Wie weit wirst du gehen... von BloodyRubin (...für deine Familie?) ================================================================================ Kapitel 4: Der Beginn --------------------- Endlich bin ich wieder zurück im Familienhaus. Während meiner Abwesenheit hat sich nichts geändert. Hatori hat darauf bestanden, dass ich mich noch etwas schone. Freundlicherweise habe ich ihm diesen Wunsch erfüllt. Doch nun ist meine Geduld am Ende. Schließlich rufe ich Ayame an. „Es ist Zeit.“ Bereits eine Stunde später klopft es und Yukis Bruder betritt das Zimmer. „Du bist ja wirklich hier aufgetaucht.“ „Weil ich weiß, was passiert, wenn ich es nicht getan hätte.“ „Den wirst du nicht brauchen.“ erwidere ich und deute auf seinen dunkelblauen Kimono. Wortlos zieht er das Kleidungsstück aus. Nun trägt er nur noch einen dünnen Mantel. Er ist schlanker, als ich gedacht hatte. Abwartend sieht er mich an und auch wenn ich leichte Furcht in seinen goldenen Augen sehe, ist er mir doch zu überheblich. Nun, das kann man ändern. Ich wende mich von dem Silberhaarigen ab und durchsuche kurz eine Schublade, bis ich gefunden habe, was ich brauche. Mit einem bösen Lächeln drehe ich mich zu Ayame um und mustere ihn genau. „Womit fange ich an? Ah, natürlich. Mit Yukis Flucht aus dem Familienhaus. Damit hat er mich sehr verärgert. Mir so zu trotzen, muss Konsequenzen haben.“ Ohne Vorwarnung lasse ich die Peitsche knallen und mein Opfer scheint nur mühsam einen Schrei unterdrücken zu können. Nach fünf Schlägen ist sein Mantel fast vollkommen zerstört, Blut läuft ungehindert über seinen Rücken. Immer noch bin ich nicht zufrieden, was ich den anderen auch spüren lasse. Erst als ich keine Kraft mehr habe, lasse ich von dem Silberhaarigen ab, gehe in die Hocke und hebe sein Kinn fast schon zärtlich an, damit er mich ansehen muss. Der Schmerz, der sich in seinem Gesicht abzeichnet, genügt mir fürs Erste. „Zieh dich an und verschwinde. Ich erwarte dich in einer Woche wieder hier, verstanden?“ Ein schwaches Nicken zeigt mir, dass er mich gehört hat. Ohne ihn weiter zu beachten, rausche ich aus dem Raum. Ein Bad wird mir sicher gut tun. Als ich zurückkomme, ist Ayame fort. Bis zu unserem nächsten Treffen höre ich nichts mehr von ihm. Wieder trägt er einen Kimono, diesmal in grün. Auf mein Zeichen streift er ihn ab und für eine Sekunde will ich ihn berühren. Sofort verbanne ich diesen Gedanken. Was war das denn? Normalerweise denke ich doch nicht über so etwas nach. „Komm, geh etwas mit mir spazieren.“ sage ich, um mich abzulenken. Nun ist der Silberhaarige verwirrt. „Es wäre viel zu langweilig, dich immer auf die gleiche Art und Weise zu bestrafen.“ Kurzerhand greife ich nach Ayames Handgelenk und zerre ihn hinter mir her. „Du bist die Schlange, nicht wahr?“ „Ja.“ „Perfekt.“ Inzwischen habe ich eine verschlossene Tür erreicht. „Ich bin gespannt, wie lange du es hier drin aushältst.“ Bevor er antworten kann, habe ich die Tür geöffnet und ihn in dem Kühlraum eingesperrt. Zurück in meinem Zimmer werde ich bereits von Hatori erwartet. „Da bist du ja. Ich habe dich gesucht.“ „Ich habe nur etwas erledigt.“antworte ich, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Er wirkt zweifelnd, doch ist er klug genug, keine Fragen zu stellen. „Was tust du hier?“ „Ich wollte dich nochmal untersuchen. Zwar ist das Fieber gesunken, doch das muss nicht viel bedeuten.“ „Wird das lange dauern?“ „Ich werde mich beeilen.“ Wortlos lasse ich Hatori seine Arbeit machen. Endlich ist er fertig und räumt seine Sachen wieder ein. „Sieht so aus, als wäre alles in Ordnung. Falls etwas sein sollte, du kennst ja meine Nummer.“ Mürrisch schaue ich auf die Uhr. Hatoris Untersuchung hat fast eine Stunde gedauert. Bei all dem Theater bin ich noch nicht einmal dazu gekommen, etwas zu essen. Während ich mich darum kümmere, vergesse ich völlig die Zeit. Erst spät am Abend erinnere ich mich an Ayame. Der ist ja immer noch im Kühlraum. Wenn er stirbt, wird man mir das ewig vorhalten. Zunächst gehe ich aber ins Badezimmer und fülle die Wanne mit warmem Wasser. Danach sehe ich nach dem Silberhaarigen. Durch die Kälte hat er sich verwandelt, starr liegt die Schlange vor mir. Vollkommen ruhig greife ich mir den leblosen Körper und lege ihn in das Wasser. Es dauert lange, bevor er sich wieder zurückverwandelt. Flatternd öffnet er die Augen und sieht mich erst verwirrt, dann voller Furcht an. „Gut, du lebst noch.“ „Akito…“ „Du kannst mit mir tun und lassen, was du willst. Waren das nicht deine Worte? Oder willst du alles rückgängig machen?“ Meine Stimme wird leiser, bis sie kaum noch zu verstehen ist. „Du musst das nicht ertragen. Es ist Yuki, der sich mir gegenüber so respektlos verhält. Warum tust du dir all das an? Du solltest es hier und jetzt beenden.“ „Nein…ich bleibe dabei…für Yuki…ihm darf…nichts passieren...“ bringt er mühsam heraus, bevor er unendlich langsam aus der Wanne steigt. Immer noch sind auf seinem Rücken die Striemen von meiner letzten Bestrafung zu erkennen. Sollte jemand sie sehen, würde bestimmt Chaos ausbrechen. „Warte hier.“ sage ich kalt und mache mich auf den Weg, um Ayame seine Sachen zu bringen. Als ich zurückkomme, steht er immer noch so da, wie ich ihn zurückgelassen habe. Offenbar hat er völlig vergessen, dass er nackt ist. Eisern halte ich mich davon ab, ihn mir genauer anzuschauen und drücke ihm die Klamotten in die Hand. Schon wieder diese verwirrenden Gedanken. Ich sollte mich zusammenreißen. Erst als er wieder angezogen ist, gestatte ich ihm, das Badezimmer zu verlassen. „Für heute lasse ich dich gehen. Und denk daran: Kein Wort zu irgendjemandem.“ Später verfolgt mich erneut der seltsame Traum. Diesmal ist Ayame ebenfalls in dem Zimmer. Doch anders als der Rest, sagt er kein Wort und versucht auch nicht, mich zu packen. Stattdessen blickt er mich nur an, durchdringend und leicht traurig. Ich schaffe es nicht, mich diesen goldenen Augen zu entziehen. Noch während ich den Blick des Silberhaarigen erwidere, greifen die anderen nach mir, ihre Stimmen dröhnen in meinen Ohren. Urplötzlich schrecke ich hoch, immer noch schmerzt mein Kopf ziemlich. Da an Schlaf nicht mehr zu denken ist, wickele ich mich fest in meinen Kimono und setzte mich auf die Terrasse. Während ich zusehe, wie langsam die Sonne aufgeht, denke ich über den Traum nach. Natürlich weiß ich, das fast die gesamte Familie mich hasst, auch wenn alle zu viel Angst haben, es auszusprechen. Ihre Schwäche macht mich wütend. Keiner von ihnen weiß, wie es ist, dem Tod so nahe zu sein. Ich trage den vollen Fluch mit mir herum, seit ich geboren wurde. Nie durfte ich mich fremden Personen nähern, Frauen erst recht nicht. Gefangen in einem goldenen Käfig, wurde ich zu dem Menschen, der ich heute bin. Nein, niemand kann mich verstehen. Warum auch? Sie haben nie erlebt, was ich durchmachen musste. Elende Narren…alle miteinander. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)