The dark side of the sun von Yoa-chan (oder: Ich? Eifersüchtig?! Niemals!) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- "..." - Gesprochenes '...' - (meistens) Gedachtes '1998, 1999, 2000' Zorro legte die Hanteln, die er gestämmt hatte, beiseite. Dann streckte er seine Arme, ließ die Schultern kreisen und lockerte sich, bevor er nach seinen Schwertern griff. Nach dem Streit mit Nami hatte er sich ins Krähennest verzogen und angefangen zu trainieren. Auf diese Weise hatte er seinen Gedanken entfliehen können. Aber jetzt, seit dem Augenblick, wo er die Gewichte aufseite gelegt hatte, kehrten sie mit aller Macht zurück. 'Warum ich? Wieso kann denn nicht einmal, ein gottverdammtes Mal, jemand anderes...!' Seine Hände krallten sich fester als nötig um die Schwerter. 'Schluss!', sagte er sich. 'Hör auf, daran zu denken! Oder besser: Denk an was anderes!' Für einen Moment schloss er die Augen. 'Du wirst jetzt trainieren. Und zwar so lange, bis jemand kommt und dir sagt, dass sie in die Stadt verschwinden. Dann wirst du in die Kombüse gehen, dir so viel Alkohol krallen, wie es geht und dir einfach einen schönen Abend machen.' Er grinste, als ihm die Idee kam, das Bett des Smutjes mit Juckpulver zu füllen. Noch lustiger wäre es allerdings, wenn er den ach-so-geliebten Wein der Augenbraue mit Antibabypillen versehen würde, und Chopper dann bitten würde, den Koch mal gründlich durch zu checken. Der Gedanke an das belämmerte Gesicht des Smutjes, wenn er die Ergebnisse erhalten würde, ließ ihn losprusten. Mit deutlich gehobener Stimmung wollte er nun zur ersten Attacke ansetzten, als es zaghaft an die Falltür des Krähennestes klopfte. --- "Mann, Ruffy! Zum letzten Mal, HÖR MIR ZU ODER ES KNALLT!" Eine Ader pulsierte verdächtig auf Namis Stirn, als sie ihren Flummi von Captain zum vierten (!!) Mal mit dem kläglichen Rest Geduld, den sie noch hatte, davon abhalten musste, sich mit seinen Gummiarmen etwas zu essen aus der Kochecke zu mopsen. "Aber Naaaami!! Ich habe doch Hun...!" Ruffys Jaulen wurde von dem Todesblick der Navigatorin unterbrochen. Und soviel hatte der Gummijunge gelernt, wenn er jetzt noch einen Piep von sich geben würde, könnte er sich für ganze 24 Stunden von jeglichen Fleischgerichten verabschieden. Also beschloss er, artig auf seinem Stuhl sitzen zu bleiben und zuzuhören. Für die nächsten drei Minuten. Selbst Sanji widerstand dem übermächtigen Drang, seinem Nami-Schätzchen ein oder sieben Komplimente zu machen und stattdessen Robin einen Kaffee zu servieren. Den etwas säuerlichen Blick, den der neu hinzugekommene Franky ihm dafür schenkte, nahm der Smutje gar nicht wahr. Lysop hingegen glaubte, die alles andere als freundlichen Augen des Cyborgs wären auf ihn gerichtet und beschloss, besser unter dem Tisch in Deckung zu gehen, bevor noch eine Kanone auf ihn abgefeuert wurde. In diesem Moment öffnete sich die Tür der Kombüse und Chopper kam herein. Augenblicklich richteten sich fast alle Augen auf den Schiffsarzt. "Ich habe mit ihm gesprochen, aber - Äh, Lysop, was machst du da?" Mit großen Augen starrte Chopper zu seinem Freund, der sich unter dem Tisch zusammen gekauert hatte. "Ich, ähm..." Lysop schluckte, als sich nun die gesamte Aufmerksamkeit auf ihn richtete. Ängstlich blickte er zu Franky und entschied, in seinem Versteck zu bleiben. Vorerst. "I-Ich suche meinen Stift, Chopper! Meinen Stift! Er ist mir runter gefallen!", stammelte er und tastete blindlings drauf los. "Okay. Also, was ich eigentlich sagen wollte..." Choppers Miene wurde traurig. Sogar ein paar Tränen begannen sich in seinen Augenwinkeln zu sammeln. "Was denn, Doktor-san? Was hat Kenshi-san gesagt?", fragte Robin mit sanfter Stimme. "Er... E-Er!" Chopper brach in Tränen aus. Doch noch ehe die Anderen ihrem Crewmitglied einen besorgten Blick zu werfen konnten, kniete die Archäologin schon neben dem Kleinen und strich ihm behutsam über den Rücken. "Was hat er gesagt?", fragte sie nochmals und lächelte Chopper aufmunternd zu. Chopper holte einmal tief Luft. "Er will nicht! Er hat gesagt, ich soll mir keine Sorgen machen und verschwinden!" Wieder schluchtze er los. "Das hat Zorro gesagt?", fragte Ruffy ernst. "JAAHA!!" Choppers Jammern erreichte seinen lautstarken Höhepunkt. Ohne auf die Tränen und die laufende Nase des kleinen Schiffarztes zu achten, nahm Robin ihn hoch und setzte sich wieder auf ihren alten Platz. "Das hast du ganz toll gemacht Chopper! Nicht wahr?", sagte sie bestimmt und sah bedeutungsvoll zu ihren Freunden. Die Anderen beeilten sich, es Robin nachzutun und überschütteten den Kleinen nur so mit Lob und Bewunderung und noch mehr Lob. "Ooh, hört auf, ihr Idioten! Das macht mich gar nicht glücklich, ganz und gar nicht!", beteuerte Chopper, obwohl sein rot glühendes Gesicht und sein breites Lächeln etwas anderes verrieten. "Ah, hast du deinen Stift gefunden, Lysop-bro?", fragte der Cyborg und richtete die Aufmerksamkeit wieder auf die Langnase. Lysop schrumpfte unter Frankys Blick um mindestens zehn Centimeter zusammen. "J-J-Ja, er war in meiner Tasche...", murmelte er in seinen nicht vorhandenen Bart hinein. "Okay,", sagte Nami und klatschte in die Hände. "Jetzt, wo wir alles geklärt haben, würde ich euch gerne das erzählen, was ich über die Insel weiß." "Wir hängen alle an deinen wohlgeformten Brüs- äh, Lippen, Nami-Mäuschen!" Sanji strahlte sie aus herzförmigen Augen an. Die Navigatorin seufzte und verzichtete auf eine Kopfnuss, auch wenn dieser Perversling es allemahl verdient hätte. Doch sie wollte endlich an Land gehen und je früher das passierte, desto besser. "Um ehrlich zu sein, über diese Insel ist nicht viel bekannt. Ich weiß nur, dass sie 'Joyful-Island heißt und dass sie relativ groß ist. Und außerdem soll die Insel wohl kaum Probleme mit der Marine habe, was uns natürlich sehr gelegen kommt. Trotzdem sollten wir niemandem auf die Nase binden, dass wir Piraten sind, klar?" Die anderen nickten. Nami tauschte einen leicht besorgten Blick mit Robin. Es kam höchst selten vor, dass keine der beiden Frauen etwas über eine Insel wussten. Nami als Navigatorin und Robin als Archäologin waren ansonsten ein eingespieltes Team, wenn es um Informationen ging. Dass jetzt keine von beiden etwas genaueres über die Insel wusste, war ungewöhnlich und gleichzeitig besorgniserregend. Energisch schüttelte Nami den Kopf. Selbst wenn etwas passieren sollte, sie hatten immer noch Ruffy und Sanji dabei. Robin und Franky waren auch sehr stark und selbst Lysop, Chopper und sie konnten sich im Notfall verteidigen und die andern beschützen. Also kein Grund zur Sorge. "Gut!", sagte sie fröhlich und erhob sich von ihrem Stuhl. "Dann bin ich dafür, dass wir uns jetzt alle fertig machen und uns in einer Stunde ausgehbereit auf dem Deck treffen!" "Eine Stunde?!?" Ruffy und Lysop fielen fast die Augen aus dem Kopf. So lange wollten, nein, konnten sie doch gar nicht mehr warten! "Habt ihr damit ein Problem?" Namis Stimme klang freundlich, aber in ihren Augen begann es wieder zu lodern. Lysop stieß einen spitzen Schrei aus und war im nächsten Augenblick aus der Kombüse verschwunden. Wenn er zwischen 'in-einer-Stunde-lebend-auf-der-Insel-sein' und 'sofort-aber-auf-mysteriöse-Weise-erwürgt-worden-auf-der-Insel-sein' wählen konnte, dann nahm er lieber die Wartezeit in Kauf. Doch Ruffy wollte keine Stunde mehr warten. Er wollte JETZT, SOFORT auf die Insel!! Wieso verstand Nami das denn nicht? "Du brauchst doch keine ganze Stunde, damit du gut aussiehst, Nami!", sagte er quengelig. Plötzlich war die dämonische Aura, die sich um die Navigatorin aufgebaut hatte, verschwunden. Stattdessen zierte nun ein leichter Rotschimmer ihre Wangen. "Ä-Ähm.", stammelte sie und starrte ihren Captain an, der breit zurück lächelte. "M-Meinst du das wirklich, Ruffy?", fragte Nami mit höherer Stimme als gewöhnlich. "Klar!", sagte er und sein Grinsen wurde, falls das überhaupt noch möglich war, noch eine Spur breiter. Im nächsten Augenblick musste Ruffy sich jedoch ducken, um einem Tritt von Sanji zu entgehen. Mit einer Mischung aus Lachen und überraschtem Aufschreien hetzte der Gummijunge aus der Kombüse, dicht gefolgt von seinem Koch, der ihm wüste Beleidigungen und Drohungen an den Kopf warf. Nami hingegen stand immer noch stock steif an Ort und Stelle. Ihre Wangen glühten und ihr Blick war seltsam leer. Erst das verhaltene Lachen der Archäologin brachte die Navigatorin wieder in die Realität zurück. "D-Das...! A-Also, ich...!", versuchte sie die Röte, die sich mittlerweile auf ihrem ganzen Gesicht ausgebreitet hatte, zu rechtfertigen. "Na, komm schon.", sagte Robin lachend. "Du musst in weniger als einer Stunde gut aussehen!" Im nächsten Augenblick hatte Nami ihre beste Freundin schon am Arm gepackt und sie mit den Worten "Du MUSST mir helfen, Robin!!" aus der Kombüse geschleift. "Was war das denn?", murmelte Franky, der als einziger in der Kombüse zurück geblieben war. Mit einem Schulterzucken stand nun auch er auf und begab sich in seine Kajüte. Schließlich wollte auch er gut aussehen, weil dann vielleicht... möglicherweise... Robin... Er wollte gut aussehen aus... ominösen Gründen. --- Zorro knurrte frustrierd. Jetzt kämpfte er schon seit über einer Stunde mit seinen Schwertern, aber irgendwie wollten seine Katana nicht so, wie er wollte. Klar, für einen Außenstehenden sah das Training fast aus wie ein Tanz, eine einstudierte Choreographie zwischen Mann und Schwertern. Doch Zorro spürte selbst, wie wenig ihm das Training heute brachte. Sein ganzer Körper fühlte sich seltsam schwer an, seine Bewegungen erschienen ihm abgehackt und unvollständig und selbst die einfachsten Übungen wollten ihm heute einfach nicht fehlerfrei gelingen. Entnervt steckte er seine Katana weg und lehnte sich an den dicken Mast, der durch das Krähennest hindurch ging. Er sah hinaus. Gerade begann die Sonne unterzugehen und färbte das scheinbar endlose Blau des Meeres gold, fast schon weiß. Wenn er auf der anderen Seite hinaus geschaut hätte, hätte er auf die Insel geblickt. Aber er wollte dieses verfluchte Stück Land gerade einfach nicht sehen. Es klopfte an die Falltür des Krähennestes. "Ist offen.", brummte er, gerade laut genug, dass derjenige, der draußen war, es hören konnte. Zorro hörte, wie die Falltür mit einem leisen, kaum hörbaren Quietschen geöffnet wurde. Er schloss die Augen und spürte die Präsenz des Anderen. "Was willst du, Ruffy?", fragte er, ohne sich zu seinem Captain umzudrehen. Ruffy lachte leise, als er sich gegen das Holz des Mastes lehnte. "Ich weiß nicht." Eine Weile saßen die Beiden einfach nur da, quasi Rücken an Rücken, der eine blickte in freudiger Erwartung auf die Stadt, der Andere hatte seine Augen geschlossen und den Kopf gesenkt. Schließlich durchbrach Ruffy die Stille. "Ich hab gehört, dass du Choppers Angebot, auf der Sunny zu bleiben, abgelehnt hast.", sagte er, ohne den Blick von der Stadt ab zu wenden. "Ja." Zorro lächelte leise in sich hinein, als er sich an Choppers ungläubigen Kulleraugen-Blick erinnerte, als er dessen Angebot, selbst auf der Sunny zu bleiben, ausgeschlagen hatte. "Warum? Warst du nicht eben noch so wütend, weil du wieder als Aufpasser eingeteilt wurdest? Es ist super, mal rauszukommen und die Welt zu entdecken!" Jetzt sah sein Captain zu ihn herüber. Oder versuchte es zumindest, der Mast war ziemlich breit. Der Schwertkämpfer seufzte leise. "Das mag stimmen, aber... Ich habe einfach keine Lust, mich mit irgendwelchen Einwohnern herum zu ärgern, dann kann ich auch gleich hier bleiben." "Hm.", machte Luffy. Eine Weile blieb es still. Dann... " ... Und... Wie soll ich es sagen..." Zorro hob den Kopf, hielt die Augen jedoch geschlossen. Das Licht der untergehenden Abendsonne ließ seine grünen Haar wie einen geschliffenen Smaragd schimmern. "Ich bleibe lieber hier und gebe auf die Sunny acht, bevor sie noch weiter demoliert oder geklaut wird. Sie ist ja unser Schiff und wir brauchen sie. Wenn sie nicht einwandfrei funktioniert, dann könnten wir ernsthafte Probleme bekommen und das will ich euch nicht zumuten. Besonders Chopper, Lysop und Nami nicht." Er seufzte leise und lächelte sanft. "Irgendwie seit ihr mir alle wohl sehr wichtig geworden, selbst die dämliche Augenbraue." Ruffy dehnte seinen Hals, um seinem besten Freund ins Gesicht sehen zu können. "Verstehe... Du bist wirklich stark geworden, Zorro." Verwirrt öffnete Zorro die Augen und sah Ruffy an. "Wie meinst du das, Ruff?" "Na ja, am Anfang der Strohhutpiraten warst du immer so in dich gekehrt, hast kaum jemanden an dich ran gelassen. Aber die Zeit hat dich verändert, du bist viel offener und auch, hm, reifer geworden, wenn du verstehst, was ich meine." Ruffy grinste und ließ seinen Kopf wieder zurück auf seine Schultern flitschen. "Und was soll das mit Stärke zu tun haben?", fragte der Schwertkämpfer ungeduldig. "Du hast einen starken Willen entwickelt, uns alle zu beschützen." Ruffy lächelte in sich hinein. Zorro drehte seinen Kopf wieder zum Meer, dass sich mittlerweile feuerrot gefärbt hatte, und schloss die Augen. " ... Ich glaub, um so was geht´s bei mir nicht. Wenn ich Mihawk besiegen will, brauche ich keinen Beschützerinstinkt. Der wäre nur lästig." Ruffy lachte und stand auf. "Haha! Es muss dir nicht peinlich sein, dass du uns gern hast und uns beschützen willst." Zorro lächelte still vor sich hin. 'Ich weiß, Ruffy.' Als Ruffy keine Antwort bekam, dehnte er seinen Hals ein zweites Mal und brachte sein Gesicht erst kurz vor dem des Schwertkämpfers zum Stehen. "Okay?" Zorro knurrte genervt und machte eine Handbewegung, als wolle er eine lästige Fliege verscheuchen. "Jaja, und jetzt verdrück dich endlich! Nami brüllt schon zum zweiten Mal! Und langsam nervst du mit deinem sentimentalen Gequatsche!" Ruffy zuckte zusammen. "Aaah!! Nami wartet auf mich! Ich muss weg!" Erst lange nachdem Ruffy, nicht ohne sich den Kopf zu stoßen, aus dem Krähennest verschwunden war, öffnete Zorro wieder seine Augen. 'Was für ein Idiot!', dachte er lächelnd. 'Aber er ist trotzdem der beste Captain, den man sich wünschen kann.' Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)