Moon became Dark von Apple_tree (»Tsuki ga kuraku natta«) ================================================================================ Kapitel 4: Anbahnendes Gefühl ----------------------------- Aufwachen ist meistens verschieden. Es kommt ganz auf die Situation an. Oft befindet man sich noch im Traum und sieht Nachbilder, was das menschliche Gehirn ziemlich verwirrt. Oder man wird gestört, wie durch einen schellenden Wecker, der uns mit einem Schlag weckt. Oder es ist ganz anders und wird mit einer kleinen spitzen Spritze, die sich tief in deine Haut bohrte, wach. Genauso war es bei Conan. Benommen durch das eingeatmete Chloroform, öffnete der kleine Edogawa seine trüben Augen. Über sich sah er den grellen Schein eines Lichtes, er spürte etwas hartes kaltes an seiner Wirbelsäule. Er schniefte; ein Zeichen für eine Unterkühlung. Kein Wunder, in den letzten Tagen war er ziemlich oft draußen gewesen und da kam es vor, dass man sich erkältete. Wie lange hatte er geschlafen? Oder bessere Frage: Wie lange war er bewusstlos? Und dann sah er eine kurvige Silhouette. Es war eine Frau. Dies erkannte er an den Haaren, die wirr ab standen. Anscheinend wurde sie kurzfristig gerufen, als sie in ihren kuscheligen Bett gelegen hatte. Aber wer? Wer war über ihm? Warum lag er auf diesem Metall? Er sah verschwommene Bilder des gestrigen Tages. Da war diese Gasse. Und … Er erschrak heftig. Gin und Wodka!! Sofort wand er sich hin und her, doch er wurde durch irgendetwas aufgehalten. Es war klar, dass er gefesselt auf dem Tisch lag. Verdammt, er musste hier raus. Mit einem Schlag war er hellwach, erkannte auch die Person, die neben ihm stand. Conan konnte und wollte nicht glauben, wer es war. Ai?! Aber sie war nicht mehr klein. Sie war groß. Erwachsen. Und in einem Laborkittel. Der Brillenträger verstand sofort. Sie … Sie gehörte wieder zu den Kerlen. Zu den Männern in Schwarz! Hieß es, dass sie die ganze Zeit gelogen hat?! „Ai“, schrie er. „Was soll das?! Was mach ich hier?! Und wieso …“ „Jetzt hör auf hier rum zu schreien. Das macht ja einem Angst“, unterbrach Shiho ihn. Er legte sich zurück, fixierte sie mit einem ernsten Blick. „Was soll das?“, wiederholte er seine Frage. Ruhiger. Gesonnener. Ernster. „Du bist ein Taugenichts von Detektiv. Das du nicht bemerkt hast, dass wir beide aufgeflogen sind. Du musst wissen, dass die Organisation eine Live-Übertragung deines letzten Falles in die Hände bekommen hat. Und da ich auch dabei war und dummerweise keine Mütze oder ähnliches hatte, sahen sie mein Kindergesicht. Ich hatte dir schon einmal gesagt, dass sie Kinderbilder von mir hatten. Sie haben mich aufgespürt. Dafür brauchten sie nicht einmal einen Tag. Den Professor haben sie umgebracht, damit er nichts von den Nachforschungen des Giftes der Polizei verraten kann. Zuerst wollten sie ihn ebenfalls mitnehmen, doch der Professor weigert sich, und somit wurde über sein Urteil diskutiert. Und er starb. Ich konnte für ihn nichts mehr machen. Auf jeden Fall hat man mich mitgenommen und verschont. Dennoch wollten sie wissen, wer alles über dieses Gift weiß. Ich sagte nichts, denn du warst die einzige Rettung für uns alle. Tja, sie nahmen mich mit und sagten, dass ich weiter arbeiten soll. Anscheinend hat der Boss das verordnet, obwohl Gin ziemlich scharf darauf wahr, mich umzulegen. Und dennoch erhielt Gin einen Hinweis, dass du, Shinichi Kudo, ebenfalls durch die Einnahme des Apoptoxin4869 geschrumpft bist. Und sie fanden dich, sowie den lausigen Detektiven und deine kleine Freundin aus der Detektei“, erklärte sie sachlich, zeigte keinerlei Emotion. Ihre kühle Stimme durchschnitt den Raum förmlich. Oh nein, deswegen?! Nur weil dieses Monster vor mir sich nicht richtig getarnt hatte?! Deswegen?! Nur deswegen musste ich dieses Leid durchmachen?! Ich kann und will das einfach nicht glauben!! Ich habe kläglich versagt, dachte er niedergeschlagen. „Ai!“, sprach er, wurde jedoch wieder von der Angesprochenen unterbrochen. „Sherry, meinst du“, korrigierte sie ihn. „Nein, ich werde dich nicht so nennen! Nicht, wie einen dieser Mistkerle! Du wolltest doch aus dieser Organisation vollkommen aussteigen! Und schon steigst du wieder ein! Ich kann dich einfach nicht verstehen, wie du diesen Gangstern helfen kannst, während sie deine Schwester auf dem -“ Die Miyano verpasste ihm eine Ohrfeige. In dem Labor hallte das Schallen wieder. Ihr Gesicht war verdeckt durch ihre sandbraunen Haare. „Du solltest ein Buch nie nach dem Einband verurteilen, Shinichi“, flüsterte sie leise. Fragend sowie wütend und geschockt guckte Conan sie an. Was sollte dieses Gelaber wieder? Seine gerötete Wange brannte. Als ob er Chilipulver gegessen hatte, so sehr. Er wollte sie mit seiner kalten Hand berühren, doch es ging nicht, zu fest war er gefesselt. Diese Situation war einfach nur Dreck. Gefesselt an einem Stalltisch. Die Skalpelle lagen dicht vor seinen Augen. Er sah, wie viele Menschen durch dieses Seziermesser ihr Leben gelassen haben. Sogar den kupferartigen Geruch stieg in seiner Nase auf. Er wusste, dass er Ran nie wieder sehen würde. Nicht als Shinichi, nicht als Conan. Einfach nur schrecklich. Shihos Mundwinkel fuhren nach oben. Nun schaute Conan nur noch verwirrt zu ihr. Warum lächelte sie nun? Was gab es für einen Grund so zu lächeln?! Wegen ihr waren alle tot und sie lachte?! Er verstand diese Frau nicht. „Glaubst du im Ernst, dass ich die Seite wechsle, Shinichi?“ Zuerst musste er ihre Worte realisieren, doch dann verstand er es endlich. Ihm fiel ein Stein vom Herzen. Sie war nicht böse. Sie war immer noch … Ai Haibara. Das nette, aber auch kalte Mädchen von nebenan. Ein Gefühl der Erleichterung machte sich in seinem kleinen Körper breit. Dass er, Conan, noch einen Verbündeten auf seiner Seite hatte, machte die Situation leichter. Aber dennoch. Die Chancen standen sehr schlecht. Diese Kerle in Schwarz hatten den Professor, Ran, Heiji und womöglich noch Kogoro, die Kinder und Kazuha auf dem Gewissen und würden niemals zögern, ihn und Ai auch zu der rabenschwarzen und endlos langen Liste der Toten hinzuzufügen. Verdammt! Wie konnte er nur so dumm sein? Schon damals er an jenem Morgen aufgewacht war, rührte sich dieses Gefühl. Wie konnten seine Sinne nur so versagen? Sie drehte sich von ihm weg, bastelte an irgendetwas herum. Was hatte sie jetzt mit ihm vor? Seine Müdigkeit holte ihn nun wieder ein. Er unterdrückte ein ermattetes Gähnen. Er wollte schlafen. Wie lange lag er hier eigentlich? Sherry wandte sich wieder dem geschrumpften Oberschülerdetektiven zu, hielt ein kleine Kapsel in der Hand. Die linke Seite war ein zitronengelb, die andere so weiß wie eine stille Wolke. Das Gegengift! Zahlreiche Gefühle und Gedanken schwebten durch seinen Kopf. Was war, wenn es schief ging und er qualvoll starb? Was war, wenn er es überlebte und somit zu seiner Ran konnte? Diesen Gedanken strich er wieder. Sie war tot und würde nicht so schnell wieder leben. Wieder wurde sein Herz mit Trauer gefüllt, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt zum Heulen. Er würde seine Rache kriegen. Schon sehr bald würde er in die Augen dieser Verbrecher sehen. Endlich. Zögerlich strich; wenn auch beinahe mütterlich; sie über seine zarte Wange. Sie versuchte ihm mit dieser ungeahnten, leicht dezenten Berührung zu übermitteln, dass es ihr leidtat. All die Schmerzen, die Angst, die sie ihm zugefügt hatte. Und das der Tod ihrerseits inszeniert wurde, um ihn auf eine falsche Fährte zu lenken, ebenfalls. Sie selbst wollte nicht in dieser Organisation sein, doch somit könnte sie zumindest andere Menschen in Sicherheit wiegen und vielleicht auch Conan kontaktieren. Der Siebenjährige drehte den Kopf weg, um der Geste zu entkommen. „Tut mir leid, Shinichi. Hoffentlich kannst du mir irgendwann verzeihen“, hauchte sie dich vor seinen Lippen. Leicht öffnete sich sein Mund. Mit leichter verdutzter Miene beobachtete der junge Edogawa jede Bewegung dieser Frau. Was zur Hölle hatte sie nun vor? Und da geschah es. Es war, als würde die harte Realität um zwei Gänge herunterfahren. Ihre andere, versteckte Hand schnellte hervor, drückte die Kapsel in Conans Mund. Darauf hielt sie die Atemwege zu, sodass der Geschrumpfte schlucken musste. Seine Augen weiteten sich vor Schock und Überraschung, er zappelte wild, doch brachte es nicht fiel. Er musste schluckte, sonst würde er ersticken. Nun spürte der Edogawa, wie dieses kleine Dragée durch seine Speiseröhre glitt, ganz langsam und nervenzerreißend. Und dennoch fühlte er nichts. Noch nicht. Und kaum dachte er daran, dass diese Tablette wieder nutzlos war, so setzten die Wirkungen ein. Seine Hände ballte er vor Schmerz zusammen, sodass seine Knöchel durch die elastische Haut drangen. Er spürte den Herzschlag in seinen Ohren pulsieren, seine Augen wurden glasig.. Es war wieder dieses Gefühl, dass seine Knochen brannten und sich seine Haut dehnte. Er konnte kaum etwas erkennen, zu sehr setzte das Gift ihm zu. Nur, dass eine weitere Person den Raum betrat und sich neben Shiho stellte. Er kannte diese Person zu gut, war ihr oft genug begegnet. Und trotzdem wusste diese Person nie etwas über seine Identität. Seine Sicht verschlechterte sich mit jeder Sekunde, die er verbrachte. Ein unnatürliches Schwindelgefühl machte sich in ihm breit. Gin, schoss es ihm durch den benebelten Kopf, als er sich jenem anbahnendem Gefühl hingab … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)