Hinter Musik, Drill und Lügen von Sternenschwester (AU-AusPru) ================================================================================ Kapitel 1: Hinter Noten und Staub…. ----------------------------------- Leise erklangen zarte Töne aus dem alten Korpus des Flügels, welches in dieser Anstalt beinahe vergessen im Dachbodenzimmer stand. Den Raum hatte man vor einigen Jahren, ziemlich herzlos in ein Not bedürftiges Musikzimmer umgebaut und auch weiterhin sehr spärlich möbliert, da auf eine derartige Ausbildung hier kaum ein Fokus gelegt wurde. Musikbarbaren, schoss es Roderich durch den Kopf, während er durch Fingerspitzengefühl und Noten eine sanfte, gleichzeitig auch traurige Melodie webte. Auf der anderen Seite hatte es auch sein Gutes, das der Musikraum hier oben errichtet wurde. Nicht nur, das sich außerhalb des Unterrichts, besonders nachts, weder Schüler noch Lehrpersonal, hierher nach oben verirrten, aber auch das aus Gründen der eigenen Architektur des alten Hauses kein Ton aus dem Raum drang. Oder besser gesagt bis auf ein paar ausgewählten Plätze im Gebäude, welche zu Roderichs größten Freude so unwichtig waren, das sich keiner dort lange aufhielt, und somit keiner akustisch erahnen konnte, was sich im Raum ober dem Speisesaal in der Nacht abspielte. Seit er in dieser Karriere fördernden Anstalt, wie es sein Vater einst ausgedrückt hatte, Zwangs eingeschrieben wurde, hatte er sich oft hier oben zurückgezogen, um sich wenigstens für ein paar Stunden, unbemerkt eine Zuflucht zu schaffen. Ein spöttisches Lächeln legte sich auf die Lippen des jungen Adligen. Wenn sein werter Herr Vater nur wüsste, was er hier tat. Er wusste, dass er seit seiner frühesten Kindheit, eine herbe Enttäuschung für seinen Erzeuger darstellte. Nicht nur, das er nie großes Interesse fürs Militär gezeigt hätte, nein er brüskierte seinen alten Herrn damit, jegliches Musikinstrument einer Waffe vorzuziehen. Oft genug hatte er heimlich spät in der Nacht an der Salon Tür gelauscht, als der Gatte seiner Mutter, ihr vorwarf ihm einen Weichling und Träumer als Erben zur Welt gebracht zu haben. Nun, offenbar dachte dieser Mann seinen nichtsnutzigen Spross, wenn er mal die Worte seines Vaters benützen durfte, auf den rechten Pfad zu bringen, indem er ihn in einer hochangesehenen, wie auch berüchtigter Militärschule unterbrachte. Es solle ihm helfen, die ihm, durch Familie und Herkunft, vorgesehene Bestimmung zu folgen und es als Karrieresprungbrett in das kaiserliche Militär zu benutzen. Auf jeden Fall waren dies die Worte seines Vaters, bei einem der seltenen Abendessen, gewesen, wo er ihn nicht behandelte wie ein dahergelaufener Straßenköter. Grün- und blau ärgern, würde er sich, dachte der Braunhaarige schweigend und gleichzeitig voller Schadenfreude. Nicht einmal so ein trister Ort kann mir die Musik verbieten und ich werde trotzdem meinen Weg gehen. Komme was wolle. Einen bitteren Geschmack, hatte dieser Weg jedoch, denn für dessen Erfüllung, musste er einen Tribut zahlen. Er war vor einigen Wochen in Wien gewesen, wo er, wie viele andere Zöglinge der Schule, sich für die weiterführenden Ausbildungen im kaiserlichen Militär hätte bewerben sollen. Doch er hatte sich schlicht und einfach von seiner Truppe entfernt und war zu einem Vorstellungsgespräch einer der größten Pianisten von Wien gegangen. Dieser hatte großzügig eingewilligt, ihn vorspielen zu lassen, um sich zu überlegen ihn als Schüler bei sich aufzunehmen, wenn er seine Schullaufbahn, kommenden Sommer abgeschlossen hätte. Trotz seiner Nervosität hatte er sein Idol mit einem Gefühl verlassen, einen positiven Eindruck hinterlassen zu haben und war wieder zu den seinigen zurückgekehrt. Bis dahin hatte er gedacht dass sein kleiner, verbotener Ausflug unbemerkt geblieben war, doch nur kurze Zeit später war er eines besseren belehrt worden. Einer seiner Mitschüler war zu ihm getreten und hatte ihm die Wahl gelassen, entweder tat ab nun alles was dieser von ihm verlangte, oder die Direktion würde von seinem nicht genehmigten Wegbleiben informiert. Was zu Folge gehabt hätte, das sein Vater von seinen geheimen Zukunftsplänen erfuhr. Dessen Reaktion darauf wollte sich der junge Aristokrat nicht einmal vorstellen. Zwar hätte es für ihn weit schlimmer ausgehen können, doch eine Erpressung blieb eine Erpressung. Ein plötzliches Geräusch hinter ihm durchfuhr seine Gedanken. Krächzend öffnete sich die Tür zum Raum und durch den Klang der Schritte, welche die alten Dielen zum knarzen brachten, konnte der junge Österreicher erahnen, das sich jemand auf ihn zu bewegte. Die ersten Male, hatte es ihn derart gerissen, dass er dachte sein Herz würde im nächsten Augenblick seinen Dienst versagen. Doch nun war es Routine geworden, zwar nicht ganz so wie seine nächtlichen Musikübungen, aber dennoch kam ER regelmäßig. Am Anfang hatten seine Besuche mit seinen verpflichtenden Kontrollen synchronisiert. Doch nun kam er auch in Nächten, wo ein anderer Vertrauensschüler Dienst hatte. Ohne sich umzudrehen, spielte er weiter, wenngleich es ihm schwerer fiel die Konzentration auf seine Handbewegungen zu behalten. Die Schritte verstummten unmittelbar hinter ihm und Roderich meinte sogar den Hauch eines Atems zu spüren, welcher ihm im Nacken kitzelte. Augenblicklich schlich sich ein Fehler in seinem Spiel ein und der falsche Klang mischte sich unter die seinigen. Ein leises, meckerndes Auflachen erklang an seinem linken Ohr. Abrupt hörte er auf. Zog seine Finger von den schwarz-weißen Tasten zurück und richtete sich mit dem Oberkörper auf. Durch den dünnen Stoff seines Nachthemdes konnte er die muskulöse Brust desjenigen spüren, welcher hinter ihm stand und nun da er sich nicht mehr im Klang der Musik mitbewegte, legten sich dessen bleiche Arme über die seinigen. „Kesese! Ich fürchte du musst mehr üben, Amadé. Sonst könnte dein zukünftiges Publikum das Gefühl bekommen, einem Stümper zuzuhören.“ Ein leichter Schauer breitete sich über die Stellen aus wo ihn sein nächtlicher Besucher berührte. „Hör eh schon auf. Hat heute keinen Sinn mehr.“, versuchte Roderich mit tonloser Stimme zu sagen, konnte aber ein leises Auf-zittern nicht verhindern. Heuchlerisch sanft strichen ihm schmale Finger durch die Haare und verstrubelten diese noch ein wenig mehr, während er selber es stocksteif über sich ergehen ließ. „Dann ist ja gut. Du weißt wie sehr ich es hasse, wenn ich dich dabei unterbrechen muss…“, säuselte sein später Besucher ihm unheilverkündend ins Ohr. Heuchler, dachte Roderich nur zu sich. Es gibt kaum etwas was dir mehr Spaß macht… Mechanisch schloss er den Deckel über die Tasten, während sich Beilschmied ein wenig aufrichtete, wobei dieser seinen Oberkörper ein wenig mehr an seine Brust zog. Ungeduldig versuchte Beilschmied sein Nachthemd soweit aufzukrempeln, so dass er die Hand runter schieben konnte, während Roderich einfach nur steif alles über sich ergehen ließ und die Fäuste verkrampfte. Jetzt wo sich der andere aufgerichtet hatte und ihn mit seinen Armen von hinten enger umschlungen hielt, konnte der Österreicher spüren wie dessen Glied sich immer stärker unterhalb der Niere sich in seinen Rücken drückte. Es schämte es sich zuzugeben, doch es erregte ihn immer wieder, wenn er spürte auf welche Weise ihn der andere körperlich begehrte. Plötzlich spürte er wie sich langsam die Bügel seiner Brille von seinen Ohren abhoben und diese dann leicht schräg von ihm auf die abgegriffenen Deckel des Klaviers abgelegt wurde. Bestimmt, aber nicht so grob wie früher drehte der andere sein Gesicht zu ihm um. „So gefällst du mir schon viel besser, Edelstein…“ Beschämt blickte der junge Musiker zu Seite und spürte wie sich eine sanfte Rotfärbung auf seinen Wangen ausbreitete. Er wusste, was nun kommen würde und das er nicht den Ekel vor der Tat selbst empfand, beschämte ihn aufs tiefste. Doch er fand keine Zeit mehr, sich darüber Gedanken zu machen, da wurde er schon auf die Beine gezogen und kurze Zeit später gegen das Instrument gedrückt, wobei sein bleicher Peiniger bestimmt seine Beine spreizte. Erfolgreich bekämpfte Roderich das unangenehme Gefühl, welches ihm die Brust hoch kroch und versuchte sich immer mehr innerlich zurückzuziehen. Sich schämend, dass ihm das folgende langsam aber doch zu gefallen begann, schloss er die Augen, während er die Hände des anderen gierig über seinen Körper zu streichen spürte. Er verstand es selber nicht warum er daran Gefallen gefunden hatte. Es war nicht nur beschmutzend, sondern auch absolut widernatürlich und dennoch geilte es ihn auf eine gewisse Weise an unterworfen zu werden, während ein anderer Teil in ihm unendliche Schuldgefühle einflößte. Still und leise ergab er sich seinem Schicksal. Schweigend und mit einem überheblichen Blick sah Beilschmied zu, wie Roderich begann sich und das Instrument, von den Spuren des kürzlich vergangenen Liebesspiels zu reinigen. Liebesspiel… Roderich schnaubte in Gedanken. Was da zwischen ihnen lief, war nicht Liebe. Auf jeden Fall nicht eine welche von beiden geteilt wurden. Für den Preußen war es seiner Ansicht nach, reine Triebbefriedigung und eben unter dieser Erkenntnis zog sich etwas in ihm schmerzhaft zusammen. Am Anfang dieser verhängnisvollen Affäre, war sein Erpresser nicht aufdringlich gewesen. Die Dienste, waren von harmloser und eher lästiger Natur gewesen. Welche ihm nur Zeit gekostet hatten, aber auch nicht mehr. –Amadé, ich habe vergessen die Hausaufgaben für Papa Rom zu schreiben, mach du sie!-, oder – Morgen haben wir Inspektion. Putz meine Stiefel, das sie mir morgen glänzen!- und so weiter… Er hatte ein wenig zusätzlich geschuftet, damit Herr Vertrauensschüler mit seinen Kollegen abhängen konnte. Aber dann nach einigen Wochen hatte sich was zwischen ihnen geändert, und seit dem betrat der Albino auch immer öfters sein mühsam geheim gehaltenes Refugium. Roderich presste die Kiefer zusammen. Nein, er wollte nicht daran denken, sich nicht damit auseinander setzten wie es gekommen war, das sie nun beide sich in dieser Konstipation befanden. Das Schlimme war an all dem war, das in der gezwungenermaßen zusätzlichen Zeit, welche er mit dem anderen verbringen musste, sich seine Gefühle gegenüber seinem Mitschüler erheblich verändert hatten. Er hatte sich nicht verliebt. Auf keinen Fall nicht in dem Sinne, wie es in kitschigen Romanen gepriesen wurde. Seine Weltsicht war nicht durch eine rosarote Brille getrübt, noch fühlte er Schmetterlinge in seinem Bauch schlüpften wenn er den Preußen sah. Nein, das war es nicht. Doch er konnte nicht verleugnen das er nicht mehr den gleiche eiskalte Abneigung gegen Beilschmied hegte wie am Schulanfang. Roderich fühlte sich selber überfordert, das neue Gefühl richtig in ein von der Außenwelt definiertes Raster einzuordnen. Vor allem dieser Außenwelt, in der er lebte, war es zu verdanken, dass es sich so falsch anfühlte, wenn er Lust bei ihren nächtlichen Treiben empfand. Er war und blieb einfach über die Tatsache verwirrt, das er es nun soweit eine Person an sich ranließ, für die er einst eine oberflächige Abneigung empfunden hatte. Zudem für ihn das erste Mal, in keinster Weise angenehm verlaufen war. Während des Aktes hatten der Schmerz, seine eigene Verwirrtheit und die Scham jegliche Lust unterdrückt, wobei Beilschmied mit seiner unsensiblen Art auch eine Teilschuld trug. Doch zu seiner größten Überraschung hatte er sich mit jedem weiteren Mal immer mehr daran gewöhnt und im Verlauf der Zeit fand er, auch wenn er es bis jetzt sich gegenüber nie offen eingestehen würde, Gefallen daran. In diesen wenige Augenblicke, wo der andere sich in seinem Rausch verlor, hatte er die Kontrolle. Der Erniedrigte konnte eine eigentümliche Macht offen auf den Höherstehenden ausüben. Es war eben dieser Reiz, zu wissen das auch der andere nicht mehr völlig unabhängig von ihm war, das ihn weiter auf diesen irren Weg hielt und sein Schicksal, welches bitter genug war, ein wenig Süße verlieh. Dennoch war es für ihn ein sehr unbefriedigter Tausch zu seinen Ungunsten. Wenn er ehrlich zu sich war, und genau das war er eben nicht, gab es mehre Punkte welche ihn gewaltig störten. Erstens geschah dies alles unter dem Prätext einer Erpressung. Zweitens wollte er nicht dass es zu einem einfaches Raus-rein-Spiel verkümmerte, bei dem sowieso es eher Beilschmied war, welcher seinen Spaß bekam. Drittens wollte er nicht einzig und allein das Spielzeug sein, welches dieser nach Gebrauch, in die Ecke pfefferte aus der es genommen worden war. Doch was er vor allem wollte, war, wenn schon der Weißhaarige ihm keine anderen Gefühle außer Gier entgegenbrachte, den Respekt des anderen und das Recht, das auch seine Bedürfnisse zu respektieren seien. Öfters ertappte er sich dabei auszumalen, wie es sein könnte, wenn er den anderen in Ruhe berühren könnte, oder Zeit hätte dessen Körper zu erkunden. Er wünschte sich dass der Weißhaarige ihm das Gefühl vermitteln würde, das es um ihn ging und nicht um ein Objekt, welches gerade zu Verfügung stand. Oft hatte er sich vorgestellt wie es zwischen ihnen laufen könnte, wenn der andere auch ehrlich auf ihn eingehen würde. Ihn mal ausreichend befriedigen würde, anstatt nur auf sein eigenes Vergnügen aus zu sein. Doch er war auch nicht naiv, um zu vergessen was die Tatsache aussagte das es immer er war, welcher unten lag. Schließlich war es doch Beilschmied, welcher ihn in der Hand hielt und somit ungeschrieben das Recht hatte, die aktive Rolle ausleben zu können, während ihn nichts anderes übrig blieb, der Passive zu sein. „Willst du heute Nacht da Wurzeln schlagen?“, wurde er barsch aus seinen Gedankengängen gerissen. Beilschmied scharrte ungeduldig mit den Füßen und warf einen leicht entnervten Blick zur Tür. Roderich holte tief Luft und drehte sich mit einem blasierten Blick um. „Wer schnell bei intimen Handlungen ist, kann sich ruhig ein wenig gedulden, beim Verwischen der Spuren.“ Beilschmied bedachte ihn misstrauisch, wie immer wenn er es nicht schaffte ihn richtig einzuschätzen. „Gut, aber beeile dich.“ Kurze Zeit später waren sie die zwei Stockwerke hinunter gestiegen und in dem Trakt angelangt, in welchen die Schlafsäle untergebracht sind. Als sie in den Korridor kamen, von welchen die Türen zu den Schülerzimmern wegführten, sahen sie sich ein letztes Mal an, nickten und gingen jeder zu einer anderen Tür. Einige Minuten später, schloss Roderich ganz vorsichtig seine Tür zu und schlich sich auf Zehenspitzen zu seinem Bett. Er hörte aus der Dunkelheit, wie sich Vash einmal unruhig im Bett umdrehte, doch er erreichte seine Schlafstätte, ohne dass der andere aufwachte. Flink legte er sich unter seine Decke und rollte sich zusammen. Nach einer geschlagenen Weile spürte er wie ihm eine dicke Träne die Wange runter rollte. Er fühlte sich ausgelaugt und leer, aber auch beschmutzt und missbraucht. Die Schmerzen, welche ihm von seinem Gesäß aus in regelmäßigen Schüben sein Rückenmark rauf jagten, waren nicht mehr als ein Ziepen, und auf keinen Fall mehr mit denen zu vergleichen die er einst nach einem nächtlichen Zusammentreffen mit Beilschmied gehabt hatte, aber führten ihn nur allzu fühlbar seine Situation vor Augen. Mit seinem Kummer allein, schlief er endlich ein. Wobei er seine jetzige Situation verdammte und verfluchte. Vor allem die Tatsache dass er nicht mehr ein noch aus von seinen Verirrungen wusste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)