The fear you won't fall von Aneurysm ================================================================================ Kapitel 1: [I know it's easy to say] ------------------------------------ The fear you won’t fall Author: Mina/Aneurysm Date: ‎18. ‎April ‎2013, ‏‎23:41:14 (tbh… it was in 2011) Fandom: The GazettE / ガゼット Warnings: Iam crazy. Devotement: For ever Eva Disclaimer: No slavery. Music: Joshua Radin Comment: Mal eine etwas unerwartet kuschelige Liebesgeschichte und das, aufgepasst, ausgerechnet von MIR. Falls Jemand schon einmal etwas von mir gelesen hat, weiß dieser Jemand, dass ich es gerne langsam angehen lasse und nicht mit der Story einfach zur Tür hinein platze. Manche mag das stören, aber ich werde es deshalb dennoch nicht ändern. Hope ya‘ll enjoy. […] . . . [I know it's easy to say] Bass grollte wie ein Sturm durch den tobenden Saal, begleitet von blitzenden Lichtern, die sich ineinander vermischten wie eine Flutwelle, die über die tanzende Menschenmasse hinwegfegte wie eine Naturkatastrophe. Im momentan angesagtesten Club Shibuyas war es voll wie jeden Freitagabend, gerade Studenten, Hosts und Hostessen zog es vermehrt her und füllten die Tanzflächen mit ansehnlichen Körpern, Hitze, Bewegung und Sex. Wer nicht früh kam oder zur Elite gehörte, tat sich schwer den Club noch betreten zu dürfen, denn spätestens nach Mitternacht waren die drei Ebenen so voll, dass man sich auf der Tanzfläche kaum noch bewegen konnte. Anders sah dies in den VIPLougen aus, großzügige rotbezogene Sofas, einen Massivholztisch in der Mitte, rot beleuchtet, von denen aus man einen vorzüglichen Blick auf die zweite Ebene hatte, auf der die zur Zeit wohl angesagtesten DJs ihre Platten laufen ließen und für Stimmung sorgten. Eben eine dieser VIPLoungen wurde gerade von zwei Securitys freigeräumt, während vier Studenten darauf warteten, endlich Platz nehmen zu dürfen. „Wäre deine Limo nicht so spät gekommen, hätten wir schon viel früher hier sein können“, moserte Einer von ihnen und drängelte sich zwischen den Anderen hindurch zu den Sofas, als die Security ihren Bereich endlich abgesperrt hatte, um sich direkt in die Polster fallen zu lassen. Uruha, Brünett, schlank, Schmolllippen, Sohn eines sehr vermögenden Exporthändlers. Aoi, schwarze Haare, ebenfalls schlank, Lippenpiercing, Sohn eines Schönheitschirurgen, verdrehte nur die Augen und seufzte, durch die Musik hinweg ungehört und warf dem Kleinsten unter ihnen einen hilfesuchenden Blick zu. Ruki, blond, nicht nur schlank, sondern geradezu zierlich in seiner Gestalt, durch Kontaktlinsen strahlend blaue Augen, Sohn eines reichen Autohändlers, blickte genervt zu dem Ältesten auf und zuckte mit den Schultern. „Uruha, halt endlich den Rand, sei froh, dass Aoi überhaupt die Möglichkeit hatte uns heute mit ner Limo abzuholen, und Ruki, jetzt komm endlich wieder runter und entspann dich, deine Laune ist echt nicht auszuhalten“, rief auch schon der Letzte im Bunde, Saga, ebenfalls Brünett, hochgewachsen, schlaksig, Sohn einer Designerin und deutlich überanstrengt mit seinen Freunden. Aoi warf Saga nur einen dankbaren Blick zu, da er es genauso sah wie sein bester Freund, es aber nur ungern laut aussprach um Auseinandersetzungen zu vermeiden. Ruki blickte Saga einen Moment lang fast nachdenklich an, bevor er sich allerdings schweigend umdrehte und auf dem roten Polster niederließ, nicht beachtend, dass die Anderen sich ebenfalls zu ihm und Uruha setzten. Sein Blick glitt Augenblicklich über die tanzende Menge, aber es dauerte eine ganze Weile bis seine Augen sich an die Blitze, die Lichter und die Masse gewöhnt hatten, um einzelne Personen darin auszumachen. Er liebte den Anblick der tanzenden Körper im zuckenden Licht, es war etwas, was ihn mehr inspirierte als irgendetwas anderes das er bisher gesehen hatte. Selbst tanzen war nicht unbedingt das, was er oft tat, aber wenn, dann ausgiebig und auch nur mit dem richtigen Partner. Aber bisher und auf den ersten paar Blicken, sah es heute nicht so aus, als würde es diesen heute geben. Nun gut. „Und ich versteh auch überhaupt nicht, warum du dich so versteckst, Ruki!“, hörte er Uruha weiter mosern, was ihn in der Tat verwirrt aufblicken ließ. Er? Sich verstecken? Aoi hob eine Hand an seine Stirn und atmete tief durch, während Saga sich Ruki zuwendete und diesen eingehend musterte. Auch Ruki senkte kurz den Blick. Ging es etwa um sein Oberteil? Schwarz, lange Ärmel, Kapuze, kein weiter Ausschnitt und bis über seinen Hintern reichend? Die graue, enge Jeans, modezerrissen an den Knien und die schwarzen Schnallenstiefel dazu? Seine heute wirklich sehr schwarz umrandeten Augen und dem schwarzen Nagellack? Er pustete sich eine der wasserstoffblonden Strähnen aus dem Gesicht und hob seine rechte Hand um Uruha seinen Mittelfinger zu präsentieren. „Ich seh gut aus und ich verstecke mich nicht, klar?“, vertrat er damit seine Meinung und grinste kurz über den empörten Blick des Anderen über diese Geste. „Mit der Schminke siehst du aus wie ein Waschbär!“ Eilig und wie zum Selbstschutz, verschränkte Uruha die Arme vor der Brust. Sich mit dem Blonden anzulegen war auf Grund dessen unberechenbaren Temperament nicht immer eine gute Idee, was ihn aber nicht davon abhielt, es zwischendurch dennoch immer mal wieder zu probieren. Und tatsächlich, heute war einer der Tage, an denen man sich besser nicht mit Ruki anlegte. Seine Grundlaune war schon nicht gut gewesen, als er sich mit den Anderen bei Aoi getroffen hatte, das hatten sie Alle gleich gemerkt, und seine Stimmung hatte sich auch nicht verbessert, als der Chauffeur Verspätung angekündigt und Uruha damit begonnen hatte, ununterbrochen zu mosern und zu jammern, dass er sich den Abend heute ganz anders vorgestellt habe. Wahrscheinlich wäre Ruki Uruha nun auch tatsächlich an die Kehle gesprungen, oder aber hätte zumindest einen ziemlich fiesen Kommentar über dessen neue Frisur rausgehauen, hätte Saga nicht in die Hände geklatscht und somit ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen. „Waschbär! Das ist total im Trend gerade!“, plauderte er das nach, was seine Mutter ihm kürzlich erst gepredigt hatte und nickte Ruki beeindruckt zu. „Das steht dir auch total gut, es ist zum knutschen!“ „Voll das, was ich erreichen wollte“, murmelte Ruki nun vor sich hin, allerdings erleichtert darüber, dass sich die Stimmung dank der beiden Ältesten wieder ein wenig lockerte, da sie Uruhas Gemoser und Provokationen eindämpften, indem sie sich lautstark über die neue Kollektion von Sagas Mutter zu unterhalten begannen. Kein Thema, welches Ruki allzu sehr interessierte, denn Sagas Mutter war mit Sicherheit eine tolle Designerin, nur absolut nicht in Dingen seiner Kragenweite. Er kleidete sich weder allzu feminin, wie es Beispielsweise Saga und Uruha und oftmals auch Aoi taten, noch stand er besonders auf Uhren, die zu jeder Kollektion fest dazugehörten. Ihm reichte die Uhr auf seinem weißen IPhone vollkommen, stattdessen trug er lieber extravagante Armketten in allen möglichen Formen und ausschließlich von seinen Lieblingsmarken. Sie Alle waren wohl auf ihre Art und Weise verwöhnt. „Na endlich“, hörte er Uruha sagen, was ihn wieder aufblicken ließ, und tatsächlich kam endlich Jemand von der Bar um ihre Bestellungen aufzunehmen. Noch so etwas, was der VIPBereich mit sich brachte: Bedienung statt anstehen und sich mit dem Getränk durch die Masse zu quetschen. Die obligatorische Sektflasche die bestellt wurde, ließ ihn kurz die Augen verdrehen, bevor er selbst nach einem Cocktail und einem Bier verlangte. Diesmal dauerte es nicht lange, bis ihre Wünsche an sie verteilt wurden und Ruki sich entspannt mit seinem Cocktail zurücklehnen konnte, um über den Strohhalm fast gänzlich ununterbrochen daran zu nippen. Es besserte seine Stimmung zwar auch nicht gerade, aber lockerte sie zumindest auf und er schaffte es endlich, sich den quälenden Gedanken die seinen Kopf den Tag über bestimmt hatten, etwas zu entziehen. Seine Freunde unterhielten sich noch immer angeregt, Alkohol floss in Mengen und die Sektflasche wurde zügig geleert, während Ruki gerade mal mit seinem Cocktail fertig wurde. Er beobachtete amüsiert, wie Uruha sein typisches „ich bin beschwipst“ Verhalten an den Tag legte und damit begann an Aois Klamotten herum zu zupfen, so, wie er es immer tat, wenn der Alkohol ihn langsam aber sicher vereinnahmte. Er wurde anhänglich bis zur Unerträglichkeit, was auch der Grund war, warum Aoi neben ihm saß, denn dieser war von ihnen eindeutig der Einzige, der ruhig und geduldig genug war, um dieses Verhalten zu ertragen. Als Ruki Uruha damals das erste Mal auf einer Party begegnet war; das musste bereits zwei Jahre her sein und es war die Geburtstagsparty eines Klassenkameraden gewesen auf der sie heimlich Alkohol getrunken hatten und trinken noch etwas Besonderes und Aufregendes war; da hatte Uruha nur drei Mal an dem Stoff seiner Schulter gezogen und Ruki war ausgeflippt. Ihn anfassen oder an seiner Kleidung herum zupfen? Das ging gar nicht. Seitdem hielt man Uruha beim feiern wohl weißlich von ihm fern, denn es war allgemein bekannt, dass seine Nerven weder Drahtseile waren, noch länger als auch nur einen einzigen Zentimeter. Saga hingegen hatte die Angewohnheit sich jedes Mal sobald er Alkohol in den Händen hielt vollkommen abzuschießen, sodass er tags darauf meist nicht einmal mehr wusste, was die letzten Stunden so passiert war und nicht selten verbrachte er am Ende noch so einige Zeit mit einem seiner besten Freund: Der Toilette. Aber da er sich ja so gut wie nie daran erinnerte, störte es ihn ganz offensichtlich nicht, und Ruki auch nicht, weil er nicht derjenige war, der sich um Saga in solchen Momenten kümmern musste. Das waren entweder irgendwelche Typen die Saga aus dem Nichts hervor zu zaubern schien, dies allerdings schon einige Stunden bevor er das Bedürfnis verspürte den Alkohol auf der unkonventionelle Weise wieder los zu werden, oder aber Aoi. Der einem Leid tun konnte. Irgendwie. Uruha zupfte an ihm herum, immer wieder verschüttete er dadurch Sekt auf den Boden, wodurch es nur noch mehr nach Alkohol roch als sowieso schon, während Saga mit sich selbst ein Wetttrinken veranstaltete und dazwischen lautstark irgendwelche Geschichten aus seinen Vorlesungen erzählte, die Uruha ebenso lautstark kommentierte und den Alkohol zu inhalieren schien wie Luft, und natürlich musste Aoi regelmäßig zeigen, dass er auch zuhörte, denn sonst wurde gemeckert was das Zeug hielt. Alles in Einem für Ruki recht amüsant mit anzusehen. Diese Ruhe, die der Schwarzhaarige aber auch hatte war unglaublich. Er könnte das ganz sicher nicht ertragen und war froh, dass man ihn so weit in Ruhe ließ. Als nächstes zog er sein Bier zu sich und schüttelte sich kurz auf Grund der plötzlichen Geschmacksumstellung vom süßen Cocktail zum bitteren Weizen. Und mit dem ersten Bier ging alles andere dann wieder einmal ganz schnell. Irgendwann saßen da plötzlich Typen bei ihnen, die Ruki noch nie vorher gesehen hatte und wahrscheinlich auch nie wieder sehen würde, Saga und auch Uruha hatten sich bereits ihre Nachtbekanntschaft heraus kristallisiert, während auch Aoi sich unterhielt und nur Ruki da saß und Kopf schüttelnd jegliche Gespräche von sich wies- er stand nicht auf solche Sachen, auch, wenn man dies wohl nicht von ihm erwartete. Wenn man seine Mitstudenten nach ihm fragen würde, wären es wohl Ausdrücke wie Arrogant, Oberflächlich, Biestig und Zynisch die definitiv fallen würden, auch, wenn sie tatsächlich nicht einmal auf ihn zu trafen. Im Gegensatz zu seinen Freunden mit denen er wöchentlich feiern ging, stand er rein gar nicht auf One-Night-Stands, mochte keine nächtlichen Abenteuer oder gar Fummelein, hatte kein Interesse an neuen Bekanntschaften die ja doch nicht hielten und war vollends zufrieden damit, wenn man ihn in Ruhe ließ. Dass es jedes Mal darauf hinaus lief, dass er irgendwann flüchtete, weil es ihm in der Lounge eindeutig zu heiß wurde, nahm er gern in Kauf, es machte ihm wirklich nichts aus. So also verließ er auch heute wieder einmal das rote Sofa und kletterte über die Absperrung des VIPBereichs und mischte sich in die Menge auf dem Weg zum Treppenhaus, wo er an den Purikuraautomaten vorbei ging und die Treppen hinunter stieg, in die nächste Ebene hinunter. Hier unten war es deutlich leerer als auf der Hauptebene, was Ruki eine gute Möglichkeit gab sich auf eine der aufgebauten Felskulissen zu setzen und die Menschen um sich herum zu beobachten. Hier tanzten sie vollkommen anders als oben, was hauptsächlich daran lag, dass dies hier die RMB Ebene war, die ihm selbst sehr zusagte. Man ließ ihn in Ruhe, mehr als sonst, was Ruki darauf zurück führte, dass er heute offenbar wirklich etwas zu ‚geschlossen‘ gekleidet war. Er seufzte nur bei dem Gedanken. Aber er hatte sich nicht danach gefühlt sich besonders aufreizend zu kleiden. Ob er es nun bereute oder nicht, wusste er nicht, denn eigentlich mochte er es, wenn er beachtet wurde, auch, wenn er grundsätzlich kein Interesse hatte. Marktwert einschätzen war immer ein wichtiges Thema. Schließlich ließ er sich an der Bar nieder, grüßte den Barkeeper, den er tatsächlich schon recht gut kannte und bestellte sich drei Kurze und einen weiteren Cocktail, stieß mit dem Keeper, der selbst nur Cola trank, an, und kippte die kleinen Gläser hinunter als wäre es Wasser. Aber von Wasser hätte er sich sicher nicht so schütteln müssen, wie er es im Nachhinein tat. Nun verschwanden wirklich auch die restlichen Gedanken an den kommenden Todestag seiner Mutter aus seinem Kopf und auch die Neuigkeit, dass die Lebensgefährtin seines Vaters schwanger war und er einen Halbruder oder eine Halbschwester bekommen würde. Wozu über solche Sachen nachdenken, wenn man sie mit Alkohol hinunter spülen konnte? Ohne es wirklich zu realisieren fing er an sich mit dem Mädchen neben sich über vollkommen belangloses Zeug zu unterhalten, so unwichtig, dass er sich nicht einmal mehr daran erinnerte, was es gewesen war, als er schließlich aufstand und sich von ihr entfernte, ohne sich zu verabschieden. Er hatte ihr ein paar Kurze ausgegeben, beziehungsweise hatte sie die mitgetrunken, die er generell bestellt hatte. Wie viele das gewesen waren wusste er nun auch nicht mehr, denn er bestellte grundsätzlich immer drei auf einmal, aber da sie auch getrunken und er mehrfach auf welche bestanden hatte, blieb ihm keine Zahl mehr im Kopf die Sinn ergeben hätte. Besonders gut war das nicht, denn eigentlich gab Ruki sich Mühe darauf zu achten wie viel er trank, da er gern auf seine Grenzen achtete. „Verdammt“, nuschelte er also, darauf achtend nicht in seinen Augen herum zu wischen die tränten, so, wie er es am liebsten getan hätte, aber er war geschminkt. Irgendein Penner stand im Treppenhaus und qualmte dieses zu, was in Kombination mit seinen Kontaktlinsen wirklich scheiße war. Also kämpfte er sich gezwungenermaßen die Treppen wieder hoch, diesmal in den dritten Stock, wo sich die Toiletten befanden. Ruki merkte schon, dass er definitiv länger brauchte als normalerweise, was bedeutete, dass er auch mehr getrunken haben musste als angenommen. Würden seine Augen nicht so blöde tränen, wäre das wohl auch nicht weiter schlimm. Aber so übersah er die verfluchte einzelne Stufe die man zu den Toiletten hinunter steigen musste und stolperte direkt in die Arme von Irgendjemandem, der ihn direkt an den Oberarmen packte und festhielt, damit er nicht fiel. „Alles okay?“, hörte er seinen, ganz offensichtlich männlichen, Retter über ihm und er hob affektartig den Kopf um aufzusehen, aber viel brachte es ihm leider nicht. Alles was er sah war ein verschwommenes Bild eines blonden Typen über sich. Trug er etwa eine Maske? Bevor er meckern konnte, wurde er bereits ruckartig wieder losgelassen. „Oh, ich dachte du wärest ein Mädchen“, sagte der Andere vor ihm und Ruki klappte der Mund auf. Was zum- Ein Mädchen? Unverschämt! „Ne“, brachte er nur hervor und trat zur Seite, um an dem Typen vorbei gehen zu können. Eigentlich hätte er sich ja bedanken können, aber das war ihm dann doch zu doof. Die Schlange vor der Toilette der Mädchen war so lang wie der Gang selbst und er war froh, an ihnen vorbei spazieren zu können, in die Toilettenräume der Jungen, die bis auf zwei andere Gestalten völlig leer waren. Zuallererst stellte er sich vor den einzigen Spiegel, nahm ein Papiertuch und wischte sich vorsichtig die Tränen aus den Augen. Zusätzlich waren seine Kontaktlinsen durch die viele Flüssigkeit verrutscht und diese zog er nun wieder in ihre richtige Position, woraufhin er tatsächlich endlich wieder etwas sehen konnte. „Oh man“, seufzte er nur leise und verdrehte über so viel Missgeschick die Augen. Immerhin saß jetzt wieder alles, das war doch schon mal was. Danach entledigte er sich noch um einiges des Alkohols und wusch sich dann gründlich die Hände- man wusste ja nie. Es dauerte bis er jeden einzelnen seiner Ringe wieder trocken gewischt hatte- aber er wollte keinesfalls einen verlieren, immerhin rutschten sie im nassen Zustand gern mal von den Fingern. Die Schlange vor der Mädchentoilette war nicht minder lang wie als er gekommen war und er grinste sogar kurz über diese Tatsache. Die Typen, die auf ihre Weiber warteten konnten einem wirklich Leid tun, und das waren so einige, denn der kleine Flur vor den Toiletten war überfüllt mit herum stehenden Kerlen. Er aber kümmerte sich nicht darum, drängelte sich nur weiter durch zu der dritten Ebene, die er heute noch nicht besucht hatte. Hier oben wurde House gespielt, nicht unbedingt das, was er sonst so hörte, und der deutlich kleinste Saal im Atom war auch nicht so voll wie die Anderen. Dafür fiel deutlich auf, wie viele homosexuelle Paare sich hier tummelten. Rukis Sahnebonbon. Heute schienen auch viele normale Pärchen hier zu tanzen, aber bei genauerem hinsehen, und da er ja nun wieder richtig gucken konnte war dies immerhin kein Problem mehr, fand er hier und da zwei Typen und auch durchaus zwei Weiber miteinander tanzen oder gar rummachen. Zufrieden suchte Ruki sich einen Barhocker, bestellte sich eine Cola und drei weitere Kurze, bevor er sich herum drehte, mit den Ellenbogen am Tresen abstützte und sich in aller Ruhe umblickte. Der Vorteil in diesem Saal war deutlich die Leere. Es fiel einfacher die Leute zu beobachten. Unten waren oftmals zwar interessantere Geschichten zu beobachten als hier oben, wo man sich bereits als Pärchen zurück gezogen hatte, aber auch schwieriger im Auge zu behalten, weil man sie ständig im Getummel wieder verlor und das war mehr als nur lästig. Schon im nächsten Moment kamen Bilder in ihm auf und Melodien bildeten sich in seinem Kopf, als er das erste Pärchen beobachtete. Sie schienen Beide schüchtern zu sein oder aber hatten noch nicht genug Alkohol getrunken, weshalb sie sich nur vorsichtig umgarnten, als hätten sie Angst, dass der jeweils Andere bei einem falschen Atemzug doch noch davon laufen könnte. Kurz grinste Ruki in sein Glas über diese Erkenntnis und die Vorstellung, wie tatsächlich einer von ihnen plötzlich Reiß aus nehmen könnte, dann suchte er sich ein anderes Pärchen, welches diese Blockade offensichtlich schon längst hinter sich gelassen hatte. Küssend standen sie komplett still mitten in der tanzenden Meute und Ruki seufzte in sein Glas hinein, welches er noch immer an seine Lippen hielt. Bei ihnen konnte er nicht sagen, wer das Sagen hatte, sie schienen sich Beide an dem Anderen festzuhalten, als könnten sie das Gleichgewicht verlieren, wenn sie es nicht tun würden. Vielleicht hatten sie auch schon zu viel Alkohol gehabt, wer wusste das schon. „Spanner“, hörte er dann plötzlich neben sich und irritiert hob Ruki den Blick um zu schauen wer geredet hatte und mit wem, bis ihm bewusst wurde, dass eindeutig er gemeint gewesen war, als er tiefbraune Augen entdeckte, die ihn aufmerksam anzusehen schienen. „Was?“, war das Erste was er hervor brachte, und das, obwohl er sehr wohl verstanden hatte, was der Andere gesagt hatte. Moment mal. Blond und Maske- das war der Typ von vorhin, der ihn für ein Mädchen gehalten hatte! Nun wo er wieder sehen konnte, bemerkte er, dass es sich um keine Maske, sondern viel mehr ein Band handelte, was dem Anderen im Gesicht zu kleben schien. Seine Augenbrauen wanderten nach oben, als er das Tuch betrachtete. Wie affig war das denn bitte? Fand der Typ sich damit stylisch oder so? Offensichtlich. „Spanner“, wiederholte der Andere sachlich und hob sein Glas, um es frecher weise und ohne zu fragen gegen Rukis Glas zu stoßen, bevor er es an seine Lippen führte und davon trank. Verärgert zog Ruki sein Glas weg und vermied es in den nächsten Augenblicken absichtlich davon zu trinken, um das Anstoßen des Typens neben sich nicht zu würdigen. „Warum sitzt du hier rum und bespannst die Leute um dich herum anstatt dir selbst wen zu suchen, hm?“ Offenbar war der Andere nicht daran interessiert ihn so schnell wieder in Ruhe zu lassen, er schob sogar den Kerl der eigentlich neben ihm gesessen hatte weg und ließ sich selbst stattdessen auf dem Barhocker nieder. Der Kerl war wirklich dreist! Ruki verdrehte nur die Augen und drehte sich demonstrativ wieder weg, signalisierte somit sehr deutlich, dass er dem Gespräch nichts abgewinnen konnte und wollte. Stattdessen ließ er seinen Blick wieder durch die Menge wandern und nippte endlich wieder an seinem Getränk, was ihn wieder daran erinnerte, dass es ja nur Cola war. Eigentlich schade, aber er würde sich lieber erst einmal nichts anderes bestellen, er musste soweit das Level der Nüchternheit wieder erreichen, dass er nicht noch auf die Idee kam mit diesem Vollidioten neben sich, der jetzt allen ernstes lachte, ein Gespräch anzufangen. „Lass mich raten, du bist total schüchtern und traust dich nicht auf Jemanden zuzugehen“, begann der Kerl neben ihm zu raten und Rukis Griff um sein Glas verstärkte sich. Die Lippen spitzend überlegte er, ob er nicht einfach gehen sollte. Aber warum sollte er sich vertreiben lassen? Er war zuerst hier gewesen! „Oder aber du bist dir nicht sicher ob du auf Blau oder Rosa stehst und bespannst deshalb die ganzen Homos hier um zu schauen bei welchem Part dir einer abgeht“, kam auch schon die nächste Vermutung, die Ruki die Nackenhaare aufstellen ließ. Ein kurzer Seitenblick den er ihm aus den Augenwinkeln zuwarf ließ sich nicht vermeiden, es geschah ganz automatisch. Er empfand den Anderen als immer widerlicher und biss die Zähne aufeinander. Was bildete der sich eigentlich ein? Ihm zu unterstellen dass ihm einer abgehen würde, nur weil er gerne die Beziehungen Anderer beobachtete und sich deren Hintergründe ausmalte und sich von den in ihm aufkommenden Geschichten inspirieren ließ? „Oder“, dehnte der Blonde neben ihm das Wort und ließ eine kleine Pause um die Spannung aufzubauen, die sich tatsächlich auch noch auf Ruki übertrug, was ihn umso mehr ärgerte, und dem Anderen nicht unbemerkt blieb. „Oder aber du bist ein kleiner Spießer und so prüde, dass dir nicht einmal einer abgehen würde, wenn die da“ Dabei deutete er auf das Pärchen was Ruki zuletzt beobachtet hatte und die sich nun noch offensichtlicher ableckten, „es direkt vor dir treiben würden, weil du ein kleiner Homophob bist.“ Vor Wut die in ihm hochschoss wie das typische Inferno vor dem sich seine Freunde immer in Sicherheit zu bringen versuchten, schleuderte er sein Glas auf den Boden, wo es zersprang und nur Scherben zurück ließ, wirbelte er zu dem Typen herum, der ihn deutlich aufmerksam beobachtete, und musterte ihn abwertend von oben bis unten. „Was bildest du dir eigentlich ein?“, fauchte er schließlich, als er all die Beleidigungen, die er ihm am liebsten an den Kopf geschleudert hätte wieder geschluckt hatte. Leider war der Andere aber nicht hässlich, sein Outfit war in Ordnung und auch sonst, bis auf das dämliche Band in seiner Fresse, konnte er nichts finden, was er auf Anhieb beleidigen konnte. „Kennst mich nicht und beschuldigst mich der Prüderie, nur weil ich nicht da stehe und mich ablecken lasse wie ein notgeiler Hund? Außerdem“, fiel ihm schließlich in seiner Wut ein und er atmete tief durch um einen klaren Kopf zu wahren. „Warum hast du es nötig dich hinzustellen und mich zu bespannen und Analytiker zu spielen, bist du so einsam dass du Leute anquatschen musst, die ganz offensichtlich rein gar nichts mit dir zu tun haben wollen?“ Lachen drang an seine Ohren, was noch mehr Wut und Hitze in Ruki hochsteigen ließ. Der machte sich doch eindeutig über ihn lustig! „Du bist ja eine richtige Zicke! So hab ich dich auch eingeschätzt“, lachte der Kerl, was Ruki die Röte in die Wangen trieb. „Na ja, ich habe dich ja nicht nur bespannt, sondern dich auch angesprochen, nicht wahr? Ich denke, das ist etwas anderes.“ Dass Ruki eben deutlich gesagt hatte, dass er nichts mit ihm zu tun haben wollte, überging er vollkommen. „Ich bin Übrigens Reita.“ „Aha“, machte Ruki nur und hob die Hand um eine wegwerfende Bewegung zu machen. „Schön für dich. Aber ich verkehre nicht mit Hosts, vor allem nicht mit so unverschämten Hosts wie dir.“ Damit drehte er sich demonstrativ wieder weg und bekam so den mehr als überraschten Ausdruck auf Reitas Gesicht nicht mit. „Host?“, wiederholte er und lachte dann auf. „Und warum nicht?“ „Weil ich Typen die sich fürs vögeln bezahlen lassen nicht leiden kann und ich denke das Unverschämt spricht für sich allein, nicht wahr?“, antwortete Ruki bevor er nachdenken konnte und biss sich anschließend auf die Zunge. Er hatte ihn doch ignorieren und sich nicht mit ihm unterhalten wollen, auch wenn es nicht die Art von Unterhaltung war, von der er Anfangs ausgegangen war. „Das kränkt mich jetzt aber. “ „Das hält dein Ego schon aus“, brach es wieder aus Ruki heraus, bevor er es schlucken konnte und nun ballte er vor Wut über sich selbst die Hände zu Fäusten. Wieso konnte er sich nicht einfach zügeln? Wieso überhaupt stand er noch immer hier und ließ sich von diesem Host bequatschen? Er hätte doch schon längst einfach gehen können! „Stimmt.“ Reita lehnte sich zu ihm und Ruki zuckte erschrocken weg, als die in Stoff eingepackte Nase verdächtig nah an seinen Hals geriet. „Was zum Teufel machst du da?“, fauchte er, sich am Tresen festhaltend, damit er nicht von seinem Hocker rutschte. „Als du mir vorhin in die Arme gefallen bist, war ich der Meinung, etwas Ekliges gerochen zu haben, aber das warst du wohl doch nicht, denn du riechst ganz gut.“ Reitas Erklärung ließ Ruki nach Luft schnappen. So viel Unverschämtheit auf einmal ertrugen seine Nerven nicht. „Ist das deine Rache weil ich vergessen habe mich zu bedanken oder so?“, wollte er dann wissen und schüttelte ungläubig den Kopf. Dazu fiel ihm einfach nichts mehr ein. Der Alkohol war wie aus seinem Blut geblasen, das aber schon seit einigen Minuten und er fühlte sich nüchterner als den gesamten Tag zuvor, auch, wenn das natürlich nicht möglich war. Dieser Kerl war doch völlig bescheuert. Ruki jedenfalls hätte sich ganz sicher zu niemandem gesetzt, von dem er dachte, er würde stinken. Sogar ziemlich sicher nicht. Reita grinste nur und zuckte schließlich mit den Schultern. „Am Anfang schon. Aber es macht Spaß dich zu necken, du springst so schön drauf an.“ Am liebsten hätte Ruki vor Frustration laut aufgestöhnt. Und er war drauf reingefallen und das Schlimmste: Ja, er sprang tatsächlich drauf an. Sogar extrem. Stattdessen schloss er nur kurz die Augen und atmete tief durch. Dann drehte er sich wieder zur Bar und bestellte sich die nächsten drei Kurzen, denn die hatte er nun wirklich nötig, unverschämter Kerl neben sich hin oder her. Als er die kleinen Gläser geleert hatte fuhr er sich mit der Hand fahrig durch das gestylte Haar. Bei seinem Haarspray machte es nichts, wenn er das tat- seine Frisur saß immer. „Kann es dir fast nicht mal verübeln, wenn ich den ganzen Tag lieb und nett sein und Ja und Amen zu meinen Kunden sagen müsste, egal wie eklig und zum kotzen sie sind, hätte ich bestimmt auch übelst Lust Jemanden zu verarschen und den Abend zu versauen“, seufzte er schließlich und blickte kurz auf, als der DJ ein Lied einspielte, das er sogar mochte. „Du meinst, als Host?“, wollte Reita wissen und Rukis Blick schnellte zu ihm hinüber, bevor er nickte. „Na, als was denn sonst.“ Wieder grinste dieser Reita nur. „Jaah, hast recht. Ganz furchtbar ist das. Den ganzen Tag. Wie hast du eigentlich erkannt dass ich ein Host bin?“ Er bestellte sich einen Gin Tonic und wartete dann geduldig, bis Ruki ihn erneut auffällig von oben bis unten gemustert hatte. „Ehrm“, machte er nur und ließ seinen Finger aufzeigend an ihm auf und ab gleiten. „Die Klamotten, dieses komische Teil in deinem Gesicht, die Frisur…und komm, wer heißt schon Reita. Ist doch wohl ziemlich offensichtlich.“ Reita blickte ebenfalls an sich hinab und zuckte schließlich mit den Schultern. Offensichtlich machte er das gern. „Da hast du mich wohl voll erwischt. Na ja. Hast du Lust zu tanzen? Dann kannst du mich ja gleich davon überzeugen, dass du nicht prüde bist.“ Diesmal war es Ruki der grinste und amüsiert auf gluckste. „Ganz sicher nicht. Zudem ich dir rein gar nichts beweisen muss.“ „Warum nicht?“, wollte Reita wissen und stellte sein Glas zur Seite. „Weil du Hosts nicht magst?“ Mit einem Nicken bestätigte er diese Annahme. „Ganz genau. Weder tanze ich mit einem Host und erst recht fange ich nichts mit einem Host an. Ich bin doch nicht bescheuert.“ „Also weißt du zumindest schon mal, dass du auf Blau stehst.“ Zufrieden mit seiner Feststellung lehnte Reita sich zurück, ignorierend, dass Ruki durch diese Aussage erst einmal verwirrt drein blickte, bevor er begriff, worauf Reita hinaus wollte. „Selbst wenn“, nuschelte er also nur, durch die Musik ungehört. Das ging niemanden etwas an. Zumindest keine fremden Hosts, die ihn verarschten- und er sich auch noch von ihnen verarschen ließ. Nein, selbst wenn er Lust gehabt hätte zu tanzen, darauf ließ er sich sicher nicht ein. Wer wusste schon, was der sich als nächstes ausdachte um ihm eins reinzuwürgen. Seine Laune war sowieso schon ruiniert, vielleicht war es besser jetzt einfach zu gehen. Und als hätte er somit das Schicksal zu einer Reaktion aufgerufen, tauchte vor ihm Aoi auf und griff nach seiner Schulter. „Ruki, ich such dich schon überall.“ Der Ältere sah deutlich gestresst aus. „Saga hat Uruha Rotwein über die Hose gekippt und ihm auf die Schuhe gekotzt, der rastet grad unten vollkommen aus und ich glaube, es wäre besser, wenn wir jetzt verschwinden. Kommst du mit und hilfst mir, oder…?“ „Ruki also“, hörte dieser Reita neben sich sagen, was seine Ohren heiß anlaufen lief. So eine Scheiße, seinen Namen hatte er unter keinen Umständen an den arroganten Host geraten lassen wollen. Dumm gelaufen. Aois Blick wanderte zu eben jenem Host und musterte ihn verwundert, aber neugierig und blickte dann mit großen Augen zurück zu Ruki. Oh ja, er wusste wie das wirken musste. „Wenn du lieber hier bleiben willst, kann ich das gut-“ „Und dich mit den zwei Irren alleine lassen?“, unterbrach Ruki ihn sofort und schüttelte energisch den Kopf. „Für wie eklig hältst du mich, dass ich dich das allein durchstehen lasse?“ Davon mal abgesehen, dass Ruki nicht vorhatte zu helfen und es auch vor diesem Abend nie getan hatte und das deutlich an Aois irritierter Miene abzulesen war, musste er sich so oder so ein Taxi nach Hause bestellen, weil er in einer vollkommen anderen Richtung als die Anderen wohnte. Aber das wusste Reita ja nicht, nicht wahr? „Okay?“, murmelte Aoi nur, kaum hörbar und Ruki sprang von seinem Hocker, warf Reita nur noch einen etwas überheblichen Blick zu, dann folgte er seinem schwarzhaarigen Freund aus dem Saal und die Treppen hinab. „Wieso gehst du eigentlich nie an dein Handy?“, maulte Aoi sobald die Musik gedämpfter war. „Immer muss man dir hinterher rennen, das ist nervtötend!“ „Weil ich es bei der Lautstärke eben nicht höre“, wiegelte Ruki genervt ab und verdrehte die Augen. War doch wohl logisch. Sie sammelten ihre zeternden und deutlich schlecht gelaunten Freunde ein, wobei es eher Uruha war, der fluchte und schimpfte, während Saga nur zwischendurch eine Beleidigung vor sich hinbrabbelte, von der keiner von ihnen so recht wusste, an wen die eigentlich gerichtet war. „Der hat sich heute aber ganz schön schnell abgeschossen“, bemerkte Ruki im Fahrstuhl und Saga hob den Mittelfinger, allerdings zeigte er ihn Rukis Spiegelbild, was diesen nur in seiner Annahme bestätigte, dass der Andere vollkommen dicht war. „Ja, der Typ der ihn an der Angel hatte dachte wohl, damit bekäme er ihn schneller rum. Dumm gelaufen, jetzt läuft erst recht nichts mehr.“ Aoi seufzte nur und warf Uruha einen Blick zu, der noch immer lautstark fluchte und schließlich gegen die Fahrstuhltür trat, als diese sich nicht schnell genug öffnete. Die Beiden torkelten vor ihnen her zum Ausgang, an den ganzen Aufbewahrungskästen vorbei. Draußen zog Aoi sein Handy aus seiner Tasche und rief den Fahrer der Limousine an, um ihn herzubestellen. „Ich würd dir ja anbieten dich nach Hause zu fahren, aber du siehst ja, das wird nichts.“ Aoi seufzte tief und verzog das Gesicht, als Saga sich an eine Straßenecke lehnte und lautstark übergab. „Schon gut“, winkte Ruki nur ab und war insgeheim froh, nicht mitfahren zu müssen, Uruha ging ihm jetzt schon auf die Nerven. Dass diese Diva auch immer so übertreiben musste… Obwohl…Kotze auf seinen Schuhen…? Ruki blickte zu seinen Stiefeln hinunter und blinzelte kurz. Nein, wahrscheinlich würde er noch mehr wüten als es Uruha gerade tat. Mehr als nur wahrscheinlich hätte er Saga wohl mit einer Flasche erschlagen, bevor Aoi es hätte verhindern können. Aber wer wusste das schon und heraus finden wollte Ruki es auch gar nicht. „Wer ist denn der Typ gewesen eben?“ „Reita“, antwortete Ruki vollkommen automatisch, bevor er den Kopf hob und Aoi überhaupt erst anblickte. „Was? Hä? Ach so, niemand. Nur so ein Typ welcher der Meinung war mich belästigen zu müssen.“ Aoi lachte leise auf und packte Sagas Arm, bevor dieser an ihm vorbei auf die Straße schwanken konnte. „Sah schwer nach Host aus wenn du mich fragst.“ Ruki nickte nur und kratzte sich an der Nase. Dabei fiel ihm wieder dieses Band ein welches Reita getragen hatte. Unwillkürlich fragte er sich, warum er es wohl trug. Ob es wirklich nur etwas mit Mode zu tun hatte? Oder steckte mehr dahinter? Eine Narbe vielleicht? Gründe und dazugehörige Geschichten begannen in seinem Kopf herum zu spuken und er verabschiedete sich recht distanziert von seinen Freunden, als deren Limousine vorfuhr und er sich stattdessen ein Taxi nahm. Erst als er Zuhause angekommen war und die Tür zu seiner Wohnung aufschloss, hielt er inne und starrte auf seine Hand hinunter, die den Schlüssel umfasst hielt, der noch immer im Schlüsselloch steckte, die Tür bereits einen Spalt geöffnet. Obwohl dieser Abend sehr kurz gewesen war, definitiv kürzer als sonst dank Saga, und er kaum beobachtet hatte heute um sich inspirieren zu lassen, war er eben das: Inspiriert. Und das alles dank diesem idiotischen Hosts. Frustriert aufseufzend über diese Tatsache betrat er seine Wohnung nun ganz, schloss sorgfältig hinter sich ab und zog Schuhe und Jacke aus, lief ins Wohnzimmer und ließ sich auf seine Couch fallen. Eine ganze Weile lang starrte er einfach nur an die Decke über sich, überlegte, ob er schon zu müde war oder nicht, bevor er seinen Zeichenblock vom Tisch nahm, nach einem Bleistift griff und begann, die Geschichten die er im Kopf hatte als Bild auf das Papier zu projizieren. tbc Kapitel 2: [but it's harder to feel this way] --------------------------------------------- The fear you won’t fall Author: Mina/Aneurysm Date: ‎18. ‎April ‎2013, ‏‎23:41:14 (tbh… it was in 2011) Fandom: The GazettE / ガゼット Warnings: Iam crazy. Devotement: For ever Eva Disclaimer: No slavery. Music: Joshua Radin Comment: Ich schaue gerade den Live-Stream von Girugamesh und bin wirklich etwas enttäuscht, weil nur 334 Leute den Stream schauen. Das ist wirklich den ganzen Aufwand schon gar nicht wert, das tut mir so Leid für die Jungs =/ Na ja. Sie hätten ja mehr Werbung dafür machen können. In dem Sinne, lassen wir mal mein Geplänkel außen vor und- Hope ya‘ll enjoy. […] . . . [But it's harder to feel this way] „Manchmal frage ich mich wirklich woher du deine Ideen beziehst.“ Verzögert hob Ruki den Kopf und bemerkte erst jetzt, dass Kai neben ihm stand und seine Staffelei betrachtete. Langsam ließ er seinen Pinsel sinken und blickte auf das Bild zurück welches er gerade bearbeitete und musterte es aufmerksam. „Was ist das hier vorne?“, wollte Kai wissen und deutete auf die Schnüre welche noch nicht angemalt waren. „Er hängt mal von der Decke sobald ich fertig bin“, erklärte Ruki und tippte mit dem Pinselende auf besagte Stelle. „Ah.“ Eine Weile lang noch musterte Kai das Bild, bevor er sich zu Ruki drehte und ihm sein Handy unter die Nase schob, um ihn auf die Uhrzeit aufmerksam zu machen. „Jaaah, ich weiß“, dehnte Ruki nur und seufzte tief. „Aber bei mir fällt eh eine Vorlesung aus und ich bin grad total drin und dachte ich bleibe einfach länger, mache das hier fertig.“ „Wie viele Bilder hast du denn bereits fertig?“ Kai drehte sich zu der Wand an denen Rukis Werke hingen und zählte sie durch. „Sind das nicht viel zu viele? Ich dachte wir dürfen maximal Zehn ausstellen?“ „Pf.“ Die Augen verdrehend griff Ruki nach seiner Selterflasche und trank etwas daraus. „Um genau zu sein, sind das längst nicht alle. Ich weiß noch gar nicht welche ich nun ausstelle und welche nicht. Es soll immerhin Themenbezogen sein, deshalb muss ich noch etwas puzzeln.“ Er stellte die Flasche wieder beiseite und blickte zu Kais Arbeitsplatz hinüber. „Wie weit bist du denn?“ Kai lachte leise und wendete sich wieder von den Bildern ab und blickte ebenfalls zu seinem eigenen Arbeitsplatz hinüber. „Na ja, ich bin froh, wenn ich bis zum Abgabetermin auch alle zehn Bilder fertig habe. Zwei fehlen noch und drei muss ich noch fertig machen.“ Einen Moment lang schwieg er, bevor er laut aufseufzte. „Okay, du hast recht. Ich sollte wohl auch hier bleiben und die restliche Zeit nutzen und meine Arbeiten fertig machen, nicht wahr? Sonst werde ich ja nie fertig.“ „Du bist einfach zu langsam“, bemerkte Ruki und drehte den Pinsel in seinen Fingern wieder, stellte sich zurück an die Leinwand und malte die nächste Fläche aus. „Ja, stimmt wohl.“ Eine ganze Weile lang war es still, nur Kai hörte man hantieren und seine Utensilien zusammen suchen, bevor er erneut etwas sagte. „Ich finde es sowieso unglaublich. Wenn man mal bedenkt wer hier was im Kurs tut bist du wirklich der Einzige, den ich bewundernswert finde. Ihr seid alle so reiche Schnösel; tschuldige aber das ist ja einfach so; und trotzdem machst du so viel und gibst dir total die Mühe. Dabei bin ich der mit dem Stipendium und muss um jede Bewertung hier kämpfen.“ Ruki lachte nur auf und zog eilig den Pinsel von der Leinwand weg um sich nicht noch zu vermalen. „Das liegt daran, dass ich platzen würde, wenn ich die Bilder die meinen Kopf täglich überfluten nicht irgendwie wieder los werden würde. Andere schreiben Tagebuch, ich male und zeichne seit ich denken kann.“ „Beneidenswert“, seufzte Kai in seinen nicht vorhandenen Bart hinein und wieder herrschte Stille, diesmal konzentrierte Arbeitsruhe. Erst fast zwei Stunden später, als Ruki bereits von seinem Bild zurück getreten war und seine Sachen wieder in seine Boxen verstaute, atmete auch Kai tief durch und wischte sich mit der Hand über die Stirn. „Das reicht wirklich für heute. Aber immerhin bin ich hiermit jetzt auch fast fertig.“ Sie räumten auf und wuschen ihre Pinsel aus, packten ihre Sachen zusammen und letztendlich stand Kai wieder vor Rukis Staffelei und betrachtete sie aufmerksam. „Du bist echt fertig geworden. Wahnsinn wie schnell du bist.“ Ruki warf ihm nur einen Seitenblick zu und schulterte seinen Rucksack. „Hat das Bild eine bestimmte Hintergrundgeschichte?“, wollte Kai dann wissen und legte den Kopf schief, wahrscheinlich, um das Bild aus einer anderen Perspektive zu sehen. Er tat dies eine ganze Zeit, weshalb Ruki die Augenbrauen hob und zögernd ebenfalls den Kopf schief legte um vielleicht zu sehen, was Kai da erblickte. Allerdings kam er sich dabei ziemlich bescheuert vor, weshalb er schließlich nur den Kopf schüttelte und sich räusperte. „Hm, so ähnlich. Ich habe am Freitag einen Typen getroffen, der hatte so ein merkwürdiges Band um sein Gesicht, hauptsächlich die Nase.” Er zeigte es Kai mit seinen Fingern an seinem eigenen Gesicht. „Ich habe ihn nicht gefragt warum er es trägt und seitdem spuken mir sämtliche Begründungen dafür im Kopf herum und ich fand die Idee von Schönheit geprägt von Narben sehr bizarr. Deshalb ist das entstanden. Die Kulisse mit den Seilen…“ Ruki zuckte mit den Schultern. „Hat sich selbst entwickelt.“ „Aha“, machte Kai nur und griff nach seinen Sachen. „Cool.“ Gemeinsam verließen sie den Kunstraum und Ruki zog die Tür hinter sich zu, schloss ab, bevor er sich von Kai verabschiedete und im Sekretariat vorbei ging, um den Schlüssel abzugeben. Nachdem Kunstgeschichte also ausgefallen war, stand nun noch Kalligrafie auf seinem Stundenplan. Ein Fach, was nicht gerade zu Rukis Lieblingen gehörte und welches von seinen Mitstudenten oftmals gern geschwänzt wurde, weil es keine Anwesenheitspflicht besaß. Dennoch ging Ruki hin, denn er hatte keine Lust darauf den Unterrichtsstoff irgendwann mal Zuhause nachholen zu müssen um die Prüfung zu bestehen, denn es war definitiv einfacher sich alles von seiner Professorin vorkauen zu lassen als es sich selbst beizubringen. Auch heute, gerade weil vorher eine Vorlesung ausgefallen war, waren sie nur zu Viert, aber es störte ihn nicht. Befreundet war er mit Niemandem aus seinem Kunststudiengang, nur mit Kai unterhielt er sich zwischendurch mal oder ging mit ihm in Vorlesungsfreien Stunden zu Starbucks um die Zeit tot zu schlagen. Ansonsten mochte er die Anderen nicht besonders. Mit Mädchen konnte er sowieso nichts anfangen und die Typen die sonst noch das Kunststudium mit ihm machten, waren seiner Meinung nach alles Vollidioten die nicht einmal wussten, was Kunst eigentlich bedeutete und mehr war als Blumen und Vasen abzumalen. Dennoch war er froh als die Kalligrafieprofessorin sie letztendlich entließ und er gehen konnte. An seinem Auto wartete bereits Uruha auf ihn, was ihn leise seufzen ließ. „Hey“, begrüßte er ihn wenig begeistert und Uruha verzog sofort beleidigt das Gesicht. „Ich kann auch wieder gehen, wenn dir das lieber ist“, schlug er ohne Begrüßung sofort vor und Ruki verdrehte die Augen, sich zurückhaltend dem nicht einfach zuzustimmen. „Nein, schon okay. Bin einfach nur nicht besonders gut drauf“, winkte er ab und öffnete seinen Wagen. Uruha warf ihm noch einen schnippischen Blick zu, dann öffnete er die Beifahrertür und ließ sich auf dem Sitz nieder, während Ruki selbst hinter das Steuer seines Lamborghini Gallardos niederließ und die Tür hinter sich zuzog. Seinen Rucksack schmiss er nach hinten und machte es sich auf seinem Sitz bequem, streckte die Beine aus und lehnte den Kopf an das Polster. „Was gibt’s?”, wollte er dann von Uruha wissen und blickte ihn aus den Augenwinkeln her an. „Nichts besonderes“, wiegelte dieser ihn ab. „Wollte nur mal horchen was bei dir so geht, ich hatte am Freitag wirklich das Gefühl dass was nicht in Ordnung ist.“ „Bevor oder nachdem Saga dich angekotzt hat?“, grinste Ruki und lachte leise, als der Brünette das Gesicht verzog. „Man, du hättest dich auch aufgeregt, das war echt eklig! Und meine Hose kann ich auch wegwerfen. Rotwein geht aus weiß nun mal einfach nicht raus.“ Er seufzte tief und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf, den Kleineren von ihnen mit seinem Blick taxierend. „Also. Was ist los? Meinst du nicht es ist mal Zeit damit rauszurücken? Ich habe dir das ganze Wochenende Zeit gelassen dich bei mir zu melden, aber da du das nicht gemacht hast…“ Er ließ den Rest offen dahin schweben und wartete einfach ab. Eigentlich hatte Ruki wirklich überhaupt gar keine Lust zu reden, wollte nur nach Hause, etwas essen und dann ein Bad nehmen. Zumindest hatte so sein Plan bis eben ausgesehen. Aber weil er wusste, dass Uruha sowieso nicht locker lassen würde bis er ihm etwas Glaubhaftes geliefert hatte, überlegte er kurz, welche Geschichte wohl das kleinere Übel war. „Man“, stöhnte er schließlich aufgebend und Uruha lächelte zufrieden mit sich und der Welt. Manchmal war es gut so penetrant hartnäckig zu sein. Wie gesagt. Manchmal. „Mein Vater hat mich zum Essen eingeladen. Du weißt ja was das bedeutet.“ Er verdrehte die Augen und Uruha nickte langsam. Das hatte Rukis Vater in der Tat in den letzten zwei Jahren nur vier Mal getan und jedes Mal war es eine für Ruki eher unangenehme Ankündigung gewesen. „Dass er mit seiner Tusse da zusammen ist habe ich mittlerweile ja akzeptiert, stört mich nicht, auch wenn mir das Theater auf die Nerven geht was sie immer veranstaltet, wenn ich denn mal vorbei komme.“ Auch er verschränkte nun die Arme, aber anders als Uruha vor seiner Brust. Deutlich verärgert pustete er sich einige Ponysträhnen aus dem Gesicht und die steile Falte zwischen seinen Augen verhärtete sich ein wenig bei dem Gedanken wie diese Frau jedes Mal so tat, als wären sie die besten Freunde, obwohl sie ganz genau wusste, dass er sie nicht ausstehen konnte. Sicher, er gab sich zwar Mühe freundlich und höflich zu ihr zu sein, aber sie machte es ihm deutlich schwer wenn sie mit ihm sprach, als sähen sie sich jeden Tag und an ihm herum fummelte, als wäre er irgendein Plüschtier. Sie war selbst nur etwas über zehn Jahre älter als er selbst, was es ihm noch schwerer machte diese Frau an der Seite seines Vaters zu akzeptieren, der selbst zwanzig Jahre älter als sie war. Aber es war nicht sein Leben, er wohnte seit Jahren nicht mehr auf dem Anwesen seines Vaters und ihre Beziehung war seit dem Tod seiner Mutter nicht die Beste, deshalb war es ihm weites gehend egal. Dennoch hatte ihn die letzte Essenseinladung sehr erschreckt. „Ich dachte schon er will mir erzählen dass er sie heiraten will oder so“, brummte er und überlegte, ob er diese Neuigkeit nicht sogar eher verkraftet hätte als den tatsächlichen Grund. „Ach, so doof ist dein Vater nicht“, warf Uruha ein und zuckte mit den Schultern. „Er weiß selber dass das taktisch unklug wäre.“ „Taktisch unklug“, wiederholte Ruki nun fast schon höhnisch und lachte kühl auf. „Und was hältst du dann von der Taktik dass sie im dritten Monat schwanger ist?“ „Bitte was?“ Nun drehte Uruha sich zu ihm herum und starrte ihn entgeistert an. Ruki lachte erneut leise auf. Ja, so in etwa musste er auch ausgesehen haben, als man es ihm gesagt hatte. „Sie ist schwanger? Ernsthaft?“ Nickend bestätigte Ruki es noch einmal und ließ den Kopf zurück an das Polster fallen. „Wow“, machte Uruha leise und es herrschte eine Weile lang Stille. „Ich weiß eigentlich gar nicht warum mich das so trifft“, gestand Ruki schließlich und fasste sich an die Schläfe, seufzte tief durch. „Sie wissen noch nicht, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird. Da mein Vater sich einen Erben wünscht der seine Firma übernimmt hätte er gern einen Jungen und sie möchte ihm seinen Wunsch natürlich erfüllen.“ „Also wirst du die Firma definitiv nicht übernehmen?“ „Ach, das war doch schon klar als mein Vater mir damals die Wohnung gekauft und mich geradezu von sich geschoben hat.“ Er seufzte bei der Erinnerung wie hilflos und verlassen er sich damals vorgekommen war. Einerseits hatte es etwas tolles für sich einen reichen Vater zu haben der einem an Geld alles gab was man brauchte und er, obwohl er nicht einmal volljährig gewesen war, seine eigene Wohnung bekommen hatte, näher an der Schule und mit der Möglichkeit zu machen was er wollte, aber andererseits spielten die Gründe die Musik. Und sein Vater hatte ihn loswerden wollen, dessen war Ruki sich durchaus bewusst. Denn er gehörte zu einem sehr schwierigen Teil seiner Vergangenheit, die er hatte vollständig loswerden wollen, als seine Frau verstorben war. Als schließlich dann auch noch die neue Frau in sein Leben getreten war, blieb für Ruki einfach kein Platz, gerade weil er sich so gegen den neuen Lebensabschnitt seines Vaters gesträubt hatte. „Wenn das Kind da ist, werde ich überhaupt nicht mehr zu dieser Familie gehören“, sprach Ruki seine Vermutung schließlich laut aus und Uruha widersprach ihm nicht, konnte es auch nicht. Er befürchtete das auch. „Wahrscheinlich kann ich froh sein, dass man mir überhaupt Bescheid gesagt hat. Immerhin war das Kind geplant. Absolutes Wunschkind.“ Er äffte seinen Vater nach und verzog das Gesicht. „Also wussten sie natürlich von Anfang an dass es mit der Schwangerschaft geklappt hat. Trotzdem haben sie es mir jetzt erst gesagt. Wahrscheinlich heiratet er sie dann doch, sobald das Kind da ist, wetten?“ Er legte sich die Hände ins Gesicht und stöhnte unterdrückt bei dem Gedanken an den ganzen Hochzeitszirkus auf. Er würde hin müssen, das war klar, denn sein Vater legte viel Wert auf die Etikette, deshalb war es auch jetzt bereits seine Pflicht und war es immer gewesen, auf allen Familienfeiern oder Geschäftsausstellungen seines Vaters zu erscheinen. Vorzeigesohn. Was der machte? Oh, der studiert. Ja, genau, der studiert. Was er studierte schien seinem Vater peinlich zu sein, jedenfalls erwähnte er dies nie. War Kunst denn tatsächlich so zu verachten? Damals war das Erste wonach sein Vater sich erkundigt hatte, wie viel er als Kunsthändler denn verdienen könnte. Ruki hatte nichts weiter dazu gesagt, gerade weil er nie behauptet hatte jemals Kunsthandel betreiben zu wollen. Er hatte einfach das gemacht was ihm am sinnvollsten erschienen war und das war für ihn eindeutig die Kunst. „Ich hab gestern jedenfalls mit meiner Cousine telefoniert und weißt du was?“ Ruki lachte trocken auf und ließ die Hände wieder sinken. „Sie alle wussten es. Schon seit Monaten wussten sie es. Aber mir wird nichts erzählt. Ich muss drei verdammte Monate warten bis meinem Vater einfällt, dass ich vielleicht auch ein Recht darauf hätte zu erfahren, dass ich…ein Geschwisterkind bekomme.“ Vor Wut biss er die Zähne zusammen. „Das ist doch nicht nichts! Das ist doch nicht etwas, was man mal eben vergisst zu erzählen! Das ist…ein verficktes Menschenleben was da neu dazu kommt, in eine Familie die zwar sowieso nicht mehr mir gehört, aber dennoch, ich dachte wirklich…“ Er hielt inne und schüttelte den Kopf. Was er gedacht hatte wusste er nicht. Uruha neben ihm musterte ihn mitfühlend. „Ich wette mit dir, er hat es mir nur jetzt schon gesagt, weil nächste Woche die Hochzeit meiner Cousine ist und er nicht wollte, dass ich da eine Szene mache wenn ich es dort höre.“ Das Schlimme war nur, dass es schlüssig und wahrscheinlich auch noch die Wahrheit war. Auch Uruhas Miene klärte sich, als wäre er selbst zu diesem Schluss gekommen. „Dieser blöde Dreckssack“, wisperte er und schüttelte ungläubig den Kopf. „Er hat einen Sohn wie dich überhaupt nicht verdient. Er kriegt gar nicht mit dass du der wohl beste Kunststudent bist den diese Uni seit Jahren gesehen hat.“ Ruki schenkte ihm ein dankbares Lächeln, welches aber langsam wieder von seinem Gesicht bröckelte. „Meine Mum hätte sich sicher darüber gefreut. Sie mochte meine Bilder so gern.“ Eine Weile lang schwieg er bedrückt, bevor er tief durchatmete und aufseufzte. Sein Herz tat schon wieder weh. Er beschäftigte sich ungern mit sich und seiner Familiengeschichte, denn obwohl es schon so lange ging und er sich sozusagen daran gewöhnt hatte alleine zu sein, tat es dennoch jedes Mal erneut weh sobald sein Vater ihn wieder verstieß und hinterließ neue, tiefere Narben. „Ich habe schon überlegt einfach nicht zu der Hochzeit zu gehen und zu schauen ob es ihm überhaupt auffallen würde. Aber das kann ich Yuriya nicht antun, sie hat mich immerhin höchstpersönlich eingeladen und ich wäre auch gern dabei. Immerhin ist sie die Einzige die noch anruft und zu meinen Ausstellungen kommt. Da kann ich doch nicht das größte Ereignis ihres Lebens verpassen.“ Uruha nickte daraufhin nur und fing an zu lächeln. „Sie freut sich sehr, oder? Ich habe sie letztens in Ginza gesehen, da hat sie mir erzählt, dass ihr Kleid geändert werden muss, weil sie einfach viel zu viel abgenommen hat vor lauter Aufregung und Terminstress.“ „Echt?“, grinste nun auch Ruki und seine Gedanken klärten sich etwas und er war froh darüber, dass sie über etwas Schöneres sprechen konnten. „Dick ist sie immerhin nie gewesen, sie sollte eher aufpassen, dass sie auf ihren Hochzeitsbildern nicht aussieht wie ein lebendes Skelet.“ „Na, so schlimm war es nicht“, winkte Uruha ab und seufzte leise. „Aber nach all der Wartezeit hat sie es sich wohl verdient dass er sie endlich heiratet. Ich mag sie, sie war immer nett zu mir.“ „Ja, erstaunlich, nicht wahr? Dass Jemand zu dir Kotzbrocken so freundlich ist?“, neckte Ruki ihn nur, was ihn beleidigt die vollen Lippen verziehen ließ. „Ich mein ja nur, ich finde es ziemlich schade dass sie ihr Studium abgebrochen hat.“ „Ach, Honda hat so viel Kohle, da hat sie es nie nötig mal arbeiten zu gehen.“ Ruki begann mit den Ringen an seinen Fingern herum zu spielen. „Davon mal abgesehen dass sie selbst keine besonders kleine Mitgift in die Ehe bringt. Ich denke aus ihr wird eine richtige Hausfrau. Sie hat ja schon immer gesagt, dass sie mal mindestens vier Kinder haben will.“ „Uff“, machte Uruha bei der Vorstellung nur. „Ja, uff.“ Grinsend zog Ruki seine Jacke aus, denn so langsam wurde ihm warm in der angestauten Hitze seines Wagens. „So, soll ich dich irgendwo absetzen? Ich will langsam nach Hause, ich habe Hunger.“ „Klar, wenn du mich am Bahnhof rausschmeißen könntest wär cool. Ich bin noch bei Aoi zum Lernen verabredet.“ Uruha drehte sich wieder nach vorn und schnallte sich sorgfältig an. Er besaß kein Auto, genauso wie Aoi und Saga, nur Ruki hatte eines. Was wohl hauptsächlich daran lag, dass sein Vater Autohändler war und es einfach zum Repertoire ihrer Familie gehörte teure Vorzeigeautos herum zu fahren. Nicht, dass es Ruki störte. Er mochte seinen schwarzen Lamborghini, den sein Vater ihm zu seinem bestandenen Führerschein geschenkt hatte. Beziehungsweise vermutete Ruki, dass er von seinem Vater kam, denn Schlüssel und Fahrzeugbriefe hatten in seinem Briefkasten gesteckt. Er schnallte sich selbst an und startete endlich den Motor des Wagens, dann lenkte er ihn vom Parkplatz und auf die Straße. Jedem der ihn mit diesem Prachtstück sah und deshalb für einen Schnösel hielt, war verziehen. Ruki hätte wohl nichts anderes gedacht. Vor dem Bahnhof bog er in eine Seitenstraße um besser halten zu können und Uruha raffte seine Sachen zusammen. „Danke fürs fahren und guten Appetit!“ Er war schon fast aus der Tür heraus, als Ruki ihn noch einmal zurück rief. „Ja, ahm… Danke dass du nachgefragt hast“, murmelte er schließlich und Uruha beugte sich noch einmal in den Wagen um ihn anzulächeln. „Kein Problem. Aber du könntest ruhig mal von alleine auf mich zukommen. Du weißt ganz genau dass ich für dich da bin.“ „Ja, ach, du kennst mich doch.“ Ruki redete nicht gern über Probleme, das hatte er nicht gelernt. „Japp, ich kenn dich. Furchtbar, ne?“ Uruha streckte ihm die Zunge raus, winkte ihm dann noch einmal zu, bevor er die Tür zuschlug und über die Straße hinüber zur Bahnstation lief, um den nächsten Zug in Aois Stadtteil zu nehmen. Seufzend rieb sich Ruki die Augen und machte sich selbst auf den Weg nach Hause. Uruha studierte zwar Logistikmanagement und Aoi Medizin, dennoch hatten sie einen Weg gefunden gemeinsam effektiv zu lernen, was Ruki wirklich beachtlich fand, da ihre Studiengänge ja nun rein gar nichts miteinander zu tun hatten. Tatsächlich vermutete Ruki ja, nach wie vor und das auch schon seit Jahren, dass die Beiden einfach nur aufeinander standen und deshalb so viel Zeit miteinander verbrachten, aber wirklich kümmern tat es ihn nicht. Wenn es so war- schön. Wenn nicht- auch gut. Saga studierte, wie sollte es bei dem Einfluss seiner Mutter anders sein, Modedesign. Es passte zu ihm wie Topf und Deckel. Tatsächlich war Saga schon im Jugendalter für ein Jahr in Frankreich auf einer Modeschule gewesen, wo er grundsätzlich alles gelernt hatte, was die normale Ausbildung Modenäher so bot- nur in der Schule, neben allen anderen Profilfächern, die er sonst noch so gehabt hatte. Ruki und Uruha vermuteten ja, dass Saga deshalb so schwul wirkte, weil er zu lange mit den Franzosen rumgehangen hatte. Die Geschichten die Saga ihnen heute gern noch auftischte aus der Zeit waren auch nicht ohne. Die meisten seiner Freunde auf dieser Schule waren weiblich gewesen, alleine schon aus dem Grund, weil in seiner Profilstufe mehr Mädchen gelernt hatten, als Jungen. In seinem Grüppchen was sich schließlich um ihn gebildet hatte, war man sich nie sicher, wie gut Saga denn nun Französisch verstand, denn er hatte aus Amüsementgründen gern so getan, als verstehe er kaum etwas- etwas, was Ruki bis heute noch nicht verstanden hatte- bis er sich selbst eines Tages verraten hatte, als er vollkommen entgeistert aus dem Raum gerannt war, als die Mädchen über folgendes sprachen: Blasen. Und eine von ihnen erzählte lautstark und absolut angeekelt, wie widerlich sie es fand, dass ihr Freund ihr nachdem sie seinen Schwanz im Mund gehabt hatte, immer die Zunge in den Mund steckte, nachdem er bei ihr… Ruki fing an zu lachen und schüttelte den Kopf über die Geschichte. Was musste Saga damals prüde gewesen sein. Er konnte es zwar schon geringfügig nachvollziehen wie entsetzt der damals noch sehr junge Saga gewesen sein musste, denn sein Weltbild von Mädchen war immer ein Anderes gewesen. Und es dann auf so eine knallharte Art und Weise mitzubekommen war sicher schockierend. Ruki hatte solche Illusionen nie gehabt, von Mädchen die nie über schweinische Sachen, sprich, Sex, sprachen, denn er hatte seine Kindheit mit seinen Cousinen verbracht und Yuriya und ihre Schwester Airi waren in dieser Beziehung auch nicht ohne gewesen. Seufzend zog Ruki den Schlüssel aus dem Zündschloss, nachdem er geparkt hatte, angelte nach seinem Rucksack und stieg aus um über die Treppe hinauf zu seiner Wohnung zu gehen. Sicher, er hätte auch den Aufzug nehmen können, aber er war einer der Menschen, die die Meinung vertraten, dass Bewegung nichts Schlechtes war. Außerdem dauerte es länger auf den Aufzug zu warten, da war er doch schon längst oben bis dieser überhaupt unten. Sein Kühlschrank war zwar nicht komplett leer, aber er ging deutlich auf dieses Phänomen zu. Vielleicht sollte er mal wieder einkaufen gehen. Besser war es wohl. Also fiel sein Mahl nicht besonders üppig aus, Reis und Omelette, aber das störte ihn nicht sonderlich. Da er sowieso in letzter Zeit durch seine ständigen Fressattacken die er entwickelt hatte, erheblich zugenommen hatte, musste er eh mal wieder darauf achten was er so an Menge zu sich nahm. Ruki schüttelte nur seufzend den Kopf über diesen Gedanken, als er nach dem abwaschen in sein Badezimmer lief und sich vor dem Spiegel entkleidete. Er war nicht dick, ganz und gar nicht, aber die Waage zeigte Zahlen an, die ihm überhaupt nicht gefielen, auch, wenn sie ihm körperlich vielleicht nicht anzusehen waren. Es war nur eine Frage der Zeit und dem wirkte er lieber entgegen, bevor er wieder seine Hungerdiäten beginnen musste, wie bereits zwei Mal in seinem Leben. Dick sein war etwas für ihn, was er absolut nicht ertrug. Mit dieser Feststellung ließ er sich Wasser in die Badewanne und spannte für die nächsten paar Stunden in dem warmen Wasser aus, ein Buch lesend und zwischendurch mit Saga telefonierend, der ebenfalls zu Hause in der Badewanne lag, allerdings ein Schlammbad nahm. Es war so typisch Saga, dass Ruki nicht einmal etwas dazu sagen konnte, als er es hörte, lediglich das Gesicht verzog er kurz, was der Andere allerdings nicht sehen konnte, was wohl auch gut so war. Wirkliche Neuigkeiten hatte der Andere nicht, weshalb Ruki ihn nach einiger Zeit auch schon wieder abwürgte, denn wo dieser gerade davon erzählte, dass er im Unterricht heute ein Hemd fertig gestellt hatte… Mit ungutem Gefühl stieg Ruki also aus der Wanne, wickelte sich in seinen Bademantel und lief in das Schlafzimmer, öffnete seinen Schrank und suchte nach seinem Anzug. Ein tiefes Seufzen schlich sich über seine Lippen. Das hatte er vollkommen vergessen. Bei der letzten Familienfeier hatte er sich mit dem Ärmel am Gartenzaun verfangen und diesen bis zur Schulter hoch aufgerissen. Zwar hatte er sich vorgenommen ein Neues zu kaufen, aber es irgendwann vergessen, da keine neue Feier in letzter Zeit angestanden hatte. Gut, dass es ihm wenigstens jetzt noch wieder eingefallen war, denn sein Anzug war eine Sonderanfertigung, nur für ihn, da konnte er nicht einfach irgendein Hemd zu anziehen ohne sich damit lächerlich zu machen, selbst wenn es nur sein eigenes Gefühl war. Also würde er morgen definitiv zu seinem Schneider müssen, sonst hatte er nächste Woche zur Hochzeit von Yuriya ein großes Problem. Und genau das war auch der Grund, warum er am nächsten Tag zum ersten Mal in diesem Jahr, es war knapp vor Juli, Kalligrafie schwänzte und sich in seinem Auto auf den Weg nach Ginza machte. Er hatte bereits am Morgen angerufen und sich angekündigt, weshalb er auch so früh hinmusste, weil sein Schneider später keine Zeit mehr für ihn hatte. Dieser Schneider besaß das wunderbare Geschäft „La Vertigo“ in der wohl teuersten Einkaufsmeile in Ginza, die man als „die Ginza“ selbst bezeichnete. Ruki liebte die Mode des extravaganten Designers und des Schneiders, die den Laden zusammen führten und fast alle seine wirklich teuren Klamotten stammten aus deren Nadel und Laden. Sie verkauften grundsätzlich nur Einzelstücke oder stellten Sonderanfertigungen her, so, wie Ruki nun eine brauchte. Der Laden war nicht besonders voll, nur hinten standen bereits drei Arbeiter an einigen Kunden und steckten ab. Ruki würde sich wohl gleich zu ihnen gesellen, vorher aber blickte er sich noch im Verkaufsraum um, bis sein Schneider ihn entdeckte und höflich zu sich bat. „Ich bin überrascht dass du so kurzfristig anrufst“, gestand er ihm, als er Ruki die Tüte mit dem kaputten Hemd abnahm. Er holte es hinaus und atmete tief durch, als er den Riss entdeckte. „Was hast du denn damit gemacht?“ „Meine Cousine heiratet nächste Woche und ich hatte ganz vergessen vorher einen Termin zu machen“, gestand Ruki nur leise und kratzte sich verlegen und wie ertappt an der Stirn, als er den Schneider so ungläubig auf den Riss hinunter starren sah. Seine Arbeit sah man wahrscheinlich nie gern zerstört. „Ich bin ziemlich böse hängen geblieben.“ „Das sehe ich.“ Der Schneider seufzte tief und rückte seine Brille zurecht, ehe er den Kopf schüttelte. „Nein, also, das kann in den Müll, da nähe ich dir ein Neues. Es war sowieso schon alt, deine Körperstatur hat sich sicher noch ein wenig verändert.“ Ruki nickte nur einverstanden. Was sollte er auch dagegen sagen? Er konnte sich auch nicht vorstellen, dass ein genähter Riss, egal wie sauber, so hübsch am Ärmel aussah. „Dann einmal oben frei machen, ich hole das Maßband.“ Der Anweisung folgend legte Ruki seine Sachen ab, öffnete seine Jacke und stellte sich hinter eine Trennwand, wo er seine Jacke und sein Oberteil aufhängte, bevor er inne hielt, als er eine bekannte Stimme hörte. Zumindest glaubte er, dass sie bekannt war. Verwirrt verzog er das Gesicht und lauschte. Er kannte die Stimme eindeutig, aber woher? Neugierig kam er hinter der Trennwand hervor und lehnte sich zur Seite, bevor ihn fast der Schlag traf als er die Person entdeckte, die dort stand und vor einem Spiegel ein Jackett begutachtete, während ein Helfer ihm die Hose enger steckte. Was hatte ein Host in dem wohl tollsten und teuersten Laden der Stadt zu suchen? Eilig trat er wieder zurück, damit Reita ihn nicht auch noch entdeckte und fuhr sich mit der Hand durch die heute ungestylten Haare. Sicher, sie standen ihm gut, so naturwirr, dennoch war es ihm nun unangenehm. Über das Warum schaffte er es nicht sich Gedanken zu machen, weil sein Schneider bereits zu ihm stieß und ihn anwies die Arme zu heben, während er begann gewissenhaft jede Stelle seiner Arme, Brust, Hals, Schulter, Hüfte und Hals auszumessen. Sie unterhielten sich währenddessen über Yuriyas kommende Hochzeit und darüber, was in der nächsten Zeit wohl in Mode kommen würde, bis sie schließlich fertig waren und Ruki sich wieder anziehen konnte. „Ich würde sagen, ich rufe dich dann einfach in den nächsten paar Tagen an und sage Bescheid, wenn das Hemd fertig ist. Du hast noch die gleiche Nummer wie immer?“ Ruki nickte und blickte etwas unschlüssig zum Ende der Trennwand. „Ist sonst noch etwas?“, wurde er gefragt und erst schüttelte er den Kopf, bevor er schließlich doch nickte. „Ich bin nur irritiert, weil der blonde Junge der da steht… Na ja, ihn hier zu treffen hätte ich nicht gedacht“, gab er dann zu und der Schneider beugte sich vor, ehe er nickte. „Ach, du meinst Suzuki.“ „Suzuki?“, wiederholte Ruki und seine Augen wurden groß. „Ja, Suzukis Sohn. Soweit ich weiß war er eine ganze Zeit im Ausland und ist dort ganz schön gewachsen, deshalb ist er heute her gekommen und lässt sich all seine Anzüge neu machen, weil sie nicht mehr passen.“ Der Schneider nahm seine Sachen, nickte Ruki noch zu, dann verschwand er in den Teil des Ladens, der für Kunden nicht einsehbar war. Noch immer stand Ruki da wie bestellt und nicht abgeholt. Suzuki. Der Ölmilliadär Japans? Wenn es um den Namen Suzuki ging überschlug sich sein Vater geradezu. Ruki hatte ihn bereits getroffen, auf einem Geschäftstermin war er vorgeführt worden und Suzuki hatte ihn gefragt, was für ein Auto er sich aussuchen würde, wenn er könnte; er suche für seinen etwa gleichaltrigen Sohn ein Geburtstagsgeschenk. Einen Lambo Ferrari Bugatti Maybach hatte Ruki ausgesucht und Suzuki ihn gekauft. Sein Vater war sehr zufrieden gewesen, weil es eines der teuersten Autos der Welt war und Ruki Suzuki ohne es bewusst zu wollen dazu gebracht hatte, es zu kaufen. Sein Sohn war nicht dabei gewesen, deshalb hatte er keine Ahnung wie er aussah, aber dass sich ausgerechnet Reita als besagter Sohn entpuppte? Tief durchatmend versuchte Ruki diese Information in ein passendes Puzzle zu verwandeln. Aber hatte er nicht gesagt, dass er ein Host war? Nein, Moment, er hatte es nur angenommen und Reita nicht widersprochen, das war etwas anderes. Dennoch, er war sich ganz sicher, dass Suzukis Sohn den Namen Akira trug, also war Reita eindeutig ein Pseudonym, so, wie Ruki seiner war. Und jetzt? Eine ganze Weile lang starrte er regungslos zur Decke hinauf, bevor sich ein Lächeln auf seine Züge schlich. Interessant. Das konnte wirklich interessant werden. Sein Vater würde es sicher begrüßen wenn er mit dem Sohn eines so einflussreichen Geschäftspartners in Kontakt geriet. Und es war gleichzeitig eine Chance für ihn heraus zu finden, warum er, so auch jetzt, dieses lächerliche Band um die Nase trug. Perfekt. Als er sich also gefangen hatte, verließ er seine kleine Kabine und schlenderte auf Reita zu, der sich gelangweilt eine Zeitschrift anschaute und offenbar darauf wartete, dass sein Helferlein zurück kam und ihn von den Nadeln befreite, damit er sich wieder umziehen konnte. „Steht dir“, sprach Ruki ihn schließlich an und Reita blickte verwundert auf, die Augen weitend, als er ihn erkannte. „Ruki!“, erinnerte er sich und begann zu grinsen. Eben jener Ruki seufzte leise. Oh ja, an dieses Grinsen erinnerte er sich wirklich noch sehr gut. „Reita“, demonstrierte Ruki auch sein Gedächtnis und musterte den vorher vermuteten Host von oben bis unten. Da kam ihm eine Idee. „Ich wusste gar nicht dass Hosts genug verdienen um sich einen Schneider wie Vertigo leisten zu können“, feixte er und Reita lachte leise. „Na ja, wie du siehst stehen mir die Sachen ausgezeichnet, also bleibt mir wohl nichts anderes übrig als mein Gehalt für diese teuren Anzüge zu verprassen, nicht wahr?“ „Wo du auf der Arbeit jeden Tag einen tragen musst lohnt es sich wahrscheinlich auch noch“, vermutete Ruki und spielte das Spiel des Unwissenden weiter. „Da magst du recht haben.“ Reita musterte ihn ebenfalls kurz und zuckte dann mit den Schultern. Auch das kannte Ruki schon von ihm. „Und du? Bist wirklich eine kleine reiche Zicke, wie ich es auch schon vermutet habe? Sonst wärest du wohl kaum hier, oder?“ Suzuki hin oder her, Sticheleien konnte Ruki gar nicht ab. „Ich bin keine Zicke“, motzte er sofort und holte tief Luft um die Wut in sich zu zügeln. Er hasste es so abgestempelt zu werden. Aber Reita lachte nur und schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich nicht.“ Es entstand eine kurze Stille als der Helfer tatsächlich zurück kam und die Nadeln endlich aus der Hose löste und Reita erklärte, dass sie nun fertig wären. Dieser nickte nur und verschwand hinter seiner Trennwand, während Ruki da stand und etwas unsicher überlegte, was er nun tun sollte. Stehen bleiben? Gehen? „Wenn du wartest, lade ich dich auf einen Kaffee zu Starbucks ein“, hörte er da auch schon Reitas Stimme und hob den Kopf, bevor er spöttisch auflachte. „Nein danke.“ „Ach, magst du keinen Kaffee oder ist dir Starbucks nicht Elite genug?“ Reita lugte hinter der Trennwand hervor und Ruki konnte sehen, wie er die letzten Knöpfe seines Hemdes schloss und somit Haut vor seinem Blick wegschloss. Nicht, dass er darauf scharf gewesen wäre, aber er musste zugeben, dass diese Geste etwas hatte. „Wie?“, machte er nur abgelenkt und biss sich von innen auf die Unterlippe, als Reita ihn provozierend anfunkelte und wissend grinsend wieder verschwand. Elender…! „Klar mag ich Starbucks“, brachte er schließlich hervor. „Aber ich brauche mich nicht von dir einzuladen lassen. Wo du dir doch gerade so einen teuren Anzug leistest.“ Reita schwieg eine Weile, dann tauchte er auch schon hinter der Trennwand auf und erneut glitt Rukis Blick über ihn. Privat Universität. Definitiv. Nur dort trugen sie solche Uniformen. Dennoch tat er so, als würde ihm dies nicht auffallen, obwohl Reitas lauernder Blick auf ihm ruhte. Stattdessen schaffte er es sogar gut gespielt zynisch zu seufzen und eine wegwerfende Handgeste zu machen. „Viel mehr sollte ich wohl dich einladen, aber da das bedeuten würde, ich würde deine Gesellschaft begrüßen, kann ich das leider nicht tun.“ Das brachte Reita wieder zum Lachen und dazu den Kopf zu schütteln. „Dann frage ich mich, warum du immer noch hier bist.“ „Weil ich neugierig war. Das hier ist meine absolute Lieblingsboutique.“ „Boutique“, wiederholte Reita und lachte amüsiert auf. „Ach Goddi, achten wir aber auf die Etikette, was?“ „Warum, wenn es nun einmal so heißt?“, brummte Ruki und merkte, wie er wieder rote Wangen bekam, weshalb er sich umdrehte und auf den Ausgang zuhielt. Reita ging neben ihm her und er konnte ihn noch immer leise lachen hören. „Du bist eine richtige kleine Diva, oder?“ Die Lippen aufeinander pressend erinnerte sich Ruki daran, dass er Reita nicht anschreien, sondern Kontakt herstellen wollte. Dennoch konnte er nicht verhindern dass sein Atem bedenklich zitterte, als er tief durchatmete. Und wieder schoss Ärger in ihm hoch, als auch dies dem Größeren nicht verborgen blieb und blöde lachen ließ. „So, mit auf Händen getragen werden und roten Rosen und so“, vermutete Reita weiter und Ruki biss sich erneut auf die Lippen um nichts zu sagen. Das hatte noch nie Jemand für ihn getan, woher also sollte er dies schon wissen, ob es ihm gefallen würde? „Du sagst ja gar nichts“, machte Reita weiter und hob die Hand, um ihm gegen die Stirn zu schnippen. „Nicht anfassen“, rief Ruki daraufhin sofort und wich einen großen Schritt zurück, was Reita überrascht aufblicken ließ. Mit der Hand wischte sich Ruki kurz über die Stirn und blickte sich um, ehe er nur den Kopf schüttelte und stur weiter ging. Reita folgte ihm sofort wieder und Ruki konnte die neugierigen Blicke auf sich förmlich spüren. „Warum nicht?“, wollte er dann schließlich wissen. „Weil ich ein Host bin? Stimmt, ich erinnere mich wie du sagtest, du würdest nie etwas mit Hosts anfangen.“ Nein, das war ganz sicher nicht der Grund, aber Ruki griff es direkt auf, weil er keinerlei Lust verspürte dieses Thema ausgerechnet mit diesem Suzuki Spund auszudiskutieren. „Ja, ganz genau.“ „Aber du gehst mit mir Kaffee trinken“, stellte Reita fest und Ruki schloss kurz gequält die Augen. Konnte der Typ nicht einfach die Klappe halten? Damit würde er es ihm deutlich einfacher machen. Aber wahrscheinlich hatte Suzuki es auch noch genau darauf abgesehen: Ihn zu nerven bis er umkippte. Dumm war Ruki ja nicht und Reita wahrscheinlich auch nicht. „Ja. Mir ist langweilig“, antwortete er deshalb nur schlicht und öffnete die Tür zu der Starbucksfiliale. Reita hielt er die Tür nicht auf, so, dass sie ihm direkt wieder ins Gesicht schlug, beziehungsweise hätte, wäre ihm das nicht schon klar gewesen und sie wohlweißlich festgehalten. Wieder lachte er nur leise und Ruki hörte deutlich wie man ihn wieder leise als Zicke betitelte, was er diesmal aber gefließend ignorierte. Stattdessen suchte er seine Starbuckskreditkarte heraus und bestellte sich einen vollkommen normalen Eiskaffee. Reita neben ihm brauchte etwas länger bis er ausgewählt hatte, weshalb Ruki einfach weiter ging, sich seinen Becher abholte und dann einen Platz auf einem der Sofas suchte. Deshalb bekam er nicht mit was der Andere sich bestellt hatte- nicht, dass es für ihn von Bedeutung gewesen wäre. Solange der Andere noch brauchte holte er tief Luft und sortierte seine Gedanken. Natürlich hatte er sich nicht überlegt wie er dieses kleine Spiel wieder auflösen sollte, also blieb ihm erst einmal nichts weiteres übrig als weiterhin so zu tun, als wüsste er nicht wer Reita wirklich war und ihn für einen Host zu halten. Aber diesem schien dieses Spiel ja zu gefallen, sonst würde er es nicht noch schüren, oder etwa nicht? Er blickte erst wieder auf, als Reita sich ihm gegenüber nieder ließ. Sie Beide beschäftigten sich einige Momente lang still mit ihren Getränken, bevor Reita sich räusperte. „Bist du immer so still?“ Was für eine selten dämliche Frage, es kostete Ruki viel Kraft nicht einfach die Augen zu verdrehen. „Ich bin nicht gut drauf“, löste er deshalb schlicht auf und drehte den Becher in seinen Fingern. „Oh. Irgendwas vorgefallen?“ „Ja.“ Wieder herrschte Stille, in der Ruki aus den Augenwinkeln beobachten konnte, wie Reita zur Decke aufblickte und mit dem Kopf hin und her wippte. „Du bist kein sehr einfacher Gesprächspartner“, stellte er dann fest und Ruki zuckte mit den Schultern. „Kann sein.“ „Oder bist du dir einfach nur zu fein um dich mit mir zu unterhalten? Weil ich ein Host bin?“ Und erneut fing er damit an zu sticheln. Automatisch wurde Rukis Griff um seinen Becher wieder fester. „Was hast du eigentlich so gegen Hosts? Kann ja nicht jeder faul Zuhause rumsitzen und sich von seinen Eltern alles bezahlen lassen“ „Ich sitze nicht faul Zuhause rum“, brachte Ruki leise zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. „Ach nein?“ „Nein!“ Reita lachte wieder leise auf und stützte sein Kinn auf seiner Hand ab. „Und was macht die kleine Diva dann?“ Seine Zähne schlugen vor Wut so heftig aufeinander, dass es weh tat und Ruki den Becher in seiner Hand fast zerquetschte. „Nenn mich nicht Diva!“ „Tja, heute kannst du wohl kein Glas auf den Boden schmeißen“, grinste Reita nur, seine Forderung vollkommen ignorierend. „Doof, dass Starbucks Pappbecher rausgibt, nicht wahr?“ Rukis Blick wanderte zum Ausgang, während er durch die Nase tief Luft holte und er verzweifelt versuchte sein flatterndes Herz zu beruhigen. Warum zum Teufel tat er sich das hier eigentlich an? Es war eine scheiß Idee gewesen. Momentan hatte er einfach nicht die Nerven für solch ein Theater! Vor allem wenn sein Gesprächspartner auch noch so wahnsinnig unverschämt war! „Also, was macht die kleine Diva denn nun?“ „Du sollst mich nicht so nennen!“ Diesmal schrie Ruki es schon fast, Reita wütend anstarrend und die Hände zu Fäusten ballend. „Warum beantwortest du nicht einfach meine Frage?“ Reita schien gänzlich unbeeindruckt, nein, das war falsch ausgedrückt. Er fand es eindeutig amüsant, so wie schon die ganze Zeit, seit Ruki diesen Mistkerl kennen gelernt hatte. „Ich studiere Kunst, verdammt noch mal, bist du jetzt zufrieden?“ Er sollte wirklich einfach gehen. Also warum ging er nicht einfach? Sich innerlich diese Frage immer und immer wieder stellend biss er auf seinen Lippen herum und kratzte nun mit den Fingernägeln über die Tischplatte. „Kunst!“ Reita schien ernsthaft überrascht zu sein, was Ruki aber nicht mehr als ein abwertendes Knurren abrang. „Dafür hätte ich dich nun wirklich nicht gehalten, für einen Künstler, meine ich. Hm, da muss ich meine Meinung über dich ja vielleicht sogar noch mal überdenken!“ Was sollte das nun wieder heißen? Ruki wurde es müde und seufzte tief auf. „Fein. Und nun zu meiner anderen Frage.“ Reita pochte mit seinem Becher auf die Tischplatte. Unwillkürlich musste Ruki den Typen mit Uruha vergleichen. Der war genauso penetrant wenn er etwas wollte. Da gab es nur eine Methode: Nachgeben und hoffen, dass er dann endlich zufrieden war. „Was hast du gegen Hosts?“ Erneut seufzte Ruki und hob die Hand, schloss die Augen und rieb sich über die Lider. Heute war er so gut wie ungeschminkt, da machte das nichts. „Sagte ich doch bereits am Freitag schon.“ „Du magst Hosts nicht, weil sie sich für Sex kaufen lassen?“, wiederholte Reita seine Worte vom Freitag und Ruki nickte. „Hm“, machte Reita nun nur und führte nachdenklich wirkend den Becher an seine Lippen und trank daraus. Eine ganze Weile war es still zwischen ihnen, was Ruki mehr als nur begrüßte. „Was stört es dich?“, bohrte er dann aber nach einer Weile weiter und Ruki hob den Blick um ihn fragend anzusehen. „Ich finde eben, dass Liebe nicht käuflich sein sollte. Ist das so schlimm?“ „Na ja, es ist aber nicht Liebe in dem Sinne, sondern rein Körperlich.“ „Für mich gehört das aber zusammen, lass mich doch“, bockte Ruki weiter vor sich hin und blickte zur Seite. Ja, er war einer von ‚denen‘. „Oh“, machte Reita laut und Ruki ahnte schon, dass es gleich wieder peinlich für ihn werden würde. Und tatsächlich stieg ihm die Hitze wieder bis hoch zu den Ohren, als Reita ausgesprochen hatte. „Also bist du gar nicht prüde sondern glaubst an vereinnahmende Liebe, so richtig mit Leib und Seele. Und wie schon vorhin vermutet wohl auch mit Rosen und Duftkerzen und Schmusemusik.“ „Ja, na und?“, fauchte er mit bebender Stimme, knallroten Wangen und erneut flatternden Herzen. „Dann bin ich eben Romantiker, das ist mir jedenfalls lieber als mich durch die Gegend zu ficken, womöglich auch noch für Geld!“ Dass andere Gäste jetzt auch noch zusätzlich pikiert zu ihm hinüber blickten weil er vergessen hatte seine Stimme zu zügeln, machte das Gefühl der Peinlichkeit in ihm auch nicht gerade besser. Aber Reita grinste wieder nur und musterte ihn, als wären sie sich gerade erst begegnet. „Nein, schon okay. Ich mag das.“ Das verschlug Ruki die Sprache und er starrte sein Gegenüber eine ganze Weile lang einfach nur an, bevor er schluckte und den Blick wieder abwendete. „Ich glaube ich geh jetzt besser“, murmelte er dann schließlich vollkommen erschöpft. Tatsächlich war er fix und fertig mit seinen Nerven und er wollte nur noch nach Hause. „Wieso das?“, wollte Reita sofort wissen und nuckelte an seinem Becher herum. „Weil ich deine Art nicht ertrage.“ Autsch. Er hatte sich doch vorgenommen darauf zu achten was er sagte, immerhin wollte er, dass dieser Kontakt ihm etwas nützte, wenn er das alles schon über sich ergehen ließ. Reita aber lachte nur wieder, was Ruki fast schon erleichterte. „Weißt du, anders kriege ich dich einfach nicht dazu den Mund aufzumachen, denk mal drüber nach.“ Er griff nach seiner Tasche und stand auf. Ruki blickte ihn nur irritiert an, bevor er dem Beispiel folgte und sich ebenfalls erhob. Das Schlimme war, dass Reita wahrscheinlich auch noch recht hatte. Obwohl… Hätte er anders gefragt, hätte er doch sicher geantwortet, nicht wahr…? Verdammt, da war er sich nicht einmal sicher. „Außerdem mag ich es wenn du so ausflippst. Das ist total süß und sehr echt.“ Den Kopf hochreißend fixierte Ruki Reita wieder mit seinem Blick, der wieder grinste und mit den Schultern zuckte. „S- …Schon klar“, konnte er sich gerade noch zusammen reißen und atmete erneut tief durch. Wahrscheinlich hatte er dies in Reitas Gegenwart schon öfter getan als nötig. Aber er musste das tun um nichts mehr zu hinterfragen und Reita die Chance zu geben, ihn noch mehr zu verarschen. Dennoch warf er ihm nun immer wieder recht unsichere Blicke zu. Auch wenn Reita nur seine Art meinte, die immerhin ein Teil von ihm war, nicht wahr, hatte er ihn soeben als süß bezeichnet. Aber was meinte er mit echt? Reita hielt ihm die Tür auf, was Ruki nicht einmal wirklich realisierte, und sie gingen gemeinsam aus der Passage heraus auf die Straße. „Bist du mit der Bahn da?“, wollte der Größere dann wissen und Ruki jubelte innerlich auf. Himmel sei dank NICHT! „Nein, mein Auto steht da vorn“, antwortete er also und deutete zu den Parkplätzen. „Oh, du hast einen Führerschein?“ „Offensichtlich“, murmelte Ruki nur und kramte seinen Autoschlüssel hervor. Offenbar hielt es der Kerl für nötig ihn zu seinem Auto zu begleiten. „Wie alt bist du denn?“ Er hasste diese Frage so, denn er wusste ganz genau was Reitas nächsten Worte sein würden, sobald er es ihm gesagt hatte. „20.“ „Oh. Ich hätte dich jünger eingeschätzt.“ Ruki biss nur die Zähne aufeinander um ihn nicht nachzuäffen. Leider sagte das jeder. Mittlerweile sollte er es wohl gewohnt sein, aber das war einfach etwas, woran er sich trotz allem nicht gewöhnen konnte. „Schon klar“, murmelte er nur und blieb bei seinem Wagen stehen, schloss ihn auf und warf seine Tasche auf den Beifahrersitz. „Nice car“, pfiff Reita dann durch die Zähne. „War ja klar.“ „Mein Vater ist Autohändler, okay? Meine Freunde haben auch alle kein Auto, das ist nur weil…mein Vater eben Autohändler ist.“ Was tat er da eigentlich? Wieso rechtfertigte er sich vor Reita, von dem er wusste, dass er immerhin selbst einen Lambo Ferrari Bugatti Maybach besaß? Auch Reita schien sich das zu fragen, denn er blickte ihn verwundert an. Um der Situation zu entkommen, schwang sich Ruki einfach auf den Fahrersitz. „Soll ich dich irgendwohin mitnehmen?“, wollte er ihn dann aus der Reserve locken und musste sich ein genugtuendes Grinsen verkneifen, als Reita etwas zu schnell und zu heftig mit dem Kopf schüttelte. „Ehrm, nein, schon okay, ich fahre Bahn. Bin noch verabredet und so.“ Also weiter mit dem Hostspiel. Nun gut. „Sehr schade“, lächelte er übertrieben höflich. „Ich hätte dich sonst irgendwo in der Pampa abgesetzt und wäre einfach wieder gefahren, aber gut.“ „Du bist ganz schön frech“, grinste Reita und schüttelte den Kopf. Mittlerweile stand er in der Tür, eine Hand an dem Rahmen abgestützt, während er mit dem Kopf in den Wagen hinein lugte, so, dass er Ruki eindeutig daran hinderte einfach die Tür zu schließen und abzufahren. „Und du bist unverschämt.“ „Zicke.“ „Arschloch.“ Einen Moment lang starrten sie einander beidseitig amüsiert an, dann seufzte Reita übertrieben gespielt auf. „Ich hoffe wirklich unser nächstes Date läuft besser.“ Das brachte Ruki wieder vollends aus dem Konzept und er schnappte nach Luft. „W-was?“, brachte er nur atemlos hervor und spürte, wie es sich in ihm zu drehen begann. „Nein! Nein, warte, nein, nein, nein, nein, nein!“ „Wow, sieben Neins. Ernsthaft? Das kränkt mich“, lachte dieser Suzukityp und lehnte sich vor, nutzte es aus dass Ruki panisch versuchte Worte zu finden um klar zu machen, wie sehr das gerade eben KEIN Date gewesen war, packte sein Kinn und drückte es hoch, um ihn unerlaubterweise zu küssen. Tatsächlich verlor Ruki in diesem Moment einfach nur noch den Boden unter den Füßen und seine Hände verharrten irgendwo in der Luft, während er den Stoff von Reitas Tuch um seine Nase an eben seiner Nase spürte und in dessen Augen starrte, die, tiefbraun, sich nicht während dieses… Überfalls schlossen. Automatisch hatte Ruki die Luft angehalten und saß vollkommen verkrampft da, jeder brauchbare Gedanke wie aus seinem Kopf geblasen. Erst als sich Druck in seiner Brust aufbaute vor Luftmangel zuckte er zurück und schnappte wie ein Fisch auf dem Trockenen nach eben jener Luft und starrte Reita geradezu panisch an, noch immer kein Wort heraus bekommend. „Ich weiß doch selbst, dass das kein Date war.“ Sobald Reitas Stimme wieder zu hören war, zuckte Ruki erneut zusammen und er schaffte es endlich, etwas Abstand zwischen sie zu bringen und abwehrend die Hände zu heben. Sollte er so etwas noch einmal versuchen war er diesmal bereit zuzuschlagen! „Dates mit mir sehen nämlich ganz anders aus. Aber das zeige ich dir beim nächsten Mal.“ Er zwinkerte ihm zu und Ruki klappte nur der Mund auf, noch immer vollkommen sprachlos. „Bis dann, kleine Diva.“ Damit schob er die Tür zu und drehte sich um, wanderte die Straße hinunter und ließ Ruki alleine zurück. Normalerweise wäre dieser nun wohl in Freudengeschrei ausgebrochen- er war Reita endlich los! Aber das hier war keineswegs normal. Sein Herz verprügelte ihn von innen, als wolle es ihn daran erinnern, dass es auch noch da war, was ihm allerdings durchaus bewusst war, seine Hände zitterten wie Espenlaub und seine angespannten Muskeln begannen so langsam zu protestieren. Seine Lunge tat von seinem unregelmäßigen nach Luft schnappen noch immer weh und er brauchte seine gesamte Konzentration um sich darum zu kümmern, dass er endlich wieder normal atmete. Er starrte Reita noch immer hinterher, wie er da lang wanderte, als wäre nichts gewesen, als wäre gerade nichts passiert, aber das war es, seine Lippen brannten von diesem simplen Kontakt noch immer. Mit zitternden Fingern tastete er eben über diese Lippen, bevor er schluckte und sie heftig abwischte, dann sein Lenkrad fest umfasste und vor Wut aufschrie. ‚Scheißkerl‘ war wohl noch die gesittetste Beleidigung die seinen Mund nach so langer Abstinenz verließ. „Dreh dich gefälligst um“, schrie er am Ende immer wieder, es nicht fassen könnend, dass der Kerl so einfach wegging und sich nicht ein einziges Mal zu ihm umdrehte. „Dreh dich verdammt noch mal um!“ Aber das tat er nicht, verschwand schließlich sogar einfach in einer Seitengasse und Ruki schrie erneut vor Wut auf, die Passanten außerhalb seines Wagens nicht einmal bemerkend. Wie konnte dieser unverschämte Kerl es wagen ihn so bloß zu stellen? Sich so über ihn lustig zu machen? Das würde er noch bereuen, oh ja, das schwor er, das würde dieser Suzuki büßen! Mit diesem Hassgedanken startete er schließlich den Motor seines Wagens und lenkte ihn viel zu schnell auf die Straße um nach Hause zu fahren. [tbc] Kapitel 3: [And I miss you more than I should] ---------------------------------------------- The fear you won’t fall Author: Mina/Aneurysm Date: ‎18. ‎April ‎2013, ‏‎23:41:14 (tbh… it was in 2011) Fandom: The GazettE / ガゼット Warnings: Iam crazy. Devotement: For ever Eva Disclaimer: No slavery. Music: Joshua Radin Comment: Krea-tief's sind so furchtbar... Gerade wenn man weiß was man schreiben will, aber es schlichtweg nicht so auf das Dokument bekommt, wie man es im Kopf hat. Ganz, ganz furchtbar. Hope ya‘ll enjoy. […] . . . [And I miss you more than I should] Verheißungsvoll knisterte es hinter ihm, weshalb sich Ruki neugierig umdrehte und sich nach dem Geräusch umblickte. „Chips aus den USA“, grinste Uruha und drückte ihm die Tüte in die Hand, dann stieg er über die Lehne des Sofas und ließ sich neben ihn auf die Sofalandschaft nieder. Aoi stellte das Bier, was er gerade aus der Küche geholt hatte, auf dem Tisch ab und suchte im Schrank nach einem Feuerzeug. „Die Scharfen?“, fragte er nebenbei und Ruki hob die Packung um die englischen Worte zu entziffern. „Die Würzigen!“, grinste er und zog die Verpackung auf, angelte nach dem ersten Chip und steckte ihn in den Mund. Als er mehr als zufrieden aufseufzte riss Aoi ihm die Tüte bereits aus den Händen und blickte kurz auf das abgebildete Bild, dann bediente er sich selbst. „Wie die Süchtigen“, gluckste Uruha amüsiert auf und nahm Aoi das Feuerzeug ab um den Deckel von seinem Bier zu lösen. „Und deutsches Bier?“, wollte Ruki wissen und griff nach der geöffneten Flasche, woraufhin Uruha nur die Augen verdrehte und sich noch eine öffnete. „Keine Ahnung.“ Da sein Vater alle möglichen Sachen importierte und exportierte waren sie die meiste Zeit des Jahres mit ausländischer Ware geradezu vollgestopft und es war nichts Seltenes für Uruha sie zu essen oder zu trinken. Da sie sich aber nicht allzu oft hier trafen, war es für seine Freunde schon etwas Besonderes. Aber Uruha war das recht, so konnte er ihnen leicht eine Freude machen. „Und wo kommt unser Film her?“, alberte Aoi weiter und gab die Chipstüte an Ruki zurück, der kurz das Gesicht bei dem Gedanken an die Kalorien verzog, bevor er mit den Schultern zuckte, sich über das Sofa rollte, ausstreckte und weiter aß. „Hollywood?“, vermutete er dann vor sich hin knuspernd. „Davon ist wohl auszugehen.“ Uruha warf einen Blick auf die Verpackung. „Steht hier nicht. Ist aber auch vollkommen uninteressant.“ „Spielverderber.“ Aoi griff nach einem Kissen und schlug es Uruha auf den Kopf, sodass seine Haare ihm hinterher wirr vom Kopf abstanden. Das brachte Ruki und auch Aoi selbst sofort zum Lachen, nur Uruha fand das nicht so lustig und plättete sich maulend die Frisur. „Manno, ich hab doch schon Kopfweh!“ „Jaah, schon klar.“ So ganz kauften sie es ihm nämlich nicht ab. Aber stören tat es Ruki heute nicht. Zwar war es Freitag und anstatt aus, beziehungsweise, ins Atom zu gehen, hatten sie sich spontan dazu entschlossen es gegen einen DVD Abend einzutauschen. Saga war mit seiner Mutter auf einer Vernissage, Uruha hatte über Kopfschmerzen geklagt und Ruki hatte keine Lust feiern zu gehen. Obwohl das nicht ganz der Wahrheit entsprach. Er hatte einfach nur die Sorge dort auf Reita zu treffen und wenn er ehrlich war, hatte er sich bisher noch nicht genau überlegt wie er weiter vorgehen sollte und wollte. Das letzte Treffen hatte ihn vollkommen aus der Bahn geworfen und bevor er sich nicht absolut sicher war wie genau er das nächste Mal mit Reita umgehen sollte, wollte er eine Begegnung nach Möglichkeit vermeiden. Er wollte ihm jedenfalls unter keinen Umständen nochmals die Möglichkeit geben, sich erneut so dermaßen über ihn lustig zu machen. „Du siehst aus wie der Wischmopp meiner Mutter“, lachte Aoi über Uruhas Frisur und kauend musste Ruki eingestehen, dass der Vergleich wirklich zutreffend war, und dazu musste er den Wischmopp von Aois Mutter nicht einmal kennen. Empört bewarf der Beleidigte den Ältesten unter ihnen mit dem Feuerzeug, was diesen aber nur weiter lachen ließ. „Ich hab endlich einen neuen Spitznamen für dich! Möppchen!“ Vollends begeistert sprang Aoi neben sein ‚Möppchen‘ auf das Sofa und wuschelte ihm so heftig durch die Haare, dass dieser ächzend nur noch um sich schlagen konnte um sich zu helfen. „Hilfe! Ruki, Aoi mobbt mich!“, keuchte er unter den Attacken und Ruki gluckste belustigt auf. „Aoi, jetzt lass den Armen doch in Ruhe, der ist mit der Frisur schon genug gestraft!“ Überrascht hielt dieser tatsächlich inne und blickte Ruki fragend an, auch Uruha unter seiner Haarpracht blinzelte verwirrt. Ruki selbst hielt inne, seine Hand mit dem Chip schwebte irgendwo zwischen Mund und Tüte, und er verzog langsam das Gesicht. „Eeehrm…“, machte er dann nur und schüttelte den Kopf. „Was rede ich denn da? Mir sind wohl die Chips zu Kopf gestiegen. Mach weiter, meine ich natürlich, dieses Individuum hat jedes mobben vollends verdient!“ „Ai“, machte Aoi nur, salutierte im Scherz, Uruhas entsetzte Miene nicht beachtend, und stürzte sich auf ihn. „Schrei, Kreisch, Brüll“, murmelte Ruki vor sich hin, das rangelnde Knäul eine Weile lang beobachtend. Dann allerdings fing er an sich mehr für den Film zu interessieren, den Uruha neben sich geworfen hatte. Silent Hill. Das sagte ihm gar nichts, aber die Rückseite sah spannend aus. Er mochte Horrorfilme. „DVD ist drin?“, fragte er mehr rhetorisch und griff nach der Fernbedienung, nicht mal auf eine Antwort abwartend. Ein paar Klicks später hatte er den Vorspann auf dem großen LEDFlachbildschirm. Zufrieden seufzend griff er sich ein Kissen, umarmte es, auf dem Bauch liegend, bettete seinen Kopf darauf und folgte von da an dem Film. Die beiden Kaspertheaterspieler neben ihm brauchten noch eine Weile bis sie sich eingekriegt hatten, aber schließlich lagen auch sie gemütlich ausgestreckt auf dem Sofa und folgten dem Geschehen auf dem Bildschirm. Das war auch gut so, denn Ruki mochte die Handlung und hätten die Zwei nicht bald die Klappe gehalten, wäre er wohl ebenfalls mit Kissen in die Schlacht gezogen um sie ruhig zu stellen. So war es doch viel angenehmer. „Hey, Ruki, wach mal auf jetzt.“ Irritiert öffnete Ruki flatternd die Augenlider und hob den Kopf. Noch immer lag er auf dem Sofa von Uruha. Aoi saß neben ihm und rüttelte ihn leicht an der Schulter, während Uruha die Bierflaschen in die Küche hinüber brachte. Verschlafen blinzelte er den Schwarzhaarigen an, der ihm leise lachend kurz durch das Haar wuschelte, ehe er wieder Abstand von ihm nahm. „Du kannst echt süß sein, wenn du so verschlafen bist.“ „Mh“, machte Ruki nur und hob die Hand, wischte sich damit über das Gesicht und rieb sich dann die empfindlichen Augen. „Ich bin echt eingeschlafen“, stellte er dann frustriert fest. Er erinnerte sich daran, dass sie nach Silent Hill noch einen anderen Film hinein geschmissen hatten, aber mehr als den Anfang hatte er davon nicht mehr mitbekommen. „Ja, du bist echt eingeschlafen“, bestätigte ihm Aoi und sprang von der Couch auf, ein merkwürdiges Lied summend, dessen Melodie Ruki noch nie gehört hatte. Uruha kam aus der Küche zurück und stimmte in das Summen mit ein, ging auf Aoi zu und hakte sich bei ihm unter, um mit ihm im Kreis durch das Zimmer zu tanzen. Rukis Hand verharrte unter seinen Augen, die dem Schauspiel ungläubig folgten. „Alles klar“, machte er schließlich und räusperte sich. „Ich habe also etwas verpasst. Würdet ihr mich bitte aufklären?“ Uruha und Aoi fingen an zu lachen und drehten sich schneller, bis sie das Gleichgewicht verloren und kreischend zu Boden gingen. Ruki senkte die Hand und robbte an das Couchende, um auf die zwei Spaßvögel hinunter sehen zu können. Diese rollten weiter über den Boden und lachten hysterisch, bis Ruki es sich einigermaßen damit erklären konnte, dass sie offenbar noch einen im Tee hatten und sich zusätzlich gegenseitig abkitzelten. Ruki seufzte leise. So hemmungslos würde er auch gern einmal sein. Obwohl… Er versuchte sich selbst in solch eine Situation zu packen und kam sich schon blöd dabei vor, es sich nur vorzustellen. Nein, so etwas war einfach nicht sein Stil. Dazu war er wohl doch einfach nicht der Typ. Während er so seine beiden besten Freunde beobachtete, fiel ihm auf, wie vertraut sie miteinander umgingen. Natürlich war ihm das schon lange klar, aber normalerweise trafen sie sich fast ausschließlich außerhalb, wo Aoi nicht so ungehemmt war wie in sicheren Gefilden. Aoi war eher zurückhaltend, ruhiger und ein krasses Gegenteil zu Uruha, der laut und penetrant war, durchaus liebenswert, aber immer im Mittelpunkt. Wieder seufzte Ruki leise, als er die Beiden zufrieden beobachtete, bis er stockte und sich vom Sofarand zurückzog, als Aoi kniend über Uruha inne gehalten hatte und diesen so zärtlich anblickte, dass es Rukis Herz unangenehm zum pochen brachte. Es war ganz offensichtlich Zeit für ihn zu gehen. Er bezweifelte, dass die Beiden ihn noch auf dem Schirm hatten, oder mitbekamen, wie er seine wenigen Sachen zusammen suchte und sich aus dem Zimmer stahl. Einen Abstecher ins Bad machte er noch, überprüfte sein Aussehen und zog seine Jacke wieder an. Einen Moment lang betrachtete er sich selbst im Spiegel, bevor er die Augen verdrehte. Himmel, er sah doch überhaupt nicht so furchtbar aus, wie er sich selbst empfand. Wie konnte er das nur wissen und dennoch bei jedem Blick in den Spiegel über sich selbst fluchen? Immerhin hatte er es geschafft sich das endlose schminken abzugewöhnen, bevor er aus dem Haus ging, wenn er nur zu seinen Freunden oder einkaufen fuhr. Auch jetzt zupfte er seine Haare wieder zurecht, strich seine Hose glatt, dann erst ging er in den Flur, suchte seine Schuhe und schlüpfte leise aus der Tür. Wenn man ihn morgen fragte, warum er einfach so gegangen war, könnte er immer noch behaupten, er hätte sich verabschiedet. Bei dem Alkoholstand der Beiden sollten diese ihm erst einmal beweisen dass er es tatsächlich nicht getan hatte! Als er in sein Auto stieg überlegte er, ob er es wohl verantworten konnte zu fahren. Er hatte zwei Bier getrunken und bereits geschlafen, betrunken fühlte er sich keinesfalls. Seufzend startete er den Wagen und lenkte ihn auf die Straße. Eigentlich hatte er geplant die Nacht bei und mit seinen Freunden zu verbringen, aber er hatte sich plötzlich vollkommen fehl am Platze gefühlt und sehnte sich nach seinem eigenen Sofa und seinem Zeichenblock. Etwas in Aois Blick hatte ihn irritiert und inspiriert, so, dass er sich wirklich sehr konzentrieren musste, um mit seinen Gedanken auf der Straße zu bleiben und nicht schon in seine Fantasiewelt abzudriften. Er wusste definitiv dass Uruha und Aoi kein Paar waren, das hätte Uruha ihm erzählt. Und nicht nur ihm. Geheimnisse konnte Uruha nicht für sich behalten, gerade nicht, wenn es um etwas ging, was ihn glücklich machte. Und diese Beziehung würde ihn sehr glücklich machen, keine Frage. Immerhin gingen die Beiden so schon dermaßen zärtlich miteinander um, dass es Ruki geradezu unangenehm war es mit anzusehen, wie er gerade hatte feststellen müssen. Nein, er wusste sogar, dass Aoi eher an Frauen interessiert war. Er kannte sogar ein paar der Mädchen, die Aoi bereits ausgeführt hatte. Immer zierliche, sehr frauliche, niedliche Gestalten, meist zurückhaltend und ruhig wie Aoi selbst. Wieso er ausgerechnet mit Uruha so gut klar kam, war Ruki ein Rätsel, obwohl er wohl bedenken musste, dass er selbst ebenfalls gut mit Uruha auskam- meistens. Nachdem er also seinen Wagen abgestellt hatte, stieg er die Treppen zu seiner Wohnung hinauf. Es war schon spät und Ruki noch immer müde, trotz des kleinen Schläfchens, welches er bei Uruha gemacht hatte. Die letzten Nächte hatte er damit zugebracht an seinem Kunstprojekt zu arbeiten, denn Mitte nächster Woche war der endgültige Abgabetermin. Zwar hatte er mehr als genug Bilder zur Auswahl, mittlerweile mehr als Zwanzig, aber weil er unbedingt die perfekte Wahl treffen wollte, arbeitete er wie ein Besessener an seinen Bildern. Denn sich zu entscheiden fiel Ruki grundsätzlich schwer wenn es um seine Kunst ging. Das hatte einen einfachen Grund. Ruki griff nach einer neuen Leinwand, klemmte sie in seine Staffelei und nahm den blauen Buntstift aus seiner Stiftebox, begann damit grob auf der Oberfläche einen Umriss zu gestalten. All seine Bilder erzählten eine Geschichte die es in seinen Augen wert war gesehen zu werden. Wie also sollte er entscheiden, welche Geschichte die erzählenswertere war? Sie alle waren es, sonst wären sie niemals auf eine Leinwand gekommen. Ruki brauchte nicht lange für die Vorzeichnung, bevor er nach einem Bleistift greifen und die Skizze anfertigen konnte. Erst als er damit fertig war und die Müdigkeit sich an seine Handgelenke klammerte und seine Arme stur gen Boden zog, betrachtete er die Leinwand Gedankenverloren, erkennend, was er da gezeichnet hatte. Augen. Ruki fasste sich leise lachend an die Stirn und ließ den Stift fallen. Es waren Aois Augen. . . „Und dafür lädst du mich echt zum Kaffee ein?“, wollte Kai wissen und nahm Ruki zwei der in Tücher verpackten Leinwände ab. „Wenn ich sage ich lade dich ein, dann meine ich das so, oder stellst du das etwa in Frage?“, brummte Ruki gedankenverloren zur Antwort und manövrierte noch zwei weitere Leinwände von seinem Rücksitz und legte sie auf die Beiden, die bereits in Kais ausgestreckten Armen lagen. „Ich wollte nur sicher gehen“, zwinkerte der Andere ihm zu, als Ruki ihn kurz anblickte, und seufzte dann leise ob der Last auf seinen Armen. „Das sind wirklich eine Menge. Was hast du damit eigentlich vor?“ Ruki holte auch noch die letzten Leinwände aus seinem Wagen, verschloss diesen dann wieder und steckte die Schlüssel in seine Jackentasche, ehe er die eingepackten Leinwände dann hochnahm. „Ich will sie neben die Anderen stellen um endlich meine Auswahl treffen zu können“, erklärte er dann geduldig. „Bist du mit deinen mittlerweile fertig?“ Kai schüttelte nur ungläubig den Kopf. „Der halbe Kunstsaal ist mittlerweile mit nur deinen Bildern belegt. Kein Wunder dass die Anderen dich für einen durchgeknallten Streber halten, obwohl ich hier derjenige mit dem Stipendium bin!“ Dann seufzte er frustriert auf. „Nein und ich fürchte ich werde noch bis zum Ausstellungstag daran sitzen.“ Ruki warf ihm einen kurzen Blick zu, ehe er sich wieder darauf konzentrierte nicht zu stolpern und seine Bilder sicher in den Kunstsaal zu bringen. Durchgeknallter Streber nannte man ihn also. Nun, damit konnte er genauso gut leben wie eingebildeter Schnösel. „Du arbeitest eindeutig zu langsam, Kai“, wiederholte er die Worte, die er bereits zu dem Anderen sagte seitdem er gesehen hatte wie der Stipendiat arbeitete und dieser bejahte seine Worte wie immer ohne zu zögern. „Und wenn du deinen Kaffee noch haben willst, solltest du netter zu mir sein und mich nicht als einen durchgeknallten Streber bezeichnen“, merkte er dann noch spitz an, was Kai neben ihn nervös zusammen zucken ließ. „Tut mir leid!“ Ruki schüttelte nur grinsend den Kopf über diese Entschuldigung und stieß die Eingangstür mit dem Fuß auf, damit sie hindurch gehen konnten. Selbst die Treppenstufen bewältigten sie ohne Probleme und soweit lief auch alles nach Plan. Bis eine Kommilitonin auf sie zukam und sie anhielt. „Habe mich schon gewundert wo ihr seid“, teilte sie ihnen mit und Ruki hob eine Augenbraue, während er versuchte an ihr vorbei zu kommen. Er wusste nicht einmal ihren Namen. Allerdings stand sie so dermaßen im Weg, dass er nicht um sie herum kam ohne sie mit den Bildern anzustoßen und das hatte er mit Sicherheit nicht vor. Dass die sich aber auch mitten in den Weg stellen musste! „Warum wunderst du dich?“, wollte Kai freundlich wissen und wieder warf Ruki ihm einen Blick zu. Kai kannte ihre Mitstudenten eindeutig besser als er. „Da ist so ein seltsamer Typ und hat nach Ruki gefragt. Und weil niemand wusste wo ihr hingegangen seid…“, erklärte sie und benahm sich dabei so komisch, dass es Ruki unter normalen Umständen direkt ins Auge gesprungen wäre, so aber guckte er nur verdutzt und starrte den Gang hinunter. Dort stand aber niemand, dementsprechend musste er anders an die gewünschte Information kommen die er haben wollte. „Wer?“, fragte er ungeduldig und starrte das größere Mädchen vor sich nun skeptisch an. Warum zappelte die so bescheuert herum, hatte sie etwa ADHS? Und warum antwortete sie ihm nicht, sondern biss sich lieber auf der Unterlippe herum? „Hallo?“, machte er nochmals auf sich aufmerksam, was sie schließlich wieder aufhorchen ließ. „Er hat nicht gesagt wie er heißt, aber er ist unheimlich cool und deshalb wollte ich dich fragen ob du mir nicht vielleicht sagen könntest wer er ist…“, erläuterte sie ihm und Ruki verdrehte Augenblicklich die Augen. „Ich weiß doch noch nicht einmal von wem du da redest“, wies er sie direkt ab und Kai neben ihm verzog irritiert das Gesicht. „Hast du keinen Besuch erwartet?“, wollte er wissen und Ruki schüttelte den Kopf. „Nö. Uruha kommt wann er es will, Saga lässt sich hier nur selten blicken und Aoi studiert auf einer anderen Uni. Ich wüsste wirklich nicht wer nach mir fragen könnte, es sei denn…“ Ja, es sei denn… „Hat der Typ nen Band in der Fresse?“, wollte er von dem Mädchen wissen und sie nickte zaghaft. „Nicht dein ernst“, stöhnte Ruki auf, ehe er sich auf dem Absatz umdrehte und wieder zurück lief. Kai zögerte erst, ehe er ihm schließlich folgte. „Hey, Ruki, jetzt warte doch mal, wo willst du denn hin? Auf Dauer sind die Dinger hier echt schwer!“ „Ja, ist ja gut, komm mal eben mit“, wurde er direkt abgewiegelt. Die Eingangstür von innen zu öffnen war definitiv schwerer als von draußen, aber sie schafften es auch diese Hürde zu überwinden. „Wer wartet denn da auf dich?“, bohrte Kai weiter, allerdings erhielt er keine Antwort. Also folgte er dem Anderen einfach, einmal um das gesamte Gebäude herum, wo Ruki die Leinwände schließlich vorsichtig auf dem Boden abstellte und gegen die Hauswand lehnte. „Was machst du denn jetzt? Was ist denn los?“ „Pst, Ruhe jetzt!“ Ruki schlug in seine Richtung in die Luft um seiner Aussage Deutlichkeit zu verschaffen, dann ging er durch die angrenzenden Büsche und kämpfte sich bis zu den Fenstern des Kunstsaales durch, beobachtet von seinem irritierten Mitstudent, der sich nur umblickte und mit den Fingern spielte, ehe er seufzte und ihm folgte. Als er schließlich neben ihm stand, musterte er Ruki zweifelnd, ehe auch er einen Blick durch das große Fenster warf. Ruki selber stöhnte entnervt auf. „Das gibt es doch alles gar nicht, was macht der denn hier?“, murmelte er ungläubig und beobachtete, wie Reita vor seinen Bildern stand und sich mit einigen der Mädchen aus ihrem Semester unterhielt. Die Typen standen ebenfalls wachsam herum, allerdings schienen sie deutlich skeptischer zu sein. Was wohl hauptsächlich daran lag, dass mittlerweile schon das dritte Mädchen in der Zeit die Ruki durchs Fenster blickte, ihre Nummer an den Blonden weitergab. Die Augen verdrehend dachte er für sich, dass Reita eigentlich wohl wirklich ein verdammt guter Host wäre. „Wer ist denn das?“, wollte Kai neben ihm wissen. „Reita“, antwortete er sofort, ehe er auf und zu Kai blickte. „Was? Äh, das ist so ein Typ, ich kenn ihn nicht mal besonders gut oder so, der stalkt mich. Sozusagen…“ Na ja, immerhin befand er sich gerade in seinem Unterrichtsraum. Stalken war also gar nicht so weit her gegriffen wenn man mal die bisherigen Umstände ihrer Begegnungen so betrachtete. Okay, zugegeben, es war vollkommener Schwachsinn. Dennoch, Reita für etwas wie stalken zu beschuldigen fühlte sich merkwürdig gut an. Kai musterte ihn einen Moment lang von der Seite, ehe er ebenfalls wieder zu Reita guckte. „Was macht der bloß hier“, fragte Ruki sich und zupfte nachdenklich mit seinen Fingern an seiner Unterlippe herum. „Wir könnten reingehen und ihn fragen“, schlug man ihm vor, aber er schüttelte nur den Kopf. „Ich will dass der verschwindet. Alles Kollegenschweine, oh, Himmel, sieh mal wie die Tussen sich an ihn ranschmeißen, ist das peinlich…“ Wieder spürte er Kais Blick auf sich, ehe der Andere sich räusperte. „Na ja, also…Reita sieht echt gut aus.“ Das verstörte Ruki bis zu einem bestimmten Punkt, so dass er sich wieder ordentlich hinstellte, irritiert die Stirn runzelte und sich dann gänzlich zu Kai umdrehte um ihn ungläubig anzustarren. Eine ganze Weile sagte er nichts, sondern starrte nur, was Kai mehr als nur unangenehm vor sich hin zappeln ließ, ehe er langsam den Kopf schüttelte. „Kai, stehst du etwa auf Kerle?“ Sofort lief der Andere so hochrot an, dass Ruki sogar ziemlich beeindruckt von der Leuchtkraft in seinem Gesicht war. „Nein! Ich bin doch sogar verlobt! Seit zwei Jahren schon!“, wehrte er schließlich atemlos ab und rieb sich mit seinen Händen das hochrote Gesicht. „Ich dachte du stehst auf Kerle und ich wollte nett sein, weil ich dachte du stehst auf Reita!“ Wieder starrte Ruki ihn eine ganze Weile lang nur schweigend an, ehe er auf schnaubte, sich umdrehte und aus dem Gebüsch kletterte. „Alles klar, Uke, das wars, kein Kaffe für dich!“ Während er die Leinwände wieder hochnahm, konnte er Kai hinter sich leise fluchen hören, was ihn kurzzeitig wieder grinsen ließ. Dann erschien er auch schon wieder neben ihm und nahm die restlichen Leinwände hoch, ehe sie sich auf den Weg zurück zum Kunstsaal machten. Nach einiger Zeit seufzte Kai neben ihm. „Warum genau dieser Umweg jetzt? Was war so wichtig daran ihn durch das Fenster anzustarren?“ Das wusste Ruki auch nicht so genau. „Keine Ahnung“, gab er schließlich entnervt zu. „Zeit schinden. Hätte ja sein können, dass der wieder abhaut oder mir eine zündende Idee kommt!“ Leider war nichts von Beidem eingetreten, weshalb sie also wenig später an der Tür des Kunstsaales standen und Ruki nochmals, frustriert den Kopf in den Nacken legend und tief durchatmend, stehen blieb. „Was will der denn bloß hier“, zeterte er wieder, ehe er schließlich, sich der Situation geschlagen gebend, die Tür öffnete und mit seinen Werken hinein stolzierte. „Kann ich da bitte mal hin? Soweit ich weiß ist das mein Platz und nicht eurer“, maulte er die Girlies die in seinem Weg standen sofort an, erntete so einige empörte und genervte Blicke, aber das kümmerte ihn herzlich wenig. Stattdessen drängelte er sogar Reita beiseite, ehe er seine Bilder ablud und Kai die Rahmen einzeln abnahm. „Danke dir“, bedankte er sich noch, ehe er Reita aus den Augenwinkeln einen Seitenblick zuwarf. Er murrte wieder leise auf, fuhr sich mit seinen Fingern durch die Haare und ließ dann seinen Blick wandern, bemerkend, dass es still war und sie alle anstarrten. „Was?“, fauchte er dann laut und die Mädchen in seiner Nähe zuckten ein Stück zurück. „Habt ihr nichts zu tun? Soweit ich nämlich weiß, bin ich der Einzige der fertig ist! Hier passiert nichts, gafft also nicht so blöde!“ Kai neben ihm gluckste auf und auch Reita grinste amüsiert, wenn auch verwundert. „Ruki, jetzt komm mal wieder runter, ja? Komm, lass uns die Leinwände aufhängen, ich helf dir“, schlug Kai ihm vor und fing an die Leinwände aus den Tüchern zu wickeln. Immerhin hatte seine kleine Ansprache dafür gesorgt, dass die Anderen tatsächlich nach und nach wieder an ihre Plätze gingen und auch schleppend die Tischgespräche wieder auflebten. Ruki atmete tief durch und rieb sich die Stirn, ehe er sich Reita zuwendete und ihm seinen Zeigefinger in die Brust bohrte. „Was hast du hier zu suchen, Mister!“, fauchte er ihn an und Reita lachte belustigt auf. „Hast du mich gerade Mister genannt?“ „Ich wollte erst Mistkerl sagen, habe aber noch die Kurve bekommen“, gestand Ruki ohne zu zögern oder mit der Wimper zu zucken und brachte Reita damit nun erst einmal zum Lachen. Einen Moment lang wartete er ob der Andere sich wieder beruhigen würde, aber da dieser nicht vorzuhaben schien so schnell wieder mit dem Lachen aufzuhören, ließ er die Hand sinken und ging ungerührt an ihm vorbei zu Kai, um ihm zu helfen die Tücher zusammen zu legen und zur Seite zu räumen. „Hier vorne ist noch Platz“, zeigte er ihm dann und zusammen fingen sie an die Leinwände aufzuhängen. Ruki bekam sehr wohl mit, als Reita sich letztendlich wieder ein bekam und näher trat um ihnen bei ihrer Arbeit zuzugucken, aber er gab ihm keinen Raum für Gespräche oder sich in das was sie taten einzubinden, weil er ihn gänzlich ignorierte und sich mit Kai lieber über seine Arbeiten und die bevorstehende Semesterarbeit unterhielt. Erst als alle Bilder hingen und er immer wieder zu Reita hinüber blickte, weil dieser seine Bilder anschaute und dabei ziemlich gründlich war, entschuldigte er sich schließlich bei Kai und ging zu ihm hinüber. Wenn Jemand seine Bilder betrachtete, machte ihn das jedes Mal nervös, denn die Geschichten die sie erzählten, wusste jeder für sich selbst zu interpretieren, aber er hatte immer wieder Angst, dass sie falsch verstanden werden würden. Er wartete bis Reita seinen Blick von dem Bild genommen hatte welches Ruki gemalt hatte, nachdem er Reita das erste Mal getroffen hatte, ehe er ihn ansprach. „Was machst du hier?“ Immerhin hatte er noch immer keine Antwort auf diese Frage erhalten. „Du hast mir ja deine Handynummer nicht gegeben“, lächelte Reita freundlich und stemmte seine rechte Hand an seine Hüfte, ehe er anklagend den Kopf schüttelte. „Und ich wusste, wenn ich dir meine Handynummer gebe, dann würdest du dich sowieso nicht melden. Außerdem wollte ich überprüfen ob du mir nicht doch einen Bären aufgebunden hast und am Ende gar keine Kunst machst.“ Er schien sich seiner Sache so sicher, dass es bei Ruki zu einer Übelkeit führte. „Also hast du schon selber gemerkt dass ich dich nicht ab kann, trotzdem tauchst du hier auf und störst mich?“, stellte er noch einmal klar und hätte Reita sein dämliches Grinsen am liebsten aus dem Gesicht radiert. „Balls deep“, grinste er dann auch noch so dreist, dass Ruki einen sehr kurzen Moment, aber es passierte, der Mund fassungslos aufklappte. „Wow“, presste er dann ungläubig hervor. „Wow, du bist so…ein Arschloch, ich fass es nicht! Verschwinde bloß, das ist ja widerlich!“ Er drehte sich weg und schüttelte den Kopf. Reita schien das aber alles nicht so eng zu sehen, denn er griff prompt nach seinem Oberarm und zog ihn daran zurück zu sich und deutete auf eines der Bilder. „Das Bild ist toll“, sagte er dann. „Ist das tatsächlich von dir? Verkaufst du deine Bilder auch? So eines hätte ich gern.“ Ruki wischte Reitas Hand von seinem Oberarm und blickte dann zu dem Bild hinauf, auf welches man ihn hinwies. Es war eines von denen, welches er nach der letzten Silvesterfeier mit seinen Freunden gemalt hatte. Es war ein perfekter Abend gewesen und sie hatten viel Spaß gehabt und er hatte sich gut gefühlt, als er diese schönen Erinnerungen zu einem Bild verarbeitet hatte. „Die sind nicht zu verkaufen“, erklärte Ruki dann abgeklärt und seufzte. Seine Bilder waren tatsächlich nicht zu verkaufen. Bilder, die er weggab, musste er schon mit dem Gedanken, sie wegzugeben, malen. Wenn er das nicht tat, konnte er sich auch nicht von ihnen trennen, weil einfach zu viel von sich selbst in ihnen steckte, sie waren seine Gedanken, Gefühle und Tagebücher. „Schade“, sagte Reita neben ihm und es hörte sich sogar ehrlich an, weshalb Ruki wieder nachdenklich zu ihm aufblickte. Dieser Kerl benahm sich so merkwürdig und er hatte überhaupt keine Chance ihn einzuschätzen. „Du gehst ganz schön weit um Kunden anzuwerben“, rümpfte Ruki dann gespielt die Nase. „Tauchst sogar in meiner Uni auf, obwohl ich dir gesagt habe dass ich Hosts nicht mag.“ Kai neben ihnen drehte sich erstaunt um und musterte Reita erneut, welcher nur wieder lachte. „Na ja, also, bei dir mach ich eine Ausnahme. Ich glaube du bist der Typ, bei dem man hartnäckig bleiben muss, damit man am Ende mal an dich rankommt.“ Das stimmte sogar, aber das musste er dem Möchtegernhost ja nicht auf die Nase binden. „Und was versprichst du dir davon?“, konterte Ruki und blickte ihn herausfordernd an, was Reita einen Moment lang nachdenken ließ. „Komm am Freitag wieder in den Club, da, wo wir uns beim letzten Mal auch getroffen haben, oben an der Bar. Ich warte da auf dich, dann sag ich dir was ich mir davon verspreche, abgemacht?“ Wirklich darauf eingehen wollte Ruki nicht. Dennoch hatte der Andere seine Neugier geweckt und auch wenn er sich denken konnte was er wollte, konnte er sich dessen nicht sicher sein. Außerdem hatte er sich doch vorgenommen dem Anderen zumindest soweit näher zu kommen um seinen Vater mit einer Freundschaft beeindrucken zu können, nicht wahr? So viel zu verlieren hatte er eigentlich nicht. Selbst wenn Reita noch einmal versuchen sollte ihn zu küssen, konnte er ihm dann in aller Ruhe und mit Genuss einen der schweren Barhocker über den Schädel zu ziehen. Diese Vorstellung gefiel Ruki so gut, dass er schließlich die Hände an die Hüfte stemmte und grinste. „Wenn ich sage dass ich komme, haust du dann endlich ab und lässt mich in Ruhe?“ Reita schmunzelte und blickte an ihm vorbei zu Kai, ehe er ihn wieder ansah und schließlich nickte. „Alles klar, ich verlass mich drauf, dass du Freitag kommst!“, sagte er dann und hob seine Hand, in der ein kleiner Zettel steckte, der Ruki bis dato noch gar nicht aufgefallen war. „Und wenn du nicht auftauchst, weiß ich ja wo ich dich finden kann.“ Irritiert zog Ruki die Augenbrauen tiefer zusammen und versuchte einen Blick auf den Zettel zu erhaschen. Erst konnte er nichts erkennen, bis er das Wappen der Universität schließlich entdeckte. Reita hob die Hand und verabschiedete sich lässig, während Ruki mit offenem Mund zurück blieb und dabei zusah, wie sich der Andere in aller Ruhe aus dem Staub machte und endlich ersehnt aus dem Kunstsaal verschwand. Eine ganze Weile lang bewegte er sich nicht und alles blieb still, selbst Kai starrte ihn fragend an, bis er schließlich tief Luft holte und die Augen schloss. Alles nicht so schlimm. Passte schon. Das würde schon werden und- „Welcher hirnamputierte Vollidiot hat dem Kerl gesagt wann die Ausstellung stattfindet?!“ tbc . . . Kapitel 4: [than I thought I could] ----------------------------------- The fear you won’t fall Author: Mina/Aneurysm Date: ‎18. ‎April ‎2013, ‏‎23:41:14 (tbh… it was in 2011) Fandom: The GazettE / ガゼット Warnings: Iam crazy. Devotement: Well...I wonder... Disclaimer: No slavery. Music: Joshua Radin Comment: Ich habe schlichtweg vergessen die weiteren kapitel hochzuladen, es tut mir Leid. Hört sich idiotisch an, ich weiß, aber ich bin so wenig online, dass ich einfach nicht mehr auf dem Zettel hatte dass ich diese Story hier hochgeladen habe. Hu. Hope ya‘ll enjoy. […] . . . [than I thought I could] „Hier, kannst du das mal halten?“ Uruha drückte Ruki eine Tüte in die Hand, ehe er sich bückte und sich die Stiefel aufschnürte. Ruki blickte erst auf die Tüte in seinen Händen hinab, dann musterte er seinen besten Freund dabei, wie er sich aus seinem Schuhwerk befreite. „Sind die neu?“, wollte er wissen, sich nicht erinnernd sie jemals an Uruha gesehen zu haben. „Allerdings“, grinste der Andere stolz und stellte die Stiefel beiseite. Dann öffnete er seine Jacke und Ruki ließ die Tüte in seinen Händen sinken, während er das Outfit, welches sich im offenbarte, betrachtete. „Was…“, fing er an, stockte aber und blinzelte ein paar Mal überrascht. „Was ist das denn?“ „Gefällts dir etwa nicht?“, grinste Uruha und drehte sein Becken von links nach rechts und zurück, damit der Rock den er unter der Lackcorsage trug, wippte. Das Oberteil, weinrot, war dagegen noch recht unauffällig, nur dass es sich oben nahtlos mit einem Halsband um Uruhas Hals verband, machte es schick. „Oha“, machte Ruki perplex und hob die Hand um sich an der Stirn zu kratzen. „Steht mir doch super, oder?“ Uruha deutete auf die schick zurück gesteckte Frisur, die Ruki auch vorher bereits aufgefallen war. „Saga hat mir die Sachen genäht. Er meinte vor ein paar Wochen, dass er in Shinjuku auf einem Konzert gewesen sei und von den Klamotten inspiriert gewesen wäre und dass mir die Sachen die er im Kopf hat toll stehen würden.“ Er nahm Ruki die Tüte wieder aus der Hand und ging an ihm vorbei in die Wohnung. Zuerst suchte er die Küche auf, mit den Augen rollend, als er nichts als einen leeren Kühlschrank vorfand, ehe er sich ein Glas aus dem Schrank nahm und sich Leitungswasser hinein füllte. Ruki wartete, ehe er ihn schließlich ins Wohnzimmer begleitete, wo Uruha sich auf das Sofa setzte, während Ruki sich auf der Fensterbank nieder ließ. „Ich habe Saga aber gesagt, dass ich das nicht alleine trage, er muss sowas auch anziehen. Hat er auch gemacht! Und das sieht so krass aus, ehrlich. Aoi hat er auch was gemacht, einen richtig langen, total schicken Rock, aber er hat sich geweigert den anzuziehen. Er meinte, er macht nur mit, wenn du auch mitmachst“, erzählte Uruha weiter, nahm einen Schluck Wasser und stellte das Glas dann auf dem Wohnzimmertisch aus Glas ab. An dem leisen Klirren hörte Ruki schon, dass der Andere wie immer keinen Untersetzer benutzt hatte, aber er schaffte es diesmal nicht sich darüber aufzuregen, weil er viel zu irritiert von der soeben erhaltenen Information war. „Was?“, fragte er lieber nochmals nach und schüttelte dann stockend den Kopf. „Ich ziehe doch keine Röcke an!“ „Saga meint auch, das würde dir gar nicht stehen und er würde sich darüber Gedanken machen, was er dir sonst passend gestalten könnte.“ Ruki schluckte und tastete nach seinen Zigaretten, ehe er das Fenster hinter sich ein Stück aufzog und nach seinem Feuerzeug suchte. Es knisterte und Ruki beobachtete wie Uruha die Tüte auspackte, während er sich die Zigarette zündete und einige Male tiefe Züge nahm. „Ich hab dir Schokolade mitgebracht“, lächelte Uruha dann und legte ihm drei Tafeln auf den Tisch, gleich neben sein Glas, welches auf keinem Untersetzer stand. Es juckte Ruki in den Fingern aufzuspringen und das Glas vom Tisch zu feuern, aber er verkrampfte nur die Finger und setzte sich die Zigarette erneut an seine Lippen. „Ich habe erst überlegt ob ich dir nicht lieber Chips mitbringe, weil, als du bei mir warst hast du die ganze Tüte alleine gegessen und es schien dir gut zu schmecken, aber dann habe ich irgendwie gedacht…“, Uruha hielt inne und musterte Ruki einen Moment lang, ehe er seufzte und an seinen Ponysträhnen zupfte. „Sag mal, Ruki, hast du die Chips wieder ausgespuckt?“ Verblüfft ließ Dieser seine Zigarette sinken und starrte Uruha an, der unangenehm berührt mit den Schultern zuckte. „Na ja, also weißt du, du hast so viel gegessen und dann plötzlich bist du ins Bad gegangen und dann warst du ganz weg und ich hab mir Sorgen gemacht und ich dachte, na ja, wegen deinen Essstörungen und vielleicht…. Also, hast du? Du kannst mir das ruhig sagen, ehrlich. Ich erzähls auch Aoi nicht wenn du das nicht willst.“ Eine ganze Weile starrte Ruki nur, ehe er schließlich die Augen weitete und den Kopf schüttelte. „Uruha, ich kotze doch nicht, das hab ich noch nie getan, wie kommst du auf solch einen Unsinn? Oh Gott, nein! Nein!”, brachte er schließlich entsetzt hervor und schüttelte den Kopf heftiger. „Wirklich nicht?“, wunderte sich der Andere und strich sich mit der Hand über sein Gesicht, ehe er aufatmete. „Okay! Das ist gut, ich hab mir nämlich schon Sorgen gemacht und dachte, man muss dich am Ende noch in irgendeine Klinik stecken oder so, aber wenn du gar nicht spuckst, dann…“ Wieder hielt er inne, ehe er misstrauisch wieder aufblickte. „Moment, du würdest mir doch die Wahrheit sagen, oder sagst du nur dass du nicht spuckst, damit du in keine Anstalt musst?“ Ruki rollte mit den Augen und nahm den letzten Zug seiner Zigarette, dann stand er auf, drückte sie in dem Aschenbecher auf dem Wohnzimmertisch aus, wobei er auch gleich das Glas hochhob und auf einen Untersetzer stellte, seinem Freund dabei einen mahnenden Blick zuwerfend. Danach ließ er sich neben Uruha auf der Couch nieder und rieb sich die Schläfe, seufzte und schüttelte erneut den Kopf. „Jetzt mal im Ernst, ich kotze nicht und habe es nicht vor. Ich habe es mal versucht, glaub mir, ich konnte mich aber einfach nicht dazu überwinden mir den Finger in den Hals zu stecken, das war so eklig, weil, das….na ja, es war eklig.“ Ruki schüttelte sich bei dem Gedanken und atmete tief durch. „Danke für die Schokolade“, sagte er dann und deutete mit der Hand auf die Tafeln. Was daraufhin folgte, war Uruha typisches Geschwafel, von wo die Schokolade stammte, über eine Urlaubsreise in besagtem Land, einer Urlaubsliebschaft, bis hin zurück nach Tokyo und irgendeinem Tag an Uruhas Universität. Er erzählte und erzählte, solange, bis Ruki sich schließlich gegen seine Schulter lehnte und nach einer weiteren Geschichte die Augen schloss und letztendlich wegnickte. . . . Aoi warf einen Blick auf die Einladungskarte in Rukis Händen, dann wendete er sich seinem Essen wieder zu. Das Restaurant in dem sie saßen bot nicht gerade die Speisen an, die er mochte. Ganz im Gegensatz zu Ruki stand er nicht so auf Pasta. Dementsprechend war Rukis Schüssel auch fast schon leer, während Aois sich nur sehr langsam leerte. „Wann musst du denn da sein?“, wollte Aoi von Ruki wissen, der noch immer mit der Einladungskarte in seinen Fingern spielte. „Um 15 Uhr ist in der Kapelle die Trauung.“ Aoi blinzelte überrascht und warf einen weiteren Blick auf die Karte. „In der Kirche? Ehrlich? Sie heiratet christlich? Keine Shinto Hochzeit?“ Ruki schüttelte den Kopf und rollte mit den Augen. „Ne“, seufzte er dann und stemmte seinen Kopf auf seine Handfläche, endlich die Karte beiseite legend und in seiner Schüssel herumrührend. „Sie wollte ein pompöses, weißes, westliches Kleid. Grundsätzlich spricht ja heute nichts mehr dagegen es statt einem Kimono zu tragen, aber sie wollte Anzüge und keine Kimonos. Außerdem wollte sie alle dabei haben und nicht nur die engsten Familienangehörigen. Und alles in einem hat sie schließlich beschlossen, wenn es nun einmal der Tradition widerspricht, dann möchte sie die Hochzeit in der Religion feiern, der es auch der Tradition entspricht. Yuriya glaubt sowieso nicht, an keine der Religionen und bezeichnet das Ganze als Humbug. Also war es ihr herzlich egal welcher Tradition sie nun entspricht.“ Aoi lachte leise und schob schließlich seine Schüssel von sich. „Yuriya traut sich ja ganz schön was. Sie hat sich also nicht verändert. Sie ist immer noch die kleine, rebellische Prinzessin von früher.“ Ruki grinste kurz und nickte bestätigend. „Der Unterschied ist, dass wir uns ab heute nicht mehr um sie zu kümmern brauchen, da ist nun wer anders für verantwortlich.“ „Ach komm, du warst nie für sie verantwortlich, das war ja wohl Uruha! Du in deinem Kunstkurs hast dich eingeschlossen und beschäftigt gemalt, während sie Uruha den gesamten Schultag über gefoltert hat“, lachte Aoi und stupste ihm den Ellenbogen in die Seite, was den Jüngeren schmunzeln ließ. „Ja, kann schon sein.“ Einen Moment lang herrschte Stille zwischen ihnen, während sie Beide in Erinnerungen schwelgten, ehe Aoi schließlich tief durchatmete und aufseufzte. Ein Geräusch, was Ruki dazu brachte, sich ein wenig zu versteifen. „Sag mal, wie geht es dir eigentlich?“, kam dann die Frage, von der er vermutete, dass sie nur die Speerspitze von dem war, worauf Aoi irgendwann einmal hinaus wollte. Als er nicht sofort reagierte, nickte der Ältere direkt, als wäre sein Schweigen Antwort genug gewesen. „Hast du immer noch solche Schlafstörungen?“ Nur ein kurzes Nicken kam von Ruki, ehe er leicht zuckte, als sich eine Hand auf seinen Unterarm schob. „Uruha hat mir erzählt dass du ihn gestern gebeten hast zu ihm zu kommen. Ich bin froh, dass du uns wenigstens Bescheid sagst mittlerweile wenn du es alleine nicht mehr aushältst. Wenn du möchtest, kannst du jederzeit zu mir nach Hause kommen, das weißt du doch sicher?“ Wieder nickte er angedeutet und sein Blick huschte einmal umher, prüfend, ob irgendjemand sich in ihre Nähe gesetzt hatte, aber das Restaurant war leer, was Ruki dazu brachte sich zu fragen, ob es ihm lieber gewesen wäre, wenn er einen Grund dazu gehabt hätte abzublocken, auf Grund unfreiwilliger Zuhörer. So aber nickte er nur wieder, diesmal etwas deutlicher und presste die Lippen kurz aufeinander, ehe er tief durchatmete und den Blick zu Aoi hob. „Schon gut, ehrlich. So schlimm ist es eigentlich Zurzeit nicht.“ Der Schwarzhaarige blickte ihn prüfend an, die Hand nicht von seinem Unterarm nehmend. „Na ja, das mag ja sein. Uruha und ich haben uns trotzdem dazu entschlossen die nächsten paar Wochen alle zwei Tage abwechselnd bei dir zu übernachten.“ „Was?“, brachte Ruki nun verblüfft hervor und zog seinen Arm unter der warmen Hand weg. „Wie kommt ihr da drauf dass ich euch das einfach entscheiden lasse?“ „Ach, komm Ruki, als würden wir nicht sehen dass du völlig übermüdet bist. Wie viel Schminke brauchst du am Tag, damit es so aussieht, als hättest du einfach nur zu wenig statt gar nicht geschlafen?“ Entsetzt über diese klare Ansprache seines Problems weitete Ruki die Augen und wendete dann, die Lippen aufeinander gepresst, den Kopf ab. „Lass mich in Ruhe“, murmelte er abwehrend und griff nach seinem Glas, um etwas daraus zu trinken. Eine Weile lang sagte Aoi tatsächlich nichts, musterte seinen besten Freund nur nachdenklich, ehe er seufzte. „Warum kannst du nicht schlafen? Stimmt es, dass es dir hilft wenn du nicht alleine bist?“, wollte er dann in seiner ruhigen Art wissen, für die Ruki ihn normalerweise schätzte, aber jetzt gerade hätte der Andere ihn auch anschreien können, das Ergebnis wäre dasselbe. „So wie du das sagst, hört es sich an, als wäre ich ein kleines Kind“, seufzte Ruki und legte sich die Hände ins Gesicht. Seine Schlafstörungen hatte er ja nicht erst seit gestern. Sie verfolgten ihn seit Jahren, mal gab es schwierige, dann wieder erträgliche Phasen. Er steckte gerade in einer sehr Schwierigen. Die Stunden Schlaf die er in den letzten fünf Tagen bekommen hatte, konnte er an zwei Händen abzählen. „Ich würde dir auch ein Schnuffeltuch besorgen, wenn dir das beim schlafen helfen würde“, schmunzelte der Schwarzhaarige und strich dem Jüngeren über die Finger, damit er sie wieder senkte und die geröteten Wangen zum Vorschein brachte. „Hör mal auf damit, man“, kam nur die genuschelte Antwort, einem Seufzen folgend. Wieder sagte keiner was, Aoi wartend, bis Ruki bereit war zu sprechen, und Ruki, wartend, ob Aoi von dem Thema nicht vielleicht endlich ablassen würde. Als dem nicht so war, faltete er die Hände in seinem Schoß und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, ehe er den Kopf schräg legte und Aoi anblickte. „Ich bin es gewohnt. Das ist doch schon seit Jahren so. Ihr müsst deshalb nicht zu mir kommen.“ „Wenn es dir hilft, dann werde ich heute Abend bei dir auf der Matte stehen. Wann bist du Zuhause? Nimmst du dir ein Taxi oder fährst du selbst?“ Dass Aoi keine Wiederworte duldete, machte sein bestimmender Tonfall klar, der Ruki frustriert aufatmen und durch die Zähne zischen ließ. „Nein, ich nehme ein Taxi. Offiziell hat die Feier kein Ende. Aber ich werd da so früh abhauen wie nur irgend möglich.“ „Ruki, wenns sein muss werde ich mich jetzt direkt vor deine Tür setzen und da solange campieren bis du wieder da bist, nur um dir mal zu sagen wie ernst ich es meine, dass du mir Bescheid gibst wenn du nach Hause fährst, alles klar?“, machte der Andere noch deutlich, was Ruki nur auf schnauben und von seinem Platz aufstehen ließ. Er raffte seine Sachen zusammen und zog seine Jacke über. „Ich habe es kapiert, okay? Du kommst heute Abend zu mir, ich habe es jetzt auf dem Plan.“ Aoi sah mehr als nur zufrieden aus, als er seine Sachen ebenfalls packte und dann für sie Beide bezahlen ging, weil er Ruki ursprünglich zum Essen eingeladen hatte. Bevor sie den Laden verließen schickte er Uruha noch eine Email, ihm mitteilend, dass das Gespräch zu ihren Gunsten verlaufen war, und schlenderte dann mit Ruki durch das Ikebukuro Sunshine. Auf shoppen hatte keiner von ihnen Lust, weshalb sie sich schließlich voneinander verabschiedeten und während Aoi zur Bahn hinüber marschierte, bog Ruki zu den Parkplätzen ab. Ehe er um die Ecke verschwinden konnte, blickte er sich allerdings nochmals nach Aoi um und atmete tief durch. Doch, er musste zugeben, dass er wirklich die besten Freunde hatte, die man sich nur wünschen konnte. . . . Die Arme fest um Yuriyas Rücken legend, zog Ruki seine Cousine an sich und küsste ihre Wange. „Du siehst so bezaubernd aus“, lächelte er und er meinte es ernst. Sie sah in ihrem Kleid wahrhaftig großartig aus. Yuriya war nicht hässlich, oder dick, aber eine Naturschönheit war sie auch nicht. Aber diese Hochsteckfrisur, das dezente Make Up und dieses Kleid machten sie zu einer der schönsten Frauen, die Ruki je gesehen hatte. „Danke, Ru, dein Anzug steht dir auch sehr gut“, lachte seine Cousine und lehnte ihre Wange an seine. „Ich bin so froh dass du gekommen bist, ich war erst nicht sicher, ob es dir dafür gut genug geht. Ich wäre dir wirklich nicht böse gewesen wenn du es ausgelassen hättest.“ „Erzähl keinen Unsinn, Yu, du bist eine der wichtigsten Menschen in meinem Leben und ich darf mir die Pläne deiner Traumhochzeit anhören seitdem wir fünf Jahre sind, natürlich nehme ich dann nun auch dran Teil um zu kontrollieren, ob alles deinen Vorstellungen entspricht“, wiedersprach er ihr sofort und sie lösten sich wieder voneinander, sich gegenseitig angrinsend, ehe Yuriya sich demonstrativ umblickte. „Na ja, es werden keine Einhörner kommen und die Backstreet Boys werden auch nicht die Musik spielen. Aber ich glaube, den Rest habe ich ganz gut unter einen Hut gekriegt“, überlegte sie dann laut und wieder mussten sie lachen. „Nein, wirklich, Yu, das war eine wunderschöne Trauung.“ Ruki seufzte und nickte bestätigend. Es hatte ihn wirklich berührt und gleichermaßen traurig gemacht, dass er solch ein Erlebnis wohl niemals mit Jemandem teilen würde. „Hast du geweint?“, feixte Yuriya ihn und er rollte mit den Augen, ehe er nickte. „Aber nur feuchte Augen!“, stellte er klar, ehe er sich wieder mit in den Saal ziehen ließ, in dem hunderte an Gästen an Tischen saßen oder auf der Tanzfläche standen und sich unterhielten, denn Zeit zum tanzen war noch nicht. „Ich habe dich an einen anderen Tisch verfrachtet als deinen Vater“, erklärte sie ihm während sie, seine Hand fest umschlossen mit ihren Fingern, ihn weiter durch den Saal zog. „Ich dachte, das würde dir helfen dich besser zu entspannen.“ Ruki war ihr dankbar dafür. Das änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass er seinen Vater und seine schwangere Neue dennoch begrüßen würde müssen. Und wo sie gerade schon dabei waren, entdeckte er seinen Vater unweit von ihnen zu allem Übel auch noch. „Ich komme mit“, folgte Yuriya seinem Blick und zog ihn, beruhigend seine Hand drückend, mit zu der kleinen Gruppe. „Da ist ja die Braut“, wurde Yuriya von Matsumoto begrüßt, nur andeutend lächelnd, ehe er einen Blick zu Ruki warf. „Ruki.“ Er nickte und seine Freundin nickte ihm ebenfalls zu. Was Ruki, nach kurzer Irritation, dazu verleitete, ebenfalls einfach nur zu nicken. Sowas dummes. Während er schon wieder wütend über diese Behandlung wurde, hämmerte sein Herz allerdings so sehr gegen seine Brust, als wolle es seinem Vater zu klopfen. „Eine sehr schicke Feier habt ihr hier organisiert“, redete er mit der Tochter seines Bruders und drückte ihr die Schulter, ehe er sich nachdenklich umblickte. „Diese Leute kennst du doch aber nicht wirklich auch alle.“ „Natürlich nicht“, schmunzelte Yuriya. „Neben meiner Familie, wurde natürlich auch seine eingeladen und die wichtigsten Geschäftspartner von Beiden. Reiner Zirkus, aber mir soll es recht sein. Umso mehr Besucher, desto mehr Geschenke kommen zusammen.“ Sie nickte zufrieden und winkte dann einer Gruppe Leute zu, die gerade an ihnen vorbei gingen. „Ich verstehe“, sagte Matsumoto und blickte sich um. „Dann wird Suzuki doch sicher auch hier sein?“ Ruki hob verwundert den Kopf und musterte erst seinen Vater, dann warf er einen kurzen Blick um sich. Yuriya rollte mit den Augen und seufzte. „Natürlich ist er hier irgendwo. Aber ich habe euch nicht am selben Tisch platziert. Dies hier ist meine Hochzeit und kein Verhandlungscenter. Wenn du mit ihm Geschäfte machen willst, such dir dafür gefälligst einen anderen Tag aus!“ „Zügle deine Zunge, Fräulein, nur weil wir hier auf deiner Hochzeit sind, redest du nicht mit mir, als wäre ich einer deiner Freunde“, wies Rukis Vater sie zurecht, aber sie lächelte nur und wischte seine Maßreglung mit einer kurzen Handbewegung von sich. „Dir steht es ja frei jederzeit zu gehen wenn dir meine Regeln nicht passen“, wies sie ihn dann freundlich darauf hin, ehe sie erneut die Hand hob und jemandem zuwinkte. „Warum sind denn die Suzukis hier?“, unterbrach Ruki sie eilig, weil er an der Ader auf der Stirn seines Vaters bereits sehen konnte, dass dieser anfing sich aufzuregen. „Oh, wusstest du nicht, dass Masas Mutter eine geborene Suzuki ist? Als sie geheiratet hat ist ihr Name natürlich verloren gegangen, aber sie ist die Erstgeborene“, erzählte Yuriya ihm und sein Vater warf ihm einen entnervten Blick zu. „Dich interessiert wirklich gar nichts, nicht wahr?“, stempelte er ihn ab und Ruki schluckte. Doch, ihn interessierte sehr viel. Nur vielleicht nicht gerade, dass die Mutter des Bräutigam seiner Cousine geburtsrechtlich eine Suzuki war. Das gehörte nicht gerade zu seinen Standartfragen. „Oh, Ruki, deine Ausstellung ist bald, nicht wahr?“, fiel Yuriya da ein und erschrocken über diesen drastischen Themenwechsel weiteten sich seine Augen ein Stück. Sie meinte es nur gut, das war ihm klar, aber sie machte alles nur noch schlimmer. Er brauchte seinen Vater nicht einmal ansehen um zu wissen was er über diese Bemerkung dachte und er hatte auch nie den Gedanken daran gehegt seinen Vater zu dieser Ausstellung einzuladen- wozu auch? Um sich wieder einmal klar machen zu lassen wie unwichtig er war, wie wenig stolz sein Vater auf seinen Sohn war und ihm wieder einmal eine Abfuhr verpasste? Es gab ein Limit an Verletzungen die Ruki ertrug. „Ahm…Ja“, nickte er dennoch schließlich und wendete den Blick ab um niemanden der Anwesenden ansehen zu müssen. Das schwangere Flittchen sagte etwas, aber zu leise, als dass Ruki sich schnell genug auf dieses hohe, leise Stimmchen hätte einstellen können, aber dafür ging ihm das desinteressierte Brummen seines Vaters durch Mark und Bein. Er stellte sich automatisch auf taub- er wollte gar nicht wissen worum es ging. Weder wollte er Gemeinheiten, Sticheleien oder gar noch ernstere Sachen hören. Sein Magen machte einen unangenehm scherzhaften Schlenker, als er den Begriff ‚Mutter‘ aufschnappte, aber er zwang sich weiter wegzuhören und schaltete auf Durchzug, während er so starr in die Menge an Menschen blickte, feststellend, dass der Mann, den er gezwungenermaßen anstarrte, gefärbte Haare hatte und dass die Frau an seinem Arm wirklich hübsch war. Irgendwann drang schließlich wieder Yuriyas Stimme zu ihm durch und als sich ihre Hand an seine Schulter legte, zuckte er zusammen und riss den Kopf ein Stück hoch, blinzelte, und der Nebel in seinem Kopf lichtete sich. Entgegen dem was er erwartet hatte, herrschte allerdings einen Moment lang Stille, in der er anfing zu befürchten, man hatte ihm eine Frage gestellt, aber als seine Cousine dann anfing zu erklären, dass das Essen gleich serviert werden würde, atmete Ruki wieder tief durch. Sie unterhielten sich über das Menü und dann über die Hochzeit von Yuriyas jüngerer Schwester, mit der Ruki ebenfalls aufgewachsen, aber nicht so verbunden war wie mit der Älteren, bis hin zum Kinderkriegen und es wunderte Ruki wenig, als das Thema letztendlich bei dem schwangeren Flittchen endete. Seine Finger krampften sich unweigerlich zusammen und er starrte diese blonden Haare an, als wären sie etwas, was ihn davor bewahren könnte wütend zu werden. Er wollte davon nichts wissen, wollte nichts darüber hören und wollte erst recht nicht darüber nachdenken müssen, da nützte auch die Hand seiner Cousine auf seiner Schulter nichts, die sie noch immer sanft drückte und wohl beruhigend sein sollte. Nun, sie war es nicht. Tief die Luft durch die Nase ziehend hörte er das Flittchen davon reden, wie sie beim letzten Termin Blut abgenommen bekommen hatte und dass das Gel auf ihrem Bauch beim Ultraschall unheimlich kalt gewesen war, wie sie bereits dabei war das Haus Babysicher zu machen, scherzend, dass sie sich wie eine Glucke benehme und ein gemachtes Nest haben wollte, bevor sie zu dick sein würde um sich noch zu bewegen, als sich die Rückseite des blonden Mannes plötzlich drehte und zur Vorderseite wurde. Erschlagen über die Erkenntnis wen er da gerade anstarrte, wurde selbst das hohe Stimmchen aus seinem Kopf geweht und stocksteif starrte er Reita an, der dem Mädchen in seinem Arm etwas sagte und sie darüber lachten, ehe er von einem Tisch ein Glas nahm und es ihr reichte. Hatte er eben nicht noch gedacht sie wäre wirklich hübsch? Nun…das war auch bevor er gewusst hatte in wessen Arm sie sich eingeharkt hatte. Plötzlich sah sie nicht auch mehr Mal nur halb so gut aus wie vorher und Ruki verzog das Gesicht. Er hatte gedacht Reita stehe auf Männer – auf ihn?- und nicht auf Frauen. Was sollte das Ganze? „Ruki?“ Allerdings schienen diese Beiden hier sich ziemlich vertraut zu sein, so wie sie an seinem Oberarm hing und er sie anlächelte gab es da wohl kaum einen Zweifel, das war kein Flirten mehr, das war bereits eingespielt. Er tippte ihr mit dem Zeigefinger auf die Nasenspitze und lachte über irgendetwas was sie daraufhin sagte, und Ruki hätte sich Augenblicklich übergeben können. Jetzt mal im Ernst, das war die Hochzeit seiner Cousine, konnten sie diese Scheiße nicht woanders abziehen und nicht gerade da, wo er sich das, gezwungenermaßen, auch noch mit ansehen musste? Er konnte Pärchen nicht leiden, sie waren so ekelhaft….glücklich. Genervt schüttelte er den Kopf und verzog die Lippen, als Reita schließlich den Blick hob und ihn direkt anblickte. Sein Lachen blieb ihm im Halse stecken und es zeichnete sich deutliche Überraschung in seinem Gesicht ab, ehe er etwas sagte und auch die junge Frau überrascht zu ihm blickte. Augenblicklich glättete sich sein Gesicht, als Ruki einfiel, dass er sein Gesicht verzogen hatte und er beobachtete mit einem mulmigen Gefühl im Magen, wie Reita ihr irgendetwas sagte, ehe er lässig die Hand hob und ihm zuwinkte. Über diese seltendämliche Geste merkte Ruki, wie seine Ohren heiß wurden und es brauchte einiges an Überwindung um seine Hand stockend ebenfalls zu heben und sie einmal steif zur Seite zu ziehen, ehe er den Blick demonstrativ abwendete, nur um direkt wieder zurück zu starren, als er aus den Augenwinkeln sah, dass Reita über ihn lachte. „Dieser…“, wollte er gerade leise fluchen. „Ruki? Ist das nicht der Sohn von Suzuki?“, wurde er allerdings sofort unterbrochen und ihm blieben seine Flüche im Halse stecken, als sein Vater ihn direkt ansprach. Er warf ihm einen irritierten Blick zu und es dauerte eine ganze Weile bis wieder in seinen Kopf sickerte was sein ursprünglicher Plan gewesen war. Es war einfach zu plötzlich, ungeplant, und viel zu viel zwischen her noch passiert, aber schließlich schaffte er es schlicht zu nicken. Er blickte zurück zu Reita, der ihm entgegen grinste und die Hand hob um ihn zu sich zu winken. Dieser…!! Der hatte vielleicht Nerven! In seinem Arm ein Mädel und ihn dann auch noch zu sich zu winken, was zum Teufel war bei diesem Kerl nur kaputt? „Woher kennst du denn den Sohn von Suzuki?“, wunderte sich auch Yuriya neben ihm und Ruki zuckte mit den Schultern, ehe ihm ein Gedanke kam, den er mehr als nur mochte, weshalb er erst seinem Vater, dann seiner Cousine einen kurzen Blick zu warf, während er schon einen Schritt nach vorn und auf Reita zu machte. „Er mochte meine Kunst. Und nun sind wir gute Freunde“, behauptete er und freute sich diebisch, seinem Vater es so unter die Nase reiben zu können, wie wenig sinnlos sein Studium war, aber er drehte sich nicht mehr um, weswegen er leider nicht sehen konnte wie sein Vater guckte, egal wie gern er das gewusst hätte. Gelogen war es auch nicht, Reita hatte seine Bilder gemocht, das hatte man ihm angesehen. Na ja, gute Freunde war zugegebenermaßen ziemlich weit hergeholt, nein, gelogen, aber hier galt das Prinzip; was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß… Dennoch wurde ihm mulmig zu Mute als er schließlich vor Reita und seiner Tuse stand und seufzte, weil er von einer Höhle des Löwen direkt in die Nächste gestolpert war. „Na, Diva“, grinste ihm der Satansbraten entgegen und Ruki konnte nicht dagegen tun, dass er sofort versteifte bei dem Ausdruck. Gut, Reita wollte Krieg? Den konnte er haben! Er musterte ihn eine Weile lang, ehe er auf schnaubte und den Blick wandern ließ. „Was tust du hier? Vielleicht sollte ich meiner Cousine mal stecken dass sich Hosts auf ihrer Hochzeit herum treiben.“ Das Mädchen blinzelte und wollte schon etwas sagen, als Reita sie einfach übertönte indem er laut lachte und mit der Hand seinen Einwand hinfort wischte. „Quark, das hat schon seine Richtigkeit!“, behauptete er und deutete auf das Mädchen neben sich. „Man mag sich das nur schwer vorstellen können, aber diese Schönheit wollte nicht allein herkommen, also hat sie mich engagiert sie zu begleiten. So halte ich nämlich erfolgreich die Singlemänner ab sich an sie ranzumachen“, tischte er ihm auf und nicht nur er starrte Reita an als hätte er einen an der Klatsche. Wieso zum Teufel log der Kerl ihn einfach weiter an und löste nicht endlich mal auf? Herr Gott noch mal, was war bei dem Typen eigentlich locker? „Also, darf ich vorstellen? Das ist Akane. Akane, das ist Ruki, absolute Diva aber ein ziemlich guter Künstler.“ Ruki warf Akane einen entnervten Blick zu, unter dem sie deutlich errötete. Scheinbar war ihr die Situation genauso ungeheuer wie ihm. „Akane, möchtest du dich nicht schon mal setzen? Ich würde mich gern ein wenig mit Ruki unterhalten, würde dir das etwas ausmachen?“, wollte Reita von ihr wissen und sie starrte ihn mit offenem Mund an, was, zugegebenermaßen, ziemlich dämlich aussah. Ruki kratzte sich am Ohrläppchen und rollte mit den Augen, während das Mädchen vor ihm noch mit der Situation zu kämpfen hatte. Oje, das würde sicher Ehestreit bedeuten. Ruki konnte sich ein kurzes, amüsiertes, Grinsen nicht verkneifen. Sie schien nämlich ganz und gar nicht begeistert zu sein so abserviert zu werden. Hatte niemand Reita erzählt dass man so etwas mit Frauen, vor allem wenn man sie auch noch bestieg, nicht machte? „Okay“, kam schließlich von ihr, aber es hörte sich eher nach einer Frage als einer Antwort an und sie löste verstört die Finger von Reitas Arm, warf ihnen Beiden jeweils noch einen Blick zu, ehe sie tatsächlich umdrehte und zu den Tischen ging, wo sie sich zu einigen Mädchen setzte und mit denen die Köpfe zusammen steckte. Oooh Reita, da hast du ja was gebracht. Zufrieden mit der Situation blickte Ruki ihr nach, der Ausdruck auf seinem Gesicht allerding Augenblicklich bröckelnd, als Reita plötzlich nach ihm griff und am Arm mit sich mit zog. „Eh, hallo?“, atmete er mehr aus als dass er es sagte und stolperte durch die Menschenmasse hinter dem Größeren her, der erst wieder an der Bar Halt machte, wo er ihnen zwei Getränke orderte. „Setz dich“, gebot ihm Reita, als bräuchte er tatsächlich seine Erlaubnis dafür und perplex blickte Ruki sich um, ehe er schließlich tatsächlich Platz nahm. Was zum Teufel? „Das ist also die Hochzeit deiner Cousine?“, startete Reita den harmlosen Smalltalk und Ruki nickte, beobachtend, wie der Bartender mit zwei großen Gläsern wieder zu ihnen kam. Wodka-cola? „Willst du mich abfüllen?“, fragte er mehr erstaunt als entsetzt und zog das Glas zu sich, als Reita seines an sich nahm. „Eigentlich will ich nur mich abfüllen und habe keine Lust das alleine zu tun. Machst du mit?“, schmunzelte Reita neben ihm und hob das Glas um mit ihm anzustoßen. Ruki allerdings murrte nur und zog sein Glas zur Seite. „Die Getränke hier sind kostenlos, hör auf so zu tun als hättest du mir was ausgegeben auf das jetzt angestoßen werden müsste“, blockte er und wunderte sich nicht einmal darüber, als der Andere darüber lachte und ihn als Zicke betitelte. „Gut, wie wärs dann damit, wir stoßen auf deine Ausstellung an?“, schlug er stattdessen vor und kurz überlegte Ruki, ehe er mit den Schultern zuckte und dann nickte. Also hob er schließlich doch sein Glas um es sachte gegen Reitas zu stoßen, der mehr als nur zufrieden aussah, als er es schließlich an seine Lippen führte. Ruki selbst wartete noch einen Moment, beobachtete wie Reita sich kurz schüttelte des Geschmackes wegen und dann mit dem Handrücken seine feuchten Lippen abwischte, ehe er das Glas an seine eigenen Lippen hob und das Zeug hinunter würgte. Moment Mal. Irritiert verzog sich sein Gesicht als er sich zu fragen begann, warum er eigentlich mit Reita an dieser Bar saß und mit ihm Alkohol trank, weshalb er das Glas wieder abstellte und es anblickte, als wäre es Schuld an der ganzen Misere. „Du bist übrigens nicht zu meiner Ausstellung eingeladen“, warf er dann eilig ein, ehe er das Thema wieder vergessen hatte. Reita schmunzelte nur und murmelte ein ‚das habe ich mir schon gedacht‘, drehte das Glas in seinen Fingern und setzte es dann wieder an seine Lippen. Eine Weile lang sagte keiner von ihnen etwas, während Ruki darüber nachdachte wie das Ganze hier eigentlich weiter gehen sollte. Es ließ sich ja nicht bestreiten, dass die Situation in der sie sich befanden mehr als nur merkwürdig war. Auch Reita schien das so zu sehen, denn er blickte zur Decke hinauf und schien ebenfalls darüber nachzudenken. Oder über etwas anderes. Vielleicht dachte er auch an seine kleine Freundin, von der Ruki den Namen bereits wieder vergessen hatte, zumindest redete er sich das ein, denn der Name Akane hallte in seinem Kopf so hartnäckig nach, als wäre er die Alpen. „Mag ich echt gern“, sagte Reita neben ihm und Rukis Finger zuckten leicht, als er unkonzentriert den Kopf drehte und ihm einen Blick zu warf. „Wen? Akane?“ Bevor er seine flachsen Worte bereuen konnte, hatte Reita bereits seinen gesamten Körper zu ihm gedreht und starrte ihn belustigt an. „Akane?“, wiederholte er dann und Ruki merkte, wie er Augenblicklich hochrot anlief. Eilig starrte er an den Barschrank ihm gegenüber und schluckte den Brocken in seinem Hals hinunter, der ihm die Luft verwehrte. Soviel zum Thema, er hatte ihren bescheuerten Namen bereits vergessen! Eine ganze Weile betrachtete Reita ihn schmunzelnd, ehe er seufzte und seinen Ellenbogen auf dem Tresen abstützte, seine Hand an seine Wange und seinen Kopf in seine Handfläche legte, bevor er die andere Hand hob und mit seinen Fingern die Haarsträhnen über Rukis Ohr zurück zu streichen, um die Ohrringe die daran festgemacht waren zu betrachten. Ruki fror von jetzt auf gleich in seiner Position ein und wagte es nicht einmal nach Luft zu schnappen, während er hochkonzentriert darauf achtete, was der Andere tat. „Eigentlich meinte ich den Wodka-Cola Mix hier“, erklärte Reita ihm dann nach der Schweigepause ruhig und mit einer Note Amüsement. Seine Fingerspitze fuhr über Rukis Ohrläppchen und ließ diesen erschauern, ehe er die Schultern automatisch hochzog und sich schließlich ein Stück wegdrehte. „Ah, ja? Schön“, atmete Ruki wieder einmal mehr als dass er es sagte und räusperte sich, sog Luft in seine Lungen und griff nach seinem Glas. „Ich steh mehr auf Bier.“ Eilig stürzte er noch ein wenig des Alkohols seine Kehle hinunter und redete sich ein, dass ihm nur wegen des Alkohols so heiß war und nicht wegen irgendetwas was Reita gesagt oder gar getan hatte. „Hätte nicht gedacht dass du der Typ für Bier bist, ehrlich gesagt. Ich dachte du stehst mehr auf…Sekt oder Wein“, grinste Reita und zog seine Hand zurück, griff stattdessen nach seinem eigenen Glas und ließ es zu seinen Lippen wandern. Nur kurz warf Ruki ihm einen Blick zu und schüttelte dann leicht den Kopf. Verdammter Alkohol, nun starrte er Reita schon auf die Lippen und fand sie sexy? Erinnerte sich daran, wie sie ihn bereits geküsst hatten? Absolutes Alkoholverbot in Zukunft! Er blickte auf sein Glas hinab, das nicht einmal bis zur Hälfte geleert war und biss sich auf die Unterlippe. „Ich mag Sekt ja auch“, warf er dann ein, einfach nur, um irgendetwas gesagt zu haben und drehte das Glas in seinen Händen. „Wein ist nicht so meins. Aber Sekt mag ich ganz gern.“ „Aha!“, machte Reita, als hätte er soeben etwas ziemlich wichtiges über ihn erfahren. „In meinem Club wird hauptsächlich Sekt getrunken, Bier haben wir zwar auch, aber ich kann mich nicht daran erinnern wann Jemand das letzte Mal Bier bestellt hat.“ Ruki hob den Kopf ein Stück und warf Reita einen Seitenblick zu. Fing er wieder damit an? Nun gut… „Vielleicht komme ich dich ja mal in deinem Club besuchen.“ Erwartungsvoll drehte er den Kopf um Reitas Reaktion zu beobachten. Dieser blickte erst überrascht drein, ehe er erfreut anfing zu grinsen. „Ist das dein ernst?“ Und als Ruki nickte, setzte er sich wieder gänzlich auf, nahm sein Glas und stieß es an das Andere. „Yey! Wer hätte das gedacht! Wie wärs Freitag? Ich hab zwar gesagt dass wir uns im Atom treffen, aber du kannst ja vorher einfach in meinen Club kommen und danach feiern gehen?“, schlug er vor und war dabei so enthusiastisch, dass Ruki ihn eine ganze Weile nur perplex anstarrte und nicht auf diese Situation reagieren konnte. „Ja! Ich find das gar nicht so schlecht! Du gibst mir gleich einfach mal deine Nummer, dann schick ich dir meine Kontaktdaten und ich kann dir dann die Adresse per Mail schicken, okay?“ „Hä?“, brachte Ruki schließlich hervor und blickte von links nach rechts, Reitas Blick auf sich, ehe er schließlich mit den Schultern zuckte und verzögert nickte. „Okay…Wenn du das möchtest…“, nuschelte er in sein Glas hinein, als er es wieder zu seinem Mund gezogen hatte und nippte an dem bitteren Alkohol. Um Himmels Willen. Er würde sich heute wohl doch betrinken. . . . Es war weit nach Mitternacht als Ruki seine Wohnungstür aufschloss und in den Flur hinein taumelte. Er stieß sich den Kopf am Türrahmen, schaffte es nicht rechtzeitig den Schlüssel aus dem Schloss zu ziehen, während er weiter voran taumelte und stolperte nochmals zurück, ehe er es schaffte ihn zu lösen und die Tür zu schließen. Es irritierte ihn nicht im Geringsten, dass der Flur beleuchtet war und Geräusche aus dem Wohnzimmer kamen, obwohl er in seinem Zustand eigentlich nicht mehr daran denken konnte, was ihn Zuhause erwartete. Erst als er sich aus der Jacke und seinen Schuhen geschält hatte und ohne nach vorn zu schauen weiter stolpernd schließlich direkt in Aois Arme lief, erschrak er heftig ob der plötzlichen Präsenz des Älteren. „Ruki! Oje, du bist ja vollkommen betrunken, was ist denn los? Ich warte seit Stunden auf dich, nur gut, dass ich deinen Ersatzschlüssel habe! Angerufen hast du auch nicht“, redete Aoi sofort auf ihn ein und über die Hälfte der Sachen die Aoi sagte gingen in seinem Kopf sofort verloren. Irritiert blickte Ruki seinen besten Freund nur an und entsann sich schließlich, dass Aoi in seiner Wohnung war und nicht er in Aois Wohnung, wie er einen kurzen Augenblick gedacht hatte. Er vergaß dem Anderen zu antworten völlig und als dieser bemerkte, dass er wohl auch keine Antwort mehr bekommen würde, seufzte er und nahm Ruki bei den Schultern, um ihn geradewegs in sein Schlafzimmer zu schieben. „Du hast gesagt, du würdest so schnell gehen wir nur möglich und nicht lange bleiben, ich habe mir Sorgen gemacht“, tadelte Aoi ihn und schaltete das Licht im Schlafzimmer an. Dann drückte er Ruki auf das Bett und zog ihm das Hemd aus. „Schaffst du es dich auszuziehen? Oder muss ich das auch noch machen?“ Irritiert glitt Rukis Blick umher, ehe er wieder zu Aoi aufblickte und angestrengt darüber nachdachte, was dieser von ihm wollte. Er war so unglaublich müde, so unglaublich fertig mit den Nerven- warum sollte er sich ausziehen? Trotzdem nickte er und nestelte an seiner Hose herum um sie aufzuknöpfen. Ohne dass Ruki es überhaupt bemerkte verschwand Aoi noch einmal ins Wohnzimmer, schaltete Fernseher und Licht aus, ging in die Küche um ein Glas Wasser zu holen, ehe er zurück ins Schlafzimmer marschierte, wo Ruki es gerade mal geschafft hatte, sich aus einem Hosenbein zu schälen. Seufzend packte Aoi das Andere und zog daran, reichte Ruki dann das Glas Wasser und setzte sich neben ihn auf das Bett. „Trink“, wies er ihn an, als Ruki das Glas nur weiter in seinen Händen hielt und auch erst nach nochmaliger Aufforderung, setzte er es an seine Lippen und trank ein wenig davon ab. Der Jüngere machte einen verstörten Eindruck auf ihn und normalerweise trank Ruki auch nicht so viel, dass er die Kontrolle verlor, aber diesmal schien es weit mehr gewesen zu sein, als Aoi es von ihm kannte. War etwas mit seinem Vater vorgefallen? „Ruki, warum hast du so viel getrunken?“, wollte er von ihm wissen und nahm ihm das Glas aus der Hand, stellte es auf den Nachtschrank und wiederholte seine Frage noch einmal, als der Andere nur irritiert drein blickte. „Reita“, nuschelte Ruki schließlich nur und hob die Hand um sich die Augen zu reiben. Den Namen hatte er schon einmal gehört, überlegte sich der Schwarzhaarige und brauchte einen Moment, bis er sich an den Abend im Atom erinnere, wo der Name Reita schon einmal gefallen war. Machte das Sinn oder gab Ruki solche Sachen nur von sich, weil er so viel getrunken hatte? „Ist irgendetwas passiert?“, wollte er wissen und sein Herz machte einen erschrockenen Hüpfer, als nur einen Wimpernschlag später Tränen Rukis Augen fluteten und er so heftig anfing zu weinen, dass Aoi gar nicht anders konnte als ihn so schnell er konnte in seine Arme zu ziehen. Was auch immer passiert war, was ihn so aus der Bahn geworfen hatte, was auch immer der Grund gewesen war, dass er so viel Alkohol getrunken hatte um überhaupt zulassen zu können, so in der Gegenwart eines Anderen zu weinen, es musste einschlagend gewesen sein. Aber Aoi brauchte gar nicht fragen warum oder wieso, er ließ nur zu, dass Ruki sich an ihn lehnte und sich an ihm festhielt, gegen seine Schulter weinte und Schutz fand. „Ich will mich nicht verlieben!“, schluchzte er immer wieder undeutlich gegen Aois Schulter und ließ es zu, dass man ihm über den Rücken und durch die Haare streichelte, ließ sich auf den größeren Körper hinauf ziehen, als dieser sich nach hinten und ins liegen fallen ließ, wehrte sich nicht, als man die Decke über ihn zog, und kämpfte auch nicht gegen den Schlaf an, der ihn gefühlte Sekunden später überfiel, ohne zu bemerken, wie oft er noch gegen Aois Schulter schluchzte und wie lange er tatsächlich noch weinte, bis er einschlief und den Anderen seiner eigenen Gedanken überließ. „Ich will mich nicht verlieben!“ tbc . . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)