Wie weit wirst du gehen... von BloodyRubin (...für deine Familie?) ================================================================================ Kapitel 9: Nur für ihn... ------------------------- Versteinert hing Shigures Blick an dem, was sich direkt vor seinen Augen abspielte. Inzwischen war der Kuss vorbei, trotzdem weigerte sich der Hunde-Eto zu glauben, was er gesehen hatte. Nicht einmal er hatte mit so etwas gerechnet. „Und, hast du etwas erreicht?“ Akito fragte das so höhnisch, als wüsste er die Antwort bereits. „Ich...“ Weiter kam der Silberhaarige nicht, da der andere ihn heftig in den Magen schlug. Röchelnd sank Ayame zu Boden. „Das bedeutet wohl Nein. Warum nur überrascht mich das nicht?“ Kurz ging das Familienoberhaupt in die Hocke und strich Ayame über die Wange. „Du weißt, was das bedeutet, nicht wahr?“ Dieser nickte und legte seinen Kimono ab. Als Shigure die Peitsche in Akitos Hand auffiel, war er kurz davor, seinen alten Schulfreund zu warnen. Gerade noch rechtzeitig fiel ihm ein, dass keiner der beiden ihn sehen durfte. Ayame ertrug die Schläge, die auf ihn einprasselten, scheinbar ohne Regung. Der Hunde-Eto hingegen zuckte bei jedem Knall zusammen und wandte schon nach kurzer Zeit den Blick ab. „Du riesiger Idiot.“ flüsterte er mit zitternder Stimme. „Warum nur hast du nicht vorher etwas gesagt? Ich hätte dir doch irgendwie geholfen.“ Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, erkannte er die Falschheit dahinter. Sich gegen jemanden wie Akito aufzulehnen, würde weitreichende Konsequenzen haben. Das wusste er genauso gut wie Ayame. Hatte dieser etwa deswegen die ganze Zeit geschwiegen? „Meine Geduld ist am Ende. Ich gebe dir noch bis zum Ende des Monats Gelegenheit, deine Aufgabe zu erfüllen. Solltest du es nicht schaffen, werde ich mich darum kümmern. Geh´ jetzt.“ Wieder beugte Shigure sich vor, um die beiden zu beobachten. Sofort bereute er es. Das Familienoberhaupt stand am Fenster und kurz blickten sie sich in die Augen. Zwar zog der Hunde-Eto sich blitzschnell zurück, doch er wusste, dass er zu langsam gewesen war. Akito hatte ihn bemerkt. „Verdammt.“ fluchte er halblaut und rannte zurück zum Eingangstor. Glücklicherweise war Ayame bereits gegangen, so dass er ungestört verschwinden konnte. Erst als er wieder zuhause war, fühlte er sich etwas besser. „Wo warst du denn so lange?“ fragte Yuki interessiert. „Nur etwas unterwegs.“ murmelte Shigure und verzog sich in sein Schlafzimmer. Die halbe Nacht verbrachte er damit, über das Gesehene nachzudenken. Besonders das merkwürdige Verhalten Akitos ging ihm nicht mehr aus dem Sinn. Warum hatte er Ayame geküsst, nur um ihn im nächsten Moment zu verletzen? Und was hatte sein alter Schulfreund damit gemeint, als er meinte, er würde das alles für Yuki tun? Es fehlte der entscheidende Grund. Aber was sollte er jetzt tun? Ayame direkt konfrontieren? Nein, das war keine gute Idee. Der andere würde bestimmt völlig dichtmachen, wenn er herausfand, dass Shigure ihm gefolgt war. Und das Familienoberhaupt hatte ihn bestimmt spätestens jetzt im Visier. Immer noch ägerte sich der Hunde-Eto darüber, dass Akito ihn gesehen hatte. Andererseits könnte er einfach behaupten, von nichts zu wissen. Ob das klappen würde, bezweifelte er. Hoffentlich gab er nicht Ayame die Schuld daran. Sonst würde dieser bestimmt die Folgen tragen müssen. Was war nur zwischen den beiden vorgefallen? Unfähig, eine Antwort zu finden, nickte er schließlich ein, nur um nach viel zu kurzer Zeit durch das Telefon geweckt zu werden. Noch etwas schläfrig ging er zur Quelle des Lärms und nahm den Hörer ab. „Ja, hallo?“ „Shigure? Hier ist Hatori. Wir müssen reden.“ „Was gibt es denn?“ „Nicht am Telefon. Ich bin in zwanzig Minuten bei dir.“ Shigure blieb kaum Zeit, sich umzuziehen und Tee aufzusetzen. Pünktlich auf die Sekunde klopfte es und er öffnete dem Familienarzt die Tür. „Ist noch jemand hier?“ „Nein, der Rest ist in der Schule. Also, worüber wolltest du so dringend mit mir reden?“ Hatori wartete, bis sie im Wohnzimmer saßen, bevor er scheinbar überlegte, wo er anfangen sollte. „Ich fürchte, ich bringe keine besonders guten Nachrichten. Heute Morgen war ich bei Akito.“ Sofort verkrampfte sich der Hunde-Eto. Ob das Oberhaupt ihn zur Rede stellen wollte? „Er ist wieder krank.“ „Deswegen bist du hier? Das ist doch wirklich nichts Neues.“ „Ich war auch noch nicht fertig. Shigure... Akito zeigt alle Vorzeichen einer schweren Lungenentzündung. Er hat seit gestern Abend Husten und gefährlich hohes Fieber.“ „Warum bringst du ihn nicht wieder ins Krankenhaus?“ „Denkst du, ich hätte es nicht versucht?“ fuhr Hatori auf, beruhigte sich aber sofort wieder. „Das Problem: Akito will nicht zurück ins Krankenhaus. Wenn sich sein Zustand verschlimmert, wird er daran sterben. Ich hatte gehofft, dass du einmal mit ihm redest. Vielleicht kannst du ihn umstimmen.“ ein mulmiges Gefühl überkam den Hunde-Eto. Ausgerechnet er sollte mit der Person reden, der er lieber nicht begegnen wollte? „Ich weiß nicht recht.“ sagte er ausweichend. „Warum sollte Akito auf mich hören? Du weißt doch, wie stur er sein kann.“ „Trotzdem. Ein Versuch kann nicht schaden.“ Abwesend nippte Shigure an seinem Tee. Das alles kam so plötzlich. Gestern hatte das Familienoberhaupt noch recht gesund ausgesehen. Die Nachricht, dass er auf einmal so schwer krank war, überraschte ihn. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Einerseits wollte er Akitos Tod natürlich nicht, andererseits war der Gedanke daran, wegen seiner gestrigen Beobachtung zur Rechenschaft gezogen zu werden, auch nicht gerade verlockend. „Von mir aus. Ich werde tun, was ich kann.“ meinte er endlich widerstrebend. „Danke. Achja, eine Sache noch: Behalte unser Gespräch vorerst für dich. Mit viel Glück könnte Akito doch überleben und ich will keine Panik auslösen. Dich habe ich nur eingeweiht, weil ich dir vertraue.“ Shigure lächelte kurz. Hatori lobte so gut wie nie jemanden, weshalb er diese Aussage zu schätzen wusste. Noch lange, nachdem der Familienarzt gegangen war, saß er still da und überlegte, was er zu Akito sagen konnte. Er bekam kaum mit, wie Toru, Yuki und Kyo zurückkehrten. „Shigure-san, geht es dir gut? So ruhig kenne ich dich gar nicht.“ riss ihn Torus Stimme in die Wirklichkeit zurück. „Freu dich doch.“ grummelte Kyo. „Wenigstens haben wir so mal Ruhe vor ihm.“ „Was ist los, Kyo? Wieder von Yuki besiegt worden?“ konterte Shigure bissig. „Das ist nicht witzig! Außerdem bin ich erkältet. Deswegen gilt der Kampf nicht.“ „Von wegen erkältet. Schnupfen ist keine Ausrede, dumme Katze.“ Während die beiden sich einmal mehr in die Haare kriegten, driftete der Hunde-Eto gedanklich bereits wieder ab. Seine ganze Konzentration lag bei dem bevorstehenden Gespräch und wie es ausgehen würde. Fast wünschte er sich, er hätte nicht zugestimmt. Doch er hatte seine Wahl getroffen. Genau wie die Folgen, die diese Wahl haben würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)