Follow me into another World von LadySam (Riku x Sora, Axel x Roxas) ================================================================================ Kapitel 10: seltsame Ratschläge ------------------------------- Selbst ein paar Tage später, ließ mich die Begegnung mit Sora nicht los. Das verletzte Gesicht des Brünetten, hatte sich tief in mein Gedächtnis verankert und ich fühlte die Schuld an mir nagen, immer wenn ich daran zurück dachte. Es tat mir leid, ihm weh getan zu haben, doch ließ es mein verdammter Stolz nicht zu, mich bei ihm zu entschuldigen. Da half es auch nichts, sich irgendwie abzulenken oder in die Arbeit zu stürzen. Natürlich würde ich mich lieber in Selbstmitleid zu stürzen und zu bejammern, was ich verloren hatte. Doch würde es mir nicht weiter helfen. So traf ich eines Tages eine schwere Entscheidung und klopfte an eine Tür, die für mich den Untergang bedeuten konnte. Als von innen ein „Herein“ zu hören war, wollte ich schon wieder weglaufen, da alles in mir irgendwie danach schrie, einfach abzuhauen. Doch hörte ich nicht darauf und drückte, mit einem dicken Kloß im Hals, die Klinke der Tür hinunter. Vorsichtig stieß ich sie ein wenig auf, so konnte ich durch den entstandenen Spalt bereits Axels arrogantes Grinsen sehen, als er seinen Kopf hob und mir direkt ins Gesicht sah. Seine Mimik wirkte auf mich als würde er mir unmissverständlich ein 'ich wusste es' sagen wollen. Ich hasste es schon jetzt, dabei hatte ich noch nicht mal mit ihm gesprochen, geschweige denn, den Raum betreten. Ich war schon dabei gewesen, irgendwelche Ausreden für mein erscheinen zu erfinden, als sein Blick milder wurde und er mich mit einem Zeichen seiner Hand, herein bat. Widerwillig trat ich ein paar Schritte vor, doch war die Entfernung zwischen mir und Axel noch enorm. Mich störte es ganz und gar nicht. Nur der Rotschopf schien etwas dagegen zu haben. „Oh, werden wir nun wieder unterwürfig?“, ergriff Axel das Wort und drehte seinen Stuhl, um mich mit diesem großspurigen Ausdruck in seinem Gesicht anzusehen. „Gefällt mir, dass du meinem Wunsch nachkommst und wieder so herrlich respektvoll bist. Ich mag es.“ Ich schnappte empört nach Luft, wobei ich meine Abwehrhaltung ganz automatisch einnahm, um ihn so besser verächtlich anschauen zu können. „Darum geht es nicht.“ Meine Antwort war patzig, doch er nickte nur anerkennend. „Was verschafft mir dann die Ehre deines Besuches?“ Ich konnte den Spott direkt in seinen Worten hören, dazu musste ich ihn nicht mal ansehen. Natürlich wusste er den Grund, warum ich hier war, doch wollte er es von mir selbst hören. Er würde mir nicht helfen, wenn ich nicht redete, obwohl ich bereits wie auf dem Präsentierteller vor ihm stand und nur meine Würde behielt, indem ich ihn mit kühlen Blick bedachte. Meine Fassade hielt zum Glück, denn in mir drin drohte meine Abneigung und Nervosität übermächtig zu werden. Es brodelte regelrecht, doch Axel lehnte sich nur lässig zurück und wartete darauf, dass ich etwas sagte. So musste ich ihm wohl oder übel den Gefallen tun, auch wenn ich lieber ganz andere Dinge machen würde. Ihm dieses höhnische Grinsen aus seinem Gesicht zu schlagen, zum Beispiel. Ich vergrub meine Hände in den Hosentaschen. Meine Finger, die das harte Plastik umklammerten, das der Körper von dem kleinen Pinguinanspitzer war. Ich war ein bisschen überrascht darüber, hatte ich doch nicht mehr dran gedacht, es noch in der Tasche zu haben. „Also?“, hakte er nach, nachdem von mir immer noch nichts kam. Ich trat näher an ihn heran und versuchte dabei so kühl wie möglich auf ihn herab zu sehen. „Ich will wissen, wo Sora steckt.“ Axel pfiff andächtig durch die Zähne. „Das ging aber schnell.“ Ich verdrehte nur die Augen bei seinem spöttischen Kommentar. „Hör auf zu schwatzen und sag es mir.“ „Nun,“, begann er spielerisch traurig, „mich überrascht es, das du nicht selbst drauf kommst – dabei ist es doch so einfach. Ach Riku, dank dir hab ich kein Sexleben mehr, weil Roxas sauer auf mich ist und nun kommst du hier her und stellst mir so eine Frage.“ Er schüttelte seinen Kopf. „Es ist ein Jammer, wie blind du doch bist.“ „Was soll das heißen?“ „Das du deine Zeit verschwendest und umsonst hier her gekommen bist. Sora lebt in diesem Hippie viertel. Warum sonst, sollte ich dich dort hinschicken?“ Seine plötzliche Boshaftigkeit, ließ mich zurück schrecken. Anscheinend war es eine Wohltat für ihn, da ihn sehr amüsierte, wie ich mich verhielt. „Wegen diesem dummen Auftrag?“, brummte ich gereizt. Axel richtete sich etwas auf und betonte nun jedes Wort, als würde er mit einem Dummkopf reden. „Nein, damit du den Kleinen wieder siehst.“ Meine Fassade bröckelte immer mehr. So merkte ich nicht mal, wie ich ihn mit offenen Mund anstarrte. Axel seufzte laut. „Ich habe dich für klüger gehalten, Riku“, tadelte er, „Doch anscheinend kannst du nicht mal die subtilsten Hinweise verstehen. Eigentlich sollte ich Mitleid mit dir haben, doch hält es sich bei deiner Inkompetenz doch in Grenzen. Ein bisschen Mitarbeit ist schon erforderlich, damit Pläne funktionieren.“ Fassungslos sah ich auf den rothaarigen Mann vor mir, der nur da saß und mir streng entgegen blickte. Er hatte Recht, ich war dumm. Doch es so hart ins Gesicht gesagt zu bekommen, traf mich – besonders wenn es sich bei dieser Person ausgerechnet um Axel handelte. Wie verrückt konnte es bitte schön noch werden? „Darf ich darauf hinweisen, dass du daran Schuld bist, dass er weg ist?“, wies ich ihn bissig drauf hin. Axel hob nur gleichgültig die Schultern, jedoch erweichte sich sein Blick ein wenig und ein kleines Funkeln war in seinen Augen zu finden.War es Schuld? Bei Axel schwer ein schätzbar. „Es war eine dumme Idee von meinem Blondschopf, Sora hier herzuholen – das wusste ich von Anfang an. Nur kann ich ihm leider keine Bitte abschlagen, wenn er mich mit seinen großen blauen Augen so anguckt. Aber das kennst du ja, schließlich hast du ja Erfahrung damit, da du mit seinem Zwilling zusammengearbeitet hast. Das Sora nicht lange durchhalten wird, war klar und nicht weiter überraschend. Früher oder später wären wir eh aneinander geraten. Vielleicht hast du es ja bemerkt, aber unsere Beziehung ist nicht gerade die beste. Da ist es leicht, mit Sora in einem Streit zu geraten.“ Er schüttelte bestürzt seinen Kopf und grinste dann spöttisch. „Und das alles nur wegen einem Pseudonym. Sora zu verstehen, ist schon eine Sache für sich.“ Ich lachte humorlos auf. Meine Finger, die noch immer dieses dumme Plastikding umklammerten, ohne das mir es überhaupt bewusst war. Meine Aufmerksamkeit war durch die angespannte Situation generell eingeschränkt. So merkte ich auch nicht, wie Axel sich aufrichtete und mich neugierig ansah. Erst als er wieder mit mir sprach, schreckte ich aus meinen Gedanken, wobei es wohl eher wegen seiner Frage war, als wegen seiner dunklen Stimme. „Also?“, hakte er nach, „wirst du mir erzählen, wie es zu diesem plötzlichen Sinneswandel kam. Es muss doch schließlich einen Grund geben, warum du wissen möchtest, wo er sich befindet. Das letzte Mal als wir uns sahen, wirktest du auf mich nicht gerade so, als würdest du ihn wiedersehen wollen.“ Ich starrte ihn an und schwieg. Mir gefiel seine Neugier nicht. Ich redete einfach ungern über Dinge, die mich selbst betrafen und von denen ich nicht mal selbst eine Ahnung hatte. Ich verstand mich selbst nicht mal, wie sollte ich also etwas erklären, was ich nicht mal selbst verstehen konnte? Vor allem mit ihm, der mit mir sprach, als wären wir langjährige Freunde. Die Situation entwickelte sich immer seltsamer, doch hatte ich irgendwie das Gefühl, reden zu müssen und wenigstens einer Person davon zu erzählen, was mit mir los war. So überwindete ich mich und antwortete ihm widerwillig: „Er war vor ein paar Tagen bei mir.“ Mein innerlicher Konflikt wurde nur noch mehr geschürt, als ich seine Augen neugierig aufblitzen sah. Etwas zu aufgeregt, setzte er sich in seinem Stuhl auf und beugte sich vor, um mich so besser ansehen zu können. „Und weiter?“, drängte er. „Er hat bei mir übernachtet“, erzählte ich ein bisschen stockend weiter. „Wow, nicht schlecht“, rief er beeindruckt aus. „Hab gar nicht gewusst, dass du so ein Draufgänger sein kannst.“ Ich blickte ihn etwas schockiert an, um gleich darauf schnell meinen Kopf zu schütteln. „Nicht so, verdammt! Natürlich schlief er auf der Couch und ich im Bett.“ Ich strich mir nervös durch das Haar, während er nur enttäuscht seufzte. „Wenigstens ein Anfang“, murrte er, „und weiter?“ „Was und weiter?“ „Es muss doch irgendwas vorgefallen sein. Sonst wärst du doch sicher nicht hier bei mir.“ Ich seufzte nur, fand einen Punkt hinter Axel an der Wand, den ich besonders interessant fand und starrte darauf, um nicht meinen neugierigen Gegenüber angucken zu müssen. „Er hat mich geküsst.“ Er pfiff beeindruckt. „Huh, jetzt wird es interessant. Was ist passiert?“ Ich schwieg lieber. Alles war mir einfach zu unangenehm, um darüber zu reden und vor allem wurde es lächerlich. Es war eine absolute Pleite und dumme Idee gewesen, hier her zu kommen. Wieso gab ich mir überhaupt die Blöße und kam zu ihm? Seit wann handelte ich bitteschön so verdammt dumm? Ich war doch immer jemand gewesen, der alles genau plante und durchdachte und nun stand ich hier, unter den prüfenden Blick meines Chefs und wusste nicht, was ich sagen sollte. Ein enttäuschter Aufschrei später ließ mich erschrocken auf den rothaarigen starren. „Du hast nichts gemacht?“, erriet er übertrieben fassungslos. „Nichts, Nada, Niente?“ „Ich konnte nicht“, gab ich zerknirscht zu. Noch bevor ich wusste wie mir geschieht, war er aufgesprungen und kam eilig zu mir, um mich an den Schultern zu packen und mich aus dem Büro zu manövrieren. „Dann solltest du es sofort nachholen! Geh zu ihm, steck ihm deine Zunge in seinen Hals und vögel ihn durch, bis er seinen eigenen Namen vergessen hat!“ Ich versuchte zu protestieren, doch als ich mich zu ihm umdrehen wollte, stand ich bereits auf den Flur und konnte gerade noch sehen, wie vor meinen Augen die Tür zugeworfen wurde. Es ging alles so schnell, das ich einen Augenblick lang nur schockiert auf die Tür starren konnte. Irgendwie schien Axel das zu merken und rief aus dem Zimmer: „Hau ab und mach das, was ich dir gesagt habe!“ Ich verdrehte bei diesem albernen Kommentar nur die Augen und verschwand von seiner Bürotür. Nur wollte ich nicht so recht auf das hören, was er gesagt hatte und ließ mir so viel Zeit wie möglich, um zu meinem Auto zu gehen. Warum auch nicht, schließlich hatte ich Feierabend. So konnte ich mich selbst etwas beruhigen und mich auf das vorbereiten, was mich erwarten könnte. Niemand konnte mich davon abhalten. Niemand, bis auf... Jemand legte mir eine Hand auf die Schulter und sorgte so dafür, das ich mich erschrocken herum drehte und in die entsetzten Augen von Kairi blickte, die so was von mir wohl nicht erwartet hätte. „Ruhig Riku“, murmelte sie, „du bist ja noch viel angespannter als sonst.“ Sie sah mich besorgt an, doch ich hatte keine Lust, mich zu erklären. Was sollte ich auch schon sagen? Das mein Chef mich aufgefordert hatte, seinen Schwager das Hirn aus dem Kopf zu vögeln oder doch lieber, dass ich kurz davor war durchzudrehen? „Warum so durcheinander heute?“ Sie schaute mich neugierig an, doch antwortete ich ihr nicht und blickte nur etwas verstört zurück. „Ich muss gehen“, sagte ich nur und ließ sie einfach stehen, um zu meinen Auto zu laufen. Während ich wieder zu dem Viertel fuhr, versuchte ich mir einen Schlachtplan zu überlegen. Doch das einzige was mir einfiel war, das ich nicht mal wusste, wo Sora genau steckte. Er lebte zwar in diesem Viertel, doch war es groß genug, um ihn erst mal suchen zu müssen. Schon allein die Tatsache, machte mich etwas mutloser. Wie sollte ich das machen? Es dauerte länger als nötig, um zu meinem Ziel zu gelangen und auf dem Parkplatz vor dem bunten Schild, auf dem 'Delonia' stand, zu parken. Irgendwie wollte ich es mir schwerer als nötig machen und fuhr Umwege, um nicht so schnell zum Viertel zu gelangen. Lächerlicherweise schlug mein Herz schneller, sobald ich auf dem Parkplatz stand und den Schlüssel aus dem Zündschloss zog. Seufzend lehnte ich mich in dem Sitz zurück und wartete. Ich wusste nicht mal warum, doch kam es mir in dem Moment richtig vor. Meine Nerven waren viel zu angespannt, um richtig denken zu können. So war ich drauf und dran, wieder nach Hause zu fahren. Der kleine Feigling in mir, hielt es für eine sehr gute Idee – jedenfalls bis ein Klopfen an der Fensterscheibe, ihn verstummen ließ. Verschreckt zuckte ich zusammen und starrte in das freundliche Gesicht einer Frau, die durch die Fensterscheibe guckte. Sie lachte ein bisschen, als sie meine Reaktion auf sie sah. Mein Schockzustand brachte mich dazu, ohne zu überlegen, das Fenster herunter zu kurbeln und sie verstört anzugucken. „Hi“, sagte sie freundlich und winkte mir leicht zu. „Ich wollte dich bei was auch immer du da tust nicht stören. Nur stehst du hier schon eine Weile mit deinem Wagen herum, so wollte ich einfach mal fragen, ob es dir gut geht oder ich dir irgendwie helfen kann.“ Ihre grünen Augen sahen amüsiert auf mich. Ich raufte mir die Haare und wusste nicht so recht, wie ich auf ihre Worte reagieren sollte. An ihrer Kleidung, dass aus einem altrosafarbenen Kleid bestand, konnte ich erkennen, dass sie eine von denen war. Vielleicht war es nur Zufall, das sie gerade jetzt vorbei kam und mich ansprach. Doch für mich war es ein wahrer Glücksfall, da ich sie so fragen konnte wo Sora war und mir so die nervige herum Fragerei ersparen konnte. Wenn ich geschickt genug vorging, würde sie mir helfen können. Doch ihrem sanften Lächeln nach zu urteilen, hätte sie mir wahrscheinlich auch so geholfen. „Ähm, ich suche jemanden“, sagte ich endlich. „In deinem Auto?“, fragte sie verblüfft und kicherte, als ich sie verdutzt anguckte. Dann schüttelte ich meinem Kopf und machte eine Geste, damit sie ein paar Schritte zurück ging und ich aus meinen Wagen steigen konnte. „Nein, natürlich nicht“, ärgerte ich mich etwas, als ich vor ihr stand. „Ich suche einen brünetten Mann. Sein Name ist Sora.“ Das Gesicht der hübschen Frau erhellte sich merklich und sie lächelte mich wieder an. „Hm, momentan scheint ihn jeder zu suchen.“ Sie ging nicht weiter auf ihren Kommentar ein, als ich sie fragend ansah, sondern deutete mir nur an, ihr zu folgen. Etwas unsicher ging ich ihr nach, wobei ich immer aufgeregter wurde, je tiefer wir in das Viertel kamen. Vorsichtig warf ich flüchtige Blicke auf die Menschen, die wir auf unseren Weg begegneten und hatte wieder dieses Gefühl, als würde ich in einer andere Welt eintauchen. Dabei machte es überhaupt keinen Sinn hier zu sein und es gab schon gar nicht einen Grund dafür, warum mein Herz in meiner Brust, immer schneller schlug. Ich war überfordert mit meinen Gefühlen und den neuen Sinneseindrücken, die mir dieser Ort zu bieten hatte. Irgendwie schien die brünette Frau das zu ahnen. Welchen Grund hatte sie sonst, um stehen zu bleiben und mich sanft, aber konsequent weiter zog? Warum waren heute nur alle gegen mich? Während ich noch grummelnd darüber nachdachte, hielten wir vor einem Haus. Doch darauf wurde ich erst aufmerksam, als die Frau feierlich verkündete, dass wir da seien. Mit skeptischem Blick sah ich an dem Gebäude hoch, das nicht wirklich sehr einladend aussah. „Bist du dir sicher?“, hakte ich lieber noch mal nach. Sie sah mich etwas irritiert an, nickte aber. Zweifelnd betrachtete ich das Haus, dessen violette Farbe schon abgeblättert war und an dessen Fenster statt Vorhänge, Decken hingen. „Du bist dir wirklich sicher?“ Wieder nickte die junge Frau, sah mich aber dafür etwas verständnislos an. Trotzdem versuchte sie ihr freundliches Lächeln aufrecht zu erhalten , auch wenn es ihr diesmal schwerer fiel. „Soll ich dich begleiten?“ Ich antwortete ihr nicht, sah lieber etwas angeekelt auf das heruntergekommene Gebäude. Wie kann man in solch einen abbruchreifen Haus nur leben? Meine Entscheidung wurde mir abgenommen, ob ich hinein gehen sollte oder nicht, als ein dumpfer Knall aus dem inneren zu hören war. Noch bevor ich mich versah, wurde ich auch schon in das Gebäude gezogen und ich fand mich auf dem Flur wider. Als ich am Arm haltend, die Treppe hinaufgezogen wurde, gab ich darauf acht, um mit nichts in Berührung zu kommen, das auffällig widerwärtig war – was so gut wie alles, in meinen Augen war. In der oberen Etage trat ich in ein Zimmer ein, das wahrscheinlich schon mal eine Tür hatte. Ich konnte nicht weiter drüber nachdenken, was das für einen Sinn haben sollte, da ich auch schon mit dem nächsten Schock konfrontiert wurde. Als ich meinem Blick schweifen ließ, konnte ich auf dem Boden fünf Matratzen liegen sehen. Alle waren fein säuberlich nebeneinander angeordnet und wahrscheinlich das Schlaflager der Personen, die hier lebten. Auf jedem lag eine unordentliche Decke, als wären sie eben erst aufgestandenen. Nur unter einer, konnte ich zwei Erhebungen ausmachen, die seichte Geräusche machten, als würden sie schlafen. Irritiert starrte ich darauf, nur um im selben Moment von meiner Begleitung mit einem räuspern, weggezogen und in einem anderen Raum geführt zu werden. „Sora?“, rief sie durch das Zimmer. In ihrer Stimme schwang etwas Aufregung mit, doch konnte ich mich auch irren, da ich viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt war, um klar denken zu können. Vorhin hatte ich noch geglaubt, dass der Besuch bei Axel das Schlimmste wäre, doch das hier toppte einfach alles. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so unwohl gefühlt und wollte einfach nur weg von einem Ort wie jetzt. Doch für eine zierliche Frau, hielt mich die Brünette ganz schön fest am Arm . Wenn ich nicht wie ein kompletter Volltrottel aussehen wollte, musste ich da wohl durch. Wieder rief sie seinen Namen und diesmal antwortete er ihr mit fröhlicher Stimme. Bei dem klang seiner Stimme begann mein Herz wie wild zu klopfen und wurde zu einem Verräter. „Du hast Besuch.“ Sie wandte sich mir zu und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln. „Wer ist es?“ Es war so typisch für ihn, erst zu fragen, anstatt einfach zu uns zu kommen. „Ein hübscher junger Mann. Er hat mir nicht seinen Namen verraten.“ Sie schmunzelte, als keine weiteren Rufe von ihm kamen, aber dafür ein poltern zu hören war. Nervös sah ich zur Tür, aus die diese lauten Geräusche kamen und endlich standen wir uns wieder gegenüber. Nur war das Wiedersehen eher befangen, da Sora einfach an der Tür stoppte und mich verblüfft anschaute. Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte, doch gefiel mir dieser Reaktion überhaupt nicht. Was hatte ich Dummkopf auch erwartet? Das er mir Freudestrahlend um den Hals fiel und mein Gesicht mit Küsse bedeckte? Welch ein Unsinn! Schließlich war ein Kuss auch daran Schuld, dass ich überhaupt hier war. Mir stockte der Atem bei seinen Anblick, da er mich mit einer ungewohnt abwertenden Haltung anstarrte. Unschlüssig stand ich ihm gegenüber und wusste nicht was ich sagen sollte, da mein Hals wie zugeschnürt war. Es war so eine ungeschickte Situation, das ich mir absurderweise schon wünschte, das Axel hier wäre und mir helfen würde. Schließlich war er auch daran Schuld, dass ich hier war. „Ich muss wieder zurück an meinem Stand, Sora. Cloud hat noch ein paar Dinge zu erledigen, so kann ich nicht so lange wegbleiben“, erklärte die brünette Frau verlegen. „Geht in Ordnung, Arith. Ich komme ganz gut allein klar.“ Verbissen presste er seine Lippen aufeinander, verfolgte nur kurz, wie die Frau aus dem Raum ging und uns somit allein ließ. Als sie weg war, begann er zu reden, doch war es feindseliger, als ich vermutet hatte. „Was machst du hier?“ In meiner Fantasie bildete ich mir ein, dass er gleich zu mir gestürmt kam und mir eine runterhaute. Die Vorstellung war ein bisschen beängstigend, auch wenn ich natürlich viel stärker war und mich gegen ihn kinderleicht wehren konnte. „Hat dich Roxas geschickt?“ Er guckte argwöhnisch auf mich, doch ich verneinte nur. Erleichtert atmete er aus, jedoch blieb sein misstrauischer Ausdruck auf seinem Gesicht. „Okay, wenn nichts davon zutrifft, komme ich wieder zu meiner ersten Frage: Was machst du hier?“ Ich war verwirrt genug, um ihm nicht sofort zu antworten. Sein Blick gefiel mir nicht, da er nicht so wie üblich war und irgendwie so abwertend auf mich wirkte. Außerdem war ich mir nicht so ganz schlüssig, was ich ihm überhaupt antworten sollte. So klangen meine Worte viel zu unsicher und holprig in meinen Ohren. Mein Blick ging zur Seite, als ich zu sprechen begann: „Ich wollte sehen wie es dir geht. Seid wir uns das letzte Mal gesehen hatten... nun ja, es ging etwas unglücklich aus.“ Sora prustete los. „Das kann man wohl sagen. Du bist ein schlechter Gastgeber.“ „Immerhin konntest du bei mir bequemer schlafen als hier“, brummte ich. „Bist du hier um ich zu beleidigen oder dich bei mir zu entschuldigen?“ Seine freche Frage verblüffte mich, doch er lachte nur bei meinem Gesichtsausdruck. „Ich wollte mich nicht bei dir entschuldigen!“, entgegnete ich grober als nötig. „Okay und warum bist du denn da?“ „Hab ich doch gesagt.“ „Also wolltest du mich nur sehen?“ Seine Stimme war ungewohnt bissig, als würde er mich mit seinen Worten verletzen wollen. Mein Gesicht verfinsterte sich bei dieser Feststellung und langsam wurde ich wütend, bei seinen unhöflichen Verhalten. „Ich hätte auch Axels Vorschlag durchziehen können, doch schien mir dies nicht richtig.“ „Und das wäre?“ „Dich durchvögeln, bist du dienen eigenen Namen nicht mehr weißt.“ Er lachte, während mein Blick unverändert blieb. „Als ob du das könntest! Du bist selbst zu dumm dafür, jemand anderen zu küssen. Wie solltest du mich dann ficken können?“ Er lachte härter, sodass ich das Gefühl nicht los wurde, das er eine böse Freude daran hatte, mich zu verspotten. „Es kann nicht so viel anders sein, wie ein Mädchen zu bumsen.“ „Ja, aber dazu sollte man erst mal fähig sein, einen anderen Menschen zu küssen“, stichelte er weiter. „Du hast eine ziemlich große Klappe!“ Er provozierte mich absichtlich – das war klar – doch diesmal tat ich ihm den Gefallen und ging darauf ein. „Du stellst mich hier wie eine prüde Jungfrau hin!“, merkte ich an, doch Sora ließ das unbeeindruckt und setzte zum Gegenschlag aus. „Du benimmst dich auch so. Wahrscheinlich gibt es Naminè nicht einmal und du hast sie erfunden, damit du vor mir nicht wie ein Depp da stehst!“ Nun war klar, das er mich ärgern wollte und er hatte es auch mit Bravour geschafft. Ich wurde wütend auf ihn. So lief ich auf ihn zu und konnte dabei sehen, wie sein überheblicher Blick, einem geschockten Ausdruck wich. Eigentlich hatte ich ganz andere Dinge mit ihm vor, doch irgendwie verabschiedete sich mein Hirn von seinem Dienst und aus einem Impuls heraus, den ich mir selbst nicht erklären konnte, landeten meine Lippen auf seine. Zufrieden hörte ich, wie Sora überrascht auf keuchte und gierig seine Lippen gegen meine bewegte. Es machte mich mutiger. So legten sich meine Hände fordernd gegen seinen Rücken, damit ich ihn näher an mich drücken konnte. Mein leichtes knabbern an seiner Unterlippe brachte ihn leicht zum stöhnen und ich grinste in dem Kuss hinein, meine Chance nutzend, um meine Zunge in seinen Mund wandern zu lassen. Es brauchte nur ein paar Sekunden, bis sie von seiner eigenen angestupst wurde und immer wieder aufeinander trafen. Das Gefühl war überwältigend und das Kribbeln in meinem Bauch tat fast schon weh. Doch irgendwann löste ich mich von diesen süßen Lippen und ich schnappte leise nach Luft. Dabei gefiel mir Soras betäubter Blick, mit dem er zu mir aufsah. Sein Mund war leicht geöffnet und er rang etwas nach Atem. Ich lächelte bei seinem Anblick und streckte meine Hand aus, um ihn eine verirrte Strähne aus der Stirn zu streichen. „Okay, küssen kannst du“, murmelte er endlich und für einen kurzen Moment, sah ich ihn überheblich grinsend an. Jedenfalls so lang, bis er etwas hinzufügte, was mich wieder rum verstörte: „Wollen wir jetzt Axels Vorschlag umsetzen?“ Meine Mundwinkel gingen nach unten, wobei Sora nur albern kicherte. „Es war nur ein Scherz.“ „Ich weiß“, entgegnete ich brummend, „Seit wann tust du auch was, was Axel vorgeschlagen hat.“ Soras Lächeln erstarb ein bisschen, als er nur weich seinen Kopf schüttelte. „Er ist momentan nicht wichtig. Ich will nicht über ihn reden.“ Trotzig sah er zu mir auf und tatsächlich war das Thema erst mal erledigt. Schließlich wollte ich die neue Situation nicht kaputt machen und wenigstens einmal das richtige tun. Auch wenn es ungewohnt war, einen anderen Mann zu küssen, hatte es mir doch gefallen. Nur war ich mir nicht so sicher, was als nächstes zu tun war. Meine spontanen Aktionen hatten eigentlich immer damit geendet, dass irgendwas Schlechtes passierte und seltsamerweise wartete ich direkt darauf, dass es jeden Moment so weit war. Sora sah mich skeptisch an. „Du bereust es schon“, sagte er leise. Ich konnte ihn nur verwundert ansehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)