Vanitas - the lost life von abgemeldet (the Emptiness you left behind in me) ================================================================================ Kapitel 5: one step closer -------------------------- Kaoru‘s POV: Mittlerweile sind es drei Monate her seit sich DIE das Leben genommen und Kyo uns endlich gegenüber die komplette Wahrheit gesagt hat. Wenn ich ehrlich sein muss, dann habe ich immer noch zu knabbern daran. Wie konnte mir jahrelang diese Tatsache einfach untergehen? Wie konnte ich bitte übersehen, welches starke unzertrennbare Band die beiden in Wahrheit so lange verband? Ein leichter Seufzer huscht über meine Lippen. Irgendwie bin ich in der letzten Zeit recht nachdenklich geworden und auch was die Arbeit betrifft nehme ich mich nun mehr zurück. Nach seiner Beerdigung sind wir wie Blütenblätter im Wind verstreut: Kyo & Shinya leben immer noch in Osaka und Toshiya ist zurück nach Nagano gegangen. Mich hat es ja schon vor Daisukes tödlichen Sturz zurück in die Präfektur getrieben in der ich geboren wurde. Somit ist die einst so starke Bande unter uns fünf nun komplett gesplittert und ich frage mich ehrlich was der Hauptauslöser dafür ist. Was genau ist nun wirklich dafür verantwortlich, wo wir wieder in jenen Status verfallen sind bevor uns die Musik erfolgreich zusammen führte? Es interessiert mich sehr, denn so kann ich vielleicht sogar mich selbst etwas besser verstehen, wenn ich in der Lage bin die passende Antwort dazu zu finden. Am Balkon angelehnt puste ich den blauen Dunst in Richtung Horizont und habe meinen Blick auf die grauen Wolken gerichtet. Wenn mich mein Gespür jetzt nicht enttäuscht, dann würde ich glatt auf Regen tippen. In Ruhe meine Kippe ausrauchend schließe ich kurz meine Augen, dabei habe ich wieder diese zerbrechliche Seite an Toshiya vor mir. Wieso mache ich mir ausgerechnet um ihn mehr Sorgen als um Kyo? Warum habe ich auf einmal diese Angst tief in mir, dass er sich ebenfalls etwas antun könnte? Wieso habe ich auf einmal diese Angst in mir, dass ich ihn genau so verlieren könnte wie zuvor DIE? Den Rest meiner Kippe über den Balkon schnippend gehe ich wieder hinein, schließe die Tür zum Balkon und gehe gerade in Richtung Küche um mir einen Tee zu machen als es an der Eingangstür läutet. Da ich ehrlich gesagt nicht mit Besuch gerechnet habe bin ich sichtlich überrascht Toshiya vor meiner Tür zu sehen. Kurzerhand bitte ich ihn herein, kehre in die Küche zurück um einen weiteren Tee aufzusetzen und kaum hat er ebenfalls die Küche erreicht hört man schon schwere Tropfen gegen das Glas prasseln. „Was verschlägt dich nach Kobe?“ „Dieser Brief hier“ bringt er nun hervor, reicht mir ein Kuvert und ich hebe fragend eine Augenbraue hoch, denn er ist an uns beide gleichzeitig adressiert. Kurzerhand öffne ich vor seinen Augen das Kuvert und darin liegt ein mehrseitiger Brief, der in Daisukes Handschrift verfasst ist. Gemeinsam mit Toshiya lehne ich mich bei der Küchenfront an, damit wir diesen in Ruhe durchlesen können und ich bin ehrlich gesagt überrascht von wann dieser Brief stammt. „Wieso taucht ein Brief von ihm aus 2008 erst jetzt auf?“ „Das würde mich auch brennend interessieren“ antworte ich ihm darauf, wobei wir weiter den Brief verfolgen und mir wird da gerade etwas bewusst. Ungefähr in diesem Zeitraum wo dieser Brief verfasst wurde habe ich mich mit DIE wieder problemlos verstanden. Wir haben gelacht, viel an Unsinn mit den Andern gebaut und wir konnten wieder klaglos über belanglose Dinge reden. Nun müsste ich nur noch wissen, was in dieser Zeit genau vorgefallen sein konnte, dass er paar Jahre später zuerst einen schweren Unfall hat den er knapp überlebt und wiederum ein paar Jahre später sich dazu entscheidet aus dieser Welt zu scheiden. „Denkst du Kyo hat ihn dir zukommen lassen?“ kommt mir nun die Frage über die Lippen als das Wasser endlich kocht und ich Toshiya direkt in die Augen schaue. „Möglich wäre es, doch wieso erst jetzt, wenn es wirklich Kyo war?“ kommt nachdenklich aus ihm hervor, während ich den Tee für uns beide herrichte und in diesem Punkt muss ich ihm zustimmen. Wer außer unseren Freunden Kyo & Shinya könnte noch die Interesse haben uns nach so langer Zeit diesen Brief von DIE zukommen zu lassen? ************ Toshiya‘s POV: Nach Daisukes Begräbnis habe ich die Wohnung aufgelassen und bin nach Nagano zurück gegangen. Ehrlich gesagt würde ich es nicht in der Wohnung auf Dauer aushalten, wo ich mit ihm soviel Zeit verbracht habe. Ich fahre nach Kobe nur aus dem Grund, da auf einmal ein Brief an Kaoru und an mich gleichzeitig adressiert in meinem Postfach in Osaka aufgetaucht ist. Es macht mich wirklich stutzig. Wer in aller Welt sollte einen Brief an uns beide richten und diesen dann in meinem Postfach hinterlegen lassen? Hoffentlich kann mir da Kaoru weiter helfen. Nebenbei sollte ich erwähnen, dass wir alle uns nach dem Begräbnis verstreut und seit dem kaum was von den Anderen gehört haben. Selbst zu Shinya ist der Kontakt zwischen mir und ihm fast eingefroren. An was das wohl liegen mag? Früher waren wir in der Anfangszeit von Dir en Grey auch etwas auf Abstand gewesen was eher daran lag, dass ich der Neuling in der Band war. Wieso haben wir uns plötzlich so rasch aus den Augen verloren, nachdem wir endlich die Wahrheit über Kyo & Daisuke erfahren haben? Dafür suche ich nach der brauchbaren Antwort. Zu meinen Glück ist Kaoru zuhause als ich bei seiner Wohnung ankomme und er wirkt sichtlich überrascht mich zu sehen. Klar, nach drei Monaten ohne mich bei ihm zu melden auf einmal vor der Tür zu stehen, da ist es kein Wunder wieso er so auf mein Erscheinen reagiert. Dankend nicke ich nur als er mich herein bittet, schlüpfe aus Schuhen & Jacke und kaum das ich im Inneren bin beginnt es draußen heftig zu regnen. Als er mich fragt, wieso ich hier bin reiche ich ihm das Kuvert, welches er gleich einmal öffnet und da ich über seine Schulter mitlese fällt mir erst jetzt Daisukes Handschrift auf. Gefangen in einen nie enden wollenden Traum, habe ich ausgerechnet jenen Leuten in meinem Umfeld zu schaden begonnen, die ich als wertvolle Freunde ansehe. Das was ihr von mir tagtäglich zu sehen bekommt ist nicht mal ansatzweise mein wahres Ich. Denn tief in meinem Inneren bin ich verrottet. Tief in meiner Seele herrscht nur Finsternis, die sofort auf jene übergreift denen ich zu nahe komme. Ich bin es nicht wert weiterhin unter euch als Freund zu weilen, da alles was ich tue nur den Bach hinab geht. Aus reiner Neugier und auch aus Laune heraus bin ich damals auf dich eingegangen, Toshiya. Nur um zu sehen was es für einen Unterschied ausmacht, von Kaoru oder auch von dir geliebt zu werden. Ich tat das alles aus reinem Kalkül heraus, da ich mir etwas erhoffte, was am Ende doch nicht eintraf. Seid ruhig ehrlich, ich bin in meinem Tun ein wahrer Narr. Einer Illusion verfolgend nutze ich unverschämt jene Gefühle aus, die mir im Grunde genommen nicht zustehen. Nur mit meiner Anwesenheit bringe ich Welten in eine unausweichliche Kollision. Ich habe es nie ausgesprochen was ich wirklich empfinde und doch fürchte ich mich vor diesen Worten. Ich habe Angst. Angst davor, denjenigen zu verlieren der tief in meinem Herzen ruht. Ich habe auch Angst davor, dass ich eines Tages dich, Kaoru in etwas umwandle, was ich mir nie verzeihen kann. Daher habe ich nur diese eine Bitte an euch: gebt mich bitte endlich frei. Bitte verzeiht mir all die Fehler, die ich begangen habe. Behaltet mich einfach nur als gute Erinnerung tief in euren Herzen und gewährt mir bitte jene Flügel, die ich so dringend brauche. Ich kann nicht weiter zusehen, wie vor allem Kaoru weiter an seiner einseitigen Liebe zu mir kaputt geht. Ich kann auch nicht zusehen, wie du dir immer mehr etwas durch mich erhoffst, Toshiya, dass ich nie in der Lage bin dir gegenüber zu erfüllen. Gefangen in einem nie enden wollenden Traum, habe ich ausgerechnet jene Herzen in tiefste Verzweiflung gestürzt, die meinen wertvollen Freunden gehören. Das was ihr andauernd von mir zu sehen bekommt ist nicht mein wahres Ich. Denn tief in meinem Inneren bin ich verdorben. Tief in meiner Seele herrscht nur Leere, die nie vollständig gefüllt werden kann, auch wenn ich eure Nähe zu sehr in Anspruch nehme. Ohne groß die Konsequenzen zu bedenken habe ich dir tief im Inneren schwere Wunden zugefügt, Kaoru. Nur weil ich dich dafür verantwortlich gemacht habe, wofür du eigentlich nichts kannst. Ich tat es nur, weil ich mir erhoffte, endlich bemerkt zu werden und trotzdem blieb ich weiterhin ungesehen. Seid ehrlich, ich bin ein Monster, nicht wahr? Ein kaltherziges, häßliches Monster. Einer Illusion verfolgend nutze ich unverschämt jene Gefühle aus, die mir im Grunde genommen nicht einmal ansatzweise zustehen. Ich treibe mit meiner Anwesenheit meine einzigen Freunde verstärkt in einen gewaltigen Strudel aus Verzweiflung, Schmerz, Hass, Eifersucht und Leid. Ich habe es nie ausgesprochen was ich wirklich empfinde und doch fürchte ich mich vor diesen Worten. Ich habe Angst. Angst davor, denjenigen zu verlieren der tief in meinem Herzen ruht. Ich habe auch Angst davor, dass ich eines Tages dich, Toshiya in etwas umwandle, was ich mir nie verzeihen kann. Daher nur diese eine Bitte an euch beide: behaltet nur jene Seite an mir in euren Erinnerungen, die euch positiv gesinnt war. Bitte gebt mir die Flügel, nach denen ich mich so sehr sehne. Ich möchte aus dieser vermaledeiten Welt entfliehen können. Ich will niemanden mehr in diesen zähen Sumpf mit hinein ziehen indem ich seit Jahren zu sehr fest stecke. Ich will euch nicht länger zur Last fallen, daher bitte ich euch darum mich endlich frei zu geben. Ich bitte euch, Kaoru und auch Toshiya, gebt mir die Flügel der Hoffnung mit denen ich eines Tages von innen heraus erstrahlen kann. Denn die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt und somit baue ich darauf, eines Tages doch noch jenem Licht entgegen treten zu können, nachdem ich mich so sehr sehne Allein das Datum an dem er verfasst wurde macht uns beide stutzig. Wieso in aller Welt taucht dieser Brief erst jetzt auf? Wenn Daisuke ihn geschrieben hat, warum erhalten wir ihn erst jetzt? Wer steckt dahinter, dass dieser Brief jahrelang im Verborgenen gehalten wurde und erst jetzt ans Tageslicht gelangt? Fragen über Fragen die mir gerade durch den Kopf schwirren und ich sehe Kaoru direkt an. In dem Punkt ist er genauso ratlos wie ich es gerade bin und ein leises Seufzen entkommt mir. Auf die Schnelle fallen mir nur zwei Personen ein, die dafür verantwortlich sein könnten, doch was wenn weder Kyo noch Shinya damit zu tun haben? Dankend nehme ich den Tee an den Kaoru mir gemacht hat, setze mich nun mit ihm an den Küchentisch und blicke recht nachdenklich auf den mehrseitigen Brief. „Gehen wir vorerst einmal aus, es war Kyo“ „Was für Gründe sollte er haben, diesen Brief so lange zu verstecken und ihn erst jetzt uns zukommen zu lassen?“ „Und wenn es eine Bitte von DIE gewesen war?“ „Hmm.... diese Perspektive sollten wir auch in Betracht ziehen“ bringe ich nun nachdenklich hervor, richte meinen Blick nun auf Kaoru, habe beide Hände um die Tasse ruhend und ich lasse mir gerade durch den Kopf gehen, ob daran etwas Wahres sein könnte. Angenommen Kyo hat wirklich diesen Brief von Daisuke so lange bei sich aufbewahrt; hat er sich nun endlich dazu durchgerungen diesen uns beiden zukommen zu lassen, nachdem er uns endlich reinen Wein eingeschenkt hat was seine Bande zu Daisuke betrifft? Möglich wäre es alle Mal bei ihm, wobei wenn ich ehrlich bin traue ich das Shinya nicht zu, also bleibt nur Kyo als mögliche Variante übrig. Den Brief in meine Hand nehmend lese ich ihn mir erneut durch und ein leises Seufzen entkommt meinen Lippen. Er hat schon damals versucht uns die Wahrheit zu sagen. In diesem Brief hat er eindeutig das aufnotiert, das er sich wohl nie getraut hätte einem von uns direkt ins Gesicht zu sagen. Außerdem ist da auch eine leise Warnung an mich darin versteckt, doch wieso taucht dieser Brief wirklich erst Jahre später als gedacht auf? Wer in aller Welt sollte darin einen Nutzen gezogen haben um uns zu schaden? Auf einmal sagt mir mein Bauchgefühl etwas ganz anderes. Nicht Kyo hat uns diesen Brief von Daisuke zukommen lassen, sondern jemand aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit den ich nicht kenne. Doch wer konnte das sein und was erhofft er sich dadurch zu erreichen? *********** Die Hanami bricht bald an, doch ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich sie mir heuer zu Gemüte führen soll. Früher bin ich immer nur mit DIE und Shinya hingegangen. Dann als wir innerhalb der Band Dir en Grey waren sind auch noch Kaoru & Toshiya oft mit uns mitgekommen. Allein mit Shinya zur Hanami gehen ist auch nicht wirklich das Wahre. Selbst wenn ich sie alle dazu zusammen trommeln könnte, es würde immer noch jemand fehlen um mit uns zur Hanami zu gehen. Drei Dinge, die ich auswendig weiß, welche dieser charmante Baka so geliebt hat: Schnee, gutes Essen und die Hanami. Ein leises Seufzen huscht mir dabei über die Lippen. Seit er nicht mehr in dieser Welt verweilt scheint selbst der einfachste Handgriff für mich eine wahre Herausforderung zu sein. Ich denke verstärkt an den Tag zurück, an dem wir uns zum ersten Mal begegnet sind. Daran, wie wir uns einen Schritt näher kamen. Daran, wie ich ihn aufgrund meiner Blindheit abgeschoben habe. Außerdem habe ich seit seinem Begräbnis verstärkt das Gefühl seine Anwesenheit stets um mich zu fühlen. Fast so als wäre noch ein Teil von ihm hier in dieser Welt verblieben. Als wolle er sich versichern, dass es mir gut geht. Baka, wie soll es mir denn schon gehen, wenn du mich einfach so zurücklässt? Mit einem tiefen Seufzen lasse ich mich mehr in mein Sofa versinken, schließe kurz meine Augen und für einen kurzen Augenblick ist mir als würde rund um mich die Zimmertemperatur rapide sinken. Mein gesamter Körper erschaudert und ich blicke mich irritiert im Raum um, da ich das Gefühl habe jemand hat mich eben an der Wange berührt. Nein, wahrscheinlich bilde ich es mir gerade ein, doch warum ist es plötzlich so saukalt im Raum? Am besten ich werd mal bei Gelegenheit Shinya deswegen fragen. Sowas wie Geister gibt es ja nur in Filmen und in den Köpfen der Leute. Doch was mache ich nun wirklich, wenn hier wirklich einer existiert? Leicht muss ich nun schlucken. Auf die Schnelle fällt mir nur einer ein, der mich hier heimsuchen könnte und ich schüttle deswegen rasch den Kopf. ,Das ist nur reiner Wunschgedanke, Tooru‘ sage ich nun selbst zu mir, stehe nun vom Sofa auf, schnappe mir einen Pulli den ich mir nun anziehe, gehe in die Küche um mir einen Tee zu machen und ich blicke doch recht fragend auf das Stück Papier, dass am Küchentisch liegt. Ich weiß ganz genau nichts hier liegen gelassen zu haben. Nebenbei hat nur Shinya einen weiteren Schlüssel für meine Wohnung. Also wie kommt dieser Zettel bitte auf meinen Küchentisch? Skeptisch wie ich gerade bin nehme ich ihn in die Hand und augenblicklich verschlägt es mir die Sprache, da ich diese Schrift auswendig kenne. Ich würde sie selbst am Mars oder sogar am Südpol wieder erkennen. Tooru, ai shiteru Leicht schluckend starre ich diese Worte an, dabei ist mir gerade wirklich mulmig zu Mute. Es ist eindeutig seine Handschrift, doch wie kommt bitte diese Nachricht an mich in meine Küche? Diese Worte, es sind jene die er mir gegenüber zuletzt sagte bevor er sprang. Ich starre weiter den Zettel in meiner Hand an, wobei mir ein paar Tränen herab rinnen und erneut habe ich das Gefühl es wird eindeutig kälter um mich herum. Ich erschaudere als ich deutlich fühlen kann wie mich jemand berührt, nur kann ich niemanden sehen und erst da scheine ich langsam zu begreifen, dass ich nicht ganz alleine bin. „Daisuke“ wispere ich nun, schließe ich meine Augen, lasse meinen Tränen freien Lauf und erneut ist dieser Kälteschub im Raum zu verspüren. Soll ich mich etwa darüber freuen, bis ans Ende meiner Tage vom Geist jenen Mannes heimgesucht zu werden, den ich wirklich geliebt habe? Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie ich auf diese Situation reagieren soll. Nebenbei bin ich mir zurecht unsicher, wer mir bitte diese Geschichte abkauft, dass ich weiterhin seine Anwesenheit fühlen kann. Doch wieso gerade mich und nicht Kaoru oder Toshiya? Warum sucht er ausgerechnet mich heim und nicht einen der beiden? Kurz beiße ich mir auf die Lippen, mache mir nun einen Tee, schlinge beide Hände um die Tasse, setze mich zum Tisch und blicke nachdenklich in Richtung Fenster. Was, wenn es nur reine Wunschgedanken sind? Was, wenn ich mir all das nur einbilde? Ich muss definitiv auf andere Gedanken kommen, daher entscheide ich mich kurzerhand dazu Shinya später anzurufen um ihn wegen der Hanami zu fragen. Ich brauche sichtlich Ablenkung. Man wirds mir schon nicht verüblen, dass ich mich mit meinen Freunden treffe. Obendrein höre ich seit Daisukes Begräbnis nur ab & an etwas von Shinya, von Kaoru oder von Toshiya habe ich seitdem nichts mehr gehört oder gesehen. Leise seufze ich auf, trinke in Ruhe meinem Tee und blicke erneut auf den Zettel auf meinem Küchentisch liegend. ************ Kaoru‘s POV: Da der Regen sichtlich stärker geworden ist und ich einfach nicht riskieren will, dass sich Toshiya eventuell eine Erkältung bei diesem Wetter einfängt lasse ich ihn über Nacht bleiben. Meine Gedanken drehen sich um die Worte im Brief. Wenigstens auf Papier ist er mit seinen Worten uns beiden gegenüber ehrlich. Auch wenn er grob umschreibt um wen es sich handelt, so ahne ich tief in meinem Inneren, dass nur Kyo gemeint sein kann. Ich kann ihm glauben, dass es wirklich nie seine Absicht war uns in irgendeiner Weise zu verletzen oder zu hintergehen. DIE gab uns schon damals gewisse Warnsignale, die sogar ich gekonnt übersehen habe. Nachdenklich wie ich bin starre ich hinaus, beobachte wie der Regen gegen die Scheiben trommelt und seufze leise auf. Warum nur habe ich mich Hals über Kopf in ihn verliebt? Allein darauf werde ich keine brauchbare Antwort mehr finden. Doch wenn ich mir diese Frage nun selbst beantworten müsste, dann lag es mit großer Wahrscheinlichkeit an seiner recht charmanten Art, dass ich ihm verfallen bin. Daher kann ich im Grunde genommen auch verstehen, wie es Toshiya beim ersten Treffen mit DIE ergangen sein mag. Ja, DIE hatte eine gewisse Art an sich die einem sofort an ihn bannte. Allein sein Lächeln, seine offene Weise auf einen zuzugehen. Jeder der ihn so zu Gesicht bekam erlag recht schnell seinem Charme. Kein Wunder also, wieso er vor allem bei den weiblichen Fans so beliebt war. „An was denkst du gerade?“ „An unsere Grinsekatze und wie sie jeden in den Bann ziehen konnte“ antworte ich nun, schaue zu Toshiya, der beim Sofa angelehnt steht und seinen Blick auf mir ruhen lässt. Bilde ich mir das jetzt ein oder ist er sichtlich dünner geworden in der letzten Zeit? Mit einem Nicken antwortet er mir nur, richtet seinen Blick ebenfalls hinaus in Richtung des Regens und ich kann so unbemerkt ihn genauer in Betracht ziehen. Attraktiv war er schon immer, unser Bassmaster. Doch irgendwie scheint er über all die Jahre doch eine recht intensivere Ausstrahlung an sich gewonnen zu haben. Erst jetzt scheine ich langsam zu verstehen, was DIE so sehr an Toshiya angezogen hat. Da kommt man recht schnell auf andere Gedanken, wobei ich mich gerade zu fragen beginne wie er wohl ohne der gesamten Kleidung aussehen mag? Rasch schüttle ich meinen Kopf, ich darf jetzt nicht anfangen so zu denken. Ich kann wenigstens froh sein noch mit ihm befreundet zu sein nach all dem was zwischen uns beiden vorgefallen ist. „Kao?“ „Hmm?“ „Wie hat er sich das bitte vorgestellt? Ich meine, wenn er für Kyo und mich gleichzeitig aufrichtige Gefühle in sich trug“ „Das kann ich dir leider nicht beantworten, Toshiya“ bringe ich ehrlich hervor, habe mich ihm nun zugewandt, schaue ihm tief in die rehbraunen Augen und ich verstehe auch wieso er sich diese Frage gerade stellt. Auf die Dauer hätte es mit Sicherheit nicht funktioniert eine Beziehung mit beiden gleichzeitig aufrecht zu erhalten. Lange sehen wir uns an, wobei uns eine doch recht unheimliche Stille umhüllt. Ein leises Seufzen verlässt nun seine fein geschwungenen Lippen. Am liebsten würde ich näher auf ihn zugehen und ihn sacht in die Arme schließen, doch irgendetwas in meinem Inneren hält mich davon ab diesen Schritt zu tun. Wieso habe ich ausgerechnet jetzt diese Angst in mir ihn zu berühren? Was genau haltet mich konkret davor ab? Die Tatsache, dass Toshiya ja zuletzt mit DIE zusammen war und ich so gesehen keine Berechtigung habe mich ihm auf einer anderen Ebene zu nähern. „Darf ich dich etwas fragen?“ „Klar, schieß los, Kao“ „Deine Worte von letztens gehen mir nicht mehr durch den Kopf. Woher wusstest du, dass es mir zugesetzt hätte, wenn ich durch ihn erneut so verletzt worden wäre?“ „Eto... ich...schätze mal Bauchgefühl oder sowas in die Richtung“ bringt er nun nuschelnd hervor, wobei ich erst jetzt bemerke, wie er leicht rot geworden rasch seinen Blick senkt und nach passenden Worten für eine Antwort sucht. Ein leichtes Lächeln huscht mir nun über die Lippen. Toshiya kann wirklich niedlich sein, wenn er so verlegen auf einen wirkte. Denn wenn ich wirklich ehrlich sein muss, dann war es immer Toshiya der immer nach mir gesehen hat. Innerhalb der Band hat er stets dafür gesorgt, dass ich nicht eines Tages ein Burnout aufgrund meiner ständigen Arbeitswut erleide. Es war eigentlich nur Toshiya, der immer nach mir geschaut hat und der mich stets daran erinnert hat rechtzeitig Pausen einzulegen. Daher kann ich nicht wirklich verstehen, was ihn ausgerechnet so sehr an DIE gezogen hat. Wieso hat er überhaupt zugelassen verletzt zu werden? Was sah er bitte konkret in ihm, was mir eventuell entgangen sein sollte? Leise seufze ich nun auf und erneut umgibt uns diese Stille, dabei blicke ich ihn leicht fragend an als ich merke wie er zögert seine Hand nach mir auszustrecken. „Du sagtest letztens du wolltest mich unbedingt beschützen, wieso warst du dann mir gegenüber immer so abweisend, Kao?“ stellt er nun leise seine Frage an mich, sieht mich dabei nicht ganz an, legt seine Hände auf seine Brust und allein wie er sie mir stellt lässt mich leicht schlucken. Ahnt er etwas? Meine Gedanken beginnen nun förmlich zu rasen, denn ich erinnere mich noch recht gut an seinen Blick damals in Aomori als ich kurz mit ihm allein im Konferenzraum war. In meiner Sorge um beide habe ich ihn grundlos angefahren. Die Art wie er mich ansah als er seinen temporären Ausstieg in der Band uns gegenüber mitteilte. Generell ist mir in den Jahren aufgefallen, dass er mir gegenüber recht viel über die Augen kommuniziert. „Ich weiß, nicht sonderlich eine brauchbare Erklärung aber wahrscheinlich aus dem Grund, weil ich mir gegenüber nie eingestehen wollte wieviel Kopfzerbrechen du mir verursachst“ bringe ich nun eine Antwort hervor, sehe ihn direkt an und ehrlich gesagt wäre es mir lieber gewesen, er wäre mit Shinya zusammen gekommen als mit DIE. Diese Tatsache hätte ich ja noch in meinem Inneren verkraften können, doch ehrlich gesagt tut es weh zu wissen, dass Toshiya sich möglicherweise mit Absicht auf DIE eingelassen hat. „Du hast recht, eine recht brauchbare Erklärung ist es gerade nicht“ meint er nun darauf, wobei ich nun direkt neben ihm beim Sofa angelehnt bin und in Richtung Zimmerdecke schaue. „Ich denke, du solltest mir langsam aber sicher erklären, auf wen du von uns beiden wirklich eifersüchtig warst“ „Bist du dir da sicher, dass du wissen willst wer genau gemeint war?“ „Ich bin mir da 100 pro sicher“ sagt er nun zu mir, worauf ich leicht aufseufze und doch fühle ich eine gewisse Erleichterung in mir aufsteigen. Nun wenn er schon auf die Wahrheit besteht, dann werde ich sie ihm auch mitteilen. „Du wirst es mir nicht glauben wollen aber ich war nicht auf dich eifersüchtig“ „Nicht auf mich?“ „Ich war es im Grunde genommen nie“ gebe ich ihm gegenüber nun zu, senke dabei leicht meinen Blick und erst da fühle ich wie Toshiya sanft meinen Kopf anhebt um mir direkt in die Augen sehen zu können. „Warte mal, doch nicht auf Daisuke?“ fragt er nun nach, blickt mir lange in die Augen und ich nicke nur als Antwort. „Aber wieso?“ will er nun von mir wissen, dabei kann ich in seinen rehbraunen Iriden klar ablesen wie hin & her gerissen er gerade ist. „Weil er mit dir auf so eine unkomplizierte Weise umgehen konnte und weil er zu dir stets einen so guten Draht hatte“ antworte ich ihm auf ehrliche Weise, dabei habe ich den charmanten Rotschopf wirklich darum beneidet wie er mit Toshiya auf der Freundesebene umgehen konnte. Ich selbst bin höchstens immer nur in der Lage gewesen mit Toshiya problemlos zu reden was die Arbeit anging, doch wenn es um Privates ging habe ich mich rasch mit zusätzlicher Arbeit eingedeckt. „Nur deswegen...?“ fragt er mich nun, wobei ich ihm weiter direkt in die Augen schaue und eine gewisse Neugier kurz in seinen Iriden aufflackert. ************ Toshiya‘s POV: Da ich aufgrund des starken Regens bei Kaoru bis morgen früh gestrandet bin kann ich die Chance auch gleich nutzen um mit ihm zu reden. Es gibt da etwas was ich unbedingt wissen will. Ehrlich gesagt habe ich mir deswegen die letzten Tage hinweg den Kopf darüber zerbrochen und ich habe mich wieder an gewisse Situationen erinnert, die ich geschickt verdrängt habe. Stets lag Kaorus wachsamer Blick immer auf mich gerichtet. Wieso fällt mir erst nach Jahren auf, welcher Zwiespalt stets in seinen Augen lag, wenn ich wieder einmal mit Daisuke etwas unternahm? Wieso ist er generell so schwer zu lesen? Warum zerbreche ich mir überhaupt so den Kopf über Kaoru? Wir sind schließlich gute Freunde, mehr nicht. Ja, Kaoru und ich sind Freunde. Auch wenn unsere Freundschaft in den letzten Jahren sichtlich angeschlagen wurde. Nebenbei, warum brennt es mir so auf der Seele zu wissen, weshalb Kaoru eifersüchtig war. Vielleicht ja nur aus dem einfachen Grund, dass ich meinen Freund verstehen möchte. Ich will einfach nur verstehen, was ihn dazu angetrieben hat so zu handeln. Nun ist sichtlich meine Neugier erwacht als er mir gegenüber zugibt, wieso er gerade stets auf Daisuke so eifersüchtig reagiert hat. Wieso habe ich auf einmal das Gefühl, es könnte noch mehr dahinter stecken als er gerade zugibt? Warum bekomme ich gerade jetzt nicht aus dem Kopf wie nahe wir uns einmal waren, auch wenn es nur bei einem Shooting der Fall war? Weshalb erinnere ich mich ausgerechnet jetzt daran, wie ich fast in der Lage war ihn zu küssen? Erneut herrscht Stille im Raum, dabei frage ich mich wirklich wieso ich auf einmal anfange so zu denken. Schließlich habe ich die Person, die ich aufrichtig liebte vor drei Monaten verloren und plötzlich schießen mir solche Gedanken durch den Kopf. Ich sollte wohl eher Kaorus Beispiel folgen und mich so weit es geht isolieren. Vielleicht komme ich ja so wieder zu klaren Verstand. Ein leises, kaum hörbares Seufzen entweicht meinen Lippen. Ich bin in diesen Tagen viel nachdenklicher geworden als ich es sonst bisher in meinem Leben war. Andauernd zerbreche ich mir den Kopf über die Dinge, die bereits vergangen sind anstatt endlich alles begraben zu lassen und endlich den Schritt nach vorwärts zu machen. „Nur deswegen oder gibt es da einen anderen Grund?“ frage ich schließlich nach, richte wieder meinen Blick direkt auf Kaoru, dabei bin ich sichtlich angespannt vor aufkeimender Neugier. „Einen anderen Grund gäbe es da schon“ bringt er nun mir gegenüber hervor und ich bin ehrlich gesagt überrascht darüber, wie mein Herz nur allein aufgrund dieser Worte schneller zu schlagen beginnt. Was für ein anderer Grund könnte das bitte sein? War ich etwa bisher zu sehr auf Daisuke fokusiert, dass ich nicht mitbekommen habe, wie Kaoru auf einmal mehr als nur Freundschaft in mir zu sehen beginnt? Rasch schüttle ich deswegen meinen Kopf. Nach der gescheiterten Beziehung mit Daisuke hat Kaoru ja niemanden mehr näher an sich heran gelassen. Er hat sich was seine Gefühlswelt betrifft uns gegenüber geschickt abgeschottet und doch bekomme ich gerade jetzt nicht aus dem Kopf wie zerbrechlich er sein kann. Warum muss ich gerade jetzt dieses Bild von ihm vor meinen Augen haben, wie er sich Schutz suchend bei mir anlehnt und ihm dabei die Tränen herab rinnen? Allein deswegen muss ich leicht schlucken, denn ehrlich gesagt tut es weit aus mehr weh Kaoru so zu sehen als die Tatsache von Daisuke getrennt zu sein. Kurz schließe ich nun meine Augen, lasse meine Gedanken durch den Kopf schweben und versuche mich wieder daran zu erinnern, wann genau ich zum ersten Mal von Daisuke geküsst wurde. „Sag mal, wäre es in Ordnung für dich?“ „Was denn, Daisuke?“ „Das ich dich küsse“ Eine leichte Röte ruht aufgrund dieser Erinnerung auf meinen Wangen als ich meine Augen langsam wieder öffne und ich werde sichtlich röter als ich erst jetzt bemerke wie nah ich Kaoru bin. Verdammt, mein Herz will sich einfach nicht beruhigen, warum muss es gerade jetzt so schnell schlagen? Nur noch ein paar Millimeter Abstand herrscht zwischen uns. Auf einmal habe ich das Gefühl inmitten von Kaorus Augen eine gewisse Frage an mich zu erkennen, die er sich mir gegenüber nicht traut auszusprechen. Ich bin gerade sichtlich hin & hergerissen. Einerseits traue ich mich nicht dazu ihm gegenüber einen Schritt weiter zu gehen, andererseits ist da noch meine Neugier wie es wohl wäre diese sinnlichen Lippen auf meinen eigenen zu spüren. „Eto, wieso auf einmal dieses sichtliche Interesse an mir?“ „Weißt du überhaupt wie sinnlich du wirkst, Toshiya?“ Ehe ich etwas sagen oder auf diese Situation reagieren kann hat Kaoru die Distanz zwischen uns rasch überbrückt und ein Kribbeln erfüllt mich gerade als wir uns küssen. Ich schließe meine Augen, lasse diesen einen Kuss zwischen uns beiden zu und ein vertrautes Gefühl kommt in mir deswegen auf. Während unserer macabre-Tour bin ich am Morgen geküsst worden, wobei ich immer davon ausgegangen war, dass es Daisuke gewesen war der sich kurzerhand in das Zimmer von Kaoru und mir geschlichen hat. Erst jetzt wird mir klar vor Augen, dass ich all die Jahre falsch getippt habe. Sichtlich errötet blicke ich Kaoru nun an und ich versuche gerade zu verstehen was hier konkret zwischen uns vorgeht. Es war Kaoru, aber wieso? Ich verstehe auf einmal gar nichts mehr. Wieso in aller Welt Kaoru? Was hat ihn damals dazu getrieben mich zu küssen, was jetzt? Ich bin nun sichtlich verwirrt, was meine eigene Weltanschaung betrifft. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)