Begegnung bei Nacht von Veluna (leben oder tod) ================================================================================ Kapitel 2: leben ---------------- »Du bringst dich gerne in Schwierigkeiten, kann das sein?« Angestrengt versuchte Lewis sich wieder in den Griff zu bekommen. Das war gar nicht so einfach, denn das Bild ihrer Narbe, wollte ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen. Leila blickte verlegen zu Boden. »Ich treffe nicht jeden Tag auf einen Vampir.« »Sei froh, sonst wärst du wahrscheinlich schon tot, so unvorsichtig wie du bist.«, antwortete er schon fast tadelnd. Das Mädchen nickte nur und eine große Träne quoll aus ihrem Auge um sogleich auf ihrer Wange hinunter zu rinnen. Für einen Moment zögerte der Vampir, doch dann strich er ihr mit seiner Hand die Träne sanft aus dem Gesicht. »Wieso rennst du nicht vor mir davon? Immerhin habe ich deinen Großvater auf dem Gewissen.« Leilas Blick verriet ihm, dass sie eine, für sich akzeptable Antwort gefunden hatte. »Nenne mir nur einen Grund, wieso ich das Recht haben sollte, über andere zu urteilen, wo doch durch mich jemand ums Leben kam.« Ihre Stimme klang verständnislos, als würde diese Tatsache doch auf der Hand liegen. Lewis sah sie forsch an. Leila schien den gravierenden Unterschied einfach nicht zu verstehen. Er hatte ihren Großvater nicht aus einem Versehen heraus getötet, sondern weil er es wollte. Das Blut war so verlockend, dass er nicht dagegen ankam. Selbst im diesem Moment konnte er es riechen, fühlen und den verlangenden Ruf danach hören. »Ich bin ein Monster, Leila.« Mit eindringlicher Stimme, versuchte Lewis ihr klar zu machen, worin der Unterschied bestand. Energisch schüttelte das Mädchen den Kopf. »Nicht mehr wie ich auch.« Ein lautes Lachen entrang sich Lewis Kehle. »So? Hast du schon einmal Jemandes Blut getrunken, ihn auseinander genommen und getötet, weil du nicht anders konntest? Weil du ohne Blut nicht leben kannst?« Leila sah ihn an und Tränen stiegen in ihre Augen. »Du kannst nichts dafür, dass du so bist.« »Stimmt, genauso wenig kannst du etwas dafür, dass durch diesen Unfall jemand gestorben ist. Leila, es liegt nicht immer in unserer Macht zu entscheiden, wer leben darf und wer nicht. Aber du bist noch so jung. Willst du dein Leben damit verbringen, dich deswegen fertig zu machen? Es wäre schade um die Zeit, die du noch hast.« Seine Stimme klang weich und er meinte jedes Wort ernst. Sicher, er konnte nichts für das was er war, aber Leila konnte ihr Leben weiterführen ohne Schuldgedanken, wenn sie endlich vergaß, was damals passiert war. Mittlerweile konnte Lewis sich zwar besser beherrschen, doch er würde immer ein Monster bleiben. Leila jedoch, war ein unschuldiges Mädchen, dass sich für etwas bestrafte, für das sie nicht die Schuld traf. »Ich glaube, du bist nicht besser.«, sagte sie nun. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah Lewis sie an. »Du sagst, du wärst ein Monster, willst aber, dass ich mich besser fühle und wie es aussieht, hast du noch immer nicht vor, mir etwas anzutun. Vielleicht bist du also gar nicht so schlimm, wie du denkst.« Ihre Worte klangen so aufrichtig, dass sie sein Herz berührten. Lewis konnte kaum glauben, dass er so etwas spürte, doch er merkte, dass sie anfing ihm etwas zu bedeuten, so absurd das auch klingen mochte. Als er in ihre blassgrünen Augen sah, wusste er, dass er sie nicht töten konnte. »Schlimm ist gar kein Ausdruck für das was ich bin, glaub mir. Aber das du etwas anderes glaubst, schmeichelt mir.«, gab er zurück. »Wir haben doch alle unsere dunklen Seiten. Zeig mir einen, der nicht schon einmal in den Abgrund geblickt hat, und kurz davor war, Dinge zu tun, die er hinterher bereuen würde.« Leila sah ihn an und ein Lächeln lag auf ihren Lippen. Nun musste Lewis auch lächeln. »Du solltest mich hassen, Leila.« »Ja, dies sollte ich. Aber was bringt es mir dich zu hassen? Das bringt meinen Großvater auch nicht zurück. Du hast einen schrecklichen Fehler gemacht. Wenn du kein Vampir wärst, glaube mir, würde ich dich hassen. Wärst du ein Mensch der einfach nur ein Mörder ist... ich würde dich hassen. Aber das scheint wohl einfach deine Natur zu sein, wenn auch eine sehr grausame.« »Ich verrate dir ein Geheimnis.«, flüsterte der Vampir geheimnisvoll in die Nacht hinein. »Ich wäre lieber tot. Damit meine ich endgültig. Wenn man immer aufpassen muss, dass man sich nicht zufällig verrät, indem man jemanden auf offener Straße tötet, ist das nicht gerade angenehm.«, erklärte er. »Tja, ich schätze, wir zwei passen irgendwie zusammen.« Sie lächelte bitter und doch sah sie ihn auf eine Weise an, die ausdrückte, dass auch Leila etwas an ihm zu finden schien. Lewis ging ein Stück nach vorn, sodass sie sich genau in die Augen sehen konnten. »In einer anderen Welt Leila, würde ich dich sicherlich um ein Date bitten. Ich würde versuchen dich zu gewinnen, aber das wird für uns nie möglich sein.« Leila warf ihm einen kurzen, intensiven Blick zu, den er nicht deuten konnte. Plötzlich bewegte sie sich auf ihn zu und ehe er sich versah, hatte sie ihre Lippen auf seine gepresst. Lewis war von dem Kuss wie berauscht. Zuerst befürchtete er, dass sein Blutdurst zurückkommen würde, doch zu seiner Überraschung geschah das nicht. Er wusste wieso. Die menschlichen Gefühle, die ihn in diesem Moment durchströmten, verdrängten sein Verlangen nach Blut. Lewis legte seine Hände an Leilas Wangen und zog sie näher an sich und während er ihren Kuss erwiderte, streichelte er ihre Wangen. Nachdem sie sich wieder voneinander lösten, sagte Leila. »Du solltest so etwas nicht sagen, denn vieles kann funktionieren. Es gibt für alles eine Lösung. Vielleicht sind wir zwei einsame Seelen auf der Suche nach Frieden und Vergebung. Vielleicht können wir uns genau das gegenseitig geben.« Wenn es so einfach wäre, dachte er sich. Lewis wünschte, er könnte ihr alles geben, wonach sie suchte. Wie gern würde er Zeit in ihrem Leben verbringen und sie besser kennenlernen. Doch er wusste, dass es keine gute Idee wäre, denn er hatte als Vampir absolut nichts in ihrem Leben verloren. Die Gefahr, dass er jemanden in ihrem Umfeld töten würde, war einfach zu groß. In diesem Moment traf Lewis eine Entscheidung, die er nur treffen konnte, weil ihm etwas an ihr lag. Er beugte sich vor und blickte ihr tief in die Augen. Seinem Blick verlieh er die bestmögliche Ausdruckskraft, die er sich im Laufe der Jahre angeeignet hatte. Leila blickte verwirrt zu ihm auf. »Tut mir leid, Leila, aber das ist nur zu deinem Besten.«, sagte er leise aber bestimmt. »Du wirst vergessen, was heute Abend passiert ist. Du wirst dich nicht an unser Gespräch oder an mich erinnern. Alles was du weißt, ist, dass du auf dem Friedhof warst, das Grab deines Großvaters besucht hast und endlich aufgehört hast, dir die Schuld an dem Unfall zu geben. Von nun an wirst du wieder glücklicher durchs Leben gehen.« Er hielt einen Moment inne, ehe er weitersprach. »In einem anderen Leben, könnte ich dich sicher lieben, aber man darf nicht mit dem Mörder seines Großvaters zusammen sein, das ist einfach nicht richtig.« Für einen kurzen Moment sah er ihr noch in die Augen und versuchte, sich ihren wundervollen Blick einzuprägen. Dann beendete er die Gedankenmanipulation. Rasch ging er ein paar Schritte zurück. Leila schüttelte kurz den Kopf und als sie wieder klar wurde, sah sie ihn überrascht an. »Kennen wir uns?«, fragte sie und wirkte etwas ängstlich. »Nein. Ich wollte nur jemanden besuchen.«, sagte er und eine Träne floss ihm über die Wange. »Der Tod ist traurig, nicht wahr? Aber mir hat der Besuch an dem Grab meines Großvaters geholfen. Ich hab das Gefühl endlich wieder nach vorne sehen zu können.«, sagte sie und lächelte ihm aufmunternd zu. »Das freut mich. Nun ja, ich muss wieder los.«, erklärte er und wandte sich ab. Lewis wusste, er hatte das Richtige getan. Leila würde sich nie an den Kuss erinnern können oder an die Begegnung mit ihm. Dafür aber konnte sie ein glückliches Leben führen. Während er davon ging, entschied er, dass er nicht mehr an diesen Ort zurückkehren würde. Nun hatte er das Gefühl, als wäre er seinem ersten Opfer nichts mehr schuldig. Nachwort und Danksagung Zuerst einmal möchte ich jedem Leser danken, der es bis hierhin geschafft hat. Diese Geschichte lag mir wirklich sehr am Herzen und war, wie ich zugeben muss, ein langer Wunsch von mir. Schon immer wollte ich eigentlich etwas mit Vampiren schreiben, doch diese Geschichten gibt es ja zur Genüge und wahrscheinlich wird sich meine nicht sehr davon abheben. Aber in einem Punkt tut sie das, denn der Leser hatte die Möglichkeit zu wählen, welches Ende ihm lieb wäre. Der ein steht vielleicht mehr auf ein Happy End und der andere eben nicht. Das ist Geschmackssache und genau das wollte ich erreichen. Das für jeden etwas dabei ist. Ohne gewisse Menschen wäre das Ganze für mich einfach nicht möglich gewesen, denn sie haben mir geholfen, es zu gestalten oder zu verbessern. Zuerst möchte ich mich gerne bei meinem Freund bedanken, der mir diesen, wie ich finde, wundervollen Schriftzug entworfen hat und als erster einen Blick auf die Geschichte werfen durfte. Du warst mir eine große Hilfe danke. Einen lieben Dank geht auch an meine Mutter, die meine überarbeitete Fassung gelesen hat und mich auf die oder andere Fehllogik hingewiesen hat. Es freut mich so, dass du mich dabei unterstützt und mir hilfst, meinen Schreibstil zu verbessern. Und das du meine vielen Kapitel die du zu lesen bekommst, noch nicht leid bist. Außerdem möchte ich mich bei Bettina Auer bedanken, die meine Geschichte lektoriert hat. Mit ihren Anregungen ist sie mir eine unglaublich große Hilfe und glaubt gar nicht, wie sehr ich mich durch sie schon verbessert habe. Danke liebe Bettina, dass du es mit mir und meinen Geschichten aushältst. Zum Schluss geht mein Dank an euch alle, weil ihr mich unterstützt und ich das Gefühl habe, dadurch meinen Ideen mehr Ausdruck zu verleihen. Vielen lieben Dank ihr da draußen :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)