Thisavros von PhoibeAikaterina ================================================================================ Kapitel 10: One part of the truth --------------------------------- http://www.youtube.com/watch?v=kU_XYLVrTZk / Κ \ ~*~ / κάπ(π)α \ ~*~ / κ \ Alles was du sagst, sollte wahr sein. Aber nicht alles was wahr ist, solltest du auch sagen. - Voltaire / Κ \ ~*~ / κάπ(π)α \ ~*~ / κ \ Die Eindrücke der Siegesfeier sind schwer zu erklären. Es war wohl einer der Momente, in denen das Gehirn abschaltet und man auf einer süßen Wolke aus Jubelrufen schwebt. Als wäre der Körper unter Droge gesetzt, fühlte man nur den Rausch des Sieges. Und wenn man auch noch der Star des Abends war, so empfand ich es gleich noch intensiver. Irgendwann, und ich wusste wirklich nicht, wie viel Zeit vergangen war, wurde ich von meinen zwei Mitkämpferinnen, des heutigen Nachmittages, aus eben dieser Wolke entführt. An der frischen Luft angekommen atmete ich tief ein und Schwäche machte sich breit. Es schlauchte schon sehr, die dämliche Flagge zu erobern. „Wie fühlst du dich?“ Maya musterte mich eingehend und sah mir meine eintretende Müdigkeit an. „Ich würde sagen fertig. Hätte nicht gedacht, dass eine Party mein Raum-Zeit-Kontinuum, so durcheinanderbringt, geschweige denn, eine Ekstase herbeiführt, die ich nicht einmal beschreiben kann.“ „Kann ich mir denken. Was glaubst du, wie viel Uhr ist es?“ Kathleens Grinsen wurde dementsprechend breit, als sie mir diese Frage stellte. „Keine Ahnung. Das Spiel hatte um vier begonnen. Eine Stunde hatten wir ungefähr gebraucht um zu gewinnen also schätze ich, dass es acht oder neun ist.“ Plötzlich, und ich wusste nicht warum, fingen beide schallend an zu lachen. „Etwa nicht?“ Die Frage war berechtigt, schließlich hatte ich das Gefühl, als wären es gerade mal drei bis vier Stunden, die vergangen waren. „Nein du liegst komplett falsch.“ Kath sagte die Worte zwischen ein paar Lachkrämpfen und Maya führte sie weiter. „Du hast dich um zweieinhalb Stunden verschätzt. Es ist mittlerweile halb zwölf.“ Diese Antwort schockte mich dann schon etwas, dem entsprechen sah ich beide (wahrscheinlich wie ein Schaaf auf Koks) an. „Bitte? Ihr verarscht mich doch. Nie und nimmer ist es halb zwölf. Das … das … das hat sich nicht so angefühlt.“ Gegen Ende wurde ich leiser. Irgendwie schämte ich mich, so darin untergegangen zu sein. „Kein Ding, schließlich wird man nicht alle Tage als Heldin des Monats gefeiert.“ Maya tat die Sache mit einer leichten Handbewegung ab. Nach diesem, kurzen aber wirkungsvollen Schock, kamen meine inneren Geister zurück und somit war ich hellwach. Dadurch viel mir auch wieder ein, was ich eigentlich nach der Feier durchführen wollte. „Passt auf Leute, morgen ist Samstag, also kein Training und das übliche Geplänkel. Wie wär es, wenn ihr bei mir bleibt? Mein Bett ist groß genug, dass fünf von uns rein passen würden.“ Diese Frage verblüffte beide und die Antwort darauf blieb aus. Also fuhr ich unbeirrt fort. „Außerdem wollte ich euch meinen Hang zu Natur erklären, wie versprochen.“ Mein Augenzwinkern ließ Maya hochfahren. „Natürlich bleiben wir bei dir. Auf geht’s, worauf warten wir noch?“ Die Begeisterung für alles, was man eigentlich nicht wissen sollte, faszinierte mich an Apollons Tochter immer wieder. Einer der Gründe, warum sie mir sympathisch war. Da beide automatisch auf meine Hütte zusteuerten, hielt ich sie fest. „Wir gehen jetzt noch nicht zu mir. Für die Erklärung muss ich euch was zeigen und das geht nicht in der Hütte. Geht es vielleicht, dass du uns auf die Lichtung bringst Maya? Du weißt schon, wo du dich gerne versteckst.“ Kath sah mich mit lauter Fragezeichen im Gesicht an und Maya komplett verblüfft. „Äh … also … natürlich kein Problem.“ Wie wir so durch das Camp gingen, um in den Walt zu kommen und somit auf die Lichtung, passierten wir Apollons persönliche »Residenz«. Was allerdings dann für Töne in unseren Ohren erklangen, waren, nun ja sagen wir bescheiden, um es freundlich zu formulieren. Kurzer Hand drehte sich mir der Magen um und ein gewisser Würgereiz kam in mir hoch. Auf Kommando warf Maya die Hände in die Luft. „Das kann es doch nicht sein. Da hat er nichts Besseres zu tun, als mit einer in die Kiste zu steigen und auch noch das Fenster sperrangelweit offen, damit es ja jeder hört.“ Die Worte waren voller Verachtung gegen ihren Vater aber denn noch leise gehalten. Da ich mir ja grundsätzlich nichts schiss, wenn es um das Multitalent namens Apollon ging, war meine folgende Aussage dementsprechend laut. „Werter Apollon das nächste mal wäre es sehr charmant, wenn sie ihr Fenster schließen würden. Nicht jeder möchte ihren Sportaktivitäten lauschen.“ Wie gesagt, ich brüllte es fast in Richtung des Fensters. Keine fünf Sekunden später blickte ein nackter Sonnengott durch jene Öffnung. Wenigstens ging ich davon aus, auch wenn man nur den Oberkörper sah. „Wer wagt es, mich zu unterbrechen?“ Da es draußen stockdunkel war, sah er uns natürlich nicht. Wie üblich lebensmüde, schritt ich todesmutig auf ihn zu, bis mein Gesicht nur noch einen knappen halben Meter von seinem entfernt war. „Serena?“ „Nein Zeus persönlich. Natürlich ich.“ Plötzlich wurden seine Züge weicher und sahen mich nicht mehr gar so bedrohlich an. „Ich möchte wirklich nicht bei ihrem,“ und dabei wedelte ich, mit den Händen, auffällig durch die Luft. „… nächtlichem Eifer stören und bestimmt ist Frischluft dafür sehr förderlich, wenn man die Hitze mit einberechnet die dabei entsteht. Aber wie gesagt, nicht jeder steht darauf, ihnen dabei zu folgen. Viele hier haben ein eigenes Sexualleben und ihres interessiert uns nicht, außer diejenigen mit denen sie sich ihr Bett nachts teilen.“ Solche Worte hatte man eigentlich nicht an einen Gott zu richten, aber wie erwähnt es interessierte mich nicht. Um das Ganze auf einem gewissen Grad zu halten, war meine Tonlage zuckersüß und ein charmantes Lächeln umspielte meine Züge. Zu meiner eigenen Verwunderung nickte der angesprochene Gott nur. Huch, hatte ich was verpasst? Doch dann setzte er noch eins drauf. „Natürlich, ich werde das Fenster demnächst geschlossen halten. Entschuldige für die nächtliche Unruhe.“ Ich ließ es mir zwar nicht anmerken, aber ich war sichtlich geschockt. „Gut dann haben wir das ja geklärt.“ Mit diesem Satz machte ich auf dem Absatz kehrt und zog eilig Kath und Maya hinter mir her. „Was war denn mit meinem Vater los? Seit wann entschuldigt der sich für irgendwas?“ Ich verstand, wie Kath auch, das Ganze ebenfalls nicht. Hatte er sich vielleicht zu viel Nektar reingedröhnt oder einfach nur so guten Sex, dass er nicht gar so übellaunig war, wie es ein Gott gewesen wäre? Jedoch musste ich mir gestehen, dass der Musensammler seit einiger Zeit, sich mir gegenüber, seltsam benahm. Meine Gedanken kreisten und stoppten, als wir den Wald betraten. „Es ist doch egal. Vielleicht gibt es auch Tage an denen er einfach zu gelangweilt ist um sich aufzuregen.“ Somit war dieses Thema beendet. Mir viel ein, dass ich noch etwas brauchte, wenn wir auf der Lichtung ankommen würden. – Apollo ich bräuchte dich bitte. – Abwartend ging ich weiter, vorsichtig um nicht über Wurzeln zu stolpern. – Was ist denn Kleines? – Manchmal hatte ich das Gefühl, Apollo wartete nur darauf, dass ich ihn in Gedanken rief. So schnell, wie seine Antworten kamen. – Meine zwei Freundinnen haben mitbekommen, dass ich mir die Natur zu eigen machen kann. Natürlich sind sie jetzt der Meinung, ich wäre eine Tochter der Demeter oder der Gaia. Deswegen will ich ihnen die Wahrheit erklären, zwar nicht alles aber einen Teil. –, – Wirklich? Bist du dir da sicher? – Natürlich war ich mir sicher, ansonsten würde ich ihn ja nicht bitten. – Ja bin ich. Sie sind vertrauenswürdig. Ich kenne sie zwar erst seit knapp drei Wochen, aber du weißt genau, dass mein Gefühl immer richtig liegt. – Er war sich bewusst, wie viel Wahrheit in den Worten steckte.– Okay, wie du möchtest. Ich bin eh nicht weit vom Camp entfernt. Wo soll ich hinkommen? – Erleichtert atmete ich auf. – Es ist eine Lichtung, einmal quer durch den Wald. Bleib einfach noch eine Weile abseitsstehen. Ich geb dir dann ein Zeichen. – Da ich keine Antwort mehr bekam, war das die Bestätigung. Die anderen zwei hatten meine gedankliche Abwesenheit nicht mitbekommen und waren komplett darin vertieft, sich im Dunklen zurechtzufinden. Nach einer geschlagenen halben Stunde kamen wir an. Beim letzten Mal hatte der Fußmarsch nur fünf Minuten gedauert. „Also jetzt erzähl endlich. Ich will alles wissen und warum sind wir zur Lichtung?“ In Mayas Augen blitzte Neugier und Begierde zum Unbekannten auf. „Bevor ich euch einen Teil meiner Familiengeschichte erzähle, muss ich euch zwei Sachen Fragen, die ihr mir ehrlich beantwortet.“ Beide nickten, somit fuhr ich fort. „Gut. Erste Frage versprecht ihr egal, was ich euch hier erzähle, für euch zu behalten? Ihr dürft niemanden etwas verraten. Keinem Gott, keinem Camper, nicht Chiron oder sonst jemanden.“ Wieder ein Nicken. Soweit so gut. „Zweite und letzte Frage. Was wisst ihr über römische Götter beziehungsweise was wird euch erzählt?“ Diese Frage richtete sich eher an Kath, denn sie war einer derjenigen, die sich brennend für die Mythologie interessierten. Ich wurde eher unfreiwillig zur Expertin gemacht, wodurch ich mich im Unterricht die meiste Zeit langweilte. „Die römischen Götter sind aggressiver und kriegssuchend. Sie haben andere Namen als die griechischen, meistens nach Planeten benannt, jedoch sind alle Götter ein und dieselben. Die Olympier wechseln lediglich ihre Gestalt und werden somit zum römischen Gott. Ein Beispiel. Poseidon wechselt seine Gestalt und wird zu Neptun, somit zwei verschiedene Götter und doch eine Person.“ Genau diese Antwort hatte ich mir gedacht. Zur Bestätigung stimmte Maya ihr zu. „Genau. Bei meinem Vater ist es dasselbe. Der Name ist zwar eigentlich fast identisch, aber es ist das gleiche Spiel wie bei Poseidon. Vater ist hier Apollon, dann verändert er sich und wird zu Apollo.“ Zum Glück wusste ich genau, dass Apollon und Apollo nicht ein und dieselbe Person war. Schließlich war der Letztere mein Bester Freund, Mentor und Beschützer, der immer ein Auge auf mich hatte. „Ich wusste, dass ihr so regieren würdet. Um es auf den Punkt zu bringen, was meinen Vater betrifft, kann ich euch leider nichts erzählen und seit mir deswegen nicht sauer denn es hat seine Gründe. Nun zu meiner Mutter, sie ist die Tochter der Tellus.“ „Du meinst Gaia.“ Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. „Nein Kath ich meine Tellus nicht Gaia. Euch wird erzählt, es gäbe die römischen Götter als eigenständige Personen nicht, das ist allerdings komplett falsch. Es gibt sie sehr wohl, sie sind nur vor Hunderten von Jahren verschwunden. Die Olympier sind der Meinung, sie wären gestorben, was kompletter Quatsch ist, schließlich sind Götter unsterblich. In Wirklichkeit haben sie sich zurückgezogen. Sie waren es leid immer und überall zur Stelle sein zu müssen. Meine Mutter ist das beste Beispiel dafür, dass es sie gibt.“ Maya glaubte mir anscheinend auf Anhieb, denn sie sah mich dementsprechend schockiert an. „Das ist nicht möglich Serena. Warum sollte man so was vor uns verschweigen? Dazu hätte keiner der Götter einen Grund.“ Kathleen betrachtete mich argwöhnisch. „Bist du dir sicher, dass sie keinen Grund hatten? Jeder weiß, wie rachsüchtig, selbstverliebt und hechelnd nach Herrschaft die Götter sind. Denkst du wirklich, es wäre für ihr Image förderlich gewesen, zu sagen es gibt sie selbst noch einmal? Zwar denken sie es gäbe die Römer nicht mehr, aber gerade Zeus, will der einzige Göttervater sein, der angebetet wird. Außerdem kann ich es beweisen.“ „Du kannst was?“ Unisono kam von beiden diese Frage. „Richtig das kann ich. Ich hatte seit meinem zehnten Lebensjahr einen Lehrer, der mich trainierte. Dieser jemand ist ein Gott aber kein griechischer. Apollo kommst du bitte?“ Im gleichen Moment trat mein göttlicher bester Freund aus der Dichte des Waldes hervor. „Nette Lichtung. Die werde ich mir merken. Wenn ich richtig sehe, scheint die Sonne zwischen Mittag und Nachmittag genau hier drauf.“ War klar, dass er den Ort super finden würde. „Passt auf Leute, ich werde zusammen mit Apollo die ganze Wiese erblühen lassen. Ich habe die Kraft alles zu tun, was die Natur betrifft und Apollo wird mir das Licht spenden, was die Pflanzen brauchen.“ Maya und Kath ließen sich komplett schockiert auf den Baumstamm fallen. Beide starrten Apollo an als, wäre er ein Geist der gerade versuchte sie zu erschrecken. „Bereit Hübsche?“ „Natürlich, bei dir immer.“ Ich begab mich in den Mittelpunkt der Lichtung. Der römische Sonnengott stellte sich ganz nah hinter mich und legte mir seine warmen Hände auf die Schulter. Meine Hände streckten sich aus, die Handflächen gen Boden. Ich machte mir die Natur untertan und ließ sie wissen, was sie zu tun hatte. Wie auf Befehl öffnete sich jede Blume und streckte sich der Nacht entgegen. Nun war Apollo dran. Seine goldenen Augen schlossen sich, das wusste ich, obwohl ich ihn nicht ansah. Eine angenehme Wärme erfüllte die Wiese und dann geschah das Wunder. Aus jeder Blüte erschien ein kleiner Sonnenstrahl und tauchte alles in ein sanftes Licht. Es ähnelte einem Meer aus Kerzen. Mein Mentor öffnete seine Augen, trat an meine Seite und begutachtete mich. Ein zufriedenes Grinsen legte sich auf unsere Gesichter. Es war immer wieder faszinierend, was mir gemeinsam bewirken konnten, auch wenn es eigentlich nur eine Kleinigkeit war. „Ich glaube dir jedes Wort. Das ist … das ist atemberaubend.“ Kath besah sich die zahlreichen Lichter. Ihre Augen glänzten und hatten trotzdem noch einen ungläubigen Ausdruck. „Aber wenn das alles stimmt, dann stellt es unser komplettes Wissen auf den Kopf, und wenn deine Großmutter die Tellus ist, bist du doch eine dreiviertel Göttin.“ Maya lag richtig mit ihrer Aussage, wenn man nur die Theorie beachtete, die Praxis sah dann schon anders aus. „Nein ich bin eine Halbgöttin. Wie gesagt was meinen Vater betrifft, kann ich euch leider nicht aufklären.“ Enttäuscht sahen beide Richtung Boden. „Nicht doch. Kommt jetzt, wir gehen zu meiner Hütte.“ Als wir losgingen, blieb Apollo stehen und machte Anstalten zu verschwinden. „Nichts da mein Lieber du bleibst gefälligst hier und kommst mit.“ „Bei so einer Aufforderung kann ich ja schlecht Nein sagen. Drei Damen und ein Frauenliebender Gott. Sehr passend.“ Jetzt zeigte er also mal seine »ich reiß jede auf« Seite. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)