dem Pokéball. Auf einmal schien Leben in den anderen Jungen zu kommen, der sich urplötzlich mit einem „Neeeeiiiiin!“ auf Cherry stürzte und diesen mit dem Arm beiseite schubste als wäre er in Begriff, eine hochexplosive Bombe anzufassen. „Ich will dieses Pokémon!“, forderte der Junge und schnappte nach dem Pokéball als wären sie beide auf einer einsamen Insel gestrandet und saßen mit knurrendem Magen der einzigen Scheibe Brot gegenüber, die sie noch hatten. „Hey! Das war meines!“, schimpfte Cherry als er sich von der unerwarteten Attacke erholt und einigermaßen beruhigt hatte. „Hä, willst du dich mit mir anlegen?!“ Die Art, mit dem Gesicht so nahe zu kommen, hatte Bubbles wohl auch von seinem Opa. Nur, dass er sogar noch um einiges einschüchternder wirkte als der alte Mann! „Bin schon still!“, presste Cherry angstvoll hervor und wagte keine weiteren Einwände über diese dreiste Aktion, mit der sich Bubbles einfach sein Pokémon geschnappt hatte. Auch Professor Eich schien damit nicht sonderlich einverstanden zu sein, sagte aber nichts dazu sondern gestattete seinem Neffen mit einem Seufzen und einem Schulterzucken dieses Verhalten auch noch. „Hmm, okay… Behalte dieses Pokémon. Es ist deines…“ Mit diesen Worten machte er sogar die Hoffnungen des jungen Rotschopfs zunichte, der insgeheim auf den Beistand des Professors gewartet hatte und nun nur noch ein enttäuschtes und zugleich ansatzweise entrüstetes „Waaas?“ von sich gab. Jammernd und kleinlaut, sich bereits von seiner geplanten Reise verabschiedend. Denn wie sollte er heil in Vertania City ankommen, ohne Pokémon und ohne Pokébälle? Die Taubsi würden ihn zerhacken und die Rattfratz ihn auffressen! Betrübt ließ Cherry den Kopf hängen. Immer hatte Bubbles das Glück! „Cherry, komm zu mir herüber.“, sprach ihn der Professor an um die Aufmerksamkeit des Jungen zu gewinnen und die Enttäuschung wieder gutzumachen. Dennoch waren die Schritte des Angesprochenen eher schwerfällig und wenig hoffnungsvoll, die Schultern hingen traurig herab und der Kopf blieb so lange gesenkt bis ihm von den runzeligen alten Händen ein Pokéball ins Blickfeld geschoben wurde. „Wie?“ Schlagartig wurde der Kopf gehoben und das Leuchten kehrte in die blauen Augen zurück. Der Professor hatte noch ein Pokémon? „Ich habe noch ein Pokémon gefangen. Allerdings ist es ein wildes, ungezähmtes Pokémon…“ Oh-oh, hieß das etwa…? „Ich gebe es dir.“ Und schon wurde ihm der Ball in die Hand gedrückt, rollte widerwillig in dieser hin und her bis sich der Ball schließlich öffnete und Cherry plötzlich mit dem Pikachu in den Händen dastand, das ihn aus runden Äuglein musterte. „Äh…“ Sollte er das gut finden? Das Pikachu hatte ihm vorhin einen Donnerschock verpasst! Cherry wurde ganz blass um die Nase und lachte kurz, unkontrolliert und unnatürlich. „Äh..hähähä…“ So hatte er sich das nun eigentlich nicht vorgestellt… „H-Hi!“, begrüßte er die gelbe Maus unsicher anlächelnd, doch erstaunlicherweise schien das kleine Pokémon in seinem Ball eine wahre Persönlichkeitswandlung durch gemacht zu haben. Zumindest lachte es mit einem herzerwärmenden, fröhlichen „Pika…“ zurück. Ehe sich wieder zeigte, was selbst ein kleines Pikachu für ein Monster sein kann, und vor allem: Welche scharfen Zähne ein Pikachu besaß. Denn diese stellte die Maus sogleich mit einem angriffslustigen „…CHU!“ zur Schau als es sich aus dem Griff befreite und auf Cherry stürzte, um sich an dessen Nase festzubeißen. „… Iiiaaaah!!“, kreischte das Opfer sofort los, während Bubbles nichts Besseres zu tun hatte, als lauthals zu lachen, und der Professor mit einem schwärmerischen „Ihr versteht euch aber gut!“ die Situation offensichtlich auch fehlinterpretierte. Bis Cherry die rot gewordene Nase mit den Abdrücken der kleinen Zähne von dem gelben Monster befreit hatte liefen ihm bereits Tränen über das Gesicht und er konnte nur noch winselnd die Einschätzung des erwachsenen Mannes in Frage stellen. „Ach wirklich? Was sah gerade eben bitte schön so aus als würden wir uns gut verstehen?“ Dieses Monster hatte ihn gebissen! Noch immer glaubte er, die spitzen Zähnchen zu spüren. War die Nase überhaupt noch dran? Zaghaft und bereits in Erwartung des Allerschlimmsten fuhren die Finger prüfend empor um sich zu vergewissern. Puh, alles noch dran. Aber wieso immer auf seine Nase? „Geh zurück in deinen Pokéball!“, forderte er das Pikachu auf und hielt diesem das genannte Objekt entgegen. Um mit einem demonstrativ zur Seite ruckenden Köpfchen belohnt zu werden, mit dem das Pokémon kundtat, dass es davon so gar nichts hielt. „Wie bitte?“ Sogar der Professor wirkte verdutzt. „Schau dir das an! Es ist seltsam, aber dein Pikachu mag scheinbar keine Pokébälle... Es muss dich so begleiten.“ „Muss das sein!?“, murrte Cherry sofort, denn offensichtlich war das Pikachu weitaus gefährlicher als ein ganzer Taubsi-Schwarm! Wie sollte er ruhig schlafen können wenn er befürchten musste, den nächsten Tag nicht mehr zu erleben? „Dann ist es auch glücklich!“, versuchte ihn der alte Mann wohl zu überreden. „Du kannst mit ihm sprechen und merkst dann, ob es dich mag.“ „Das ist doch sch…“, begann Cherry, doch beendete den entrüsteten Satz lieber nicht. Oder besser: Er suchte nach einem alternativen Wort, welches ihm allerdings nicht so recht einfallen wollte. Dadurch beendete er den Satz mit einem ganz harmlosen „… Mus.“ „Oh, das ist schön, dass du ihm sogar einen Spitznamen gibst. Mousse… das erinnert mich an Mousse au chocolat. Ich glaube, davon gönne ich mir mal etwas…!“ In diesem Moment wurden sie alle Zeuge davon, wie schnell selbst ein alter Mann noch rennen konnte. Kaum ging es ums Essen war er Feuer und Flamme, fit wie ein Turnschuh und vor allem schneller weg als Cherry schauen konnte. Nun standen sie da also. Er. Das Pikachu. Und… Bubbles, oh je! Der war immer noch hier? Aber mit dem wollte er sich nicht mehr auseinander setzen, war außerdem beleidigt, dass der Kerl ihn vorhin ausgelacht hatte statt ihm gegen dieses bissige Monster zu helfen. Also schnaubte Cherry lediglich und meinte mit einem „Komm, Mousse…“ an das Pikachu gewandt, dass es an der Zeit war, aufzubrechen. Er hatte hier ohnehin schon viel zu viel Zeit verschwendet. So stiefelte er bereits voran und bemerkte noch nicht einmal, dass das Pokémon ihm gar nicht hinterher tappste. Erst die verhasste Stimme des Braunschopfs ließ den Jungen innehalten. „Du hast dein Pokémon ja gar nicht unter Kontrolle. Ich zeige dir mal, wie man das macht. Los, lass uns kämpfen! Komm schon, ich fordere dich heraus. Oder hast du Angst? So wie dein Pikachu, das sich nicht mal vom Fleck traut?“ „Hey!“ Das war nun wirklich gemein! Er hatte keine Angst! Die blauen Augen funkelten den Urheber dieses Schwachsinns wütend an. Und auch das Pikachu fand die Worte wohl gar nicht prickelnd. Es knurrte leise und Cherry wusste noch nicht so recht, ob es aufgrund der Aussage war oder weil Bubbles Mousse mit ihm auf eine Stufe stellte. „Los, Mousse, dem zeigen wir’s!“ „Pika!!“ Das Pokémon nickte, zeigte sich damit einverstanden. Von wegen, er hatte es nicht unter Kontrolle! „Ha, ihr werdet verlieren!“, prahlte Bubbles und zückte den zuvor unrechtmäßig an sich genommenen Pokéball. Dies beobachtend fiel Cherry ein, dass er gar nicht wusste, welches Pokémon sich eigentlich darin befand, und sich auch nicht daran erinnern konnte, dass das überhaupt einmal zur Sprache gekommen war. Aber eigentlich war das inzwischen auch egal, er hatte sein erstes eigenes Pokémon und das war das Pikachu, das sich bereits kampflustig aufbaute und bedrohlich kleine Funken aus den roten Bäckchen sprühte. „Los, Evoli!“ Evoli! Das hätte seines sein können. Das kuschelig aussehende, braune Pokémon mit dem weichen Fell, welches er mit dem entsprechenden Stein zu einem Pokémon-Typ seiner Wahl hätte weiter entwickeln können. Entweder das blaue Aquana, das Wasserpokémon, das stachelig aussehende Elektropokémon Blitza oder hübsche Feuerpokémon Flamara. Mist, und die Chance hatte ihm Bubbles genommen… Der hatte bestimmt genau gewusst, welches Pokémon Cherry bekommen sollte. Er würde sich dafür rächen… auf die Art, wie er sie vorhin selbst erfahren musste: „Los, Mousse, Donnerschock! Grill es!“ „Pika!“ Das ließ sich das kleine Pokémon nicht zweimal sagen und entlud seine elektrische Kraft gegen das Evoli, das erstaunlicherweise sogar so ausdauernd war, dass Cherry zwischendurch einen Trank an sein Pikachu anwenden musste, um nicht zu verlieren. Nach Gabe des Heilitems schien Pikachu wieder topfit im Gegensatz zu dem geschwächten Evoli, das mit einem weiteren Donnerschock endgültig außer Gefecht setzte und somit den Kampf entschied. „Jaaa, gewonnen!“, freute sich Cherry wie ein kleines Kind an Weihnachten vor einem Berg Geschenke. „Mousse, wir haben gewonnen, gewonnen, Geeewooonneeeen!“ Die Stimme wurde immer lauter und das Pikachu immer fester gedrückt vor lauter Freude über den Sieg über den Rivalen, bei dem Cherry augenblicklich gar nicht mehr wusste, was ihm früher an ihm so viel Angst gemacht hatte. Eigentlich hatte der Kerl gar nichts drauf … „Unmöglich… ich habe mir das falsche Pokémon ausgesucht!“ „Tja, das kommt davon, wenn man so gierig ist. Bäääh!“ Cherry streckte dem Braunschopf frech die Zunge heraus und beobachtete einen Moment später, dass das kleine Pikachu ihn dabei nachmachte. Vielleicht war das kleine Pokémon doch gar nicht so übel wie er zuerst geglaubt hatte. Außerdem hatte es ihm geholfen, gegen diesen Blödmann zu gewinnen, der irgendetwas von Training faselte und beleidigt davon stapfte. „Das war super, Mousse!“, lobte der Rotschopf seinen neuen Freund überschwänglich und knuddelte es einmal mehr. Für ein Elektropokémon, bei dem er befürchtet hatte, einen Schock zu bekommen sobald er es berührte, hatte das Pikachu ein erstaunlich weiches Fell und wehrte sich auch nicht gegen den Liebesbeweis. „Ich glaube, wir werden gute Freunde, meinst du nicht?“ „Pika…chuuu! Chu!“ Das Pokémon nickte eifrig, wand sich aber dennoch wieder aus dem Griff der Arme des Jungen. Reflexartig kniff dieser die Augen zusammen, darauf wartend, dass wieder die Zähne in seine Nase gebohrt wurden, doch nichts geschah. Als er das Gewicht des kleinen Pokémon auf seinen Schultern spürte wagte er die Augen wieder langsam zu öffnen. Scheinbar hatte sich Pikachu es sich dort gemütlich gemacht und deutete mit seinem kleinen Ärmchen in Richtung der Labortür. „Ja, du hast recht… lass uns aufbrechen! Yeah, jetzt bin ich wirklich ein richtiger Pokémon-Trainer!“ Und motiviert noch dazu, als er enthusiastisch in die angewiesene Richtung schritt und mit stolz geschwellter Brust und seinem ersten Pokémon das hohe Gras ansteuerte, um endlich sein erstes Ziel, Vertania City, anzusteuern.~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)