Follow me into another World von LadySam (Riku x Sora, Axel x Roxas) ================================================================================ Kapitel 2: Doch nicht allein ---------------------------- Am nächsten Morgen bestätigte sich dass, was ich erwartet hatte: das Büro war leer und nur die bunten Dinge auf den anderen Schreibtisch erinnerte mich daran, dass der Brünette das der Brünette mal hier gewesen war. Ich war nicht mal überrascht darüber, nahm resigniert die Sachen wahr, als ich neben dem Tisch zum stehen kam. Ein bitteres Lächeln zuckte um meine Mundwinkel, als mein Blick auf die Blumen fielen, die noch immer neben dieser lächerlichen Lampe standen. Im Laufe des Tages würde er seine Sachen abholen und dann war ich wieder allein. So wie immer. Ich sollte wohl dankbar dafür sein, endlich wieder meine Ruhe zu bekommen. Doch ein flaues Gefühl breitete sich in meinem Bauch aus und irgendwie passte mir der Gedanke nicht, nur würde ich daran nichts ändern können. Mir kam eine Idee, um wenigstens ein wenig die Wogen zu glätten und meine Schuld wenigstens ein bisschen wieder gut zu machen. So machte ich mich auf und holte sein hässliches Katzenradio wieder aus dem Keller, um es auf seinen Schreibtisch zu stellen. Schließlich wollte er sicher alle seine Sachen wieder mitnehmen. Ich war zufrieden mit mir und setzte mich an meinem Schreibtisch, um die Arbeit nachzuholen, die gestern liegen geblieben war. Diesmal klappte es besser und schon bald war ich so vertieft in meiner Tätigkeit, dass ich fürchterlich erschreckte, als die Tür mit Schwung gegen die Wand donnerte. Mit großen Augen starrte ich auf den Eindringling, doch dieser lächelte mich nur entschuldigend an. Diesen Ausdruck behielt er aber nur kurz, denn schon bald kam wieder das aufmüpfige zum Vorschein und aus dem Lächeln wurde ein freches Grinsen. „Sorry, Mister Perfect, nicht jeder kann pünktlich auf Arbeit erscheinen. Manche Menschen haben noch ein Leben“, er grinste mich schelmisch an und ließ zweideutig seine Augenbrauen hüpfen, „und meins war diese Nacht ziemlich wild.“ Ich hob abwehrend die Hände hoch und machte protestierende Geräusche, als Zeichen, das ich das überhaupt nicht wissen wollte. Es war auch wirklich so, das mich die Privatangelegenheiten von anderen Menschen nicht interessierte und das Leben von Sora interessierte mich besonders nicht – jedenfalls redete ich mir das konsequent ein. So ging ich auf seine Andeutungen gar nicht erst ein. Stattdessen setzte ich mich gerade auf und sah den Brünetten mit strengen Blick an. „Es hat rein gar nichts mit Perfektion zu tun, pünktlich auf Arbeit zu erscheinen“, belehrte ich und erntete ein Augenrollen von ihm, „außerdem war ich nicht auf die Minute genau auf Arbeit erschienen. Und damit es gleich klar ist: dein Privatleben interessiert mich kein bisschen.“ Soras Mundwinkel gingen nach oben, während er mit seinen Fingerspitzen gegen sein Kinn tippte, als würde er über etwas nachdenken. „Schade, die Geschichte hätte dir sicher gefallen“, meinte er vergnügt, doch stutzte dann, „aber wahrscheinlich hättest du meine Art von Geschichten wohl nicht gemocht.“ Er lief zu seinem Schreibtisch und hopste auf seinen Stuhl, der etwas weggerollt war, bei dieser Aktion, doch trotzdem noch sicher darauf landete. Sora ließ sich davon nicht beirren und sah etwas irritiert auf seine Arbeitsfläche, wo noch immer das Katzenradio stand. Als er so in meine Richtung blickte, wirkte sein Gesicht wirklich überrascht auf mich. „Warum steht das Radio hier?“ Sein verblüffter Ausdruck gefiel mir, da sein Mund ein wenig geöffnet war und er mich in diesem Moment wie einer dieser kleinen süßen Hunde mit den langen Schlappohren ansah. Während ich nur auf diese wundervoll geschwungenen Lippen starren konnte, wartete Sora noch auf eine Antwort von mir. Diese gab ich ihn aber erst, als er meinen Namen sagte, da ich seine Worte schon längst wieder vergessen hatte. Diesmal wendete ich meinen Blick unbewusst etwas zu schnell ab und sah beinahe verlegen auf meine Hände. Mein eigenes Verhalten nervte mich, war es doch so verdammt untypisch für mich. Erschrocken von mir selbst, ließ ich mich zu einer eher unfreundlichen Antwort hinreißen: „Ich dachte es könnte sinnvoll sein, dir dein Radio wieder zu geben, wenn du abhaust. Schließlich willst du ja mit all deinen persönlichen Sachen in dein neues Büro ziehen und ich werde das Ding ganz sicher nicht brauchen.“ Mit der Reaktion auf meine Antwort hätte ich nun wirklich nicht gerechnet: er kicherte. Ich hob leicht irritiert den Kopf und beobachtete den kichernden Jungen gegenüber von mir. Minuten später fragte ich nach, was denn so witzig sei, doch bekam keine vernünftige Antwort drauf. Der Brünette lachte nur, als ich ihn verstört ansah und hielt sich den Bauch. Während ich ihm so beim lachen zu sah begriff ich, dass der Kleine nicht mal fünf Minuten in diesem Büro war und es doch geschafft hatte, mich in der kurzen Zeit wie ein kompletter Vollidiot fühlen zu lassen. Diese Erkenntnis traf mich und machte mich wütend. „Sora“, ermahnte ich, als sein Gekicher einfach nicht aufhören wollte. „Schon gut“, erwiderte er japsend und atmete ein paar Mal tief durch, um sich zu beruhigen. Beim dritten Anlauf schaffte er es dann sogar, mir eine halbwegs anständige Antwort zu geben: „Ich muss dich leider enttäuschen: so schnell wirst du mich nicht los. Und nur so als kleine Randinfo: mit dem wiederbringen des Radios hast du dir selbst geschadet, denn ich werde auf keinen Fall auf Musik verzichten!“ Er kramte in seiner Tasche herum, die er noch umhängen hatte und hielt demonstrativ ein weiteres Radio in die Höhe, als wäre es eine Bestätigung für seine Worte. „Nun haben wir zwei, mit denen wir Musik hören können“, rief er übermütig aus und sprang sofort auf, um ein Gerät auf das Fensterbrett neben mir und das andere auf seinen Schreibtisch zu stellen. Gereizt hörte ich dem Gedudel aus den Radios zu und bemerkte so nicht, das Sora wieder in meine Richtung blickte. Mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen sagte er: „Danke, es ist süß, das du es mir wieder gebracht hast.“ Ich konnte nichts anderes tun, als ihn entsetzt anzusehen. Süß? Das war nun nicht das Wort, das ich erwartet hatte. Sora musterte mich nachdenklich, eine Hand die seinen Kopf stützte. „Ich mag dich irgendwie. Ich bin davon überzeugt, dass wir noch viel Spaß haben werden.“ Mein Gesichtsausdruck blieb bei seinen Worten weiterhin misstrauisch. Irgendwie konnte ich seine Aussage nicht so ganz teilen. In den nächsten Tagen veränderte sich einiges in unserem kleinen Büro, sodass ich bald in dem Glauben war, das Sora hier einziehen wollte, anstatt hier nur zu arbeiten. Zuerst waren es nur kleine Dinge wie bunte Behälter, um dort die Kugelschreiber und Bleistifte hinein zu tun, die überall auf den Schreibtischen und Schubladen verstreut rumlagen. Doch bald artete es aus und Pflanzen kamen hinzu, die überall in Töpfen und Vasen im Raum verteilt waren. Am Ende der Woche war ich von Grün nur so umzingelt und ich erwischte Sora in der Mittagspause, wie er versuchte ein Bild an die Wand hängen. Ich öffnete gerade rechtzeitig die Tür, um gerade noch zu sehen, wie das Bild mit einem dumpfen Knall auf den Boden fiel.Schmollend folgte er mit seinem Blick das Bild und sah es enttäuscht an, als würde es etwas für seiner Handwerkliche Geschicklichkeit können. Ich räusperte mich, um ihn nicht zu erschrecken, doch als er sich zu mir umdrehte, sah er mich trotzdem ertappt an. Es ist nicht so wie du denkst!“, rief er schnell aus und schob sich vor dem Bild, um es vor mir zu verstecken. Ich hob nur eine Augenbraue und bedachte ihn mit einem zweifelnden Blick. „Glaubst du wirklich, dass ich auf diesen billigen Trick reinfalle?“ Ich drängte mich an ihn vorbei, um mich zu bücken und das Bild wieder aufzuheben. „Und meinst du nicht, dass ich das Bild früher oder später gesehen hätte?“ Sora grinste und verschränkte fröhlich die Hände hinter seinen Kopf. „Den Pinguin hast du auch nicht gesehen, Ich schätze, du hast einfach keinen Blick dafür.“ „Welchen Pinguin?“ Sein Grinsen breitete sich noch weiter auf seinen Gesicht aus. „Der auf deinen Schreibtisch. Es ist ein Anspitzer. Du musst den Bleistift hinten reinstecken und dann spitzt der ihn automatisch an. Sehr praktisch das Teil.“ Er machte die passenden Bewegungen mit seinen Händen, während er erklärte. Ich konnte nur den Kopf schütteln. „Das ist ein lächerliches Beispiel.“ Sora legte seinen Kopf schief. „Eigentlich nicht. Bei deiner pingeligen Ordnung hättest du ihn schon längst entdecken müssen.“ Anstatt weiter darauf einzugehen, fiel mein Blick auf das Bild in meinen Händen, das er vorgehabt hatte aufzuhängen. Es war nur ein wirres Gepinsel aus Farben und hatte nicht mal eine richtige Struktur. Der Künstler schien nicht viel von seinen Handwerk zu verstehen, doch kam mir Sora zuvor, so konnte ich mein Urteil nicht laut aussprechen. „Das hat mein Bruder gemalt“, erklärte er voller Stolz. Ich nickte nur und war nun heilfroh nichts gesagt zu haben. „Er ist Künstler. Nur leider kann er mit seinen Arbeiten noch nicht genügend Geld verdienen, um davon auch zu leben.“ Er blickte etwas traurig auf das Kunstwerk.“Es ist sehr schade das er seinen Traum noch immer nicht erfüllt bekommt. Aber irgendwann wird er sich durchsetzen und erfolgreich sein.“ Da ich hin und wieder auch so etwas wie Taktgefühl besaß, biss ich mir auf die Unterlippe und verkniff mir einen Kommentar dazu. Stattdessen drückte ich Sora ganz das Bild in die Hände und begutachtete den Nagel in der Wand, der dort bemitleidenswert krumm steckte. Ich tat mein bestes, ihn mit einem Hammer so gerade wie möglich zu rücken und so in die Wand zu hämmern, dass das Werk seines Bruders sicher dort hängen konnte. Irgendwie bekam ich es hin und so stand ich bald neben Sora und wir betrachteten unser Werk. „Es ist perfekt!“, freute sich der Brünette.Doch ich war noch unzufrieden und legte meinen Kopf schief, um es von allen Seiten genaustens zu begutachten. Dann endlich entdeckte ich das Problem und rückte das Bild so zurecht, das es nicht mehr schief an der Wand hing. Als ich mich zufrieden zu Sora drehte, sah mich dieser zweifelnd an. „Und jetzt ist es besser?“ „Ja, jetzt ist es gerade“, sagte ich von mir selbst sehr überzeugt. Sora verschränkte die Arme vor der Brust und behielt seinen zweifelnden Gesichtsausdruck bei. „Niemand hätte es bemerkt.“ „Doch, ich sehe es und mich stört es. Also habe ich es begradigt.“ Nach einem „Du spinnst“, ließ er mich einfach stehen und war bereits an der Tür angekommen, als ich mich zu ihm umdrehte. „Was hast du vor?“ Er warf einen Blick über die Schulter, während er schon die Hand an der Türklinge hatte. „Essen. Da ich dachte, dass du es ebenfalls seist, hatte ich das mit dem Bild gemacht. Doch da dies nun erledigt ist, kann ich ja endlich essen gehen.“ Als sich die Tür hinter ihm schloss, setzte ich mich zurück an meinen Schreibtisch und öffnete meine oberste Schublade, um meine Essenspakete herauszuholen. Gerade als ich in meinen Sandwich beißen wollte, flog wieder lautstark die Tür auf und ich schielte in die Richtung, wo Sora stand. „Warum kommst du nicht?“, fragte er und ich hörte in seiner Stimme etwas Ärger heraus. Dann fiel sein Blick auf mein Essen und ungläubig hob er eine Augenbraue. „Verbringst du deine Mittagspause immer hier?“ Ich nickte , wobei ich mich durch das Gequatsche nicht aus der Ruhe bringen ließ und genüsslich vor mich hin kaute. Sora seufzte nur lauter als nötig und schloss die Tür, um wieder zu mir zu laufen. Der Brünette wusste wirklich nicht was er wollte – oder vielleicht doch, wenn ich ihn so auf mein Sandwich in meiner Hand gieren sah. Demonstrativ schloss ich meine Schublade. „Wolltest du nicht essen gehen?“ Sora warf mir einen schmollenden Blick zu, dass schon dem eines Bettelns ähnlich war. Ich seufzte. „Du bist ärgerlich“, murrte ich, doch Sora lächelte nur zufrieden, als ich die Schublade wieder öffnete und er nach einem der Pakte greifen konnte. In einer geschmeidigen Bewegung, die ich ihm gar nicht zugetraut hätte, setzte er sich auf meinen Schreibtisch und zusammen aßen wir unsere Sandwichs auf. Es war ganz nett, so mit ihm zusammen zu sitzen und nicht wie sonst, allein essen zu müssen. Vielleicht gefiel mir es ein bisschen, auch wenn es nicht drüber hinweg täuschen konnte, das Sora mit seiner eigentümlichen Art wirklich nerven konnte – jedenfalls mich. Es hatte mich eine ganze Woche gekostet, ihn dazu zu bringen, das Radio nicht so laut zu machen und vor allem nur eins von den Geräten einzuschalten.Diese leidige Streiterei war einen Kompromiss gewichen und Sora hatte irgendwann zugestimmt, auch wenn ich ihm ansehen konnte, das es ihm absolut nicht gefiel. Es war ein kleiner Sieg gewesen, doch wie ich ihn dazu bringen, sollte weniger laut zu sein, war noch eines der Dinge, über die ich nachdenken musste.Irgendwann würde mir wohl hoffentlich etwas einfallen. Wunderlicherweise war ich doch etwas enttäuscht, als Sora an einem Freitag Nachmittag wild auf seiner Maus herum klickte und geräuschvoll seinen Stuhl zurück schob, um ins Wochenende zu gehen. Es war erstaunlich, wie Punktgenau er war, wenn es um seinen Feierabend ging. Ich selbst war so vertieft in meine Arbeit gewesen, dass ich die Zeit vollkommen vergessen hatte. Warum sollte ich auch? Schließlich erwartete mich zu Hause nichts. Etwas betäubt von den neuen Geräuschen, sah ich auf und beobachtete, wie der kleine Brünette einen prüfenden Blick über seinen Tisch warf, nur um Sekunden später seine Jacke über seinen Unterarm zu werfen und mich erwartungsvoll anzugucken. Für einen Moment trafen sich unsere Blicke und seiner Mimik nach zu urteilen, wollte er auch etwas sagen, doch würde ich es wohl nie hören werden, denn nur einen Augenblick später wurde die Tür aufgerissen und unser Chef platzte in den Raum. Mein Körper versteifte sich unbewusst, als ich den rothaarigen sah, doch Sora lief fröhlich auf ihn zu und begrüßte ihn vergnügt, während ich mich sorgte, was ausgerechnet unser Chef hier zu suchen hatte. Schließlich hatte er sich in all den Jahren wo ich hier arbeitete, noch kein einziges Mal sehen lassen. Wenn ich so recht darüber nachdachte, hatte ich ihn das letzte Mal bei meinem Vorstellungsgespräch gesehen. Ich versuchte Sora mit Blicken und Mimik zu warnen, das er unserem Boss gegenüber stand, doch er hielt nur inne und sah mich merkwürdig an. „Riku, alles in Ordnung? Geht es dir gut? Hast du was im Auge?“ Besorgt lief er zu mir und tätschelte mein Gesicht, um mich zu 'untersuchen'. Ich packte schnell seine Handgelenke und nahm seine Hände aus meinem Gesicht, ohne das mir der misstrauische Blick meines Chefs entging. Er kam näher zu uns und musterte mich kritisch. Ich kam mir vor, wie ein Tier im Zoo. Dieses Gefühl verschlimmerte sich sogar, da mir Sora mit seinem Kopf die Sicht versperrte und einfach nicht von mir weichen wollte. Erst als ich ein genervtes: „Mir geht ’s gut, Sora“ rief, ließ er von mir ab und machte endlich den Platz frei, damit ich auf den rothaarigen gucken konnte. Dessen Blick blieb unverändert, doch kratzte er sich nachdenklich die Schläfe, während sein Blick noch immer auf mich ruhte. Dann endlich erhellte sich sein Gesicht, wobei er mit seinen Fingern schnipste und auf mich zeigte. Mein Herz setzte einen Moment aus. „Riku“ ,Er lachte erleichtert auf, „ich wusste, dass ich dich doch von irgendwoher kenne. Du bist der Eisblocktyp!“ Sämtliche Mimik fiel mir aus meinem Gesicht, als ich ihn so reden hörte. „Schön, das sie ihre Mitarbeiter kennen“, brummte ich. Der rothaarige tauschte mit Sora einen seltsamen Blick aus, bis der kleinere nur ratlos mit den Schultern zuckte. „Er ist nicht gerade die freundlichste Person hier im Gebäude.“ Unser Chef nickte verstehend und versuchte weiter ein wenig belanglos mit mir zu reden. „Es ist schön dich kennenzulernen“, Er rieb sich etwas unbeholfen seinen Nacken, „auch wenn mir Sora nie was über dich erzählt hatte.“ Empört schnappte Sora nach Luft und stieß ihm nicht gerade sanft, seinen Ellenbogen in die Seite. Ich konnte kaum glauben, was der kleine gerade getan hatte. „Schau nicht so erschrocken“, sagte Sora grinsend, als er meinen Blick sah, „Axel ist diese Behandlung schon gewöhnt von mir.“ Axel selbst verdrehte nur die Augen und legte seinen angewinkelten Arm auf dem Kopf des Brünetten, um sich auf ihm zu stützen. Sein böser Protest, wurde mit einem Grinsen zur Kenntnis genommen. „Also bist du nur hier, weil du mit dem Chef befreundet bist?“, stellte ich mürrisch fest. Der rothaarige überlegte kurz, während er Soras Kopf unsanft mit seinen Arm umschlang und ihn grob an seiner Seite presste. „Nein“, grinste er und guckte zufrieden auf den kleinen, dessen Gesichtsfarbe sich ungesund verfärbt hatte. „Er ist hier, weil ich mit seinen Bruder schlafe.“ Lachend ließ er ihn wieder frei und störte sich nicht daran, das Sora nach Atem rang. Lieber setzte sich Axel lässig auf die Ecke meines Schreibtisches und sah mich vergnügt an. „Sein Bruder war der Meinung, das er endlich einen Job bräuchte und da ich meinem Blondchen keine Bitte abschlagen kann, ist er nun hier.“ Ungläubig sah ich den rothaarigen an, der sich nun spielerisch seine Fingernägel betrachtete. Und nun sollten wir einfach gehen, damit mein Bruder nicht so lang auf uns warten muss!“, rief Sora sauer und zog an seinem Arm, damit er endlich mit ihm kommen würde. Doch Axel bewegte sich keinen Millimeter und schien Spaß daran zu haben, den kleinen auf diese Art zu Triezen, denn wieder wurde er am Kragen gepackt und so daran gehindert, ihn weiterhin am Arm ziehen zu können. Sora protestierte, doch das sorgte nur für ein raues Lachen von dem rothaarigen. Amüsiert sah er zu, wie der kleine versuchte sich zu befreien und wild mit den Armen um sich schlug. Als ich die Szene so beobachtete, fiel mir die Röte in dem Gesicht von Sora auf, doch konnte ich nicht genau sagen, ob es wegen der Anstrengung oder er verlegen war, über die rüpelhafte Art, wie er behandelt wurde. Ich war mir nicht sicher, fand aber diesen Anblick süß, wie er so empört seine Lippen aufwarf und immer wütender wurde, je mehr er sich erfolglos gegen ihn zu wehren versuchte. Es war liebenswert. Doch irgendwann hatte selbst Axel genug davon ihn zu ärgern und ließ ihn unerwartet los, sodass er vorn über fiel und nur stolpernd sein Gleichgewicht wieder fand. „Wir sollten mit diesen Spielereien aufhören“, sagte er ernst, „dein Bruder wartet bereits auf uns.“ Sora drehte sich böse zu seinen Schwager um. „Das habe ich doch schon die ganze Zeit gesagt!“, regte er sich auf. Axel lachte nur über seinen kleinen Wutausbruch und auch ich konnte mir ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. Der größere streckte sich ausgiebig, nur um kurz darauf wie zufällig, seine Hand auf den Kopf des Brünetten zu legen und ihn mit spielerischen Mitleid, sein Haar zu tätscheln. „Tja, das Leben ist nicht fair.“ Sora knurrte nur und schüttelte seinen Kopf, so fiel Axels Arm auf seine Schulter und gab ihm so die Gelegenheit, ihn einfach Richtung Tür schieben zu können. „Es war schön, dich kennen gelernt zu haben – oder was man sonst so sagt“, wendet sich der rothaarige nun an mich. Ich schnaubte nur verächtlich und vergaß für ein paar Sekunden, wer da eigentlich vor mir stand: „Du wusstest nicht mal wer ich bin!“ Mein Chef grinste mich nur und zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Und? Jetzt kenne ich dich doch“, meinte er leichtfertig, „das genügt mir. Außerdem bist du nicht gerade mit großen Taten aufgefallen, sodass du für mich interessant gewesen wärst. Schade eigentlich, du bist süß.“ Er lachte, als ich ihn nur irritiert angucken konnte. Ich war mir nicht mal sicher, in welcher Hinsicht das gemeint war. Irgendwie schien er Zweideutigkeiten zu mögen, wenn ich seinen amüsierten Gesichtsausdruck richtig deutete. Ich hatte keine Zeit, um darüber nachzudenken, denn schon wurde Sora einfach in einem halben Kreis gedreht und Richtung Tür geschoben. Ohne sich noch einmal umzudrehen, winkte er mir zum Abschied und schob den kleinen einfach aus den Raum, ohne ihm die Chance zu geben, sich selbst von mir verabschieden zu können. Ich blieb fassungslos zurück und musste diese neuen Informationen erst mal verarbeiten: Axel – mein Chef – war also der Schwager von Sora und verrückt – wenn ich es richtig deutete. Diese Erkenntnis sollte mich wohl nicht überraschen, wenn er mit Sora befreundet war – wenn man es denn als Freundschaft bezeichnen wollte. Doch passte es trotzdem nicht zu dem Bild, das ich einst von meinem Chef hatte: souverän und sein Handwerk verstehend. Eine Illusion, die nun komplett zerstört war. Die wenigen Male, wo ich ihn in den langen Jahren, die ich hier arbeitete, gesehen hatte (meistens nur beim vorbeigehen auf den Flur), war er mir so vorgekommen. Ich seufzte. Wahrscheinlich bewies es einfach nur, wie schlecht meine Menschenkenntnis war. Davon mal abgesehen, das ich an einer Hand abzählen konnte, wie oft ich ihn begegnet war. Kein Wunder, das er überlegen musste, wer ich war. Trotzdem war ich beleidigt über diese Tatsache, arbeitete ich doch hart für diesen dummen Verlag. Wütend schaltete ich den Computer aus und machte mich auf den Weg ins Wochenende. Schließlich gab es keinen Grund, um weiterhin hier zu sein und Überstunden zu machen, wenn die beiden auch einfach so in den Feierabend gingen. Grummelnd verließ ich das Büro mit dem Gedanken, mich irgendwo abreagieren zu müssen. Wahrheiten taten weh, doch diese Wahrheit war wie ein Tritt in mein Geschlechtsteil. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)