Follow me into another World von LadySam (Riku x Sora, Axel x Roxas) ================================================================================ Kapitel 12: Gerüchteküche ------------------------- Ich öffnete meine Augen als sich etwas bewegte. Zuerst verwirrt, blinzelte ich auf die Gestalt über mir, die in einem hellen Lichtstrahl gehüllt, etwas Geisterhaft über mir schwebte. Aus irgendeinen dummen Grund glaubte ich für einen Moment, das der Geist uns heimsuchte und nun vor mir war. Dementsprechend erschrocken, blinzelte ich ein paar Mal, bis mein Blick klarer wurde und ich Sora vor mir erkennen konnte. Ein bisschen zu erleichtert, atmete ich auf. Verdammtes Geistergelaber! „Guten Morgen“, lächelte er. Mit fahrigen Bewegungen streckte ich meine Hand nach ihm aus und strich ihm durch das stachelige Haar, das in dem Moment noch strubbeliger aussah als sonst. „Morgen“, nuschelte ich. Er beugte sich zu mir vor, um mir einen Kuss zu geben, den ich zuerst auch erwiderte, bis mir etwas auffiel, was mich schockiert die Augen aufreißen ließ. „Wie spät ist es?“ Sora schaute mich irritiert an. Sein Gesicht nur Millimeter von meinem entfernt. „Ich weiß es nicht. Ich habe keine Uhr.“ Gut, dann blickte ich eben auf meine eigene, nur um entsetzt festzustellen, dass es eindeutig zu spät war. Mit einem „verdammt“, schob ich Sora von mir und sprang vom Fensterbrett, nur um Sekunden später zu merken, dass dieser Schlafplatz eine sehr schlechte Idee gewesen war. Ich spürte jeden einzelnen Knochen und selbst mein strecken vermochte es nicht, die Schmerzen etwas zu lindern. „Was ist los?“, fragte Sora wenig begeistert. Als ich mich zu ihm umdrehte, saß er noch immer auf der Fensterbank und beobachtete mich trotzig. „Ich spüre jeden einzelnen Knochen.“ Sora verdrehte die Augen. „Das meine ich nicht. Ich rede davon, warum die Uhrzeit so wichtig ist.“ „Das heißt einfach nur, das ich schon vor zwei Stunden auf Arbeit sein sollte. Ich war noch nie zu spät!“ Er saß da, seine Füße runter baumeln lassen, als er nur lächelnd seinen Kopf schüttelte. „Es ist kein Weltuntergang“, Er zeigte hinter sich zum Fenster hinaus, „Siehst du? Die Welt dreht sich weiter.“ Ich seufzte und ließ die Schultern sinken, bei seinem Kommentar. „Es ist nur...“, begann ich, doch Soras Lächeln blieb, als er von der Fensterbank hopste und geradewegs auf mich zu lief. Er nahm meine Hände und grinste schelmisch. „Ist schon okay. Dein Perfektionismus kann zwar nerven, doch muss ich es wohl hinnehmen – für das erste jedenfalls. Also begleite ich dich noch zu deinem Auto.“ Bevor ich überhaupt reagieren konnte, zog er mich aus dem Zimmer hinaus. Händchen haltend liefen wir zu meinem Wagen, doch als wir durch das Tor traten, passierte etwas, das ich selbst nicht mal gemerkt hatte und vollkommen unbewusst geschah: Ich ließ seine Hand los und stellte mich gegenüber. Dabei bemerkte ich seinen etwas zweifelnden Gesichtsausdruck, doch war ich abgelenkt von dem Großstadtlärm und den Menschen, die an uns vorbei liefen. Ich war gehemmt, konnte aber leider nichts dagegen tun, damit Sora davon nichts bemerkte. Dieser gab mir ein schwaches Lächeln, das eher enttäuscht auf mich wirkte, und kratzte sich unschlüssig am Nacken. Irgendwie wurde die Situation wieder etwas ungeschickt, als wäre die Magie verschwunden, sobald wir durch das Tor gegangen waren. Es war enttäuschend, doch Sora sah mich tapfer an und tat so, als würde ihn diese Situation unbeeindruckt lassen. „Sehen wir uns heute Abend?“ Seine Stimme klang unsicher und er blickte etwas verlegen drein. Ich ging ein paar Schritte auf ihn zu und beugte mich etwas zu ihm hinunter, um seine Stirn zu küssen. Während er noch immer seine Augen bei dieser Geste geschlossen hielt, flüsterte ich ihm ein „Ich denke schon. Nur habe ich noch ein paar Dinge zu tun. Es könnte spät werden.“ Das wollte Sora natürlich nicht hören. Dementsprechend betrübt schlug er wieder seine Augen auf. Er schluckte, nickte aber, als ich schon dabei war, in meinen Auto zu steigen. Ich drehte das Fenster hinunter und winkte ihn zu mir. Als er gehorchte und sich etwas zu mir runter beugte, um seine Arme dagegen zu lehnen, traf auch schon wieder mein Mund auf die schönen Lippen vor mir. Ein bisschen überrascht guckte er mich an, als wir uns wieder voneinander lösten. Dann grinste er mich spitzbübisch an und strich mir sanft über meine Wange. „Gut, dann sehen wir uns später. So schnell wirst du mich nicht los. Ich bekomme immer was ich will.“ Ich lachte auf, doch war verblüfft, als ich in seinem Gesicht ablesen konnte, das er es vollkommen ernst meinte. So küsste ich ihn ein letztes Mal, ohne auf seine Worte einzugehen und fuhr vom Parkplatz. Sora winkte noch kurz und war dann wieder in dem merkwürdigen Viertel verschwunden. Als ich endlich im Büro kam, war ich lächerlicherweise erleichtert, dass niemand dort war. Ich wusste nicht genau, was ich erwartet hatte, doch war ich froh allein zu sein und die Eindrücke der letzten Stunden, richtig verarbeiten zu können. Wahrscheinlich sollte ich glücklich sein, doch meine Gedanken nahmen ungeahnte Richtungen ein und verwirrten mich. Es sollte mich nicht mal wundern, wäre ich doch nicht ich, wenn ich nicht über alles nachgrübeln müsste. So hatte ich um die Mittagszeit kaum etwas geschafft, doch dafür Hunger, da ich nicht wie sonst am Morgen, gefrühstückt hatte. Nicht mal ein Mittagessen hatte ich mir vorbereiten können. So musste ich notgedrungen in die Cafeteria gehen, um meinen Magen gefüllt zu bekommen. Zu meiner Überraschung wurde wild gewunken, sobald ich durch die Schiebetür gegangen war. Der Kerl mit der Sitar saß mit seinem Freund an einem Tisch und grinste breite, als er mich sah. Ich tat ihm den Gefallen und setzte mich zu ihnen, während ich fieberhaft überlegte, wie dieser Typ eigentlich hieß. „Welch ein seltener Anblick“, rief er aus, „Hallo Riku.“ Ich nickte nur und stand auf, um mir selbst etwas zu Essen zu holen. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen, als ich das Angebot sah. Trotzdem kam ich mit einem gefüllten Teller wieder zurück. Während sein Freund nur still da saß und ganz in seinem Buch vertieft war, blickten mich die grünen Augen des Sitartypen neugierig an. Ein Blick, der mich nervte und nur schwer zu ignorieren war. Ich tat mein Bestes, um mich nur auf mein Essen zu konzentrieren, doch ließ er andere sich nicht so einfach zum schweigen zu bringen. „Ich habe deinen Artikel gelesen“, sagte er nun und weckte so doch noch meine Aufmerksamkeit. Ich ließ die Gabel sinken und sah ihm direkt ins Gesicht. „Es ist nicht meiner“, erwiderte ich, nur die Fotos sind von mir.“ Der dunkelblonde schlug sich leicht mit der flachen Hand auf die Stirn. „Stimmt, ich hatte das Foto von dem Autoren gesehen. Hast du das auch gemacht? Dieser Sora war darauf abgebildet, wie er an einem Brunnen sitzt.“ Ich war verwundert über diese Aussage, hatte ich doch gedacht, dass er den Artikel über das Viertel meinte. Den Parkartikel hatte ich schon längst wieder vergessen. Ich bemerkte, wie der andere merkwürdig sein Gesicht verzog. „Wenn ich mich recht erinnerte, war das Foto von ihm viel größer, als es normalerweise bei Autoren der Fall war. Ein Bisschen seltsam war es, für einem Autoren, der nur sehr kurz bei uns war.“ „Wenn man der Schwager vom Chef ist, dürfte das nicht so seltsam sein. Da scheint man Sonderrechte zu haben“, mischte sich nun auch eine weibliche Stimme ein. Bei dem etwas gehässigen Kommentar sah ich auf und konnte gerade noch beobachten, wie die rothaarige, mit der ich für den anderen Artikel zusammen arbeiten musste, sich zu uns an den Tisch setzte. Sie lächelte mir freundlich zu und stellte ihr Tablett vor sich auf dem Tisch ab. Ich hatte das Bedürfnis, ihr irgendwas gemeines entgegen zu bringen, nachdem was sie über Sora gesagt hatte, nur konnte ich es einfach nicht. Schließlich hatte sie recht, auch wenn ich eher darauf spekulierte, dass Axel sich einfach nur an den Brünetten rächen wollte, anstatt ihn zu bevorzugen, weil es sein Schwager war. Ich könnte es klar stellen, doch würde es nur weitere Fragen aufwerfen, die ich nicht bereit war zu beantworten. So ließ ich es so stehen und aß ruhig weiter. Jedenfalls so lange, bis die beiden ihre Köpfe zusammen steckten und sich angeregt unterhielten – oder tratschen, wie ich es bezeichnen würde. Ich gab nie viel auf Klatsch und Tratsch – jedenfalls bis jetzt nicht. Das änderte sich, als Soras Name fiel und etwas behauptet wurde, das mich verblüfft aufsehen ließ. „Er ist nach nur drei Wochen raus geflogen“, erzählte Kairi aufgeregt. „Donald aus der dritten Etage hat gesagt, das er im Büro von Axel war und es dort zum Streit kam und Arielle meinte mit einem Augenzwinkern, das es einen speziellen Grund hätte für den Streit und Roxas sehr wütend auf die beiden sein soll.“ Der Dunkelblonde sah sie mit offenen Mund an. „Nein!“, rief er schockiert aus, „du meinst doch nicht? Sag bloß, er hat es mit – du weißt schon.“ Kairi nickte nachdrücklich. „Unglaublich!“ Ich verdrehte nur die Augen. Ebenso der Typ neben mir, der nun seinen Kopf hob, wobei sein Blick sehr zweifelnd auf die beiden gerichtet war. „Mädels“, meinte er bissig, „können wir wenigstens beim Mittagessen dieses Thema sein lassen? Es reicht doch schon, das Demyx selbst außerhalb dieser Mauern, es nicht sein lassen kann darüber zu reden. Dank ihn erfahre ich schon genug von diesem Quatsch. Meinetwegen können sie es treiben, wo sie nur wollen, so lange ich nichts davon sehen muss.“ Demyx sah ihn etwas pikiert an, doch war es schnell wieder verschwunden und schon konnte er seinen Freund wieder trotzig angucken. „Zexion hat gesprochen“, meinte er abfällig, „und keinen interessiert es. Jeder redet davon, man hat eigentlich gar keine Chance, nichts von dem mitzubekommen – außer dir natürlich.“ Die beiden kicherten wie kleine Schulmädchen, während der Typ mich nur Augen rollend anguckte. Er seufzte abfällig. „Okay, von dir habe ich nichts anderes erwartet. Nur dich Kairi, hatte ich eigentlich anders eingeschätzt.“ Die rothaarige Frau warf ihm einen ertappten Blick zu, doch lächelte ihn bald darauf wieder an. Schulterzuckend nippte sie an ihrem Kaffee. „An jedem Gerücht ist auch ein Fünkchen Wahrheit dran und es ist nun mal kein Geheimnis, das sie sich gestritten haben, aber niemand weiß warum. Es ist ungewohnt, das Axel jemanden feuert. So ist er einfach nicht. Seltsamerweise tat er es aber bei seinem eigenen Schwager.“ Dann setzte sie ihre Kaffeetasse ab und tat etwas, was mich verwundert drein schauen ließ: Sie funkelte mich mit neugierigen Augen an. Ich wusste vielleicht nicht mehr ihren Namen, doch erinnerte ich mich daran, wie gefährlich es war, wenn ihre Augen zu funkeln begannen. Dummerweise musste ich nicht mal lange warten, bis sie wieder ihren Mund aufmachte und mich etwas fragte, was ich so nicht erwartet hatte. „Hm Riku, du bist doch mit ihm befreundet. Du könntest uns doch am besten sagen, was an diesen Gerüchten dran ist.“ Sie legte ihre Hände unter ihr Kinn und sah mich erwartungsvoll an, während ich nur Zähneknirschend zurück sah und mich fragte, was dieser Quatsch sollte. Konversation war nicht meine Stärke, erst recht nicht, wenn es um solche Themen ging. Einen Seitenblick später und mir war klar, dass mir nicht mal Zexion helfen würde. Er war wieder in seinem Buch vertieft und hörte dem Geschwätz seiner Freunde (oder was immer Kairi für ihn war) nicht mehr zu. Demonstrativ steckte ich meine Gabel in das Fleisch auf meinem Teller und guckte sie grimmig an. „Ich denke nicht, das an den Gerüchten etwas dran.“ Aber du weißt es nicht genau?“, hakte sie weiter nach. Ich schüttelte meinen Kopf. „Woher sollte ich es wissen?“ Kairi grinste schelmisch, weckte so die Aufmerksamkeit von Demyx, dessen Kopf aufgeregt zwischen uns hin und her ging. Anscheinend mochte er es nicht, wenn ihm Geheimnisse vorenthalten werden. Dementsprechend oft fragte er nach, wovon wir redeten. Ich verdrehte nur meine Augen, bei seinem kindischen Benehmen. „Hm, ihr saht ziemlich vertraut aus, als ihr euch gesehen habt.“ „Das täuscht.“ „Also kann ein Kuss täuschen?“ „Ja.“ „Er hat dich besprungen.“ „Seine Art um 'Hallo' zu sagen.“ Kairi sah mich mit merkwürdigen Blick an. Als würde sie in meinem Gesicht lesen wollen, was ich gerade dachte. Es war der Moment, wo sich meine Barrikaden aufrichteten und ich wieder demonstrativ meine Schutzhaltung annahm. Trotzdem grinste sie noch immer so ärgerlich, dass ich schon befürchtete, dass es nichts bringen würde. Darum zuckte ich nur bewusst gleichgültig mit den Schultern, was für die rothaarige Frau natürlich keinesfalls ein Grund war, um endlich aufzugeben. Warum mussten Frauen nur so neugierig sein? So in den Mittelpunkt gerückt, fühlte ich mich unwohl und war schon beinahe froh, als jemand grob eine Hand auf meinen Rücken schlug und sich einen Seitenblick später, als Axel entpuppte. Diese Erleichterung blieb aber nicht von langer Dauer, denn als sich dieser verkehrt herum auf einem Stuhl neben mir setzte und ich diesen erwartungsvollen Blick von ihm sah, wurde mir klar, dass es nur schlimmer werden konnte. Ich sollte mich nicht mal täuschen, denn sobald er den Mund aufmachte und was sagte, waren gleich drei Augenpaare auf mich gerichtet. „Huh, ich sehe, du hattest eine interessante Nacht“, witzelte er und deutete mit seinen Kopf auf mich, als ich ihn nur verständnislos anguckte. „Anscheinend warst du heute Nacht nicht mal zu Hause.“ Es war nur eine kleine Bemerkung, die aber so viel mehr auswirkte, als ich erwartet hatte. Ein unruhiges Murmeln ging durch die Runde, was mich nur dazu brachte, genervt meine Augen zu verdrehen. „Wieso sollte ich das nicht gewesen sein? Lass deine absurden Behauptungen“, meinte ich bissig. Axel lachte nur und legte seine Unterarme auf die Lehne des Stuhls, um sich noch etwas weiter zu mir vorzubeugen. Mit einem Augenbrauen wackeln meinte er: “Du hast noch immer die Kleidung an, die du schon gestern getragen hast. Außerdem sehen deine Haare nicht gekämmt aus.“ Grinsend griff er danach und spielte einen kurzen Moment mit einer Strähne, bis ich einfach meinen Kopf wegdrehte. „Du hast also auf mich gehört und bist zu ihm gegangen. Freut mich, nun will ich wissen, was passiert ist und lass ja kein dreckiges Detail aus. Hast du auf mich gehört und ihn richtig ran genommen?“ Ich schüttelte entsetzt den Kopf und erntete nur ein enttäuschtes aufstöhnen von den Drei, das mich noch entsetzter drein blicken ließ. Dieses Interesse an andere Menschen war mir unheimlich. „Okay, was ist dann passiert?“, hakte Axel etwas weniger enthusiastisch nach. Vielleicht war es einfach nicht mehr so spannend für ihn, wenn es ausnahmsweise mal nicht um Sex ging. Mir sollte es recht sein, hatte ich doch eh nicht vor, etwas von unserem Treffen zu erzählen. Dabei ging es mir nicht mal nur um die Neugier der Drei Personen am Tisch, sondern auch auch das ich mir selbst noch nicht sicher war, was ich eigentlich wollte. Es war etwas, was nur uns etwas anging und eine egoistischer Teil wollte einfach, dass dies auch unsere Sache blieb. Irgendwie wollte ich Sora für mich, ohne das jemand von uns wusste und an unserer Beziehung (oder was auch immer das war), teilhaben konnte. So stand ich einfach auf, blickte grimmig in die Runde und verschwand, ohne ein weiteres Wort zu sagen, in meinem Büro. Wieder war es eine eigenartige Flucht, um unangenehmen Fragen zu entgehen. Doch war ich froh, wieder allein und in meiner vertrauten Umgebung zu sein. Eine gewisse Zeit lang, konnte ich von Menschen umgeben sein, doch es gab auch einen Punkt, wo es mir zu viel war und ich einfach nur meine Ruhe brauchte – so wie jetzt. So ließ ich mich in meinen Stuhl sinken und arbeitete weiter. Irgendwann schaffte ich es wieder mich nur noch auf meine Arbeit zu konzentrieren und nicht mehr an den Vorfall in der Cafeteria zu denken. Wieder mal vergaß ich dabei die Zeit und schreckte so auf, als wie von Geisterhand der Raum erhellt wurde. Verschreckt verrenkte ich etwas meinen Hals, als ich zu der Person aufsah, dessen Hände auf meinen Schultern ruhten. Ich entspannte mich ein wenig, als ich Sora erkannte, der hinter mir stand. Nur sah sein Gesicht nicht so fröhlich aus, wie es sonst immer war. Sein Ausdruck war verärgert, als er zu mir hinab sah. „Wie lang hatte es gedauert, bis du mein Zeug aus dem Büro entfernt hast?“ Er sah regelrecht beleidigt aus, da nichts mehr da war, was er einst hier her gebracht hatte. „War es eine halbe Stunde nachdem ich verschwunden war oder hast du schon angefangen auszuräumen, nachdem ich gegangen bin?“ „Sora“, seufzte ich und löste seine Hände von meinen Schultern, um ihn an der Hüfte haltend, zu mir zu ziehen. Immer noch murrend, setzte er sich vorsichtig auf meine Oberschenkel. „Axel war hier und hat deine Sachen mitgenommen. Ich habe keine Ahnung wo genau er sie hingebracht hat. Doch bin ich davon überzeugt, dass du all dein Zeug wiederbekommen wirst.“ Er schnob abfällig, während er sich etwas bequemer auf meinem Schoß machte und seinen Kopf auf meine Brust legte. „Dieser hinterhältige Kerl hat sie sicher bei sich unter gestellt, damit ich zu meinen Bruder muss, wenn ich sie wieder haben will.“ „Sora“, mahnte ich ruhig. Er reagierte nicht, sondern schmiegte sich lieber näher an mich heran. „Lassen wir das einfach“, säuselte er nun. „Ich möchte nicht über ihn reden. Lieber will ich wissen, was wir heute noch so machen.“ Meine Finger hielten kurz inne und hörten auf, mit den Strähnen seines Haares zu spielen. „Ich weiß nicht. Ich hab noch nicht drüber nachgedacht.“ Sora kicherte. „Wie hast du es nur geschafft, Naminè für dich zu gewinnen, wenn du dir noch nicht mal über solche einfachen Sachen Gedanken machst?“ Ein Schauer fuhr über meinen Rücken, als ich ihn wieder gegen meinen Hals kichern spürte und liebevoll einen Kuss, auf die dort empfindliche Haut hauchte. Ich antwortete ihm lieber nicht darauf, da meine Freundin es gewesen war, die für solche romantischen Aktionen zuständig war. Sie war es auch gewesen, die mich an geflirtet und angesprochen hatte. Ich selbst wäre nicht mal drauf gekommen, dass sie mich mögen könnte. Wie sollte ich auch? Ich war derjenige, der in der Schule meistens allein war und meine Zeit damit verbrachte zu lernen. Das war selbst in meinem Fußballverein so gewesen, in der ich mal gespielt hatte. Aber anscheinend mochten Frauen Fußballspieler, denn das blonde Mädchen war bei jedem Spiel dabei und hatte mich angefeuert – vielleicht hätte das ein Zeichen für mich sein sollen, das sie Interesse an mich hatte. Im Nachhinein betrachtet, klang es auf jeden Fall logisch. Ich unterdrückte ein Gähnen, versuchte mich nicht von der Stille einlullen zu lassen, die so einschläfernd auf mich war. Diesmal wollte ich ganz sicher nicht in so einer Position einschlafen. Sora war anscheinend der gleichen Meinung und bewegte sich ein bisschen, um besser auf meinem Schoß sitzen zu können. Dabei machte er einen überraschten Laut, so öffnete ich träge ein Auge bei diesem Geräusch und sah, wie Sora etwas von mir abrückte und irgendwie verstört, oberhalb auf meine Beine guckte. „Was ist los?“, fragte ich und folgte seinen Blick, wobei ich etwas irritiert schaute, als er auf meine Hosentasche herum piekte. „Ich saß auf irgendwas hartes, nur war es leider nicht das, was ich erwartet hatte.“ Während ich ihn mit großen, verwunderten Augen beobachtete, nestelte er an meiner Hosentasche herum und fischte endlich das Objekt heraus, was ihm so gestört hatte. Mit einem erfreuten Aufschrei, hielt er es mir vor die Nase. So dicht, dass ich nichts erkennen konnte und seine Hand etwas verschob, um es besser sehen zu können. „Du hast ihn noch!“, rief er erfreut aus und hielt den kleinen Pinguinanspitzer hoch. Ich blickte ihn nur verständnislos an, doch das tat seiner Freude keinen Abbruch. „Ich hatte ihn nur eingesteckt, damit ich ihn später wegwerfen kann. Anscheinend hab ich das Ding einfach vergessen.“ Sora grinste nur wissen von einem Ohr zum anderen. „Natürlich Riku“, meinte er spöttisch. „Deswegen sieht er auch schon so ramponiert aus, weil du ihn erst vor kurzem in deine Hosentasche gepackt hast. Du hast mich vermisst!“ Ich konnte seine Freude nicht so ganz nachvollziehen. „Es ist nur ein Pinguin“, meinte ich deshalb mürrisch. „Ein hartnäckiger Pinguin, der sich nicht mal in der Waschmaschine ertränken lässt.“ Soras Grinsen blieb auf seinem Gesicht, als er sich einfach an meinem Hals warf und mein Gesicht mit kleinen Küssen bedeckte. „Oh, ich scheine zu stören“, unterbrach uns eine heitere Stimme. Erschrocken fuhren wir etwas auseinander und starrten den Neuankömmling an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)