Flammen der Gerechtigkeit von Sargeras (Jagd durch die Galaxie / Gefangene des Imperiums) ================================================================================ Kapitel 19: Missverständnisse ----------------------------- Der Raum war recht dunkel da die Hauptlichter ausgeschaltet waren, stattdessen erleuchteten Lichtfackeln den Raum. Marik kannte diese Fackeln, sie simulierten die Lichtverhältnisse einer Flamme, jedoch ohne die Luft dabei zu verpesten. Abgesehen vom Licht sah der Raum fast so aus wie Mariks eigener, aber nicht ganz, wie er neugierig bemerkte. Ameldas Tisch zum Beispiel war lediglich einen halben Meter hoch und war nicht mit Stühlen umgeben, stattdessen waren breite Kissen davor ausgebreitet. Noch mehr faszinierte Marik aber Ameldas Gewand, irgendwie hatte er damit gerechnet den Kadeshi wieder im fastbauchfreien Top und der Lederhose zu sehen, stattdessen aber trug er heute eine weiße Jacke, dessen linke Seite bis zur rechten Taille reichte um dort in einem silbernen Streifen abzuschließen. Die Jacke selbst reichte bis zur Hüfte und war sehr figurbetont geschnitten, wäre Amelda eine Frau gewesen, man hätte die Jacke bestimmt für ein Kleid gehalten. Darunter befand sich eine weiße Hose, eng anliegend wie ein Pilotenanzug, jedoch mit silbernen Muster bestickt. „Danke das du gekommen bist, bitte setze dich, ich habe arrangiert das wir unser Abendessen hier zu uns nehmen können.“ Amelda setzte sich zuerst, wobei er sich zunächst auf die Knie begab und seine Kehrseite auf den Fußballen absetzte, Marik ahmte ihn nach und fragte sich sofort wie man solch eine Sitzhaltung nur lange aushalten konnte. Nebenbei: Ameldas Rücken war in der heutige Gewandung genauso sexy war wie im roten Pilotenanzug. Hoffentlich wurde ihm die Lederhose nicht zu eng, insbesondere bei der schummrigen Lichtgestaltung. Schweigend servierte Amelda Marik Tee, der ihn bereits nach dem ersten Schluck mit einem Adrenalinschub versorgte der sich gewaschen hatte, boah war der scharf! Bemüht ihn herunterzuschlucken ohne seine Kehle von innen verätzen zu lassen, konnte er sich jedoch mit folgendem trösten: Amelda fand das offensichtlich sehr witzig. „Ein wenig Stark, ich weiß. Ich habe den Fehler gemacht um einen rituellen Tee zu bitten. Leider wusste ich nicht das alle rituellen Teesorten der Klippensinger die Kehle verbrennen.“ „Macht... nichts... geht schon.“ Marik versuchte die Schärfe allein durch seine Geisteskraft auszuschalten, aber er hatte das Gefühl sein Gesicht glühte wie glühende Kohle. „Du musst vor mir nicht den Starken miemen Marik.“ Amelda schob sich einige Haare aus dem Gesicht, eine Geste die ihn seltsam unsicher erscheinen ließ. Es passte nicht so recht zu Mariks sonstigem Eindruck von Amelda. Marik setzte den Tee erstmal wieder ab und ließ die Tasse wo sie war. Hoffentlich hatte Amelda auch etwas normales zu trinken. „Danke, aber darf ich fragen warum du einen rituellen Tee wolltest? Und wer sind die Klippensinger?“ „Eines nach dem anderen. Zum einen ist König Dartz ein Klippensinger, so nennen sich die Bewohner von Tartessos. Sie sind keine Turaner, wie mir König Dartz versicherte, momentan herrschen sie nur über die Turaner. Frag mich aber bitte nicht wie es dazu kam, oder ob es früher anders herum war, das kann ich nicht sagen. Aber um deine erste Frage zu beantworten... Du hast mir das Leben gerettet und dafür möchte ich mich bei dir bedanken.“ „Und deswegen ein ritueller Tee?“ was bei Amelda für ein Stirnrunzeln sorgte. „Er ist wirklich scheußlich, dennoch finde ich ihn wichtig. Bin ich dadurch seltsam?“ „Nun, ich kenne nicht viele die sich freiwillig die Kehle verätzen.“ Kaum ausgesprochen bereute Marik seine Worte. Amelda sackte seinerseits leicht zusammen und wirkte dadurch seltsam traurig. „Ich verstehe... Verzeih, vielleicht war es doch keine gute Idee. Ich wollte nur nichts falsch machen und habe darüber ganz vergessen das du als Sobani es nicht verstehen kannst.“ Autsch, das tat weh, auch wenn Ameldas Stimme mitfühlend wirkte. Da Marik nicht als dummer Sobani dastehen wollte probierte er den Tee erneut, er war immer noch scheußlich! „Vielleicht... verstehe ich es besser wenn du es mir erklärst.“ Diesesmal schmunzelte Amelda und beugte sich über den Tisch. Marik war sich sicher das Amelda ihm wieder etwas ins Ohr flüstern würde, doch er irrte sich. Die Lippen des Kadeshi legten sich auf die seinen und seine Zunge drang in seine Mundhöhle ein. Sie blieb nicht lange, nur so lange um einmal über Mariks Gegenstück zu lecken, dann zog sich der Kadeshi bereits zurück und lächelte ihn an. Es war nichts besonderes, dennoch schlug Mariks Herz bis zum Hals und seine Fantasie spielte verrückt. „Zu scharf, so wird das Küssen nur zur Qual. Aber nett das du ihn trotzdem getrunken hast. Hier, das ist Mermu-Milch, sie lindert die Schärfe.“ Ein Glas mit entsprechender Milch erschien vor ihm auf den Tisch, Marik war nicht sicher wie, sein Geist schwebte irgendwo in den himmlischen Sphären. Amelda hatte ihn wirklich geküsst! Und das auch noch mit Zunge! „Marik?“ Marik kam wieder zu sich als er Ameldas besorgten Gesichtsausdruck bemerkte. „Stimmt was nicht?“ „Nein, es ist alles bestens... küsst du mich wieder wenn ich noch einen Tee trinke?“ Shit, Marik hatte sich doch eigentlich vorgenommen nicht so direkt zu sein. Aber allein der Gedanke machte seine Hose eng. „Ich habe eigentlich vor dich auch ohne Tee erneut zu küssen. Oder denkst du ich hätte die Begierde in deinem Blick nicht bemerkt? Wann immer wir uns gegenüberstehen entkleidest du mich mit den Augen, vorrausgesetzt du lässt dir überhaupt so viel Zeit.“ Wow, das war auch sehr direkt, insbesondere für einen religiösen Kadeshi. Apropo... „Darfst du mich überhaupt küssen? Ich meine... eure Religion verbietet doch homosexuelle Beziehungen oder nicht?“ Amelda zuckte zurück als Marik dieses Thema ansprach, aber es wirkte nicht wie eine schmerzhafte Erinnerung, viel mehr zeugte Ameldas Mimik von erstaunen. „Wie kommst du darauf? Einige der größten Propheten der Farin Sha teilten das Lager bevorzugt mit Männern. Taelon der Träumer, Kimera der Erleuchtete oder Deleen die Erwachte. Wie kommst du darauf das unsere Religion diese Art von Beziehung verbietet?“ Ameldas erstaunen verwirrte Marik zutiefst. „Na ja, es ist doch dein Verbrechen oder?“ Amelda legte den Kopf schief, zog die Stirn in falten und fing kurz darauf an laut zu lachen. „Ich glaube da hast du etwas falsch verstanden. Es stimmt zwar das ich wegen Homosexualität verurteilt wurde, aber das hat weder damit zu tun das ich sexuell mit meinem Geschlecht verkehre, noch mit der Religion der Farin Sha.“ Okay, jetzt verstand Marik gar nichts mehr! Homosexuallität war doch der sexuelle Kontakt zwischen zwei Homosexuellen! Oder nicht? „Äh... könntest du mir das genauer erklären? Wofür wurdest du denn dann verurteilt wenn eure Religion nichts dagegen hat?“ Bei dieser Frage biss sich Amelda auf die Unterlippe, Marik fühlte sich gleich ein wenig schlecht da er gewiss eine sehr private Sache ansprach, aber seine Neugierde obsiegte und wurde belohnt. „Nun... da du mir das Leben gerettet hast kann ich es dir sagen. Aber schwöre das diese Information diesen Raum nicht verlässt. Ich möchte kein Gerede hinter meinem Rücken.“ „Versprochen, bei der Ehre der Sobani.“ „Gut, ich vermute mal das die extreme Kurzfassung nicht nachvollziehbar ist, daher schweife ich kurz aus damit du es verstehst. Zunächst musst du wissen das ich Atavus war. Das ist...“ „Ein Priester. Die Bezeichnung benutzen auch die Somtaaw.“ „Ja, so kann man es ausdrücken, auch wenn da noch ein paar Unterschiede bestehen. Als zweites musst du wissen das bei uns die Heirat oder die Ehe nicht aus Liebe geschlossen wird, sondern meistens politische oder soziale Gründe den Ausschlag geben. Die geistige,seelische Zuneigung hingegen vollziehen wir mit dem oder der Geliebten.“ „Ihr habt wilde Ehen? Das hätte ich euch ehrlich gesagt nicht zugetraut, cool. Also dient die Heirat zum Beispiel dazu zwei miteinander konkurrierende Kapitäne zu verbünden, oder was ihr eben habt, richtig?“ Amelda nickte bestätigend. Marik war fassungslos, die legendären, religiösen Kadeshi besaßen tatsächlich eine interne Politik. „Korrekt. Allerdings verhindert die Doktrin der Farin Sha das man seinen Nachkommen den Ehepartner vorschreibt. Daher wird in der Regel die Wahl des Partners der Tochter einer Familie überlassen. Allerdings wird diese umfangreich darauf vorbereitet, damit sie weise wählen kann.“ So langsam ahnte Marik worauf es hinaus lief. „Lass mich raten, eine dieser Töchter hat sich für dich entschieden.“ Amelda nickte. „Die Tochter eines Magistrates. Sie kommt aus einem sehr geachteten Haus, dem lediglich die Verbindung zur höheren Geistlichkeit fehlt.“ Der Kadeshi blickte hier betreten auf seine Hände die er auf dem Tisch abgelegt hatte. Marik kannte diese Geste von einer Pilotin seines Geschwaders. „Du wurdest gezwungen?“ Man konnte doch keinen Priester zur Ehe zwingen oder? Die Tatsache das Amelda jedoch eine ganze weile brauchte bis er antwortete sprach Bände. „Nein, man kann niemanden zur Ehe zwingen, aber ich wurde von Ihrer Heiligkeit darum gebeten.“ Was für einen Priester wahrscheinlich gleichbedeutend mit einem Befehl war. Scheißkerle! „Im Nachhinein betrachtet hätte ich ablehnen sollen, leider bemerkte ich viel zu spät das die Frau sich nicht in mich als Person verliebt hatte, sondern in eine Person die sie sich im Geiste zurechtgesponnen hat. Es würde zu weit gehen es ausführlich zu erklären, abgesehen davon ist das zu privat, aber sie wünschte sich eher Prestige und weniger meine Person. Tja und als umfangreich verzogenes Gör verlangte sie den Beischlaf von mir.“ „Moment...“ verstand Marik diese Andeutung jetzt richtig? „Du hast keinen hoch bekommen?“ Das könnte sich Marik jedenfalls gut vorstellen, über ein ausreichendes Maß an Antipathie täuschte auch kein noch so schöner Körper weg, erst recht nicht wenn man andere Aspekte eines Körpers anziehend fand. „Korrekt. Dafür Schäme ich mich nicht, bei Ihrem Verhalten schafft es höchstens ein Masochist seine Männlichkeit davon zu überzeugen etwas mit Ihr anzufangen. Da nach einigen Wochen klar war das ich keine Nachkommen mit Ihr zeugen kann, wäre das diskrete Vorgehen gewesen unsere Ehe zu anulieren.“ „Aber das wollte sie nicht oder?“ „Nein, sie war zutiefst beleidigt und enttäuscht. Also ließ sie mich wegen Homosexualität anklagen und verurteilen.“ „Wie das? Konnte sie dir etwa nachweisen das du statt mit ihr mit ihrem Bruder geschlafen hast?“ „Hmm... vielleicht sollte ich kurz Homosexuallität definieren. Bei uns bedeutet Homosexuallität die Unfähigkeit der Fortpflanzung aus nichtbiologischen Gründen.“ Oh... „Und das reichte um dich verurteilen zu lassen?“ „Mit einem einflussreichen Vater der den Willen seiner Tochter durchdrückt, ja.“ Scheißgesellschaft, aber das wagte Marik nicht laut zu sagen. Aber an Ameldas Stelle wäre Marik fuchsteufelswild geworden wenn man das mit ihm gemacht hatte. Komisch das der Rotschopf dabei so ruhig bleiben konnte. „Das ist hart.“ „Vielleicht, zum Glück sind solche Vorfälle die Ausnahme. Doch um es schlussendlich auf den Punkt zu bringen. Dieses Verbot hat nichts mit unserer Religion zu tun. Es stammt viel eher aus der Notwendigkeit einen breit gefächerten Genpool zu produzieren während man sich selbst pausenlos in Gefahr befindet.“ Das beruhigte Marik irgendwie, denn so musste er nicht befürchten Amelda 'zu beflecken'. „Du siehst also das kein Schaden entsteht, wenn ich mich mit dir einlasse. Man könnte es höchstens missbilligen weil du ein Sobani bist, doch jene beachten nicht die Lehren der Farin Sha, sondern hören nur auf die Erinnerung vergangener Zeit, als unsere Kiiths sich noch auf dem Schlachtfeld gegenüber standen. Doch diese Zeiten sind lange Vergangenheit, eine Vergangenheit die wir hinter uns gelassen haben.“ „Bist du dir sicher das dir das nichts ausmachen wird?“ „In meinem Herzen bin ich immer noch Atavus Marik. Doch genug von den Kadeshi.“ Amelda unterbrach sich hier einen Moment, bevor er mit vorsichtigerer Stimme fortfuhr. „Sag, kannst du mir ein wenig von Hiigara berichten? Wie es dort ist, welche Kiiths sich unser altes Territorium angeeignet haben... alles was dir gerade so einfällt und was nicht gerade in jedem Informationsterminal steht.“ Marik wunderte sich zwar ein wenig über die Frage, aber als umtriebiger Sobani (er nutze seinen Landurlaub stets ausgiebig) erfüllte er gerne den Wunsch von Amelda. Erst recht nachdem, er wahrscheinlich mehr über die internen Angelegenheiten über die Kadeshi erfahren hatte wie jeder andere Hiigaraner. „Mal sehen wo fange ich am besten an? Am besten mit der neuen Hauptstadt. Nach der Bildung der Republik entstand ein Streit über den Standort und um einen erneuten Zwist zu vermeiden, beschloss man einfach eine neue Stadt zu erbauen.“ „Tiir, richtig? Sie befindet sich am Rande der Dalmaska Wüste, wenn ich mich recht entsinne war es stets neutrales Gebiet.“ „Richtig, die einzigen die sich dort herumtrieben waren die Manaan, aber zurück zu Tiir. Es ist das wahre Juwel Hiiragas, vom schimmernden Pfad einmal abgesehen. Mit nur etwas mehr als 200.000 Einwohnern ist Tiir nicht wirklich groß, ich weiß nicht wie es um eure Städte steht, aber zum Vergleich: die Graue Stadt der Sobani hat 3,1 Millionen Bürger. Ich habe selbst eine Wohnung in der Grauen Stadt und eigentlich ist sie auch wunderschön, aber in Tiir herrscht eine ganz andere Atmosphäre. Ich weiß gar nicht wie ich das erklären soll...“ Marik unterbrach sich kurz um nachzudenken, seine Zunge eilte ihm irgendwie voraus, da wollte er sich nicht verhaspeln. „In der Grauen Stadt lebt man ein wenig nebeneinander. Man kennt sich, man grüßt sich, aber man bleibt im Kreise seiner Nachbarn oder Bekannten. In Tiir hingegen ist jeder dein Nachbar. Jeden Tag ist Markttag, die Leute treffen sich, man unterhält sich. Wenn ich in der grauen Stadt einkaufen gehe, bin ich in einer Stunde fertig und brauche die ganze Woche nicht mehr vor die Tür zu gehen. In Tiir brauche ich ungleich länger, aber das ist toll! Jeden Tag gibt es andere Marktstände, andere Waren. Die Leute schauen immer was angeboten wird, reden miteinander obwohl sie sich vielleicht kaum kennen. Ich würde dich zu gerne einmal herumführen, auch wenn ich selbst nur ein paar Mal dort war. Leider sind Wohnungen dort nur schwer zu bekommen. Das letzte Mal als ich nachgesehen habe, war ich auf Platz 1203 auf der Warteliste für eine Wohnung. Man hat jedoch kaum eine Chance ohne Vitamin B.“ „Tiir hört sich für mich nicht anders an wie die Gemeinschaft von uns Kadeshi. Obwohl wir natürlich keinen Markt oder dergleichen besitzen.“ „Nein, es ist etwas anderes. In Tiir ist jeder Fremde sofort ein Teil des Ganzen, bis er wieder geht. Jeder Gast ist willkommen“, erklärte Marik, was bei Amelda für hochgezogene Augenbrauen sorgte. Verständlich, immerhin waren die Kadeshi nicht gerade Gastfreundlich. „Und das funktioniert?“ fragte Amelda erstaunt, wobei seine 'weise' Fassade schlicht verschwand und seine silbergrauen Augen voller Neugierde strahlten. „Ja, es funktioniert und genau das ist ja das erstaunliche...“ leider konnte Marik seinen Satz nicht beenden, da jemand an die Tür klopfte. Amelda schien davon genauso irritiert zu sein wie Marik, es stand doch kein Termin an oder doch? Noch bevor einer der beiden reagieren konnte, öffnete sich die Tür und Bakura schob sich ins Zimmer. „Ich störe euch nur ungerne, aber es gibt Neuigkeiten, die ihr mitkriegen solltet.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)