Wie weit wirst du gehen... von BloodyRubin (...für deine Familie?) ================================================================================ Kapitel 15: Schmerzhafte Erinnerungen ------------------------------------- Da ist es wieder, dieses Gefühl, das mich immer ergriffen hat, wenn ich in diesem Zimmer war. Eine Mischung aus Panik und Abscheu. „Es stimmt also, was ich gehört habe. Diesmal wirst du es nicht schaffen.“ „Ich habe...immer gewusst, dass dieser...Tag mal kommen würde...“ Es gibt vieles, was ich ihm gerne sagen würde, doch in meinem Kopf dreht sich alles. „Worüber...wolltest du...mit mir reden?“ „Ich habe noch Fragen.“ Mit aller Kraft zwinge ich mich dazu, Akito direkt anzusehen. „Warum hast du der Vereinbarung zugestimmt, wenn du nie vorhattest, sie zu halten?“ „Warum?...Ich wollte sehen...ob du wirklich so...weit gehst... und dich für Yuki...opferst...“ „Ging es dir je um ihn?“ „Ja...Anfangs schon...“ „Obwohl dir klar war, dass er seine Meinung nicht meinetwegen ändern würde?“ „Yuki hasst mich...genau wie...der Rest der Familie...Ich habe nie wirklich geglaubt...dass es dir...gelingen würde...“ Eigentlich hatte ich mir so was schon gedacht, trotzdem treffen mich seine Worte härter als erwartet. Noch während ich darüber nachdenke, beginnt Akito zu husten. Auch wenn es nur wenige Sekunden dauert, kommt es mir wie eine Ewigkeit vor. Nachdem alles vorbei ist, liegt er zitternd da. Sein sonst eher blasses Gesicht ist gerötet. Ihn so zu sehen, ist mehr als ungewohnt. Aber wenn meine Fragen jetzt nicht beantwortet werden, dann wohl nie. „Was ist mit dem, was du gesagt hast? Das du mich lieben würdest? War das nur, damit ich den Fluch breche?“ „Nein...in dem Fall habe ich nicht gelogen...“ „Aber weshalb hast du dann alles dafür getan, mich leiden zu sehen? Du hast mich geschlagen, erniedrigt und bedroht. Du hast mich sogar gezwungen, mit dir zu schlafen. Wie kannst du mir da sagen, du hättest Gefühle für mich?“ „Es ist...nun mal so...“ Ein schmerzerfüllter Ausdruck liegt in seinem Blick. „Glaub mir, ich hatte nie vor...es soweit kommen zu lassen...Ich hatte Angst...verwundbar zu sein...Für diese Angst habe...ich dich gehasst. Also habe ich...versucht, dich...mit Gewalt an mich zu...binden...Dadurch wollte ich verhindern, dass...du mich verlässt. Ich hatte genug...davon, alleine...zu sein...“ „Aber warum hast du mir das nicht vorher gesagt?“ Zum ersten Mal höre ich Akito lachen. Nicht herablassend, sondern ehrlich. „Du bist...wirklich naiv, Ayame...Eigentlich solltest du...mich besser kennen...“ So schnell, wie das Lachen aufgetaucht ist, verschwindet es auch wieder. „Ich bin...das Oberhaupt der...Familie Souma. Es wird von mir erwartet...keine Fehler zu machen...“ „Das ist doch unsinnig.“ erwidere ich etwas zu heftig. „Was?“ „Wir alle haben bereits Entscheidungen getroffen, die wir später bereut haben. Aber nur aus solchen Erfahrungen konnten wir dazulernen. Sie haben uns den richtigen Weg gezeigt.“ „Du klingst genau...wie diese Toru...Sie hat fast dasselbe...gesagt...“ „Weil es wahr ist.“ Sehr viel leiser fahre ich fort. „Ich habe mich immer gefragt, wie sehr du unter dem Gedanken, jeden Tag sterben zu können, gelitten haben musst. Auch ich trage einen Teil des Fluches in mir. Es hat gedauert, bis ich mich daran gewöhnt habe. Aber um ehrlich zu sein...ich war froh, nicht mit deinem Schicksal geboren worden zu sein. Wenn man nichts anderes tun kann, als dem Tod entgegenzusehen, ist es unmöglich, ein normales Leben zu führen.“ „Richtig...es ist unmöglich...Ständig krank zu sein, kaum die Wohnung...verlassen zu können...Niemanden zu...haben, der einen versteht...Egal, wie sehr man...sich dagegen wehrt...irgendwann wird man doch einsam...Ich habe dieses Schicksal nie...gewollt und konnte doch...nichts dagegen tun.“ Auch Akitos Stimme ist leiser geworden, aber ich denke nicht, dass das geplant war. Ganz kurz lege ich meine Hand auf seine Stirn. Seine Haut fühlt sich an, als würde sie in Flammen stehen. „Du bist eiskalt...Offenbar ist es fast so weit...“ „Hast du Angst?“ „Nein. Ich hatte viel...Zeit, um darüber nachzudenken...was wohl nach...dem Tod auf mich...wartet...Das macht es leichter...“ „Eine Frage habe ich noch. Warum hast du mir überhaupt deine Gefühle gestanden? Du hättest nie darüber reden müssen.“ „Was habe ich denn...jetzt noch...zu verlieren?“ Wieder beginnt Akito zu husten. Still beobachte ich ihn, bis der Anfall vergeht. Er sieht völlig entkräftet aus. „Ich bin...müde...“ Das kann nichts Gutes heißen. „Es ist falsch, ausgerechnet...dich darum zu...bitten, aber...würdest du bei mir bleiben...wenn es passiert?“ „Ich dachte, du hast keine Angst?“ „Habe ich auch...nicht...Aber ich will...dass das letzte Gesicht, das ich...sehe, der Person gehört...die ich liebe...“ Immer noch habe ich mich nicht daran gewöhnt, diese Worte von ihm zu hören. Ohne darüber nachzudenken, nehme ich seine Hand und halte sie fest. „Ayame...“ „Nein...sag jetzt nichts.“ Er scheint zu verstehen, wie ich mich gerade fühle und tut, worum ich ihn bitte. Verzweifelt bemühe ich mich, meine Gefühle irgendwie zu ordnen. Ich sollte Akito hassen. Und dennoch...Eigentlich habe ich eher Mitleid. Was läuft nur falsch bei mir? „Warum...weinst du?“ „Ich weiß es nicht.“ Mein Körper scheint mir nicht mehr zu gehorchen. „Offenbar habe ich den Verstand verloren.“ „Nein...du hast einfach...ein gutes Herz...Deswegen bin ich...dir auch...verfallen...“ Kurz bleibt es ruhig, bevor Akito mich ansieht. „Ich möchte dich...noch...um etwas bitten...“ „Was?“ „Ein letztes Mal möchte...ich dich...lächeln sehen...Damit ich...mich...für immer daran...erinnern kann.“ Zwar bringe ich kein richtiges Lächeln zustande, doch es scheint ihm zu reichen. „Vielen Dank...“ Erst jetzt fällt mir auf, wie leer seine Augen geworden sind. „Ich werde dich nicht gehen lassen.“ „Wie?...“ „Auch wenn niemand es verstehen wird, selbst wenn ich damit einen großen Fehler mache...Ich kann das nicht zulassen.“ Ohne seine Hand loszulassen, komme ich Akito näher, bis ich nur noch Zentimeter von seinem Gesicht entfernt bin. „Aya...me...“ „Das ist auch meine eigene Entscheidung...“ Damit schließe ich die Augen und spüre seine kalten Lippen auf meinen. Ein seltsames Kribbeln durchflutet meinen Körper. Erst schwach, dann immer stärker. Als ich mich wieder zurückziehe, liegt Akito mit verzerrtem Gesicht da. „Was ist das...für ein Gefühl? Ich kann...mich nicht bewegen...“ Ehe ich etwas sagen kann, fängt er auf einmal an, in einem hellen Licht zu strahlen. Geblendet halte ich mir den Arm vor die Augen. Gleichzeitig fliegt die Tür auf und Hatori, Kyo, Toru, Shigure und Yuki kommen ins Zimmer gerannt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)