Sarus Sastre und der Krüstal der Ehwigkeyt von Pego ================================================================================ Kapitel 5: Die Aufgabe des Krüstalls ------------------------------------ Na bitte! Sarus Geheimwaffe, die puppyeyes hatten gewirkt. O.k., ein bißchen gemault hatte er auch, dass er ja Ferien habe und noch was anderes sehen wollte, als nur die Bibliothek. War schon verdächtig, wie schnell Leyanne ihm zugestimmt hatte. Wollte sie ihn etwa loswerden? Auf alle Fälle hatte sie sich mit Kenia abgesprochen und kurze Zeit später war Niall dagewesen. Niall war prima! Seine Verwandtschaft mit Kenia konnte er nicht verleugnen. Kurze schwarze Ringellöckchen, milchkaffeefarbene Haut und, als merkwürdiger Kontrast dazu, purpurfarbene Augen. Gemeinsam durchstreiften sie den herbstlich Wald der Insel. Auch wenn sich die Blätter schon rot verfärbt hatten, so hatte Sarus wieder das Gefühl, dass dieser Ort irgendwie nicht richtig von den Jahreszeiten berührt wurde. Ob es hier im Winter Schnee gab? Er mußte Leyanne unbedingt nach dem Namen der Insel fragen, denn Niall wollte (oder durfte) es ihm nicht sagen. Davon abgesehen, war Niall gerade der Richtige, um mit ihm auf Streifzug zu gehen. Er war verwegen genug, um mit Sarus in den Zweigen des großen Weltenbaums zu klettern, aber besonnen genug, um den Wolfling daran zu hindern, im Großen Fluss, der die Insel durchquerte, ein kurzes Bad zu nehmen. Die Fluss-Sylphen sahen das nicht so gerne und man wußte nie, wie sie reagieren würden. Am Ende wurde Sarus noch in einen Seehund verwandelt, also das mußte ja nicht sein. Sarus fühlte sich wohl mit Niall. Es kam ihm so vor, als ob er ihn schon ewig kennen würde. Niall ging es ähnlich. Er war überrascht, was für ein freundliches Wesen Sarus war. Niall hatte noch nicht viele Wolflinge kennengelernt. Genaugenommen war Sarus der erste. Zuerst hatte er sich auch nur um Sarus gekümmert, weil Leyanne ihn darum gebeten hatte. Ganz im Geheimen schwärmte er ein bißchen für sie. "Oooch," meinte Sarus, als Niall ihm dies anvertraute, "Leyanne ist schon o.k. aber Ayden, also der ist einfach saaaagenhaft." "Kann schon sein," erwiderte Niall. "Aber Ayden ist ja bloß Lehrer. Leyanne ist schließlich erster Schwertkämpfer und Wächter." Verwundert blickte Sarus den anderen Jungen an. Trotz seiner dunklen Hautfarbe sah man, dass seine Ohren rosa angelaufen waren, als er seine Angebetete verteidigte. Das mit dem Schwertkämpfen hatte er ja schon gewußt, aber .... "Ein Wächter?" wollte er neugierig wissen. "Von was denn?" Niall schaute ihn verdutzt an. "Na vom DEM Schwert natürlich!" erklärte er ungeduldig. Aber Sarus schaute so ratlos drein, dass sich Niall zu ihm hinüber beugte und ihm den Namen eines seeeeeehr berühmten mystischen Schwertes ins Ohr flüsterte, von dem die Legende sagt, das es sich auf Avalon befinden soll. Sarus bekam große runde Augen und sein Mund formte ein lautloses "Oh". Leyanne, die keine Ahnung davon hatte, dass sie auf Sarus persönlicher Wertschätzungsskala ein paar Punkte nach oben gerutscht war, saß alleine in der Bibliothek und ordnete ihre Notizen über den Krüstal. Es war gut, dass Sarus ihr einen Grund geliefert hatte, ihn wegzuschicken, denn das, was sie herausgefunden hatte, war nicht für seine Augen bestimmt. Sie war sich ja nicht mal sicher, ob sie das alles Chrysler erzählen konnte. Mit seinem unbekümmerten Leichtsinn würde er die Gefahr, die vom Krüstal ausging, glatt übersehen. Erschöpft legte Leyanne den Kopf auf die Unterarme und preßte die Stirn gegen die kühle Schreibtischplatte. Vor ihr schimmerte das Dunkle Buch. Sein dunkler Einband wurde von der Dunkelheit, die die Bibliothek ergriff, fast verschluckt, aber Leyanne wußte, es war da. Oh, sie wußte auch, dass das Buch an sich nicht das Böse war, aber sein Inhalt machte es dazu und sie war froh, dass Kenia es bald wieder an seinen sicheren Platz zurückbrachte. Mit einem Ruck setzte sich Leyanne wieder auf. Nein! Die Namen, die in diesem Buch standen, durften nicht in Vergessenheit geraten und gerade dieses Buch war sehr hilfreich auf der Suche nach dem Krüstal gewesen. Nicht die Dinge sind böse, sondern das, was wir aus ihnen machen. Der Krüstal war das beste Beispiel dafür. Sie schaute auf den Bogen Papier vor sich und auf die beiden Namen, die dort standen. HORATIO GRAFTON ERNEST FRANZ KAPPSTADT Horatio Grafton war das beste Beispiel dafür, warum nichtmagische Wesen sich zu Recht vor magischen Wesen fürchteten. Er war der Prototyp des hochmütigen Zauberers in wallendem Umhang, der verächtlich auf das "primitive" Bauernvolk seiner Umgebung herabsah. Selbst minderwertig magisch begabt, eher ein Alchimist denn ein Magier, war er schon von Kindheit an extrem neidisch auf all die, deren Zauberkräfte besser entwickelt waren als seine eigenen. Mehr magische Energie zu erlangen, wurde zu einer fixen Idee, die schließlich sein ganzes Dasein beherrschte. Die einzige Möglichkeit, so schien ihm, war, sie anderen, besser Ausgerüsteten zu nehmen. Da dies nicht freiwillig von sich gehen würde, schuf Grafton mit Hilfe der Alchimie einen Kristall, der in der Lage war, magische Energie anzuziehen und zu speichern. Und so entstand der Krüstal der Ehwigkeyt Ein Stein von unsagbarer Schönheit und furchtbarer Macht. Er entzog Elfen, Feen und Zauberern ihre Lebensenergie und speicherte sie. Und Grafton, der Schöpfer des Krüstals wollte diese Macht für sich nutzen und einsetzten. Er sah sich schon am Ziel. Er, der mächtigste Magier aller Zeiten, der Meister von magischen und nichtmagischen Wesen. Beherrscher der Welt. Ja, er sah sich bereits am Ziel seiner Träume. Und doch, es kam anders. Der Krüstal entzog sich seinem Zugriff. Oh, nicht, dass er ihn verriet! Oh nein! Der Stein handelte nur instinktiv. Er tat dass, wofür er geschaffen wurde und er machte keine Unterschiede. Und so war einer der ersten, dessen Kräfte auf "Ehwig" im Krüstal eingefroren wurden, Horatio Grafton selbst. Selbst seine minimalen Kräfte sicherte sich der Krüstal und Horatio Grafton verschwand spurlos. Viele Geschichten und Märchen rankten sich um die verlassene Alchimiewerkstatt, denn so mancher, der sich hineinwagte, ward nie mehr gesehen. Ein magisches Wesen ohne seine magische Energie wird nicht einfach zu einem normalen Menschen, nein, es schwindet, wird unsichtbar und löst sich schließlich auf. So war es Grafton ergangen und alle, die nach ihm kamen. Nach einiger Zeit verschloss man Graftons Werkstatt und keiner wagte sich mehr in die Nähe des Gebäudes. Und der Krüstal, der doch nicht wußte, was er tat, tat ein Übriges. Er verströmte eine Aura des Unbehagens, welche schließlich das ganz Dorf erfasste. Die Bewohner verließen ihre Häuser und Hütten und zogen einer nach dem anderen, fort bis am Ende das ganze Dorf einsam und verlassen dalag. Es dauerte nicht lange, und der Wald holte sich zurück, was man ihm einst mühsam abgerungen hatte. Sträucher, Farne und Moose breiteten sich auf Mauern und Dächern aus und bald hätte ein Fremder, der zufällig des Weges gekommen wäre, nicht einmal bemerkt, dass er sich in einem ehemaligen Dorf befunden hätte. Aber es kam kein Fremder des Weges, das Dorf wurde vergessen, nur in Märchen und Legenden erzählte man manchmal vom verwunschenen Dorf. Nur der Krüstal, der wurde in keiner Legende erwähnt. Denn all die, die von ihm hätten erzählen können, waren von ihm vernichtet worden. Leyanne starrte immer noch auf das Papier mit den beiden Namen. Ausgerechnet Kappstadt! Ausgerechnet dem zerstreuten, schusseligen Botaniker war es gelungen, den Krüstal zu bannen. Er war es gewesen, der ihn in der Salurischen Universität in Sicherheit gebracht hatte. Und wenn Leyanne nicht total daneben lag, dann war eben dieser Krüstal, der jetzt in der Universität sein Unwesen trieb. Nur dass er die, die ihm zu Nahe kamen, nur einschläferte und ihnen nicht die Energie raubte. Noch nicht! "Leyanne?" Kenia trat aus dem Dunkel. Sie sah sehr besorgt aus. "Ayden hat eine Nachricht geschickt. Es hat schon wieder jemanden erwischt. Diesmal ist es ein Schüler!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)