Moon became Dark von Apple_tree (»Tsuki ga kuraku natta«) ================================================================================ Prolog: -------- Eine kleine Träne perlte auf den Boden. Eine weitere folgte. „Shinichi“, hauchte jemand gegen die kalte Fensterscheibe. Noch eine Träne. „Wo bist du nur. Komm zu mir zurück, Shinichi.“ Ein ganzer Bach floss an ihren unterkühlten Wangen herab. Ganz leise, ohne die herrschende Stille zu zerstören. Ihre Sicht trübte sich. Sie fühlte sich leer. Ohne ihn. Ihrem Shinichi war sie ... zerstört. Ein Teil fehlt ihr. Ein Teil ihres Lebens. Sie war alleine. Er war nicht bei ihr, um sie zu trösten. Keiner wusste wo er war. Die meisten behaupteten, dass er tot sei, doch dies war nur reine Spekulation. Er lebte, was man deutlich an den Anrufen erkennen konnte. Doch diese verdammten Anrufe gingen ihr auf den Nerv. Wieso kam er nicht einfach her? Warum ließ er sie so leiden? Um etwas zum Lachen zu haben? Oder nur aus Langeweile? War das Geständnis in London ihm egal? So viele Fragen. Keine Antwort war in Sicht. Wieder eine Träne. Wie sie im Mondschein nur so glänzte. Wie eine kleine Perle. Eine Perle, die umsonst floss. Wie oft saß sie hier, seitdem er verschwunden ist? Sekunden? Minuten? Stunden? Tage? Wochen? Monate? Nein, Jahre lang. Um genau zu sein: Zwei Jahre. Zwei Jahre voller Leid, voller Schmerz, voller Leere. Voller unerwiderter Liebe ... Ein lautes Schluchzen durchbrach die Ruhe in diesem Raum. Ihr Körper bebte, zitterte. „Shinichi.“ Schon wieder hauchte sie gegen das Glas seinen Namen, in der Hoffnung, dass er es hörte. Doch dem war nicht so. Sie hoffte mit ganzer Kraft, dass er hier wäre. Doch nichts geschah. Immer noch eisige Stille ... Wie in einem Grab. Welch Ironie das doch war ... Alles ... ist einfach nur ein Traum. Wie oft redete sie sich das schon ein? Das sie am nächsten Tag aufwachen würde, und er vor ihr stand. Die erste, große Liebe ihres Lebens. Mit seinem typischen Grinsen im Gesicht, in das sie sich so sehr verliebt hatte. Hände wie immer in den Hosentaschen. Und jetzt. Tod in einer Ecke liegend. Sein strahlend weißes Hemd voller besudeltem Blut. Seinem Blut. Bei diesem Bild zog sich ihr Herz zusammen, etwas schnürte ihr die Luft ab. Irgendetwas kroch in ihr hoch. Etwas widerliches, bitteres. Schnell rannte sie ins Badezimmer und übergab sich. Noch eine Träne ... Jeden verdammten Tag dasselbe! Jeden Tag diese Träumerei! Das muss doch alles mal ein Ende haben!! Vielleicht sollte ich mich ins Bett legen, dachte sie erschöpft und begab sich in den besagten Raum. Sie ließ sich auf das warme Bett fallen. Doch Ran spürte nichts von der Wärme ihrer weichen Decke. Alles in ihr war kalt. Sie musste an den kleinen Conan Edogawa denken, der im Zimmer neben an seine Nachtruhe bekam. Und dann wurde ihr alles klar. Sie grinste. Und mit diesem Grinsen schloss sie ihre indigoblauen Augen, atmete ganz ruhig ein und wieder aus. Auch der kleine Junge im Zimmer nebenan lag wach. Seine Brille lag direkt neben ihm. Seine Brille. Seine Schutzmauer. Seine Tarnung. Starr fixierte er den Blick zur Decke, sah aus wie eine tote Person. Die Augen waren matt, ohne jeglichen Glanz. Sein Gesicht war blass, er bewegte sich keinen Millimeter. Doch er lebte. Lebte, um zu Leiden. Nicht nur seine Freundin litt unter dieser verdammten Situation, nein, auch er. Denn er war die Person, die daran Schuld war. Ganz alleine er. Wie sehr er sich ekelte. Vor sich selbst ... Und vor den Männern in Schwarz, die ihm dieses Leid zufügten. Er würde diese Menschen, nein Ungeheuer, hinter Gittern sehen. Wegen diesen Monstern … fügte er Ran so viel Leid zu. Nein, sie hatte so etwas nicht verdient. Sie war ein gutes Mädchen, immer mit reinem Herzen. Ein Engel ohne Flügel. Wunderschön, und dennoch verboten. Er durfte sie nicht berühren, wie er es gerne als Shinichi Kudo getan hätte. Ja, er mochte es, wenn Ran ihn berührte. Es gab ihm ein wohliges Gefühl, es kribbelte, eine angenehme Wärme machte sich immer in ihm breit, während sein Herz aufgeregt das Blut pumpte. Conan seufzte. Wenn doch Ai nur endlich ein Gegengift hätte. Aber diese Hoffnung war verschwunden, wie der kühle Mond hinter den grauen Wolken dieser Nacht. Warum er? Warum gerade er? Was hatte er getan? Warum tat man ihm das an? Konnte er nicht auch einmal glücklich sein? Warum konnte Ran nicht glücklich sein? Warum? Warum? Warum?! Sein Leben bestand aus dieser bescheuerten Frage. Es musste doch eine Lösung geben. Es musste doch … Nein, es gab nichts. Er wollte schreien, ihr die Wahrheit erzählen. Und vielleicht sollte er es auch tun. Aber dennoch war es gleichzeitig das dümmste was er jemals getan hätte. Lieber sollte sie leiden, statt das sie tot in einer Ecke lag. Nein, so ein Risiko ging er nicht ein. Nicht so wie er das Risiko damals eingegangen war. Und er hatte bezahlt, und wie. Ran, ich … Und bei seinem letzten Gedanken schlief er ein, öffnete den Zugang für Albträume aller Art, bis die orangerote Feuerkugel Tokio mit neuer Energie versorgte … ~*~ Der nächste Morgen brach an. Alles Leid musste wieder zurückgedrängt werden, falsche Mienen wurden aufgesetzt. Kurz streckte sich der kleine Zwerg, bevor er sich erhob und Richtung Küche schlenderte. Seine Augen waren dank der Müdigkeit leicht gerötet, seine Haare waren wie ein Tornado. „Guten Morgen“, kam es mit leiser Stimme von ihm. Seine Ran stand wieder vor dem Herd, mit einem Lächeln im Gesicht. Mit einem unechten Lächeln im Gesicht. Ja, er erkannte es schon, wenn sie spielte. Er war nicht mehr blind, wie früher. Ihr Lächeln sah seit jenem Tag anders aus. Negativer. „Guten Morgen.“ Sie sah ihm in seine Augen, wuschelte kurz durch sein Haar. „Hast du gut geschlafen, Conan-kun?“, erkundigte sich ihre sanfte Stimme. Er hasste es, wenn sie Conan sagte. Es war schon schlimm genug, dass er so klein war. Dass sie seinen ausgedachten Namen sagte, war der reinste Horror. Das schlimmste an der Situation war, dass dieser Horror nie sein Ende nahm. Unauffällig ballte er seine Hände zu Fäusten. Wie lange würde dieses Spiel noch gehen? „Ist was, Conan-kun?“, fragte sie unsicher. Was war mit dem kleinen Jungen los? Conan erschrak. Er hatte vergessen ihr zu antworten! „Äh, ich war am Tagträumen“, log er sie an. Er grinste; es war schief, ironisch, unwahr. Seine Brille – seine Schutzmauer, die er die ganze Zeit benutzte – glänzte, wie ein Lügendetektor, der ihn erwischte. „Und ich hab wunderbar geschlafen, danke der Nachfrage. Und du?“ Ihr Blick wurde schwerer. „Wunderbar“, murmelte sie leise. Sie seufzte noch einmal und lächelte wieder. „Du hast bestimmt Hunger, Conan-kun.“ Ihre Stimme klang glockenhell. Er wollte sie. Mehr als alles andere. Verdammt, er wollte ihr auch durch die Haare streichen, ihre sanfte Haut berühren, ihre Lippen spüren. Sie lieben. Ihr sagen, dass er, Shinichi Kudo alias Conan Edogawa, sie liebte. „Ja, ich hab richtig Hunger! Ich könnte glatt ein Pferd essen!“ Er lächelte wie ein … Kind. Sie schmunzelte über seine Dummheit. „Ja, dann mach ich dir schnell was, und du ziehst dich solange um, okay?“ Sie lächelte müde. „Geht klar, Ran-neechan!“ Er düste in sein Zimmer, holte schnell frische Sachen und begab sich ins Badezimmer. Verdammt. Er hasste es, sie -neechan zu nennen. Das war echt peinlich. Der Edogawa zog sich um, betrat wieder die Küche. Er aß sein Brot, packte seine nötigen Schulsachen in die Tasche, zog sich seine Power-Kick-Boots an und wartete auf seine Freunde. Die Detective Boys. Bestehend aus Ayumi Yoshida, Mistuhiko Tsuburaya, Genta Kojima und Ai Haibara. Früher gehörte Ai auch zu der Gangsterbande, aber da diese ihre Schwester auf dem Gewissen hatten, wollte sie nicht weiter an dem Apoptoxin4869 weiterarbeiten. Daraufhin wurde sie in einen Keller eingesperrt. Sie hatte eine Kapsel des Giftes bei sich, schluckte es, woraufhin sie ebenfalls schrumpfte. Seitdem lebte sie als Ai Haibara bei dem netten Professor Agasa, der ein guter Freund und Nachbar von Shinichi Kudo war. „Conan-kun, jetzt beeil dich doch einmal!“, äußerte sich die kleine Ayumi. „Ja, ich komm ja schon. Aber wir müssen noch auf Ran-neechan warten“, erwiderte der geschrumpfte Grundschüler. „Ach, ihr könnt schon vor gehen. Ich laufe dann mit Sonoko“, sagte die Gemeinte. Ihm entfloh ein leichtes „Ran“ über die Lippen, bevor er sich doch noch auf den Weg machte. Ein seltsames Gefühl schlich sich in seine Gedanken. Als ob dies der letzte Tag wäre. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)